Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 21, 1907, Image 2

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    Die Gräfin Mischkiewiisch.
heftigen Sturm in der jungen Ehe des
Regierungsassessors Kurt Arnoldi.
In seinem Arbeitzimmer ging der
Gatte ruhelos auf und ab, heftig rau
chend, was er immer that, wenn er
aufgeregt war. Von Zeit zu Zeit blieb
er stehen, nahm ein amtlich aussehen
des Schreiben vom Tisch auf, las es,
obwohl er den Inhalt schon auswen
dig kannte, durch und warf es dann
neuem zu k«ginnen.
In dem stilvoll ausgestatteten klei
nen Salon daneben war es stiller.
Die elektrisch«, mit rother Seid« abge
blendete Lampe in der Hand d«s klei
nen Liebesgottes warf ihr sanftes
Licht aus die modernen Lehnstühle,
den eleganten Schreibtisch von rothem
hübsche, junge, blonde Frau in dem
duftigen Spitzenkleid, die, nachlässig
in den Schaukelstuhl gelehnt, mit den
wühlte, und deren von der Gluth des
Feuers beleuchtetes Geficht jenen un
desimrbaren Zug zeigte, den die
Frauen haben, wenn ihr Trotz be
ginnt, sich in Wehmuth aufzulösen.
„Kurt!"
Der Gatte horchte auf, schien es
aber für zweckmäßig zu halten, noch
dern promenirte geräuschvoll weiter.
„Kurt!!" tönte es schärfer zu ihm
hinein.
Nun fand er es doch für gut, sich
zu seiner jungen Frau zu bemüh«n,
denn es war klar, daß sie einlenken
wollte, aber ebenso klar war es auch,
daß ein neuer, stärkerer Sturm be
vorstand, wenn er dem schönen, gLieb
er denn langsam in den Salon und
warf sich in den nächsten Sessel.
„Nun?"
„Ich dächt«, es wäre Zeit, mit dem
Zwist aufzuhören. Burghart kann
jeden Augenblick hier fein, und es ist
nicht gerade doii ton, einem Gast
etwas vorzuzanken."
„Ach so, und ich dachte, du woll
test "
„Die Sache muß noch einmal ruhig
besprochen werden!"
"Ja wenn du ruhig bleilxn
könntest, liebes Herz."
„Vorausgesetzt natürlich, daß du
nicht gleich wieder Spitzen für mich in
Bereitschaft hast."
Die junge Frau rückte etwas näher
an den Gatten heran. „Sag, Kurt,"
begann sie einlenkend, „weshalb willst
du denn eigentlich von hier fort? Du
selbst hast mir hundertmal gesagt, wie
wohl du hier fühlst, dienstlich und ge
sellschaftlich. ich meinerseits habe mich
in den zwei Jahren, die wir verhei
ratet sind, nun so recht hier eingelebt
und lieben Verkehr gefunden nichts
zwingt dich und nun willst du
Knall und Fall nach jenem Pofe
muckel, wo die Wölfe heulen, wo die
Füchse einander „Gute Nacht" sag«n.
Ich verstehe wirklich nicht, warum?"
„Schlimm genug, daß die Frau ei
nes preußischen Beamten das nicht
versteht."
„Du sagtest mir doch aber, daß
man bei dir nur anfragt und dich gar
nicht ohne weiteres versetzen wird.
Sagst du „nein", so bleibst du eben
hier."
„Daß aber diese Anfrage eine Ehre
siir mich ist, daß man dort b«i der
bethätigen, daß man es mir danken
wird, wenn ich hingehe, das steht zwar
nicht in dem Schreiben, das aber liest
wissen ja ob«il doch daß du ein tüch
tiger Arbeiter bist und —"
kleinerem Rahmen auch dort."
Die junge Frau schnippte gering
schätzig mit den Fingern.
„Du willst mir doch nicht am Ende
gar weismachen, daß es kein Op'er
für mich wäre, wenn wir hier fortgm
„Und da nun einer von uns beiden
sich opfern muß, so sehe ich schon, daß
ich —"
Die Hausglocke tönte hell, und die
junge Frau sprang elastisch in die
Höhe.
