Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 26, 1906, Image 3

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    Die graue Hasse.
«»man von Tora Duockcr.
(11. Fortsetzung.)
Schellbach umschlang sein« Frau
aufs neue. Da ich heute morgen schon
von Thau und Tag fortmußte, sollten
die Kinder mir heute Mittag den Vor
tritt bei dir lassen. Oder? Er zögerte
schon bei dir?
Milla sah von dem Fragenden fori,
in mitleidiger Verlegenheit auf die
Blumen auf dem Tisch. Du darfst
nicht böse fein, lieber Max, sagte sie zö
von der Schule gleich zu deiner Schwä.
Tisch hat. Gewiß hat Tante sie bere>
d«t, du weißt, Martha hat Leni gern
im Hause.
In Schellbachs Gesicht war eine
dunkle Zornesröthe aufgestiegen. In
seinen hellen blauen Augen blitzte es,
fast schwärzlich färbte sie der Zorn.
Aber er hielt jedes Wort zurück. Und
Walter? fragte er heiser von unter-
Walter war bei mir und brachte
mir Lenis Entschuldigung. Jetzt steckt
er wohl längst wieder in der Arbeit.
Ich wünschte dem Jungen, der Schul-
Schellbach war von Milla fort- und
ein paarmal im Zimmer auf- und ab-
Sein G«sicht hatte die
funden. Weißt du was, Milla. wir
hinaus, eine Fahrt, einen Äusslug ma
chen. Es hat mit Regnen aufgehört,
die Luft ist rein und gut. Es wird
dir wohl thun, mal aus dem Straßen
nire ins Bureau. Galbeck kann mich
vertreten,gleichzeitig soll er deinenVate,
freigeben, Milla, und auch Walter wird
losqeeist. Dann fahren wir gleich nach
der Waldmiihle.
den letzten zwei Jahren der Betrieb der
Fabrik ausgedehnt, die Arbeitslast
vermehrt, die auf ihrem Manne ruhte.
In die Graue Gasse wäre sie gern ein
auf die Gefahr daß das Wieder
ihr zart bedeutet, daß es des Vaters
tigen Bau zu überraschen. Da hatte sie
still verzichtet. Nun, binnen Wochen
frist sollte der Gesammibau fertig da
stehen, der Betrieb eröffnet werden.
Et« die Maschinen stampften, wollte
ihr Mann sie hinausführen.
Walter steckte den Kopf durch die
Thür. Das Essen steht auf dem
gerolltes Blatt zu. Ein Huldigungs
gedicht, Junge? fragte Schellbach und
zupfte ihn an den Ohren.
Walter lachte. Ach Gott, nein, Pa
va. Mit den Versen steh' ich auf dem
denkbar schlechtes!«» Fuß. Die paukt
einem die Prima schon aus den Kno-
Milla hatte das Blatt entrollt.
hiibsch, Walter! Ich danke dir von
Herzen.
Das Blatt, das sie Schellbach hin
hatte.
Um Ende Mai wird dein Kloster
gartchen so aussehen, kleine Mama.
Dann feiern wir ein großes Frühlings
fest nach heidnischer Art, mit Kränzen
auf den Häuptern und goldenen Scha
ber klopsend. Und so was will üi Jahr
Bei Tisch kam der telephonische Bi
scheid, daß Galbeck alles nach Wunsch
geordnet habe und Herr Prätorius sich
Blick auf seine Frau, nachdem er
' Walter i«icht mit den Augen gestreift
> Kall«.
O, du darfst ruhig vor Walter spre
chen, Max.
Ja, bitte, Papa. Ich bin Herrn
ich sorge mich mit euch um ihn. Wie
fandest du ihn heut?
Schellbach hatte sein Glas erhoben
in seinem warmen, eindringlichen, gü
tigen Ton: Nicht schlecht, liebes Herz.
Er hat sich eigentlich die ganze
Galb«cks Meinung. Er war entschie
den ruhiger und schien sich recht wohl
zu fühlen.
