Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 18, 1906, Image 2

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    Dir Poularde.
.Na. Madamch«n, wie ist's? Sind
wir jetzt handelseinig?" Die G«flü
gelhändlerin, die in d«r Markthalle
rechts neben dem Eingange ihren
Stand hatte, legt« d«n Kopf ein we
nig zur S«ike und schaut« wohlwol
l«nd und gölintrhast auf das kleine,
schmale Frauchen hinab. „Eine
schönere und fettere Poulard« btkom
nien Sie auf der ganzen Welt
nicht!"
Das kleine Frauchen wog di« Pou
larde prüfend in der Rechten, schon
halb zum Kauf entschlossen, aber
roch noch voller Bedenken. .Hm,
freilich fett ist sie ja, und frisch
«uch aber dr«i Mark ist viel
Geld!"
„Dann nehmen Sie doch lieb«r ein
Suppenhuhn. Hier, bitte —"
Ordentlich entsetzt wehrte das klei
ne ab. „N«in. nein! Eine
dingt! ab«r drei Morl —!"
„Na, sagen wir 2,90 Marl. Weil
Sie es sind, Frau Reiner. Soll ich
sie Ihnen einpacken?"
„In Gottes Namen denn! Alle Ta
?lang fast wie ein« Entschuldigung,
als fürchte sie, für eine heillose Ver
schwenderin gehalten zu werden.
„Da ist also was los bei Ihnen?"
erkundigte die andere sich mit bren
nendem Interesse, das sie als um
sichtig« Geschäftsfrau für alle inter
nen Anlegenheiten ihrer Kundinnen
an den Tag legte. „Hat jemand Ge
burtstag? Oder ist lieber Besuch
da?"
„Ach nein!" Ueber das schon recht
verblühte Gesicht Frau Rein«rs husch
te ein feines, verschämtes Roth. „Es
ist nur wir sind morgen sieben
Jahn verheirath«t —"
„Aha, ich verstehe," lachte die Ge
flügelsrau, während sie das Geld
einstrich, mit listigem Augenzwin
kern, „da wird morgen also d«r sie
benjährige Krieg so'n bißchen gefei
ert? Viel Vergnügtn, Madam
chen!"
Frau Reiner lächelt« und wandte
sich zum Gehen, das selbstgehäkelte
Marktnetz mit der Poularde wie den '
kostbarsten Schatz an sich drückend.
„Siebenjähriger Krieg!" Das
hallte noch in ihr nach.
Krieg mit Sorgen und Plagen. Mit
ihrem lieben Alten nie!! Bis in
alle Ewigkeit nicht!
Sieben Jahre lang hatten sie ge
duldig und treulich aufeinander ge
wartet, bis er die Anstellung bei der
V«rsicherungsgesellschast erhielt und
sie heimführen konnte. Und dann
hatten sie sieben Jahre lang ebenso
geduldig und treulich einer für den
anderen gesorgt und gedarbt. Sein
Ekholt war recht mager, aber sie wa
ren doch durchgekommen. Ohne ei
nen Pfennig Schulden! Freilich, jeden
Groschen, fast jeden Pfennig hatte
man zweimal umgedreht, che man ihn
Jm zweiten und dritten Jahre
kamen die beiden Kindern; erst der
Kranlheiten kamen und theure Zeiten.
Aber das alles trug sich leicht, weil
sie es zusammen trugen, Schulter an
Schulter.
leinen Mittagessen, das die Frau
Saumnster, bei der sie als Kinder
fräulein in Diensten stand, für sie,
die heimathlose Waise, hergerichtet
hatte.
Ach, diese köstliche Poularde, die
irste in seinem und ihrem Leben!
D«n einen Trost ließen sie sich
nicht nehmen in all den Sorgenjah
?chön vor ihr lag! Gehaltszulage
hatte ihr lieber Alter bekommen. Alle
Jahre würde er nun Zeigen,
!mmer höher über die Sorgen hin
aus.
Poularde auf den Tisch setzte.
„Weißt Du noch, Männchen, heute
vor sieben Jahren?"
Sagen würde er nichts; er machte
nicht viel Wort«. Aber über ihr«
streicheln^ und mit feuchten, Blick
In freudiger Aufregung betrat sie
das Borstadthaus, das sie seit ein
paar Jahren bewohnten. Klein und
Vvrzug halte es vor den großen
Miethkasernen: einen Garten, winzig
zwar, aber doch das Paradies der
Kinder.
