Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 28, 1905, Image 3

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    UarbenLpieledes
Lebens.
Roman von N. Zlroni.
<5. Fortsetzung.)
»Eine reich« Heirath. Meine Mut
ter drängt mich dazu und in ihrer
Zärtlichkeit für mich geht sie so weit,
sich einzubilden, daß ich nur die Hand
bliebe."
„Wie, Du heiraihest?" fiel ihmWal
demar ganz erstaunt in die Red«.
„Sachte, sachte, Freundchen so
weit sind wir noch lange nicht," sagte
Goswin mit einem müden Lächeln.
.Mein erster Gang auf Freiersfüßen
fiel kläglich genug aus, d«nn ich holt«
mir «inen ganz dauerhaft geflochtenen
Korb. Die klein« Comtesse Reissen
stein, di« früher immer hinreißend lie
benswürdig zu mir gewesen war, fand
mich jetzt, wo das Erbe des Onkels für
mich in ziemlich unerreichbare Fern«
gerückt ist, nicht mehr annehmbar ge
„Und Dein Herz?" fragt« Walde
mar, „war es bei der Sache bethsi
auf. Ich fühle die Verpflichtung in
reiche Mitgift erwarten. Meinst Du
nicht auch?"
„Wie steht's mit Dir?" fragte er.
„Hast Du die Absicht, den Wunsch
Deines Onkels zu erfüllen und Mar
tha von Lutz zu Heirathen? Sage es
mir aufrichtig, alter Junge!"
Waldemar verfärbte sich. ..Wie
kommst Du auf diese Frage?" stieß er
Kreise einen Bogen beschrieb und sich
dann auf der Spitze der höchsten Tanne
niederließ.
Der Freiherr zog sein Batisttaschen
tuch hervor und trocknete sich die er
hitzte Stirn. Auf seinem Gesicht hatte
Platz genommen und das alte, muth?
willige Lächeln umspielte wieder sei
nen Mund. „Da ich Dir also nicht
als Martha's Bewerber auf der Bild
fläch« zu «schein«»," sagt« «r lang
sam.
„Wie? Du wolltest?'' rief Walde
mar erstaunt. „Aber Du kennst sie ja
gar nicht .. . hier stockte er, denn
«r konnte das, was er dachte, nicht
und demselben Hause in d«r Pension
Bergfried zu wohnen." Der Freiherr
weidete sich sichtlich an dem Ausdruck
Theuerster, das kannst Du mir glau
..Was führte Dich nach Berchtesga
den?" tonnte Waldemar, dem die Sache
hat sie sowohl Eltern als Tochter be-
Zweig ab, um sich mit demselben Luft
zuzufächeln.
„Und weshalb hast Du eS nicht be
reits gethan?" fragte Waldemar, dem
«s bei dem Gedanken, von seinem On
kel nun nicht mehr zu der Heirath mit
Martha gedrängt werden zu können,
ganz leicht und frei zu Muthe gewor
den war. Daß es für den Alten eine
schwere Enttäuschung sein würd«, da
ran dachte er augenblicklich nicht.
„Weil ich nicht wußte, wieDu zu der
Sache stehst. Mein« Freundschaft für
Dich hätte «s durchaus nicht zugelas
sen, daß ich mich vordränge, so lange
,ch über Deine Gefühle nicht im Kla
ren bin. Du hast hier jedenfalls äl
tere Rechte als ich, bist gewissermaßen
der Nächst« dazu und wenn ich auch
aus Marthas Aeußerungen nicht ent
nehmen konnte, daß sie Dir besonders
zugethan sei, so hielt ich es doch für
meine Pflicht, hierherzureisen und
mich mit Dir auszusprechen," sagt« der
Freiherr, indem er seinem Freund voll
ins Gesicht blickte.
erwidert« Waldemar und reichte Gos
win seine Rechte, die dieser kräftig
drückte. „Zeitlebens will ich Dir das
nicht vergessen, mein alter Freund.
Also Martha soll Freifrau von Not
tinghausen werden? Wer hätte daS
gedacht! Nun. meinen Segen hast
Du dazu. Liebst Du sie?" fügte er,
«rnster Nordend, hinzu.
Der Freiherr zeichnete mit seinem
Spazierstocke allerlei räthselhafte Fi
guren in den Erdboden.
