DersrmeUAi. »«IN vm Os?» Echllbi». (11. Fortsetzung.) Da aber springt Lori auf. .Er wird nicht sterben," ruft sie aus, „er wird leben! Und es wird gut sein, daß er lebt." Sie greift sich an die Stirn mit einer Bewegung, als ob sie ihre Gedanken sammeln wolle; ihre großen Augen flammen aus ihrem blassen Gesicht. „Wenn er die mora lische Disziplin meines Schwagers Emmerich gehabt hätte, würde er in sten Männer geworden sein. Damit ist's vorbei. Aber wenn er lebt und ich hoffe es aus ganzem Herzen, daß er leben wird dann wird er in ,ehn Jahren seiner ganzen Verwandt schaft bewiesen haben, wie sehr sie sich an ihm versündigt hat; er wird's der ganzen Welt bewiesen haben, was für ein Prachtmensch in dem armen, Hin- Reihe gefallenen Nicki Senfenberg steckt. Denke an mich, Pips Nicki geht nicht zugrunde, der verliert sich nicht." Sie schweigt erschöpft und sinkt In ihren Lehnstuhl zurück. „Gott lohn Dir Deine treue Anhänglichkeit an den Armen," stammelte sie noch, In einem stillen Kloster auf dem Aventin in Rom kämpft indessen ein junges Leben mit dem Tod. Es kämpft eigentlich gar nicht. Es giebt sich preis. Nicki hat keinen Wunsch mehr. Das einzige Gefühl, das ihn noch in seiner Müdigkeit quält, ist die Angst vor den Menschen, die Angst, die Geborgenheit der Zelle, in der er vor wenigen Tagen wund und elend mit schmerzenden Gliedern und bren nendem Kopf zusammengebrochen ist, je wieder verlassen zu müssen. Er will sterben. Aber sein Körper ist jung und wehrt sich gegen die Krankheit. Dann tritt an deren Stelle eine fast sehnsüchtig der Ver nichtung zustrebende Müdigkeit, eine folternde Unruhe, und an die Stelle des sich still resignirenden Bewußt seins treten wild kämpfende Fieber phantasien. Aber der Kampf wird schwächer, die große Müdigkeit n mint zu. Heute hat er von Raimund Derz heim die Sterbesakramente empfangen bei klarem Bewußtsein mit vollendeter Resignation. Nur als der Priester ihn auffordert, seinen Fein einfachen Bejahung mit den Achseln gezuckt und erklärt: „Ich habe sie ein fach vergessen das ist alles so weit!" Ja, es ist alles so weit, sein Hoffen und Sehnen, Hassen und Lieben selbst sein Gefühl für Lori ist aus gelöscht. Nur sein Vater steht ihm Leben. dämpstes Jubeln durch das Kloster. Die Krisis ist vorüber. Der Kranke ist gerettet. schenkt. Gut. Aber was nun? Was Kurzem merkte Monstgnore Derzheim bereits, wie heftig Nicki's ganze Na tur dem widerstrebte. Zwar fügte er sas war mehr gezwungen als eus freiem Antrieb. Raimund Derzheim hätte sehr blind sein müssen, um das Dazu km>? m>ch ein besonderer Um stand. sträubte. Er schrieb an Lori und stellte ihr die Lage vor. Aber sie ließ nicht ab. Liebesbrief! Daraufhin hatte «r ihn gelesen. Gewissenhaft und widerstrebend. Nein, es war kein Liebesbrief we nigstens war es ein Brief, der sich bemühte, kein Liebesbrief zu sein. Er war sachlich und klar, er besprach die war. Dein Bater hätte Dir auch ver zeihen sollen. Aber seine Ungerechtig keit ist zu entschuldigen wie jede Un its Wort. Aber laß den Muth nicht Lori." „Ich werde ihr den Brief zurück senden," erklärte er dem Abbe, wäh rend dieser noch das ihm anvertraute Schriftstück entzifferte. „Nützen kann er ihm nichis, er kann ihn nur auf regen." Zu seinem großen Erstaunen reicht« der Abbe Lornitz ihm das Schreiben mit den Worten zurück: „Woher weißt Du, daß der Brief nichts nützen kann? Auf keinen Fall bist Du berechtigt, diesen Beweis tiefen Vertrauens und inniger Theilnahme an dem Unglück- Ekistenz begehen!" Da halte sich Monsignore Derzheim denn schweren Herzens entschlossen, Nicki kauerte in seiner Zell«, über einen Band Kirchengeschichte gebeugt, als Derzheim bei ihm eintrat. auf der Schwelle stehen, und wieder quälten ihn Zweifel. War es recht, was er that? Sollte er nicht lieber lings sich gefestigt hatte? Aber durfte überbringen. Er ist bereits vor eini ger Zeit angelangt. Ich wollte Dir ihn eigentlich erst