Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 28, 1907, Image 3

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    Herbststurm.
Roman von Ida Boy-Ed.
(2. Fortsetzung.)
„Zart? Ich weiß nicht. Seelisch
aufgerieben hatte sie sich. Alle Kräfte
verbrannt in den täglichen Leiden ei
nes überfeinen Herzens. Da ist dann
kein Widerstand, wenn was Körper
liches kommt. Es war ja bloß 'ne
Lungenentzündung. Und sie wandte
sich schon zum Guten. Aber für eine
Relonvaleszenz und ein echtes, starkes
Ausblühen reichten Muth und Wille
nicht. Kann sein, daß sie manchmal
gedacht hat, es sei am besten, sie gehe.
Tod ist was Starkes. Er überredet
oft besser als das Leben. Ich weiß,
daß Nadine dachte, die Trauer um
sie wird die vereinen, die sich aus Ei
fersucht auf sie nicht finden tonnten.
Na und in dieser fixen Idee, die ja
auch in ihrem Testament zum Aus
druck kam, ist sie dann so sachte hin
gelöscht."
Der Bürgermeister schüttelte miß
billigend den Kops.
„Frauen lieben immer zu viel oder
zu wenig", sagte er, „das ist das
ganze Geheimniß aller Eheleiden und
aller Herzensgeschichten mit bösem
Ausgang."
„Du sängst an zu laufen", mahnte
Berthold. Denn der Bürgermeister,
in der temperamentvollen Energie sei
nes Wesens, vergaß sich immer beim
Spazierengehen und verfiel rasch in
ein immer schnelleres Tempo.
Und nun erzählte Berthold, unwill
kürlich sehr langsam gehend und oft
stehen bleibend.
„Ich kam einige Wochen, nachdem
Hagens geheirathet hatten, als Rechts
anwalt hierher. Ich war jung, An
fänger und suchte, wie man in solcher
Lebensepoche thut, vor allen Dingen
gesellschaftliche Beziehungen anzu
knüpfen. Ich machte auf den umlie
genden Gütern Besuche und natürlich
aus Rothe Heide. Man sah dort in
den ersten beiden Jahren viel Gäste
bei sich. Auch ich wurde sehr freund
lich aufgenommen. Beiden Gatten
muß ich ein gutes Zutrauen eingeflößt
haben, denn bei der ersten Gelegenheit
wurde ich ihr Rechtsbeistand. Es han
delt« sick damals um einen Prozeß
mit der Stadt Wachow und um die
Ablösung einer alten Gerechtsame.
Die Sache ging gut für Hagens aus,
und vielleicht um dieses glücklichen
Debüts willen, vielleicht weil wir uns
mehr und mehr in Freundlichkeit fan
den, bin ich dort Sachwalter geblieben
bis auf den heutigen Tag."
»Dann versteh' ich aber nicht, wenn
du so standest, daß du der Frau
nicht sagtest, ihr Testament sei Un
sinn", sagte der Bürgermeister.
„Nimmt man einer Sterbenden die
Hoffnung, die ihr den Tod süß
macht?" fragte Berthold ernst.
„Kinder, Kinder, was für Sachen!"
kostete schließlich noch am wenigsten
Nervenkrast.
„Den ersten beiden Jahren, die für
sie ging in ein Bad, vollendete aber
nie die Kur. Ich sah es wohl: sie
flohen sich, weil die Spannung zwi-
Sehnsucht noch unerträglicher. Die
Frau zumal wollte offenbar lieber
in setner Nähe leiden als fern von
Hm in öder Ruhe hinleben."
„Frauenart!" schaltete Mandach be
stätigend ein.
»Nun, und endlich kam jene schwe
re Erkrankung. Ich wurde gerufen,
weil Nadine Hagen ihr Testament
machen wollt. ES war ein scharfer
Winter - Nachmittag, als ich mit dem
Notar Zusuß hinausfuhr. Um den
Schlitten pfiff der Nordost, und das
nadelspitze Schneetreiben stach uns die
G«sichtshaut, bis sie stramm war.
Unsere Pelzmützen waren wie mit
Salz bestreut. Es sah aus, als ob
sogar der Wald fröre, so kahl standen
die Stämme hier an diesem selben
Weg. AIS wir in Rothe Heide an
anfall? Man setzte
und mich vor einen mit gastlicher
Ueppigkeit hergerichteten Vespertisch.