„Du weißt, Waldo," sagte er dann,
„daß ich von jeher ein Schmetterling
gewesen bin, der von Blume zu Blume
geflogen ist und Süßigkeit aus allen
Blüthen genascht hat, die sich ihm öff
neten. Mein Herz aber habe ich b«i
keiner zurückgelassen und ich bin ganz
frei. Di« Aussicht, als biederer Land
junker im warmen Nest zu sitzen und
auf meinem Gute unbeschränkter Herr
zu sein, hat viel Verlockendes für mich.
Dazu kommt, daß ich meiner Mutter
Glanz unseres Namens, der zu er
blinden drohte, aufrecht erhalten zu
können im Stande fein werden. Die
mit der vollendeten Thatsache zu über-
Zehntes Kapitel.
Schon einige Tage hindurch hatten
die Wetterkundigen am Himmel aller
lei Anzeichen eines herannahenden Un
wetters beobachten können. Die Sonne
den Leid«nd«n zu nervöser Unruhe
steigert und ihren körperlichen Zustand
flußt.
Die Gewitter Pflegen in Franzens
bad recht starke zu sein, regieren aber
lange.
Von den Meisten wurde es als ein«
Art von Erlösung empfunden, als es
hen, ob nicht Jemand vergessen hatte,
die Fenster zu schließen, und die Haus
meister rannten nach den Vorgärten,
um Bänke und Tische auf die Seite zu
stülpen und sie dadurch einigermaßen
vor dem Durchnäßtwerden zu schützen.
Auf den Eorridoren wurde es lebhaft.
Die ängstlichen Seelen, die sich allein
in ihren Zimmern höchst unbehaglich
fühlten, öffn«ten ihre Thür und traten
hinaus, Trost in der Gemeinschaft mit
andern Zitternden und Zagenden zu
finden.
Frau Dalwig ging in höchster Un
ruhe in ihrem Zimmer auf und ab.
Sie war sehr besorgt um Hilda, d?e
vor einer halben Stunde fortgegangen
war, um irgend eine Kleinigkeit aus
nöthig zu haben vorgab. Der Schwe
ster Vorstellungen, daß man die Zofe
darnach schicken könnte und daß es bei
dem drohenden Unwetter nicht rathsam
sei, «inen Ausgang zu wagen, hatten
nichts gefruchtet, denn Dam« Hilda
hatt« oft ihr«n Kopf für sich und wenn
sie sich einmal etwas vorgenommen
hatte, so hielt es sehr schwer, sie davon
abzubringen. Sie behauptete, sich nicht
im Geringsten vor dem Gewitter zu
fürchten und durch ihren Waierproof
und steirischen Lodenhut genügend vor
dem Regen geschützt zu sein. So war
sie denn gegangen und nun war das
Gewitter losgebrochen und der Himmel
hatte sein« Schleusen so weit aufgezo
gen, daß Hilda trotz des vielgeriihm
ten Waterproofs vollständig durch
näßt sein mußte, wenn sie nicht ir
gendwo ein«n Unterschlupf gefunden
hatte.
Seufzend schützte Frau Dalwig mit
d«r Hand die Augen vor dem zucken
den Blitzstrahl und ließ sich «schöpft
auf ein Ruhesopha nieder. Die Zofe,
w«lch« h«runt«rgeschickt worden war,
um an der Hausthür nach dem jungen
Mädchen auszuspähen, kehrte soeben
zurück und meldete, daß Niemand auf
der ganzen Straße zu sehn sei und
daß es ärger als vorher regne.
