Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 28, 1906, Image 2

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    Der Tag. den wir teiern.
Vor IM Jahren am 4. Juli in
Philadelphia! Der kontinentale
Kongreß hatte «inen letzten Versuch
gemacht, um die Beschwerden der
amerikanischen Colonien gegen die
beizulegen. Er hatte sich Ende 1775
direkt an den englischen König mit
einer Denkschrift gewandt, in welcher
in ruhiger und sachgemäßer Sprache
um Recht und Billigkeit ersucht wur
de. Er hatte lange zu warten, bis
die Antwort darauf eintraf. End
lich, nach sechs Monaten erhielt man
in Philadelphia jene Antwort der
britischen Regierung. Sie war
den und sagte, der König kenne
zar kein« Körperschaft wie den Con
tinental Congreß. Der König ver
lange vor Allem sofortige Entlassung
der von den Kolonien aufgebrachte»
Diese Entgegnung hatte den letzten
Rest von Loyalität gegen die englische
Regierung erstickt. Der allgemeine
Unwille fand bald auch seinen Aus
druck in einem am 7. Juni 1776 von
Richard Henry Lee im Auftrage der
Legislatur von Virginien beim Kon
iinen unabhängigen Staat bilden.
Die Beschlußfassung über diesen
Antrag wurde aus den 1. Juli fest-
seinen virginischen Kollegen Thoma
lesserson zum Vorsitzenden des
selben. Die übrsgen Mitglieder wa
ren John Adams von Massachusetts,
Benjamin Franklin von Pennsylva»
nien, Roger Sherman von Connecti
cut, und Robert R. Livingston von
New Jork. Das Comite beauftragte
den federgewandten Jesserson mit der
Abfassung des wichtigen Dokumentes.
Er löste seine Aufgabe zur vollsten
Zufriedenheit seiner Kollegen, welche
in seiner Vorlage nur einige geringe
Aenderungen vorzunehmen wußten.
Als am 1. Juli Lee's Antrag zu
gleich mit dem Bericht deS Ausschus
ses dem Kongreß zur Berathung un
terbreitet wurde, entspann sich über
ihre Annahme eine scharfe, drei Tage
dauernd« Debatte. Kein Wunder,
war der Entwurf Jesserson's doch
«in Dokument, wie es nie zuvor einer
Versammlung zur Beschlußfassung
vorgelegen hatte. Es bedeutete nicht
blos eine entschlossene Lossagung von
«inem mächtigen Monerchen,
«s bedeutete zugleich einen geharnisch
ten Protest gegen die bisher unange
tastet gebliebene Lehre vom Got
tes gnad«n t h u m der Herr
scher.
Gleich die zu Ansang des Schrift
stückes niedergelegten Erklärungen
Bedeutung. Sie lauteten:
„Wir halten die folgenden Wahr
heiten als erwiesen: Daß alle Men
schen gleich erschaffen und von ihrem
welche ihr« Befugniß von der Zustim
ihren Zweck, so hat das Volt das
zurichten und dabei die Grundlagen
derselben auf solche Grundsätze zu
legen und ihre Gewalt in solch« For
men zu kleiden, wie sie ihm für seine
Sicherheit und Wohlfahrt am zweck
dienlichsten scheinen."
In diesen Sätzen hab«n wir die
«rst« Formulirung der allgemeinen
Menschenrechte, deren Andenken mit
der amerikanischen Unabhängigkeits
»ll ttie inkirditirnt» tkert»ok!" der
Nation die «rsolgte Annahme der
Unabhängigleitsertlärung und damit
dende Zeichen, so daß er endlich an
dem Muth der Abgeordneten zu zwei
feln begann und unwirsch vor sich
hinmurrte: "Mi-v «ill v?ver it!
Da endlich um 2 Uhr Nachmittags
des 4. Juli stürmte der unten im
Gebäude stationirte Knabe des Glöck
ners hinaus auf den Platz und schrie
mit vollen Lungen zum Thurm hin
auf: "Kinn! liinx!" „Läute! Läute!"
Und als in der nächsten Minute
die Glocke mächtig ertönte, da ging
durch die Menge «in Brausen und
Frohlocken, das sich von Straße zu
Straße fortpflanzte und bald die
ganze Stadt erfüllte. Reitend« Eil-
nerationen als da! große Jahressest
und als der Tag der Befreiung durch
Gottesdienst, festliche Umzüge, Wett-
Aus George Washing
ton's Privatleben.
Alle historischen Gestalten werde»
mehr oder weniger idealistrt. Wenn
der Mensch es erst einmal dazu ge
bracht hat, daß sein Name in die
Schulbücher gelangt, so kann er mit
dem Bewußtsein sterben, daß die
Es ist unter solchen Umständen
nicht zu verwundern, daß der George
Washington, wie er in diesen Tagen
gefeiert und geschildert wurde, auch
nur ein Idealbild jenes Generals,
Staatsmannes und virginischen
Landbesitzers ist. welcher so gut. wie
alle anderen Leute, neben vielen gro
ßen und hervorragenden Eigenschaf.
tili, auch sein« menschlichen Schwä
chen hatte.