Gott f«i Dank.
selbst erwartet hat, ttcbste Milla. Du
Entgelt für das ungebundene Drau-
Milla blickte auf ihren Teller. Sie
versuchte zu verbergen, daß Thränen
Walter hatte sofort Kamillas auf
drollig« Hochzeitsrede und kam nicht
eher damit zu Ende, bis die Thränen
der kleinen Mama standhaft zurückge-
Pünltlich um vier Uhr stellte sich
Mangold Prätorius ein. Auch er hatte
den Hochz«itstag seiner Tochter verges
sen. Dennoch kam er in einer Art fest
lichem Gewände, denn er hatte einen
großen Respekt vor der gesellschaftli
chen Stellung seines Schwiegersohnes,
Walter, ganz von d«r Wichtigkeit
des Tages durchdrungen, theilte Man
gold Prätorius eilends seine Bedeu
das Blut in Gesicht und Nacken, feine
rothunterlaufenen Augen traten aus
ne Stirnadern schwollen an. Er schalt
sich heftig einen Trott«l, diesen Tag
vergessen zu können.
Milla, die ihm ängstlich ins Gesicht
sah. hatte Mühe, ihn zu beruhigen.
Der Regen hatte seit Mittag auf
hatte stürzte selbst hinunter und durch
das drängende Gewühl, um einen Wa
gen herbeizuholen, ehe Milla noch ei
nes der Mädchen damit hatt« betrauen
können.
Bevor sie in den Wagen stiegen, gab
Schellbach, ganz gegen seine Gewohn
heit, sehr kurz und bestimmt die An
weisung, daß Fräulein Leni, sobald sie
von Frau Tobias zurückkomme, zu
Haus auf die Eltern zu warten habe.
Es war eine entzuckende Fahrt.
Draußen unter d«m Einfluß der fri
schen Luft legte sich auch Prätorius'
jähe Aufregung bald, und als sie den
Straßenlärm erst hinter sich hatten,
plauderte es sich angenehm zu vieren.
An der Grenze des Waldes stiegen sie
aus. Das stellenweis stark gelichtet«
Kieferngehölz war freilich kein Pre
bitzcr Wald, dai Forsthaut Grunewald
keine Walkmühle, und der anmuthig«
kleine See konnte es mit dem Grauen
Kloster See nicht ausnehmen. Dennoch
ging es sich Prächtig auf den stillen, von
Kieferdust überhauchten Wegen, die
Milla bisher nur ganz selten einmal
beschritten hatte.
Sie ging mit ihrem Vater voran.
Schellbach und Walter folgten. Nach
und nach bildete sich unbeabsichtigt eine
kl«ine Entfernung zwischen den Paa
ren.
Schellbach hatte den Arm in den
seines Jungen gelegt. Halblaut sagte
er. während sein heute so frohes Ge
sicht sich mit Wolken überzog: Präto
rius macht mir schwere Sorge, mein
Junge, aber laß die Mama nichts da
von merken. Ich wollt«, ich hätte ihn
erst wieder draußen in der Grauen
Gasse, ehe er sich hier vollends zugrun
de gerichtet hat. Dem Manne hätte
zehn Jahre früher geholfen werden
müssen. Schade um ihn und so viel
vergeudete Eigenart und kernfeste
Kraft.
Was besorgst du mehr für ihn, Pa
selbstv«rständlich.
Schillbach stand betroffen still.
Woher weißt du das. Junge? Hai Ka
-nilla —?
Walter schüttelte den Kopf. O nein,
Papa, wie schlimm es Bater
vertraut. Der Winter auf Hammirfest
Drehse hätten ihm r«n Rest gegeben,
neirit er.
Nicht unmöglich.
Ein paar Minuten schritten sie
schweigsam nebeneinander weiter.
