Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 24, 1905, Image 3

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    Die Wildkatze.
Aoman don Ida Peisktr.
(4. Fortsetzung.)
Am vierten Tage nach jenem un
glückseligen Abend traf sie ihn mit zu
sammengepreßten Lippen in dem An
blick eines kleinen Gegenstandes ver
sunken sie sah, daß es die Photo
graphie der jungen
schafft würde.
Martha half, innerlich jammernd,
die gehegten Möbel hinabschleppen.
der Bater spaltete sämmtliche Sa
chen zu Feuerholz klein. Sie wagte
fallen.
Aber als Stunde um Stunde ver
ging, Tag um Tag verrann, ohne daß
eintraf, was sie immer hoffnungsloser
ersehnte, faßte sie sich das Herz zu ei
ner Aussprache.
Ach, Vater, solltest du nicht nachfor
schen lassen —?"
„Nachforschen lassen? Was
denkst du dir dabei?" fragte er hes-
war ihm dankbar als er
«ing.ch
ruhigen ich muß Gewißheit haben,
Vater. Die Mutter kann nicht bei
Bekannten sein das wüßten wir
längst. o Gott, wo ist sie hin?
immer an das Aergste denken." Blaß
„Das Aergste!" Leuthold stieß einen
<hr nicht genug gewesen!"
„Du weißt, Vater —?" stammelte
Martha, sich an die Tischkänte sesthal
tend.
schmale Blatt aus.
O daß Verzweifelte solchen Weg
bracht!— .Else Saiden" hatte^sie
sich schon gefühlt, noch ehe sie ihn ver
lassen! Ach und gab es leinen
anderen Ausweg siir sie, daß sie ihr
in schwankendem Hoffen.
E: nahm ihr das Blatt aus der
Hand. .Du zweifelst noch!" stieß er
förmlich erbittert hervor.
Liebe ihres verschwiegenen Charakters
lag. .Deinetwegen thät ich es von Her
zen gern."
„Ich glaube dir, Martha", sagte er
wider Willen gerührt. „Du hältst zu
mir, hast auch stets gehorcht.
ihm."
Martha ließ den Kopf auf den
Tisch sinken. Bisher hatte sie tapfer
Also auch hier, bei feinem zu harter
Arbeit gedrillten Kinde, dessen Natur
er gegen alle Gefiihlserregungen gefeit
den?
Ich in den schüchternen Augen und so
Weib. Duldsam? Ja sie war es ge
wesen, bis Fluch über den Ver-
Di« Täuschung zerrann. Aber ein
Etwas blieb zurück, was ihn jetzt
quälen würde immer und immer,
bemerkt, wie wunderbar ähnlich es sei
ner Mutter sah!
Sein Arm hob sich, als wolle er die
Kleine fortstoßen. „Wildkatze",
sagte er da plötzlich, wie sich zum
Trost, und die erhobene Hand lag
ohne Rauhheit auf den lockigen Kopf.
Kleinelse entzog sich ihm und lehnte
das abgewandte Gesicht an die Trost
lose. Nun schluchzten beide zusammen
bitterlich.
Leuthold preßte die Zähne zusam
men und verließ, die geballten Fäuste
in den Taschen, das Wohnzimmer.
Er lief in den dunklen Schuppen
nie gefühlt, folterte ihn. Alles das,
Dasein getreten war und seine Seele
verbittert hatte, drängte sich in sein
ungewolltes Erinnern. Seine durch
elterliche Zwistigkeiten getrübte Kind
heit, des Vaters Gleichgültigkeit gegen
ihn, der untüchtigen, leichtfertigen
Mutter Verwahrlosung, die hartverar
beitete Jugend, die Nüchternheit seiner
ersten Ehe. . . was wog dies alles ge
gen das treulose Fortlaufen seines
zweiten Weibes?
Der nächsten Tage einer war wun
dervoll. In herrlicher Bläue leuchtete
das Firmament über der herbstlichen
Erde. Jeder Vogel zwitscherte in
Frühlingserinnerungen, und durch
zahllose, silberweiße Fäden nach oben
treibend, in endlose, sonnige Höhen
hinein.
Die lleine Else lies wie toll durch
den Garten, faßte alle Asternlöpse in
die Hände, kollerte sich den ausgedorr
wie alljährlich, mit ftinen Spielgenos
sen auf gewohnte Weise. Es sah ein
ladend aus unter dem verwilderten
Als Else müde war, ließ sie sich
rig darüber und verlegte sich, um es
zu bessern, aus Wünsche. Sie wa
ren freilich kindlich und verwunderlich
genug.
eines Vogels. Den zwang kein s»
überzarter Fittig zur Beschränkung,
wie den Falter. Er vermochte in wei
te. weite Fernen zu eilen, überall zu,
wohin es ihn drängte. Ach Flügel
zu Haben,um fort dürfen, um ein
se fand.
Nun hatte das kleine pochende Herz
ein Ziel seines planlosen Sehnens.
heit des Tages. Ein heftiges Gefühl
des Verlassenseins begann an der
Seele des Kindes zu rütteln, und
nicht lange währte es, und das trau
rige Gesichtchen der Kleinen preßte
sich weinend in die verschränkten
Arine.
Frager fiel.
„Du hist ein schlechter Junge. An
warf sie ihm zürnend an den Kopf.
Die kränkende Bezeichnung verscholl
wirkungslos.
maßte Anton Beier.
Empört vertheidigte sich Else. „Ich
„Was ist sie?"
als schlösse das Wort das Schrecklich-
Anton stutzte einen Augenblick. Nein
-- die Wildkatze verstellte sich wirklich
h st' Sch sstoßend
fiihls nicht auf, und so kam er zum
Nachtheil. Die Wildkatze war aber
auch wie toll. Sie ließ sich nicht ab-
gen?
chen rauhen Griff ihres Vaters. Die
halten zu müssen, machte ihn nahezu
sinnlos. Er züchtigte die Kleine in
unbarmherziger Weise.