Die junge Frau versank in stille Er
gebung. Ihre Gedanken beschäftigten
sich mit der Schwester, die ihr seit eini
ger Zeit sehr verändert vorkam. Sie
kannte sie zwar als ein wenig launisch,
doch war sie im Grund« immer ein hei
teres, etwas übermüthiges Geschöpf
geivesen, das als Allerweltsliebling
schon ein wenig »«rzogen werden durf
te. Der älteren Schwester gegenüber
hatt« sie bisher vollends nur ihre lie
benswürdige Seite zu zeigen gewußt
und gelegentlich von ihr auch manche
klein« Bemerkung hingenommen. Jetzt
aber wollte es Frau Dalwig bedünken,
als ob seit einigen Wochen alles anders
geworden wäre. Hilda zeigte sich von
außerordentlich wechselnder Gemüths
stimmung. War sie auch noch zuwei
len ganz die Alte, saß ihr auch oft noch
der Schelm im Nacken und leuchtete
der Schalk aus ihren Augen, so gab
es doch auch wieder Tage, an denen sie
in sich gekehrt und für alles andere
theilnamlos sein konnte und sie sah
auch zuweilen so blaß und müde aus,
daß die Schwester sich allen Ernstes
fragt«, ob d«m jungen Mädchen nicht
cm Ende die eigenihümliche Luft am
Orte unzuträglich >ei. Si« hatte sich
indessen damit beruhigt, daß der Auf
enthalt in Franzensbad sich ja nun
schon seinem Ende zuneigte und sie
sich wobl in vier-ehn Tagen zur Heim-
Ueber Hildas Betragen den Herren
ihrer Bekanntschaft gegenüber konnte
sie nicht recht klug werden, Frau Dal
wig selbst hatt« aufrichtiges Gefallen
an Waldemar Lingen gefunden und
hätte es nur für natürlich erachtet,
wenn Hilda diese Empfindung getheilt
hätte. Aber diese war zuweilen so ab
sen sich der kleinen Gesellschaft ange
schlossen hatte dies war Frau Dal
wig ausgefallen. Gegen den n«u«n
lich«n Spaziergängen fast ganz für
sich in Beschlag nahm, ihr allerlei klei
ne Dienste zu leisten wußte und es
stets so einzurichten verstand, daß er
in ihrer Nähe blieb. Die Beiden schie
nen sehr gut mit einander zu Harmoni
ren und kümmerten sich wenig um
Waldemar, der. wenn er sich auch zu
ihnen gesellte und sich an der Unter-
Schwester Herz, das bisher für sehr
spröde gehalten worden war, nun end
lich erwacht sei und daß ihr veränder
tes Wesen vielleicht damit in Zusam
menhang stünde. Was den Freiherrn
von Nottinghausen betraf, so mußte
sie sich gestehen, daß er allerdings eine
Grade jene Liebenswürdigkeit und
Gewandtheit besaß, welche aus der Fo
lie eines altadligen Namens und Wap
pens ganz darnach angethan war, das
Herz «iner jungen Dame zu bestricken.
Ueber sein« Verhältnisse hatte die jung«
Frau durch den alten Herrn Lingen e,-
genmerk aus eine „gute Partie" zu
richten. Ob er seinen Adelsstand bei
Seite legen und nach der Tochter des
reichen Commerzienraths freien würde
wer konnte das wissen! Es schien
fast so, als ob er die Absicht hätte, denn
er bemühte sich auffallend um Hilda
und er hatte schon durchblicken lassen,
daß er im Herbst nach Berlin zu kom
men gedacht«.
„Weiß Gott! der andere wäre mir
als Schwager beinahe lieber," sagte
Gerta Dalwig zu sich. „Der Freiherr
kockmt mir doch etwas wie ein loser
Vogel vor und der junge Lingen
braucht« Hildas Geld nicht, da er sel
ber einmal reich sein wird," fügte sie
mit der Berechnung einer Frau aus
altem, kaufmännischen Geschlechte
hinzu.
Während die älter« Schwester sol
chen Gedanken nachhing und dazwi
schen, von Angst um die so lange Aus
bleibende gepeinigt, immer wieder ans
Fenster ging, um nach dem Wetter zu
sehn, hatte die jüngere ein Erlebniß
gehabt, das leicht einen schlechten Aus
gang für sie hätte nehmen können.
Hilda war im Vertrauen darauf, daß
das Gewitter nicht so rasch ausbre
chen würde, vom Hause fort und nach
den Läden unter den Kolonnaden ge
eilt, von wo sie, der geringen Entfer
nung w'g:n, wieder ganz rasch heim
kehren zu können glaubte. Es war
dort alles menschenleer, einige Besitzer
hatten sogar schon ihre Lokale geschlos
sen, da sie des ungünstigen Wetters
wegen keimKäufer erwarteten und das
junge Mädchen wurde in dem Schuh
laden, in welchem sie sich zu einem für
den nächsten Tag verabredeten Aus
fluge ein Paar der mit Recht vielge
rühmten Franzensbader Schuhe aus
suchen wollte, mit einiger Verwunde
rung empfangen. Der Verkäufer be
sah prüfend den zierlichen Fuß der
jungen Dame und holte die kleinsten
Nummern seiner Damenschuhe hervor.