„Mein Gott, da ist Burghart schon.
Hoffentlich hat die Sophie den Tisch
Sie eilte zum anstoßenden Eßzim-
und dabei bleibt es! Willst du?"
Der Gatte seufzte: „Er macht dir
Indessen preußischer Beamter ist er
ja doch topp es soll gelten!"
Die Dame entschwebte in das Eß
zimmer, um dem Tafelarrangement
noch den letzten Schliff zu geben, in
den Salon aber trat der erwartete
Gast. Ein großer, stattlicher Herr
von etwa dreißig Jahren, dem ein
Backe etwas Forsches und Selbstbe
wußtes gaben, während die braunen
Augen so lustig und schalkhaft und
doch so gutmüthig in die Welt blitzten,
nispartner der jungen Damen, der
Berather d«r Frauen bei gesellschaft
lichen Veranstaltungen, der gute Ka-
und dessen junger Frau verband ihn
eine herzliche Freundschaft, bei ihnen
hatt« er unbestrittenes Heimathrecht.
~N' Tag. Kurt. Komme ich zu
früh? Wo ist die Gnädige? Du.
wenn ihr mich heute satt bekommt,
könnt ihr euch gratuliren, ich habe
zwei Stunden Dauerlauf im Stadt
park gemacht, und gegen meinen
Appetit ist der eines jungen Lön>en
ein Waisenknabe."
Er legte di« Handschuhe beiseite,
behielt aber ein Veilchensträußchen,
kunstvoll einer Schokoladen
zwifch«n uns sein."
„Um Gottes willen," wehrte Burg
hart ab, „ich werde mich doch nicht in
die Nesseln setzen. Du hast selbstver
ständlich unrecht, und deine Frau hat
recht. Die Frau hat stets recht
t?e que kpmm« veiit, ciioii I<> veut!
Da hast du meine Entscheidung, nun
brauchst du d«n Streit gar nicht erst
vorzutragen."
Statt der Antwort holte Arnold!
chen und nahm dann mit einer gewis
sen Feierlichkeit das Schreiben ent
gegen.
so nett hier, und nun wollt ihr fort?"
„Wir nicht," fiel die Dame des
Hauses rasch ein, „hier, dieser alt«
Gatte statt ihrer ein, „du kannst beur
theilen, ob es für einen pflichtbewuß
ten Beamten wie mich, der sich nach
Bethätigung sehnt, überhaupt denkbar
ist, die angebotene Berufung abzuleh
nen. Ich halte das für Selbstauf
opferung. Soll ich also ableh-
„Oder," unterbrach ihn die Gattin,
„soll er annehmen und ich mich mei
nerseits als Opfer nach Pofemuckel
schleppen lassen? Verstehen Sie es
denn überhaupt, daß man mit Gewalt
dorthin will, wenn man es nicht
nöthig hat?"
Burghart machte ein resignirtes Ge-
Es 'bt s Ich« M sch "d'
Beispiel den kleinen Schlieben von den
Dragonern an, hat den größten Zu
schuß im ganzen Regiment, seine drei
edlen Pferd«, seine schönen Eichen-
und geht nach Südwestafrita, um sich
mit Hottentotten herumzuschlagen,
faules Wasser statt Sekt zu trinken,
und ob er mit heilen Knochen oder
besten zweifelhaft. Es gibt solche
Menschen!"
Die Dame erröthete leicht. „Ich
sehe schon," sagt- sie, „daß Si« mir
ein parteiischer Richter sein werden,
natürlich steht ihr Herrn ja stets zu
sammen, wenn es gegen die Frau
geht."
„Partei bin ich allerdings, denn
wenn Sie hier fortziehen, schwindet
ein Stück Soime für mich aus der
Stadt." versetzte Burghart ernster,
„ich bitte daher, mich von dhiesemßich
teramt als besangen zu disp«nsiren."
„Nein entscheiden müssen Sie,
und zwar mit klaren Worten. Sie
können es sich ja bei Tisch überlegen,
aber dann muß Ihr Schiedsspruch
fallen; bevor Sie Ihr Urtheil nicht
gefällt haben, bekommen Sie keine
Burghart neigte in Demuth sein
Haupt, und man ging zu Tisch.