Auch jetzt spielten sie auf dem
Sandhaufen hinter den Gemüsebeeten
mit Schubkarren, Schaufeln und
Kuchenförmchen. Beim Anblick der
Mutter rannten sie schleunigst herbei
und hängten sich jubelnd an ihre
Kleider.
Frau Reiner bekam einen Heiden
schrecken. W«nn dki beiden Schelme
di« Poulard« entdeckten, war der
ganze Spaß vorbei! Die Plapper
mäulchen würden nicht ruhen, bis
der Vater in die Ueberraschung einge
weiht war. Da galt es also, vorsich
tig zu sein.
„Lauft, Kinderchen, geht spielen!"
redete sie ihnen zu. das Marktnetz
hinter ihrem Rücken verbergend,
„Mutter hat Arbeit, viel Arbeit!
Wenn Ihr recht brav seid. g«h«n wir
morgen Nachmittag in den Stadigar
ten. wißt Ihr, wo die großen Schau
keln sind!"
Unter lautem Hallo trabten die
Kleinen zu ihrem Spielzeug zurück. —
Di« großen Das würde
Frau Reiner huscht« schnell in die
Waschküche, di- der Rückseite des
Haus«s angebaut war. Hier war es
kühl und luftig, und di« Hauptsache:
ihr Mann verirrte sich nicht hierher
Also war die Poularde hier am be
sten ausgehoben.
Der an der Wand bef«stigte Fleisch
haken, der selten genug Gelegenheit
hatte, seiner Bestimmung zu dienen,
wurde ausersehen, die kostbare Bürde
zu tragen. Fast andächtig betrachtete
Frau Reiner das bereits gerupfte,
sehr appetitlich aussehend- Thier.
Wie prall und drall, von allen Sei
ten! Mindestens drei Pfund schwer.
Und so jung noch. Der Schnabel und
die Füße ganz hell. Wahrhaftig noch
schöner als die Poularde vom Hoch
zeitsessen!
Ehe sie hinausging, gab sie dem
netten Thierchen einen zärtlichen
Klaps auf die Kehrseite. Also bis
morgen! Und daß du mir schön frisch
bleibst!"
Em paarmal schaukelte die Pou
als die Thür d«r Waschküche zuschlug,
geschah etwas Furchtbares: der dün
ne Bindfaden an den Beinen der
Poularde zerriß, und diese stürzte
kopfüber mit dumpfem Krach auf den
blitzsauberen Steinboden hinab.
Eine kleine Weile verging, da
wurde die Thür der Waschlüche auf
gerissen. und Klein-Aenni stürmte
herein. Heini war der Wolf, und
der würde kommen, um sie zu fressen.
Also schnell unt«r das große Wasch
faß in der Ecke! Dort war sie sicher.
Noch ehe sie den Zufluchtsort erreicht
hatte, stieß sie einen markerschüttern
den Schrei aus und starrte mit weit
aufgerissenen Augen auf das Schreck
liche zu ihren Füßen. Ein Thier
lag da, ein ganz fürchterliches
Thier!
Heini, der s«in Schwesterchen in
Gefahr glaubte, stürzte eiligst herbei;
aber auch ihn erfaßt« Grauen und
Entsetzen beim Anblick der unschulds
vollen Poulard«.
.Huh, was ein ekliges Bieh!" sagte
er schaudernd. Als das Thier sich
nicht muckste, weder bellte noch die
Zähne fletschte, bekam er Muth und
schlich zögernd näher. Aenni hielt
ihn am Aermcl fest, gottsjämmerlich
brüllend: .Nicht anfassen, Heini!
Nicht anfassen! Es beißt Dich todt!
Es frißt Dich auf!"
Jedoch gerade ihr Gezerter trieb
ihn vorwärts. Er mußte dem dum
men Mädel doch zeigen, daß er ein
Mann war, und daß Männer sich
nicht fürchten, sogar vor so 'nem
Aeußerlich ruhig, aber innerlich vor
Angst zitternd, streckte er aus gesicher
ter Entfernung die Hand aus und
stieß das Unthier vorsichtig mit dem
Zeigefinger an. Aenni hielt indessen
wollte nicht zusehen, wenn Heini jetzt
aufgefressen wurde. Ihr selbst konn
te ja nichts geschehen, da sie die Au
gen zugemacht hatte, folglich unsicht
bar war!
