Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 23, 1905, Image 2

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    Heimwärts schaart der seine
Wie auf Antwort lauscht das meilcnweite
'X -
So wachsen unsrer «rele Klügel!
In tiefster Bläue, lieblich, lächelnd,
glanzumsäumt liegt das mittelländi
sche Meer da. Nur am felsigen
Wogen, da stürmen sie in gewaltigen
Rhythmen gegen das Ufer, als wollten
sie es überfluthen, nimmer lassen, da
zerstäuben sie —besiegt von den ewigen
Mauern, welche die Natur hier schuf,
in silbernem, sprühendem Gischt. Auf
der Strandpromenade wandeln die
Kurgäste dahin, theils die pittoreske,
vielgestaltige Schönheit dieses herrli
genießend, theils mit einander plau
stalt. Die Wasser berühren fast die
kleinen Füße; etwas Müdes prägt sich
gur aus, lässig ruhen die Hände im
Schooße. Der leise Seewind fährt
tosend durch ihr reiches, dunkelblondes
Was sollte sie noch auf der Welt, da
und an der Brust, glühende Liebe im
Herzen. Sie fliegt in seinen Arm da
hin und es ihr, gleite sie über
„Aber das Mädel ist hübsch."
oder neugieriger Blick heftet
sich auf das todtblasse, schöne Mäd
chengesicht. Auch das ist unerträglich!
zum Hotel Eden hinauf. Die Sonne
liegt auf den Fenstern des mächtigen
Gebäudes, läßt seinen Namen hell er
glänzen. Irene lacht bitter auf.
Eden! Wie verheißend das MngtZ
Und doch es kein Eden, nicht hier,
gefunden, läßt es sie kalt. Alles ist
sie anzureden. Nicht wi« die anderen
schreibt sie an ferne Freunde; sie denkt
der ihren kaum. Nur ihrer alten,
laubt sie dann und wann eine Frage
nach ihrem Befinden, und Abends
schläft sie wie «in müdes Kind unter
Bündel von leuchtendem Glanz auf
Nervi herab, und unter ihrem Kuß
entfaltet sich die üppigsteßlumenpracht.
Die Wangen der Italienerinnen fär
ben sich wie reife Orangen, manch Lie-
Abend erklingen feurige Lieder zum
Klange der Mandolinen.
Nur die wundersamen alten Gär
ten sind verschwiegen. An der Pforte
eines dieser dem Publikum verschlosse
nen Gärten steht Irene von W«rdar,
und es liegt ein so sehnsüchtiger Aus
druck in ihren Augen, daß der greise
ter am Eingange einer Platanenallee,
zu ihren Füßen erheben die Kallas
ihr« keuschen, weißen Häupter; um
verwitterte steinerne Göttergestalten
schmiegt sich der Lorbeer, die Myrthe,
aus dichtem Laubwerk sprüht der Fon-
Plötzlich stockt ihr Fuß; wie durch
ten, Modelle, Büsten, vollendete Gestal
zug, sein edles, blasses Gesicht ist von
auf seinen Zügen, wie sie ihn noch nie
aus eines Menschen Antlitz sah.
Da hebt er den Blick, forschend läßt
„Einst liebte ich sie: doch jetzt ist al
gelegt."
Arbeit, die Kunst gab mich mir selber
wieder!
Schauen Sie, hier habe ich Angela
Grab."
Zügen.
Erschüttert reicht Irene dem Künst
ler die Hand. „Vergeben Sie mir mein
vorschnelles Wort und haben SieDank
für diese Stunde!"
„Mein bester Dank wäre es, wenn
auch Sie wieder lächeln lernten. Was
er!"
„So ist er Ihrer Trauer nicht
werth. Die Arbeit soll Sie vergessen
lehren. Haben Sie nicht auch ein Ta
lent?"
„So nehmen Sie es wieder auf, und
die reiche Natur hier sei Ihr Lehrmei
ster. Bringen Sie morgen Ihr Skiz
zenbuch, Leinwand und Farben; wol
len Sie?"
Bezwungen von seinem starken Wil
len legt sie ihre Hand in die seine. „So
ist's recht. Nur der ist verloren, der
sich selbst aufgibt."
her zu zeichnen.
