Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 27, 1906, Image 2

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    Z5r»g«ol».
Hllgel stehen goldbekränzt,
Nebel tiefen Felde,.
Strahlt der blanke A^s^ic^^all
Goltmcs Irrlicht, täusch« du uns nichtl
Helle.
Gleich dem Mittags
Und so
Dies dein Licht, du Gaukler Herbst!
T> > A ,
Nummer 47.
Monaten übernehme ich das Hotel
selbst; es ist zwar nicht leicht, dos nö
thige G«ld zusammenzusparen, beson
ders wenn man nicht Oberkellner ist,
aber im H«rbst des vorletzten Jahres
hat sich hier ein« Geschichte ereignet,
"h dd« R« cht
alten Gästen. Natürlich befinden sich
üblich ist, ein Zimmer vorausbestellt
Schritte davon im Gang die Noth
thür sich befindet, die auf's Doch zur
Feuerleiter führt; aber in der Regel
tän Leger, der mit dem Marquis von
Toby Grey, der selbst dr«i Renn
pferde, darunter d«n Favorit für den
Btcher, start«n ließ. Ab«r all' di«se
danach aus. Jeder besah seine mit
Banknoten zum Platzen gefüllt« Brief
tafch«, di« sicher noch vor d«m End« der
er in der Bar oder im Restaurant et
was stets etwas Billiges zu sich
nehmen wollte. Auch that er. als
hielten sie di« Aug«n oss«n, d«r H«rr
Dodds wie s«in Sekretär. Am ande
ren Morgen aber gab es «in schreckli
ch«s Geschrei im Haus«; d«r Gewinn
des Herrn Dodds war über Nacht ver
schwunden. Thatsächlich war er nicht
ärgerte, war nicht so sehr der Verlust
des G«ldeS an sich, als die Thatsache,
ein Stier, so daß mein Herr kaum den
Muth hatte, zu ihm zu gehen, um sein«
AuSsag« zu hören. Die Banknoten,
gesteckt und dies« in «in«r
Schublade in seinem eigenen Zimmer
eingeschlossen. Als er zu Bette ging,
hatte er noch einmal einen Blick aus
die Brieftasche geworfen und sodann
sein Zimmer abg«schloss«n und außer
d«m ein Vorhängeschloß vorgelegt.
Nur befand sich schon um diese Z«it
nichts m«hr in d«r Bri«stasch«, als
zw«i hübsch zusammengtligt« Exem
plare der „Sportzeitung". Die Bank
noten mußt«n verschwunden sein,
während er sein« Freund« beim Ge
lage unterhielt. Als der Hotelbesitzer
Herrn Dodds di« Frag« vorl«gt«, ob
«r die Numm«rn der Banhnoten auf
gezeichnet habe, brüllte er ihn an:
„Glauben Sie," schrie er, „daß ich «in
vollendeter Idiot bin, nxil ich mir die
Banknoten rauben li«ß? Natürlich
habe ich die Nummern ausgeschrie
ben!"
Sein Sekretär hatte in der Thai
ein V«r»eichnib darüber
aber unglücklicherweise hott« «r «s mit
d«n Papieren zusammen versorgt, was
für den Dieb natürlich äußerst be
quem und angenehm war.
Ich dachte, Herr Dodds würd«, b«i
seiner Körperfülle, vom Schlag ge
troffen werden, wenn er dies erführe.
Ich habe noch nie jemand so fluchen
gehört wie ihn, während seines Wuth
anfalles. Wir schlössen den Sekretär
in der Bar ein und th«ten mittlerweile
unser Möglichstes zur Ausklärung des
Diebstahls. Da Herr Adamson der
einzige Fremde im Hotel war, fiel de:
Perdacht natürlich auf ihn. Im Hand
umdrehen war er festgenommen und
sein Zimmer mit der größten Sorg
falt untersucht; aber man fand nichts
Und abgesehen davon, daß er mit den
anderen hinaufgegangen war, um ein
Glas Champagner auf den guten Er
folg des Herrn Dodds zu trinken, war
keine Spur eines Beweises gegen ihn
vorhanden. Er sagte, er sei zwar
niederträchtig behandelt worden, wolle
aber aus Rücksicht auf Herrn Dodds
begreiflichen Schmerz um seinen Ver
lust davon abstehen, ein« Anklag« we
gen Beleidigung gegen ihn beim G«^
Herr Dodds mußte ihr noch sünf
Pfund Sterling Strafe dafür bezah
len, daß er ihr in seiner gewohnten
Redeweise ihre Unsähigkeit vorwars.
