Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 28, 1905, Image 2

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    H!»o! Ta» Jahr ist hingegangen Andre wieder seh' ich gießen
Bis auf einen kleinen Rest. Zu Sylvester Blei und Zinn,
stva» mit dem ist anzufangen, Um «S freudig z» begrüßen,
Steht noch nicht vollständig fest. Wenn da Gluck dlinlt und Gewinn.
yedenfallS, will mich bedünken, Ader «cm ein Nest deschieden,
Äst es gut, etwa» zu trinken, Wer gesund Ist und zufrieden,
daß w Trübsal nicht versinken Was braucht der »och Glück hienikden?
»US der Schluß de» JahreS läßt. Was er hat, das reich, schon hin.
Andern auch scheint e» da» Beste. Aus dem Kreuzweg geht im Tunkeln
Wa» mir heut' al» rathsam gilt, Mancher heut in stiller Nacht,
Und 112» wie zum frohen gest« Einen Schatz dann sieht er funkeln,
Sind di« Gläser bald gefüllt. T«r »o» Kröten wird bewacht.
Nun getrost kann man betrachten, Aber bessere Gesellen
WaS da werth is« zu beachten, Suchen ihren Schatz im Hellen,
In der Nacht, der halddurchwachten, Wo a»S goldnen Lockenwellen
Tie ei» neues Jahr enthüllt. Ihnen er entgeg-nlacht.
Mancher will mi» Kartenlegen Wer an Zauber glaubt—nun glaub' er!
Schau n der Zukunft i»S Gesicht. Nicht beneid' ich solche Herrn.
Wer das thun will, meinetwegen! Mir steht der Svlvesterzauber
Doch ich leift' darauf «erzicht. Bis aus eine» eiuz'gen fern.
Nicht so ganz trau' ich den Karte», Ta» ist der, den liebe Hände
Lieber will ich still erwarten. Nebe» um di« Jahreswende
Ob mir Rosen blüh n im Garten. Wüßt' nicht, wa- ich Bess'reS fände!
Wenn der Lenz kommt, «der nicht. Tiefen Aaxber hab' ich gern.
Horch, es schlägt die Geisterstunde,
Mit dem GlaS in froher Ichaar
Wollen wir mit Tir «S wagen,
I. Trojan.
Heimkehr.
Im lkinen Wirthshaus am sturm
x«peitscht«n Strand« saß eine Anzahl
wetterharter Gestalten, um beim Glase
Punsch das neue Jahr zu erwarten.
Unwillkürlich war infolge des drau
ßen tobenden Unwetters das Gespräch
auf eine ähnliche stürmische Sylvester- !
nacht vor nunmehr zehnJahren gekom-!
wen, in welcher Graf Ernst, der älteste
Sohn d«s Grafen Branken, nach einer !
heftigen Scenc mit seinem Vater das
Schloß und die Heimath verlassen und
seitdem nicht wiedergekehrt war.
In die eifrige Unterhaltung hinein
«rtönti plötzlich ein Kanonenschlag,
der dumpf vom Meere hergrollte. Wie
«lektrifirt sprangen die Männer auf
und lauschten. Gleich darauf kam es
noch einmal grollend daher. Wieder
Male?""^'
Das Wirthshaus ist plötzlich wie
lusgestorben. Die Schiffer sind an
>en Strand geeilt, um das Rettungs
abringen läßt.
Auch in vas Grafenschloß sind die
dröhnenden Schläge gedrungen und
nonenschlägi das Signal „Schiff in
Noth" bedeuten. Mitten hinein in die
Musik, nach deren Klängen die junge
Welt zum Sylvesterball sich im Tanze
dreht, ist das Signal gedrungen. Man
lauscht bestürzt und flüstert unterein
ander. Nach einer Weile tanzt das
junge Volk Weiler.
Unter den besorgt Dreinschauenden
fallen besonders Gräfin Branlen und
Ilse Brackenburx auf. Man sagte von
letzterer, sie habe den Grafen Ernst ge
liebt und liebe ihn noch.