„Nicht dieses schwermüthige Motiv
dürfen Sie wählen," sagt der Künst
ler; „nein, eins, das die Seele zu lich
ten Höhen erhebt." bnd er führt sie zu
einer Stelle, die den Blick gewährt auf
Tagelang steht er ihr bei, berathend,
helfend, sie innerlich stützend. Der
Wunsch, ihn zu befriedigen, läßt Irene
alle Kräfte anstrengen: sie staunt selbst
über ihr Können. Und Ruhe zieht in
ihr Gemüth. Oft auch erzählt ihr der
Bildhauer von den Wunderwerken der
len."
Eines Tages steht er Abschied neh-
jemals lieben? Unbewußt vergleicht sie
geftgnet seiner!
nengalerie fällt ihr ein ZUnglingstopf
auf. O Gott, ist es nicht des Meisters
Meer. Wie liebt sie es in seiner Ma
sie jubelt! Ich danke es Ihnen, Mei
weckt?"
Erblassend tritt sie zurück. „Ah,
Fürst
Antlitz und jubelt: .Unsere Liebe soll
'
Herr Baron?" Herr: »Mag gar keinen
Se hielst ja doch nifcht!"
Seine «sra«.
bogene Linie durch den dunklen Wald.
In dieser Gegend gibt es noch keine
Eisenbahn. Deshalb müssen sie im
Schlitten fahren.
mit seiner jungen, eben angetrauten
Gattin neben sich im Schlitten auf dem
Wege nach seinem ländlichen Heim.
Der Schnee hat sie aber unterwegs
überrascht. Er fällt leise und dicht,
fällt einschläfernd und geheimnißvoll
und wendet die Gedanken nach innen,
dere aufzuwägen und zu erforschen,
was das beste ist. Er denkt daran,
daß er jetzt den entscheidenden Schritt
das
heirathet hat.
Er ist kein unehrenhafter Mann, er
ist mit der besten Absicht an den Al
tar getreten und hat sich gelobt, daß
er seine Pflicht erfüllen und gut zu
seiner Gattin sein will: und deshalb
ärgert er sich über sich selbst, daß er
muß, daß ihr Bild ihn selbst wäh
an sich kettete. Ach nein, das hatte er
sie nicht. Er Harste nur Anse^
das hatte er ihr auch ehrlich gesagt, das
heißt, nicht daß sie zu gering für ihn
sei. sondern daß er sie nicht lieb genug
gessen kann. Und seine Frau? Er
hatte es oersucht, ihr Wesen zu erfor
schen und in ihr Inneres zu dringen,
und er wußte, daß sie eine musterhaste
zügliche Wirthin abgeben würde, auf
die er stolz sein konnte. Er wußte
auch, daß seine Wirthschaft sich hinter
Frau ist, wie ein Landwirth sie sich
nicht besser wünschen kann. Alles dies
weiß und begreift er, und doch fühlt
er, daß zwischen ihnen etwas Fremdes
und Kaltes liegt, etwas Unklares
und Dunkles, das er nicht ganz ver
steht. Und er fürchtet, daß, wenn sie
ihm nicht mehr Vertrauen mitbringt,
sind.
nach innen, und er denkt und grübelt.
Und der Weg sich weiß gegen
nes längen Schweigens.
„Jetzt sind wir gleich da", sagt er
und sich mi« erwachender Herz
thürtrepp«, wirft die Zügel dem Knech
te zu, hilft seiner Gattin aus dem
Schlitten und nimmt ihr drinnen den
alles, gründlich und ruhig,
und er fühlt, daß diese Ruhe sich wie
ein Band über seine eigenen Gefühle
legt.
„So sieht dein zukünftiges Heim
aus, und ich heiße dich hier herzlich
willkommen", sagt er. als sie im
letzten Zimmer angelangt sind. Da
bei beugt er sich zu ihr nieder und küßt
"h d d' 112 t d 't
ten würd«. Sicher wäre sie in fröh
licher Ausgelassenheit wie ein Wirbel-
Mnd durch die Wohnung geflogen, und
sicher hätten sich, ehe er zu Worte ge
kommen wäre, zwei Arme um seinen
Hals geschlungen und ihre Lippen sich
aus die seinen gepreßt. Ja, diese
Seine junge Frau begegnet aber sei
nem abwesenden Blick und schaut ihn
forschend und fragend an. und dabei
tritt etwas Feuchtes in ihr Auge, das
er nicht bemerkt.
„Judas!" sagte sie halblaut und ent
windet sich seiner Umarmung.
Ach, sie wollte das Wort «igentlich
nicht aussprechen. Der Gedanke über
rumpelte sie aber förmlich, und schon
daß sie wußte wie, Bahn gebrochen.
