Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 21, 1907, Image 6

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    Handlung ein Werk über den „guten Ton" vorlegen. Nachdem er einige
Zeit in dem Buche geblättert und gelesen hat. sagt der Lehrling leise zu
d«m Gehilfen: „Jetzt ist er auf Seite 9 . . . «r nimmt den Hut ab!"
sagt: „Aber die Sache ist doch ganz
»ritt«.
Bauer!"
JungeWittwe: „Ei, ei, Herr
Allerdings.
„Ein hübsches Mädchen, die Direk
torstochter aber schon etwas ält
lich!"
Jahre"!"
„Nach fünf Jahren erbt sie testa
mentarisch 100,tXX1 Mark!"
da steht im Schaufenster:
frische Eier"; diese Aus
schrift ist aber schon seit Neujahr an
gebracht. Da können die Eier doch
unmöglich mehr frisch sein!"
Wohlfeiles Interesse.
ein srankirtes Kuvert an mich mit, das
steckst« in den Kast«n. Wenn's an
kommt an mich, werd ich wissen, daß
gerst die Annahme!"
Phrenologe: Wie ich aus
Ihrer Kopfbildung ersehe, haben Sie
ein wunderbares Gedächtniß.
Professor: Möchten Sie nicht
Berschnappt. Richter: „Sie
Angeklagter: „Natürlich sonst
men!"
Aus der Erfahrung.
Rosa: „Ich denke, ich werde zu dem
Antrag „ja" sag«n. Es ist schließlich
besser, einen Mann zu heirathen, den
(/ '
j
Auge zu?"
bringen Sie mir doch meine Zeitung."
Marie: „Einen Augenblick. Madam«,
ich bin gleich damit fertig."
Mutter: John, wie gefällt Dir
denn Deine neue Erzieherin?" John:
„O. sehr gut". Mutter: „Ich freue
mich, daß ich endlich ein« vorzügliche
Lehrerin für Dich gefunden habe."
John: „Sie ist sogar sehr gut. Sie
Das Rechenstsempel.
Bon A. Gaber.
.Mit wem hast du denn die Qua
drille gestern getanzt, Aennchen?"
Die Angeredete, welch« «ben damit
beschäftigt war. dem vierjährigen
Kurt das Fleisch mundg-recht zu zer
kleinern, sah ganz roth aus, als sie
der Mutter über den Tisch herüber
antwortete: „Mit Walden!"
jährige Hans, der immer das hörte,
was er nicht hören sollte, und umge
kehrt, hatte' es doch aufgeschnappt.
Mit rascher Bewegung ließ er das
große Stück Wurst, das er eben zum
Munde führen wollte, wieder sinten.
„Herr Walden? Das ist ja uns«r
Klassenlehrer! Hurra, nun werde ich
versetzt!"
„Na, wenn du dich man nicht
irrst!" warf die zehnjährige Grete
ein, die etwas neidisch darüber war,
daß Hans nun scheinbar bessere
Chancen hatte als sie. „Wenn Herr
Walden gerecht ist"
„Gewiß ist er gerecht!" warf Anna
«ifernd dazwischen. „Ueberhaupt der
tüchtigste Lehrer, den es gibt, ja, das
ist er. Wie der über alles spricht,
bins!"
„Eigenarten! Da siehst«. Mutter,
da hast« «s!" unterbrach Grete alt
klug. „Jedes Kind ist eben anders,
das ist doch richtig. Ja, bei dem Leh
rer möchte ich auch Stunde haben!"
Ww' st H Wld '
ruft! Wach auf!"
schwierigste Frag«, sein knappes Ge
„Anders als Ihr Bruder Hans!"
sagt er seufzend.
„Ist denn Hans wirklich so
lacht. '
sich ihm die entscheidendeFrage auf
die Lippen! aber er schweigt. Er will
es sich zu Hause erst einmal alles
er reden.
Als Annchen uach Hause kommt,
nimmt sie ihr Tagebuch vor. Ein ein
faches, blaues Heft ist es, es unter
scheid«! sich gar nicht von d«n anderen
Arbeitsheften! aber das will sie ge
rade. So ist es am sicherst«» vor d«n
neugierigen Blicken der anderen. Heute
stellt sie ein richtiges Exempel auf;
sie rechnet aus, was ein Hausstand in
der hübschen kleinen Wohnung wohl
kosten würde, die sie heute gesehen hat.
Zwei, drei Exempel schreibt sie nieder
und dann rechnet sie das Gehalt
eines Lehrers mit dem Gelde zusam
men, das sie durch Privatstunden zu
verdienen hofft. Eine ganze Menge
bleibt übrig; da nickt sie befriedigt.
Hans sieht sie forschend an. Äine
Rechenaufgaben sind heute so schwer,
daß er sie unmöglich machen kann.
Er hat auch gar keine Lust, sich den
Kops zu zerbrechen, heute. Sein blitz
artig arbeitendes Gehirn hat sich
Herr Walden ist doch dein
chenhand schließt ihm den Mund.
