Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 19, 1905, Image 3

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    Die Mdlüche.
Roman von Ida Peiiktr.
Und sie hatte recht, ob
fo ungetrübt und frohsinnig in die
Welt, als sei das Dasein überhaupt
eine besondere Himmelsgunst und
berge die selbstverständliche Gewäh
rung heiteren Genusses in sich.^
und verkannte die Macht seines wohl
thätigen Einflusses nicht. Ihm hatt«
Else fühlte dieses Anfangs über sich
scheuchen und schien einzig bemüht, ihr
diese so leidzerstreuend als möglich zu
gestalten.
Er erinnerte sie nie durch das Ge
ringste daran, daß sie noch einen Va
ter, Geschwister, eine Heimath hab«,
doch that er Alles, damit sein Haus
ihr diese ersetze. Ja, «r änderte ihr zu
Als Else Leuthold dies« zarte Rllck
los^
Gegen Abend bot sich ihr Gelegen
„Mich quält Ihre Güte," begann sie
dürfte."
williger zu machen, sie als scheinbar
Verlangte, Gesuchte in Ihr Haus"
sich contraktlich als Gesellschafterin
Tante Charlottes verpflichtet „
Bruder." ' H s
„Und wo soll ich das Recht zu fol
sich der Obhut des sichtlich Gekränkten
lhr friedloser Blick
fo alt als Sie."
Heimath. Sie gedachte ihrer, wie man
an Halbvergessenes. Halbverfchmerz
tes denkt. Sie fühlte, wie alle Kräfte
blasse, sinnende Gesichtchen rosig Lber
hauchend, und die Blondlocke darüber
zu einem wahren Glorienschein von
Silbergespinst verwandelnd. Sie sah
trotz des düsteren Schwarz und der
Stimmung.
H«inz von Götze's nachdenkliche Au
gen unbewußt dem Wege der
Seufzen die Stille.
Else's lichter Kopf bog sich ihm be
stürzt zu. Sie hatte den halb unter-
und zeigten einen Zug her
ber Entschlossenheit.
„Glücklos trotz seiner Güle und
du verletztest dies« soeben noch," sagt«
sich das Mädchen reuig.
Herr von Götze fühlte seine Rechte
plötzlich ergriffen und die Berührung
sein," flüsterte Else.
an sich und küßte si« rasch auf di«
Stirn.
Nachher sagte er mit leichtverschlei
des Verkehrs bietet bitte, betrachten
Gemüth der Waise sichtlich auf dem
Onkel Heinz Mit welcher Aus
ihr Wesen ihrem Wohlthäter an. Ihm
So gestaltete sich das Verhältniß
Blick so verdiinlelten daß sie nickt sah,
in welch' heftiger Bewegung er schied.
Zurückgetreten in das Haus, treuzte sie
„Lieber Nesse!" schrieb etliche
Gewissen und eine Portion Verdreht
heit nebenbei. Mache Dich gefaßt,
daß ich tüchtig schelte. Stellst mir da
eine Gesellschafterin zur Seite, die mich
täglich beschämt durch ihren jungen
Ernst bei meiner alten Thorheit
oder sage ich lieber, die durch ihre
ernst« Jugend mein thörichtes Alter!
quält und wie sie dann unter Dei
nem Einfluß anfängt, ihre liebwerthe
Gönnerin zu erfreuen, verläßt Du j
uns aus purer Laune, oder — ich weiß j
vttscheuchte, flUgklversHnitten- Kaub«
Heiterkeitswerber«! ungeduldig und
böse, und das erst recht, wenn sie mir
zu Liebe einmal zu lächeln versucht,
was ihr jedes Mal rührend mißglückt.
Sie war doch nahe daran, vernünf
tig zu werden, was mußtest Du denn
Dein Samariterwerl halbgethan ver-
Retter, ihr Wohlthäter, an den sich
Gast bei dem Grafen von Ebert
„und thut Dir der Anblick ihres frisch
gebackenen Glückes wohl, ei, so bring«
einmal nach Wolf s lust ebendiz.
Vorschlag. Er meldete mit seiner An
kunft zugleich die Wolf von Ebert's
und feiner jungen Gattin.
Else fuhr bei der Mittheilung dieser
Pensionszeit aus kenne.