Zufuß, der hier nur sein Geschäft
hatte, genoß die Erwärmung mit al
len Nuancen und fand Behagen an
Ofen, Thee. Kognak, Gänseleberbröt
chen. Gott, jede Kleinigkeit von dem
Nachmittag ist mir ja unvergeßlich!
Ich hatte aber zu viel Unruhe und
Theilnahme in mir und lief auf und
herabhing und so friedlich aus den
schmausenden Zufuß herabschien, als
schliche im HauS keine Tragik herum."
dt»« di« Paus«, die Berthold jetzt
machte, war ihm zu lang. Er war
immer für das unaufhaltsame Vor
wärtsschreiten der Ereignisse, im Le
ben wie in der Erzählung.
»Hagen selbst ersparte mir das
todte Warten. Er ließ mich bitten,
hinaufzukommen. Ich fand ihn in
einem Raum, den ich sie manchmal
»unser Zimmer" hatte nennen hören,
womit es von ihren und seinen und
den Gcsellschaftsräumen zärtlich un
terschieden werden sollte. Es lag ne
ben ihrem Schlafzimmer, und es
mußte den Eindruck machen, als ob
hier zwei sehr erfahrene, sehr ästhe
tische. sehr verliebte Menschen alles
herbeigetragen hatten, ihrem innigen
Beisammensein einen rechten Rahmen
zu geben. Es war so ganz, was man
ein „Nest" nannte, ein Dichter und
eine liebende Frau hatten es geschaf
fen. Kunst und Luxus ihnen dazu die
Mittel gegeben. Und schließlich mag
dieser Raum wohl mehr Thränen, be
schwörende Gespräche und dumpfes
Hinbrüten gesehen haben als lachende
Küsse. An jenem Abend, in der raf
finirt abgestimmten Beleuchtung, die
den Raum warm füllte, berührte es
mich nun sehr eigen, Hagen gerade da
zu finden. Du weißt, er ist eine un
gewöhnliche Erscheinung, in Wahrheit
auch für Männergeschmack ein stattli
cher Mann. Und all' diese gleißen
den, goldgestickten Stoss», diese brei
ten Ruhelager, der ganze phantastisch«,
reich« Prunk des Raumes hatt« mir
plötzlich etwas Krankes. Hagen drückte
mir die Hand. Es war etwas hilflos
Verlegenes an ihm. Wie bei einem
Menschen, der seiner selbst nicht stch«r
ist, ob «r die von ihm erwarteten
Mienen zeigt, ob sie genau so, wie er
sie zeigen kann, schicklich sind. Ich
hab« das oft b«i d«n Familienmit
fallen.
Arm, um zu zügeln, und fuhr s^rt:
.Hagen sagte mir, seine Frau habe
eine Ohnmacht gehabt, der Sanitäts
rath Heimgarten sei noch drinnen.
Aber wir wollten nun hineingehen,
sehen, wie es stehe, und ich möge an
ordnen, was am "Bett der Frau
herzurichten sei, Tische, Lichter und
so weiter, um nach Vorschrift das
Diktat ihres Willens entgegenzuneh
men. Er sprach es auch aus, daß er
zimmer. Es war nicht sehr dunkel.
Die Leidende liebte das Licht. Sie
lag steil gestreckt und lang auf ihren
seiner ganzen Seele an der hinschwin
denden Frau. Das sah man. Ich
sah den zärtlichen, angstvollen, be
sie hinüberwirken lassen. Er liebte sie
unaussprechlich."
Nachdem Berthold eine Weile ge
schwiegen hatte, fuhr er fort: „Ich
verstand nun die unfrei verlegene
Haltung des Mannes und sein etwas
konventionelles Reden von vorhin. Er
fürchtete sich davor, unmännliche Angst
walt seines Blickes traf ihre hindäm
mernde Seele. Die Lider zuckten. Sie
hoben sich. Das ganze Wesen des
Mannes war heiße Liebeserwartung.
flüstert«: „Andre?", und da» mühsam«
Auge ging suchend umher."
Berthold macht« wieder eine Pause,
von der beklemmenden Erinnerung be
drängt. Und auch sein Wanderge
fährte schwieg. Sie standen beide still.