Nachdem Heini das Thier dreimal
ohne jeden Erfolg angestoßen hatte.
„Hat's Dich gebissen?" wisperte
Bangbüx. Es ist ja todN"
„Wahr und wahrhaftig todt?"
erlundigte sie sich.
„Nee so was Aehnliches. Beine
und 'nen Kops hat es genau wie die
Federn, und das hier ist
und ganz gräßlich kalt. Fühl mal!"
Aenni fuhr entletzt aufkreischend
zurück, als er das Thier mit spitzen
Fingern aufhob und ihr entgegen
hielt. Bon ihrer Angst angesteckt,
ließ er es schnell wieder fallen und
rieb sich die Hände an seinem Kittel-
! „Ja wak?" In AenniS Stru
welköpschen blitzt« sofort eine gran
diose Idee auf. Sie schob sich näher
zu Heini hin und wisperte ihm etwaZ
ins Ohr, ganz leise, damit das schreck
liche Thier es nicht hörte. Heini war
sofort Feuer und Flamme dafür.
Nach kurzer Berathung begaben sie
sich mit vereinten Kräften und lo
dernder Begeisterung an di« Ausfüh
rung der grandiosen Idee.
Frau Reiner freute sich indeß, daß
ihre lieben Kinderchen so brav spiel
ten. Nun konnte sie vor Tisch doch
noch die Bügelwäsch« fertig machen.
Dann hatte sie morgen freie Zeit für
den Spaziergang mit den Kleinen.
Das sollte «in schöner Tag werden!
Ach und die Poularde! Die
Krone des Ganzen!
Kurz, bevor ihr Mann aus dem
Bureau heimkam eilte sie noch ein
mal in di« Waschküche hinaus. Sie
wollte eine Serviette üb«r den Fest
braten hängen, damit ihr Mann
nichts sah, falls dieser doch zufällig
die Waschküche betrat.
Ihr erster Blick, nachdem sie die
Thür geöffnet, galt dem Fleischha
ken. Und da krampfte ein jäher
Schrecken ihr Herz zusammen die
Poularde war verschwunden! In
keinem Winkel ein« Spur von ihr zu
entdecken!
ins Haus geschlichen und di« Pou
larde gestohlen hatte? Od«r wenn «ine
Katze -
Das war ja nicht auszudenken!
Ihre ganze Freud« dahin die Hoff-
sank sie auf einen Holzschemel, drückte
ihr Gesicht in die Schürze und
schluchzte laut auf. Sofort stürzten
di« b«iden Kleinen herbei, sich angst
voll an sie klammernd. Was Mutti
haben mochte?
„Ach meine Poularde, meine schöne
Poularde verschwuiüxn!" schluchzte
Frau Reiner außer sich.
Heini und Aenni machten erschreck
te Gesichter und wechselten einen
Blick voller Entsetzen und Schuldbe
wußtsein.
.Mutti, was is das n« Poular
de?" fragte Heini kl«inlaut. „Is das
een Thier?"
den Hals?"
„Was ist damit? So sprecht doch,
Kinderchen! Hat sich jemand hin«in-
schön«, treue Poularde in der fchmu
„Kinder! Kinder! Wie konntet Ihr
mir das anthun!" jammerte sie ver
zweifelt.
graben. Mit Musik und mit Blu-
drauf gemacht. Weißte, Mutti, die
gespielt fein, nich Aenn? Weißt«,
jung - "'
„In eine Schachtel habt Ihr sie ge
legt?" fiel die Mutter ihm hoffnungs
freudig ins Wort. Herrgott, wenn
sie heil und ganz und unv«rdoben
wäre! Diese Freude!
„Wo habt Ihr sie denn begraben,
Kinder, schnell, zeigt mir'S führt
Heini stolz, in einen Gartenwinkel
weisend. Frau Reiner flog förmlich
aus das grasbestreute Hügelchen hin
Beim Anblick der Schachtel hielt
Entrüstungsschrei aus. Diese schlim
men Kinder! Aber gar nichts war
ihnen heilig und vor ihnen sicher.
Nicht einmal ihr sorglich gehütetes
Heiligthum, ihre Brautkranzschachtel!