Näheres über dieses einstige Be
kanntsein auszufragen, versuchte je-
Die Erwarteten kamen im offenen
Wagen an. Ihr« drei Gestalten, in
welchen sich Vornehmheit, kraftvolle
Ueber Elfe's farbloses Gesichtchen
von Biberstein vortretend, das schöne
Bild der Eleganz und des Lebensglü
ck«s in sich aufnahm. Dann suchte ihr
Duldung und anklagender Sehnsucht
das Antlitz des Hausherrn, daß dieser,
ihn gewahrend, impulsiv auf sie zu
felbst überlassend.
„Ell: sind Sie krank?"
cheln üb«r ihre Züge. Sie schüttelte
den Kopf. „Wie ich mich freue, daß
Sie wieder da sind!" sagte sie nur
und als zittere ihre ganze Gestalt.
„Else —!" Gräsin Erna's klare,
modulationsunfähige Stimme rief den
zu tragen.
Gräfin Erna's Wesen hatte die
Freundin sofort überzeugt, daß sie
ahnungslos war. Diese Wahrneh
mung gab Elf«, obwohl sie ihr Selbst
gefühls hätte mehr
den und sie dankte es Herrn von
Götze aus tiefster Seele, daß er eine
Erwiederung übernahm. Er that dies
auf eine so zart schonende Weise, daß
seine Gäste unschwer erriethen, wie
Frau verbot ihr auch, dir unerwartet
Wiedergesehene nach der Ursache ihres
Hierseins zu fragen, daß sie als Ge
sellschafterin hier sei, mußte wohl ei
ner an sie herangetretenen Nothwen-
I digkeit zu Grunde liegen. Auch der
Ihr Erna wiederfahrenen Krän
kung durch der Areundin völliges
Schweigen auf den ihr Zusandten
Brief im Frühjahr erwähnte sie mit
keiner Silbe. Sie verlor sich in Erin
nerungen an die Pensionszeit und hielt,
angeregt darüber sprechend, mit einer
Beharrlichkeit daran fest, die ihren
Gatten reizen oder langweilen mochte,
denn er unterbrach sie plötzlich mit ei
ner beinah schroffen Frage.
Darauf schwieg sie gänzlich, entwe
der zu schwerfällig, zu unlustig oder
zu verletzt, um ein anderes Thema auf
zunehmen.
Sie war noch ganz das alte, kiihl
scheinende, edelruhige Geschöpf mit der
gehaltenen Sanftheit in Wort, Blick.
Thun und Wesen. Doch lag ein ihr
ehemals fremder Hauch melancholi
scher Träumerei über ihr, und ihre
Ernsthaftigkeit, die früher nur ein
Ausfluß ihres gesetzten Temperamen
tes gewesen, schien sich in nachdenkli
cher Gräbel«! vertiefen zu wollen. Je
doch gehörte, diese leise Beiänderung
an ihr wahrzunehmen, liebevoll nach
zuspürende Beobachtung dazu, und
diese ließ ihre gleichmäßige Ruhe wohl
kaum bei Jemand aus ihrer Umge
bung aufkommen.
Als das junge Paar sich zum Toi
lettenwechfel in seine Zimmer zurück
gezogen hatte, durchlief Elfe den Park
und verbarg sich in der Einsamkeit ei
nes Pavillons.
Sie fieberte förmlich nach ungestör
tem Alleinsein. Sie warf sich in einen
Sessel des kleinen verdunkelten Rau
mes und schloß die Augen.
Was war mit ihr vorgegangen? ...
Sie sah Wolf wieder, sah ihn an der
Seite «wer anderen als glücklichen
Gatten, und sie ward nicht tiefer
davon getroffen! ... Was war mit
ihr geschehen, daß ihr nicht weher zu
Muth« war? .... Hatte sie das letzt
nicht fähig sei.
Das Bewußtsein, daß das, was
«inst m ihr so übermächtig leidvoll um
Ziel seines Wünschens besaß.
wlnte^'hn' nH ""
mß. „Weisen Sie mich fort, «he Sie
zugeben, daß meinetwegen dieser Be
such abgekürzt würde!" forderte sie
auß» sich. „Ich ertrug« das^nicht!"
