Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 29, 1906, Image 6

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    Der falsche Schlüssel.
„..Aber Emil, wenn Du auch nur «ine Weile weggerufen wurdest
wie konntest Du da dem jungen Mann den Kassaschlüssel zur Ausbe
„Jch wollt' ihm nur e' bischen schmeicheln! . . . Meinst De wirklich,
daß ich ihm hab' gegeben den Kassaschlüssel??!"
Ein neues Delirium.
»Warum wollen Sie denn Ihr Möd
lich zu sein!" „Reinlich ist gar
lein Wort dafür! Die wäscht den
Wahnsinn!"
Prinzi».
W'S
Toch t er de« Hau se s (zur Köchin): „Nani, Ihnen kann Man
doch etwas anvertrauen! , . . Wissen Sie, was unglückliche Lieb« ist?"
Herzenswunsch. In der
Volksschule ist der Nachmittag wegen
großer Hitze freigegeben worden, da
terricht wie sonst. „Weischt", sagt
einer von ihnen auf dein Schulwege,
„mer sollten halt au an dicke Direktor
habe, der ordentli schwitze thät na
wär'S annersch!"
Nothwendige Folge.
Max: „Mama, was steht in dem Te
legramm, welches Du eben erhalten
KnirpS, bist Onkel geworden!" Max
(sich in die Brust werfend): „Dann
werd ich auch bald angepumpt wer»
Fatal. „Warum sagen denn
die Leut' alle „Herr Förster", wo er
ist?" „Weil'S ihm Niemand
Fatale Zerstreutheit.
unter Ihrem Bett versteckten Gauner
entdeckt?" „Ach, der Kerl hatte ja
aus Zerstreutheit seine Stiefel vor die
Thür gestellt!"
Wir der Wolf in die Hürde
brach...
Ganz Jenkins Flat hielt sich für
außerordentlich duldsam. Jenkins
Flat war auch duldsam. Nur wenn
Jemand sich «in ganz klein wenig an
ders gab, als es Sitte. Gebrauch und
Gewohnheit in Jenkins Flut verlang
ten, dann hörte die Duldsamkeit
schleunigst auf. Nun geht es schließ
lich total civilisirten Menschen, die sich
schrecklich entrüsten würden, mit den
Goldgräbern von Jenkins Flat ver
glichen zu werden, genau ebenso. Ja,
ich könnte Ihnen da Beispiele erzäh
len von Leuten, die Duldsamkeit,
Moral und Nächstenliebe von Amts
wegen gepachtet haben. Aber
das ist eine andere Geschichte
Der Spektakel fing eigentlich schon
droben bei des alten Jim Hütte an,
die am Thalrand lag, Meilen und
Meilen von grellem, dunlelgelb«m
Arizonasand mit vereinzelten Bü
scheln harten Wüstengrascs und win
zigen verkümmerten Kakteen konnte
Es war an einem glühend heißen
Nachmittag. Der alte Jim sonnte
sich vor seiner Hütte und wunderte
sich ungeheuer, wer wohl der Reiter
mußte d«r Reiter ein Fremder sein,
spekulirte Jim. D«r Alte grinste bei
dein Gedanken. Jenkins Flat bildete
nämlich sozusagen eine große Familie.
digen, aber unsäglich zähen Neugier,
wie sie nur westlich vom Mississippi
zu finden ist, läßt kein Auge von ihm
„Heiliger Moses, heiliger Moses!"
„Charley! Tom! Kommt 'raus!
Das Kleeblatt lief vor die Hütte
and all« drei blieben erstaunt stehen.
„Jetzt will ich aber verd... sein!"
sagte Charley. Dieser etwas derbe
Ausruf gab di« Gefühle des Klee-
An dem Pferd war nichts Merk
würdiges. Ein zäher, langbeiniger,
struppiger Pony. Auch das Sattel
zeug, jene Kreuzung zwischen texani
allright. Aber der Reiter!
mit lachenden Augen. Auch das scha
det nichts.
aussah, als wäre er eben erst gekauft
worden. Zweitens ein blendend wei
ßes, frisch gestärktes Hemd. Drittens
einen fünf Zoll hohen Stehkragen.
Und viertens «ine Art Sportanzug
Dergleichen war noch niemals dage
wesen in Jenkins Flat. „Ein Cir
kus, ein richtiger Cirkus!" brummt«
sagte der Reiter. „Dies ist Jenkins
Flat. nicht wahr? Wo ist denn das
Hotel?"