„In diesem Augenblick, in diesem
furchtbaren Augenblick drängte sich
noch einmal die ganze Tragik ihres Le
bens zusammen. Dem Mann flackerte
ein rasches, heißes Roth über das Ge
sicht. Er, d«r zärtlich wartend, lau
standen,. erhob sich mit schroffer Ge
bärde. Jede Miene an ihm, jede Linie
war Bitterkeit. Stell dir das vor:
den letzten Liebesblick, das letzte, süße
ein anderer Name in's Gesicht der
d«s SohneS vielleicht der des Soh
nes! Wenn «S nicht der d«S ersten Gat
„Mir kam es so vor, als habe die
Frau das Wort, das ihr Mund viel
leicht unbewußt sprach, erst recht be
griffen, als ihr eigenes Ohr eS ver
nahm. Ueber das kalkweiße Gesicht
huschte eine beängstigende Röthe. Die
Lider öffneten sich weit. Der Blick
sie auch hingegangen. Ich glaube, ihr
letztes, klares Denken war. Mann und
Sohn mit der sorgsam abgemessenen
Pferdes. „Darf man denn im Rothe
„Eigentlich nicht. Vielleicht ist er's
selbst," meinte Berthold.
Langsamkeit Schritt um Schritt den
Boden stampften.
Die beiden Männer traten zurück,
denn der Weg war gerade wie abge
messen für die Brette eines Wagens.
Sie nahmen zwischen zwei Hainbuchen
sagte er leis«, txnn er dachte in d«m
Mom«nt nicht daran, daß der Bürg«r
m«ister sie schon kannte.
einer Puterhenne. Aus dem nervösen
kleinen Gesicht, dessen zarte Züge von
allers«insttn Runzeln wie Plissirt wa
ren, plierten halbgeschlossene Augen:
kelsilbrig schimmernd wie Chinchilla
fell. DaS lebhafte Auge in dem
männlich regelmäßigen Gesicht beschäf
tigte gleich jedes, der seinem Blicke be
gegnete. Er verrieth ein immer be-
Nein, der B»tiznzneist«r sah sich
keine Männer an? fremde Männer in
teressirten ihn nicht, und bei denen, die
Er hatte aber einen sicheren und ra
schen Blick für Frauen in aller Ob
jektivität versteht sich, denn er konkur
rirte nicht mehr. Nie und unter keinen
Umständen.
Und da saß neben der steilen alten
Dame ein prachtvolles Wesen. Man
dach taxirte diese junge Dam« auf acht
zehn Jahre. Konnte auch zwanzig
sein.
bei den Amerikanerinnen findet und
von Gesundheit und vollkommener
Körperpflege viel verräth, dachte er.
Die rostbraunen Haare fielen auf.
Alles fiel auf: die blauen Augen un
ter den dunklen, schön gebogenen
Brauen, die gerade Nase, der rothe,
wunderschön gezeichnete Mund.
„Eine Schönheit, ekne veritable
Schönheit," dachte der Bürgermeister,
„wie kommt der Glanz in unsere Hüt
ten, vielmehr auf unsere Kuhweiden?"
Nun war der Wagen gerade vor
ihnen. Berthold und der Bürgermei
ster grüßten die ihnen wohlbikannte
alte Dame. Und jetzt sah auch Hagen
die Freunde.
Warum er erröihete er, der sllnf
undvkrzigjährig« Hendrick Hagen, «in
Mann, der gewohnt war, der Öffent
lichkeit sein Innerstes preiszugeben,
und der demnach gegen all«S Erröthen
abg«härtet fein sollte daS mochten
die Götter wissen.
Bürgermeister Mandach dachte aber
immerhin: „Ei ei!"
Hendrick Hag«n hielt sein Pferd an,
das die langsame Gangart hinter dem
Wagen schon voll nervösen Unwillens
ertragen hatte und nun kurbettirte und
der festen Faust seines Reiters zu
dem Wege zu mir?" fragte er.
„Auf deinem Wege, aber nicht auf
dem zu dir." scherzte der Bürgermei
ster! „wir v«rlaus«n die Freuden mei
nes Geburtstages."
„Gratulire noch! Aber geht doch nach
Rothe Heide. Ich bitte Sie, Herr Dok
tor. Feiern wir bei mir ein wenig
nach. Ich hole euch noch bequem wie
der ein. Ich geleite nur Frau von
Benrath und das gnädige Fräulein bis
an die Grenze von Jserndorf und ga
loppire zurück. Abgemacht?"
