Die Rtvaliu. Der Herr Rudolf Sturz, den ich nicht das Vergnügen Hatte, zu ken scher sei, daß er aber Italien und unsere Literatur sehr liebe. (Seine Prosa war thatsächlich rein italie nisch. Nicht ein grammatikalischer Fehler. Nicht ein falsch angewende tes Wort.) Und dann fügte er noch «inige besonder« Bemerkungen bei. Er lebte seit vielen Jahren in Italien, und seit einigen Monaten hatte er Nähe von Sorrent verlegt. Der Ton des Briefes war derart höflich und ergeben, daß ich nicht Nein zu sagen Die Zusamm«nkunft verlief sehr gut. Es war nicht einmal nöthig, facher Eleganz gekleidet, sehr blond. Seine hellblauen Augen hatten fast keinen Blick, wie wenn si« aus Glas gewesen wären. Nichts desto weniger entnahm ich aus den Bewegungen des Kopfes, daß er sich umsah, um je manden zu suchen. Und ehe er sich ich mich ihm, denn ich war ganz sicher, daß er der Herr Rudolf Sturz sei. Einige Minuten dararuf saßen wir in einer Ecke des weniger besuchten Saales und sprachen in freund schaftlicher Weis« über hundert Din ge. Ich war überrascht über die Ge wandtheit, mit der er unsere Sprach« berrschte und interessirte mich für seine Anschauungen und seine Beob achtungen. Ohne Zweifel hatte ich es mit einem Mann von lebhaftem Geist und hoher Bildung zu thun. Der junge Mann bekundete die Em pfänglichkeit eines eherlichen Künst lers. Er hatte di« Seele Neapels er faßt, wie kein anderer Fremder, mit dem ich in Fühlung getreten war, sie je zu erfassen oerstanden hatte. Er beschränkte seine Bewunderung nickt ausschließlich auf die Zauber des Posilipp und des Vesuv, und er war nicht allzu entrüstet Über die Zerlumptheit, d«n Schmutz, den Stra ßenbettel, den betäubenden Lärm dieser Stadt. Er hatte bei der Be trachtung des Bettelvolkes und d«r Lumpen die freimüthige Genialität und die Gutmüthigkeit des neapoli tanischen Charakters und jenen et was schwermüthigen Orientalismus nicht übersehen, der die Resignation erleichert und der, aufmerksam be trachtet, in dem Beobachter den Wi derwillen und den Ekel in Mitleid und Sympathie umwandelt. Er liebte diese orientalische Tendenz und er blickte darin eine richtige Vorstellung vom Leben. Der Ehrgeiz, die Eitel keit, der Ruhm, der Fortschritt, die Civilisation hatten für ihn blos die Bedeutung einer leeren Täuschung, die er verabscheute. Allen seinen Erwägungen lag ein nicht grausa mer, nicht bitterer, nicht schroffer Skeptizismus zu Grunde; ein Hauch von Septizismus, der fast milde war, genau so wie es d«r n«apolitanische Skeptizismus ist: ohne Auflehnung, ohne Willenskraft, ohne Angst, ohne Kühnheit, ohne Haß, ohne Groll. Aus seinen Worten sprach oft eine unbestimmt« Traurigkeit, die in mir die traurigsten Gedanken erweckte; aber wenn ich Fragrn an ihn stellt-, um das, was ich gehört, zu ergrün den, dann flog er mit Unbefangenheit darüber hinweg, wie um anzudeu ten, daß es nicht der Mühe werth sei. Unser Gespräch währte schon län ger als eine Stunde; da erinnere ich mich, daß er in seinem Briese das Verlangen nach einem Rath oder nach einem künstlerischen Gutachten ange deutet hatte. Es entstand eine Pause; und wir schlürften den Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. „Nun also", fragte