Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 12, 1905, Image 2

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    Die Fricdrnspseife.
1.
Mohlgemuth aber saß Maggie in der
einsamen Waldhütte, deren Thür offen
stand, in ihrem niedrigen Lagerstuhl
sang ein lustiges Liedchen an die Elfen
und Kobolde; von Zeit zu Zeit lehnte
sie sich vorwärts und schüttelte das
und das üppige weiche Moos zwischen
den Stümpfen der gefällten Bäume
hatte seine Schritte unhörbar gemacht,
hatte.
anlaßte Maggie, über ihre Schulter
umzublicken. Der Athem stockte ihr
beinahe vor Ueberraschung «nd Furcht.
gen. daß man sich nicht fürchte. Zu
gleich fiel ihr bei, den Natursohn ein
fach mit „Wie, wie?" zu begrüßen, ei
»Wie geht's Ihnen"!
Der Fremde aber ging unmittelbar
auf die Frage ein, als gelte sie feinem
Hierherkommen, und antworete in kei
neswegs indianischer Weise: „Mit dem
Tanoe, das ich auf dem Rücken habe.
Ich verirrte mich, und der Schein
Ihres Feuers, den ich auf dem See be
merken konnte, hat mich hierher gelockt.
Ich wußte nicht, daß in der Nachbar
schaft ein Holzfällerlager ist. Darf
ich bitten, an das Feuer lommen? Ich
iin trotz meines Regendaches gehörig
naß und durchgefroren."
Er hätte gerne noch hinzugefügt:
„Und ich habe auch rechtschaffenen
Hunger", zumal auch die Düste der
Saucen - Pfanne in diesem Augenblick
in seine Nase stiegen. Doch wenn er
diesen wichtigen Zusatz unausgespro
chen ließ, so sagten es seine Augen
deutlich genug für ihn!
Maggie erwiderte denn auch so
prompt, als wenn die letzteren Worte
wirklich über das Gehege seiner Zähne
gekommen wären: „Das Abendbrot
wird im Augenblick bereit sein. Papa
kann auch nicht mehr lange ausblei
ben." Sie sagte das ohne alle Neben
gedanken; denn sie hatte mittlerweile
vollkommen Vertrauen zu dem unbe
kannten Besucher gefaßt. Und noch
während sie sprach, stand sie auf und
begann, den TW für Dreie zu
decken.
Erst jetzt sah sie der junge Mann
«twas genauer an, und er war eini
germaßen überrascht. Denn die Be
wegungen und die ganze Erscheinung
dieses sylphenhasten jungen Mädchens,
das mit so feiner Geschicklichkeit und
solchem Ordnungssinn alle die häusli
chen Verrichtungen ausführte, erinner
ten keineswegs an die Tochter eines
vierschrötigen, rauhbauzigen Holzfäl
lers.
Sie trug nur ein derbes blaues Fla
nellkleid, und ihre Hände waren son
nenverbrannt, aber noch sehr zart. Ja
sie hätte ganz gut irgend eine Prinzes
sin sein können, welche nur zur Mas
hätte. So dachte wenigstens der junge
Mann, und er hatte daher unwillkür
lich den Hut abgenommen.
r«nd si« beschäftigt war, die ganze Um
gebung. Durch ein- halb offene Thüre
konnte er eine» Blick in ein niedliches
Ren hellen Sckein auf das groteske Ge
sicht am Ko?f dieser Pfeife, ha.
was ist das? Die mußte er kennen!
Er unterdrückte einen Ausruf des Er
er, zu der Mahlzeit - Fee gewandt:
„O, verzeihen Sie! Ich habe zu mei
nem Leidwesen meine Pfeife nicht bei
mir; ich sehe aber, daß Ihr Herr Va
ter ebenfalls raucht. Würden Sie mir
gütigst erlauben, aus dieser Pfeife da
Das Mädchen lächelte flüchtig, als
sie aus den letzten Worten ersah, daß
nicht unbemerkt geblieben war. Sie
holte aber ohne Weiteres die Pfeife so
wie den Tabaksbehälter vom Regal
glaube nicht", fügte sie hinzu, daß
Papa Ihnen die Pfeife abschlagen
Der Gast hatte es nicht so eilig, die
Pfeife zu füllen. Er betrachtete sie
erst sehr genau; denn der flüchtige
und als er die ersten Züge that, erhob
er sich plötzlich, streckte dem Mädchen
feierlich die Hände entgegen und rief
aus:
„Die Friedenspfeife, Fräulein
W i n st o n!"