Das Kleeblatt starrte ihn mit
wachsendem Erstaunen an. „Dort
lich der Alte. „Bill's Saloon. Wenn
die Jnngens all« fort sind, läßt er
Euch vielleicht hinter der Bar schla
fen!"
„Ich danke verbindlichst," sagt« der
Reiter, lüftete den Panama und
trabt« (trabte!) zum Thal hinunter.
welchem Narrenhaus der davongelau
fen ist!" sprach d«r Alte weise zu sei
nen Söhnen. „So, jetzt geh' ich Hin
's ist 'waS los!"
Unduldsamkeit. kam über J«nkms
Mite, der Jrländer, fing an: „Oh
holla - eh Mister, wo habt Ihr
benswürdig, „Sie scheinen gut auf
gelegt zu sein. Meine Frau Mama
ist in New Jork. Wo ist denn die
Ihrige? Sie könnten sie so gut ge
brauchen zum Hosenslicken, wissen
Sie!"
lich die Basis zu verlieren drohten,
Jenkins Flat nicht. Wer in Jenkins
Flat fünf Zoll hohe Kragen tragen
„Ich rechne, 's ist ein Pfarrer/
verkleideter Chinamann ist es, der bei
uns in Jenkins Flat eine Wäscherei
und Feinbügelei errichten will!"
Andere Witzbolde fanden Der
den sei vor lauter Gewürgtsein. Man
fragt« ihn nach der Adresse seines
Schneiders. Man erkundigte sich, ob
nicht gerade zu verachten war, daran
dachte kein Mensch.... Unduldsam
keit macht blind.
Die Sehenswürdigkeit wollte sich
liche Bürger von Jenkins Flat (sieb
zehn Männer und sechs Hunde) wa
patriotische Begeisterung. Die Spitz
buben von Jenkins Flat b«trog«n sich
zwar auch g«g«nseitig gerne, aber et
licher Sicherheit schon von vornherein
Verlorenen, ein fremdes Huhn zu
rupfen, das war entzückend! Alles
wollte spielen. Die vier Glücklich««,
die an der Partie theilnehmen sollten,
mußten ausgeloost werden. Und ganz
Jenkins Flat stand grinsend um d«n
Das Spiel begann.
Das Spiel! Es war «in merk
würdiges Spiel ein Spiel zwi-
Fremde stellte die Maus dar. Die
vier Mitspieler operirten unter des
alten Jim Leitung selbstverständlich
gemeinsam. Daß sie die Rückseiten
der Karten ebenso gut kannten wie
die Vorderseiten, braucht kaum beson
ders betont zu werden. Daß vier
Kniepaar« sich die gegenseitigen Kar
ten ihrer Besitzer durch einen genau
Bis das große Spiel kam.
Dieses Spiel nämlich sollte den
stark.
glänzten über di« famosen Karten.
Nun fing das Wetten an. Die
anderen drei Spitzbuben halfen ge-
Zwanzigdollar - Goldstücken auf dem
Tisch Auch der Fremde schien gar
nicht genug bekommen zu können.
Immer wieder .steigerte" er. Wi«
aut es doch war, dachte sich der alte
Jim, daß er sich vorhin noch schnell
fünfhundert Dollars von Bill, dem
Wirth, geborgt hatte, um gewappnet
zu sein gegen solche Wetten. Es war
ja eine todtsichere Sache ein gut'
Ding.
DaS Spiel sei doch «in bißch«n
hoch, h«m«rkte d«r Fremde, und ei
nlach« ihn nervös, Zuschauer hinter
seinem Rücken zu wissen. Da ver
fügt« sich J«nkinS Flat grinsend hin
ter die Stühle der anderen Spieler.
Eintausendsiebenhundert Dollars
lagen in Wetten auf dein Tisch.
waltigen Satz sprang der Fremde,
der Unschuldige, das Opfetlamm auf.
mächtige Revolver glänzten in
die Mündungen über die verblüfften
Männer von Jenkins Flat gleiten.
„Hände hoch!" schrie er. „Hände
hoch, Ihr Lumpen, oder ich pump'
Euch voll Blei. Hände hoch!"
Und ganz Jenkins Flat streckte ge-
Das arme Opferlamm aber steckt«
d«n einen Revolver in die Tasche und
heimste mit der freien Hand ruhig
und gelassen sämmtliches Geld «in,
das auf dem Tische lag, während er
in ganz gemüthlichem Ton den
gab: .
gehend, zur Thür hinaus" Kein
Mensch wagte es, sich zu mucksen.
