Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 18, 1906, Image 3

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    DerurmeMrti.
Roman von Osfip Schubi».
(g. Fortsetzung.)
worden zwischen Dir und mir. Natür.
lich bitte ich Dich herzlichst, mir vor
läufig fernzubleiben und mir auch nicht
mehr zu schreiben ein Jahr, zwei
Jahre, solange wie wir brauchen, um
diese Thorheit zu vergessen. Ich werde
länger dazu brauchen als Du, Nicki.
„Thorheit! Es war eine so wun
derschön« Thorhrit! Und wcnn's mög,-
lich gewesen wäre —. Aber es war nie
möglich; drum ist es b«sser, daß «in
großes „Muß" mir die Entsagung
erleichtert. Lieb behalten werden wir
uns ja doch und, wie ich's aus tief
stem Herzen hoffe, unser ganzes Le
ben lang, Du und ich; aber eS wird
nicht mehr diese unerträgliche, aufre
gende, aufreibende Sehnsucht sein.
Wir werden es lernen, vernünftig zu
sein. Und siehst Du, sobald wir ver-
Du wieder zu mir.
„Du wirst dann nichts mehr für
mich sein, als das begabteste und
liebste von meinen drei Kindern,
aber Du wirst oft zu mir kommen.
„Wenn Du einen Erfolg errungen
hast, so will ich die Erste sein, der
Du ihn mittheilst, denn es wird doch
niemand sich so sehr daran freuen,
niemand so stolz auf Dich s«in wie
ich, und wenn Dich was keinem
Menschen, der so warm fühlt wie Du,
erspart bleiben kann — ein großer
Schmerz treffen sollte, dann werde
ich auch die Erste sein, der Du ihn
bringst, denn niemand auf der gan
zen Welt wird sich so bemühen. Dir
ihn abzunehmen, oder so bereit, ihn
mit Dir zu theilen wie ich.
„Eben habe ich ein Geräusch im
Nebenzimmer gehört es hat mich
erschrickt, ich bin hineingegangen zu
ihr.
„Der Frühling hat im alten Holz
gefiebert, das war alles. Sie liegt
still so weiß so starr so
unendlich erhaben über uns allen und
so weit von uns mich schaudert's.
„Ach, Nicki, es ist sonderbar, wie
das Leben an Bedeutung einbüßt
und zugleich gewinnt neben dem
Tod!
„Dort liegt sie todt eiskalt
und draußen zwitschern die Vögel,
die ersten Sonnenstrahlen strecken sich
über das Gras, der Thau funkelt,
die Bäume sind weiß von Blüthen.
Die Erde hat ihr Brautkleid an. Es
ist Frühling, und ich schreib an Dich
ich denk an Dich, an die liebe Zeit
in St. Germain, an den Abend, als
Du das verkrüppelte Kind auf den
Arm nahmst und Dich dann dafür
schämtest, weil ich Dich dabei ertapp
te an den Abend, wo ich Dich
liebgewann und es nicht wußte, ob
wohl ich Dir einen Kuh gegeben hat
te unseren einzigen.
„Arme, liebe Thorheit! Es war
doch schön; selbst die vielen Thränen
waren schön, die ich in den langen
Frühlingsnächten vergossen hab, in
denen ich mit meiner Neigung ZU
und diesem« Sünde mehr ist, seit
dem ich wirklich in tiefem Ernst auf
Dich verzichtet habe, leine Sünde,
sondern etwas Heiliges, das wärmst«
und «delste Gefühl, dessen mein Herz
je fähig war und je sein wird. Und
ich weiß, daß Du das Gefühl recht
fertigen wirst, ich werde einmal stolz
darauf sein können, Dich so lieb ge
habt zu haben. Und nun leb wohl!
Wir wollen beide recht vernünftig
werden, nicht wahr, damit wir uns
bald wiedersehen dürfen. Indessen
bleib« ich, Dich tausendmal segnend,
Deine treue Freundin
Lori."
Mechanisch liest Nicki den letzt«»
Absatz des Briefes noch einmal: „Ich
weiß, daß Du mein Gefühl rechtfer
tigen wirst. Ich werd« einmal recht
stolz darauf sein können, Dich so lieb
gehabt zu haben —" Er erwacht auS
einem Traum, fragt sich, warum ihm
diese lieben Worte so weh thun. Da
weckt ihn di« Stimm« Derzheims.