Und jetzt ist es gesagt, und er hat es
gehört, und er stutzt, und «s ist ihm
klar, daß sie ihn durchschaut. Und
er schreitet einige Male im Zimmer
auf und ab und macht plötzlich vor ihr
Halt.
„Nicht möchte ich unsere Ehe im Un
frieden beginnen", sagte er, und es
liegt etwas Weiches und Zärtliches in
seinem Ton. „Meine Vergangenheit
heute mit mir bestellt ist. Ich habe
dich nicht nur aus kalter Berechnung
geheirathet. ich will meine Frau lieben,
ich will es! Da gib du mir aber auch
außer deinem äußeren Menschen et
was, das ich lieben kann! Gib mir
etwas, das mich die Ver
gangenheit vergessen macht! Ah, ich
weiß ja, daß du ein prächtiges Weib
bist. Ich kenne deine Tüchtigkeit, dei
nen Ordnungssinn, deinen Fleiß. Aber
sage mir, wo hast du dein Herz, deine
Seele? Weshalb verbirgst du sie vor
mir? Zeige sie mir, schenk mir einen
Theil von ihnen, und du wirst nie in
zittert vor innerer Bewegung, und
die Lippen bitten, und die Augen bit
ten.
Seine Arbeit zwingt ihn, während
des Winters viel von Hause fort zu
sein. Er ist draußen im Walde, an
den Seen, auf dem Wasser beschäftigt.
Er scheut keinen Sturm, keinen Re
gen, keinen Frost. Mit seinen hohen
Stiefeln ist er überall, wo seine Anwe
senheit nöthig ist, im Walde und im
Frühling, wenn die Flößerei beginnt,
auf dem Eise.
Er ist lange im Walde gewesen, hat
die zum Fällen bestimmten Bäume ge
zeichnet. die Hölzer gemessen und
schickt sich jetzt an, den Heimweg an
zutreten. Er benutzt den Waldweg,
den langen Waldweg, der über Berg
und Thal führt und sich zwischen Stei
nen und Bäumen, zwischen Felsblöcken
das Land, und die Luft ist ganz weiß
über die Ohren gezogener Mütze und
aufgeschlagenem Pelzkragen auf sei
nem Schlitten und bemüht sich, das
Gleichgewicht zu halten. Der Schlit
ten schwankt in dem tiefen Schnee hin
und her, während das Pferd sich
mühsam Schritt für Schritt durchar
beitet und hier und da stehen bleibt.
Schließlich steigt er ab, legt den schwe
ren Pelz in den Schlitten und schreitet
dem Pserde voraus, um ihm den Weg
zu bahnen, und das Pferd versteht ihn
und folgt ihm ohne weiteres. In wei
tem Umkreis kennt er kein schützendes
Dach, unter dem er bei diesem fürch
terlichen Wetter Unterkunft finden
könnte. Er muß vorwärts, immer
vorwärts und muß versuchen, einen
alten Bretterschuppen zu erreichen,
der ihm und seinem Pferde, wenn auch
Er betritt den Schuvpen und blickt
sich um. Drinnen findet er glücklicher
weise Bennholz und Reisig. Er holt
feine Streichhölzer heraus und zündet
ein Feuer an. Dann führt er dasPferd
hinein und stellt es in einen Winkel,
breitet die Schlittendecke unter sich aus,
deckt den Pelz über sich und beschließt,
so lange zu ruhen, bis der Sturm aus-
Aber während er ruht und liegt und
dem Unwetter draußen lauscht, glault
er schon halb im Schlaf plötzlich Schel
lengeläute draußen aus dem Wege zu
hören. Er eilt hinaus und ruft.
che, weibliche Stimme, die ihn in ge
waltige Erregung versetzt. Er stürmt
dem sich nähernden Schlitten entgegen,
und in wenigen Sätzen steht er an
ihrer Seite.
.Aber mein Gott, was willst du bei
diesem Wetter im Walde?" fragte er
Knecht das Pferd abschirrt. Und
hat.
größer wurde ihre Angst. Sie bat
die Knechte, sich auf die Suche zu be
geben. Diese hatten sich aber bei
dem Schneesturm nicht hinausgewagt.
Da hatte sie schnell den Entschluß ge
faßt. selbst zu fahren und ihn zu su-
Dies berichtete sie halb scherzend,
halb dem Weinen nahe, und er küßte
sie aufs neue, seine Gedanken weilten
aber nicht mehr bei der andern, son
dern sie waren ganz bei ihr. Und wäh
rend der Schneesturm dort draußen
rast und das Dunlel über dem Walde
liegt, blickt er in ihr Inneres und be
greift, daß sie unter ihrer scheinbaren
Gleichgültigkeit ein hingebendes füh
lendes Herz birgt, und daß dieses
Herz ganz allein ihm gehört.