Aus's Höchste überrascht, kam sie
„Was, Ihre Pfeife?!"
lerhand kleinen Curiositäten, die ich
mitbrachte, war auch dies« Pfeife. Als
wir wieder im Contor zu Montreal
daß diese Pfeife Ihrem Vater sehr ge
recht"
„Daß ich lein Anderer bin, als
Geoffrey Morris, Junior - Mitglied
des Montrealer Banlhauses, in wel-
Ein flüchtiges Roth streifte über des
Wort „Montreal" oder die „Bank"
Sportsmann, der sich aber viel mehr
Weißfisch - Loch interessirte, als für
die Geschichte des, gegen Fremde ziem-
So war also Geoffrey Morris ihr
erster wirklicher Gast! Er schien kein
Papa gut sein, wenn er sie heute
Abend versucht. Er hat in letzter Zeit
so herzlich wenig Appetit, und ich
iiber dem Bach habe ich mir ein Vor
rathskämmerchen eingerichtet; dort
bleibt Alles so schön kühl und frisch,
und keine wilden Thiere können es ho
len. Wenn Sie so freundlich sein
wollen, mit mir zu kommen, es
ist nur enien Steinwurf von hier;
dann weilen wir Alles für das Abend
brot bereit haben. Papa wird gewiß
mit Vergnügen einen Festschmaus zu
Ihren Ehren halten, Herr Morris."
2.
„Herr Morris" dieser schicksals
schwere Name hatt« noch das Ohr ei
nes anderen Mannes erreicht, als das
des Angeredeten. Dieser Andere hatte
sich ebenso geräuschlos, wie vorher
Morris selber, üb«r den dicken Moos
teppich der Hütte genähert, obwohl
auch er nicht verstohlen kam; es war ja
sein eigenes Asyl.
Jetzt stand er unmittelbar vor den
kleinen, unverglastin Fenstern, welche
waren. Sein Herz stand beinahe still,
als er d«n Klang jenes Namens
hörte!
Er warf einen Blick in die Stube,
und das tanzende Licht vom Heerd-
Äch, John Winston wußte noch
nicht, daß die Pfeife, welche Morris
rauchte, eine Friedenspfeife war! Wie
sollte er auch? Der junge Mann er
schien ihm nur als böswilliger Zerstö
lrtzten Glücks.
„Jetzt ist's aus!" murmelte er zu
sich selbst, „er wird ibr Alles sagen,
plötzlich draußen auftauchende Gesicht
ihres Vaters nicht bemerkt, wohl
aber sah «s Morris, und er sprang
auf und rief dem Verschwindenden
„O, ist Papa da?" rief Maggie
wie irgend ein Geschöpf des Waldes,
das von den Verfolgern gestellt wor
den ist.
„Geoffrey Morris!" rief er im To
ne des bittersten Vorwurfes und der
konnten Sie nicht wenigstens mein
Kind mir lassen? Denn das ist doch
Alles, was Sie mir noch anthun kön
„Papa!"
Das Mädchen war auf t?ren Vater
zugegangen und legte seinen Arm in
Böses im Schild hat was ich nicht
Böses im Schild hat, so weißt Du ja:
nichts, absolut nichts in der Welt
rade über der Grenze in Canada wä
re, statt in Maine, Geoffrey Morris
Deinen Vater in's Gefängniß schlep-
Gelder seiner Bank, deren Kassirer ich
war?"
sagen sollte, Maggie? Hat es nicht
Geoffrey Morris schon gethan?"