Behutsam hob sie den „Sarg" aus
der Erde und nahm den Deckel ab.
Und da bot sich ihr ein Anblick, der
ihr trotz ihrer Entrüstung einen
emporgereckten Beinen und melancho
lisch zurS«it« geneigtem Kopf schlum
merte die Poularde in ihrer ganzen
Myrtenkranz! Poestevoller und an-
Poularde zur letzten Ruhe bestattet.
„Fein, nicht wahr?" fragte Aenni,
ein glänzend«s Lob erwartend. <
„Fein?! An den Ohren sollte
mau «such aufhängen, Ihr Rangen!"
nen, heißbetrauerten Schatz. Und das
mit dem Brautkranz im Grunde
genommen war das ganz n«tt. Die
Poularde und der Brautkranz ge
hörten für nun «inmal zusammen
„Was machst« nu mit dem Thier?"
fragte Heini der Entsetzliches ahnte.
„DaS ist unser Festbraten! Den
„Essen? DaS gräßliche Vieh?" ent-
Mund«.
Die Mutter lachte belustigt auf.
beskräften. „Und Apfelmus mit Ro
viel Ihr wollt! Aber wenn Ihr
in die Arm« eines großen, hageren
Mannes, dessen gefurchte Stirn von
Sorgen erzählte und dessen Augen
Tie Entscheidung.
.Etsch! Etsch! Bist ja ein Mäd
m di« Mäd«nschiU-?" "
„Wo ist denn Deine Puppe?"
„Oh! Herr Richar!"
Stich, das jetzt laut schluchzte.
„Nicht weinen," sagte Albert Richar
°"'S'sid' 'cht s b"s "
„Nein, sie necken nur. Wenn Du sie
erst besser kennst, ängstigst Du Dich
nicht mehr vor ihnen, sondern ihr ver
lustig?"
„Weil Du ein „Neuer" bist. Paß
Gymnasium lam, keine Mama mehr.
Nie hat Albert Richar vergessen, wie
Gymnasium in d«r Provinz erhalten.
Mehrere Jahre schon war Richar
dort angestellt, ohn« weiter« Pläne,
andere Ziele für di« Zukunft zu ha
ben; in seiner einfachen Lebensführung
waren die bescheidenen Existenzmittel
mehr als genügend ...
Von dem, was Richar erübrigte,
laufte er Büch«r und l«bte ruhig und
zufrieden, einen Tag wie alle Tage.
An die Einsamkeit war er schon so ge
wöhnet, daß er kaum noch
Und dennoch gehörte nicht viel dazu,
um Richar im tiefsten Innern di«s
dumpfe Unb«hag«n als Schm«rz em
pfinden zu lassen.
Das Kind«rl«id, das er sich bemühte
zu mild«rn, rief ihm seine freudlose
„G«org ... Georg Sental."
„Nun. weißt Du was, Georg?
Wir wollen gute Freunde sein, und
Kind überholten ihn, und fast in dem
selben Augenblick rief das Kind er
freut und laut:
„Mama.., Mama... das ist er!"
Höchstwahrscheinlich hatte das Kind
und sqxte lächelnd:
„Nicht wahr, Herr Richar?" . . . .
mir erzählt' wie sehr freundlich Sie
„O! Aber Herr Richar, Sie sind
mer schwach vor dem Kummer ihres
Kindes ..."
er den Weg zum Gymnasium durch
die Straße, wo Frau Sentals Woh
nung liegt.
von dem Tage an ist Herr Richar öf
ter dort zu Besuch.
Frau Sental ist jung, ihre sanfte
Anmuth beruht weniger auf rein
physischer Schönheit, als auf dem in
nigen, gütigen Ausdruck ihrer Augen.
Immer in Schivarz gekleidet
höchstwahrscheinlich erst seit Kurzem
Wittwe —, spricht Frau Sental nie
von ihrem Verlust, und nach d«r gan
der Wohnung selbst hält Herr Richar
si« für wenig vermögend.
Und da, unwillkürlich und unklar
fängt Albert Richar an zu bedauern,
daß er nicht ehrgeizig gewesen ist und '
es nie verstanden hat, sich und sein!