Wissentlich durch solche Aeußerungen?^
Sie blieb stumm. Ihre feinen Finger
verschlangen sich in angstvoller Rath
losigleit.
Er ging auf die Ursache ihrer erreg
ten Erwiederung zurück. „Lassen wir
der Sache ihren Lauf mein Neffe
wird wohl Takt genug besitzen, zu wis
sen, was er zu thun und zu lassen
hat. Weiß Erna darum?"
Sie schüttelte den Kopf. „Erna ist
ahnungslos. Ich bitte Sie, Onkel
Heinz, weder sie noch ihn merken zu
lassen, daß ich mich Ihnen txrrieth."
Er drückte ihre kleine Hand. „Auf
Ehrenwort! Ich werde mich sogar so
weit bezwingen, Wolf zu verbergen,
daß ich ihn in mancher Hinsicht für ei
nen Feigling halte —" er stockte rasch
und warf ihr einenßlick zu, als fürchte
Ernst dieser Besorgniß. „So versöh
als Sch«rz, „geben Sie Ihrem Be
schützer nicht so oft Anlaß zu der Be
hig, als ein wenn auch noch so leises,
inneres Zurückziehen von ihm.
Er athmete auf, als bei einer näch
sten Biegung des Parkhauptweges das
Wolf von Ebert ließ bei dem Anblick
feines Onkels und des jungen Mäd
schien aber betreten und machte kein«
Miene, wieder von ihm geführt sein zu
wollen. Sie war jetzt in Weiß geklei-
Erscheinung noch mehr Licht, aber auch
«twas von strenger Farblosigkeit ver
lieh.
Heinz vonGötze faßte im Näherkom
men den Arm seiner nachdenklichen
als wolle er zeigen, wie weit mehr die
jung« Dam« als sein Schützling zu be
trachten fei, denn als Tante Charlot
te's scheinbar Untergebene. Und sie,
den einstigen Geliebten, der sie ver
schmäht. erblickend, sckmiegte sich hin
gebender an die Gestalt des sie füh
renden und hätte sie jetzt ihre Sti
mmung sondirt, sie wäre betroffen aewe
fen von der fast heiteren Ruh«, mit der
sie dem Grafen entgegentrat.
ähnlicher Verfassung. Sein Blick, der
unsicher über das Paar hinglitt, hatt«
«twas Finstergrübelndes, sein Gesicht
einen Zug von Gereiztheit und Bitter
keit. Als «r dem Hausherrn Loben
des über den blühenden Park sagte,
klang sein sonst so frisches Organ ton
los und unlustig.
(Fortsetzung folgt.)
Ein Kaufmann «omm«
il kaut. „Mein Sohn ist ein präch
tiger Einkäufer, sein Wahlspruch ist:
Verkannt. „Ach, Elise,
wenn wir doch nur einmal einer Mei
nung wären!" „Ja will ich denn
«twas And«r«s, als daß Du mein«
Meinung bist?!"
Selbst verrath. Diener:
.Ich hatte keinen Brennspiritus mehr
da, gnädiger Herr, und da hab' ich et
— Herr: „!doch nicht viel hoffentlich?"
Diener: ,J bewahre nur einen
Schluck!"
Für die Küche.
Rindskoteletten. Mail
nimmt Rippenstücke, richtet sie zu Ko
teletten zu, llopft, salzt, Pfeffert sie,
setzt sie mit Zwiebeln, Petersilienwur
zel, Lauch, gelber Rübe nebst Wasser
oder Fleischbrühe auf das Feuer, deckt
sie zu und dämpft diese weich, bis daß
sie goldgelb werden. Hieraus wird ein
wenig Fleischbrühe zugegossen, damit
sich der Rückstand auf dein Boden auf»
Gedämpfte Hammel-
Steaks. Das Karreestück wird i»
Steaks getheilt, wobei man die Kno
chen ablöst. Diese Steaks dämpft
man mit wenig Wasser, Salz, einigen
legt ein Kuchenblech mit einem Mürbe
teig, schneidet die geschälten Rhabar
berstengel in kleine Würfel, liegt sie
ziemlich dick auf den Teig und über
streut sie stark mit Zucker. Für einen
Kuchen mittlerer Größe verquirlt man
4 Eßlöffel Rahm, 4 Eßlöffel Zucker
diese Mischung über die Rhabarber
und schiebt den Kuchen sogleich in den
Ofen. Nun schlägt man das Eiweiß
zu Schnee, versüßt es mit Zucker
und streicht es auf den gut zur Hälfte
gebackenen Kuchen. Dieser kommt
alsdann nochmals so lange in den
Ofen, bis der Schaum eiue schöne gel
be Farbe hat.