Jl,e hatte den ganzen Abend nicht
getanzt. Der oraußen tobende Sturm
deutlich in Erinnerung gebracht, daß
«ine tiefe Traurigkeit sie deherrschte.
Gräsin Branlen liebte Ilse wie ihr
eigenes Kind, wußte sie doch, daß ihr
herzen ein Trost.
Jedes Jahr am Weihnachts - Hei
diese stets so heißersehnte Botschaft
alte Dame sich allein sah, die bittersten
Thränen um den inniggeliebten Sohn.
Obgleich Graf Branken jeden Brief,
der die Handschrift seines Sohnes
Ernst gezeigt, ungelesen vernichtet ha
ben würde, fragte er seine Gattin doch
von Zeit zu Zeit, ob sie von „diesem
jungen Taugenichts" etwas gehört
habe. Nun gab es zwar viele junye
Taugenichtse in der Welt, aber die
Gräfin wugte ganz genau, welchen be-
und W:tter an den Strand zu eilen
und zu sehen, was geschehen sei. Nur
mit Mühe kämpften sie gegen den. wü
thenden Orkan an. Endlich waren sie
am Sirande. Das Rettungsboot war
unterwegs. Von Zeit zu Zeit, wenn
der Mond auf Augenblicke durch die
schwarzen Wolken brach, konnte man
sehen, wie es gegen die gewaltigen
Wogen ankämpfte und vorwärts
drang.
Es war acht Uhr gewesen, als das
Signal gegeben wurde, und es war
beinahe h zehn, als das Rettungsboot
lich, Näheres über das untergegangene
Schiff zu erfahren: nur soviel hörte
man, daß «in einziges Menschenleben
gerettet oder vielmehr ein mensch
licher Körper, dessen Hände an einer
Planke angeklammert waren, auf dem
Unter den Herren vom Schlosse be
fanden sich der jüngste Sohn des Gra
sen, Ilse's Bruder und ein junger
Arzt. Auf C'ebot des letzteren wurde
der Berunglückte in Decken gehüllt und
auf einer Bahre in das Schloß getra
gen, wo stets mehrere Bette» für etwa
eintretende Unglücksfälle bereit stan
den.
Doktor Werner und Hans Bracken
burg eilten voraus, um für die Aus-
Äls die Leute das Schloß betraten,
stand Ilse in der Halle und sah, wie
d«r Verunglückte hereingebracht wurde.
Sie erblickte ein todtenblasses Gesicht,
dessen unterer Theil durch einen blon
den Vollbart verdeckt wurde, und
«in«n f«ingeformten Männerkopf mit
bereits Silberfäden zogen. Der Mann
schien todt zu sein. Ilse erschauerte/
bei seinem Anblick und fiel wie leblos
auf einen Stuhl.
„Ilse, was ist Dir?" fragte ihr Bru
der, rasch auf sie zueilend. „Beruhig«
Dich doch, der Mann ist ja nicht todt,
nur bewußtlos."
„Weißt Du das gewiß?"
»Ja, Dr. Werner sagt« es."
„Gott sei Dank!" kam es inbrünstig
von Ilse's Lippen.
Dann eilte sie zur Gräfin.
Auf die innige Bitte Ilse's hatte der
Graf das Tanzen einstellen lassen.
Das junge Volk vergnügte sich mit
allerlei anderem Zeitvertreib, wie
Bleigießen und sonstigen Sylvester
scherzen, und als di« Glocke der kleinen
Dorfkirche mit ehernem Klang einsetzte,
um das alt« Jahr zu Grabe zu tragen
zwar von allen Seiten bei Gläserklin
gen und Lachen ein h«rzlich«s „Prosit
Neujahr", aber es herrschte doch eine
gewisse Bedrückung, denn das Gefühl,
daß im Schlosse ein Menschenleben mit
dem Tode rang oder diesem vielleicht
schon verfallen war, und daß draußen
in dem wildwogenden Meere andere
Menschen den Tod in den Fluthen ge
funden hatten, ließ eine rechte Freu
digkeit nicht aufkommen.
