Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 22, 1906, Image 2

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    «tnteradtu».
Mein alter Schreibtisch.
und wieder mal eine Ausbuchtung
setiirbissen, Obst. Der Anstrich der
Mann mit reicher Vergangenheit, dei
Persönlichkeit.
Apartei Licbhaberstück, hübsch und
zweifellos alt dazu, denn der Ueberzug
schen übrig, als die Sprenkelung von
Klecken jeder Größe aus der Perga
mentplatte. Ja, einer dieser Flecke
ging selbst über das hinaus, was man
als Zugeständniß an das Alter willig
in den Kauf nimmt.
sine Gefahr für mich. Wer nicht selbst
sammelt, kann es nicht ermessen, was
in der Welt, Niemand kann ein gleiches
besitzen. Mein Mann suchte mich von
hinnen zu ziehen, aber es war zu spät.
Schon hatte ich mit dem Händler in
Französisch und Italienisch Verhand
lungen angelnüpst, schon war eine ein
schüchternde Preisangabe sür das sel
tene Stück gefallen, die, wenn man
Fracht und Zoll hinzurechnete, eigent
lich von dem Anlauf hätte abschrecken
sollen. Aber man weiß: leine Eiche
fällt auf den ersten Hieb, und bei diesen
Aannern von italienschen Althändlern
heißt es: handeln, handeln, handeln, !
fortgehen —wiederkommen, von neuem
handeln und von neuem fortgehen und
wiederkommen nach Nothwendig
keit. Schließlich werden sie doch
mürbe.
Zwei Tage darauf wollten wir wie
der unser Heil versuchen, doch gelang
:s uns nicht, den Laden aufzufinden.
Da mußte unser Padrone aushelfen,
?r kannte Venedig wie seine Westen
tasche und hatte sich außerdem schon
bei »inkäul«n als nützlich erwiesen.
Aber wunderlich, wie sehr wir auch
in seiner Begleitung suchten, wie ge
nau wir die Stelle beschrieben, uns be
mühten, ihm Anhaltspunkte zu geben,
mit ihm eine Gasse nach der anderen
ibrannten alles Suchen blieb ver
gebens. Selbst diesem geprüsten
Fremdenführer gelang es nicht, den
Laden ausfindig zu machen. Es schien
als sei die ganze Straße über Nacht in
nnen der Kanäle versunken.
Mein Gatte athmete erleichtert aus
aber nicht für lange. Denn mit
oen Schwierigkeiten, die sich dem er
hofften Besitz entgegenstemmten, wuchs
für mich dessen Werth. Jetzt war
mir's als hätte dieser, gerade dieser
kleine arabische Schreibtisch zu meiner
Einrichtung und zu meinem Glück ge
fehlt. Ich besaß verschiedene hübsche
alte Stücke, auf Reisen und durch Zu
fall zusammengerafft, darunter einige
von wirklichem Werth dieses aber
würde ihre Krönung bedeutet haben.
Da gab es eine heimliche Fensternische,
in die der Tisch sich so gut einpassen
würde, ein enaes, abgeschlossenes Plätz
über die Landschaft. Wie viel gute
sonderung kommen, an dieser alten
platte, die so viele Spuren früherer
Jedankenarbeit trug. Wer weiß, wes
sen Hand aus dieser Unterlage alten
Pergaments die Feder geführt viel
leicht hatte die Gräfin Guiccoli im
Palast Mocenigo einen ihrer zärtlichen
Lriefe an Byron daraus versaßt, viel
leicht hatte der große Brite selber dar
auf jeinen Childe Harold vollendet, als
?r in dem Armenierkloster auf der In
sel San Lazaro zu Gaste war; viel
leicht hatte er gar im Eifer über das
fertige Werk den mächtigen Flecken
verbrochen.