später geben. Da hast Du mir zwei Monate lang vor, enthalten? Onkel, wie konntest Du —! Begreifst Du's t>enn nicht, was dieser Sensenberg recht hatte. In seinem Herzen meldet« sich das Mitleid, ein warmes, weiches Verstehe,» Er mochte ihn aus traurigen Augen ansehrnd, sagte er leise: „Verzeih mir ich bin ein Priester." Da warf sich der junge Graf dem geworden der alte, den Raimund Derzheim umschaffen wollte. Noch war er im Begriff, diese Liebkosun gen leise und herzlich abzuwehren, als einer der Klosterbrüder eintrat und ihm ein Dokument, auf das Monstg nore gewartet zu Haber, schien, über reichte. „Gut," sagte er zu dem Bruder. „Adieu, Nicki! Ich muß Dich ein paar Wochen Dir selbst überlassen. Sei vernünftig! Ich reise noch heute Abend ab.' „Wohin?" „Nach Neapel!" „Nach Neapel?! Aber die Cholera Ist ja dort!" rief Senfenbtrg. „Eben deshalb muß ich hin," erwi derte der Priester. „Der Aberglaube wüthet dort neben der Krankheit und veranlaßt die Leute, sich gegen die nothwendigst'» sanitären Anordnun gen zu sträuben. Infolgedessen ist es unbedingt nöthig, daß ein paar von uns das Volk zu beruhigen trachten. Lornitz begleitet mich!" Eine Sekunde zögerte Nicki, dann rief er aus: „Es muß auch an Krati, kenpflegern mangeln nimm mich mit, Onkel!" Das Erscheinen der beiden Priester verfehlte nicht seine Wirkung in Nea pel. Und wenn sich beide an Helden muth überboten, blieb Nicki hinter ih nen keineswegs zurück. Nachdem er mit unglaublicher Wil lenskraft sein Grauen vor der Krank heit und ihren Aeußerungen überwun den, hatte ihn kein barmherziger Bru der an Rücksichtslosigkeit gegen .sich selbst, noch an Zartheit und Dienst willigkeit gegen die Kranken übertrof fen. Die Aerzte staunten über ihn, die Armen segneten ihn, und Rai mund Derzheim freute sich an ihm. Und er selbst fühlte sich geistig und körperlich wohler als je, seitdem der schwarze Vorhang für immer üb» fein altes Leben gefallen war. Für ewig, mußte es für ewig sein? Immer öfter stellte er sich die Frage. Inmitten des Zwanges dieser selbst auferlegten Pflicht genoß er die Frei heit, inmitten des grausigen Sterbens lockte ihn von allen Seiten das Le ben. Nie hatte er das Grausen des Menschenelends so vollständig begrif fen, nie die Schönheit des Lebens so tief empfunden wie damals in Neapel. Er wußte, daß er sich ausgezeichnet hatte. Feigheit tonnte ihm Niemand mehr vorwerfen. Wer weiß vielleicht, wenn sie zu Hause davon »rsühren —! Seine Brust wurde plötzlich weit wieder umbrauste du Hoffnung sein Haupt mit mächtigen Flügelschlägen wie ein junger Früh lingssturm. Immer eifriger arbeitete seine Phantasie in's Blaue der schönen Un möglichkeiten hinein. Von einem Tag zum anderen erwartete er seinen Vater. Der Vater kam nicht, aber einßrief von ihm kam. Nicki saß an einem offenen Fenster seiner Zelle und sab den Finken und Rothlehlchen zu, die sich auf dem Fensterbrett um dl.'s ihnen reich ge streute Futter zanken. Von unten tönten die tausend Glocken von Rom, die Glocken des Klos.'.rs antworteten ihnen. Dies mußte wohl der Grund sein, warum er die Thür nicht hatte Zehen hören. Erst als sich eine war me Hand auf seine Schulter legte, blickte er auf. Neben ihm stand Rai mund Derzheim, einen Brief in der tzand. Der Brief war von seinem Vater und lautete: „Verehrter Freund! unglücklichen, mißrathenen Kind an gedeihen läßt ,und für die Mühe, die Du Dir nimmst, eine anständige Ge sinnung in ihm zu erwecken. (Dqs Wort „erwecken" war ausgestrichen und das Wort „befestigen" eingefügt.) Daß sich mein jüngster unter dig gehalten hat, kann ich ihm nicht sehr hoch anrechnen. Nichtsdestowenl- ich unter den Umständen sroh, nur als einen edlen Bestechungsversuch auffassen. An seinen „Heldenmuth" glaube ich nicht und werde nicht einen Äuqenblick aufhören, mir um seinet- Natur geborgen weiß. den Menschen weniger deutlich vor Augen stehen. Möge es Dir, mein verehrter Freund, gelingen, einen „In aller Treue und Ergebenheit u. s. w. u. s. w. .Nachschrift: könnte, wei!erhin würdig einem edlen Ziel zuzustreben, so sage ihm, daß ich nach Rom kommen werde, um ihn zu alles, was uns trennt, vergessen sein. Ihn früher zu sehen, darfst Du nicht von mir verlangen. Ich möchte auch nicht, daß er mir schreibt. Es taugt nichts. „Wenn ich Dir nur begreiflich ma chen könnte, wie mir zumuthe ist! In meinem Kopf ist eine schwarze Wolke, durch die ich nicht hindurchsehen kann, und in meiner Brust liegt's wie ein großes Stück Eis, daS schwer ist wie ein Stein und nicht schmelzen will. „Vielleicht wirst Du mich besser verstehen, als ich mich selbst verstehe. Jedenfalls gedenke nachsichtig Deines Freundes Albert. heim alle kühn auftretenden Hossnun- Auf der Kleinseite, dem Adelsvier tel von Prag, regt sich angesichts der vorgerückten Jahreszeit es ist Juni ganz ungewöhnliches Leben. nehme Familien nach Prag zurückge lockt, und diesem Umstand gemäß findet heute Abend in einem der alte 'sten Paläste des Adels eine große po litische Versammlung statt. jene, die nicht tanzlustig und nicht Ihr Bruder ist natürlich bei der politischen Versammlung thätig. Lori empfängt allein. Alte Damen, die sich auf einen ruhigen Whisttisch freuen, und ein paar Herren, die ehe diefen befindet sich Graf Pistasch Ka men!!. In einem wunderhübschen, fresken gefchmückten Saal sitzen sie beisam blanken Parkett spiegeln, und die stei fen, theils vergoldeten, theils weiß ge strichenen Möbel stammen noch aus der Zeit des Kaisers Franz. Lori hat bis jetzt mit drei Stifts damen Whist gespielt. Sie ist auf gestanden, um einer vierten Platz zu schließen lassen, unerträglich findet, tritt sie auf den Balkon hinaus. Er sieht gerade auf die Fassade des Sylv fchen Palais hinüber, aus dessen Fen stern eine goldene Lichtsluth durch leichte Seidenstores dringt. Hinter den Stores sieht man deutlich junge, Das ganze so von der Ferne betrachtet, macht einen fast gespensti schen Eindruck, es wirkt auf die Ner- Art, wie er Nicki's Schicksal zurecht ohne sie zurechtfinden wird. Die alte Seit acht Tagen schleppt sie's mit sich herum, Tag und Nacht, wird diese Sn/scheidung! Armer Nicki! Man Aus den Gärten hinter den alten Palästen weht der süße Athem der Rosen. Große, laue Tropfen fallen Ist nicht danach angethan, ihr dazu zu verhelfen. Man spricht nur von dem Kardinal Derzheim. Man findet es unpassend, daß Marie Sylv «oil'6e ckulisiiiilo giebt acht Tage nach seinem Tod. Die jungen Mädchen sind freilich aufgefordert worden, „eil zu scheinen^ „Sein« großarllgste Leistung," meint die Fürstin Dellnitz, „ist doch, daß er damals den armen Sensen etwas schwache Whistspielerin nieder gelassen hat, der sie Rathschläge «r -theilt, dreht sich um. Onkel Raimund in diesem Fall," er klärt sie. „Das wißt Ihr ja alle." „Wieso?" fragt die Whistspielerin. ! W m das „Ach, sprecht mir nicht von seiner Familie!" ruft Lori hesiig aus. „Wenn ich denke, wie sich die Familie sentlichen Prozeß hätte ich mich nicht gescheut!" Ihre Wangen glühten in Leiden- Mäßige Dich, Liebe," fHstert die Whistspielerin. „Meiner Ansicht nach hat sie ganz recht," ruft vom andern Ende des sehen." „Es ist zu amüsant, ich muß Euch brühwarm erzählen," ruft Benedikta, Und dabei wirst sie einen herausfor dernden Blick auf das blasse Mädchen. „Wenn ich nicht irre, war er ehe mals Ihr Page, Fürstin —!" Es geht die Sage, daß Fürst Fer dinand Derzheim seine Frau ein ein ziges Mal in seinem Leben unsanft behandelt haben soll, und das war nach der Geschichte mit dem unpünkt lich ausgezahlten Wohllhätigkeitsbei trag in Karlsbad. Kein Wunder, daß hat. „Ja, ganz kurze Zeit, ich habe ihn bald abgeschüttelt —" läßt di« Für „Was hat «r angestellt?" fragt Ka- Lori!" „O bitte!" fährst Du's doch. Eines Tages soll natürlich alles aus." „Entsetzlich!" rufen die alten Da men, „entsetzlich!" „Jhni^selbst wird nicht viel darum zu thun