Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 21, 1907, Image 3

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    Herbststurm.
Roman von Ida Boy-Ed-
Den Geburtstag des Bürgermei-
Lers feierten Amtsrichter Dr. Fritz
Haldenwang und Frau Antoinette
mit einem Frühstück. Es war ein
Sonntag im September. Die kleine
Schaar der Gäste saß im vollen
Sonnenschein, der durch die^Fenster
heißen Gesichter etwas zu rücksichtslos
beleuchtete. Man hatte gut gegessen
und getrunken. Seit Bürgermeister
Mandach mit imposanter Majestät
und doch auch mit schmunzelndem
Wohlwollen hier als Stadtvater ga
stirte, war in dem engeren Kreis, dem
er gleich wie von selbst vorsah, ob
schon er darin der Neuling war, ein
lebemännischer Ton aufgekommen.
Wie lange der Bürgermeister sich in
dem Amt behaupten würde, darauf
war er selbst objektiv neugierig. Im
Allgemeinen war er nicht gut mit sich
umgegangen. Er sagte es selbst, theils
aus wirklicher Erkenntniß, theils aus
einer gewissen grandiosen Art heraus,
die sich lieber selbst scharf kritisirt,
als daß sie die scharfe Kritik anderer
Im Grunde genommen, fiel es aber
niemand ein, ihn scharf zu beurtheilen.
Er trug ja seine eigene Haut zu
Markt. Und selbst die alten Freunde,
die wohl hie und da einige Schulden
für ihn bezahlt hatten, rechneten ihm
ihre Großmuth nicht an, was doch
gewiß bedeutsam war.
Erst hatte er ein paar Semester
studirt, und von jener Zeit her
stammte seine Freundschaft mit Amts
richter Dr. Haldenwang. Sie waren
beide Rhenanen und hatten in Frei
burg unvergeßlich« Zeiten zusammen
durchbummelt. Dann als Leutnant
der Reserve ging ihm bei einem köst
lichen Manöver sein Soldatenherz
auf. Es war das reinste Lustspiel
manöver gewesen im Stil des seligen
Gustav v. Moser. Herrliches Wetter,
großartige Quartiere, bezaubernde
Schloßfräuleins, Vorgesetzte von gu
tem Humor. Mandach kapitulirte.
Aber als er ein paar Jahre die Ein
förmigkeit des Soldatendrillens ge
nossen und seine Finanzen derartig
verworren wurden, daß seinen guten
Freunden die Haare zu Berge standen
seine eigenen Kopfnerven waren
nicht so reizbar —, nahm er seinen
Abschied mit dein Titel «ines Haupt
manns z. D. Wovon er dann lebte,
schlechte Gesellschaft und jede Nach-
Sofort war er der Mittelpunkt der
Gesellschaft und der Favorit der öf
fentlichen Meinung. Sein Freund
Das Sektfrühstück an Mandachs
Nun beschien die unhöfliche Mittag
sonn« die Tafel in der Veranda und
zeigte klar, daß es hier üppig zuge
die Motkatäßchen standen vor den
Herrschaften, eine ganze Auswahl von
Schnäpsen bildet« vermögt d«r Ver
schiedenariigteit ihrer Flaschen und
Etiketten eine geradezu malerisch«
Gruppe. Sie war in erreichbarer
Nähe vor Mandach aufgebaut, und
kommen. Er ließ sich von Mandach
zum fünften Mal Hennessy, Ango
stura und Benediktiner in dem rich
nächste Woche sehr reich zu verloben,
machte Marya Keßler den Hof. Er
wurde immer tief, wenn er getrunken
sich finden. Ob Mandach es auch
noch nicht. Der „Oberst Ollendorf",
madisirter Glätte und Wohlfrisirtheit.
„Dieser Hendrick Hagen ist launen
haft", stellte Major von Lorenz fest,
„Finden Sie?" fragte der Rechtsan
walt Berthold.
nieine, es ist doch ehrlich, daß er
schreibt: verzeiht, wenn ich fernbleibe,
ich bin nicht für Festfreude gestimmt,
als daß er hier düster zwischen uns
den mißvergnügten Nobile spielte."
„Eins versteh ich nicht", begann der
Bürgermeister Mandach mit seiner
enormen Kommandeurstimme, die mit
ihren dunklen Baßschallwellen jeden
Raum ausfüllte, wo sie ertönte, „ich
versteh nicht, warum diese beiden im
mer zusammen bewaffnet auf der
Scene bleiben."
