Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 01, 1906, Image 6

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    Jung« D i ch te r s g a t t i n:
„Es ist ja b«ka»nt, daß Dicht«r Welt
nicht einmal ich bei Dir fem
""""
Am Telephon. „Na, Herr
Müller, haben Sie den Huber antele
wegen seiner Nachlässigkeit?" „Ja
hal er halt!"
Ahnungsvoll. Vater (zu
tigteitslonzert gesungen): „Na, wie
war's denn?" Tochter: „Denke Dir,
Papa, während ich meine Arie sang,
fiel ein alter Herr vom Stuhl und
Urach seinen Arm!" Vater: „Siehst
Du, ich hab' Dir doch immer gesagt,
Du sollst nicht singen!"
„Nein."
Und was sagte sie?:
—Dopp e l t« s P e ch. Reifem
schalt."
—Zu stark« V «rfu ch un g.
„Ja, aber auch gleich mit 20 Mark
zu beginnen! Sie hätten's 'mal erst
Verkannt. „Also, in der
Erster Kurgast: „Na, wi«
geht's mit der Mastkur, Mister
Knox?"
Zweiter Kurgast: „Danke,
ich werfe schon wieder «twas Schat
ten!"
Maler: „Nein, eine Landschaft!"
«ritik.
„Haben sich Gnädigste bei meinem
Stück gestern gut unterhalten?"
gessen babe?"
Das Höchste. Besuch«! (in
beil"!"
Sine banale Geschichte.
Als sie ungefähr zwölf JahreWirth
„lch?" frag!« sie erstaunt.
„Was mochte das wohl s-in? Sonst
wollte er niemals gestört wndeii! las
er vvr Tisch di« Zeitung, durfte nicht
einmal jemand anllopsen.
Keuchend lief sie so rasch wie mög
lich die Treppe hinauf, die Hände aus
die schmerzenden Kniee gelegt diese
Treppen waren n:ch ihr Tod! sah
den Tisch vor sich, den Tisch, den sie
selbst gedeckt hatte den Tisch mit
dem frischen Stück Käs« unter der
Glocke, dem halben Viertel gelochten
Schinlen und dem Rest Marmelade.
Nein, sie hatte nichts vergessen. Viel
leicht war die Butter nicht m«hr ganz
frisch, oder sollte sonst etwas nicht in
Ordnung sein? Erst gestern hatte er
das Mädchen furchtbar angeschrieen,
weil sie ihm zum zweiten Frühstück ei
ne quittirte Rechnung präsentirte, und
jetzt ließ er sie rufen. Was moch!« das
nun wohl se,n?!
Schüchtern klopfte sie an.
Gott sei Dank, in seinen Zügen war
zu lesen. Er saß am Fenster, die
Hände über dem dicken Bäuchlein ge
kreuzt und las in einer illustrirtenZeit
schrift.
„Setzen Sie sich, Fräulein."
„Setzen?" sagte sie verwundert,
„wollen Sie denn nicht frühstücken?"
„Ja, ja," sagte er, indem er weiter
die Bilder besah.
sicher. ...
Sie fühlte es; er war so eigen
thümlich, er drehte die Seiten der illu
ftrirten Zeitschrift so furchtbar schnell
um und sah si« so seltsam zögernd an.
„So", sagte sie beunruhigt. In
ihrem alten Kops mit den silbergrauen
Haaren jagten sich tausenderlei Ge
danken ob er irgend «twas auszu
setzen habe und w«s es wohl sein
könnt« ob beim Abstäuben des
Schreibtisches am Ende etwas verlegt
worden sei ob an seinen Stieseln
vielleicht die Schnürsenkel «ntznxi ge
wenn sie so müde war, so entsetzlich
müde, während sie doch eigentlich kaum
etwas zu thun hatte.
illustrirt« Zeitschrift plötzlich schloß
und sie zwischen seine Knie legte: „Ich
habe Ihnen eine große Neuigkeit zu
erzählen."
Vor Schrecken schlug ihr das
Herz. Sie sah ihm an, was er sagen
wollte.
„Ich habe mich gestern Abend ver-
Schoß sinlen und saß ganz verstört da.