Gräfin Branken war nicht wieder in
den Saal zurückgekehrt. Auch Ilse
war verschwunden. Bald zog sich auch
die andere Gesellschaft zurück und nur
Graf Branken und Dr. Werner waren
zurückgeblieben.
„Herr Graf," begann der junge
Arzt, „ich möchte Ihnen die traurige
Kunde doch nicht länger vorenthalten."
„Was für eine traurige Kunde?"
ältester Sohn, H«rr Gras, soll
Minutenlang herrschte Todtenstille.
Dann fragte der Graf tonlos: „Weiß
meine Frau es fchoit?"
„Ja, die Gräfin sitzt bei demSchifs-
Munde des Mannes zu hören."
„Ich danke Ihnen, Doktor, schlafen
Sie wohl."
nach. Dann ging er zu Bett.
Am nächsten Morgen stand er um
sieben Uhr aus und schickte sofort nach
melden solle, da sein Sohn an Bord
des Schiffes gewesen sei.
Das Frühstück berührte er nicht.
Während er noch so saß und grübelte,
sehnt. Er hatte das Gefühl, daß Du
„Ernst," sagte sie leise, „ich bitte
Plötzlich drehte sich der alte Graf
sich gestoßn,.
un? Bater und Sohn in inniger Um
armung fand, da wußte sie, daß Frie
den im Haufe eingekehrt war und daß
das neue Jahr ihr mehr Glück und
Seg«n bringen werde, als die letzten
zehn langen, schweren Jahre,
i Und Ilse Brackenbnrg segnet im
Stillen das Nothsignal, das zur rech-
Bor Thoresschluß.
humoristische Ski»e von Lisa H. Lön»>
„Jetzt weiß ich auch, warum viele
Leute die Ehe ein Kreuz nennen,"
seufzte Elly. „Schon das Zurechtzim.
mern ist eine Arbeit und eine Mühe,
von d«r man sich bei der Verlobung
nichts träumen läßt. Ich hätt« dann
sicher dankend verzichtet."
Mit einer Gebärde tomischer Ver
zweiflung fuhr sie mit beiden Händen
zum Kopf, aber nur um das kleine
Ding von Tüll und Rosen, das sie für
gewöhnlich Hut nannte, gerade zu
rücken.
Dabei gerieth«n natürlich die Pake
te. die sie unter dem Arm gepreßt hat
te, in eine gefährlich« Situation.
„Komm, gib mir die Sachen," sagte
lächelnd der junge Mann, der neben
ihr ging.
Nein, Du siehst schon komisch genug
aus mit den beiden anderen."
„Nun s«i aber vernünftig. Ist es
denn wirklich so schlimm?"
„Schlimm? Schrecklich ist es. Erst
muß man treppauf, treppab laufen,
bis man ein« Wohnung hat. Dann
muß man sich mit d«r Gcsindtvermie
therin, der Schneiderin, d«m Möb«l
fritzen und dem Tapezierer herumzan
ken. Man nimmt jetzt aber im allge
meinen Empirestil, sagt der ein«; man
nimmt jetzt ab«r di« Kleiderrock« unten
so und so weit mit Einlagen, jammert
di« andere. Man nimmt, man nimmt!
Diese Redensart schon macht mich wü
thend. Ich bin nicht „man" und neh
me, was mir paßt, und lauf« nicht
„Aber, Elly, jedes Ding hat eben
seine Schattenseiten, die man nicht
gleich sieht. Und wenn sich die Kinder
über den Weihnachtsbaum freuen,
sagst Du ihnen auch nicht, daß er bald
die Nadeln abwirft und dann zerhackt
wird und in den Ofen kommt. Und
wenn sich «in junger Mann in ein
Mädchen v«rli«bt und findet es bild
hübsch, dann z«igt si« ihm auch nicht,
wie sie unfrisirt mit Lockenwickeln
aussieht, und si« sagt ihm auch nicht,
daß sie ihm spät«r «in« Sc«n« machen
will, wenn er nach 1 Uhr nach Haus«
kommt od«r >v«nn «r si« mit dem Mit
tagessen warten läßt und...