„Nothwendigkeit, mein alter Man
dach", sagte der Amtsrichter. „Keine
Abgangsmöglichkeit, weder nach rechts,
noch links. Alle Kulissen verbaut."
„Dann sollen se lieber aus'nander
losschlagen", entschied der Bürger
meister als Mann der That und kippte
einen Hennessy.
„Dje wenn's man nich noch mal
so kommt..." meinte Amtsrichter
Haldenwang achselzuckend mit sehr
bedenklichem Gesicht.
„Das wäre doch gräßlich!" rief
seine Frau, „Vater und Sohn!"
„Stiefvater und Stiefsohn!" ver
besserte Frau Marya Keßler mit fun
kelnden Augen.
„Egal, sie haben doch ein und der
selben Frau so nahe gestanden, der
eine als Gatte, der andere als Kind",
sagte Antoinette Haldenwang, „und
sie haben sie lieb gehabt!"
„Vielleicht eben darum."
„Js ja Unsinn, kommt alles davon,
wenn man's Leben schief ansieht
so durch den Winkel eines blaugefärb
ten Glases. Aber Hendrick Hagen
fiel schon im Korps auf. 'n Zug von
Pathos im Wesen. Weißt' noch,
Fritz. Na, dafür ist er ja Dichter."
„Wie ich höre, hat die Frau auch
sehr dumm gehandelt", sprach der
Major von Lorenz, „wie konnte ste
überhaupt den Mann Heirathen! Eine
von Marschner, geborene Freiin Bar
nikow! Und wird die Gattin eines
Schriftstellers. Das mußte ja schiese
Zustände hervorbringen."
„Aber erlauben Sie, Herr Major,
Hendrick Hagen ist ein sehr berühmter
Mann", sagte der Oberleutnant eifrig.
Die Aeußerungen seines Borgesetzten
fielen ihm oft auf die Nerven. Er
schätzte den Major so ein: „alter Stil.
„Dumm?" fragte der Rechtsanwalt
Berthold mit einem feinen, leisen Lä
cheln. „sie handelte sehr liebevoll.
Aber die Handlungen eines liebenden
Frauenherzens erweisen sich in ihren
Konsequenzen ja oft als schwere
„Ist denn ihr Testament wirklich so
verrückt gewesen? Und warum hast
du denn nicht einen vernünftigen Ton
mit der überspannten Seele geredet?"
fragte der Bürgermeister, der natürlich
auch schon Duzbruder von Berthold
war, obgleich er ihn erst hier in Wa
chow kennen gelernt hatte.
„Hab ich, Mandach, hab ich ob
gleich ich die Bezeichnung „überspannte
Seele" für Nadine Hagen ablehnen
muß."
„Ach, was war sie denn sonst!"
sagte der Bürgermeister voll allge
meinen Mitleids mit denen, die das
Leben nicht als Pläsier aufzufassen
wissen.
„Sie war eine mütterliche Seele",
sagte Berthold ernst und fest, „eine
von denen, die nicht lieben können,
ohne zu dienen, zu opfern, zu erzie
hen. Die schon als Bräute wie Müt
ter sind und als Mütter immer glau>
ben, die Brautstimmung könne, könne
ja nicht unwiederbringlich hinsein.
Und gerade nur so eine Frau konnt
einen Hagen wählen."
„Sie paßten gar nicht zusammen"
sprach Frau Marya Keßler halblaut,
und es war ein Zug von Hohn in
ihrem Gesicht.
„Wer möchte das entscheiden. Ich
nicht. Und wer kann wissen, wie sich
hätte."
fersüchtig sein darf", erklärte Frau
Marya. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie
selbst Wittwe sei. So setzte sie denn
künde, die ganz unwillkürlich sich in
das Gespräch schob als Zeichen, daß
jeder etwas dachte, das er nicht sagen
konnte, fühlte Marya Keßler irium
phirend, daß sie ihrerseits keinem
Mann mit einem „Anhängsel" lästig
fallen würde.
„Na, und das Testament? Man
„Ich war da!" sagte Marys Keß
ler mit Betonung.