„Wissen Sie. daß es eigentlich gar
nicht so übel ist in Jhr-m Pose
muckel." sing er dann wieder an.
nachdem die erste Hälfte der Mahlzeit
vorbei war. „ich war als Referendar
ein halbes Jahr da oben. Man spiel!
etwas kürzere Zeit Tennis und läuft
etwas länger Schlittschuh aber der
Winter ist gerade sehr hübsch dort.
Ich bin dort mit dem Schlitten mit
Vorliebe durch die Tannenwälder ge
fahren, so ein beschneiter Wold das
ist wie ein Märchenland —"
„Und dann kommen di« Wölfe und
fressen einen auf. Nein, nein, von
Pofemuckel will ich nichts hören, das
ist nicht besser als Rußland!"
„Rußland hat aber auch manches
„In Rußland? Da wäre ich aber
wirklich gespannt. Was denn also?
Es ist immer noch besser, wir sprechen
von Rußland als von Pofemuckel",
versetzte energisch die junge Frau.
Sohn," unterbrach ihn d«r Haus
herr."
„Dann der Kreml mit seiner Kup
p«lpracht und dann —"
„Wirklich noch etwas?" fiel feine
Tischnachbarin fast spöttisch ein.
mn...?"
„Sind sehr n«tt. Halb Pariserin
und halb Tatarin. Gutmüthig und
bestimm e.
„An die Gräfin Mifchkiewitsch."
„Du du wirst dir die Gunst
meiner Frau noch verscherzen," unter
brach ihn der Freund, „keine schön«
Frau hört eine andere gern loben!"
„Was ihr euch einbildet," versetzte
die junge Frau, „aber erzählen müs
sen Sie uns nun doch, was es mit
Ihrer Gräsin auf sich hat. Ich sehe
schon, Sie machen den Damen dort
wie hier den Hof, da weiß man
wenigstens, was man davon zu halten
Hot."
„Ich habe die Dame ja gar nicht
gesprochen und sie nur einmal ge
sehen."
„Ach und das war —?"
„Es war in Moskau. Wir fuhren
in unserer pelzgefütterten Troika
durch die Stadt zu einem Vergnü
gungsorte vor den Thoren, als der
Kutsch«r plötzlich an einer Straßen
kreuzung hielt, um eine Compagnie
Soldaten —so etwas schien mir
wenigstens die vorbeiziehende Schaar
zu sein vorüberzulassen. Aber
wie langsam zog sie vorüber und wel
ches merkwürdige Geräusch b«im
Gehen? Klirrende Ketten!
„Es war ein Zug „zum Bergwerk"
verurtheilter Verbrecher, die dort
eskortirt wurden, sie gingen nach dem
sibirischen Bahnhof. Ein trauriger
Zug! Rechts und links marfchirten
Soldaten mit gezogenem Säbel. Das
mitleidige Publikum warf Kupfer-
und Sillxrmünzen in die Kolonne
hinein, die aufgelesen wurden. So
langsam ging es. daß man Zeit ge
nung hatte, die Gesichter der einzelnen
zu betrachten. Meist zeigten sie eine
gleichgültige Stumpfheit, doch auch
tiefer Gram durchfurchte manches Ge
sicht. Mir fiel in dem Zug ein
hochgewachsener, schöner Mann auf
mit lebhaften Augen und schwarzem
Vollbart, der trotz der Last, die er
er faßte meinen Arm.
„Der Grcrf Mifchkiewitsch", sagte
er, „einer unserer glänzendsten Aristo
kraten. Er war in eine nihilistische
Verschwörung verwickelt. War er
schuldig? Wer weih das? Er
hat zehn Jahre Bergwerk."
„Der Zug schwankte weiter. „Pas
sen Sie auf," sagte mein Freund,
„nun kommen die Weiber."
„Die Weiber? Um Gottes willen!"
zugehen und das Loos ihrer Männer
zu theilen. Für manchen der Un
glücklichen, der sonst verzweifeln
würde, ist dies der einzige Halt. In
der Frau folgt ihm ein Mensch, iiir
den er etwas anderes ist als nur die
„Nummer," folgt ihm die Heimath.