Er setzte ein« Belohnung von tausend
Pfund Sterling für den Finder der
Banknoten aus und verließ das Hotel
mit feinem Sekretär, um sich an den
Schauplatz des nächsten Rennens zu
begeben.
ficht, daß ihn sein Sekretär bestvhlen
hatte; aber Herr Dodds wußte das
besser. Auch ich war fest überzeug!
davon ivarum, das weiß ich nicht
tigt, wäre nicht einige Meilen von
hier, in Lewes, «in Mord b«gang«n
worden, der die allgemeine Aufmcrk.
Verbrechen noch interessanter machte.
Sonst aber bot der Fall nichts Außer
gewöhnliches. Der Mann hatte in
gewonnen, und um diese und sein«
Uhr rauben zu können, hatt« ihn txr
and«r«, ein Buchmacher Namen»
Kyneton, «rinord«t. Die Virhand
lung förderte von Anfang bis zu End«
nichts Interessantes zutage; aber als
der Mörder seine Aussagen b«nd«t
hatte, erschien eine Notiz in «in«r Zei
tung in Lewes, die auch in andere
Blätt«r üb«rging, groß«s Aussehen
erregt« und mich vi«ll«icht m«hr als
V«rur!h«ilung d«S Mörd«rs, es
nißauss«h«r aus freien Stücken das
Geftändniß abgelegt, daß er es gewe
sen sei, d«r einig« Monat« zuvor d«n
w«n" zu Brighton ausg«sührt hab«.
„S«h«n Si«, Bob," sagte m«tn Herr
zu mir, „daS beweist, daß Ihr freund
„Natürlilb ist es so; ich bin recht
froh, daß dies Passirt ist, weil es je
den Verdacht, den man gegen irgend
Jemand im Hotel haben könnte, ent
waffnet. Si« wissen nicht, ob dieser
Kyneton am Hauptr«nntag hi«r in der
Näh« war?"
„Nein," erwiderte ich, „aber es gin-
Aber ich machte mir mein« eigene»
Gedanken llb«r den Fall. Wenn
Kyneton im Herbst elftausend Pfund
zubringen? D«r Bursche war kein
ebensoviel«!» Jahren soviel Geld ver
die Geschichte einem Wärter, statt sie
beichten?
Fragen vorlegen. ES war ein freund
licher Kerl, d«m ich selbst schon
verschiedenen G<leg«nheit«n werthvoll-
Hotel erzählt«?"
„Ich will Ihnen die Wahrheit sa-
dem üblich«n W«ge. Es
türlich wie das erste Mal „er steht
„Wie? Sie haben das aus dem
Gewissen? Jetzt hör«n Sie 'mal!
Was ich Sie fragen möcht«, bl«ibt un-
was kann das schaden?"
»Nichts, Jack," beruhigte ich ihn,
.eher das Gegentheil. Ich versichere
.Nein."
mich erst darauf aufmerksam," meinte
Jack nachdenklich. »Doch! Er Iva»
jedoch nicht auffällig. Er sagte
Z—zrltung."
„O, das ist nicht so wichtig. Ich
war auf falscher Fährte; aber trotzdem
besten Dank. Wenn ich am nächsten
er auch keinen Bart mehr trug d«r
die Nottz d«m „L«w«s Expreß" ge
bracht hatt«. Di« erste Frage war
d«S Diebstahls bezichtigte? Und
promittirende Weise zu thun? Ich
beachtet, die Adamson Unschulki
— stutzig.
ihn W —w —Whisky. In diesem Au
ses unglücklich« Stottern! Als ich
ihm das Bestellte brachte, zitterte ich
hatte.
mich zusteigt. Wie kommen Tie hier
her? sag« ich. Er erwidert kein Wort,
sondern versucht mit weitgeöffneten
„Danke," erwidert er, »das stimmt.
Ich bin im Schlaf gewandelt.
Eine Gewohnheit von mir. Gute
N —n —nacht!"
Dan« trat er In s«in Zimmer und
schloß ab.
Sicherlich war es der kaltblütigst«
Kerl, der mir je vorgekommen ist.
die um hinauszugelangen; sie
stand in einer Ecke. Ich erinnerte
mich, daß ich in d«r Küche eine Kette
mit Vorhängeschloß bemerkt hotte; si«
hatte zur Hütte eines Neufundländers
gehört, der unlängst gestorben war; ich
damit die L«it«r an einem Haken an
der Wand, so daß sie nicht zum Aus
stieg zu jenem Dachfenster beniitzt »ver
um halb vier Uhr ich meinen
Mann wied«r hinausschleichen. Die
ses Mal war ich ruhiger; er konnte ja
glaubte, die D«ck« sei eingestürzt.
klopfe an seiner Thür. „Was ist
denn passirt?"
„Nichts," antwortete er. „Ich bin
wieder im Schlaf aufgestanden; das
Ist alles."
