Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 31, 1907, Image 3

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    Nmls il> Seil Mg.
Erzählung von Eiifltnie Noseoverzer.
(8. Fortsetzung.)
Faß fallen ließen und jene Explosion
stattliche Schiff hatte vernichten sol
len.
Als wieder zu sich kam,
schung liegen. !
Lange konnte sie das Entsetzliche
nicht fassen. Mutter, Geschwister, der
mit dankbarer Zuneigung erwiderte.
Dieser Neffe war Franz Nippold. Er
sah ihr Lstdia i^,^"
nens ihr Wort gab. Das war nicht die
Wahl, die Nippolds erhofft, nicht die
Verschwägerung,
braucht Geld. Er hat ihr mit seinen
verdreht."
Die erschrockenen Eltern suchten der
Tochter Vernunft beizubringen, aber
das sonst so schüchterne Kind gab ihnen
mit siegesfrohem Lächeln zur Antwort:
vorstellte. Leider wurde die überaus
glückliche Ehe bald wieder getrennt.
Melitta starb bei der Geburt des Töch
waiste Kindchen seiner Schwägerin
Nippold übergeben hait«.
Natürlich trug Lydia Sorg«, di«
Kleine auch bei den Großeltern hei
misch werden zu lassen. Zuerst kam
die Bonne mit dem Kinde, aber auf ei
nen solchen Besuch war der Keller'sche
Haushalt nicht zugeschnitten und Herr
Keller verbat sich die fremde Person.
Da aber übernahm die kleine Melitta
selbst das Amt der Bonne, mit der
Kindern eigenen Pedanterie.
„Auf der Straße spielen läßt Tante
für Kinder, die keinen Garten haben,"
„Wurst darf ich nicht bekommen,
Großmama, das ist nichts für kleine
Kinder," so ging es beständig. Es
gelang Lydia nicht lange, dem Kinve
dies« Besuche als eine große Freud«
darzustellen, und si« wurden mit der
Zeit imm«r seltener und kürzer. Ganz
anders war das Verhältniß der Groß
eltern zu den Remmert'schen Enkeln.
Für diese echten Landkinder war der
Aufenthalt b«i den Großeltern der In
begriff aller Herrlichkeit. Si« staunten
Über den Reichthum des Großvaters,
der ihnen goldene und silberne Schreib
stifte kaufte? sie spielten wundervoll
auf den weiten .Hausböden allerlei
und die Jungen erklärten, bei dem
Großvater in das Geschäft trete» j»
wollen, entschieden sich jedoch später
beide für das geistliche Amt. Da sich
dann auch die Älteste Enkelin mit el«
gisch sagten.'
Der Lebensabend der alten Keller?
gestaltete sich unerwartet trübe; es
trat eine wirthschaftliche Krise ein, und
obwohl das Bestehen des Geschäfts
nicht in Frag« kam, so durfte Herr
Keller in seinen vorgerückten Jahren
doch nicht mehr hoffen, die Verluste, die
er erlitten hatte, wieder auszugleichen.
In der That entsprach schließlich seine
Hinterlassenschaft keineswegs den ge
hegten Erwartungen. Lydia, die sich
ja in glänzend«! Stellung besand, litt
darunter nicht, die kleine Melitta war
ohn«hin eine Erbin, und waS Rem
merts betraf, so wären si« in ihren be
scheidenen Verhältnissen noch immer >
wohlgestillte Leute geblieben, wenn der !
Pastor das freundliche Anerbieten fei
nes Schwagers Nippold, ihm daS Ber
te. Er sehnte es aber in schroffer Weife
er sich selbst für ein Finanzgenie
nicht widerstehen, sein Geld gegen einen
Zinsfuß auszuleihen, der jeden Ande
ren stutzig gemacht haben würde. Es
bedurfte sehr empfindlicher Verluste,
um ihn in dieser Beziehung vorsichtiger
Mit ruhigcm Gleichmuth ertrug!
seine kkrau diese Schädigungen ihres
Vermögens: sie hatte einen echt weibli-,
chen unerschütterlichen Glauben an'
ihren Mann, der sich jeden Fehlgriff
dieser Art noch zum Verdienst rechnete.