Von nun ab hob ein absonderliches
Spiel des Ueberliftens zwischen uns
Eheleuten an. Mein Mann versuchte,
mich in die andere Seite Venedigs,
möglichst weit fort von dem gefähr
lichen Stadttheil zu dirigiren, ich wie
derum, ihn durch einen Trsck nach dort
zu leiten. Ich klemmte mich hinter
den Padrone, damit er uns gerade in
dieser Richtung etwas besonders Se
henswerthes empfehlen möchte, und ali,
dies nicht mehr verfing, sank ich so
tief, daß ich zu einsamen Ausgängen
meine Zuflucht nahm, unter dem Vor
wand. ein besonderes Venezianer Glas,
ein Stückchen Spitze kaufen zu wollen.
Ein Dienstmädchen, das den „Weg zur
Schneiderin" fingirt!
tatloS und unsere Abreise rückte näl>?r.
Keine Möglichkeit, sie zu hintertreiben.
Man kann sich doch nicht aus lange
Zeit in Venedig festsetzen, um einem
ich war nicht vernünftig. Wie eine
das Bild des alten Arabers. Es schien
mir. als könne ich nicht abreisen, als
müsse ich ibn in der elften Stunde noch
wir in der Gondel saßen'die uns zum
Bahnhof führen sollte, hoffte ich, daß
nun mit schnellen Ruderstößen ein an-
unwiederbringlich Verlorenen zu ver
gessen, und wenigstens gelang es mir,
mich so weit zu beherrschen, um nicht
mehr von dem Verlust zu sprechen.
Aber wenn ich die heimliche Fenster
nische ansah, die meine Phantasie stets
mit dem Araber geschmückt hatte, so
gab's mir einen Stich in's Herz, als sei
mir etwas, das ich wirklich besessen,
nun genommen worden. Die Geister
Byrons und der Guiccoli stiegen herauf
und in all den winzigen Fächern und
Kästen lebte es von Ideen, die nur dar
aus gewartet hatten, von mir gestaltet
zu werden. Was war mir alles ent
gangen! Eine pietätvolle Scheu hielt
mich ab, die Fensternische voll zu
möbliren, immer stand der leere Platz
wartend bereit, wie für einen, der doch
italienischen Reise wieder einen Absti
cher nach Venedig. Os thut selten gut,
fahren. Unser Padrone vom Lido war
kurz vor unserer Ankunft begraben
worden. Im Hotel Bauer war's viel
weniger gemüthlich, als ehemals in
erstrebt hatte. ' ch
lich abgeschickt war, denn in zwei Ta
gen wollten wir reisen. Wohlweislich
hatten wir beim gestrigen Rückwege
jedes Straßenmer'mal auswendig ge
die Kerls es doch fertig, einen über's
Ohr zu hauen. Ich selbst habe schon
meine Erfahrungen gemacht," und er
gab die Geschichte einer „antiken" Kir
chenampel zum besten, die schließlich
als elende Dutzendwaare entlarvt wor
sich allzu anhaltend mit meinem
Schreibtisch beschäftigt hatten, so daß
ich ihn nun an der alten Stelle zu er
der wie einst mein arabischer Schreib
tisch. Mein Schreibtisch, zweifellos
der meine, mit jeder kleinen Galerie,
von Gefährten der übergroße, wohlbe
kannte schwarze Fleck an. Wie war
dies möglich? Mein Schreibtisch war
doch nach Deutschland verschickt, der
Ich stand erstarrt, mein Mann des
gleichen. Mit einem überstürzten
Wortschwall, von dem keiner von uns
nur ein Wort verstand, suchte der Anti
quar den Fall zu erklären, während
der Doktor sich an dem Möbel zu schaf
fen machte, die Schubkästen innen be
sah und mit dem Fingernagel an dem
byronischen Tintensleck kratzte. End
lich richtete er sich auf und lächelte:
„Eine ganz vorzügliche Imitation, ein
wahres Elitestück, gnädige Frau, so
vorzüglich, daß Sie auch darauf stolz
sein dürfen, vorausgesetzt, daß Ihr
Schreibtisch hinter diesem nicht zurück
steht."
„Was, Sie glauben Sie nehmen
an ?" hauchte ich fassungslos.
„Es werden wohl in den fünf Jah
ren eine ganze Reihe gleicher Schreib
tische an dieser Stelle gestanden
haben," meinte er. „Uebrigens glaube
ich die Fabrik zu kennen, die diese
Stücke dutzendweis herstellt und ganz
Italien damit überschwemmt. Meine
famose Kirchenampel stammt nämlich
auch von dort."