Während Hilda verschiedene Sorten
anpaßte, verfinsterte sich der Himmel
immer mehr. Das Rollen des Don
ners, das schon einige Zeit in der
Fern« zu hören gewesen war, wurde
lauter und immer lauter und bald
zuckten auch schon die Blitzstrahlen von
allen Seiten. Ein sehr starker Schlag
schien das alt«, von d«r Z«it schon recht
mitgenommrn« Colonnadengebäude in
s«in«n Grundfesten zu erschüttern, so
daß der Verkäufer, ein kränklich und
blaß aussehender, sommersprossiger
Jüngling, die niedlichen Hackenschuhe,
die er in der Hand hielt, fallen ließ und
sich als frommer Katholik bekreuzigte.
Hilda hatte nun auch keine Gedan
ken mehr für ihren Einkauf, versprach
am anderen Tag« wiederzukommen
und v«rließ den Laden, trotzdem der
Verkäufer sie zum und Ab
warten des Unwetters zu bewegen
suchte.
Aber Hilda, die an ihre Schwester
dachte, ließ sich nicht halten und eilte
fort. Anfangs schützte ihr Regen
schirm sie ein wenig, doch als sie an
di« Ecke kam, fuhr ihr ein Windstoß
entgegen und klappte das leichte Gestell
nach oben über. In wenigen Augen
blicken war sie durchnäßt, denn auch
der Waterproof konnte dem heftigen
Gewitterregen nicht Stand halten.
Statt nun umzukehren und im Laden
oder nächsten Hause Schutz zu suchen,
beschloß sie durch die Salzquellallee so
rasch als möglich nach Belvedere zu
laufen und hoffte, unter den dichten
Bäumen einigermaßen geschützt zu
sein. Aber sie konnte nicht rasch gehen,
da der Kies vollkommen ausgeweicht
war und sich allerorten auf dem Boden
klein« Wasserlachen gebildet hatten,
die Hildas dünne Kidlederschuhe ernst
lich bedrohten. In dieser trostlosen
Lage, mit dem umgekehrten Regen
dichten. lang berunterhängenden
Stirnlöckchen, vor Kälte zitternd, that
sie in ihrer Angst das. was man nun
gerade während eines Gewitters durch
aus nicht thun soll sie stellte sich
unter einen großen Baum.
Tuch auf dem Kopf, großen «iligen
Schrittes die Allee herauf. Es war
Waldemar Lingen, der mit seinem
Freunde den Nachmittag im Lesecabi
net an der Kaiferstraße über den Zei
tungen verbracht hatte und nun nach
Hause eilte, um nach seinem tranken
Onlel zu sehen. Nottinghausen hatte
vorgezogen, den Regen dortselbst ab
von Weitem hatte er die zierliche, mit
den Unbilden des Wetters kämpfende
Gestalt in der Allee bemerkt, jedock
nicht erkannt, da er Hilda in dieser
Kleidung und vollends in diesem Zu
stande nie gesehen hatte. Er sah imn
die Gefahr, in welch« die Dame sich be-
Vögelchen dastand, wandte jetzt den
Kopf und blickte dem Nähertretenden
entgegen. In den Augen beider leuch-
mit sich fort auf die Mitte des Weges.
kiirlich bei dem starken Manne Schutz
suchend, an Waldemars Brust. D«r
Blitz hatte in den Baum «ingeschlagen,
uni«r welchem sie noch vor wenigen
Augenblicken gestanden hatte. Willen
los und kaum ihrer selbst mächtig, lag
sie einige Sekunden in den Armen des
sen. d«r ihr das L«b«n g«rettet.
Mit tiefer Rührung und hochklop
fendem Herzen beugte sich Waldemar
iib«r die zarte Gestalt, aus deren todt
blassem Gesicht die ausgestandeneAngst
ihre Zeichen zurückgelassen hatt«. Ein
unsägliches Gliicksgesühl iiberfluth«te
ihn. Der Blitzstrahl aus Hildas Äu
gen war zündend auf sein Herz gefal
len und hatte es aufjubeln gemacht in
d«r seligen Ahnung ihrer und in dem
beglückenden Bewußtsein seiner Lieb«.
Die Empfindung beider war zu mäch
tig, als daß sie derselben hätten Worte
verleihen können —so standen sie
schweigend da, während die Regenslu
then an ihnen herniederrieselten. Da
plötzlich riß sich Hilda los, sie hatt«
ihr« Fassung wieder gewonnen und
schämte sich jetzt ihrer Schwäche.
„Entschuldigen Sie, Herr Ling«n,
daß ich mich so zaghaft benommen
habe," sagte sie und der halb muth
willig«, halb spöttische Ton, der Wal
demar schon oft verwundet hatte, klang
wieder durch ihr« Wort«. „Was mö
gen Sie nur von mir denken?" fuhr
sie fort. Dabei lachte sie und schüt
telte das Köpfchen, so daß die Regen
tropfen nach allen S«iten umhersprüh
ten.