„Borget gern", „Machet euch Freunde
mit dem ungerechten Mammon". „Ei- j
ner diene dem anderen", waren Worte, >
die er bei solchen Gelegenheiten im
Munde führte.
So lagen die Dinge, als Melitta ei
nes schönen SommernachmittagS aus
der dem Pfarrdorfe zunächst gtlegenen j
Bahnstation ausstieg. Ein Bursche'
mit einer Peitsche trat auf sie zu und
theilte ihr mit, „der Wagen wäre da.
es hätte Niemand mitgekonnt, weil
sonst kein Platz für die Sachen gewesen
wäre". Diese Vorsicht erwies sich als >
gerechtfertigt. Melitta glaubte noch!
nie ein so vorweltliches Fuhrwerk ge
sehen zu haben. Ihr Koffer hatte ne
ben dem Kutschersitz keinen Raum und
mußte aufrecht neben sie gest«llt wer
drn. Die Landstraße führte zwischen >
Feldern aufwärt«. Von der höchsten j
Stelle d«s Weges erblickte man einige
blaue Berglinien, in der nächsten Sen
kung ein Streifchen Wald und davor
ein Dorf.
„DaS ist Klepsch," sagte der Bur
sche. mit der Peitsche auf das Dorf zei
gend. Der alte Gaul setzte sich hier
ungeheißen in Trab und hielt von
stand: ein wilder Rosenstrauch ließ j
eine Füll« blühender Zweige über die
Brüstung eines zur Seit« liegenden
Jahreszahl zeigte. Melitta tM
lind^düster erschien.' Melitt? öffnete
der Wohnstube. An einem der Fenster
stuhl den Sitz der Mutter; dort stand
Stachel zu löcken herein, zum
Donnerwetter! Wer ist denn da?"
Pfarrherr blieb mitten im
„Ich bin es, Onkel! Melitta!"
Tante? Wo smld die Mädchen?" fragte
der Pastor hilflos.
„sie werden gewiß bald kommen."
Und als die Thür sich schloß, murmelte
er schon weiter: „ denn vor seinem
Unten setzte sich Melitta in den
die ein Erbtheil der Familie geblieben
Da ließen sich eilige Schritte verneh
men, und di« jüngste Cousine stürmte
herein, Rosettchen, ein kräftiger, blü
hender Backfisch mit dicken Zöpfen, die
ihr, vom schnellen Laufe halbaufgelöst,
Sie umarmte und küßte Melitta. Ihr
ster, eine zierliche Blondine mit einer
Menge krauser Löckchen über der
Stirn.
„HaV ich'S nicht gesagt?" rief Ro
settchen. „Wenn wir erst noch zum
Weber herangehen, verpassen wir den
Wagen!"
„Ja," fiel Luischen ein, „der Mann
ist auch zu dumm! Me die Mutter
sagt: „Jetzt muh doch der Mayen
kommen!" antwortet er seelenruhig:
»Der ist lange durch!""
Hier trat die Tante ein und schloß
Melitta in ihre Arm«. Sie war etwas
stärker und älter geworden, als die
Nichte sie in der Erinnerung hatte,
aber sonst unverändert.
„Es ist eine wahre Schande, daß wir
Dich so empfangen. Du armes
Kind —"
„Oder vielmehr, daß wir sie gar
nicht empfangen haben!" fiel Rosett
chen ein.
! „Ja," rief die rothbäckige kleine
Magd,.die Gleichfalls außer Athem in'S
Zimmer gelaufen kam, „sowie ich den
Wagen sah, lief ich gleich hinten 'rum
und schrie, daß sie da wär'.
so trifft," sagte die Pastorin, „läufst
dern Du bleibst, damit doch eins da
ist, und siehst, wo Du waS helfen
kannst."
s „Ist das furchtbar große Ding da
draußen Dein Koffer?" fragte Rosett
chen.
„Ja," sagte Melitta. „Ist er so
groß?"
„Na, ich dächte! Ein wahres Haus!