Die Frauen dürfen außerhalb des
Männern das Essen kochen, für sie
waschen u. f. w."
„Und gehen viele mit?"
„Nicht allzu viele doch immerhin
lahren. Ein hübsches, echt russisches
die Gräfin Mifchkiewitsch.
Aber sie ließ ihr Palais in der Stadt,
ihre drei Landgüter im Gouvernement
Wilno, ihre Zofen und Kutschpferde
und zog mit hinaus den endlosen
Hand hin. „Ich danke Ihnen!"
plötzlich an ihren Eheherrn: „Kurt,
hast doch hoffentlich nicht im Ernst ge
glaubt, daß ich dir Schwierigkeiten
Berrtut.
Renate saß regungslos in ihrem
Zimmer und starrte in das Mond
licht hinaus. Ihre Gedanken waren
in «in«m wilden Aufruhr und dennoch
lauschte sie angestrengt auf jedes, auch
das leiseste Geräusch. Wie lange es
dauerte, eh« sie alle zu Bett gingen!
Sie hätte aufschreien mögen, als sie
endlich vernahm, wie unttn die Haus
thür verschlossen wurde und Schritt«
die Treppe heraufkamen. Eine Uhr
schlug elf. „Und ich dachte, Mitter
nacht sei längst vorüber," flüsterte sie.
„Gott sei Dank, ich habe noch Zeit
h lb« Lt d s ß si
Nadel auf die Tischplatte gehestet
hatte. Heiße Thränen traten ihr in
die Aug«n. „Die letzte Nacht im El
ternhaus," murmelte sie mit zuckenden
Lippen.
Dann legt« sie Hut und Mantel an,
nahm die Reisetasche und verließ ge
räuschlos das Haus. Ihr Herz klopfte
zum Zerspringen, als sie die Straßen
d«r kleinen, alten Stadt durchschritt,
wo jeder si« kannte. Jeder Schritt war
von Gefahr umgeben. Nie zuvor in
ihrem ganzen Leben Renat« zählte
22 Jahr« war ß« hier gegangen,
ohne das Auge eines Menschen zu
fürchten. Nie hatte sie sich sch«u auf
dem Bahnhof umgesehen und ängstlich
sie. h s g gl p
Halle. Renate stieg in ein Abiheil zwei
ter Klasse. Gleich darauf setzte sich
der Zug wieder in Bewegung. Gott
sei Dank .das Abth«il war leer. Zit-
stand.
fort."
„Es ist besser so," sagte er. „Leben
„Einer der besten Menschen, die es
auf Gottes weiter Welt gibt," mur
melte der ergraute Beamte, während er
dem rasch Davonschreitenden, der sich
nicht ein einziges Mal umdreht«, nach
blickte.
mit den vergitterten Fenstern erfüllte
Renate mit Entsetzen. Wie hilflos, wie
hoffnungslos mußte Eberhard sich hier
In ihrem Innern. Frei würde er sein
und ein ganz anderer H«ld!
Er kam aus dem Gefängniß ein
sam, verlassen, verachtet! Aber er
würde „sie" wiederfinden! Ihre Wan
felsenfest an seine Schuldlosigkeit ge
löst hatte und sie jetzt alles auf
schien. Er stutzte, als er das junge
Mädchen erblickte, und sagte: „Guten
Morgen, Fräulein."
unendliches Mitleid lag in den Augen
d«s Mann«s, als «r antwortete: „Zwi
schen fünf und sechs Uhr."
„Ist ist heute Morgen
IoS.
„Mein Gott!" stöhnte sie. „Und ich
warte auf ihn Nummer 623 hieß
er. Ist er fort?" Ihr Gesicht drückte
einem Trosteswort für die Aermste.
„Er sah aber famos aus, Fräulein.
Er war auch gar nicht mehr nieder
geschlagen —"
„Sagte er nicht, daß man daß
man ihn erwartete?" stammelte Re
nate.