Ich sah meinen Mann an, der sich
nun auch um das lügnerische Möbel
bemühte.
„Du mußtest ihn ja haben, gerade
den einen," sagte er. „Die Einbildung
ist bekanntlich schlimmer als die Pesti
> lenz. Na, wenn er dich nur glücklich
macht."
Nun steht der falsche Araber in der
Fensternische, die ich ihm so liebevoll
reservirt, und obgleich ich weiß, daß
er nur eift schnödes Fabrikerzeugniß
ist, einzig hergestellt zum Betrug der
Mein treues Festhalten an meiner
sixen Idee hat ihn mir doppelt lieb ge
macht. Schließlich sind die Dinge im
mer das werth, was wir in sie hinein
tragen.
Die Gaukler.
kend von dem «inen zu andern und
dann sagt« Dr. Wilde achselzuckend:
„Meine Herren! Sie erwarten eine
ein«, die geeignet wäre, «rnste Men
schen zum Nachdenken zu veranlassen,
ein seltsames Erlebniß. dessen dunkle
Räthsel ein wenig das geistige Niveau
unserer üblichen Stammtischgespräche
überragt ab«r" ein seines, iro
nisches Lächeln kräuselte seine Lippen
„ich befürchte, daß Sie mich am
Schluß meiner Rede für einen phanta
stischen Märchenerzähler halten iverden
oder für einen Tollhäusler, der reif ist
für „die Beobachtung seines Geisteszu
standes".
„Und mein verehrter College -- er
verbeugte sich lächelnd gegen den jün
geren Psychiater „wird mir zum
Schlüsse schonende Kaltwasserbehand
lung anempfehlen."
Der kleine, blonde Irrenarzt mit
dem fidelen Corpsstudentengesicht sagt«
mension!" Weshalb nicht. Theuerster?
Wir wissen ja, daß Sie für einen Arzt
verteufelt wenig Zunftgeist und Mate
rialismus besitzen."
Es blitzte in den hellen, klugen
Augen des ältern Arztes. Dann
„Wir armen Erdenkinder sind allzu
leicht geneigt, unser bißchen Sinnes
wissen als der Weisheit letzten Schluß
hinzustellen unsere Wissenschaft, auf
die wir so stolz sind und über die man
lachen wird in I<X>o Jahren, wie wir
von der Höhe der unsrigen herabsehen
den wissenschaftlichen Aberglauben
früherer Jahrtausende. Bor wenigen
Jahren noch hätte man jeden als Toll
häusler verspottet, der den Muth ge
habt hätte, zu behaupten, daß wir
mittels besonderer Lichtwellen durch
Metall, Holz und geschlossene Wände
sehen könnten. Sollte es aber nicht be
reits heut« Menschen geben, Menschen
älterer Kultur mit höherer geistiger
Bildung, verfeinerten Nerven, die
h?ute bereits psychische Fähigkeiten be
sitzen, die wir erst erlangen werden in
Jahrtausenden? Aber ich will nicht
Die Sache selbst verhielt sich folgen
dermaßen: Wie Sie wissen, war ich
Jahr- hindurch Schiffsarzt der Ham
burg-Amerikan-Linie. Später stellte ich
mich in den Dienst einer holländischen
Linie, welche den Ostindischen Archi
j pel, die siidchinesischen Küsten und klei
nen indischen Häf«n befahren hat. Es
war ein harter, aufreibender Dienst in
konnte mich damals noch nicht ent
schließen. dem Heimathwimpel zu fol
gen. nach der kleinen norddeutschen
ich war das jahrelange unstete Wan
derleben eines Globetrotters gewöhnt,
! ein fahrender Gesell da entschließt
i man sich nicht so schnell, sich endgültig
im vor Anker zu legen.
Ich ließ mich in einer der kleinen süd
indischen Städte als deutscher Arzt nie
der. Wenig Gesellschaft, weder Thea
ter noch Concerte noch Anre
g«bildeier Kulturmensch bedarf.