Hierauf verhielt er sich still wie eine
Maus, stiller als ich, das versichere ich
Sie; ich lag im Bett, zitternd wie
versteckt waren.
in der Stadt habe. Als sein Ziminer
gerissen. Ab«r an die Decke hatte nie
wa sieben Meter hoch; in d«r Mitte
aus das Bett stellte, konnte ich mit
großes Packet das wir zu öffnen
Morton, No. 47". Wäre er
Dir Annexion von Patagonicn.
tigt. Die Entstehung des Ulks sei
hier, nach dem „Hannov. Cour.", mit
den Worten ein«s der Betheiligten
wiedergegeben: Adolf war ein sehr
ten, fragte ich ihn so aus dem Steg
reif: „Adolf, weißt Du schon, daß
Bismarck Patagonien annektirt hat?"
„Nein," sagte er mit großem Erstau
nen. Ich sprach nun meine große Ver
wunderung darüber aus, daß es ei
nen Studenten in Nöttingen geben
könne, der das nicht wisse. Da gesell
te sich Swatopluk zu, und ich fragte
diesen: „Swatopluk, Adolf weiß noch
nicht einmal, daß Patagonien annek
tirt ist!" Und Swatopluk. der sofort
Besch«id wußt«, stimmt« «in so natür
liches und höhnisches Gelächter an,
daß Adolf stutzig wurde. „Gewiß,"
sagte Swatopluk, alle Welt redet da.
von, und Du solltest es am besten
wissen, daß Professor Brakebusch aus
Northeim es ist, der die Annexion
vollzogen hat." Adolf war ganz nie-
dergeschlagen, daß er von dem Er« ig-
nisse noch nichts erfahren; er wand!«
Northeims Und nun heckte ich den
Plan aus, Adolf vollends zu verul
ken. Ich macht« in einer gemüthlichen
bäum" wurde gemeinsam ins Lateini
sche übersetzt. Ein Passus über die
meteorologisch« Anstalt aus Kap Horn
unterzeichnet.
Dieses Machwerk würd« abgeschickt,
und als ich eines Morgens ruhig im
„Was ist drin? Wo ist es drin?"
in der Zeitung!" Ich sprang aus
dem Bette: Richtig, die Sache war
ausgenommen worden zu unserem
Northeim, den 17. August 1886, lau-
Es dürste sür Sie, Herr Redakteur,
und die Leser Ihres Blattes von Jn
rekten Mittheilung seines Assistenten
an die hiesige Geographisch« Gesell
westl. L. und südlich vom 48. Grade
südl. Br. für das Deutsche Reich in
dermaleinst einen brauchbaren Han
delsartikel liefern könnte. Jedenfalls
dürfte das Holz dieses Baumes, wel-
Landes abgesandt werden soll. Die
Nachricht, daß auf Kap Horn eine
meteorologische Station errichtet wer
den soll, bedarf wohl noch der Bestä
tigung, wenngleich der ungeheure
Der wesentliche Inhalt dieses Ar
gangen, und schließlich fand die
„Nachricht" auch ihren Weg ins Aus
land, z. B. in die „Times". Diplo
matische Verhandlungen zwischen
England und Deutschland fanden
statt. Professor Brakebusch, der im
Dienste der Republik Argentinien
stand, wurde beinah« gefangen gefetzt,
bis allmählich der Unsinn des Gan
zen festgestellt war. Ahnungslos sa
ßen die Anstifter des an sich unschul
digen Ulkes in Göttingen; glücklicher
weise verlief die Geschichte dann im
Sande. Bei Gelegenheit eines späte
ren Besuches von Professor Brake
busch in Deutschland hat sich dieser in
Northeim nämlich die Entste
hungsgeschichte des Ulkes erzählen
lassen, durch den er im weiteren Ver
laufe allerhand Verhören und beinahe
der Gefangensetzung ausgesetzt gewe
sen war; und nachträglich hat er mit
In dem kleiixn Landstädtchen ist
ein früherer Zahnarzt, der sich zur
Ruhe gesetzt hat, zum Civilstandsbe
ainten ernannt worden. An seinem
ihm trauen zu lassen. Kaum hatte
der angehende Ehegemahl sein An
liegen mit dem schüchternen Gsätzlein:
Läßt tief bllcke n. Onkel
gentlick schon gebracht. Hänichen?
Hans: O, ich kann bloß bis zehn zäh
len, Onkel!