„Er wollte niemanden sehen," ver
setzt« d«r Mann. „Er sagt«, er wolle
lieber allein gehen und seinen Freun
den später schreiben."
Renate lehnte sich gegen die Wand.
S!« war dem Umsinken nah«. „Er
wird es nie erfahren nie erfahren
er wird denken» ich hab« ihn ver
gessen!" dachte sie verzweifelt. Sie sah
so w«iß und g«isterhaft aus, daß der
Mann besorgt wurde. Im nächsten
Moment gab sie sich jedoch einen Ruck
„Ich danke Ihnen," sagte si« leise und
ging langsam davon.
Mit zuckendem Herzen und schmer
z«nd«m Kopf ging Renate den Weg
zurück. d«n sie gekommen war. Me
chanisch schlug sie den Weg nach dem
Bahnhose ein. Ihr Kirn konnte jetzt
nur den einen Gedanken fassen: wie
sollt« sie zu Hause ankommen
würden si« sie wieder aufnehmen
wollen? Der Zug. den sie benutzen
konnte, kam bald und Renate stieg
steiges stand ein Mann. Er sah ihr
todtenblasses Gesicht, er sah, wie sie
in di« Kissen sank. Einen Augen
blick starrte er wie gebannt auf sie,
mit wildklopfendem Herzen und feuch
ten Augen. „Armes Lieb'— sie kam.
mich abzuholen wi« herzlos ich bin"
di« Todesangst auf ihrem lieben Ant
litz gesehen! Ab?r :h-> Zug fuhr ab.
als er noch auf der Treppe war das
Endlich erreichte sie ihr Zimmer
wie seltsam das alles war! Sie hatte
geglaubt, dieses Zimmer nie wieder zu
die Handtasche. Als es bald darauf
als sei nichts geschehen. Das Mäd
chen brachte ihr einen Brief. Ms Re
nig« ruinirt ist. Ich liebe Dich zu ehr
lich, um das zu thun. Aber das Be
wußtsein, daß Du mich trotz alledem
schluchzte. „Oh. mein Gott, warum
versieht er mich nicht! Warum ver
steht «r mich nicht!"
Kurz« Zeit darauf wurde nach ihr
geschickt, ob sie nicht herunterkäme.
Sie entschuldigte sich mit heftigen
Kopfschmerzen. Sie blieb mit dem
Gesicht nach d«r Wand liegen, ein Tuch
um Stirn und Augen gebunden, so
Als Renate die Karte gelesen, die
Als Renate die Karte gelesen, die
der Anblick Deines Gesichtes
len»m der Schul
schwieg.
Renate legte beide Hände auf seine
Schultern und sah ihm' tief in di« Au
g«n «ine Welt voll Liebe und Weh
im Blick.
„Eberhard," flüsterte sie mit zucken
den Lippen, „willst du wirklich noch ein
anderes Leben ruiniren mein Le
ben kannst du mit meinem Herzen
nichts anderes thun, als es brechen?
Oh, Eberhard, siehst du nicht ein, was
für einen Irrthum du begehen willst?"
Die Todesangst und das heiß« Flehen
in ihrer Stimme drang in sein Herz
wie ein zweischneidiges Messer. „Um
ein unwürdiges Leben zu retten, willst
du zwei Menschenleben zerstören. Eber
hard! Ich ertrage das nicht! Laß ge
schehen sein, was geschehen ist! Eber
hard, bist du denn blind —"
„Die ganze Welt würde mich ver
dammen und mit Recht," unter
brach er sie, „wenn ich —"
„Unser Leben gehört uns selbst!
Getrennt für immer!" Ejn Zittern
ging durch ihren Körper. Die dunklen
Augen des Mannes hatten einen ver
zweifelten Ausdruck.
Todtenstille trat ein.
„Unser Leben gehört uns selbst,"
murmelte er tief erschüttert. „Komm,
Renat«, sei mein!" Und er nahm sie in
die Arme, um sie nie mehr zu lassen.
vvin-sisch« Barbier«.