Vor einigen Jahren wurde einmal
ein bekannter Schriftsteller von einer
Bostoner Verlagsfirma beauftragt,
sich nach Washington und dann nach
Virginien zu begeben, um dort aus
noch vorhandenen Quellen und den
Archiven «in nicht idealisirtes Lebens-
und Charakt«rbild Washington's zu
schreiben. Der Herr kam nach einem
mehrwöchentlichen Aufenthalt in Vir
ginien in der Umgegend von Ale
xandria mit einem langen Gesicht
nach Washington zurück und erklärte
hier in einer Gesellschaft, daß er jener
Firma geschrieben habe, es sei ihm
idealisirte Washington selbst so lieb
führte, welches alle reichen Sklaven
Halter des Südens Washington
hatte über 3VV Sklaven für un
bedingt standesgemäß und vollständig
fern d«r verschiedenen Größen und
Gestalten, welche sich im National-
Museum befinden, beweist, daß er
guter Kunde aller Händler mit Lot
terie-Loosen! ja, als das Kapital
zum Bau einer Landstraße nicht
schnell genug erlangt werden konnte,
stellt« er sich selbst an die Spitze einer
Lotterie, und es sind heute noch Loose
nicht aufkommen lassen, daß der Va
ter des Vaterlandes sich jemals sol
cher Sünden schuldig gemacht habe.
stand Washington weder hinler seinen
Nachbarn zurück, noch über ihnen.
Einer seiner Zeitgenossen sagt darü
ber, daß er eine sonderbare Schwäch«
gezeigt hab«, sich zu verlieben, und
weg demokratischen Natur in sonder
baren Widerspruch kam. Als La
sayette mit Empfehlungsschreiben an
wer der Besitzer derselben sei und er
hielt die Antwort: „Der Präsident".
Enttäuscht soll Lasayette damals
ausgerufen haben: „Cincinnatus mit
später Washington ihn mit bürgerli
„Jetzt hast du wirklich den alten Rö
bringen der imposante Eindruck, den
sein öffentliches Leben auf Jeden
machen muß, in irgend einer Weise
um so höher zu einem Thurm empor,
je näher man an ihn herantritt.
Das Nied vom Ster
nenbunner.
51,u1l nave.
britischen Admiral Cockburn entsendet
worden, als sich derselbe Baltimore
näherte. Gegen allen Kriegsgebrauch
hielt Cockburne den jungen amerikani
schen Offizier an Bord seines Flag
genschiffes zurück und zwang auf diese
Weise unseren Dichter, d«m Bombar
dement auf das Fort McHenry, am
Hafeneingang von Baltimore, beizu
-1814, den ganzen Nachmittag über
war Fort McHenry mit Granaten
überschüttet worden, und das Bom-
Nacht fortgefetzt. Plötzlich, kurz vor
Morgengrauen hörte die Kanonade
aus. Hatte sich das Fo,t übergeben?
Vergeblich bemühte sich Key, zu er
kennen, ob noch die Flaggt aus dem
selben wehte. Endlich, endlich bricht
der lichte Tag an, der Nebel schwin
det und die geliebte Flagge wird
sichtbar. Aus der Rückseite eines
Briefes, ein Faß als Schreibpult be
nutzend. kritzelte Key die volksthüm
lichen Strophen nieder:
des herrlichen Gedichts gleich die Ver-
Kriegern (es waren meisten/Deutsch-
Pennsylvanier) so gut, daß sie das
Lied sofort singen wollten. Aber
woher sollte man so rasch eine Sing
weise nehmen, das Componiren einer
solchen ist denn doch nicht so ohne
Weiteres möglich, namentlich nicht in
einem amerikanischen Soldatenlager.
Aber einer der Pensylvanier hatte ein
Liederbuch bei sich, und das gab er
dem hellsten Kopfe in der Compagnie.
Es war das ein Schauspieler Na
mens Ferdinand Durang, ebenfalls
ein Pennsylvania Deutscher. Ferdi
nand blätterte eine kurze Zeit in den
Noten, und dann rief er aus „Jun
gens, ich hab's! Wir singen es nach
der Weise „Anakreon im Himmel"
Und gleichzeitig pfiff er den Kame
raden die Weise vor. Die Pennsyl
vanier lernten das Lied bald und
brüllten e» la»t im Chor. Wenige
Abende später sang Durand das Lied
nach derselben Weise im Holiday
Straßen - Theater in Baltimore,
und so ist es bekannt gewordep, und
noch heute wird es so gesungen. .Die
Melodie ist also ähnlich entstanden,
des Sternenbannerliedes ist leider
Was>ist's, das so stolz auf WaUhöhc
di L ft s nd
ih th t ,^di
ch g h I g che
Und dies ist der Wahlspruch: „Sei Gott
ein wenig schwerfällig und als Bolks
soll. Den Text lennen ja die Mei
sten auswendig, aber die Melodie will
entstammt, ist doch von ganz anderem
Schwung und viel dankbarer als
Singweise.
starb im Jahre 1843 und liegt auf ei
bedeckt und eine Flagge mit fünfzehn
Sternen (so viele führte im Jahre
Vielleicht ist das doch das beste Mo
rend jenes Krieges als Soldat hatte
anwerben lassen und bald zum Offi
zier und Adjutanten avanzirt war.
?'
Spielerreflexion. „Ich
spiel' natürlich nur zum Vergnügen.
Aber wenn ich nicht gewinn', macht'S
mir halt ka Vergnügen."
Der Ruhestand. „Was
„Unerhört! Erst gestern habe ich
Ihnen 'was gegeben und heute kom
men Sie schon wieder!" „Gnädi
seh'n?"..."
sche): „Gott, welch' herrlicher Abend,
Moritz!" Herr Goldstein (ärgerlich):
Abendbörs!"
„Die Kranken lassen «inen immer
zu spät rufen! . . . Gestern ist wieder
einer gestorben, während ich zu Haus«
war!"
Entrüstung. Bäuerin (zu
ihrem Sohne, welcher die landwirt
schaftliche Schule besucht hat und
nun, als er von der ersten Feldarbeit
heimkehrt, sich die Hände wäscht):
nnsühr'n?"
„Ist Ihre Frau manchmal still und
traurig?"
rig."
Boshaft. „Das HäuSl Eu-
Räuber (im Walde einen Touristen
überfallend) „Das Geld oder daS
(greift in die Brusttasche)... Donner»