„Na natürlich!" sprach Mandach
mit großer Unbefangenheit, daß sie
doch noch röther wurde, als sie schon
ihrem zweiten Gatten da« Gut „Rothe
Heide" als gemeinsamen Besitz hinter
lassen babe, und daß sie es nur ver
kaufen durften, wenn ein gemeinsames
Leben sich nach einigen Jahren als
gänzlich unmöglich herausstellen sollte.
Aber die Erblasserin habe die heiße
Bitte daran geknüpft, daß man sich
in Liebe suchen und finden möge schon
aus Pietät gegen sie. Und daß vor
dem fllnfundzwanzigsten Lebensjahr
deS SohneS ein Verkauf von „Rothe
Heide" unter keinen Umständen statt
finden dürfe. Es scheine, sie habe
den Sohn bis an die äußerste Grenze
seiner Jünglingzelt unter den Ein
fluß und die Bevormundung des ge
liebten Mannes stellen wollen.
Der einzige, der alle Einzelheiten
hätte bestätigen oder richtig stellen
können, war Dr. Berthold, und er
schwieg nach feiner vorsichtigen Ge
wohnheit.
Frau Antoinette Haldenwang
meinte, daß die Hagen'sche Ehe we
niger unruhig verlaufen wäre, wenn
er, der Mann, sich fester in der Hand
gehabt hätte.
„Ja", sagte Frau Marya Keßler
und hob ihr kunstvoll aufgezäumtes
Haupt voll Stolz sehr hoch, „die
Männer! Sie haben immer schuld.
Kann man anders, als sie verachten!"
Da streckte der Bürgermeister seine
weiße, fleischige, schöngepflegte Hand
gegen sie aus, die gespreizten Finger
mit der rednerischen Geste der ableh
nendsten Zweifel hin und her bewe
gend.
„Die Frauen, die die Männer ver
achten, haben gewöhnlich einen von
ihnen zu sehr geliebt", sagte er.
Alle lachten. Auch Frau Marya
zwang sich dazu. Obschon ihr Gesicht
nun glühte, was gewiß nicht vom
Kaffee und der im Raum herrschen
den, mit allerlei starken Düften er
füllten Hitze kam.
Mandachs Aeußerung erschreckte
ihren Hochmuth. Niemand, niemand
sollte ahnen, daß sie sich seit Jahren
nach dem Mann sehnte, dessen Lebens
verhältnisse hier besprochen wurden.
Schon als ihr eigener Gatte noch
lebte, wäre sie wohl bereit gewesen,
ihn und alles zu verlassen, um Hen
drick Hagen Trost und Glück zu ge
ben. Nur daß der beides nie bei ihr
gesucht hatte...
Daß ihre Sehnsucht sämmtlichen
Leuten ihres Kreises aber so bekannt
war, als habe sie im Wochenblatt ge
standen. ahnte sie nicht.
Indeß hatte Mandach in diesem
Augenblick kaum daran gedacht. Er
worden durch das Gespräch. Er er
ging sich gern in Aphorismen über
Frauen.
„Ja überhaupt die Weiber!" fuhr
rungen fort, „erst erwarten sie vom
Mann alles Möglich«, das nicht sei
ner Art entspricht, und wenn ihre
Erwartungen dann enttäuscht werden,
schreien sie Zeter über seine Herzens
rohheit."
Wenn Mandach bei seiner theuer
und fröhlich erkauften Lebensweisheit
ankam, war es um der Illusion min
der erfahrener Leute willen immer an
der Zeit, die Tafel aufzuheben.
Und Haldenwang gab seiner Frau
war auch halb fünf Uhr geworden,
und man saß seit zwölf beisammen.
Mandach sprach der Hausfrau sei
nen Dank und seine Anerkennung
aus. Er beglückwünschte den alten
Freund zu einer Gattin, die solches
Menü machen, solche Köchin halten
und solche Stimmung herstellen könne.
Draußen auf der Straße sagte
Frau Keßler: „Allnas Lob,
mung kam von Ihnen."
„Bleibt immer die Köchin, meine
gnädige Frau."
„Es war die Kochfrau Böteführ",
erklärte Marya Keßler lachend, „die
alles, was sie kann, bei mir gelernt
hat, denn sie war vor ihrer Heirath
mit dem Lohndiener Böteführ mehrere
Jahre in meinen Diensten."