Neben Pips steht mit blassem Gesicht
«in Offizier, dessen Blick dem Nickis
ausweicht, und der junge Sensenberg
weiß, daß der gekommen ist, ihm
das Todesurtheil seiner Ehre zu ver
kllntxn.
Die letzte unsicher« Hoffnung ist
dahin. Nicki Stnfenberg hat aufge
hört, in den Aug«n seiner Standes
genossen, in d«n Aug«n der ganzen
Welt ein anständiger Mensch zu sein.
Er ist aus der Reihe gefallen.
Als si«'s ihm gesagt haben, ist ihm
«iskalt geworden vielleicht weil
sein Herz für mehrere Sekunden auf
gehört hat zu schlagen; er ist blaß
und starr g«>v«sen wie ein Todter,
dann hat er angefangen, heftig mit
den Zähnen aneinanderzufchlagen,
ohne einen Laut von sich zu geben.
Erst nach einer Weile haben sich drei
Worte von seinen trockenen
BchuSlaw T«r-Heim gehört zu de
n.n »u! sie sind zahlreich di«
Nicki nicht für schuldig halt«n, nicht
für schuldig in seiner Absicht, hinge
thut'S leid um den Burschen, aber
das Mitleid wankt unter der Last d«i
von Nicki veranlaßten Familiendemü-
Nur Pips bleibt dem Freunde
treu. Neben dem überwältigendsten
Mitleid fühlt er die schärfsten Ge
nisses und meiner Dummheit. Der
Urtheilsspruch des Offizierkorps ist
das gebrochen hat, war der
schlechte Ruf, den er sich durch seine
Unpünktlichkeiten in allen Geldange
gemacht hat.
„Ob er gerade in diesem Fall schul
dig war, ist eigentlich gleichgültig,"
hat schließlich ein Mitglied d«r lang«
hin und her schwankenden Commis
hät den Ausschlag gegeben.
Pips schluchzt, stößt heisere, unar
tikulirte Laute aus und überschüttet
Nicki mit Beweisen seiner nicht unver-
Gras ist ruhig; seit dem einen
Augenblick, da er die Herrschaft über
sich verloren, hat er mit keiner Wim
per gezuckt, sich nicht rascher bewegt
als sonst. Im Gegentheil bewegt er
sich eher langsamer, wi« wenn er je
des Glied als eine Last an sich fühle,
die er nur mit Anstrengung hebt. Er
geht in der kleinen Wohnung herum.
Von Zeit zu Zeit bleibt er bei die-.
fem und jenem Möbel stehen. Er
streift das Leder, das Holz mit einer
Berührung, die etwas Liebkosendes
hat der Berührung, mit d«r man
von leblosen Dingen Abschied nimmt.
Dann heftet er den Blick auf die
Bilder an der Wand. Bor dem
Bild von Krapka bleibt er längere
Zeit stehen, dann verläßt er das
Zimmer. Als der Vetter ihm nach
schleicht, hat er seine Uniform abge
legt und steht im Begriff, Civilklei
der anzuziehen. Derzheim tritt zurück,
aber er läßt die Thür halb offen ste
hen und beobachtet ihn durch den
Spalt; er denkt, jetzt wird seine.
Selbstbeherrschung zusammenbrechen
er wird anfangen zu schluchzen,
den Kopf zwischen sein« Hände neh
men. Nein. Sobald er mit sei
nem Anzug fertig ist, setzt er sich an
seinen Schreibtisch, zieht einen Brief
bogen heraus und fängt an, mit sei
„Nicki! Was hast du vor?" ruft
hat.
Achseln. Er ist um zehn Jahre älter
ausnotirt!"
„Du du willst nach Amerika?"
fragt Pips. Dann der Verstellung
nicht mehr fähig, schreit er fast: „Um
Gottes willen thu das nicht!"
„Was —? Nach Amerika auswan
dern?" Ich hab« nicht einen Augen
lität.
ich das andere nicht sagin wollte,'
ruft Pips außer sich und klammert
sich an d«n Vetter. „Gib mir d«n
Revolver, den du eingesteckt hast!"