Maggie blickte, ohne ihren Vater
„Jch verstehe jetzt", rief sie aus. „Du
hast diesen ganzen schnöden Verdacht
hast Du Dir unnöthig« Mühe gemacht!
Ich versichere Dir nochmals, ich hätte
es doch nie geglaubt. Und Herr Mor
ris, das fühle ich. glaubt es auch
nicht," fügte sie hinzu, sich plötz
lich nach dem jungen Manne wen-
Morris kam es sehr gelegen, daß
er solcherart herausgefordert wurde.
Er trat auf Vater und Tochter zu und
sagte: „Wie froh bin ich, daß ich end
lich das Wort zu einer Erklärung er
halte! In der That, ich habe nie ge-
glauben, daß ich Sie von allem An
sang an für unschuldig gehalten.
Wenn Sie das nicht glauben können,
Hand entgegen. Noch immer wußte
Winston nicht so recht, was er davon
denken sollte. Aber Maggie zog die
beiden Männer sanft einander näher
und legte ihre Hände in einander.
„Wie mich das freist!" sagte sie, mit
strahlenden Augen dem jungen Mann
gerade in's Gesicht blickend; „ach, ich
hätte es Ihnen nie verzeihen können,
wenn Sie an ihm gezw'iselt hätten!
Doch Gott sei Dank, wir können
Freunde sein."
Es war nicht das letzt« Mal, daß
Morris als Ausflügler an diese
Stätte kam, wo es so schöne Forellen
zu fischen gab. Und Maggie war nicht
Begleiterin, sie hieß aber jetzt Mar-
Winston hatte sich glücklich mit der
Ter Bierkutscher.
„Also, sieh mal, Lotte," sagte er
keck"N" oder mich, verbesserte ,ie
Cr verstand zuerst nicht. „Ach so!"
sagte er dann begreifend, „da wird
Leb«n haben. Sieh mal, wenn ich
Dich nun erst zwei Jahre später ken
nen gelernt hätte, dann hättest Du doch
das Leben genießen, dann unterkrie
chen. Alles schön und gut. Aber er,
er konnte 's doch nicht ruhig mit anse
aus der Welt, daß dies Mädel drei
mal in der Woche für ihn nicht zu
sprechen war und mit d«m „andern"
bat! Aber was Hilst da alles Ueber
legen? Er fühlt eben doch schließlich
bloß, daß er selbst sie liebt. Daß er I
eifersüchtig ist aus den „andern".
Wahnsinnig eifersüchtig. Und so gi
pfelt denn sein ganzer Gedankengang
in dem Ausruf: „Lott, ich sag' Dir's
jetzt zum letztenmal: mit dem „andern"
muß es aus sein, ein für allemal aus
sein!"
Sie deutet mit dem Zeigefinger nach
ihrer Stirn. „Sag mal, Franz, D»
bist wohl ein bißchen —? Uebrigens,
damit Du Dich ja nicht nichts
Freitag fangen wir zusammen ne Rei
se an. Nach Tirol. Mutter hat mir's
schon erlaubt. Erst wollte sie nicht,
aber dann sagte sie, so was käm« viel-
Sechs Wochen das kön-
Sie strahlte ordentlich in dem woh
ligen Vollgefühl all dieses herrlichen
Besitzes. Sie war glücklich in ihrer
fabelhaften Oberflächlichkeit. Und die
ser dicke, große Kerl da, der einmal ihr
Mann werden sollte, hatte gar kein
Verständniß für all so was. Eigentlich
verlohnte es sich gar nicht, mit dem
Wie Lotte richtig vermuthet hatte,
zeigte Franz wenig Interesse für die
Reize des neuen Kapottehuts. Eine
Weil« schritt er in finsterem Schweigen
neben ihr her. „Lotte", sagte er end
lich, und seine tiefe Stimme bebte, „Du
fährst nicht mit ihm. Du bleibst hier.
Sonst passirt was!"