Dann sagte sie halb mechanisch: „So,
so", und schwieg.
nen dicken Zeigefinger. Er war ja al
lerdings mit der Thür ins Haus ge
fallen, vielleicht ein wenig allzu
plump und unvermittelt. Aber nun
wußte sie es doch wenigstens, nun
konn!« er ihr das Uebrige in aller See
lenruhe sagen. Indem er aus die
schaute, wartete er, durch ihr Schwei
te Geschichte! Wenn nur bloß leine
Weinscene darauf folgt«! sie
regungslos. k! Z 'HL
Er stampfte n«rvös mit dem Fuß
auf und heuchelte zornigen^Aerger.
zu laden daß er sich an dem Leben
feines Bruders, der für «in« Frau
und sechs Kinder schwer zu arbeiten
men daß er es niemals besser haben
würde als jetzt. Angesichts dieser al
ten Frau, die kein Wort sagte, di« wie
vom Blitz getroffen dasaß, mit einem
Ausdruck in den Augen, als sei jetzt al
les aus. als gebe es jetzt gar nichts
mehr für sie auf d«r Welt, angesichts
dieser stummen Resignation hatte er all
seine Argumente, all« sein« schönen,
vorher zurechtgelegten Reden vergessen,
radikal brgessen,
mit den Füßen.
Mühsam erhob sie sich.
„Und wann wollen Sie, daß ich...?"
„Ich will ich will ich will
nichts," rief er zornig, seltsam gereizt
das ist Blödsinn, so etwas lann man
nicht versprechen. Ich hätte Ihnen
ebenso gut schwören können, daß ich
hatte ich mir die Sach« so gedacht
damit alles nicht so plötzlich kommt,
wollte ich Ihnen noch für sechs Mona
te Ihren vollen Gehalt ausbezahlen
für sechs Monate, hören Sie wohl
net. . ."
Jetzt erwachte si«. Ihre Gedanken,
der Luft.
„Ich hatte spitz
Braut hat keine Mitgift."
Schlächt«r nicht zu viel aufschrieb. . .
Nein, es war so entsetzlich von ihm, sie
so ohne weiteres an die Luft zu sitzen,
so unerhört. . .
„Wenn ich dann doch gehen muß",
sagt« sie scharf: dann gehe ich je eher,
desto lieber. .."
„Na, na", sagte er beschwichtigend.
„Dann gehe ich noch heute. . ."
„Das ist ja wirtlich sehr freundlich
von Ihnen", sagt« er, ein wenig beun
ruhigt.
„Und dann müssen Sie nur sehen,
wo Sie heute Mittag zu essen bekom
men."
Sie wurde heftig. Ihr silberweißer
Kopf ziterte so, daß die silberweißen
Haarsträhnen in Bewegung geriethen.
vernünftig sein, ich bitte Sie wel
cher verständige Mensch würde es wohl
einem vierzigjährigen Mann zum Vor-
Ein halbes Jahr Gehalt, das macht
ich bitte Sie, was fällt Ihnen
doch nicht zwingen, unrerheirathet zu
„Ich zwinge Sir zu nichts", sagt^sie
than haben nein, das fällt mir gar
Als die Hausthür ins Schloß gefal
len war er pflegte täglich pünktlich
2 Uhr auszugehen lief sie in den
Keller hinunter. Dicke Fäden eines
Spinngewebes legte sich auf ihr« wei
ßen Haare, bedeckten ihr Kleid. Hinter
dem Faß mit den eingemachten Schnei
debohnen stand ihr Koffer, grau ange
schlagen.
Das kleine Dienstmädchen war fort.
Es war jetzt gerade «ine gut« Gelegen
heit, es unbemerkt auszuführen.
Starren Blickes, die Spinirwebefä
den aus ihrer Stirn wischend, begann
sie den Koffer über den Cementboden
und die kleine Kellertreppe hinaufzu
schl«ppen. Da lockerte sich eine Latte.
Der Koffer war feucht und beschim
melt, hatte zu lange im Keller gestan
den. Reinhalten half da nichts.
Scharf wie Rabengekrächze fuhren
die «ifernen Ecken über den Cement.
Auf der Treppe gab es «inen wüsten
Lärm. Allein bekam sie ihn nicht hin
aus. Sie hatte ihn auch nicht allein
heruntergebracht, d«r Herr hatte gehol
fen.
Sie ließ ihn wieder vorsichtig auf
den Boden gleiten, suchte nach dem
kleinen Schlüssel in ihrem Portemon
naie; er war noch da. Sie verlor nie
etwas. Dann nur hier einpacken: die
war das gar nicht: ein paar Röcke
ihr Sonntagstleid das Testament
ihr Nähtäsien die Leibwäsch«.
Sie wollte gehen unter allen
Umständen gehen es war ihr ganz
gleichgültig, ob er beim Nachhause
tommen warm«s Essen fände oder
nicht. Am liebsten hätte sie ihn vergif
tet. Gestern Abend erst hatte
Im Keller, auf dem Rand des ver
schimmelten Koffers sitzend, begann si«
Doch als sie sich «in wenig beruhigt
hatte, war sie vernünftig, schl.'Ä den
debohnen, ging schlürfenden Schrittes
in die kleine Küche und begann Kar
toffeln zu schälen während sie sich
häufiger als sonst die Nase putzte.
