Die Wildkatze. Sioman von Ida Peisker. (9. Fortsetzung.) „Vater, du weißt nicht, was du ver „Betrogen bin ich!" unterbrach er sie wild. „Und wenn dir mein Wunsch und Willen so gar nichts gilt, so laß anderes sagen: habe einst war keine Uebertreibung. Er hatte spekulirt und jüngst bedeutenden Ver lust erlitten. Ter in Bitterkeit und innerem Grimm getränkte Ton seiner Stimme verrieth ihr, wie ernst diese Befürch tung zu nehmen war. Sie schlug in diesem Jammer die Hände zusammen. „Warum hast du mick dann von Wolf getrennt?" schrie sie fast, „er hätte hel fen können...!" „Schweig davon," zürnte er feind selig erregt. Helsen wer weiß ich erst Lage, als Bettler faßte sie ermuthigend an der Schulter. »Ja, Kind, es ist hohe Zeit nachzu geben, sonst werden Schulz und Beier stutzig und pochen auf ihre Forderung." rung hat kein Ehrenman» das Recht." „Nimm dich in acht, Elfe!" fuhr er auf. „Ich weiß, daß keiner von beiden hielte." zu wärst du! O du —du du Qual meines Alters!.. Schande bringst du über mich, Schande wie deine Mutter! Und du solltest mir vergelten, was sie an mir gethan!" Er schleudert« sie von sich. „Gehe hin, such dir sie doch mit ihr magst du „Vater, deine Gäste sind da," sagte Gertruds Stimme in dem Augenblick hinter ihm. Leuthold wandte sich der Eingetre tenen zu. „Was?" herrschte er barsch. genossen. gleichfalls in großer Erregung. Eise sprang auf, als wolle sie ihr »ach. Gertruds ungestümes Ausfra gen, das zu befriedigen sie sich noch nicht fähig gefühlt, hatte ihr weder wohl noch wehe gethan aber so man sie nicht lassen! Sie riß die Thür aus; der rasche, lebhafte Tritt der Schwester erklang schon unten aus Sie blieb allein. Ein Gefühl un von ihr und eine sich mit jedem Herz schlag steigernde Ausregung trieb sie rastlos durch das Zimmer! die Ahnung einer tief in ihr Leben einschneidenden, nahenden Veränderung. Niemand kam, nach ihr zu sehen man hatte nicht Zeit für sie. Stun den verstrichen so. Sehnsucht wieder an sie heran. Sie stieß mechanisch das Fenster auf und sah in den Maiabend hinaus. Draußen der blühende Apfelbaum stand wie ein Wunder vor ihr. O srühlingswonnige Pfingstpracht! Sie langte mit zitternden Fingern nach den Zweigen und vergrub ihr Ge sicht in die schneeige Fülle. Dabei rang sich ein so tiefes Aufstöhnen aus ihrer Brust, als wolle ihr das Herz blut über die Lippen quellen. In dem Moment rief sie der Vater. Wie willenlos richtete sie sich auf und tastete sich durch die dämmerdunk- und zog sie dem Lampenlicht näher. Von dem Tische her grüßten Wag ner, Beier nebst Sohn und Schulz. Es geschah nicht ohne eine Art staunen der Verblüffung. Das Mädchen sah wunderbar aus mit dem brennenden innere Erregung straff emporgerichte ten, zarten Körper. Martha saß seitab; ihre Hände ruhten auf ihrer Arbeit. Seltsam bi kleinen Tafel. So, wie das stumme, blasse Mädchen dort, stand einst die Mutter vor Leutholds Gästen und dann ... Elses kleiner Kopf hatte sich kaum flüchtig zu einem Gegengruß geneigt. wollen uns wieder vertragen, Mädel/' sagte er während des Gepolters der zusammenrückenden Freunde leise zu ihr. Das war nicht seine sonstige Art. Er war halb berauscht. Else lehnte sich mit tiefgesenkten Wimpern zurück. Das wieder begin nende Geplauder der Anwesenden glitt unvernommen an ihr vorüber, ebenso die halblauten Bemerkungen ihres Nachbarn zur Linken Anton Beier hatte sich, auf einen heimlichen Wink ihres Vaters, geschmeidig zu ihr ge drängt. Beier der ältere lächelte vor sich hin, als er nach einer Weile den Platzwech sel seines Sohnes gewahrte. Er deu tete auf die achtlos auf der Tischplatte