Das ist ihm noch nicht passirt, daß
Annchen schlägt. Sie wird es doch
Als Annchen Herrn Walden das
Tagebuch ihr Rechenexempel! Glü
hende Nöthe überzieht ihr Antlitz.
Und da faßt er nach ihrer Hand und
sagt alles das Liebe und Gute, was
er für sie im Herzen getragen hat bis
jetzt, in den kommenden Frühling hin
lehnt schüchtern ihr Haupt an seine
Schulter. Und in d«r stillen, entlege
nen Straße, gerade vor dem Neubau,
da gibt er ihr den ersten Kuß.
Hans wird nicht versetzt werden zu
und er weiß es auch schon,
und die Mutter auch. Doch er ist nicht
im mindesten unglücklich darüber,
sondern er freut sich, daß er noch bei
dem Lehrer bleiben kann, der sein
ist von allen Exempeln, die er bis
jetzt verbrochen hat, dieses mal ein
richtiges.
Loo des Lebens Nachmittag.
Leute, die noch im Morgen o«s
ebens stehens, wollen gemeiniglich
wenig von d«r airlxren Hälfte txs Le
lässig, unermüdlich, in unabänder
lichem Wegmaß vor. Glauben wir,
si- steh- am Zenith, ihre Leuchtkraft
sei am höchsten ihre Wärmegluth am
reichsten,ihre belebenden Strahlen am
wirksamsten, so ist sie doch unmerk
lich schon ein klein w«nig weiterge-
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Thätigkeit von Nutzen sieht, ist sie
nicht alt.
von uns pflegen!" spricht der Mund
der Tochter. Und sie glaubt, gut
und richtig zu handeln. In Wahr
heit nimmt sie der Mutt«r mit der
Segnungen der Pflichterfüllung fort.
Deshalb bleibe solang« wie irgend
möglich am Ruder d«in«s Lebens
schiffes, liebe L«ferin, und hast du
daheim keinen Pflichtenkreis mehr,
so schaffe dir «inen n«u«n in den zahl
r«ich«n Wohlthätigkeitsbestrebungen,
in denen alle Kräst«, besonders die
die zum Hände in den Schoß legen
kein« Zeit läßt, in der Arbeit mit
geistigem G«nuß und körperlicher Er
holung abwechselt, erhält dich frisch
bis ins hohe Alter. Nur immer
ein thätiges Mitglied der Menschen
gemeind« bleib«n. Schlägt dann ein
mal dein letztes Stündlein, so bist du
wie der Arbeiter, den Freund Hein
bei vollem Schaffen überrascht.
Dein« Hand darf ihre Geschicklich
keit nicht verlieren, sie muß täglicher
Gewöhnung bleiben. I« mehr du sie
in Uebung erhältst, desto gewandt«:
wirst du si« finden. Niemals sollte
eine gesunde Frau sich beim Aelter
w«rd«n von anderen Händ«n anklei
den, frisieren usw. lassen. „Meine
Finger wollen nicht mehr!" darf
langes Rasten die manuelle Gewandt
heit «rst «in, so ist es zu spät.
Die Beschäftigung mit geistigen
wach, lebhaft, voll Interesse ist,
brauchen wir das Alter nicht zu
fürchten. Aber der Geist will wie
der Körper und die Hand eine täg
liche Schulung, eine tägliche B-schäs
tigung. An des Lebens Nachmittag,
wo die harte, grobe Morgenarbeit
vollendet ist,sollst du viel lesen, durch
Lektüre mit dem täglich weiterschrei
tenden Geist der Zeit in Verbindung
bleiben, deine Kenntnisse auffrischen,
die während all der schweren Arbeit
nicht immer die nöthige Berücksichti
gung und Wetterführung finden
tonnten.
Wir sind niemals zu alt, um zu
lernen. Deshalb bist du auch an
des Leben Nachmittag noch imstande,
«ine neue Sprache zu studieren oder
dein Klavierspiel zu vervollkomm
nen. Ich kenne eine Dame, die erst
in ihrem sechzigsten Lebensjahre mit
dem Malen begann. Während ei
nes arbeitsreichen Lebens hatte sie
nie Zeit gehabt Stunden zu nehmen.
Nun wo das letzte Kind das Haus
verlassen hatte, griff sie auf ihre alte
Schwärmerei für Pinsel und Palette
zurück, und die Malerei wurde ihr
zur Trösterin und Gefährtin für die
Einsamkeit des Alters, dessen Nahen
si: nicht spürte, weil sie zuviel zu
thun hatte, um auf sein Heran
schleichen svnd«rlich viel achten zu
Willst du noch Zauberformel für
das Jungbleiben, liebe Leserin? Sie
heißt: „Alles interessirt mich!" So
lange du für alles und alle warmes
Interesse behältst, solange bleibst du
selbst interessant für die Menschen.