Sie erschrak vor seinem Ernst, aber
sie hatte ihren Leichtsinn bald wieder
beisammen: „Weißte, wenn Du mir
schon so kommst! Du willst mir wohl
„Nein, Lotte. Dir passirt nischt.
Aber mir thu ich wat an. Ich kann
ohne Dir nich leben. Ich kann kerne
sechs Wochen ohne Dir leben und da
bei denken, daß De nu immerzu bei
dem andern bist un bei mir nich bist.
Lotte, bleib in Berlin, sonst passirt
was!"
„W«ißt Du, Franz, so leicht passirt
sich nichts! Das überlegt man sich mei
stens noch im letzten Momang und
läßt's dann hübsch bleiben." Sie wa
ren inzwischen umgekehrt und wieder
bis vor Lottens Haus gekommen. Lotte
blieb stehen und machte Miene, sich zu
„Mädel!" sagte er und faßte ihre
Hand. „Bleib in Berlin! Versprich's
Sie sah ein, daß sie mit einem blan
ken Nein schwer von ihm loskommen
könne. „Na, weißt Du, Franz", sagte
sie diplomatisch, „ich werd's mir über
legen."
„Und sagst mir morg«n Abend Be
scheid?"
hab' ich mich mit „ihm" verabredet."
Er stampfte mit dem Fuß aus:
„Ekelhaft! Also übermorgen?"
„Ich weiß noch nicht bestimmt. Ich
schreib' Dir dann. Gut' Nacht.
Nein, «inen Kuß gibt's nicht, hier, auf
offener Straße; das weißt Du doch.
Adieu, Franz! Also, ich schreib'
Dir!"
Aus Tirol.
sprünglich beabsichtigt war: natürlich
auf Lottens Betreiben, die allen weite
ren Conflikten auf ihre Art vorbeugen
Der Bierfahrer lief seit dem Mor
gen, an dem er die Ansichtskarte aus
Tirol erhalten hatte, kopfhängerisch in
der Welt herum. Seine Pferd«, die
sonst sein Stolz gewesen waren, mach
ten ihm keine Freude mehr. Alle Ar
beit that er wie im Schlaf. In sei
nen Gedanken wiederholte er immer
ter dieseinSatz ries«lte durch seine star
ken Nerven jedesmal das Gefühl: „Es
muß etwas passiren!"
„Waldau!" rief der Expedient der
soll ich denn?"
„Es ist eine eilige Nachmittagsbestel
lung da. Ihr Revier. Kronbergers
Restaurant in Treptow. Und dann
sollen Sie auch gleich noch zwei Liefe
rungen nach Niederschönweide mitneh.
men. Das geht in einer Fahrt hin. Hier
sind die Scheine."
Es war gegen fünf Uhr, als
Franz mit seinem Wagen von der
Brauerei wegfuhr. Di« Kameraden,
die beim Aufladen der Fässer geholfen
hatten, sahen ihm nach und beneideten
ihn. Bor neun Uhr konnte der nicht
zurück sein; das gab einen feinen Ver
dienst an Ueberstundengeld; minde
rothen Blätter, die auf der Chaussee
lagen, beinah« hellgrau schienen. Und
während Franz so dahinfuhr, ging es
ihm immer wieder durch den Kopf:
„Jetzt ist sie in Tirol bei d«m an-
dern. Es muß etwas Passiren!" Wie
hatte sie noch gesagt? So leicht pas
läßt's dann hübsch bleiben! Wenn er
den Vororten Freibier, so viel er woll
te? Wenn man sich da erst so einen
richtigen, soliden Assen zulegen würde
und dann —? Ach was, dummes
Zeug! Das war das leichtsinnige Mä
del gar nicht werth. So leichtsinnig
zu sein wie die! Pfui! Aber, alles was
recht ist, hübsch ist sie; das zarte blon
de Haar, über das die Hand wegglei
tet, als ob's Seide wäre; das nette
Stumpsnäsel; der Mund, den sie zu
einem so drolligen Schippchen verzieht,
wenn ihr was nicht recht ist, und auf
den sich's so mollig küßt. Jawohl,
jetzt küßt diesen molligen Mund viel
leicht gerade der andere, mit dem sie
in Tirol ist. Kreuzelement, wer da
ruhig bleiben kann! Alle Wetter noch
mal es muß was Passiren!