verstreuten Karten. „Da du uns heute Abend keine Re vanche mehr geben zu wollen scheinst, Leuthold, so laß uns wenigstens die Ursache dasiir wissen." „Hole Wein, Gertrud," befahl der Aufgeforderte als Entgegnung. Das lief mit zusammenge stuimn?... Ist Ihnen unwohl? ... Passen Sie auf, man achtet auf Sie." Die leise gezischelte Mahnung des jun gen Mannes an ihrer Seite ritz die Angeredete aus ihrem abwesenden Zu stand. Sie sah wieder empor und die Blicke der Gäste wie in lächelnder Er wartung auf sich ruhen. Gleichzeitig fühlte sie die vertraulichere Annähe rung Anton Weiers und daß er nach ihrer Hand suchte. „Wenn ich ein Redner wäre, so hätte ich Anlaß, mich hören zu lassen," be gann er mit etwas schwerer Zunge und komisch wirkender Feierlichkeit. „Da ich's nicht bin ich liebe auch die Kürz« soll die Sache rasch abge than sein. Unter uns sind zwei, die zu einander gehören, durch sich eines davon noch halb ein Kind, und nicht recht weiß, was es will und soll, ändert nichts daran. So laßt denn errathen habt ihr's ohnehin schon den Anton und die Else da als verlob tes Paar leben!" Dabei riß er das zitternde Mädchen neben sich an der Rechten empor und hielt diese so fest, daß Elfe sich unmöglich losringen konnte. Ihre andere zurückzuckende Hand hatte der eben als verlobt Er klärte triumphirend lächelnd an sich genommen. Am Fliehen verhindert, unfähig das laute Durcheinandergratuliren der an geheiterten Männer zu unterbrechen, wollten dem armen Geschöpf Kraft und Bewußtsein treulos werden. Da schreckte ein widerhallendes Geklirr die Geängstigte aus ihrer Bedrängniß und zugleich sanken ihre Arme besreit herab, denn Leuthold, sowie ihr Nach bar zur Linken wandten sich gleich den anderen der geöffneten Thür zu. Gertrud stand in ihr. Den Körper Beglückwünschten hin. Ihr zu Fützen sickerte der Wein, der das gewaltsam herbeigeführte Bündnih bekräftigen helfen sollte, aus dem zerborstenen Ge schirr in breiten Lachen die Dielen ent „Es ist eine Lüge!... Sie ist ihm gram..." stöhnte Gertrud außer sich und wies aufschluchzend nach der jun gen Schwester. „So seht sie doch an —" Else hatte sich vor ihren Peinigern geflüchtet. Sie stand nahe der Thür und rieb sich mit ihrem Tuch ihre Lin ke, als müsse sie eine Besudelung ver wischen. „Mädel, du kommst dierher!" schrie der Alte. „Anton, den Ring..." „Gertrud, ich danke dir," sagte Else, ohne einen Schritt von der Stelle zu weichen. „Du hast recht, ich hasse den Herrn dort. Vielleicht genügt ihm das und macht ihm klar, wie elend es ist. ein Mädchen in solche Lage bringen zu Helsen und —" „Hört nicht aus sie," unterbrach sie Leuthold tobend. „Sie ist kindisch und toll vor Trotz!" „Du hast diesmal verspielt," meinte Beier, der Vater, mit schlechtverhehl tem Beleidigtsein über diese Zurück „Vcrspielt —?" Leutholds Gesicht nahm eine beängstigende Färbung an und der Ausdruck seiner Züge wurde brutal. „Noch nicht... erst laß mich euch zeigen, wie man solcher Unver nunst beitommt —" und er näherte sich seinem bewegungslosen Kinde. „Laß sie doch." bat Wagner, ihn zu rückhaltend. „Du bist hier im Un recht, wie wir überhaupt alle —" Else hob bittend die Hände zu ih rem Vertheidiger auf. „O. so sagen Sie ihm doch auch, Sie die unselige Wette für nichtig er klären." in ihrer Stimme zitterte auch schuldlose, Ursache von ihres Va ters Ruin -u sein. „Daß Sie alle nicht an die Forderung denken, daß er st« verstummte unsicher vor dem halb lauten, langgezogenen „Ah —!" des Argwohns und der Schadenfreude au« Leuthold schüttelte den besorgten Wagner von sich ab. „Auch das noch!" kreischiger. Eg