Mrbenspieledes Lebens. Roman von F. Leoni. (14. Fortsetzung und Schluh.) Zusammen mit einigen anderen Damen saß Hilda nun täglich mehrer« Stunden in ein«m großen hellen Zim mer, dessen Fenster auf ein Kärtchen hinaussahen, und hatte die verschieden artigsten Bilder vor sich, auf denen si» mit d«m Stift nachhelfen und kleine Fehler beim Abdruck verbessern mußt«. Wenn sie so di« mannigfach«» Gesich ter vor sich sah, belustigte sie sich da mit. sich die Geschicht« eines jeden ein zelnen zu denken, und ihre lebhaft« Einbildungskraft kam ihr dabei treff lich zu statten. Sie erfand allerlei Romane und mußte selbst zuweilen herzlich über sich lachen, w«nn ihr« physiögnomischen Studien sie zu Schicksal d«r Personen führt«, an de ren Bildniß si« di« l«tzte Hand zu le- Nachmittags, wenn Hilda frei war, machte sie mit der Tante Spaziergän ge, die sie gar oft zum Kirchhof führ ten, auf welchem Gerta Dalwig begra ben lag. Die Majorm, die jetzt d«n ganzen Schatz ihrer Liebe auf Hilda ergoß, lebte in ihrer Umgebung sichtlich wie der auf und di« Stille und Ruhe ihres kleinen Haushaltes, d«m die drückend« Nahrungssorge fern blieb, übt« einen wohlthätigen Einfluß auf ihre Ge sundheit, die durch di« anstr«ngende und langdauernde Pflege Gertos recht geschwächt worden war. Die beiden lebten in stiller Zurück gezogenheit und hatten gar keinen Um gang. Hilda erklärt«, daß sie der Zer streuung nicht bedürfe und daß es ihr, nachdem sie so viel unter Fremd«n ge wesen, zu Hause bei der Tante am wohlsten sei, und di« Majorin war zu alt und lebensmüde, um sich nach d«m Verkehr mit fremden Menschen zu seh nen. Sie konnt« sich indessen des Be dau«rns nicht erwehren, daß die lieb liche Mädchenrose in so bescheidener Still«, von Ni«mand g«sehen und be gehrt, ihre Anmuth und Schönheit entfaltete, unh sie dacht« zuweilen mit banger Sorge der Zukunft, in der Hilda, wenn jie di« Tant« verlöre, ganz einsam und schutzlos dastehen würde. Sie hatte das jung« Mädchen seit des Vaters Tode seh"! verändert in ihrem W«sen gefunden und konnte sich jetzt bei näherem Zusammenleben täglich davon überzeugen, daß diese Veränderung äußerst vortheilhaste war. Es entging ihr indessen auch nicht, daß «in geheimes Leid Hildas Seele bedrucken mußte, und si« versuchte oftmals, sie iib«r diesen Punkt auszuforschen, aber das Herz des jungen Mädchens glich der Pflanz«, die unter dem Namen zartgefiederte Blätter sich bei der leise- Auch über Hildas Aufenthalt bei den Nottinghausens «rfuhr Tante Julie nur wenig, und trxnn das junge Mäd chen von ihren Erlebnissen unter Fremden erzählte, so lieferte meist das Rechenbergsch« Haus und die Schwei zerreis« den Stoff dazu. Alles in al lem kam Hilda d«r Majorin jetzt so vernünftig und gesetzt vor, wie sie es von d«m kleinen, in d«r Jugend so sehr verwöhnten Trotzlöpschen gar nie er wartet hätte. ten Platz zur Arbeit gesetzt hatte, l«gte Thür sich öffnete und der Gehilfe des .Ich habe gestern vergessen, diese Bilder nach dem R:touchesaal zu schi- Dutzend Bilder darin die Damen theilen sich wohl in die Arbeit," fügte er hinzu und verließ darauf höflich mit prüfenden Blicken. „Ein hübscher Mann nur der Blick ist etwas gar zu schwermüthig. Fräulein Hertel erzählt uns gewiß eine rührende Geschichte von diesem Bilde," legte Bilk. „Fräulein um GotkZAillen, was ist Ihnen?" rief die Retoucheuft. als sie daß alles Blut aus den Wangen dai junge Mädchen einer Ohnmacht aus Hildas Tisch befindlichen Rosen aus dem Glase, tauchte sie in das Wasser und bespritzte ihr da» Gesicht. Aber Hilda wehrte ihr, indem si« die dem Gange hierher." Di« Retoucheufe, «in ältliches, hage res Fräulein, sah das junge Mädchen nui; erst, bevor sie wieder anfangen," sagte sie freundlich und kehrte auf ihren Platz zurück. Hilda nickte und stützte das Köpf chen, ihre Augen beschattend, auf di« Hand. Das Bild, das vor ihr auf dem Tische lag und an dem sie zur Vollen dung ihre Hand anlegen sollte, war dasjenige Waldemar Lingens! Durch ein« sonderbare Verkettung von Um ständen war sein Bild in ihr« Hände