So begrüßte ich mit Dank den Vor
schlag eines Hamburger Freundes, ihn
zu einer Vorstellung indischer Gaukler
zu begleiten.
Mein« Herren, wir haben in den letz
ten Jahren auf Ausstellungen häufig
Gelegenheit gehabt, die seltsamen, ver
blüffenden Fähigkeiten indischer Fa
kire zu bewundern, und wir haben
häufig die Ueberzeugung gewonnen,
daß es sich in manchen Fällen nicht
nur um die üblichen, mit verblüffender
Technik ausgeführten Taschenspieler
kunststückchen handelt, sondern daß
diese braunen Söhne eines uralten hei
ligen Kulturlandes psychische Fähigkei
ten besitzen, die all das in den Schatten
stellten, was wir im Abendland« an
Wundern der Suggestion und Hypnose
bewundern können.
Die Sonne stand noch auf der Höhe
die Luft war leuchtend und klar,
als wir den runden Platz «rreichten,
wo die Vorstellung stattfand. Die Ein
richtungen waren primitivster Art, eine
einfache Schnur, an Stcib«n befestigt,
die den «ngen Raum umgrenzte, ein
Korb, der auf dem harten Grasboden
stand? als Kapelle sungirten eine kleine
Handtrommel und ein paar Rohrpfei
fen, deren schriller Ton zu uns her
überklang. Eingeborene hockten re
gungslos am Boden mit stillem, unb«-
wegi«m Gesicht.
Der Fakir selbst war ein schlanker,
junger Mensch mit bronzebraunen,
prachtvoll geschmeidigen Gliedern? sei-!
ne einzige Kleidung bestand in einem
Hllftentuch aus goldgelber Seide und
einem schneeweißen Turban. Er hatte
wundervolle, leuchtende Augen, sonst
ab«r war das Gesicht abschreckend häß
lich und «ntstellt durch Blatternnar-
diesem Augenblick schon jonglirie
er mit verblüffender Geschicklichkeit
mit einer großen Anzahl schwerer sil
berner und eiserner Kugeln. Dann
stand er still, reichte uns die Kugeln
herüber, sie bestanden aus massivem Ei
sen jtde wog mindestens ihre 4 bis
6 Pfund. Dann warf er langsam, mit
ruhiger Sicherheit die Kugeln in die
Lust die Trommel dröhnte, die
schrillen Pfeifen klangen betäubend, die
Augen des Mannes waren concentrirt
aus uns geheftet, seine Lippen beweg
ten sich lautlos die Muskeln seines
Körpers zitterten.
Wir standen wie gelähmt die
schweren eisernen Kugeln, die, dem Ge
setze der Schwere gehorchend, zu Bo
den fallen müssen, standen regungslos
wie schimmernde Seifenblasen in der
lichten, sonnigen Luft, mindestens eine
Viertelstunde' lang, dann bewegte ?r
den Arm, die Spannung seiner Züge
löste sich, di« Kugeln glitten lautlos zu
Boden vor unsere Füße.
Wer vermag diese Räthsel zu lösen?
Ist es möglich,' daß Menschen unter ge
wissen Verhältnissen die Kraft haben,
Naturgesetze auszuheben, oder waren
wir alle Opfer einer Massensuggestion
geworden?
Wir hatten uns noch nicht erholt
von unserem Erstaunen, da stand wie
derum der Inder neben uns. Er führ
te an seiner Hand ein kaum ILjähriges
Hindumädchen mit kindlichen, unent
wickelten Formen. Ein feines Kinder
gesicht mit sanften, schwcrmiithigenAu-
Mädchen ein paar frische Bliichen
„Das ist Maja," sagt« der Fakir in
Dialekt. spricht sehr gut eng
lisch, mein« Htrren, sie wird Ihnen
sagen, was Sie zu wünschen wissen.
Sahib, sie hat die Gabe zu sehen, wo
unsere Augen nicht mehr sehen zu
hören, wo unsere Ohren verschlossen
sind."
Ich ergriff die Hand des Mädchens
und sagte zu ihr: „Ich habe Menschen,
sem Augenblick."