Waldemar würd« der Antwort über
hoben, d«nn in diesem Augenblick naht«
ihnen raschen Schrittes unt«r einem
großen Regenschirm der Besitzer der
ganz in der Nähe zur Seite der Allee
gelegenen Schießbude und lud die
Herrschaften höflich ein, den Regen in
seiner Behausung abzuwarten. Hilda
war g«rn dazu bereit und flüchtet« eilig
in das klein« Häuschen. währ«nd ihr
Begleiter das schützende D?ch über sie
hielt. Waldemar folgte langsam. Di«
Erinnerung an den Blick des jungen
Mädchens nabm iqn noch so völlig ein,
daß ihre Worte ihn weniger herb ge
troffen hatten, als es sonst wohl der
Fall gewesen wäre.
Als er eintratt, sah er Hilda vor
einem Spiegel stehen " ' " den Kops
mit einem Taschentuch trocknen. Sie
hatte den Hut. der zu einem formlosen
Klumpen aufgeweicht war, bei Seite
geworfen und zog jetzt einen kleinen
Taschenkamm hervor, um die arg in
Unordnung gerathen« Haarfrisur zu
verbessern. Der freundliche Wirth war
mit ihrem triefenden Regenmantel in
die Küche geeilt, um das Kleidungs
stück einigermaßen zu trocknen.
teuer," rief Hilda, ~di« Geschichte sängt
jetzt wirtlich an. mich zu amllsiren.
Wir sind hier also einstweilen einge
regnet und d«r H«lser in der Noth in
d«r Gestalt dieses edlen Schießbuden
besitzers erschien zu rechter Zeit, um
Im Handumdrehen hatte sich das
jung« Mädchen auch schon die ?tirn
löckchen gekräuselt. Die vorherige
Blässe ihrer Wangen hatt« einem tie
wieder ganz die Alte, als sie sich Wal
demar zuwandte.
„Ich müßte Ihnen nun wohl eiaent
lich sehr dankbar sein, denn Sie haben
sagen soll, so bin ich der Meinung, daß
d«r Blitz gar nicht in den Baum ein
schlagen hätte, wenn ich unter dem
selben stehen geblieben wär«, denn
ich bin «in Sonntagskind, müssen Sie
wissen, und ein solches pflegt bekannt
lich imm«r Glück zu haben."
Hilda'S Nasenflügel bebten wohl
Indessen stürzte noch immer ein
sündsluthartiger Regen vom Himmel
hernieder und ab und zu durchfurchten
ten zuvor «inen Himmel d«r Glückse
ligkeit hatte ahnen lassen. Da war es
auch wi«d«r, das trotzige Lächeln um
den Mund, das ihm schon oft, gerade
in Augenblicken, in denen «r ein«
freundliche Miene zu erwarten berech
tigt zu sein glaubte, ein« Enttäuschung
bereitet hatte. Indessen stand er noch
zu sehr unt«r dem Bann der erlebten
ein«n Ausdruck "der Verlegenheit von
ihrer Seite. Mit etwas vibrirender
Stimme sagte er, indem er «inen war
an's F«nst«r.
„Es tlärt sich schon auf", sagt« sie
geist «in« große Anzahl grellbunt be
malt«r Figuren als Zielpunkte für die
Schützen aufgestellt hatte. Sie legte
eben die Windbüchsc an di« Wange
urüd zielte auf d«n Gemsbart am Hute
«ines Tyrolers, als Waldemar hin
zukam. Der Schuß ging fehl und
traf nur die Schulter txr Figur.
„Wie schade!" rief Hilda und stieß
ärgerlich mit dem Hacken auf den
Büchs« vom Stand.
„Ich werd« auf's Herz zielen," sagte
er und legte an. Da knallte es der
Schuß hatt« getroffen und an der Fi
gur sprang «in feuerrothes Herz her
vor, in dem ein goltxner Pfeil steckt«.
„Welch' «in albernes Bild!" rief
Hilda und rümpfte das Naschen.
Jetzt kam auch der Besitzer hinzu und
wollt« die Büchsen von Neuem laden,
aber die junge Dame war d«s Spiels
überdrüssig geworden und erklärte,
nun durchaus nach Haus« zu müssen.