Ein Stampfen von Pserdehusen
ein gellender Jubelschrei
!i —ih!"'^^
die mehr von Poker verstünden als
die Männer von Jenkins Flat. Aber
an d«m Begräbniß bin ich dann
nicht schuld. Ich habe Sie ge
warnt
Die Automobilist!«.
Lucie Delarue-Marbras entwirft
im Pariser „Journal" eine geistreiche
Skizze der Automobilistin. Die
Frauen, die früher mit den Kleinig
keiten des Haushaltes sich herumschlu
gen, über Dienstmädchen klatschten,
Handarbeiten machten, sind heute
wandelt. Mit fieberhafter Span
nung studiren sie die Generalstabs
karten und werfen mit Fachausdru
cken um sich, die nur der Eingeweihte
versteht. Die Damen, die sich im
Automobil spazieren fahren lassen
Winke ünd Anweisungen. Sie sind
Pferde!", als die Pferde sich gehörig
sie nutzen nichts, aber sie dienen zum
Amüsement, zur Verzierung. Sie
sind der Schmuck des Automobils
sam. In ihren Unterhaltungen be
schäftigen sie sich mit Vorliebe mit
den erschreckten Radfahrern und
Bauern und den überfahrenen Gän
sen, Hühnern und Hunden. So hat
das Automobil einen Typ der Frau
geschaffen, und doch im Grunde
bleibt'S dasselbe: Schmuck d«S Autos
wie des Lebens.
Zerstreut. Professor Dus
ler verbrachte einen Abend im Hause
eines Freundes. Als er gehen wollte,
regnete es stark. Die Gastgeberin
bat ihn daher, die Nacht im Hause
zu verbringen, was er auch dankend
annahm. Plötzlich aber war der Gast
verschwunden, ohne daß Jemand sein
Fortgehen bemerkt hatte. Schon
wollte man zu Bett gehen, als der
Professor wieder eintrat, naß wie eine
Katze. Er war nach Hause gegangen
und hatte sich sein Nachthemd geholt!
„Gnädiges Fräulein haben sich
schon wieder di« Müh« gemacht, ein
Paket Noten mitzubringen wie an den
drei früheren GesellschastSabenden, an
welchen immer der Klavierschlüssel
verlegt war. Leider hat er sich bis jetzt
„Macht nichts! Ich hab« mir zur
Sich«rh«it einige Dietrich« mitge
— In der Falle. „Wie gesagt,
Herr Kommerzienrath, ich sehe durch
aus nicht auf Vermögen, ich liebe
Ihre Tochter nur um ihrer Sanft
muth willen." „Dann Heirathen
Sie lieber meine Nichte, die hat gar
g-r."
Ihr Maystab.
Frau (zur neuen Köchin): „Kön
wie Militärmusik!"
Deplacirt. „Hörst Du denn
nicht, daß Deine Braut ganz falsch
singt?" „Lieber Freund, Du weißt
doch, die Liebe ist blind."
Machtder Gewohnheit.
anmachen?"
Ei» gute» Mittel.
„Sagen Tie mtr doch, bitte, liebe
,Hm sehr einfach —: Nichts!"
Der Unzufriedene.
Dein Weib zu schelten? Sie ist doch so
fleißig und brav!" Wirth: „Hat sich
.
„WaS sehe ich, da geht ja di« Frau
Professor allein; dabei erzählt sie ikk-^
ausgeht!"
„Ach, waS Sie denken, der ist ja
nur
von der Seite nicht zu sehen!! "
Gemüthlich.
chen bestellt hat, zum Wirth):
das ist doch eine Unart, daß Sie erst
aus der Flasche trinken und dann mir
Wirth: „Na, ich muß doch kosten,
hab'.'"
Gast: „Aber, Herr Wirth, der Wein
theuer!" Wirth: „Zu theuer, sagen
Sie? Wissen Sie, wie viel ich bei
jeder Flasche zusetze?" Gast: „Ja
wohl ein Viertelliter Wasser!"
schon wiedermal den Schirm vergis
— Zur Ausfüllung. Rich
ter: „Zum Dank dafür, daß Ihnen
der Schlächtermeister einen alten An»
Diener (bei «inem jungverheira
theten Ehepaar): „Heut' hat der Herr
zum ersten Mal g'merkt, daß ich von
seinen Cigarren mitrauch« die
Flitterwochen sind also j»tzt vorbei!"