! WaS hast Du da nur alles drin?"
„So ziemlich waS ich besitze,"
settchen.
Mutter. „Komm, Melitta," fuhr sie
fort, „ich will Dir gleich Dein Zim
mer zeigen." Si« führte nun Melitta
hatte.
„Eigentlich wollten Dich Luischen
und Rosettchen, bis Alwine zurück ist.
in ihrer Stube haben, aber ich
, Liebste."
l Zum Abendbrod gab es Bier, But
! terbrod, Käse und Blutwurst. Me
! litta erschrak. Sie hielt sich an daS
„Nimmst Du keine Wurst?" fragte
Rosettchen.
Petit," erwiderte Melitta.
„Aber doch ein bißchen Käse?"
„Verzeih, Rosettchen, ich danke."
„Ißt Du nie Käse?"
„Nein, eigentlich nicht."
„Aber Bier trinkst Du doch?"
Geschmack, aber die Wahrheit ist, Ich
trinke keinS."
„Aber wa« krinkfi Du denn? WaS
trankt Ihr Abends in Hamburg?"
„Mutter," sagte Rosettchen, „Me
litta trinkt Thee zum Vergnügen."
„Das thun viele Menschen," meinte
di« Mutter.
! „Wozu trinkst Du denn Thee?"
fragte Melitta, mit emem Versuch, zu
scherzen.
! „Na, doch zum Schwitzen, wenn
i man'S Im Halse hat!" sagte Rosettchen.
! „Könnte ich nicht ein Glas Milch
haben?" fragte Melitta. „Wenn ich
Milch habe, brauch« ich nichts Ande
i res."
„Na. das ist schnell beschafft,"
meinte Rosettchen und ging hinaus.
! An und für sich wäre der kleine
! Zwischenfall nicht der Erwähnung
werth gewesen, aber Melittas Onkel,
der ein dickes Tuch um den Hals ge
wickelt hatte, saß verdrossen da und
murmelte etwas von „Gottesgaden
verachten" vor sich hin.
„Bist Du nicht ganz wohl, lieber
Onkel?" fragte Melitta höflich.
„Ich leide am Halse," sagte der Pa
stor kurz und hüstelnd.
! „DaS ist recht schnell gekommen,"
! meinte Melitta Unschuld iz, „Heu^
Wind sich ändert."
„Hast Du an Frühauf geschickt, daß
es nicht wieder Konfusion gibt und er
mich am Sonntag sitzen läßt?" fragte
der Pastor heiser.
! „Ja, ich habe et gleich nach Tische
besorgt. Frühauf ist nämlich der
sich an Melitta.
»Und wer vertritt d«nn ihn?" fragte
lassen kann."
Melitta hatte noch nicht gewußt, wie
hart eine gastliche Matratze sein kann,
wie schwer das bestgemeinte Federbett.
Sie empfand an diesem Abend beides
und wandte sich in dem schmalen, kur
zen Thüringer Bett verzweifelnd von
einer Seite auf die andere, schlief aber
nach den ersten Stunden doch fest und
traumlos, bis Rofettchens Stimme sie
am nächsten Morgen weckte: „Na, Me
litta, ich dächte, es wäre nun Zeit! Es
ist fast halb neun!"
Luischen und Rosettchen hatten am
Vormittag in der Wirthschaft zu thun,
und Melitta konnte ungestört mit ihrer
Tante zusammensitzen. Sie waren
eben in einer recht vertraulichen Be
sprechung als Rosettchen vom oberen
Flur hinunterlief:
„Mutter!"
.Ja!"
„Melitta hat ihr Bett nicht ge
macht!"
„Dann mache Du es! Bleib nur
ruhig sitzen, Melitta, dai ist Rosettchen
ganz gesund!"
„Mutter!" schallte es bald darauf
°".J°"
Die Mutter verschwand. Melitta
zog zwischen den Büchern eins hervor,
daS sie vom Großvater Keller öfters
als einen seiner literarischen Jugendge
nüsse hatte rühmen hören. ES hieß
Giiinal und Lina und war von Lo
ßiuS. Sie setzte sich in die Sofaecke
und begann zu lesen. Darüber beach
tete sie Rosettchen nicht, die ab und zu
ging, bis sie sie plötzlich wieder rufen
hörte:
„Mutter!"