„Erwecken Sie nicht in einem alten
Junggefellenherzen Vorstellungen, die"
er brach ab, lachte behaglich, rieb
sich die weißen Hände und sah sich
nach Berthold um, der Niit dem Ober
leutnant Müller nachkam. Der Ma
jor v. Lorenz hat schon die Erlaub
niß, die gnädige Frau nach Haus
bringen zu dürfen.
„Berthold", sagte der Bürgermei
ster, „gehst du mit? Ein kleiner
Dauerlauf sollte uns jetzt bekommen,
Berthold
Die jungen Linden an der Kante lie
ßen gelbe Blätter herabflattern. In
der Nähe spielten Kinder mit Mur-
nachgelaufen. Da trat Frau Marya
einen Schritt zurück und hob zugleich
ihren Kleiderrock sehr hoch auf. Es
kam eine Fülle seidener blaßrosa
Volants, von Spitzenrüschen besäumt,
Die Blicke deS Majors verfingen
sich in diesem eleganten Gewirr von
zarten Farben und Gefältel, und zu
gleich tauchte eine vage Vorstellung
von den Kosten eines solchen Klei
dungsstückes in ihm anf.
Er sagte, daß er gehormsamst um
die Tasse Thee bitte, auch wenn der
Herr Bürgermeister und Doktor Ber
thold ablehnten. In Frau Maryas
Augen leuchtete es zufrieden auf; aber
sie redete auch sofort dem Oberleut
nant Müller zu, diesen Thee mitzu
trinken; ihr schien, der Mann mache
Miene, sich dem Bürgermeister anzu
schließen. Und ein Tete-a-tete mit
dem Major wollte sie nicht noch
So ging man in zwei Gruppen
auseinander. Frau Marya mit ih
ren beiden Kavalieren zog in fürstli
cher Haltung die „Hauptstraße" von
Wachow entlang und that, als wenn
sie die neugierigen Gesichter hinter den
Fenstern nicht sähe. Sie fühlte sich
weit erhaben über all' diese Klein
städter, die nichts zu thun hatten, als
die Thaten und Mienen ihrer Mit
bürger mit Worten nachzuleben.
Doktor Bertholdt aber und der
Bürgermeister Mandach gingen zum
Thor hinaus. Dies war nur eine
sinnbildlichte Handlung, denn es gab
da, wo die Straßen Wachows sich in's
freie Feld zu erstrecken begannen, kei
nerlei gemüthlich drohende alte
Mauerthürme mehr, und die Neuzeit
hatte mit ihrem Radiergummi alle
romantisch engen Linien weggewischt.
Auch der bereiteste Wille konnte kei
nen Stimmungzauber entdecken in
diesem langweiligen Nebeneinander
von zwei oder drei Straßen, die ih
rerseits durch gerade oder schräg lau
fende Gäßchen verbunden waren. Das
ganze nüchterne Gebreite von Häusern.
Ställen, Speichern schaarte sich in
länglicher Form um den Mittelpunkt,
den die Kirche hergab. Denn sie hatte
ja immerhin ihren Thurm; auch wenn
sie an und für sich unbedeutende und
häßliche Bauten sind, haben Kirchen
doch kraft ihrer größeren Höhe immer
eine Chance: sie ragen über ihre Um
gebung fort. Dies war auch das ein
zige Verdienst der Wachower Kirche.
Dieser gänzlich reizlose Ort, dem
auch der aufopferungsvolle Verschö
nerungsverein auf keine Weise auf
zuhelfen vermochte, lag aber in einer
so anmuthigen Gegend, als habe die
Natur ein häßliches Wesen durch
stattliche Mitgift doch begehrenswerth
machen wollen.
Zunächst säumte di« Chaussee rechts
und links noch die norddeutschen
Häuschen ein, in denen Tagelöhner,
Gemüfegärtner, kleine Handwerker,
unbewußt ihrer reichen Lebensum
stände, zwischen Blumen und Büschen
hausten und es gesünder und schö
ner hatten wie manche Beamtenfa
milie in der Großstadt.
Mandach stellt« Betrachtungen dar
über an. Er ärgerte sich. Denn er
sah seine eigene Waschfrau da sitzen.