„Abgemacht!" sagte der Bürgermei
ster, „gerade spür ich schon den Nach
durst aber davon nachher —"
Hagen grüßte und nickte und ritt
dem Wagen nach, der indeß langsam
und ein wenig wiegend weiter gerollt
war. Man sah über die Lederfalten
des herabgeschlagenen Wagendaches
von hinten noch das kleine, gethürmte
Kapotthütchen und tiefer neben ihm
einen großen, kühnen, dunkelblauen
Hut, den blasse Blumen unter und über
seinem breiten, vielfach gebogenen
Rand zierten.
Nun traten die Formen d«S Reiters
und seines Thieres zwischen das Bild
und die Blicke der nachschauenden
Männer.
„Was sagst du?" fragte der Bürger
meister den Advokaten.
„Nichts, "antwortete Doktor Bert
hold gleichmllthig.
„Du bist ein Mensch ohne Vorge
fühle," sagt« d«r Bürgermeister un
willig.
„Was soll ich wohl für Vorgefühl«
haben, wenn ich sehe, daß Hendrick
strecke geleitet?"
errothete. agte andach zu
lch geht
zählt," meinte Berthold.
„Er hielt sich zu jener Zeit an einer
landwirthschastlichen Hochschule auf
weiß nicht mehr. Berlin, Hannover,
„Na, aber dann was war dann
natürlicher, als daß die erwachende
Frau nach ihm rief. Eine Mutter!
Gott, wenn ich an meine alte Mutter
danke —" Und dem starken, großen
Mann klang ein bißchen Weichheit
durch die enorme Stimme.
scheint, was nur von fern in das Ge
biet seiner fixen Idee hineinspielt?"
fragte Berthold. „Und ich sage dir
gekannt. Das Aeußerlich« bezeugen
aber die Bilder."
Nun erlosch der Goldglanz, der
durch den prahlerisch bunten Wald
hingespielt hatte, und auf einmal war
die ganze vorzügliche Farbenorgie
nichts mehr als ein weller Todten
schmuck auf dem Sarge des Sommers.
Die feierliche Glückstille, in der die
Schönheit getaucht gewesen war, ver
wandelte sich zu einem ernsten, fast dro
henden Schiveigen.
In der Tiefe, zwischen den Stim
men und dem braunfahlen Buschwerk,
entstanden seltsame lila Nebel fein und
dünn als Borboten der langen, kraft
losen Dämmerung des Nordels.
„Die Tage und die Menschen bei uns
werden langsam alt," sagie Berthild
gedankenvoll.
„Soll man das grausam oder milde
finden?" fragte der Bürgermeister und
beantwortete es gleich selbst.
„Kommt wohl auf Umstände an.
Wenn einem noch ein bißchen Nach
glanz zutheil wird, mag man's milde
empfinden. Wenn nicht, fühlt man
wohl zu sehr mit frischem Herzen den
Tod der Jugend. Weiß der Deubel,
D»ktor seit heut früh, seit mir
Fräulein Poniirlich den Kuchen neben
die bekränzte Tasse gesetzt hat, komme
ich aus den Betrachtungen nicht her
aus. Pharus am Meer des Lebens."
Seine Haushälterin, die auch alle
gröberen Arbeiten des kleinen Jungge
sellenheims besorgte und ganz Hinge
bung für den Bürgermeister war, hieß
eigentlich ungemein kleinbürgerlich
Minchen Kiiselau, Aber sie nannte al
les, was zierlich, sauber, niedlich war,
mit süßer Betonung „poniirlich" und
hatte deshalb schon in der ersten Woche
ihrer Wirksamkeit.den Beinamen von
ihrem Herrn bekommen, den sie mit
seligem Lächeln, gleich einer zärtlichen
Schmeichelei, anhörte.
„Man hat so seine Tage," gab der
Doktor zu.
„Ich ende noch damit, daß ich Apho
rismen herausgebe."
„Na. es würden schon lesbare und
nachdenkbare dabei sein."
da hätten wir ja das Chateau —"
Im Abendglanz breitete sich nun, da
sie aus dem Wald traten, eine ruhe
volle und stolze Landschaft vor ihnen
auZ.
Es war Flachland, und der weite,
weite Himmel, der sich über dieses hin
spannte, schimmerte in verblassenden
Blau bewahrten, aber wie mit einem
metallischen, zarten Grau durchwebt
waren eine unbestimmbare Färbung
ruhigen Formen.