„Wenn Du die Schachtel so herum
schlenkerst, so seh« ich sie im nächsten
Augenblick da li«g«n," ri«f Elly ent
setzt-
„Ja, das ist auch so was wie die
Ehe," fuhr er fort und hielt si« vor
sichtig in die Höhe. „Von außen sieht
sie int«r«ssant aus, und man kann vie
was man hin«ing«than hat. Aber was
wollt« ich doch sagen, als Du mich
unterbrächest?"
„Ich?"
„Ja, das thust Du ja immer. Ein
unverheirathetis Mädchen mit einem
Berufe hat es doch viel besser. Si«
thut einige Stunden ihre Arbeit, be
kommt ihr Gehalt, und die übrig« Zeit
thut sie, was ihr beliebt. Aber di« ver-
Heirathete Frau kann nie thun, was
ihr beliebt. Sie hat nicht nur sieben
die gute Hausfrau in ihrer entsetzli
chen Geschäftigkeit, von der- eben
Schiller sagte, sie ruhet nimmer. Und
wie wird ihre Arbeit bewerthet? Da»
Gesetz schweigt sich darüber gründlich
aus, und der Mann nimmt sie als
selbstverständige Gratisleistung. Ach
Go<t, und wenn di« Haushaltsnisere
alles wäre, aber das smd erst Kleinig
keiten. Erst ist dem Mann« das Ver
h«irathet sein etwas Neues und Anzie
hendes, aber bald genug läuft er wie
der Abend für Abend zu seinen allen
Freunden, und die Frau kann zu Hau
se sitzen und sich langweilen."
„Aber, Elly, ein v«rheiratheter
Mann.. ."
„Dem Manne geht es nicht besser,
Er heirathet nur, um aus dem möblir
ten Zimmer mit seinen stereotypen
Consölchen mit Gipsfiguren, den Oel
drucken und den wackligen Stühlen
herauszulommen. Er hat die Wirths
hauskost satt, aber niemand sagt ihm,
daß die leckeren Mittag- und Abendes
sen, zu denen man ihn einlud, von der
Kochfrau gekocht waren, und daß er
später mit ganz dilettantisch zusam
mengetochten Mahlzeiten zufrieden
immer mit einer lustigen, hübschen
Frau Concerte und Rennen zu besu
chen, und denkt nicht daran, daß dann
auch alles doppelt soviel lostet, und er
doppelt soviel verdienen muß und sich
selbst dann noch manches versagen
muß, wenn er die Rechnungen für die
Toiletten seiner Frau bezahlen "
„Nun höre aber auf, Elly, Warum
in aller Welt mußt Du nur so schreck
liches Zeug schwatzen, jetzt, ein paar
Tag« vor unserer Hochzeit?"
„Weil Tante Marianne mir das al
les heute Morgen gesagt hat. Sie
wünscht«, daß ich mir noch einmal so
r<cht die «rnste Verantwortung vor
Augen führe, die ich aus mich nehme,
und auch Dir soll« ich klar machen,
daß ich den Ernst des Lebens doch erst
einmal kennen lernen müßte. Sie ver
sprach mir, «inen plausiblen Grund zu
finden, daß meine HoHzeit ohne zu
großes Aufsehen verschoben w«rd«n
könn«."
„Elly, um Gottes willen, höre mit
dem Unsinn auf, es . . ."
„Bitte sehr, es ist mein Ernst. Ich
tret« auf ein Jahr als Lernschwester
ins ClemeniinenhauS ein. Eben habe
Ich mir Schürzen und Hauben ver
sorgt. Ich glaube, sie iverden mir rei
zend stehen. Ach du lieber Himmel,"
schrie Elly auf, „da liegt die ganze Be-
Ja, da lag sie. Er hatt« sie in seiner
Erregung wohl gar zu heftig ge
schwenkt. Beide Cartons waren ausge
gangen. Zum Glück schützt« ein« Menge
Benschmutz.
„Das ist wohl di« Schürze?" meint«
der junge Mann lachend und hob ein
„Um Gottes mein Unter.