Dann palte sie grüne Erbsen, wusch
das Kaffeegeschirr . . . und so wei
ter
LicitZwerbung i» Holland.
Eine reizende Sitte, um die Hand
des geliebten Mädchens zu werben,
herrscht in einigen Provinzen der Nie
derland«, und ihre Einführung em
pfiehlt sich für alle diejenigen, die nicht
den Muth zu einer mündlichen Liebes
erklärung finden. Der Holländer fetzt
sich, sobald er des Alleinseins müde ge
worden ist und «in Mädchen kennen ge
lernt hat, dem er die Stellung der bes
seren Hälft« einräumen möchte, in den
genliebt überzeugt sind. Solch ein ver
blümter Korb bleibt Familiengeheim
niß und schmerzt dann weniger, als
wenn alle Welt davon weiß. Eine ähn
lich« Sitte herrscht auch bei den Einge
borenen des Kaiserreichs Anam. Nur
durch Ueb«rsendung eines
chens Ausdruck zu bringen.
sie das Priemchen in Gegenwart ihres
Verehrers, so ist dessen Glück gesichert.
Allerdings ist dies bloß der äußerliche
Abschluß langwieriger Verhandlungen
d«r Aussteuer und der Wahl de/glüi^
LilndNch.
„Sagen Sie, Frau Wirthin, wann ist denn b«i Ihnen Table-d'hote?"
„Da brauchen S' nur ausz'passen, wann 's Vieh g'fiittert wird a'
halb« Stund' später is Tabl-dot'!"
Wortgehalten. Prinzipal:
Als ich Si« damals engagirle, Herr
Meyer, da sagten Sie mir doch, Sie
machten sich gar nichts daraus, 'mal j
des Ab«nds einige Stunden länger auf
dem Kontor zu arbeiten, jetzt iz?-
hcn Sie immer so früh fo>:? Kom
mis: Nun eben! Ich will Ihnen ja nur
beweisen, daß ich mir wirklich nichts
lich geringen Beute heimlommt): „Schorschl, hast wirklich net mehr erwischt?
.., Gesteh mir's fein ein,. .Du weißt ja: „Ehrlich währt am längsten"!"
Auf dem Kasernenhof.
Unteroffizier: „Was sindSie in Ihrem
Berufe?" Rekrut (Sachse): „Pyro
technik«r." Unteroffizier: „Sagen
wir auf gut Deutsch: Bierbrauer!"
Eingegangen. Schuster:
„Hier bringe ich Ihnen die reparirten
Stiefel, Herr" Doktor. Drei Mark,
wenn ich bitten darf!" Doktor: „Was,
drei Mark? Sie sind wohl verrückt!
Lassen Sie Ihren Kopf untersuchen...
Kann nichts finden. So, die Konsul
tation kostet fünf Mark da belonim'
ich noch zwei Mark heraus!"
Komme rz ienra t h (die Liste der Eingelad«nen durchsehend):
Wer hat d«nn zu unserem Souper di« vielen Leutnants eingeladen?"
Tochter: „Ich, Papa, Du sagtest doch, ich sollt« für den Taselschmuck
zraen!"
Treuherzig. Leutnant:
.Wie gefällt Ihnen denn meine Braul,
Johann?" Bursch«: „O, Herr Leut
nant, als ich sie zum ersten Mal gef:-
hen, da liab' ich mir gleich gesagt: .Die
oder keine!"
Abwechslung. Freundin:
.Wie, nachdem Ihr drei Jahre geschie
den war't, habt Ihr Euch wieder ver
söhnt?" Jung« Frau: „Ja das
Diener (auf dem Sofa seines Herrn): „Wenn doch endlich die
hinter mir schlagen möchte, damit ich wüßte, wie spät es ist!" ?
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Theorie und Praxis.
„Sind Sie auch für die Erbschafts-
doch halt« ich ihr« Einführung noch
einige Zeit wenigstens für entschie
den verfrüht." „Wieso?" „Ja,
Derewig Gl«iche. „Ist der
Herr Professor noch immer so zerstreut
und vergeßlich?" „Noch viel schlim
— Verschnappt. Händler
(zornig): Mit Ihrer Firma mach« ich
keine Geschäfte mehr. Die Zündhöl
zer, die Sie mir so empfohlen haben,
habe ich alle in den Ofen gesteckt und
verbrannt. Reisender: Ach, machen Sie
I m Zwei 112 e l. Jnseratenches
R ücksi chtslos. Parvenu (der