Aber Nicki wehrt die schlanken,
jungen Hände Derzheims von sich ab.
„Pips jetzt sei vernünftig! Was
thätest denn du an meiner Stelle?"
Der Prinz blickt erst mit unruhi
gen, einen Ausweg suchenden Augen
Boden.
„Nun freilich, ich kann mir nicht
recht vorstellen, wie du in so eine
Psütz« hineingerathen wirst, du bra
ver, verläßlicher und vernünftig«!
M«nfch aber w«nn ein tücki
scher Zufall spielt ja manchmal dem
Ehrenhaftesten auf wenn, so wüß
test du so gut wie ich, daß es aus
der Schande nur einen Ausweg gibt!"
„Aber du sollst dich nicht fügen
sollst nicht die Waffen strecken du
bist ja unschuldig, und es muß eine
Möglichkeit g«b«n, «S der Welt zu be
„Pips du phantasirst," Nicki
schiebt die Brauen in die Stirn und
starrt seinen Vetter an, als habe er
den größten Unsinn von der ganzen
Welt gesagt.
Derzheim denkt einen Augenblick
nach: „Die Geschichte mit meinem
Portemonnaie ist nur ein Borwand,
den das Offizierskorps als Veranlas
sung genommen hat, dir «in Miß
trauensvotum auszust«ll«n. Nun ist
die Frage die: wäre es nicht möglich,
das Mißtrauensvotum umzustürzen?"
Nicki schüttelte den Kopf. Er sitzt
in einem Sorgenstuhl vor seinem
Schreibtisch sein Vetter auf einer
der Seitenlehnen, den Arm um Nickis
HalS.
„Siehst du," fährt «r fort, „du hast
mal F«inde gemacht, ab«r dein Vater
ist der beliebteste Mensch in ganz
Böhmen, der heraus, dem
!ns Gesicht sagt, daß die Auffassung
d«s Offizierkorps in diesem Fast ein
Wahnsinn war. Wir müssen unsvalle
vereinigen, di« ganz« Familie nmß
senberg und kein Derzheims weiter
dient, wenn die Sache nicht richtig
gestellt wird!"
Gesicht. ' >.
Immerhin vielleicht
„Natürlich muß der Aufruf an die
Familie von deinem Vater ausge
hen," fährt Derzheim fort.
„Von meinem Vater . . . Pips,"
Nicki zuckt zusammen, „ich muß dir
etwas Abscheuliches beichten," mur
besser, nicht edler vor deinen lieben,
treuen Augen st«hen, als ich's verdie
ne!"
„Beicht« nur zu, mein Alter!
Nichts, was du mir zu sagen hast,
kann an unsere Freundschaft riit
t«ln!"
Nicki beichtet. Einmal im Laufe
s«in«r Erzählung zuckt Pips leicht zu
sammen. Der an ihn geschmiegte Nicki
fühlt «s; als er aber seine Beichte mit
den Worten schließt „und seither hat
mich mein Vater nicht mehr angese
hen", da hält ihn der Freund nur
noch fester, noch beschützender an sich
als früher. Dann beginnt er sehr
leise: „Nicki, w«nn du mir das
in normalen Zeiten gestanden od«r
erfahren hätte, so so hätte es mich
fürchterlich verdrossen. Wie gesagt
in normalen Zeiten Ab«r heut«
fällt di« Sache nicht mehr ins Ge
wicht, heute kann ich mich nicht dab«i
von dem Entsetzlichen Unglück hört,
das dich betroffen hat, denkt er an
nichts, als dich zu r«tten!"
„Meinst du —?"
„Ja! Bei solchen La . . ." Lappa
lien hatte D«rzheim sagen wollen,
aber er verschluckte das Wort, „Din
gen" sagte er anstatt dessen „bei
solchen Dingen können wir und jetzt
nicht aufhalten. Die Hauptsache ist
jetzt, daß du mit deinem Vater
sprichst, daß du dich mit ihm ver
ständigst, und jetzt —" sehr weich und
sehr dringend „gib mir deinen
„Nein, Pipsl," entgegnet ihm Nicki
fest. „Du hast nicht das Recht, mir
nem Vater gesprochen habe."