Bestürzt suchte Elly die Sachen den
Blicken der Vorübergehenden zu entzi«-
Haube, nicht? Ich glaube, sie wird Dir
reizend stehen, Elly. Glaubst Du nicht
auch?"
recht schick und «legant sitzt, d«nn im
Krankenhaus pflegt man die Toiletten
stets kritisch zu mustern."
Dann half «r ihr in den Wag«n
und legte die Cartons und Paket« auf
den Rücksitz.
„U«brig«ns, Elly, Tante Marianne
hat recht, ich fühl« mich auch noch nicht
l würdig zur Eh« und I«nn« den Ernst
! und das Elend d«s Lebens nicht ge-
I nug. Ich will mich heute Abend als
j Armenpfleger der Heilsarmee zur Ber-
I fügung stellen."
»Daß Du Dich unterstehst!" rief sie
l in komischem Entsetzen.
„Ja, w«nn Du doch ins Kranken
haus gehen willst..."
„Na, dann will ich das nur einst
weilen bleiben lassen, und wir wollen
es so miteinander versuchen."
„Ab«r auf Dein« Berantwortung,"
rief er, den Schlag schließend.
Sie schnitt ihm eine Grimasse, und
der Wagen rollt« davon.
Das Alibis
Anno dazumal war's, als Gnaden
der Herr Landrichter von den Tag
dieben, Handwerksburschen und rauf
lustigen Bauern noch sehr gefürchtet
wurde. Besonders der in Tölz war
! „a' sakrisch schiacher Herr" nach Aus
sage aller, die das zweifelhaft« Glück
hatten, amtlich mit ihm zusammen zu
gerathen. Ein ganz besonderes Au
i genmerk aber hatte er auf die Wilde
rer; nicht leicht, daß «iner, der ihm Un
tertan,, vor einem halben Jahr wieder
wilderte, wenn man nicht 's Jagern
auf Ratten und Maus' ohn« spezielle
Erlaubniß auch unter's „Wildern"
Gnaden Herr Landrichter hatte selbst
eine Jagd, und zwar die schönste in der
ganzen Gegend; «r hotte den dazu ge
hörigen Hund nebst Stutzen, den da
zu gehörigen Jäger und, weil's im
Oberland denn halt doch nicht anders
Schon dreimal waren ihm die schön
sten Böcke weggeschossen worden. Der
Jäger fluchte, daß der Tisch wackelte
ja, er greinte beinahe vor Wuth,
und der Landrichter schlug i.-it der
Faust auf sein Pult, daß ihm die Tinte
auf die weißen Hosen spritzte und ver
dern Jagdgründen ertappt wurden,
hatten auch zu dieser Zeit keine guten
Tage. „Scho'so vüll ungläubig is
zu wollen, daß einer mit dem Kugel
stutzen von zwölf Millimeter Kaliber
aus Spatzen hättte schießen wollen und
ganz was anderem.
Der Sepp hatt« einen Feind das
war der Jochenbauer von Oberwarn
gau. Die Feindschaft war aber gegen
seitig und für d«n Jochenbauer um so
größeren Hände und die mehrer« Kraft
hatte. Wieder «inmal hatt« d«r Jo
chenbauer das fühlen müssen. Am 6.
November ist in Tölz ein groß«r Fest
tag, Leonhard!. Wie der Joch«nbauer
so um 5 Uhr Nachmittags sich auf d«n
ab«r auch nicht gerad« nüchtern
kommt ihm halhMgs von Oberwarn
gau der Sepp entgegen und haut ihm
eine links und eine rechts herunter, daß
der Jochenbauer glaubt, 's höllisch«
Feuer sahr' ihm aus den Augen.
So erzählt «r vor Gericht, und der
Sepp steht dabei und schaut d«- und
wehmüthig in den Boden hinein.
„Na, Jochenbauer, kannst D' «s aus
D«in Eid nehmen, haß 's der Sepp
war?"
„Mei' scho', Gnaden Herr Landrich
ter; den S«PPI w«rd' i' wohl kenna
und den seini Mordspratz'n, sein« da
misch«n, g'schpür' i' aa' aus hundert
andern 'raus!"