sein," murmelt Pistasch. „Entsetzlich!" wiederholen die allen laut, aber fest und klar: »Ja, es ist entsetzlich/ sagt sie, „aber es ist bes- D h- P lte t tzt de Dn Fensterscheiben klirren laut, die Lust .Wie das erleichtert!" sagt Lori In einem elenden Stäbchen in Trastevere, wo er sich für ein paar Schicksals entgegenzuwarten, lag Nicki Sensenberg auf einem harten Bett, elend und hungrig, matt und verzwei felt. Aber aus seinem aufgeregten Empfinden hatte sich der Trotz stärker herausgerunqen als die Reue. Sie hatten unrecht gehabt, alle, der Kar dinal und auch sein armer, verblende ter Vater. Ihn zu etwas zwingen zu wollen, zu dem er nicht geschaffen Wie er sich doch bemüht hatte! Wie er mit sich gerungen, sich gegeißelt hatte fast anderthalb Jahre. Und schließlich am Ende des zweiten Win ters hatte er gehofft,jedesOpsers fähig tödtenden Ueberarbeitun/ hatte er begonnen, an Schlaflosigkeit zu lei den. Und das Leben hatte angefan gen, sich in ihm zu melden, heiß und stark. Und als die Nächte kürzer wurden, quälte ihn sein heißes Blut. Aber immer noch hatte er mit sich ge kämpft und gerungen, und als er nicht hatte fertig werden können mit sich, war er einmal mitten in der Nacht aufgestanden und hatte die Briefe Lori's hervorgeholt, die er als liebe Heiligthümer aufbewahrt, aber nie mehr anzusehen gewagt hatte, um da rin einen Schutz zu finden gegen die Versuchung. Er bereitete sich auf das Lesen der Briefe vor wie auf einen feierlichen Akt. Er öffnete das Fenster seiner Zelle, um die liebliche Herrlichkeit der Frühlingsnacht zu sich hereinzulassen. Dann breitete er die Briefe auf dem Fenstersims aus und las sie in dem bläulich darüber hinfluthenden Licht des Vollmonds. Er schauderte, wenn er an jene Nacht zurückdachte. Für den Augen blick hatten die Bliese wohl sein Den ken und Fühlen von häßlichen Begier den abgelenkt, die an die Stelle seiner zum Tode verurtheilten Leidenschaft getreten war. Aber die Leidenschaft Sie war nie todt gewesen, nur be täubt und in ihrer Betäubung war sie gewachsen. kommen. Er biß die Zähne aufeinander und versank in Brüten. Da öffnete sich die Thür —er schrak zusammen. Eine hohe, schwarze Gestalt trat auf ihn zu: der Abbe Lornitz. Was konnte ein Priester, selbst ein so nachsichtiger Priester wie Alexander hörbar, fragte Nicki: .Du kommst von zu Haus?" .Ja," sagte Lornitz. Er war in Böhmen gewesen, um gesehen?" .I „Es ist alles aus, nicht wahr?" Der Priester schwieg. „Es gab nur einen Weg, der zu „Nicki" sagte der Priester leise, besser, daß es so gekommen ist." „Das sagst Du, Onkel —!" mur melte Sensenberg langsam. „Ich bin nicht der einzige. ES giebt noch Jemand, der meine Ansicht theilt. Da das schickt Dir Jemand, der Dir nahe steht!" Der Abbe reichte ihm ein kleines rader Schrift stand darauf geichrie ben: „Für Nicki." Es enthielt ein Miniaturbildniß, das sie für ihren „Jch^glaube, ja —' „Und sie verzeiht?" Lornitz. „Da ich ihn nicht felbit schützen kann vor dem Leben, so schick' sagte mir, dann alles." (Fortsetzung folgt.) Für die Küche. Tassen Weizenschrotmehl werden in V, Quart kochende Milch, welche vorher mit etwa? Butter, Salz und einem Brei gekocht. Wenn die Masse erkaltet ist, rührt man sie mit 2 Eiern (das Weiße zu Schnee geschlagen) und et was geriebener Zitronenschale ab und Seiten hellbraun. Prinzeß - Kartoffeln. Zwei bis drei Heringe werden ent- R i n d s s ch n i t t e n auf Wie man fingerdicke Stücke, löst alle Kno chen ab und klopft die Fleischscheiben breit. Nun bestreut man jedes Stück ber, gießt einige Schöpflöffel Brüh« oder Wasser und Tasse Sahn« dazu, würzt mit einer Messerspitz» Kalbfleisch mit Brüh nenschnitten, deren Saft man gern bei Tisch hinzuträufelt. Kals milch gebacken. Man Sardellenstreisen gespickt und auf bei den Seiten in siedender Butter hell braun gebraten, um sie dann gleich falls als Beilage zu Gemüsen za gibm
Significant historical Pennsylvania newspapers