PipS Derzheim ließ den Freund
allein und verfügte sich in das Wohn
gen an den hinfchweifen.
Wie hübsch das alles war, wie trau
lich! Er erinnerte sich, wie sein und
Nickis gemeinschaftlicher Hausstand
den bewundernden Neid des ganzen
Regiments hervorgerufen hatte. Die
hübschesten Sachen hatte Nicki gelie
fert, die türkischen Teppiche, die alten
englischen Chromolithographien und
französischen Holzschnitte an den
Wänden, die eigenhändig auf die
Wand gekritzelten Karikaturen da-
Der Stempel seiner anzie
henden Persönlichkeit war überall
sichtbar.
Sich das Weiterleben Nicki's unter
diesen Umständen vorzustellen, war
für PipS unmöglich, auf der andern
Seite tonnte er der Vernichtung Ni
ckis nicht unthätig zusehen. In seinem
müden Kops nxldettv sich d» Un-
ruh«, dai witternd« Suchen, das «i-
War «s nicht möglich, d«n Fall «iner
höheren Instanz vorzulegen? Mit ei
nem Mal stand vor seiner Seele das
Bild des Mannes, den er in dieser
W«lt am höchsten verehrte: das Bild
seines des D^erz
fährt morgen mit dem Siebenuhrzug
von Lifchek nach Krapka ab, wo ei
von seinem Vater Abschied nehmen
will. Lang wird er nicht zögern. Es
ist keine Spur von Pose in seiner
Haltung. Wenn Du glaubst, daß Du
um Gottes willen nach Krapka, ver
ehrter Onkel. In grenzenloser Angst
Dein Pips." So schloß er sein
Dann ging er in das Schlafzim
mer seines Vetters. Die brennende
Lampe stand noch auf dem Schreib
tisch. Nicki befand sich in d«m Nerven
zustand, in dem man bei Tag das
Licht scheut und in der Nacht das
Dunkel. Er lag ganz angekleidet auf
feinem Bett und schlief. Dabei ver
rieth sein Gesicht einen Zustand von
Nicki schlief so fest, daß er nicht
schluchzen.
Pips setzt« sich neben das Bett und
salt«te die Hände.
reckte und dehnte sich. „Ach!"
verstört« Gesicht des Vetters. Sie
Viele Jahre später beobachtete PipS
chen.
Um sechs Uhr früh fuhr Derzheim
mit Nicki auf die Bahn.
Als sie die Stadt hinter sich gelas-
Straßengraben hinüber m das nächste
Zum erstenmal im Lauf dieser
Fahrig öffnete Nicki die Lippen: „Die
higkeit verlöre»! Der Aermst«!" Lnd
Derzheim wischt sich mit seinem Ta
schentuch die Stirn.
„Kein Wunder." murmelt Kle
mens.
Klemens ist bereits am gestrigen
Abend mit seinem Oheim anzelom-
men, Max erst vor einer Stund«. Sie
Raum, von dessen mit dunkler Eiche
vertäfelten Wänden di« schönsten der
vielen alten Familienbildnisse herun
tersehen: der SensenbergS und ihrer
Frauen, di« si« von jeher aus den
vornehmsten böhmischen Geschlechtern
gewählt haben. Von den stolzen, alt
bekannten Namen, die jedem in Böh
men aufgewachsenen Menschen wie
Volkslieder in den Ohren klingen,
fehlt kein einziger im Stammbaum
der Sensenbergs; kein gräfliches Ge
schlecht kann sich so großer Verbin
dungin rühmen wie sie.
die Hände in den Hosentaschen. Von
Zeit zu Zeit zieht er ein« Hand h«r
aus, um mit «iner fast boshaften Be
nem Frühstücksplatz sitzen geblieben.
Max Sensenberg steht an einem Fen
ster er blickt gespannt auf die
ter dem Dorf einen Hügel ansteigen.
Pips hat noch gestern um die Pferde
zur Bahn telegraphirt.
Nach einer Weile verläßt er seinen
Beobachtungsposten am Fenster und
„Wohin willst du? Der Vater em
pfängt niemand," erklärt Klemens.