Dann nahm Walter die Unterhaltung
wieder auf. Weißt du, Papa, ich habe
viel über Mangold Prätorius nachge
dämmt werden, und doch hätte nur ei
ner das Recht ihm ein Urtheil zu spre
chen, der, den du einmal den neuen
Heiland nanntest, der Arzt, der es ver
möchte, mit Sicherheit die feinen, un
sichtbaren Grenzen zwischen Unglück,
Schuld und krankhaftem Zwang zu zie
hen. >
Schellbach blickie auf seinen Jungen,
der den ernsten, forschenden Blick aus
Gestalt Mangold Prätorius' gerichtet
hielt. Dann legte er mit zärtlichem
Stolz d«n Arm um die noch immer
Mein lieber Junge, Prä
nicht immer in so drastisch greifbarer
Form darstellen. Je rascher und athem
loser unsere bewegliche neue Zeit ül^r
großer Theil der dcnlenden Menschen
jede Freiheit des Willens, jedes Ver
antwortlichmachen, auch bei scheinbar
normalen Menschen, in Abred« zu stel
len geneigt ist. Aber das führt für
dich nur irre an deinem hohen Ziel, den
Menschen ein Helfer und sachlicher
Unterscheider zwischen Schuld oder
Verdienst unb krankhaftem Zwang zu
werden.
Milla war mit ihr«m Vater stehen ge
blieben und hatte sich nach ihrem Man
ne umgewandt. Rascher schritten
Schellbach und Walter aus, um mit
den andern den Weg fortzusetzen.
Wir streiten eben, der Papa und ich,
sagt« Milla heiter, für wann du die
Einweihung der Fabrik bestimmt hast,
Max?
Reihe, Mutti. Nicht wahr Papa?
Und wir dachten den letzten Mai dafür
zu wählen.
Max stimmte zu.
Das wär« also in etwa sechs Wo
chen. Und wann, lieber Schwieger
sohn, wollen Sie den Betrieb eröff
nen?
Am fünfzehnten Juni, wenn nichts
Unvorhergesehenes dazwischen kommt.
Frenzen und Wittorp sind der Ansicht,
daß ich mit Leichtigkeit mit diesem
Termin rechnen kann. In Berlin, lie
ber Prätorius, sind Sie am einund
dreißigften Mai frei. Vierzehn Tage
gebe ich Ihnen zur Neueinrichtung in
der Grauen Gasse.
Etwas wie Freude und Zuversicht
flog mit frohem Schein über das jetzt
fahlblasse Gesicht des Mannes.
Siedelt Galbeck gleichfalls über?
ein? Frage auf dem Herzen, die ihm
nicht leicht zu werden schien. Er
würgt« daran herum, biß die Lippen
unter dem fast ganz ergrauten Spitz
bart, sprach vor sich hin. Dann bemühte
er sich sichtlich, der Frage einen gleich
gültigen Ausdruck zu geben, ob Schell
bach nie daran gedacht habe, für sich
selbst die Leitung in der Grauen Gasse
zu übernehmen?
Nein, lieber Prätorius, ich halte
hier, wie es einem guten Hausvater ge
ziemt, in der Stammburg aus und
überlasse es den Ankömm
lingen dieser Stammburg, sich unter
bewährter Leitung draußen in der
Welt zurecht zu finden.
Prätorius griff hinter sich nach der
Hand seinerTochter, die «r mit krampf
haftem Druck umfaßte und festhielt.
Langsam und schwer wandte er sich
dann ganz nach ihr um und sagte leise
und heiser, nur für Millas Ohr be
stimmt: Merkwürdig wird mir's sein
in der Grauen Gasse ohne dich, mein
Kind.
Nach der Rückkehr in die Stadt oer-
Millas dringende Einladung zu achten,
mit ihnen zu Nacht zu essen. Er war
unruhig und zerfahren und konnte au«
Tochter.
ein einfaches Mä^d
bias telephonirt habe. Fräulein Leni
sei mit den Herrschaften ins Theater
gefahren und werde um halb Elf sicher
für ein« «tunl^in sein Arbeitszimmer
gehe, es geb« noch allerhand Wichtiges
zu erledigen.
Al- man vom Abendbrot aufgewan
dt» war und wieder in Millas klei
' i«m traulichen Boudoir sah. kam Leni
zurück. Sie hatte sich in der letzte«
Zeit so rasch entwickelt, daß sie in ih
rem halblangen modernen, lichtblauen
Kleid, mit den frischen, ein wenig zu
Kopf gesteckten braunen Haar, ihren
vierzehn Jahren zum Trotz, den Ein
druck eines erwachsenen Mädchens
machte. Wie es ihre Art war, wenn
sie etwas auf dem Gewissen hatte, be
grüßte sie die Eltern mit gutgefpielter
Unbefangenheit.