Er paßte in das Flachland. ES
war «in Herrenhaus mit Giebeln und
traulich.
Dieser Park, der als schwarzer Aus
schnitt nun vor dem Horizont stand,
tenS von der blauschwarzen Fluth.
Ueber sie hinweg schweifte der Blick
in's Grenzenlos«.
„Ich weiß nicht, Es ist wohl sehr
„Niemals ist mir ein Mensch will-
Berthold. Ich habe Wichtiges mit
Ihnen zu sprechen."
„Störe i^?"
Dingen bist du klüger als Berthold uns
ich," sagte Hendrick Hagen.
„Klüger? In der Theorie. In der
5aS, was inan immer für andere Leute
„Was Besonderes?" fragte Berthold
eigentlich zerstreut a«S seinen Gedan-
beschaulichen Friedens, seit einem
Jahrzehnt der Schauplatz quälendster
Seelenkämpfe gewesen war.
„Mein Stiefsohn kommt zurück,"
sagte Hendrick Hagen.
Und nun schwiegen sie alle drei.
Denn dies Wort war gewesen wie eine
schwere, bleierne Hand, die sich auf die
Lippen legt.
2.
Der zerfließende, in Kupfergluth
flammende, rothe Riesenfleck war vom
Horizont nun ganz verschluckt worden,
und der Vorgarten des Rothe Heider
Herrenhauses lag licht- und schattenlos
in seiner gefälligen Anordnung da.
Sie sich ein wenig an den Ro
g«schor«nen Hecken fehlten, so waren
doch die langen und runden Blumen
beete voll Symmetrie um den Mittel
punkt eines Springbrunnens geordnet.
Es rieselte freilich zur Zeit kein Was
ser aus den Mäulern der Fische, die
einig« Putten an Felsstücke hinanzu
schlepp«n schienen, und die dunkelgrüne
Bronzegruppe in ihrem hohen Aufbau
ragte stumpf und trocken aus der stil
len Wasserfläche, die eine kreisrunde
Steineinfassung umschloß. Auf all'
den Beeten, die vcm schmalen Buchs
kanten gegen die kiesbestreuten Wege
abgegrenzt wurden, sah man noch
bunte Farbenflecken dünn gesät oder
dicht gedrängt, je nachdem die Blumen
ihr letztes Blühen gegen das Heran
schleichen des Herbstes zu vertheidigen
In der Front des Hauses, dem Blu
mengarten zugewandt, sprang eine
große Terrasse vor, von einer Sand
steinbalustrade abgeschlossen und durch
keinerlei Treppenstufen mit dem Gar
ten verbunden. Der Eingang in das
Haus befand sich seitlich in einem
architektonisch besonders kenntlich ge
machten kleinen Vorbau. '
Hier warteten der Bürgermeister
und Doktor Berthold auf Hagen, der
sich wieder von ihnen getrennt hatte,
um fein Pferd hinten herum auf den
Wirthschaftshof zu führen.
Sie brauchten nicht viel zu warten.
Hagen bog schon bald vom Park her
um das Haus.
Er war plötzlich gesprächig, fast ein
wenig aufgeregt. Die Freunde sollten
es sich nur gemüthlich machen und ihn
noch einmal fünf Minuten entschuldi»
rath besuche nicht mehr Maurers Got
tesdienst in Breithagen selbst, wo
Jserndorf und Rothe Heide eingepfarrt
dieser Höflichkeit sei aber offensichtlich
Thee gewesen, denn sie habe Kopfweh
gehabt und ihr nervöses Frostgesiihl in
den Knieen, woran sie ja immer leid«.
gedacht hätte, besonders auch, weil
Hendrick Hagen von der jungen
Dame keine Silbe sagte.
Aber hier, in diesen Räumen, verbot
und die kleinen Tische und die Liege
stühle. Man hatte noch die ganze
SommerauSstafsirung da gelassen,
lustrade.
(Fortsetzung folgt.)
Instruktion. Student (zur
les): „Also, Zenzi, merken Sie sich,
wenn ich „Zahlen" rufe,... dann zahle
ich wirklich! Ruse ich aber „Schnell
Für die Küche.