„Ich wollt« nicht zu ihm," entgeg
ihm ja doch keiner von uns, keiner
er muß mit sich selbst fertig werden
der Arme! Nicki war ja sein Lieb
ling —"
Max fort, „er hatte etwas so Beste
chend«s, es hat ni« einen sympathi
scheren Buben geg«b«n als uns«ren
Nicki —"
„Das ist Ansichtssache —" erwidert
Klemens, indem er die Zähne in die
Unterlippe gräbt. Nach einer Weile
beginnt er von neuem: „Du hast ihn
beinah so sehr verwöhnt wie unser
Vater."
Kl«m«ns hat sich in einen Sessel
geworfen. Ein kurzes, verächtliches
Auflachen tönt von seinen Lippen:
„Daß unsereins das erleben muß.
das! Man kann sich nicht m«hr aus
der Straße zeigen —"
„Die Geschichte ist mir unbegreif
lich," murmelt Max. „Daß Nicki in
diesem Fall wirklich schuldig sein
sollte, ist ausgeschlossen; die Haltung
D«rzheimS beweist das ja am deut
lichsten."
„Ach, Pips deckt großmüthig die
Situation, das thät ein anderer in
diesem Fall auch. Wir werden sehen,
wie lang die Freundschaft dauert,"
höhnt Klemens.
„Also du hältst Nicki wirklich für
fähig? Hm —" Max, der heftig auf
gefahren ist, verstummt plötzlich. „Für
jähig zwanzig Gulden g«stohl«n
zu haben —!" vervollständigt Kle
mens schneidend, „ich muß gestehen,
in diesem Fall wird einem der Zwei
fel etwas schwer gemacht!"
„DaS ist Unsinn," entgegnet ihm
Bohuslaw Derzheim.
„Nicht wahr, Onkel," ruft Max,
„ich geb's ja zu, daß eS in jedem Fall
taktlos war, ein fremdes Portemon
nai« einzustecken, selbst das seines be
sten Freundes; daß ihm aber diese
Kopflosigkeit den Hals gebrochen hat,
war Pech!"
steht Bohuslaw, der Beschwichtigende,
vorliegt als ein« b«i eineuj vernünf
tigen, erwachsenen Menschen einfach
unbegreiflich« Indiskretion. So
albern die Handlungsweise Nickis
war, hätt« man st« ihm dennoch pas
siren lassen, wenn er nicht durch tau
send vorangegangene Lappereien und
Vertrauen seiner Kamerad«, erschöpft
hätte. Das darf ich dir nicht v«r
schweigen, Max!"
„Armer Nicki armer Bursch,"
sagt Max trostlos vor sich hin, „ich
Halt's nicht aus ich muß dem Wa
gen entgegengehen; ich begreife nicht,
daß er nicht schon da ist —" damit
wendet er sich zur Thür.
„Fürcht dich nicht! Er wird bald
genug da sein," nörgelt Klemens
„und das, was dir vorschwebt ist
g«wiß nicht eingetreten. Nicki wird
den Muth hab«n zu leben!"
„Gott geb's," stöhnt Max.
die Zukunft vorstellst?" fragt Kl«-
ihn zurück. „Wenn ich mich nicht sehr
irre, habe ich soeben den Wagen auf
der Straße zwischen den Pappeln ge
seilt!"
Wieder tritt Max an dai Fenster.
Ueber d«m altvaterischen Hos liegt
Es ist alles wie sonst, nur stiller.
entgegen in der Durchfahrt bl«ibt
«r stehen. Der Wagen hält. Zwei
Menschen springen heraus.
Papa! Wo ist er?"
„Laß mich, Max! Gott lohn dir
deine Gut«!" damit eilt «r fort, das
heißt, «r eilt nicht er schleppt sich
schiebt sich an d«n Wänden weiter
und hält sich an den Klinken der
Thüren.
„Mein Gott, mein Gott," stöhnt
Während Max sich in einen Sessel
neben d«m Speisetisch wirft und, bei
de Ellbogen auf dem Tisch, das Ge
sicht in den Händen vergräbt, ruft
habt, sich eine Kugel vor d«n Kopf zu
schießen!"
Krag«n und >v«rf dich hinaus!"