wollte vorwärts stür- Alten schlug wie hmgemaht zu Vo en. Else Leuthold fuhr seit einigen Stunden der Heimath ihrer Freundin Wo sollte sie hin? Unter ei päck beschafft. Die Verstoßene, die das liebe Gesicht Sie befand sich, dank Marthas Für- Klasse. Mit geschlossenen Augen fuhr sie an ihr fremden Gegenden vorüber, ohne Interesse und Reisefreudigkeit. Eine wohlthuende Mattigkeit ver schleiert« ihr die Trostlosigkeit ihrer Lage. Als ihre körperliche Abgespanntheit schwand, richtete sie sich auf und be- llt d Z f t ' ier Toilette. Als sie flüchtig grüßend dies- wieder in ihren Sitz zurück. Die Lokomotive pfiff hastig, und schlitternd, pustend, sausend ging es Sie sprachen ziemlich laut und an geregt und mit sichtlichem Interesse für ihr Thema. Plötzlich schwiegen sie beide ein leises Stöhnen war durch lhnen etwas?" fragte die ein« der Damen bestürzt das junge Mäd „Nicht nein nichts ich danke," stammelte Else Leuthold und mühte sich, Blick und Stimme zu beherrschen. Sie sprang auch aus, taumelnd zwar, und trat wieder an das Fenster, wie mn frischere Luft zu genießen. Sie sah hinaus ohne die geringste Wahr nehmung ihrer Umgebung. Ihre Sin ne waren wie gelähmt, vor ihren Au gen schwamm alles in Nebel dahin und dabei zitterte ihr Körper in wildester Aufregung. Ihr war, als rase sie durch die Macht von etwas Beseeltem, Tollgewordenem in das Verderben hinein. Sie lächelt« verzerrt. Wäre das! Wäre das! Führe sie geradezu der Vernichtung entgegen, anstatt dem Ziel —?... Sie hatte ja keines sie plötzlich angstvoll und klammerte sich fester an die Thür, als könne sie dadurch die raschen Räder zum Halten bringen. Und dann kam ihr die Be sinnung wieder und sie zwang sich, äu ßerlich wenigstens, zur Ruhe. Hinter ihr hatten die Damen halb laut Bemerkungen über sie ausge tauscht; als sie nun lautlos in ihrer Stellung verharrte, nahmen sie ihr Gespräch wieder auf. Es drehte sich, Familie von Bülow und die in den nächsten Tagen offiziell erfolgendeVer lobung Ernas mit Graf Wolf von Eberl... „Drüben auf der anderen Seite steht Ihr Zug. gnädiges Fräulein." wies auf der nächsten Station einer grö ßeren Stadt der gefällige Schaffner dem aussteigenden Mädchen die Wei terfahrt. Elfe Leuthold nickte stumm und lies in die Halle und dort, mit dem Strom Treppe hinab, die nach der Stadt führte. Dann stand sie still und sah fremd auf das Häusermeer vor sich. Ueber ihr verklang das donnernde Poltern des forteilenden Zuges, der Erna von Bülows nahen Heimath zu flog. Der Tag war schön, und allenthal ben die Straßen, Plätze und Promena den voller Menschen. Sie lief zwischen ihnen hin mit dem dumpfen Verlangen, es möge irgend eine mitfühlende Seele unter ihnen sein, ihr zu helfen. Stunden vergingen während dieses zwang sie, an endliche Rast zu denken. Sie war matt j um Weinen. Unschlüssig lehnte die Schatten hinein. Es war einsam hier. Ein paar alte Mütterchen saßen an ei nem der ungedeckten Tische, schwatzend neben Limonade und Gebäck; weiterhin Ruheverlangend richtete Else sich auf und schritt durch den Eingang, unter den Schutz der Bäume. Ihre schmer zenden Augen späheten sich den unbe suchtesten Winkel des großen Gartens aus. „Ich erhole mich," dachte sie im Hinschreiten apathisch, „vielleicht kommt mir während des Ruhens ein Gedanke, was ich thue und wohin ich soll." Mühsam schluckte sie ein Schluchzen hinab, das ihr Mattigkeit und Verlassensein auf die Lippen hen würde. Es that nichts. Es war dem erschöpften Körper schon Wohlthat genug, unbemerkt hier zu sitzen und mit Kühle, der hier unter so üppigem Schläfe. Ein krumensuckendes