Man stellte ihr einen niedrigen
Stuhl hin. auf den sie sich nieder
ließ. Der Fakir trat neben sie, strich
sanft mit der Hand über Stirn und
Nacken, ihre Augen schlössen sich zu
schmalen Streifen, man das Wei
aufgehob«n, sie war augenscheinlich >n
lethargischem Tiesschlaf, und der Inder
sprach langsam, indem seine Augen
men die Worte über ihre Lippen:
„Ich sehe «in Haus mit einem klei
nen, spitzen, rothen Dach mit spitzen,
meinem Leben sab ich ein solches
Haus; tief hinten in einem Garten
liegt es, ganz andere Blumen undßäu
den Bäumen schimmert es weiß wie
gestoßener Zucker ich weiß nicht,
was das ist: und es ist kalt dort
sehr kalt. Sie zitterte, wurde blaß.
ihre Augen sind roth wie von vielem
Weinen, sie hat ein volles, gutiges,
weißes Gesicht unter silbernem Haar
so viel Kummer um die Lip-
Jch faßte ein Mädchen hart an der
Schulter. „Meine Mutter!" Es war
fast ein Schrei.
Das Mädchen sagte klagend! „Es ist
jetzt alles ganz dunlel, ich sehe nichts
mehr!"
fort, indem ihre Hände über die Stirne
strichen, als wollte sie einen Nebel
verscheuchen.
„Meine Mutter!" sagte ich erschüt
tert.
„Was ist das für ein sonderbares
Zimmer?! Es hat eine Tapete von
das ist."
„Mutters Kruzifix." Mein Herz
erschauerte, und Maria sprach ruhig
weiter: „In der Ecke steht ein großes
Holzbett mit weißen Kissen und Bet
ten, darin liegt ein Mädchen, ihre Au
wäre oder schläft, ihr Gesicht ist weiß
wie die Tücher ihres Bettes, ihr Mund
! Meine Hände zitierten. „Wie sieht
l „Ich kann nicht deutlich sehen, 's ist
alles wie im Nebel, sie hat langes,
„Klara", schrie ich verzweifelt, „Kla.
! Das Mädchen fuhr ruhig fort: „Die
und scherzte mit ihren Gespielinnen?
sie besaß nicht mehr die geringste Erin-
nerung an das Erlebte.
übrige wissen Sie. meine Herren, daß
ich sofort Hals über Kopf mit dem
nächsten fälligen Dampfer nach Hause
reiste und meine Braut bereits auf
hatte eine schwere Lungenentzündung
hinter sich und war im Hause meiner
Mutter verpflegt worden. Daß sie
bald darauf mein junges, geliebtes
! Weib wurde, sie mich über alle Matzen
glücklich gemacht hat, daß ich trotz wil
der Stürme endlich den Heimathhafen
fand, das gehört nicht hierh?r.
Im llbigen steht es Ihnen frei, mei
ne Herren, mich für einen Lügner oder
Narren zu halten: ich kann Ihnen kei
ne Erklärung geben, leine, die Ihrem
wissenschaftlichen Verstände genügt.
Ich habe Ihnen die einfachen Thatsa
chen mitgetheilt, wie ich sie weiß. Ver
suchen Sie es, eine Erklärung zu fin
den, oder halten Sie sich mit mir an
das alte Dichterwort Hamlets, daß
mehr Dinge sind zwischen Himmel und
Tie Geschichte etneS Sarges.
Der britisch« Nationalheld Nelson
ruht in einer der Karypten der herrli
chen Kathedrale von St. Paul in Lon
don neben seinen Schlachtgenossen
Collingwood und Northesk in einem
Sarkophag aus schwarzem Marmor.
Eine seltsame Geschichte hat dieser
Sarg aufzuweisen. Er ist Jahrhun
derte alt. Er war ursprünglich für den
allmächtigen Günstling des Königs
H«inrich VIII., den Cardinal Wolsey,
gemeißelt worden, dessen Ruhmeslauf
bahn und endlichen Sturz Shakes
peare so grandios dargestellt hat.