gelangt. konnt« es nicht fassen, ken, als daß er ihr nahe sei, er, an den sie diese zwei Jahre hindurch, seit sie ihn zum letzten Mal« in Franzensbad gesehen, im Geheimen täglich gedacht hatte. Wäre es möglich, daß sie ihn jetzt wiedersah«? Würd« er si« hier fin den, wo er sie doch gar nicht vermuthen mit Waldemar Lingen herbeizuführen. In diesen Tagen vielleicht ge stern erst war er in demselben Haus« Stunden für ihren Unterhalt arb«it«te, und sie hatt« nichts davon g«wußt, nichts geahmt, ihm genblick höher geschlagen, ihr Mund hatte dasselbe höflich«, nichtsfag«nd« Lächeln für ihn gehabt, wie für alle Anderen, welche die Dienste des Pho tographen in Anspruch nahmen. recht damit gehen, ihre Hand zittert« und sie ertappt« sich anfangs auf feh lerhaften Strichen. Auch die Aehnlich denn Hilda, der das Bild d«s Gelieb- bören. Alle vier Damen arbeiteten fleißig und nur das Bogelgezwitscher aus dem Garten, d«s zuweilen das Endlich schlug die Stund«, in der Pinsel und Stift bei Seite gelegt wur den und die Damen Feierabend machen schmelzendsten Lauten in s Herz geru fen haöein „Sie ist da, sie ist da! Such', such'?" Nichts von alledem hatte sich «reig dess« Aufforderung: „Etwas freund lich »tni, ich bitten darf!" nichr be- zwei Tagen fertig sein würden, wie er es gewünscht. Nicht die leiseste Ah nung davon, daß die Geliebte seine» der Bank am grünen Hügel saßen, der sich über Gerta Valwigs sterblich« Rest« wölbt«. ling," sagte sie sanft. „Das lange Sitzen im Atelier bekommt Dir nicht wir wollen doch lieber nach Zeichen- und drückte einen Kuß auf dief«lb«. „Das macht nichts, Tantchen, ich thue es gern. Mir ist diese Arbeit viel ang«nehm«r als Stunden geben." Mild« und Ergebenheit in die Welt bin und Du dann ganz allein da stehst," sagte di« alte Dame mit leiser, umflorter Stimm«, „wie wird es Dir „O Tantchen, wer wird an so etwas d«nk«n!" rief Hilda, indem sie sich zu einem sorglosen Lächeln zwang. „Ich Das junge Mädchen hielt den Blick auf die Wolken gerichtet, als sie di«f« Wort« sprach, und g«wahrte jetzt plötz lich den «rsten heraufziehenden Stern, der ihr verheißungsvoll zuzublinzeln dem Ausgange des Kirchhofes zu. Die stillen Schläfer unter dem Rasen fühl ten nichts davon, daß über ihnen di« mit tiefer Wehmütb an die Vergäng lichkeit der jctzt so blüthenreichen und wonn«durchflutheten Natur und an und freute sich, «in still«s Viertelstünd setzte si« den Stift an, als sich die trat. psangsdam« geeignet.'' „O, das macht nichts, Sie sehen s«hr gut aus," «rwitxrt« der Photograph wohlgefälligen Blicke. „Wenn Sie die Toilette auf." Der liebenswürdig« Mann brach Rosen, deren Pflege er sich in seinen Mußestunden angelegen sein ließ, fügte mit dem Schönheitssinn und Ge schmack d«s Malers einig« sammet dunll« Stiefmütterchen hinzu und reute sie^jetzt, d«m Wünschendes Photo» Wart«salon hin und her gehen und ihres Amtes walten. So verstrichen ihr di« nächsten Ben Photographien zeigt«. „I >vi»l> 10 Er hatte bereits zweimal dasselbe ge fragt, voch dk junge Dam«, die er u>l ausgesetzt durch sein Augenglas be- iunft. Gleich darauf wurde sie von ei ner jungen Mutter in Anspruch genom men, die mit ihrem ersten Baby und dessen Amme zum Photographiren ge kommen war und vorgab, durchaus nicht warten zu können, da das Kind unruhig werde. In der That verzog dasselbe seinen zum Schreien richtete sie sich auf und ihr Blick len weit weg. Auch Waldemar, d«r alles And«r« eher erwartet hätte, als Hilda Hertel, nach der er so lange und schmerzlich ge in den Schooß schüttet und der sich ob solchen Glückes nicht zu fassen weiß. Dann aber flog ein wundersames Aus- inern ließ. Aber schon richteten sich die verwunderten Blicke der Umstehenden auf die beiden, und als jetzt wieder die hatte! drückt hatte. in d«r langen Zwischenzeit ihr Herz er füllt und ach! so oft bedrückt hatt«. Hildas Erlebniss« machten einen tie fen Eindruck auf Waldemar und trüb ten fast die Freude des Wiedersehens mit ihr. Aber das Gefühl, si« endlich sirdert« ihr Recht. J«tzt ruht«» ja ten. „Mein