Chokolade-Gele«. Jnl
Quart Milch werden V 2 Pfund Zucker
und Pfund Chokolade gekocht und
mit I—2 Eigelb abgerührt. Nachdem
«s vom Feu«r genommen, giebt man
1 Unze in «iner halb«n Tass« Wasser
aufgelöste weiße Gelatine durch ein
Si«b hinzu. In ein«r mit feinem Oel
ausgestrichenen Form erkaltet, stürzt
man das Gelee. Vanille - Sauce wird
dazu gegeben.
Fisch mit Gurkensauc«.
Jede Art von Fluß- und Süßwasser
fisch, besonders Lachs, Zander, Kar
pfen, Kabeljau, wird in einem Fischsud
abgekocht und dann ganz oder in gro
ßen oder kleinen Stücken mit nachste
hender Sauce überfüllt, die man auch
in cinerSaucier nebenher reichen kann.
Man schneidet 1 Zoll große Würfel
von sauren Gurken, Petersilienwurzel,
Mvhrrüb«, Kohlbrühe, Sellerie und
Petersilie, kocht das Gemüse in sieden
dem Salzwasser ab und läßt die Gur
ken einmal darin aufwellen. Nun
macht man mit Butter, Mehl und ei
ner feingehackten Schalotte eine hell
braune Einbrenne, löst diese mit je ei
nem Theil Fleischwasser, starker Bouil
lon und Gemüsewasser auf, giebt ein
Stück Tomatenconferv« oder Citro
nensaft und Catchup an die Sauce
und richtet an. Saure Gurken müs
sen in der Sauce vorherrschend sein.
Kirschen in Flaschen. Man
reinigt Weinflaschen gut mit Soda
wasser und steckt sie nach gutem Spü
len in eine Flaschenbank. Sind sie
trocken, so füllt man sie mit abgeftiel-,
ten, entkernten oder nichtentkernten
Kirschen, läutert '/» Pfund Zucker in
einem Quart Wasser und gießt den
Zuckersaft aus die in den Flaschen be
r/2 Stunde im Wasserbade, läßt sie
auch in diesem erkalten, vertorkt und
verlackt die Flaschen und bewahrt sie
in einem trockenen Keller bis zum Ge
brauche auf.
Herings - Buletten. Man
wässert zwei bis drei Hering« einige
Stunden ein, zieht sie dann ab, befreit
sie von den Gräten und der Haut und
hackt sie mit dem Wiegemesser möglichst
fein, vermischt diese Masse mit drei
bis vier in Milch geweichten und wie
der ausgedrückten Milchbroten und
etwas geriebener Semmel, zwei Eiern,
etwas zerlassener Butter und einer
kleinen, zerhackten, in Butter gedünste
ten Zwiebel, sormt flache Buletten
mel und bratet sie in Butter hell.
Schillfischaufungarische
Art. Der zurechtgemachte, in Stuck«
geschnitten« Fisch, Codsisch oder Had
dock, w'rd leicht gesalzen, >/? Stunde
fortgestillt und dann abgetrocknet. In
einer flachen Kasserole läßt man «in
Stück Butter oder »veißes Kalbsfett
heiß werden, röstet darin «ine fein ge
fchnilttn« Zwiebel und -ine Messerspitz«
Paprika, l«gt die Fischstiicke hinein und
läßt die Stücke unter öfterem Schüt
teln der Kasserole und Nachgießen von
«twas Fleischbrühe und
dicker, saurer Sahn« gar dämpfen.
Die Fisch??cke werden herausgenom
men, während die zurückbleibend«
Sauc« sorgfältig abgeschmeckt und mit
etwas Citronensaft pikant gemacht
wird. Die Fischstiicke werden in der
Sauce angerichtet.