Erst ein mahnendes: Aber, Leni,
das Walter ihr zuflüsterte, bestimmte
Schellbach schnitt ihr kurz das Wort
tig, das hatte sie ganz vergessen, ob
wohl Walt«r noch gestern Abend mit
ihr davon gesprochen hatte. Die plötz
liche Einladung zu Tante Martha, die
sie auf ihrem Frühstückplatz gefunden
Schriftsteller dort zusammenzutreffen,
hatte ihr den Kopf verdreht. So stam
melte sie ungeschickt eine neu«, ehrli-
Schellbachs Gesicht entwölkte sich ein
wenig. Er war bis jetzt der Ueberzeu
gung gewesen, daß seine Tochter ab
dich und erzähle, in welcher Gesell
schaft du bei Tante Martha gewesen
bist, was ihr im Theater gesehen
habt? Ich möchte doch wenigstens wis
sen, welchen Einflüssen die Tante dich
was zu vollen Mund. Dann sagte sie,
sich auf den Stuhl setzend, den Walter
ihr stillschweigend zugeschoben hatte:
Gott, Papa, du weißt ja, was für
Leute bei Tante Martha verkehren
Leider ja. Also waS für Modernitä
ten hast du heute getroffen? Auch in
nerhalb dieses deines Lieblingsbegrif-
Lenis lebhafte Augen strahlten. Ihre
vollen Wangen rötheten sich um eine
Schatiirung stärker. Ja, denkt nur,
ganz besonders was Interessantes.
Rathe mal, Walter?
Stadt; sie ist zum Gastspiel am R«st-
hast, Max.
Neu bis auf weiteres, ja. Di« Ge
dichte waren nicht mal so übel.
Leni ereiferte sich. Bertram ist ein
Genie, Papa.
Alle lacht«n.
Da ist nichts zu lachen. Es ist
wirtlich so. Tante Martha sagt es.
Dann allerdings, bemerkte Schell-
Er hat uns bei Tisch einen Haufen
Kritilen vorgelesen. All« Zeitungen
sind begeistert von ihm. Uebrigens
Die Glückliche! Ich beneide sie!
Walter stieß seine Schwester in die
S«ite. Red' doch nicht solchen Uirsinn,
gehört.
Sehr wahr, mein Junge. Mädel,
Mädel, du solltest hinter deinen Schul
büchern sitzen bleiben,bis du für dasLe
selbständiges Urtheil über Menschen
wird noch lange Weile haben.
Leni machte «in sehr beleidigtes Ge
sicht. Ihr thut gerade, als ob ich noch
Jetzt mischte sich auch Milla ins Ge
spräch, bemüht, ihm eine freundlichere
Wendung zu geben. Welches Theater
habt ihr denn besucht, Leni? War es
Frank Wedekind od«r so was, oder wie
heute etwas Hübsches zu sehen, etwas
Buntes, Glänzendes, und dazu Musik,
recht viel und lustige Musik. Wir wa
ren in der neuen Ausstattungsposse im
Thaliatheater. Tielscher war riesig
ulkig, und die Damen haben entzückend
gesungen. Auch Ballett war dabei,
«ine ganze Menge. Es kribbelte mir
ordentlich in den Füßen bei der hüb
schen Tanzmusik. Du, Mama, näch
sten Winter möchte ich wirklich noch
mal Tanzstunde nehmen. Uebernäch-
und Milla Schell
schwer und weich im Nacken lag.
Also im Mai wird «ingeweiht? hörte
er jetzt Leni lebhaft fragen. Endlich
mal etwas Lustiges. Du, Walter, da
müssen wir eine große Sache machen.
Walter lachte. .V la, Tante Mar
tha! Nein, was die Graue Gasse be
trifft, das ist Papas und meine Sache.