Wissen zur Geltung zu bringen. Nun
möchte er eine hervorragende Stille!
in Provinz verkümmern . .
freilich, dann hätte er auch nicht
L.'.nge hat's nicht gedauert, da
mußte Albert Richar sich eingestehen,
daß er Georgs Mutter liebt, sie heiß
mit dem verknöcherten Herzen liebt
und träumt von Lieb« wie «in jun
ger Dichter!
Warum soll er nur träumen? Wa
rum soll nicht alles Wirklichkeit wer
den? Sie steht allein wie er, ist fast
nimmt feinen Rath für Georg in An
spruch. Das all«s Ist doch der sicherst«
Richar für sich.
Und oft, viele, viel« Male faßt er
den festen Vorsatz: „Heute sag ich's
Herr Richar ist beunruhigt, und in
plötzlichem Entschluß sagt er sich:
„Heute noch gehe ich zu „ihr";
Und Albert Richar hält sich selber
Wort, er geht zu Georgs Mutter.
Wortes fähig ist.
sein! ..."
den. Und als sie das gemerkt, hat sie
lassen.
D«r Kleine wußte ja noch nichts,
selbst hat all« Bitten, alle Ver-
Herr Richar hört ihr zu, mit ge
senktem Kops sitzt er da, als sie schon
schweigt. Dann hebt er die Augen.
sagt leise:
„Warum hab«n Si« mir das alles
nicht srüh«r gesagt? . . . Das ist un
recht."
d«rholt:
recht, weil ich Sie frei glaubte, und
Sie liebe . . "liebe .
Ger fremder Knaben gestanden hat
sam wie damals Ist Albert Richar
Beschlagen. Gefängnißdi
reltor: Wir werden uns hoffenlich an
Zu diel verlangt.
Hausfrauen, die selbst sehr leb
haften Geistes sind, selbst^ viel leiste^
eben weil sie andere mit dem eigenen
Maßstab messen. Sie sind dann ent
täuscht, wenn sie nicht erreicht sehen,
, was sie selbst erreicht haben würden,
und die Mißstimmung gegen den nach
ihrer Ansicht Lässigen ist da.
> Dieses „Zu viel verlangen" ist der
Grund, weshalb heute die Dienstbo
tenverträge so oft vor der Zeit gebro-
Fachausbildung können niemals so
viel leisten, dürfen nicht beurtheilt
' werden, wie Gebildete. Das Schlie
ßen von sich andere ist leider ein
machen. Sie muß nicht nur daheim
abwägen: „Was kannst, was darfst
du dem von der Schul« ermüdeten
Kind jetzt noch an Arbeit wi« an G«-
nuß zumuth«n?", sondern sie muß
auch sein treuer Vormund sein, wenn
sie sieht, daß er d«m Pensum der
Schule nicht folgen kann. Nur nicht
aus Eitelkeit ein Kind, das körperlich
oder geistig nicht mitkann, in einer
höheren Klasse oder gar Schule fest
halten wollen! Viel verlangen kann
Begabung, nicht aber vom mittelmä
ßigen Durchschnitt. Sehr viele Müt
ter verschließen sich aus falscher
Scham allzulange der Erkenntniß,
Abhiffe. allemlge
von mehr empfängst, als du ge
dacht. ES ist eine bekannte Thatsache,
daß man auf Erkenntlichkeit und
selbst nur so nebenbei artig gewesen
sind. Die Erklärung dieses scheinba
ren Widerspruches liegt darin, daß
die menschliche Natur sich nicht gern
anderen verpflichtet fühlt, auch nicht
in Dankbarkeit. In ihrem Egoismus
streift sie rücksichtslos dies« verpflich
tenden Fesseln ab.
Aber wie steht es mit dem „Zu viel
verlangen" bei dir selbst, verehrt« Le
serin? Eigentlich kann man sich ja
selbst nie genug thun! Aber einen un
endlichen Schad«» hat das sich selbst
unausgesetzt anstrengen: man rui
nirt sich Nerven und Gesundheit und
bringt sich um Frieden und Ruh«,
man raubt Umgebung den
vor allem mußt du die Grenzen re
spektiren! Man kann Tage, Wochen
lang ungestraft zu viel von sich ver-
Selb st verrath, Mutter:
„Wie hast Du das neue Messingbeti,
gefunden?" Student: .Ganz leicht,
Backfisch: „Denke Dir, Erich der
Herr Meister, was fällt Jh,-a