-l° « «
„Noch eins, Herr Kronberger! Wenn
Sie wollen, bezahl' ich's baar!"
„Aber Waldau", sagte der Trepto
wer Wirth, „darum geht's doch nicht!
Ich mein' nur, Sie hätten jetzt wirk
lich genug. Nun sollen Sie noch Ihr«
zwei Lieferungen nach Niederschönwei-
Brauerei zurückfahren, und dabei ist es
jetzt schon dunkel —"
„Seien Se man nich bange, Herr
fahrer is, der kann 'ne Ladung vertra
gen!"
„Si« haben das neunte Glas, Wal
dau —"
„Nee, Männeken, det stimmt nich; ick
bin unterwejens schon 'n paar mal in
jehrt. Ab«r seien Se man außer Sorj«
un jeben Se her!"
„Wenn Sie durchaus wollen, mei
netwegen. hier. Aber das
det vorletzte, oder det vo vo —"
es ging nicht mehr recht mit dem
schwierigen Wort. Franzens Zunge
fing an schwer zu werden. Aber er
trank weiter.
Es klingelte am Telephon.
Die Brauerei ries aus Berlin an,
ob ihr Kutscher dageivesen sei? Der
eine Kunde in Niederschönweide rekla
mire telephonisch, warum er seine Li«"
serung noch nicht erhalten habe. Der
Wirth log ins Telephon hinein, dem
Kutscher, dem Waldau, sei ein kleines
Malheur mit dem Riemenzeug passirt,
er sei jetzt noch hier am Ausbessern.
Da kam von der Brauerei der Befehl
zurück, dann solle Waldau nicht im
Dunkeln weiterfahren, sondern sofort
nach Hause kommen.
„Also nach Ha nach Hause!"
lallte Franz, als ihm Kronberger den
Inhalt seines telephonischen Gesprächs
gemeldet hatte. Er stand auf und
trat auf die Straße hinaus. Als ihm
die frische Luft entgegenschlug, stieg «in
starkes Gefühl von Schwindel in ihm
menzeug zurechtzunesteln. Den Wirth,
der ihm dabei helfen wollte, wies er
mit barschen Worten zurück. Er sei
noch ganz nüchtern, er könne das ganz
alleine machen. Dann versuchte er aus
seinen Bock hinaufzuklettern. Es ging
unsäglich schwierig; aber weil ihm der
Wirth zuschaute, gab sich Franz über
menschliche Müh«, und schließlich war
er droben. Jetzt ließ er den Wagen
wenden und schaukelte dabei bedenklich
aus dem unbequemen Kutschersitz hin
und her. Der Wirth, der die schlimm
sten Befürchtungen hegte, ries ihm zu,
er wolle ihm «inen Hausdiener zur Be
gleitung mitgeben. Statt der Antwort
griff Franz nach seiner Peitsche und
hieb den beiden Füchsen eins über, daß
sie, aufs heftigste erschreckt, machtvoll
anzogen und sich dann, als sie die freie
Chaussee vor sich fahren, in einen wil
den Trab setzten.
Später klingelte die Brauerei wie
der an, ob der Kutscher denn noch im
mer da sei? Nein, der sei schon vor
ein«r halben Stund« weggefahren.
Dann müsse er doch längst zurück seiü.
Da sei sicher etwas passirt. . .