ich ihn plötzlich, »worüber wünschten Sie von mir «in künstlerisches Gutachten zu er langen?" Grund unserer Zusammenkunft ge dockt hatte. „Es handelt sich um ei ne Dummheit. Ja, es thut mir sogar leid, Sie de-halb inkommodirt zu ha ben." „Aber bitte, bitte, sprechen Sie nur". „Ich habe Ihnen noch nicht g«sagt, daß ich Schriftstell«r bin." „Nichtsdestoweniger habe ich sofort verstanden, daß Sie ein Künstler sind." „Künstl«r, das weiß ich nicht. Ich bin ein wenig Schriftsteller, wenn man denjenigen Schriftsteller nennen darf, der aus purem Vergnügen an Irgend eine Zeitung nach Berlin schickt." „Sie sind oerheirathet?" »Seit acht Jahren." „Sie haben sich s«hr jung verhtira» thet." „Ja. Ich war erst 22 Jahre. „Und Ihre Frau ist eine Deut sche?" „Eine Vollblutdeutsche. Es war Italienisch zu lernen. Und eben deshalb habe ich da so eine Klei nigkeit in italienischer Sprache ge sches Dingelchen eine Farce. . ." „Eine Farce?!" ries ich aus, er staunt darüber, daß all dieser Ernst, all diese kalte Traurigkeit eines nach denklichen Fatalisten eine heitere Kunstform zu Tage fördern konnk. entgangen war, beeilte sich, zu erklä „Sei es in Prosa oder in Versen, ich schreibe immer humoristische Sa chen. Wenn ich nicht humoristisch schriebe, würde es mir keinen Spaß „Und der Titel Ihre« Lustspiels?" „Die Rivalin." „O, ja!" sagte ich scherzend. „Die ser Titel ist mir verdächtig." recht mit Ihrem Verdacht", fügte er dige Genugthuung über mein rich tiges Erfassen zum Ausdruck brachte. „Es ist ein Lustspielchen, das durch in Wirklichkeit di« Rivalin meiner „Eben deshalb war es nothwendig, ! daß sie meine Arbeit nicht l«s«n durfte." „Ich versteh«." „Als ich das Stück schrieb, ersann ich während ich mit ihr darüber sprach, einen ganz andern Vorwurf. ! „Und sie glaubt sicher, daß der „Ja, das glaubt sie in der That." wenig die Hoffnung, Ihre kleine Ar beit in Italien aufgeführt zu seh«n?" „Ich, ich leugne es nicht. Ich würde trachten, sie aufführen zu lassen, wenn Sie mir sagen würden, daß sie alls ten, die ich kannte, und jenen, die ich nicht kannte,alles daS sagte.was mir in den Sinn kam. Sie versicherten mir „Nitn gut, dann sind wir also ein verstanden. Ich w«rde Ihre Arbeit zu Haus« lesen und sehr es mir daran gelegen sei, ihm ge fällig zu sein: „Ja, wie? Nur eine Damenrolle?" „Ja", bestätigte er. „Die Roll« der Gattin." „Und diese Gattin ist in der Wirk lichkeit di« Ihre. . .?" „Natürlich." sichtigteit, das Automobil auf die „Das Automobil?" sitze. Ich weiß nicht, ob Sie das ' Automobil als etwas Weibliches oder als etwas Männliches ansehen. Für Wirklichkeit ist es «in sehr ernster Nicht möglich'" ich gestehe, daß ich ohne dieses nicht l.ben könnte. Ich geb« für das Au- tomobil Geld anS, das Ich für meine Frau ausgeben mußte. Ich verberge meiner Frau die Thatsache, eine der wunderbarsten Verschlingerinnen des Raumes zu besitzen. Ich entfernte mich vom häuslichen Herd unter tau die Wollust, die Wonne, die Freude, vergtss«, daß mich zu Haus« «in« schö ne, gute, liebe, treue, zärtliche Frau erwartet; ich vergesse, daß, wenn ich Frau besitzt den entgegengesetzten Wahn: sie haßt das Automobil. Wenn sie nur ahnte, daß ich der Be vor Schrecken