Und Prinz Bohuslaw sagt: „Sei
deiner Sache nicht g«r zu sicher,
Klemm! Schneidig ist Nicki; ich hab«
ni« «in«n Burschen ge-
Indessen hat Nicki die Thür er
ten oder klopfen soll zögert
entschließt sich zu klopfen.
„Huein!" ruft ein« Stimme, die so
suchen hat und nichts mehr finden
kann. Das Gesicht des allen Mannes,
der dort mit stieren Augen und
Sitz.
„Du bist's," stößt er hervor
und mit schneidender Verachtung setzt
genen Hände. Aber der Vater ent
zieht sie ihm heftig und schlägt ihm
damit ins Gesicht.
(Fortsetzung folgt.)
Gast:
Spiritist: Ja, da paßt es den Gei
stern am besten.
Für »le Küche.
K a i s e r s ch n i tz e l. Die aus dem
Fricandeau gleichmäßig fingerdick
klopft, mit Salz, Pfeffer und etwaS
fein gestoßenem Majoran bestreut,
dann in Mehl gewälzt. Man bratet
sie auf schnellem Feuer in guter stei
gender Butter, bis sie goldgelb sind,
und fügt auf jedes halbe Pfund
Fleisch einen halben Tassenkops saure
Sahne hinzu. Läßt in der sich bil
denden Sauce zugedeckt auf sehr klei
nem Feuer die Schnitzel noch zehn
Minuten schmoren und gibt sie dann
recht heiß auf. Man hüte sich, zu viel
oder zu grob gestoßenen Majoran zu
nehmen.
KartoffelnmitCurry. Um
Curry - Kartoffeln zu bereiten,
nehme man zwei Pfund gekochter
und gehäuteter Kartoffeln und schnei
de sie in Scheiben, wie zu Bratkartof
feln, schäle auch vier mittelgroße
Zwiebeln, die gleichfalls in dünn»
Scheiben zertheilt werden, und brate
die letzteren mit einem tüchtigen Stück
Fett, bis sie anfangen, leicht gelb zu
werden. Dann gebe man die Kartof
felscheiben dazu, ebenso den Saft einer
Citrone, eine Tasse voll Brühe und
vielleicht zwei flache Theelöffel voll
Currypulver. Unter fleißigem Schüt
teln und Umwenden der Masse lasse
man das Gericht gut heiß werden,
das dann auf Salz abgeschmeckt und
recht heiß zur Tafel gebracht wird.
Diese Curry - Kartoffeln sind eine
gute Beigabe zu gekochtem Rindfleisch,
auch zu gewärmten Bratenresten.
R>nd s l «i schschn i t t e n mit
Kapern und Gurken. Aus ei
nem gut abgelegenen Rinderschwanz
stück schneidet man fingerstarke Schei
ben, klopft sie gehörig, salzt sie, stäubt
etwas weißen Pfeffer darüber und
wkndet st« in Mehl. In die Kassero
le giebt man ein gutes Stück Butter,
nachgefüllt werd«n. Vor dem Anrich
ten läßt man zwei Theelöffel Kapern
und eine feinwürfelig geschnittene
Salzgurke mit der Sauce verkochen.
Das Fleischgericht wird in tiefer
Schüssel angerichtet und Makkaroni
rundherum gelegt.
Genfer Kartoffeln. In
äpfel. Die Stücke müssen etwa aus
sehen wie die Theilchen von Apfelsi
nen. Die Stücke müssen recht gut
Lady - Kuchen. Tassen
Butter, 3 Tassen Zucker, 8 Eiweiße,
2 Tassen Mehl, 1/2 Theelöffel Back
pulver, 1 Tasse Milch, 20 Tropfen
Bittermandel - Extrakt. Butter und
Zucker wird zu Creme gerieben, dann
kommt das mit dem Backpulver zu
sammengesiebt« Mehl hinzu, zuletzt
die Milch und, wenn alles vermischt
ist, das Extrakt. Wenn alles ein«
glatte Masse ist, wird langsam der
steife Schnee der Eiweiße darunter
strichenem Papier ausgelegt und der
Kuchen darin bei stetiger Hitze geba
cken. Nach dem Abkühlen wird de:
Kuchen (Boden und Seiten) mit wei»
Bem Guß überzogen.