Waldemar's Einwendungen, daß es
noch sehr stark regne, fruchteten
nichts. Hilda zog ihren halbnassen
Regenmantel an, verabschiedet« sich
sitzer, wobei si« ihm für di« li«b«nS
wllrdig« Aufnahme unt«r seinem Dach
bestens dankte und versprach, bald
wieder zu kommen, um alle sein« Figu
ren herunterzuschießen. Als sie sich
umwandte, um auch Waldemar ein
Lebewohl zu sagen, sah sie, daß er sei
nen Ulster bereits angezogen hatte und
mit beiden Händen das Wasser aus
seiner Reisemütze drückte.
„Sie wollen auch schon fort?" sagte
sie. „Ich glaubte, Sie würden noch
länger hierbleiben, um nach Herzen zu
zielen."
„Das hat weiter kein Interesse für
mich," erwiderte der junge Mann.
„Ich werde mir lieber erlauben, Sie
«ich Haufe zu begleiten, mein'gnädi
ges Fräulein."
„Unter einer Bedingung will ich
Ihnen dies gestatten," erwidert« ssilda
mit komisck>«m Ernst, „daß Sie näm
lich gegen Niemand etwas von der
Geschichte erwähnen, die wir zusam
men erlebt haben. Ich möchte um al
les nicht, daß mein« Schwester davon
erführe, und üb«rhaupt wär« es mir
ang«nehm," fügte sie, die Augen nie
derschlagend, hinzu, „wenn Sie selbst
auch nicht mehr daran denken woll
ten."
. „Ich werde Ihren Wunsch erfüllen
der Erinnerung kann ich nicht ge
bieten. denn sie ist in meinem Herzen
eingegraben," sagte Waldemar ernst.
Dann traten sie hinaus, durchkreuzten
die Allee, in der sie nur mühsam vor
wärts kommen konnten, da Hilda's
Schuhe tief in den völlig eingeweich
ten Boden einsanken, und gingen auf
dem schmalen Fußpfad« über den An
lageplatz nach Belvedere zu.
Der Regen hatte endlich aufgehört,
das Unwetter hatte ausgetobt und
schon lichteten sch am Horizont die
Wolken und ließen ein Stück des
köstliche Frischt in
Duft aus und hatten ein verjüngtes
und belebtes Aussehen. Jetzt erschien
auch ein Regenbogen am Firmament
und sein siebenfarbiges Licht spiegelte
sich in den Wassertropfen, die an den
vergessen. Unser Ausflug kommt
hoffentlich zu Stande ich freue mich
angelangt und das junge Mädchen
reicht« ihrem Begleiter flüchtig die
Hand.
„B«sttn Dank nochmals für Ihren
Beistand." sagt« sie mehr höflich als
warm und innig. Dabei schlüpft« sie
Waldemar, in dessen Brust d« ver
schiede miiiiqsten Empfindungen wog
ten. gedankenvoll und sichtlich vel
stimmt seinen Weg nach Hause antrc
kn. (Fortsetzung folgt.)
Mr die Küche.
mit Bratkartoffeln. Ein
schöner fleischiger Schellfisch wird ge
schuppt, enthäutet und in passende
Entenklein in Petersl -
weiden f'lambirt. Dann setzt man es
in einem Topfe mit kaltem Wasser
und einigem Wurzclwerk zu und kocht
gießt nun von d«r lochenden Bouillon
üb«r diese, in einer Kasserolle befind
lich«,, Stückchen, kocht si« gar und
Mehl eine dicke löst si«
Man kann löffelweise kaltes Wasser
Wasser verquirlter Theelöffel voll
Kartoffelmehl und eine Messerspitz«
Liebigs Fleisch - Extrakt beigegeben.
Kote leiten. Man 3 Pfund
darf höchstens ein Theelöffel voll Ei-
Butter, einen Theelöffel voll Niehl,
kochend« Sauce durch ein Sieb m di«
Mitte des Kreuzes. Roh gebraten«
Kartoffeln giebt man dazu. En mi-
die Mahlzeit fertig ist.
Mince Pie. 1 Pfund frisches,
erkaltet, fein gehackt, Pfund Rin
schält« ft'lngehackte Aepfel, 1 Pfund
Rosinen, entkernt, 1 Pfund gut gerei
nigter Corinthen, Pfund kleinge
schnittenes Citronat, 1 Eßlöffel Zim
löffel Muskatblüthe, 1 Eßlöffel Nel
ken (gestoßene), 1 Eßlöffel Salz, 1
oder 1 Pint Brandy. Von dieser Mi-