Nicht wahr, Papa?
Schellbach blieb stehen und legte sei
nem Jungen die Hand die Schul
fügte Milla bitter hinzu.
Betroffen sah sich Schellbach nach
ren Blick ins Leere.
köstliche Wetter, das jede Stunde bis
te. Die alten Prätorius'schen Fami
lienbilder, die Kamills, freilich erst
nach langem Suchen, in einer alten
allen voran das getreu« Bild Mangold
Prätorius'. Der zweite Fries, der
Triumph der Wissenschaft, sollte für
Schellbach und Kamilla zugleich eine
Figur des Lichts, die im Mittelpunkt
Durch einen Zufall war Frenzen in
den Besitz dieses werthvollen Vorbildes
für seinen Bildhauer gekommen. Lanze
A bnahme ?u kewegen? Wer weiß, ob
ein besseres Ergebniß gehabt hätte.
Milla Prätorius ha'te keinen Kopf für!
einen landläufigen Photographen; dies
wundervolle verträumte Gesicht wollte
mit Kimstleraugen gesehen und ersaßt
lem war, was auch nur im geringsten
einer äußern Schaustellung ihrer Per
son glich. Frenzen und der Bild
hauer in Wie
kommen? 3
Eines Tages, um den Ausgang d«s
Jahres, war Frenzen mit Wittorp
draußen gewesen. Sie hatten den letz
ten Berliner Zug versäumt und sich be
quemen müssen, im Löwen zu iibernach,
ten. Den langen Abend nach Möglich
keit zu kürzen, hatten sie unten im tl«i
worden war, hatten sie sich einen steifen
Grog brauen lassen. Ein seltener Gast
im Löwen, Sadus, hatte sich zu ihnen
gesellt.
Die Unterhaltung war bald lebhaft
in Fluß gekommen. Sadus, nächst
Len« Petersen der einzige Freund, den
Milla im Städtchen zurückgelassen hat.
des Eigenthum, das er bisher vor je
dem fremden Blick versteckt gehalten
hatte, dem Bildhauer für die Bollen
dung seines Werkes auszuliefern; den
kurz die Geschichte des Bildchens, und
Trotz der fortlaufenden günstigen
Berichte, die er von Frenzen, Wittorp
und dem tüchtigen, seit zwei Jahren
draußen angestellten Bauführer em
pfing, hatte eS Schellbach gereizt, selbst
noch einen Blick auf sein nahezu voll
endetes Besitzthum zu werfen, vor
allem aber, sich zu überzeugen, ob
das für Mangold Prätorius bestimmte
Heim einigermaßen in Bereitschaft sei,
r d M > » si'
dem alten Haufe feiner Bäter gut un
tergebracht sehen. Er hatte Milla, den
Vorschlag gemacht, Lene Petersen zu
vermögen, zunächst wenigstens, zu ih
rem Vater in die Graue Gasse zu zie
hen. Was sein schweres Geschick ver
schuldet, das wilde Leb«n in Hammer
fest gefördert, die Berliner Jahre ganz
wider Schellbachs Boraussicht bis zum
äußersten gesteigert hatten, würd«,
wenn überhaupt, nur in der Grauen
Gasse unter verständiger Pflege und
Aufsicht wieder aush«ilen können.
Walter hatte seinen Vater begleitet.
Es ließ ihm keine Ruhe, ehe er sich
mit eigenen Augen davon überzeugt
hatte, das Klostergärtckien genau
lein ihm zu danken haben, und wie ein
Kind auf die Weihnachtstanne freute
er sich auf ihre aufleuchtenden Augen,
wenn sie ihr liebes in
Ein« lange Weile schritt Walter sin
ste Mal, als er, ein verschlossener
und üppig sein dunkles, von frischgrii
nen Trieben durchsetztes Geäst, dießlu
menrabatten darunter waren reicher
(Fortsetzung folgt.)
Verschnappt. .Na. viel zu
thun?" Junger Arzt: „Kolosiail
I Heut muß ich schon wieder zum Be
gräbnis!"
A»r die Äiche.