Und wie saß sie? Auf griinange
strichener Gartenbank, deren Sitz mit
einem gepolsterten Kissen belegt war.
im vollen Nachmittagsonnenschein, die
Arme verschränkt, wohlig vor sich hin
dösend, im Rücken die rothe Backstein
mauer des schmucken eigenen kleinen
Hauses, vor sich ein Blumenbeet, dar
auf noch gelbe Ringelblumen und ein
senhochstamni blühten. In der ande
ren Banlecke saß ihr Mann, hatte die
Pfeife im Mund, reckelte sich und las
in einem bekannten sozialdemokrati
schen Hetzblatt. Ja und dies war es,
was Mandach empörte. Er dachte
so'n Blatt. Er beschloß .dieser Frau,
Weg. Rechts lagerte sich eine Wiesen
der Wald an die Chaussee, ein voller,
tiefer, majestätischer Wald. Er ge
hörte schon zu „Rothe Heide". Erst
res Werthes bewußt. Der Herbst
werke aui röthlicher Bronze.
„Dies ist beinah eine Modelland
schaft: de, Herbst, wie er sein soll".
sagte Berthold; „wie das wohlthut,
wenn einmal die Natur in vollen
fall?"""'" »'tlancholische Ton
„Ach Berthold, das fragst du noch!
sten Menschen lieber. Warum? Weil
Ton. .
„Was heißt beziehungsvoll! Es ist
Das hatte Berthold nichts gedacht.
„Hendrick Hagen ja. Halden
wang ist >»ohl zwei Jahre jünger."
„Was mich anbetrifft: ich ziehe den
Herbst vor."
„Dje, Berthold, du bist auch 'n
feiner, kultivirter Kerl. Aber so der
brutale Durchschnitt... Na, und ehr
lich: legst du nicht selbst mehr Ge
wichts drauf, wenn ein hübsches Mii
eine schöne, kluge, aber schon herbst
liche Frau dir das Herz schenkt? Und
die Weiberchen? Ist ihnen ein hüb-
„Das ist ja nun 'n Tragödienstoff,
an den du da rührst", sagte Berthold.
„Um Gottes willen ,ja also
des trübselige Gespräch, ja ein bloßer
pessimistischer Gsdante ist nach einem
guten und ausdauernden Frühstück
hallen des mit Goldgesprenkel durch
wirkten Waldes hineinführte. Man
dach nickte.
„Beinah hätt ich Lust, nach „Rothe
Heide" zu gehen; was meinst du?"
„Ich finde, wir können nicht gut.
Nachdem Hagen abgesagt, hat, weil
er nicht gestimmt sei..."
„Das scheint uns gerade zu ver
pflichten, mal nach ihm zu sehen."
„Ich weiß nicht recht."
Vorerst im guten Gleichklang deS
Schrittes wanderten sie dem Weg
nach, den Herbstlaub besäte. Aber es
war noch nicht trocken und raschelt«
noch nicht um die Füße. Als weicher
Teppich nahm es vielmehr jedem Tritt
den dumpfen Widerhall.
Und in der festlichen Stille de«
Waldes klangen die redenden Män
nerstimmen sonor.
„Erzähl mir doch, was du ohne
Indiskretion kannst, von den Schick
salen Hagens. Das alles war so lang
vor meiner Zeit, und jedermann
nimmt es, als sei's frisch, sei die Be
„Jst es auch. Du weißt doch: es
gibt Lebensläufe, in die das Schick
sal so was hineinwebt wie'n fortlau
fenden schwarzen Faden."
„Liegt meist nicht am Schicksal,
liegt am oder vielmehr im Menschen",
stellte Mandach fest.
„Kann wohl sein. Ich bin nicht
indiskret, wenn ich erzähle, was ich
der zufälligen Gelegenheit gefehlt."
„Wie war die Frau? Im Jnti-
Bcrthold Uichtelte.
nes Todtschlags darzulegen. Epik
liegt mir nicht. Du kanntest Nadine
Hagen?"
war sie an ihn! Das sah man. Wa
rum hätte sie's auch sonst thun sollen.
Der Junge gefiel mir nicht übel. Ein
hübscher Bursche von fünfzehn da
mals. Man merkte auch nichts von
Konflikten den Tag. Das will aber
nichts sagen. An so'n Tag ist Hoch
fluth. Auch von Vorsätzen Zlau
ben an allerhand Möglichkeiten Gott,
wenn ich denke, das ist nun zehn
Jahre her. Und todt und hin. schon
feit vier Jahren..."