Vögelchen hüpfte herbei und zwitscherte die Ein flüsterte sie, sich ein wenig ermunternd. Das halbzahme Thierchen trippelte noch näher, mit schief gehaltenemKöps nächsten starken Baumstamm eine Frau hervor, um sich das entwichene Knäuel zurückzuholen. ärmlich bekleideten Gestalt, die Wachs blässe des anscheinend noch jugendli chen fleischlosen Gesichtes, über dessen Stirn ein abgetragener Schleiershawl als Wind und Sonnenschutz phanta stisch tief bis fast in die Augen siel. „Danke," hauchte die Frau, indem ihre abgezehrte Rechte das Garn ent noch einmal hebend, das Nrosil des schönen Gesichtes gestreist, das unter dem Hut hervorquellende, helle, weiche Auf den hervorgestoßenen, bittenden Laut hin stand Else wieder Auge in Auge mit der Fremden. hin ihre schmale Gestalt gedeckt hatte. So wenig Else sich den wildbewegten Ausdruck der abgehärmten Züge zu deuten vermochte, so las sie in ihnen doch etwas wie Wiedererkennen. „Bin ich Ihnen bekannt?" fragte sie verschüchtert. störten Anschauen. „Sie sind krank?" forschte das pein lich berührte Mädchen mitleidig. Die theilnehmende Weichheit der jungen Stimme schien der haltlosen Frau Leben einzuflößen. Sie schüt telte wenigstens den Kopf und tastete mit der freien Rechten langsam nach dessen Hülle. Und dann hörte Else ihren Namen flüstern, scheu, wie er stickt von beengenden Herzschlägen. „Else Leuthold, ja —" das junge Mädchen hielt den Athem an. Nun riß sich die Frau den Schleier vom Haar; weißblondes, üppiges Krausgelock legte sich über die sreigege- Eine jähe Erschütterung durchrann Else. Weitgeöffneten Auges bog ihr Haupt sich vor. War es nicht, als sähe sie ihr zweites Ich vor sich? Freilich verblüht im Gram, gealtert in Elend Mutter —!" „Ja..." Weiter kam nichts über die wie verlechzt offen bleibenden Lip pen der Wiedergefundenen. Sit war tete, vart-te. O Gott, wenn ihr Kind jetzt floh vor ihr, aus Kälte oder Ab scheu? Die Arbeit entsank ihren Fingern, die sich unter der folternden Spannung verschlangen. Mutter daß ich dich sand jetzt!" ?ucht „Nein... Aber ich bin so verlassen." „Verlassen, du —?" Bebend vor Erregung ergriss sie mit der Arbeit niemand der irgendwo auf dich wartet? —" „Niemand. Ich bin allein. Ich unter einem hastigen, dringenden Ent schluß „Mutter, wo wohnst du?" „Ich —?... Du willst mit mir? Du —?" „Ich will." Die halb mulhlose, halb bittende Bewegung leiser. Ihr Gang war beeilt und un sicher, ein paarmal sah sie sich um während ihres führenden Voranglei tens. Ihr Heim lag nicht fern. Zu dem Garten hinaus, ein paar Häuser Hausthür die raschathmende Frau noch einmal, mit duldendem, sehnsüchtigem Ausdr»ck. „Ja, Mutter," gab Else wiederum als eine etwas größere Dachkammer. Else fand vorerst nicht Muße noch Sammlung genug, die ärmliche Be „Mutter...!" rief das Mädchen ge peinigt und flüchtete rückwärts von der Knieenden nach der Thür. O Allmäch tiger, wenn die vor Erregung halb hierhin gehöre ich auch. O sage, daß du mich nicht verläßt, daß du bei mir st h' d ch s!" preßten Lippen. Nun sah die Knieende die Pein bit teren Argwohns, schmerzlichen Ab scheues in dem jungen Gesicht. Sie erhob sich. „Nein," schrie sie auf, und es kam wie ein Jauchzen aus der kranken, eingesunkenen Brust, „ich bin keine Verworfene!... O Kinh, ich war unsäglich schlecht, dich zu verlas „Mutter —" sagte Els« wiederum und jetzt im Ton kindlichster Innigkeit, und dann war sie bei ihr und schmiegte „O Gott wie gut du bist," flü sterte die glückliche Frau. „Aber hilf mir ich kann's noch nicht fassen. Mache mich erst ruhig —! Sage, daß du bei mir bleibst!" „Ich bleibe." „Du