Es gibt Großmütter, denen die jüng
sten Backfisch« lieber ihr Herz aus
schütten als der Mutter! zu denen
die Enkelsöhne mit Begeisterung je
den freien Augenblick lausen: zu denen
sich die Jungen genau so hingezogen
fühlen wie die Alten. Diese selte
nen. glücklichen Frauen, denen nach
zueifern unser ernstes Bestreben sein
sollte, haben es verstanden, sich den
Sin.i für die Jugend, ein warmes
Herz für alles Junge, Gute, Schöne
zu bewahren. Sindwir erst unzu
frieden. rechthaberisch, zänkisch, law
nisch und leidlich das Alter, sagt
man, soll diese Eigenschaften gern
Beliebtheit! ° ' ""
Und nun noch eine große, große
Hauptsache: Laß dich in deinem Aeu
ßern nicht gehen! Gleich wie wir am
Nachmittag uns besser kleiden, uns
sorgfältiger zurechtmachen als am
Arbeitsmorgen, so sollen wir auch an
des Lebens Nachmittag Werth und
Sorgsalt auf unsere äußere Erschei
nung legen. Jetzt, wo die äußere
Schönheit unseres Körpers vergangen,
spielt eine gediegene, kleidsame Tracht
eine ganz andere Rolle wie damals,
wo unsere blühenden Wangen alles
überstrahlten. Eine beachtenswerthe
Regel besagt: „Laß das Gesicht stets
jünger erscheinen als den Anzug."
Durch ein beizeiten auf den lichter
werdenden Scheitel gefetzteo Blonden
Häubchen es braucht nur wie ein
zierlicher Schmetterling auf deinem
Haupt zu thronen gefällst du dem
Kennerauge besser als durch gesuchte
Jugendlichkeit des Anzugs, die nu>
dich, nicht aber die anderen täuscht.
Würde sei der Stempel der Toilette
einer Frau, die die Fünfzig über
schritten. Die Grazie der Großmut
i«r besteht in der ausgesuchtesten
Nettigkeit t,on der Fußspitze bis zur
Halskraus«.
schon ausgew«id«te Hübner bestell«n
will: „Bringen Sie mir, bitt«, also
drei Stück Hühner, aber schon
sezirte!"
Wirth. I» einer Gastwirthschaft
im südlichen Schleswig hatt« ein
Radfahrer «in Glas Buttermilch ge
trunken. AIS tt bezahlen will, sagt
„Weil j' fünfzig Pfennig verlor'n hab'!"
„Sei nur wieder ruhig ich schenk' Dir die fünfzig Pfennig!.
Aber sag' mir, wie hast Du denn das G«ld verloren?"
„Gewürfelt hab'n wir!"
Zerstreut. Sie: „Ist es
heut« Mittwoch oder Donnerstag?"
Er: „Ich glaube, es ist schon Frei
lich hatte die Frau so gräßlich«
Zahnschmerzen, daß sie auf Tischt
und Schränke geklettert ist aber
Mann: „Ja, was soll denn das heißen, eine solche Schneiderrech
nung!... Und da lachst Du noch dazu...?"
Frau: „Ach. ich bin ja so froh, daß Du mich einmal ernst
eingeht. Peperl?" —„lch Hab's schon",
Der Pantoffelheld.
Ehemann (flehend): ..Aber. Amalie, wenn Du nun einmal mit
mir schimpfen mußt, so klopfe doch wenigstens nicht gleichzeitig da« Sopha
d«bei aus!... Was sollen denn die Nachbarn denken?!"
Seine Anficht. Mann:
„Alk, jetzt geh'n wir zum Salvator!"
Frau: „Ach nein, spare Dein Geld zu
etwas Besserem aus!" Mann: „Ja.
gibt's, denn noch etwas Besseres als
den Salvator?"
Aus der Schule. Lehrer:
„Weihnachten ist also ein Fest, das
auf den nämlichen Tag fällt?" Pe
perl: »Die Kindstauf'!"
A.: „Ich sag« Dir: es gibt Hund«,
die Klüger sind als ihre Herren!" B.:
„Das ist mir nichts neues! ich habe
selbst einen solchen."
Der Unterschi« d. Tom
my: „Was ist ein« Visite, Mama?"
Tommys Mama: „O, «ine Visit«
nun, «ine Bisite ist, wenn wir Groß
mutter einen Besuch machen." Tom
my: „Aha. Und was ist eine Visita
tion, Mama?" Tommys Vater: »Ein«
Zart ausgedrückt. Bei
einer Arrestvisite fragt der die Visite
abnehmende Beamte einen eingesperr
ten jungen Burschen: „Warum sind
Sie eingesperrt?" Hierauf antwor
tet dieser: „Bon wegen der Liebe!"
„Machen Si« hier keine Späß«!" weist
ihn der Beamte zurecht. „Herr
Rath", antwortete der Sträfling,
„das ist kein Spaß! Ich hab' näm
lich meiner Lieb« das Geldtafchl
g'stohlen!"