süßes Lieb," erwidert« Wal die Gewitterscene in Franzensbad? D«r Blitz aus Deinen Augen erhellte meinen Zweifel an Dir und ließ mich gewilligt haben würdest, fortan m«iner Augen Licht und meiner Seele Freud« zu sein." Begleitung eines fremden Herrn heim kehren sah. Da si« von Waldemars Dasein kein« Ahnung hatte, dauerte es angenehmen, zuversichtlichen Eindruck auf sie zu machen. Hildas beredter Blick sprach mehr als alles davon, daß ihr Herz sein Glück gefunden hatte, der dies« plötzliche Verlobung «inwend?n. Franz Dalwig. der seine ZZormunds pslichten, die er Hilda gegenüber hatt«, stets wenig beachtet hatt« und nur der los an der ersehnten Küste vorüberze- Als Waldemar und Hilda spät Hilda ist jetzt die glückliche Gattin in Fr«iburg, reisen aber alljährlich zur Ferienzeit auf das Gut, das Walde mar von seinem Onkel geerbt und das funden und verbringt ein sorgenlose, Gattin, was sonst immer ein seltener Fall zu sein pflegte. Beide haben ihren Wohnsitz in Düsseldorf aufgeschlagen Leben ist. (Snd«^ Fir die Küche. Rostbraten mit Zwiebeln »u 112 Wiener Art. Von einem durchzogenen Rippenstück oder hohem Schoß werden daumendicke groß» Schnitzel vorsichtig abgeschnitten, recht dünn geklopft, gewaschen, gesalzen und rasch in heißer Butter oder gewöhn größeren flachen eisernen Pfanne ge braten. Man streut sie während dei Bratens mit nudelig geschnittenen Zwiebeln, wendet die Rostbraten ein mal um, läßt sie aus beiden Seiten bräunlich braten, aber die Zwiebeln mcht zu braun werden, richtet sie auf einer erwärmten flachen Schüssel an, bestreut jedes Schnitzel mit gebratener Zwiebel, löst mit einigen Löffeln voll heißem Wasser oder Fleischbrühe den Bratensaft in der Pfanne los und schüttet ihn über den Rostbraten. Man ißt geröstete Kartoffeln dazu. Ragout von Rinderherz. Ein billiges und schmackhaftes Ragout läßt sich von Rinderherz herstellen und schmeckt fast wie Zungenragout. Man läßt sich ein halbes oder ein ganzes Rinderherz geben, dasselbe wiegt viel leicht 2—3 Pfund, setzt es mit Wasser, Zwiebeln und etwas Gewürz auf's Feuer, läßt es S — t Stunden kochen, von d«r Fleischbrühe kann man ein« kräftige Suppe bereiten. Nun wird nne Mehlschwitze gemacht, von der müssen, hinzu, und ebenfalls das in Stückchen geschnittene Herz. Man schmeckt die Sauce mit etwas Wein, Citronenscheiben, Zucker, Salz und einigen Kapern ab, zuletzt rührt man das Ganze mit 1 oder 2 Eigelb ab. Fruchtkuchen. 6 Eier wer den tüchtig geschlagen, Tass« Zucker mit 1 Tasse Butter sein ge -1-3 Tasse Sirup, Tasse Citronät, 1 Theelöffel Zimmt und Muskatnuß, Theelöffel Nelken 1 Pfund Rosinen und 2 Tassen Mehl. Der Kuchen muß in einer tiefen Form 2 Stunden Äpfel schäum. Man bereitet einen steifen Apfelbrei, fügt Zucker Citronen- A u 112 l a u f. Vier Gelbei werden mit Psund Zucker und einem guten Löffel Kartoffelmehl den Schnee von 4 Eiweiß. Die Form <Durchmesser 10 Zoll) wird ordentlich Kornbrot. Zul Quart kochen dem Wasser gibt man 1 Eßlöffel Salz und so viel gelbes Kornmehl, daß ein Schwammteig von 1 Pint warme, Milch. 1 Tasse Kartofselhese oder ei nem Kuchen Preßhefe und dem nöthi gen Mehl und dem ">rei, der noch lau warm sein muß. Ueber Nacht läßt man ihn ausgehen, knetet ihn am Mor gehcn und bei mäßiger Hitze 1 Stund« backen läßt. Das Brot schmeckt aus gezeichnet. SänseleHerinGelee. Man spickt sie mit Trüffeln und kocht sie in halb Weißwein, halb Wasser weich Dann legt man in eine tiefe Schüsse! oder Schale ein zierliches Muster von rothen Rüben, Krebsschwänzen, Pfef fergurken und Citronenscheiben und Leber gießt man abermals Aspik, läßt die Masse fest werden, stürzt sie und giebt sie mit einer Mayonnaise zu Tisch. Gebratenes Sauerkraut. Das Sauerkraut wird Tags zuvoi mit dem nöthigen Schmalz und Butte, gekochtem Schinken wird fein gewiegt. Dann geschälte Kartossel tn Salzwas ser gar gekocht, abgegossen, zerquetscht, darüber das Fleisch, wieder eine Lag« Lage des Kartoffelbreies, streicht die sen glatt und zieht dann in regelmäßi-
Significant historical Pennsylvania newspapers