„Ja."
„Melitta liest."
„Schön, laß sie lesen."
„Aber Mutter, am Vormittag!"
„Laß sie thun und lassen, waS sie
will."
Vormittag!!"
„Kehre Du vor Deiner eigenen Thür,
Rosettchen! Ich dächt«, Du hättest eS
Frieden!"
Als Melitta am folgenden Morgen
bald nach dem Frühstück wieder in'S
Wohnzimmer kam, lagen auf dem Kla-
ist Deiner," sagte Rosettchen.
Melitta.
„Wozu thut Ihr das?" fragte Me
litta.
Kantor, und Hermännchen ist
Pathe. Da sind sie! Da sind sie!"
Und sie eilten den Gästen entgegen.
Jahre schon recht völlig; zwischen
Blick aus den besetzten Tisch. i,ich ließ
sich alle um den Tisch. Rosettchen ließ
eS sich zur Gesellschaft nochmals schme
stes. „Pathe, ich will noch Fleisch!"
Pathe, ich will noch Kuchen!"
„das thut mir aber leid! Gestern hab'
ich alle eingeseift!"
„Nun, das thut nichts," sagte der
mir nur ein Stück Papier und eine
Schee«, Rosettchen."
„Da ißt ja der Junge schon wieder!"
rief die junge Frau plötzlich. „Wer
hat ihm nur wieder wa» gegeben?"
„ES ist nur «in Stückchen Brod mit
einem Scheibchen Wurst." entschuldigt«
sich Luischen. „Er sagte, er hätte noch
hat'» zu Hause gefrühstückt, dann un
terwegs alles gegessen, was wir mitge
nommen hatten, und hier hat er wieder
gestopft. I möchte nur wissen, wo er
alles hinißt!"
,kin gesundes Kind hat wir?
s«n." All« lachten.
rend Rosettchen. „Er hat die Butter
Der Herr Pastor lachte: „Nee, so e
Ferkel. so e Ferkel!"
chen!" sagte Anna. „Was soll die neue
winkte Melitta zu. „Nicht > wahr,
Tante, solch einen schlimmen Jungen
hast Du noch nie gesehen?"
„Nein," sagte Melitta. Es sollte
scherzhaft sein, aber ihre Empörung
über diese Art von Erziehung war zu
stark und klang gegen ihren Willen
durch. Alle sahen recht betroffen
drein.
„Siehst Du," sagte die junge Mut
t», „die neue Tante ist ganz ei
chen. sg H
Zum Glück begann in diesem Au
genblick dje Glocke zu läuten, es klopfte
bescheiden, und der Kantor, eine lange,
hagere Gestalt, trat ein, um den Pastor
abzuholen. Dann begab man sich durch
den Garten in die Kirche. Der Pastor
hielt «ine kurze Predigt über den ver
lorenen Sohn, die so anschaulich war,
wie eS ihm Melitta kaum zugetraut
hätte. Auf dem Rückweg gesellte sich
die junge Pastorin, zutraulich plau
dernd, zu ihr, offenbar, um sie nicht
glauben zu lassen, sie habe ihr die kleine
Schroffheit von vorhin übelgenommen.
Melitta empfand eS mit Beschämung
und erwiderte die freundliche Gesin
nung nach Kräften. Da hörte sie hin
ter sich: „Mutter!"
.Ja."
„Von Krausen? war wieder Nie
mand da."
eins krank wär', und wenn die
Riekchen wieder liegt, stelle gleich etwas
Suppe und ein Stück Braten zurecht."
Rosettchen eilte voran und brachte
nach einigen Minuten den Bescheid, es
hätte nichts zu bedeuten, si« wären
nicht fertig gewesen.
„Nicht fertig!" sagte die Pastorin.
„Und sie hat doch nur die zwei Kin
der!"