Rühreier mit Bratenre
sten. Man schneidet «inige Stück«
vom übrigen Braten oder Fleisch in
feine Würfel, zerläßt etwas Butte»
in der Pfanne und läßt die Fleisch-
Mrfel darin etwas anziehen. In«
zwischen hat man die nöthigen Eier,
etwas Salz, Pfeffer, einen Löffel
Wasser oder Brühe oder Sahne gut
in einem Topf verquirlt, gießt die
Eiermasse über das Fleisch und rührt
auf gelindem Feuer ein gutes feinflo
ckiges Rührei davon an.
Gedämpfte Kalbskeule.
Eine gut abgelegene Keule oder ein
Stück davon wird gehäutet, gespickt,
in eine passende Pfanne gelegt und
mit Pfund siedender Butter über
gössen. Dazu fügt man Quart
gut- Fleischbrühe und läßt da»
Fleisch langsam 1 Stunde dämpfen.
Nun gießt man nach und nach
Quart dicke saure Sahne dazu und
läßt das Fleisch damit über gelindem
gleichmäßigem Feuer weich schmoren.
Die Sauce wird durch ein Sieb ge
rührt, mit einem Eßlöffel weich ge
dünsteter, grob gehackter Champignon»
verkocht, mit Citronenfaft pitant ge
macht, wenn nöthig mit einem Löf
fel in Wasser verrührten Kraftmehl»
dicklich gekocht und neben dem Fleisch
angerichtet.
Einfaches Kalbfleisch-
Frikassee von Suppen
fleisch. Das weichgekochte Fleisch
wird aus der Brühe genommen, in
kleine Stücke zerlegt und warm ge
halten. In Salzwasser hat man 1
Pint Erbsen gar gekocht. Inzwischen
bereitet man von etwas geweichter,
ausgedrückter Semmel nebst einem
Löffel zerlassener Butter, einem Ei,
Pfeffer, Salz, geriebener Semmel,
wenn man es liebt, etwas gehackter
Petersilie, einen ebenen Kloßteig,
formt runde, kleine Klöße davon und
kocht sie in Salzwasser gar. Zur
Sauce dünstet man I—2 Löffel Niehl
in etwas zerlassener Butter hellgelb,
verkocht diese Einbrenne mit etwas
von der Kalbsbriihe und Wasser zu
ebener Sauce, würzt diese mit ge
riebener Muskatnuß und etwas Ci
tronensaft und zieht sie zuletzt mit 1
—2 Eigelb ab. Die Sauce muß
sorgfältig abgeschmeckt werden. Nun
läßt man Fleischstücke, Klößchen und
Erbsen noch einmal in der Sauce bis
Schiissel an, indem man ungefähr >4
Pfund gebrühten, in Wasser mit Salz
und etwas Butter gar gedünsteten
Reis rundherum schichtet.
Fischcroquetten. Kleinere
Fischreste werden in kleine Vierecke
zerschnitten, ebenso wie «inige Kon
serven und Champignons. Hierauf
durch ein Sieb gestrichen. Alsdann
müssen die Fischstücke in der Sauce
einmal auflochen und werden auf eine
Vanille - Kaltfch a l e. Man
Stückt, gießt 1 Pint kochende Milch
2
ständigem Rühren ein Weilchen ko
chen, zieht die Suppe mit 2—3 Ei
gelb ab und stellt sie in öfter zu er-
Kalbfleisch mit Brüh
reis. Ein Stück Kalbfleisch wird
gewaschen und mit etwas Suppen-
Mitte der Schüssel und schichtet den
dem Wasser, t«m man Salz beigibt,
langsam gekocht, bis sie weich genug
sind, worauf die Brühe abgegossen
wird. Inzwischen hat man U bis
1 Quart frische, süße Sahne (im
Nothfall Milch) zum Kochen gebracht
rollter Butter verdickt. Darin schüttelt
man die Kohlrabi, fügt etwas Mus
katbliithe dazu, läßt sie 25 bis 30
Minuten schmoren, würzt sie mit ge-
hackter Petersilie und gibt sie zu Brat,
Würstchen oder Kotelett».