„War sie denn sonst zart? Da>
sah man ihr nicht an auf der Hoch
zeit."
Für die Kiche.
« Rosenkohlsalat.
Man läßt den Rosenkohl in sieden
dem Salzwasser weich kochen, über
spült ihn hierauf mit frischem, kaltem
Wasser, läßt ihn auf einem Sieb ab
tropfen und giebt ihn in eine
Schüssel. Hier wird der Rosenkohl
hartgekochten, verrüh.ten Eidottern,
feinem Oel, Essig, Salz, gestoßenem
Pfeffer und ein wenig Senf bereits
hat übergössen und damit gut ge
mischt.
Saure Schweins füße. Man
kauft 4 junge Schweissüße, wäscht
sie ab und bedeckt sie mit kaltem
Wasser. Darin werden die Füße ge-
bis man die Knochen leicht von
Brühe ein Pint Essig, läßt dieses ei
schen, geschält, in Scheiben geschnit
ten und diese in Salzwasser halb
weich gekocht. Dann bereitet man
eine Sauce aus zwei bis drei Eßlöf
feln in 2 Unzen Butter gedünstetem
Mehl, giebt zwei bis drei Eßlöffel
saure Sahne und einen Eßlöffel fein
gehackte Petersilie hinein, läßt darin
die aus dem Wasser genommenen und
gut abgetropften Selleriescheiben
vollends weich kochen, schmeckt das Ge
müse ah, würzt mit etwas Fleisch
brühe und richtet es an. Rundherum
legt man gebratene Schweinewürst
chen.
fleisch. Pfund altgebackenes
Brod läßt man 10 Minuten in kal
tem Wasser weichen, gibt es dann in
eine Serviette und drückt es fest aus,
läßt 1/2 Tass« seingehackt« Zwiebeln
in 1 Eßlöffel Butter einig« Minuten,
ohne es braun >v«rd«n zu lassen,
schwitzen, gibt das Brod hinzu und
rührt es b Minuten über dem Feuer,
gibt «s in «in« Schüssel und wenn
kalt, gibt man 1 Pfund feing«hackt«s
Schweinefleisch oder Sausage Meat
hinzu, würzt es mit 1 Theelöffel
Salz. V- Theelöffel Pfeffer. V-
Theelöffel Thymian und ein wenig
Muskatnuß, mischt alles durcheinan
der und braucht die Farce, um Puter
oder Hühn«r zu füllen.
Lorbeerkartoffeln. Die
Kartoffeln werden geschält, in dicke
Scheiben geschnitten, gewaschen und
mit so viel Wasser aufgesetzt, daß sie
nur knapp bedeckt sind; dazu fügt man
Salz, etwas Butter oder Bratenfett,
einige feinfcheibig geschnittene Zwie
beln, etwas ganzen Pfeffer und einige
Lorbeerblätter, läßt sie so lange ko
chen, bis sie auseinanderzufallen be
ginnen, rührt einen Löffel milden
Essig dazu, reibt sie durch ein Sieb,
läßt sie gut heiß werden und schmeckt
sie ab. Das in Scheiben geschnitten«,
mit Ei und geriebener Semmel gar
nirte Fleisch wird in steigender But
ter oder halb Butter und halb
Schmatz aufgebraten, beim Anrichten
rings um die Kartoffeln gelegt und
diese mit der Bratbutter übergössen.
Gefüllt« Rindszunge.
ten in ganz feine, Zoll dick«
Scheiben. Di« Zungenspitze wiegt
man mit etwas Citronenschale recht
etwas Salz in einem großen Stück
Butter. Zwischen je zwei Scheiben
Zunge füllt man etwas Farce, drückt
hobelten Meerrettich und Mixpickles
dazu.
Schinken - Beefsteaks.
Abfälle von Schinken oder Pökelfleisch
oder die Rest«, welche an dem Schin
den in süße Milch, hackt sie dann fein,
giebt sehr wenig Salz und Pfeffer
dazu, mischt die Fleischmasse mit ge
weichter Semmel, Ei, geriebener
t«n in gebräuntem Schmalz oder halb
Schmalz, halb Butter bäckt.
Paprikafchnitzek. Man
schneidet 2 Pfund schönes Z>vlbflcisch
in dicke Scheiben, klopft, salzt und
pfeffert dasselbe mit Paprika. Bon
letzterem eine Messerspitze voll, ja