sterben. Und so er höht die Nothwendigkeit des Geheim nisses meinen Genuß, ja alles, fühle ich mich als den glücklichsten Menschen der Welt. Und wenn ich allein die ungeheure Maschine mei ganzen Welt!" Als er dies sagte, erzitterte seine dann setzen Sie ja Ihr Leben aufs Spiel. Ist Ihnen denn am Leben nichts gelegen?" „Nein." leben. Diese Pflicht habe ich als menschliches Wesen und als Gatt«. Bedürfniß zu fühlen, zu leben, und die Wohlthat des Lebens in würdiger Weise zu schätzen." „Mir scheint aber das Gegentheil der Fall." zige Mittel, um in würdiger Weise die Wohlthat des Lebens zu schätzen, ist dem Tode Antlitz gegen Antlitz des Lebens, das mir durch einen glücklichen Zufall in einer Nacht erhalten blieb, als ich auf der Stra ße zwischen Pisa und Florenz mit einem Theil meiner Maschine in die Sie, Herr?" „Ich danke." Ich nahm «in« Eigarette. Ich zun. neuem von seinem Lustspiel zu spre chen. „Alles das, was ich Ihnen gesagt habe, kommt in meiner Arbeit nicht vor. Es wäre langweilig gewesen. Ich habe mich auf die Eifersucht der Gattin beschränkt. Die gute Frau weiß nichts von der Existenz des Automobils ihres Mannes, und da er häufig von ihr entfernt, ohne sein den. Das ist der Vorwurf des Lust spielchens. Aber es sind da noch viele sehr komische Einzelheiten, und Sie werden die Liebenswürdigkeit haben sind." de fügte ich nur wenige höfliche Wor- Versprechen. Als ich ihn so, bloß um irgend ein Wort mehr zu entworfen. Ich erwart«t«, ein gigan tisches Monstrum zu erblicken, di« Verbindung eines kolossalen beflllgel >v«nn eS sich wirklich um «ine geheime Geliebt« gehandelt hätte, bezeichnete er nicht näher den Ort und sprach ihn begleit«. Mit einer gewissen „Alles in all«m ist d«r Deutsche ein Narr." delnden Laune und einer außeror dentlichen Komik aufgekaut. Als ich sie las, konnte ich mich des Lachens p«cha. H k S z ' Automobil über den untenstehenden Felsen ins Meer hinabgestürzt sei. Bon der Person, die di« Maschin« ge lenkt hatte, hatte man bloß den Hut gefunden. Und der Chronist fügte Leichtigkeit feststellen, daß der Mann, der in d«r Umgebung von Sorrent mit seiner Gattin lebte. Nähere De tails in der nächsten Nummer." Ich fühlte, wie mir das Blut in den Adern erstarrte. Der Brief und das Manuskript, die ich in den Hän den hielt,verursachten mir ein krampf haftes Zittern. Aus diesem Papier schien mir ein todtbringenves Flui nicht das Recht das Manuskript vernichten. Ich zerriß den. Brief vollzog di« peinliche Pflicht, der Witt schrecklicher Spektakel bei Euch?" Köchin: „Ach, nichts Besonderes! Der H«r: unterhält sich nur mit der Frau Jung und »«bewußt. Die Parade in der Kirche, die Reden, die Festlichkeiten, alles will ich Deinet wegen ertragen, nur davon befreie erfahren! Lache Du nur, aber da habe ich mir gelobt, daß es das letzte Mal sein sollt«. Uebrigens bin ich nun ja nant. „Du könntest mit Deinen 34 Jahren sehr wohl noch selbst den Weg zur Kirche machen, und Du wirst doch licrsdienste leisten, sie ist 17 Jahre alt mit süßen Mädchen und allerlei vor trefflichen Menschen! Es wird wirk lich Zeit, lieber Bertil. daß Du Dich! mn siehst." I „Ja, wenn ich selbst Oberst sein korrektes Mädchen von 3V bis 40 Jah- „Also