Der Tanz in Japan. j
Auch im Leben des Japaners spielt
der Tanz eine Rolle; aber man ver
steht unter „Tanzen" etwas völlig
anderes als wir im Abendlande. Der
Tanz in unserem Sinne erscheint
dem Japaner eher als eine Art Lei
besübung, die er auf eine Stufe mit
dem berühmten „Jiu-Jitsu" oder der
alten Akrobatenkunst des „Dengaku"
zu stellen geneigt ist. Während unser
Tanz fast ganz aus rhytmischen Be
wegungen besteht oder anmuthige
Haltungen und Figuren darzustellen
sucht, ist der japanische, wie über
haupt der ursprüngliche Tanz, durch
aus pantomimischer Art, und er will
in einer Folge von schönen Gesten
ein historisches Ereigniß, eine sagen
haste Legende oder eine Szene aus
dem Märchenschatz des Volkes
Anschauung bringen. Charakteristisch
für ihn ist ein« weitgehende Aus
druckssähigteit und der stets stark be
tonte Gesühlscharakter.
In einem Lande, in dem seit
Jahrtausenden eine im höchsten Maße
ausdrucksvolle Gestikulation in
Uebung ist, in dem alle Kunst sich zu
einer bestimmten traditionellen For
mensprache entwickelt hat, haben sich
natürlich auch die Bewegungen und
Gesten des Tanzes zu einer Kompli
zirtheit und zu einem Reichthum an
Einzelformen entwickelt, deren Be
deutung nur einem Japaner selbst
klar werden kann, während der Un
eingeweihte nur schwer zu einem
Verständniß dieser Formen des Tan
zes und der Bedeutung jeder Geste
gelangt. Wölbt der Tanzende z. B.
die Hand über den Augen, so bedeu
tet dies, daß er weint; streckt er die
Arme aus und blickt dabei eifrig in
die von der Hand bezeichnete Rich
an etwas in einem fernen Lande;
kreuzt er die Arme auf der Brust und
senkt er den Kopf, so will er andeu
ten, daß er in tiefes Nachdenken ver
sunktn ist.
Das sind mir die verhältmßmäßig
leicht zu verstehenden Gesten; aber
neben diesen gibt es andere so
kvmplizirter Art, daß Fremde ihren
Sinn überhaupt kaum begreifen kön
nen. Und doch bilden gerade diese
durch eine lange Tradition entstan
denen Gesten sowie zahlreiche Figu
ren, bei denen die Bewegung der lan
gen Aermel und die besondere Ver
wendung des Fächers wichtig sind, die
Hauptsach« beim japanischen Tanz.
Auch die Technik ist äußerst kunst
voll; aber die Stellung der Fuße,
die Haltung der Arme und Hände ist
völlig verschieden von der beim euro
päischen Tanz. Am wenigsten wird
dabei Gewicht auf die Füße gelegt;
während sie bei uns die Hauptarbeit
zu verrichten haben, gilt dem Japaner
ihre Thätigkeit für untergeordnet.
Trotz der äußeren Ruhe beim Tanz,
der Leichtigkeit der Bewegung, für
deren liebliche musikalische Wirkung
nur sein entwickelte Sinne empsäng-
Gedanken an eine körperliche An
strengung auskommen läßt, ist eine
sehr intensive körperlich« Ausbildung
«rsord«rlich. ehe eine Vollkommenheit
erlangt werden kann. In dieser Kunst
paner ihrem hohen künstlerischen
Ideal treu, das sie dazu treibt, nach
einer gründlichen Meisterschaft ix der
Technik zu streben, so daß jede künst
lerische Leistung als mit größter
Leichtigkeit, wie spielend hervorge
bracht erscheint. Ihr Ideal ist die
Kunst, die durch ihre eigene Voll
kommenheit verborgen bleibt.
Der unverbesserliche Vater,
Der klein- Hugo hat wegen einer
schlechten Schulcensur vom Vater
Prügel bekommen und ist heulend in
sein Zimmer gelaufen. Nach einer
Viertelstunde überlegt der Vater, daß
er doch wohl etwas zu streng gewesen
sei, und beschließt, die Sache wieder
gutzumachen. Er begiebt sich also zu
seimm Jungen und spricht:
„Sieh mal, Hugo, Du brauchst
nicht gleich so schrecklich zu flennen,
ich habe es gar nicht so schlimm ge
meint; und das nächste Mal bringst
Du mir «in« anständige Censur, und
alles ist wieder gut. Freilich, wenn
Du mir wieder eine so ungenügende
Censur bringst, oder gar eine so
schlechte wie heute denn Du wirst
doch wohl einsehen, die heutige Censur
war schlecht, elend, miserabel, Hunds»
der guten Absicht zu erinnern, mit
welcher er die Stube betreten, «rgreist
er den Sprößling abermals und bläut
ihn wieder tüchtig durch.
Später klagt Hugo der Mutter sein
Leid: „Ach, Mama, daß Papa mich
prügelt, wenn ich etwas verschuldet