» » »
Am nächsten Abend stand im Poli
zeibericht zu lesen: „Bon seinem «ige
n«n Wagen üb«rfahren wurde auf der
Treptower Chaussee der Bierlutscher
Franz Waldau aus Berlin; er war,
offenbar schwer betrunken, so unglück
lich vom Bock gefallen, daß die Räder
seines Gesährts über ihn hinweggin
gen. Bon der Brauerei ausgeschickte
fanden Pferde und Wagen auf
freier Landstraße stehend und ein paar
hundert Schritte weiter den Kutscher,
der schwer verletzt auf dem Erdboden
lag. Er wurde nach d«r nächsten Un
fallstation gebracht, wo er starb, ohn«
das Bewußtsein wiedererlangt zu ha
— Ergänzung. „Glaubst du,
daß die Ehe zwischen dem Opernsän
ger und der Bankierswittwe ein« har
monische sein wird?" „Eine glück
stens nicht denken: er hat 's Metall
in der Kehle und sie in der Börse!"
Zoologisches Probien».
A.: „W«r ist denn die reizende Erschei
nung dort?" B.: „Das ist die Gattin
d«s Professors Zk." A.: „Nicht mög
lich! Wie kommt so'n Bücherwurm zu
so 'nein Prachtkäfer?"
Tos Borgen im
Borgen, Schuld-nmachen, das ist
ein gar gefährliches Beginnen, dess-n
ganze Tragweite in Erwägung zu zie
hen man gar vi leicht vergißt. Es
kann dem Besten passiren! Daher sei
> das Sprichwort: „Borgen macht Sor
!gen" allen lieben Leserinnen, beson
ders den jungen Hausfrauen, in mah
ben es so zu sagen „am eigenen Leibe"
noch nicht erfahren und kennen die
Klippen und Riffe noch nicht, die das
Haushaltsschifflein gar gefährlich be
drohen und dem ganzen Lebensglücke
nicht selten zum „Stein des Anstoßes"
werden. In der Gefahr des Borgens
kommt man gar leicht um; das A zieht
das B nach sich, ja es geht vom Kleinen
zum Großen. Zuerst tröstet man sich
mit dem üblen Sprichwort: Einmal
ist keinmal, aber man hat das gewiß
unangenehme Gefühl überwunden, so
allerlei, ohne zu zahlen, in Geschäften
mitzunehmen, und sind gar die Ge
schäftsinhaber in Anbetracht der siche
ren und angesehenen Stellung de!
Mannes auch ohne klingende Münze
> höflich dann ist's
Herzenslust „einkaufen" zu können.
Am ersten nächsten Monats soll be
zahlt werden. Ja, die Botschaft hör'
ich wohl, allein mir fehlt der Glaube,
I nach wieder das Geld; es reicht ja ge
wöhnlich, trotzdem es nicht knapp be
messen, bis zum 25. im
üppigen Damenkaffee gelitten, sondern
> auch das Budget für Toiletten wird
bald überschritten. Denn moderne
schreibt und empfängt die erbetene
Summe. Nun hat's keine Noth! Die
Rechnungen werden glatt bezahlt, man
ihr ist's jetzt eine Wohlthat, denn sie
weiß aus eigener bitterer Erfahrung,
daß Borgen recht unangenehme Sor
hang zwischen den Sonnenflecken und
dem Pflanzenwuchs bespricht Flam
marion. Der französische Gelehrte hat
seit langer Zeit alljährlich die Daten
verzeichnet, an denen die Kastanien
bäumc in der Allee an der Pariser
Sternwarte ihre Blätter entfaltet und
wann sie zu blühen begonnen haben.
Diese Beobachtungen hat er dann mit
der Häufigkeit der Sonnenflecken in
den einzelnen Jahren verglichen. Da
beihat er denn gesunden, daß eine auf
sog daß die Blätter und der
Bäume sich um so früher entwickeln,
je mehr Flecken die Sonne aufweist,
h. je stärker die Thätigkeit der
hast du von deiner Alten zum sllnf
zwanzigjährigen Hochzeitsjubiläum be
kommen?" „Den versilberten Haus
schlüssel!"
Die Städterin auf dem
Lande. „Schaun's, gnäd'ge Frau,
die sechsMilchlälber gehören alle mir!"
„So so wie viel Liter geben die
täglich Milch?"
Umschrieben. Herr (zum
Vermittler, als er merkt, daß die ihm
vorgeschlagene Dame verwachsen ist):
„Ich möcht' schon eine andere, die ist