Du glaubst, daß Du Dich nie-, inals verlieben wirst?" das war einmal Als ich 20 Jahre alt Leutnant erhob sich. „Doch denke je denfalls an Dein Versprechen. Ich gebe Dir noch über all«s genau« Nach- Dich auf m«iner Hochzeit ! „So, wünschtest Du? In wen denn? In Deine Braut oder in das Schul- lind?" ! sicher!" Als Hauptmann B«rtil Ekstrand di« tet« er. froh- mir tanzen?" Und bittend neigte sie den Kopf zur Seite. „Darüber brauchten Sie nicht un ruhig zu sein, mein Fräulein," sagte er lächelnd. „Aber nun gehören Ih rem Versprechen gemäß drei Tänze mip, denken Sie daran, wenn sich die Bertil Ekstrand merkte selbst, wie Liebste kleine Lisa! , Spaß zu machen, und das that ich dann auch. Mein Kavalier, Bertil Ekstrand, Vetter meines Schwagers, groß, stattlich, war, wie es die Unter zeichnete beschlossen hatte, über beide Ohren verliebt in sie. Du weißt, wenn ich mir etwas vorgenommen habe, so —! Ja, es packte ihn also sofort bei der Vorstellung bei Lindemanns vor ren meistens an. Als er mich gestern zur Kirche abholte jedes Paar fuhr im besonderen Wagen —, strahlte er, als ich erschien. Du hättest das sehen müssen. Ich war natürlich süß. hellgrüner Crepe de Chine mitSpitzen, für alle Brautjungfern gleich, aber mich kleidet das ganz besonders. Er sah mich auf dem ganzen Wege zur Kirche an, als wollte er mich aufessen pflichtgemäß ein wenig. Nach dem Diner wurde wieder getanzt. Allen Leuten siel es auf, wie mein Haupt mann sein Herz offenbarte, und ich selbst fürchtete einen Moment fast, daß er im Begriff stand, um mich zu werben. Es war in einem kleinen, halbdunklen Blumenzimmer zwischen zwei Tänzen die Sache war sehr heiß, glaube mir's, doch glücklicher weise hat er sich noch beherrscht. Da» wäre ja sehr unangenehm gewesen. Papa wünscht scheinbar, daß ich ihn nehme, und Greta will es auch, aber Du weißt ja, daß ich nie einen anderen gern haben kann als ih n. Wenn ich ihn nicht bekomme, so heirathe ich gar nicht. Doch das mit dem Hauptmann war wirtlich ent zückend! Adieu für heute, Liebste. Du hörst also, daß es wundervoll war. wundervoll amüsant. Deine kleine Evie." Und Bertil Ekstrand träumt« von der Stunde, da ihr junges Herz er wachen und er ihre herrlichen klaren Kinderaugen voll Verständniß aus leuchten sehen würde, wenn er ihr sagte, wie lieb sie ihm geworden sei. Sacht und zärtlich behutsam wollte er es ihr sagen, damit sie nicht erschrecke. Wenn er geahnt hätte! Zerstreut. Der Herr Professor ist schwer er krankt und der Todesengel findet sich seinen Häupten ein. Schluchzend lehnt sich im Bett zurück und starrt nachdenklich vor sich hin. Plötzlich wirft er mit allen Zeichen d«r Unruhe die Kiffen zurück, steigt aus dem Bett und greift nach Bekleidungsstücken. Monocle?" e s >. ck: ait. wat Jötke: „Wat für'» Gind?" Besuch: „Dat, mit de blonde Hoor!" Jötke: „Det is jo mien Gind!" Besuch: „Det, mit'n Watterkopp, is din Gind? Steht'n ab'r jut!" Unverfroren. Wittwe: „Sie haben doch meinen verstorbenen „Da ist guter Rath fen!" AuS einer Reifebe- Reflexion. Rauflustiger Bauern bursche (welcher von einigen ande dasteht): „Na und da heißt's immer ...viel Feind, viel Ehr'!"
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