KalbSnierenbraten mit
Sahne. Man nimmt die Knochen
aus dem Nierenstück, reibt es mit
Salz und weißem Pfeffer ein, rollt
das Fleisch zusammen und umbindet
eS mit gebrühtem Bindfaden. In
der Pfanne läßt man ein Stück But
ter schmelzen, fügt dazu eine Nein«
Zwiebel, eine zerschnittene Mohrrübe,
2 kleine Citronenscheiben, ein Lorbeer
blatt und I Pfefferkörner, läßt das
Fleisch im Ofen bei fleißigem Begie
ßen solange braten, bis es hellbräun
lich und weich ist, nimmt es heraus
und stellt es nachdem vie Fäden ent
fernt sind, warm. Die Brühe wir»
durch ein Sieb gerührt, entfettet, mit
einer Obertasse saurer Sahne, in vie
man einen Eßlöffel Mehl verrührte,
und mit I—21 —2 Löffeln Essig oerlocht
Schweinefleisch in Roth
wein. Anderthalb Pfund nicht zu
fettes Schweinefleisch schneidet man
in große Würfel. In 3 Unzen wllrs
ausgelassenem Sp«ck läßt man «ine
bis zwei zerschnittene Zwiebeln gelb
lich rösten, giebt das Schweinefleisch
etwas Rothwein und Wasser gar dlln
ften. Wenn das Fleisch weich ist, fugt
man einen Eßlöffel Sahn« dazu, läßt
all«S gut verlochen, schmeckt ab und
r«icht Makkaroni oder durchgerührte
Kartoffeln dazu.
Thüringer Klops. Auf ein
Pfund fein gehacktes Schlvein«fl«isch
nimmt man zwei Eier, eine Messer
spitz- voll geriebener Zwiebeln, Salz,
Pfeffer, abgeriebene Citronenschale
und so viel geriebene Semmel wie
nöthig sind, um die Klopse zu sor
miren. Dann kocht man si« in fol
gender Sauce gar: Man setzt Kno
chenbrühe auf, die mit allen Küchen
gewürzen, wie Lorbeerblatt, einige»
Nelken, Kapern, einem Eßlöss«! klti
ner Zwiebeln und geriebener alter
Semmel, zwei Citronenscheiben, Pfef
fer und Salz reichlich versehen wird,
bringt alles Genannte zum Kochen,
legt die Klopse hinein und läßt sie
darin gar werden. Nun hat man noch
einig« Sardellen fein zu wiegen, mit
Butter kurz geschmort, läßt man sie
durchlochen. Kurz vor dem An
richten giebt man ein Glas leichte»
Weißwein dazu und läßt es durch
ziehen, aber nicht mehr kochen. Die
Sauce muß recht kurzsämig s«in.
Man servirt die Klopse mit Salzkar
toffeln.
Shortcake mit Pfirsi
chen. 1 Quart Mehl wird mit 4
ebenen Theelöffeln Backpulver und 1
Theel. Salz gesiebt. Dann reibt
man 2 Eßlöffel Butter oder gutes
Fett hinein und macht durch Zugießen
von Milch einen Teig, der schnell
durchgeknetet und 1 Zoll dick ausge
rollt wird. Nun belegt man eine aus
gestrichene Piepsanne mit 2 Lagen
Teig und läßt die Kuchen im heißen
Ofen 20 Minuten backen. Während-
Pfirsich« recht fein, läßt
nimmt die gebackenen Kuchen ausein
ander, bestreicht sie mit Butter, bedeckt
den einen mit einer dicken Lag« Pfir
sich«, b«str«ut ihn mit Zucker und legt
den andern Kuchen darauf. Man ißt
den Kuchen warm mit süßem Rahm
oder Milch.
Wi l dgeflllge lfup p e. Man
löst von übrig gebliebenen Rebhüh
nern das Fleisch ab und stellt es bei
seite, die Knochen zerstößt man im
Steinmörser. In einem Stück zer
lassen« Butter dünstet man einig«
Schalotten, ein Stückchen zerschnittene
Sellerieknolle, eine zerschnittene Moh
rrübe, 2 Unzen würfelig geschnittenen
mageren Speck (durchwachsenen Speck),
Lorbeerblatt und ein Kräuter
sträußchen bräunlich, giebt die zersto
leichte Fleischbrühe (im Nothfall ko
chendes Wasser mit Butter) hinzu, alz
man Suppe braucht, und läßt alles
man 1 Eßlöffel Butter hellbraun