„Ja," sagte Rosettchen, „ich Hab'S
ihr auch tüchtig gesagt."
„Nur nicht zu tüchtig," warnte die
Mutter, „das thut auch nicht gut."
„Nein," sagte Rosettchen, „ich habe
nur gesagt, da würde der liebe Gott
wohl auch einmal keine Zeit haben,
wenn sie was wollten."
Hier trat der Kantor ein und legte
mit Ehrerbietung den Klingelbeutel
auf den Tisch, trank mit Zurückhaltung
«in bereitstehendes GlaS Rothwein und
empfahl sich, indem er im Voraus eine
gesegnete Mahlzeit wünschte Sobald
er aus der Thür war, eilten Luischen,
Rosettchin und Anna an den Tisch;
Luischen öffnete das Schloß de« Klin
gelbeutels und schüttelte den Inhalt
aus, der hauptsächlich aus Kupfer
münzen bestand.
„Zwei Mark fiinfundvierzig Pfen
nig," sagte Rosettchen vergnügt. „DaS
ist eine Mark zweiundzwanzig und
dreiundzwanzig Pfennig auf den
Mann: die dreiundzwanzig bekommst
Du, Luischen: Du bist die älteste."
Melitta konnte ihr Erstaunen nicht
verbergen. „Ich dachte, das wäre für
die Armen," sagte sie.
„O nein." erwiderte Anna unbefan
gen. „Das ist wohl so in großen
Städten: hier mrf dem Dorfe gehört
der Klingelbeutel zum Einkommen des
Pastors, wenn nicht Kollekte ist."
„Und das ist unser Taschengeld,"
sagte Luischen.
„Auch mein's," sagte Anna. „Das
hab' ich mir gleich ausgemacht, als wir
heiratheten, gelt, Paul?"
„Einmal nach einer Konserenz haben
wir fünf Mark fünfundsiebzig Pfennig
gehabt," sagte Rosettchen, „das war
schön!"
Bei Tisch erschien der Onkel wieder
mit einem dicken Tuch um den Hals;
er sprach nur wenig und mit heiserer
Stimme.
„Wie sind Sie denn jetzt mit Ihrer
Tracht zufrieden, Herr Paswr?"
fragte die Tante, und Melitta mu
sterte verstohlen den anspruchslosen
Anzug dei GasteS.
regnete, aber die Linde hat eS einge
„Du mußt wissen, Melitta," sagte
die Tante, „daß der Herr Pastor ein
einher
heitSliebe. „Man sollte eS nicht den-
»ringt man aber doch
Voriges Jahr habe ich allein an 200
Mark eingenommen, und das Dorf,
mich eingeschlossen, 749 Mark für
Wachs und Honig und Bienen; das
will etwas sagen bei Tagelöhnern und
kleinen Häuslern."
Melitta sah den dicken kleinen Pa
stor mit anderen Augen an, als bisher.
nicht?" fragte Melitta.
lassen ich war mehr todt als leben
dig, wie ich das sah. Zum Glück war
der Schmied Brenneisen auch mit da.
stachen?" fragte Melitta.
in'S Bett —"
ganz verschwollen: und er war noch so
klein, er wußte gar nicht, was eigentlich
mit ihm vorgegangen war. „Mutter,"
rief er, „stecke doch die Lampe an, es ist
so dunkel." Jetzt macht er sich nichts
und seine Frau baten Melitta auf das
Gastlichste, sie zu besuchen.
.Ich habe Dzierzonstöcke, da kann
man die Bienen durch «ine Glasplatt«
arbeiten sehtn," sagte d«r Pastor.
.Das wird Sie mteressiren."
bald einmal
„Adjeh, Tante. Du sollst bald kom
men," wiederholte d«r Kleine gutwil
lig.
„Das sind liebe Leute," sagte Me
litta, während sie mit den Cousinen
neues Bild aus dem Dorfleben.
„Da ist Stanzer!" rief Rosettchin,
d«m Landbriefboten bis zur Hosthür
vier Wochen bei Supperndenti."
Melitta mußte bei der Vorstellung,
Haus.
Mutter aus dem Keller.