Ein höchst origineller Kauz ist der
chinesisckx Barbier. Derselbe zieht mit
feinem ganzen Apparat auf der Stra
ße umher und klingelt seine Anwesen
heit aus. Er hat eine- Schemel, ein
Becken, «in Handtuch, einen Feuer
topf, Wasser und S«ise bei sich, und
sobald ein Kund« kommt, stellt er den
Stuhl mitten auf d.« Straße und be
ginnt das Rafirgeschäft. Insbesondere
in Kalifornien haben sich viele chine
sische Barbiere niedergelassen, und die
Europäer, die öfter ihr« Dienste in
Anspruch nehmen, behaupten, es sei
ein großes Vergnügen, sich ihren
eigenartigen Manipulationen zu un
terwerfen! man müsse sich nur erst an
alle diese Sachen gewöhnt haben. Der
chinesische Barbier, der für sein. Thä
tigkeit in der Heimath kaum einen
Cent nach unserem Geld verlangt,
läßt sich in San Francisco 1l) Cents,
also ungefähr 40 Pfennige bezahlen.
Dafür rasirt er ab«r d«n Kunden,
zieht ihm die Haar«, die sich der
auch d«n Ohren seine Aufmerksam
keit: er wäscht dieselten aus, führt
Instrumente ein, auf die er mit klei
nen Hämmern schlägt, so daß im Ohr
ein eigenthümlich dumpfes Kling««
und Brausen entsteht, da- fast hypno
tisirend wirken soll. Durch dieses
Klopfen und Schlagen aber wird
Staub, der sich in den inneren Ge
hörorganen angesammelt hat, losge
löst, und mit seinen Instrumenten,
wie man sie sonst nur zum Mikrosko
piren hat. mit seinen Wischerchen und
Schwämmchen holt der Chinese diese
fremden Körper dann heraus. Ob die
Chinesen infolge dieser Ohrenreini
gung, die der Barbier jedesmal b«im
Rasiren mit ihnen vornimmt, weniger
ohrenleidend sind, wie wir, wird sich
kaum feststellen lassen. Für Leute mit
gesunden Nerven ist aber dieses Oh
renreinigen etwas ganz Angenehmes.
—lm Eifer. Junge Wittwe
(zum Arzt): „Ja. jetzt haben Sie ihn
glücklich unter die Erde gebracht, mei
nen Mann; ich Hab's ihm gleich ge
sagt: „Geh' nicht zuinArzt. Schorschl,
kurier Di' selber, wie du's immer ge
than hast!" Arzt (entrüstet): „Aber
ich bitte Sie. liebe Frau, bei diesem
Leiden sich selber kurieren zu wollen
das hätte ein schönes Ende nehmen
Unter Kollegen. Erster
Arzt: Nun, die junge Frau des al
ten Commercienraihs erwidert deinen
Gruß nickt mal! Zweiter Arzt: Ich
letzten Krankheit. Erster Arzt (teil
nehmend): Gestorben? Zweiter Arzt:
Nein, gerettet!
r«r».
„Du Rindvieh kannst du denn
Darum. Dame: „Das Bild
Ist entzückend, das möchte ich für mei
pete!"
rühmten Vertheidigers): „Kann ich
den Herrn Rechtsanwalt sprechen?"
Bureauvorstand: „Gewiß, sobald der
Ter „höchste" Pantosfellield.
MM I! MI
'
WWW
da oben?
Der Mann auf dem Dache:
Ach, nehmen Sie mir's nur nicht
Summarisch. Richter,
gestraft?" Angeklagter: „Einmol
gen Hazardfpiels, einmal wegen einer
Rauferei, und verhcirathet bin ich
auch!"
den einen Globus betrachtend: „Ach,
wie ist die Welt doch so klein!"
Grob. Gatte: „Der Hund
menschlich." Gattin: „Ja, er brummt
üb«r sein Futter, genau wie du!"
Sein Ruf. „Kennen Sk
worden ist?" fragte ein Anmalt einen
Zeugen. „Jawohl, Herr." „Welchen
Ruf genießt er in Bezug auf feine
Wahrhaftigkeit?" „Na," erlviderte
der Mann vorsichtig, „er ist von Beruf
Vorausbestimmer der Witterung am
Meteorologischen Institut."