bleibst —? Und wenn es ein Traum wäre —?... Aber nein, so gut —so irrt —so träuml man nicht. Gieb mir deine Hand ich sllhle dich ja... Aber komm nur" ihre müt terliche Besorgniß für die Reisemüde, sichtlich Abgemattete begann sich, trotz ihrer überfchwänglichen Beseligung, zu regen „komm, ruhe dich aus." Sie leitete die Willige zu dem armseligen Sopha. „Und nun sage mir, warum du verlassen bist und wie du mich ge sunden hast." Und nun erzählte Else kurz und schlicht ihr Schicksal und die Ursache ihres Hierseins. Dabei schonte sie so vitl als möglich ihres Vaters. „Wie soll Gott so viel unverschul dete Schmerzen wieder gut machen —" klagte die Mutter und war vor lauter Sehnsucht, ihres geprüften Kindes herbes Loos versüßen zu können un fähig zur scheuesten Liebkosung. Und dann verfiel sie in die bittersten Selbst anklagen. „Wäre ich nicht von dir ge gangen, all der Jammer hätte dich nicht getroffen! ... Ich bin geboun, im Elend zu leben, elend zu ma chen —" „Nicht doch, o nicht doch!" wehrte ihr Elfe erschüttert. „Wir bleiben ja bei einander und wollen vergessen ler nen. Mütterchen, hab' mich lieb, sei barmherzig mit mir und schweige von Kind, du weißt ja nicht, wohin ich das erste Mal sloh, als ich euch verließ . In das weiße Mädchenantlitz stieg eine rasche Gluth. „Sie sprachen schlimm von dir, Mutter —" „Ich habe es verschuldet," sagt« Frau Else mit der Ruhe langgewohn- Stube. rückdenken! ... Hatte ich denn so Schweres verlangt? Nichts als wil ligen Schutz und ein wenig Trost." des Mädchens. Gereift durchs das deren tiefgeheime, stillgehegte Liebe aus Liebe —! ... Ja! Aber keine sün bärmlich genug, den Schutz, den Trost von Mensch zu Mensch versagt hatte . „Mutter, seinen Namen!" seltsam erschreckten Lächeln. „Du sollst nicht wissen, wer deiner Mutter Leben vergiftete ... Wenn er einst vor dir stünde wenn er —" „Wer war Hans Kaspar, Mutter?" lenkte Else behutsam ab. mir sein Heim an es war freilich nur der Wagen eines fahrenden Künst lers, Gauklers, oder wie du es nennen magst. Aus Mitleid allein war es auch nicht geschehen; ich weiß heute noch nicht, was ihm an mir aufgefallen sein mochte^ — Er besaß den geheimen Ehrgeiz, Direktor einer eigenen Truppe werden zu wollen; er schrieb in seiner freien Zeit Märchen für die Bühne um ich war vielleicht die erste, die feine langgehegten Pläne verwirklichen hel fen sollte. Er rechnete auf meine Dankbarkeit er war zu abschreckend häßlich, um aus anderem Wege ein Mitgeschöpf an sich fesseln zu können. Ich lernte ihm zu Liebe unsinnige Rol len auswendig, ertrug geduldig seine Bizarrerieen und hielt seinen wunder lichen Haushalt in Stand. Eines Tages ich tonnte meine Schuld, gen verrieth ich ihm, daß ich dich, mein Kind, daheim gelassen. Von da an haßte er mich. Seine Mutter war ihm heilig gewesen. Die Treulosigkeit der Gattin galt ihm nichts die einer Mutter besudelte in seinen Augen die Ehre aller, die sich so nennen durften." Der ergebene, fast gleichgültige Ton, in dem sie zu erzäh len begonnen, steigerte sich wieder in klagender Erregung. „O Gott, wie hat er mich dann meine Abhängigkeit fühlen lassen! .. Und ich konnte sei ner launischen Härte nichts, nichts als demüthige Fügsamkeit entgegen setzen. Ob er gar nicht ahnte, wie schwer ich Pflichtvergessenheit litt —? .. Er starb. Wie eine Erlösung sühlte ich seinen Tod. Aber dann die Ver lassenheit, die namenlose Verlassenheit! Das war ja noch viel schlimmer. Wo sollte ich denn abermals hin? .. Ich war halb krank, hilflos bis zur Ver zweiflung. Da nahm sich Hans Kaspars Erbe meiner an. Er ist Di rektor eines Spezialitätentheaters hier, und ich bin ich bin" ihre ange strengt« Stimme erlosch immer mehr „ich weiß nicht, was ich Vin eine Art Sklavin sein«s weiblichen Perso nals. So schleppe ich an dieser Kette Kutteln durchs ehrliche (Fortsetzung folgt.) .