Wolsey hatte „in den Tagen seines
Glanzes" sich seine letzte Ruhestätte in
der Kapelle von Schloß Windsor aus
gewählt, die ihm von seinem königli
chen Gönner zum Geschenk gemacht
worden war. Dort hatte er sich ein
Bildhauer Benedetto da Maiano be
stellt. Allein es war ihm nicht be
stimmt, an dieser königlichen Grab
stätte zu ruhen. In Ungnade gefallen,
starb er in Elend und Vergessenheit.
von den Republikanern gebrandschatzt
und ausgeplündert. Wolseys Mar
morsarg kam mit vielen anderen Sa
chen auf die Rumpelkammer des
Schlosses. Dort lag er vergessen, bis
König Georg 111., der froh war, all
den „Kram" weggeräumt zu sehen, den
uralten Sarg zu Nelsons Begräbnis;
hergab, um den großen Seehelden in
ihm zu betten.
Gerecht« Entrüstung.
Madam: „Wie, der Schuster hat mein«
Schuhe wieder mitgenommen? Konn
„Leider nichs, Madam! Ich hatte ihm
selbst eine Rechnung zu bezahlen!"
Madam (entrüstet): „Daseist eine Un
j Verschämtheit mein« Schuhe gehen
Der Kaffee im Orient.
Für Freund« und Freundinnen ei«
mr guten Tafle des köstlichen Labsalt
Kaffee geben wir einige Anweisun
gen, wie im Orient, dem Lande der
Kafseetrinker, das nervenbelebende
Tränkchen zubereitet wird. Bei uns
werden die Bohnen in der Mühle zu
einem meist groben Pulver gemahlen,
dann mit lochendem Wasser übergös
sen, womöglich noch ein Surrogat als
„Geschmackkorrigens" zugefügt und
der Kaffee ist fertig. Der Orientale
stoßt, da die Bohnen durch das Mah
len einen Theil ihres Aromas einbü
ßen sollen, diese im Mörser zu einem
äußerst seinen Pulver. Dieses wird
entweder für jede Tasse Kaffee extra
gestößelt oder in einem Steingefäß, in
dem es fest eingepreßt wird, auf
Vorrath gehalten. Man nimmt für
ein Täßchen, das etwa zwei Eßlöffel
voll faßt, «inen kleinen Theelöffel voll
des Pulvers und übergießt dies in ei
nem der Größe der Tasse entsprechen
den Kochgefäß mit siedendem Wasser.
Das Kochtöpfen wird dann aufs
Feuer gebracht, und in einigen Augen
blicken steigt der Kaffee unter
Schaumbildung bis an den Rand des
Töpfchens. Hierauf wird es der direk
ten Einwirkung des Feuers sofort ent
zogen, worauf der Schaum zurücktritt.
Nochmals, je nach Qualität der ver
wendeten Kaffeebohnen ein- bis drei
ziehen von der Feuerung. Der geübte
Kaffeesieder weiß sofort, ob der Trank
genügend gekocht hat und ob der
Schaum durch den siedenden Kaffee
durchgewallt ist.
Das ganze Geheimniß der Berei
tung liegt vor Allem in der richtigen
Auswahl der Bohnen; sie dürfen nicht
zu stark, namentlich nicht schiver ge
brannt sein. Ferner müssen die fetten
und mageren Sorten der Kaffeeboh
nen in einem bestimmten Verhältniß
gemischt sein. Dann ist beim Aufko
chen genau darauf zu achten, daß der
flüchtigen. Solange der Kaffee noch
am Kochen ist, erfolgt vielfach Zusatz
von Zuckerpulver, je nach Geschmack
Im Kaffeehaus wird dem Gast di
rekt aus den netten verzinnten messin
unterscheiden, ob der vorgesetzte Kaffee
gut hergestellt ist, ob er zu kurz oder
zu lang« gekocht hat, ob die Bohnen
stosse sowie das wirksame Prinzip
des Kaffees das Coffein blei
„Serviren Sie uns «in gutes Din-
Seebären stellte. Der Capitän blickte
schüttelte d«n Kopf und rief den
Kellner:
„Suppe, Herr," war die einfache
Antwort.
„Suppe!?" schrie ihn der Capitän