~No', Seppl, Hallodri elendiger, jetzt
kannst D' 's ja wieder wegleugna;
ober das sag' i' Dir, wann D' leugn'st,
kri«gst D' fünsundzwanz'g, daß dem
Jochenbauern sein« Watsch'n noch gar
nix dagcg'n war'n! V«rst«hst mi'?...
So, jetzt sag': Warst D' '. od«r warst
D' 's nit?" apostrophirte der Richter,
der sehr volksthllmlich zu sein pflegte,
den Seppl. Der S«ppl aber gestand
zur größten Verwunderung d«s Fra
genden unumwunden die zwei Watsch'n
ein, und d«r Schreiber schrieb in'S Pro
tokoll, daß der Sepp Bruckbauer von
Lenggries „freiwillig" gestanden hab«,
dem Jochenbauern von Oberwarngau
am Leonharditag geg«n 6 Uhr Abends
zwischen Tölz und Obcrwarngau zwei
Ohrfeigen gegeben zu haben.
Für diese Entfernungsverminderung
zwischen seiner Hand und seines Fein
des Wange erhielt der Sepp drei Tage
Arrest.
Wie er wieder herauskommt, erwar
tet ihn der Sprattl von Tölz, ein rei
cher Gerb«rmeist«r, und redet ihn an:
„Du, Seppl, hast Du dem Jochen
bauer di« Watsch'n 'geben oder i'?"
~M«i', wirst 's scho' Du g'w«s'n sei'!
hab' mir's glei' denkt, wie der Jochen
bauer auf mi' geschwor'n hat, weil mir
zwoa do' die selbig' Statur Hamm
und 's gleiche G'wand! Aber i' hab'
mir d«nkt: Dem G«rbersprattl wird 'S
„Thuat er aa', Seppl; i' lass' mi'
net lump'n!" Dann gingen die veiden
auf Sprattl's Kosten Ersatz für die
. , H
genüber.
„Na, S«PPI! Fnut mich, daß wir
uns schon wieder seh'n! Wia geht 's
Dir denn?" spöttelt «r.
„Oh, ausgezeichnet, Gnaden Herr
mit dem ganzen Gesicht grinsend.
„Wird Dir's Lach«n bald vergeh'n!
Du Lump, g'wildert hast! Diesmal
das?"
g'seh'n?"
„So, Sepp, wo warst Du da, he?"
„Gnaden Herr Landrichter, da hab'
te^-s——
elendiger, also dessentwegen hast Du
den Charaktervoll',, g'spielt ?...
Woaßt, 's Maul dal' i' net halt'n
müaßt' weg'n meiner selbst, i' zoaget
kunnt'st D' a' Jahrl brumma, Du
Tropf, Du eiskalta!" tz
Riechen und Manchen.
Diese Thatsache ist so bekannt, daß
sprengt zu haben, nach Ambra, Beil-
Chokolade duften. In Gefchichtswer
gesundheitsschädlich erkannt worden.
Arzt, Dr. de R6gla, sagt darüber:
Es ist festgestellt, daß bei fortgesctz-
Hauptbestandtheil Moschus ist. Am
meisten entspricht ihnen Eau de Lubin.
Die Brünetten sollten Rosenessenzen
vorziehen. Am ehesten darf man den
Wenn der Genuß des Tabaks bei
Reihe gekrönter Freundinnen des Ta
baks: auf Marie Christine, die Regen
tin von Spanien, a»f die Königin von
Portugal und jene von Rumänien.
Und war sie nicht auch Königin,
jene tapfere Marie von Wittelsbach,
die Herrscherin von Neapel, die bei der
Belagerung von Gaeta mit einer Ciaa
rette im Munde dem feindlichen Feuer
entgegenging?!
Erst zur Zeit des zweiten Kaiser
reichs verbreitete sich von Paris aus
hygienischen Standpunkt. Das Niko
tin ist zweifellos ein starkes Gift, wel
ches die organischen Funktionen lähmt
Dr. R<<gla seine bedingungsweise er
theilte Erlaubniß, von Zeit zu Zeit
Cigaretten zu rauchen.