> Fir die Küche. Kalbfleisch - Frikassee mit Reis und Blumenkohl. Man reichlich Butter in einen Zwiebel hinein, legt das in Frikassee stücke geschnittene Fleisch mit Salz und etwas Pfeffer hin«in und schmort Die Brühe muß etwas darüber stehen. Wenn alles einige Zeit kocht, läßt man es Stunde langsam schmoren. 1 Tassenkopf voll Milch, läßt Pfund recht frisch- Butt«r in einer Kasserolle auf dem Feuer schmelzen, läßt alles abkühlen. Das Gelbe von <Z Eiern wird mit Pfund Zucker leicht verrührt, der kalte Teig dazuge kocht, «in Gramm Gelatine dazu, gießt den Brei dann schnell in eine Form und gibt zu der erkalteten Speise ein« Obstsauce. Schweinsfilet mit Toma zurechtgemachten, leicht gesalzenen Fi lets werden in Mehl gehüllt. Inzwi schen hat man etwas zerschnittene Zwi ebel in Butter anlaufen lassen, legt die Filets hinein und läßt sie langsam gar dünsten. Unterdessen kocht man durch ein Sieb und gießt dieses To matenmus über das Fleisch, welches noch so lange damit schmoren muß, bis es weich ist. Zuletzt schmeckt man ab. fügt einige Tropfen Würze dazu und schneidet das Fleisch in Scheiben, um es mit dem Mus in einer tiefen Schüs sel anzurichten. Rundherum legt man einen Rand von in Butter weichgekoch tem, körnigem Reis. Gefüllte Omeletten. Drei Löffel feines Mehl werden mit einem Quart süßer Sahne und drei Ei«rn mit der Masse zugleich auf dem Feuer gerührt werden. Dann schlägt man ein Ei hinein und läßt diesen Teig abkühlen. Weiter werden dann 8 bis 12 Eidotter mit feingesiebtem Zucker zu Schaum geschlagen etwas Ci tronenschal« wird abgerieben, alles wird nun mit der abgekühlten Masse verbunden, das zu Schnee geschla gene Eiweis kommt hinzu; nunmehr werden die Omeletten in einer Eier kuchenpfanne schön gelb gebacken (auf beiden Seiten) und mit Zucker bestreut; man gibt geschmortes Obst, wie Blau beeren. Kirschen, dazu, kann aber auch die Omeletten mit Obstmarmela de gefüllt zusammengerollt serviren. Kirschen einzukochen. Zu thaten: 1 Pfund ausgekernte Kirschen, 1 Pfund Zucker. Der Zucker wird ge klärt, die Kirschen hineingethan und tüchtig in dem Zucker^aft^aufgekocht. Saft einkochen, bis er so dick ist, daß er auf einem Zinn- oder Porzellan teller stehen bl«ibt. Nun wird er über die in einer Porzellanterrine befindli chen Kirschen gegossen und die Terrine mit dem Saft und den Kirschen Stunde lana geschüttelt, so daß die entkernten Kirschen sich ganz mit dem Saste anfüllen, dann giebt man das Eompott in Glasgefäße, bindet diesel ben jedoch erst am folgenden Tage zu. Hecht auf polnische Art. Der Hecht wird gereinigt, geschuppt, in Stücke zerschnitten, mit Salz be streut und Stunde beiSeite gestellt. Indessen kocht man zwei geschälte Zwiebeln, zwei bis drei geputzte Pe tersilienwurzeln und eine kleine zer schnittene Sellerieknolle in wenig Wasser sehr weich, rührt durch ein Sieb, gießt Quart kochendes Wasser, eine halbe Flasche Meißwein und eine Obertasse Essia dazu, thut einige Citronenscheiben, zwei Lorbeer blätter, etliche Nelken und Pfefferkör ner daran, läßt die abgetrockneten Hechtstücke in dieser Brühe weich ko chen, nimmt sie heraus, verkocht die Sauce zuletzt mit etwas Zucker oder gutem Syrup und drei EMösfel fein geriebenem Pfefferkuchen, und rührt sie durch ein Sieb, um sie über den Hechtstücken anzurichten.
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