„Wann denn heute?" rief die
Jc'tzteerst fühlte si/sich in diesem klei
nen Kreise wirtlich behaglich. Alwine
d«S in ihrem Blick und Wesen, das Ro
settchens Beschreibung rechtfertigte:
küssen." Als man sich für die Nacht
zurückgezogen hatte, klopfte es leise an
Melittas Thür und Alwine trat ein.
„Warte nur noch ein wenig," sagte
sie, als hätte sie in Melittas Seele ge
lesen. „Wenn Ernst fort ist, machen
wir Freundschaft!" Si« nickte Melitta
zu und war fort.
(Fortsetzung folgt.)
F»r die Küche.
Steirisches Saftfleifch.
2 Pfund gutes Rindfleisch wird,
nachdem es von Haut. Fett und Seh
nen befreit ist, in große Würfel ge
schnitten. Unterdessen hat man in ei
ner Kasserolle Butter heiß werden las
sen, thut das Fleisch hinein, fügt et
was Salz und Pfeffer, zerschnittenes
Wurzelwerk und einige Gewürzkörner
hinzu und läßt das Fleisch wohl zu
gedeckt unter öfterem Uinschütteln
weich dünsten. Nach Verlauf einer
Stunde stäubt man einen Löffel Mehl
darüber, läßt das Fleisch damit an
ziehen, gießt nach einer Weile einig«
Löffel sauren Rahm und eine Ober-
Geschmorte Grütze. Pfd.
Pfd. gewalzter Hafer werden in reich
lich Butter und Zwiebel gelb gerö
stet. Dann läßt man die Masse mit
etwa 1 Quart Wasser auf schwachem
Feuer einige Stunden schmoren und
giebt nach Geschmack Salz daran.
Dazu passen vorzüglich Pellkartof
feln.
Kalbfleisch in pikanter
Sauce. Ungefähr drei Pfund
Fleisch von einer Kalbsbrust läßt
Sechs Eigelb rührt man tüchtig,
gibt dazu langsam gutes Oel, bis die
Masse ganz dick geworden ist, und ver
dünnt sie ein wenig mit Essig. Dann
würzt man mit 1 Theelöffel Tafel
senf, Salz, Pfeffer und Zucker nach
Geschmack und gibt die Sauce erst
kurz vor dem Servieren über daS
Fleisch.
Lebersuppe. Ein Pfd. RindS
leber fein geschabt wird mit wenig
Zwiebel und Grünem in Butter ge
dämpft und mit etwas Mehl bestreut.
Nun wird mit leichter Fleischbrühe
langsam abgelöscht und ein wenig
Eitronenschal« initgekocht. Vor dem
Anrichten passirt man die Suppe und
zieht sie mit einem Gelbei ab. Man
giebt sie über gerösteten Semmelwiir
filn zu Tisch, was vorzüglich
schmeckt.
Geschmorter Schellfisch.
(Englische Art.) Ein schöner großer
Schellfisch oder 2—3 kleinere werden
von Haut und Gräihen gelöst und in
ansehnliche Filets zerlegt, die man
einstweilen beiseite stellt. Die Grä
then, Abfälle, den gereinigten Kopf
kocht man in einem Quart Wasser
Petersilienwurzel und S—6 Pfeffer
aus, rührt diese Brühe durch ein
Sieb, verkocht sie mit 2 Löffeln in
Butter gelb geröstetem Mehl zu sei
miger Sauce, die man mit Salz und
ten.
Jägerkohl. 2 größere oder 3
kleinere Köpfe Weißkohl werden gut
Siebe abtropfen läßt. Anstatt des
fel, zerläßt ihn auf d«r Pfanne über
gelindem Feuer, bis die Würfel sich
bräunen, nimmt sie heraus und ver
rührt in dem Speckfett 2 —3 Löffel
Mehl, läßt es Farbe nehmen, gießt
Quart buchendes Wasser und 2--
salzt ein wenig nach, füllt die Speck
gedeckt, 30—40 Minuten langsam
nimmt 1 Pint Rindsbrühe, läßt sie