«Ucö scho» »«gewesen!
Es giebt nichts Neues unter der
Sonne. Die Vorstellung, daß die
alten Aegypter bereits sich beim
Schaumwein gütlich thaten und in
aller Gemüthlichkeit ihre Pfeife rauch
ten, hat sicher zunächst etwas Ueberra
schendes. Dennoch scheint wirklich
auch diese Form des modernen Lebens
genusses den alten Aegyptern nicht
fremd gewesen zu sein. Der Schaum
wein ist aller Wahrscheinlichkeit nach
eine Erfindung des Morgenlandes. Es
bandelt sich dabei nicht etwa um den
bei den Römern sehr verbreitetenApsel
wein und Meth, sondern um einen aus
Trauben hergestellten Wein, der durch
künstliche Mittel zum Moussiren und
Brausen gebracht wird. Wie Plinius
erzählt, wurde er in Afrika mit Gips
oder Kalk zubereitet, und in Griechen-
Zeiten bereits in China, Indien und
Aegypten verbreitetes Luxusmittel
war das Rauchen von Pfeifen. Daß
die Tabakkultur im 16. Jahrhundert
von Amerika aus nach Europa ge
bracht wurde, ist bekannt. Ebenso sest
aber steht, daß das Rauchen von Pfei
fen schon im hohen Alterthum zu fin
den ist. Plinius erwähnt das Rauchen
von Huflattich, der „durch eine Rohr
pfeife eingeathmet wird", als Kur für
chronischen Katarrh. Apollodorus,
ein Schriftsteller aus der Ptolomäer-
Zeit, erzählt: „Die Barbaren bewir
ten durch Einathmen des Rauches der
Eypiros - Pf.anzen eine Abfchwellung
der Milz. Sie gehen nie aus dem
Dämpfe eingeathmet haben, ihnen
Kraft und Widerftandssähigleit ver
leihen." Plinius nennt die Eypiros-
Pflanze ein indisches Kraut, das der
Ingwer - Pflanze gleiche; er erzählt,
reitung von Hefe gebraucht. Sie wird
mit Most geknetet und hält sich dann
ein ganzes Jahr. So wird auch feine
Weizenstärke bester Qualität mit wei
ßem Most der drei Tage alt
nen Lebens haben ihre Parallele in
alten Zeiten. Die Dachgärten z. B,
die man für ein großstädti
w ägyptischen Gräbern der Alexandri
ner - Zeit gesund-n.
Unter Freundinnen.
'was fehlt, wie heute, dann bin ich
beruhigt, weil Sie mir dann sagen kön
nen, was mir fehlt. Wenn mir aber
nix fehlt, dann bekomm' ich Angst
denn dann weiß ich nicht, ob mir nicht
doch 'was fehlt, und Sie können mir
auch nicht sagen, ob ich 'was hab'!"
Letztes Mittel. Frau:
Lieber Mann, bring' doch einmal den
Professor Jrrling in unser Haus! Der
soll so schrecklich zerstreut . viel
— Passender Beruf. „Nun.
Herr Assessor, was soll denn Ihr Jun
ge werden?" „Ich denke ein Polizist!"
„Weshalb denn?" „Ja, ich wnn ihn
Bettler: „Dürste ich vielleicht um
Friseur: „Die Zeiten sind jetzt s»
schlecht, Geld kann ich Ihnen nicht ge
ben, aber ich will Ihnen dafür gern«
mal die Haar« schneiden."
Einguter Kerl. Landrich
ter: „.. .Nun, es würde mich sehr in
teressiren, wenn Ihr mir die Geschichte
recht ausführlich erzählen wolltet!"
Angeklagter: „Na, wissen S', Herr
Landrichter, dös verzähl' i' Jhna
amal, wenn wir ganz unter uns san!"
' Selb st e r ke n n t n i ß. Mul
den!
Getränkt.
Strolch (der ins Gefängniß einge
liefert wird): „Bagabund", sagt d»
hier auf einige Jahre seßhaft machen!
Baterstolz. Di-nstmann:
Ich hab' einen Brief für'n Herrn
Feiglstock! Feiglstock (fünf Minuten
nach der Geburt seines ersten Soh
nes): For welchen? Junior oder Se
nior? Es gibt jetzt zwei!"
Modern. A.: Was hast Du