Folterbank.
„Die Verfluchte!" stieß er in wildem
Haß hervor, als der wohlmeinende Ri
deaustausch des Gästekleeblatts end
lich zu versiegen begann.
„Das solltest du nicht, Leuthold",
verwies ihn Wagner. „Wer weiß, wel
che Hölle sie nicht einst mit sich herum
zutragen hat zu denen zählt sie
nicht, die sich besudelt noch mit Rosen
schmücken können."
„Sei froh, daß du sie los bist", trö
stete Beier. Er mochte der Besproche
nen immer noch etwas nachzutragen
habe».
tig mit dem Kopfe nickend, ihm bei.
»Das ist klar, sie war viel zu fein für
dich."
„Soll das heißen, sie stände über
mir?" fragte Leuthold mit verbissenen!
Grimm.
„Bewahre. Aber Frau Elfe gehört
zu der Sorte, die immer apart macht,
kaum, was auf ihrer Straße vorging.
Das halten ja eingebildete Weiber
so und ist nichts dabei aber ein
glauben an ftme unterjochend-Mllens
mand rathen, daran zu zweifeln."
„Nun, sie ist sicher trotzdem immer
ihren eigenen Weg gegangen," reizte
Schulz ihn weiter.
„Neben mir?" lachte Leuthold un
gläubig auf.
Leutholds Fuß trat den Boden, als
wolle er dort ein gegen ihn ankäm
pfendes Geschöpf niederhalten. „Wenn
ich will!"
Seine Gäste zuckten schweigend die
Schultern.
Man wechselte das Thema; doch
Leuthold vergaß es nicht.
Kurze Zeit darauf trat Martha in
die Laube. An ihrem Arm hing ein
„Was macht Ihr Schatz, Fräulein
Martha?" fragt- Beier neckend.
„Danke, er ist wohl", gab sie in
ihrer kurzen und doch freundlichen
Beier sah auf die flinken rauhen
Hände des Mädchens, die einer Vier
zigerin anzugehören schienen, in ihr
In LeutholdsGesicht leuchtete ei auf.
Es kam ihm plötzlich die Lust, seinen
Freunden zu zeigen, wie tief fein älte
stes Kind sein Vaterrecht ehrte, wie
sehr sie feine vorherigen Behauptungen
Augenwink"
„Martha du wirst nicht länger
auf meine Entschließung zu warten
Gesicht" prüfend
„Nun ?"
„Warum. Vater?" kam es leise, be
stürzt von ihren Lippen.
sann er sich nicht mehr. So etwas
schlug selten Wurzel in seinem Herzen.
Ihm war sie einfach sein wortkarges,
frühalterndes, unschönes Kind, das
innerlich stolz auf den späten Braut
stand, ihm tief dankbar für die Ver-
Haben."
Martha blickte zur Seite gewandt
in den sonnigen Garten hinein. Sie
wollte sich klar zu werden suchen über
das Ungeahnte und fühlte doch, wie
ihr ein heimliches Frohgefühl alle
„Nun, was hast du zu sagen?"
forschte Leuthold mit angenommener
„Nichts, Vater daß ich dir gk'
klärt.
Leuthold stand auf und trat ihrer
sanften, hageren Gestalt näher. Ei
nen Augenblick legte er seine Hand auf
ihren dunklen Kopf, als wollte er ihr
zeigen, wie wohl ihm solch bedingungs
loser Gehorsam thue.
„Brav, Martha", meinte er und
seine rauhe Stimme durchklang eine
seltene Rührung. „Ich sehe, daß ich
mich in dir nie täusche. Doch hast
du nichts zu fürchten es war nur
so etwas wie eine Prüfung. Niemand
wird dir deinen Verlobten streitig ma
chen —"
Ein leiser Wehlaut unterbrach ihn.
.Was ist?"
Ihre Hand legte sich rasch über ihre
Augen. „Du haft mich gestreist Va
ter," stammelte sie.
len, was eben bitteres in ihr vorge
gangen!
Stumm beschickte sie vollends den
»Ja, was den Fleiß und die Willig
keit anbetrifft, soll man sich so eine
zweite suchen", und Beier begann ohne
Aufforderung der Küche der Belobten
alle Ehre anzuthun.
te Leuthold stolz.
Schulz, dem es seine Manneswllrde
verletzte, wenn ein weibliches Wesen
längere Zeit zum Gegenstand allge
meinen Lobes zu werden drohte, fühlte
sich gedrängt, die Anerkennung zu
dämpfen.
Leuthold fuhr erbost auf. „Ich
ob —"
„Na a", streute Beier bedenklich
lachend ein. „Zweifelst du etwa an
der Leutholdschen Echtheit der Wild
katze? Ich dächte, das Kind zeigte oft
Leuthold stürzte hastig ein Glas
Wein hinab. Er stieß einen Seufzer
der Erleichterung aus. „Das kommt
Schulz", grollte er. „Ich wollte sa
gen, daß es aufs Erziehen und Gehor
che."
„Wett'e mit ihm. Gieb die kleine
schlechte Partie."
.Ich wette mit", ließ sich Schulz in
lächerlich fernliegende Aussicht
beit.
dert "
festigenden Vorsatzes. .Ihr habt mich
auf etwas gebracht."
Die drei lachten. Bis jetzt hatte kei
morgen schon mit deiner oerwilderten
Krabbe irgend einem passende» Insti
tut zuzufahren^-—?"^^
gut", äußerte Schulz. .Was
die Wette und wer thut
»Wette ?" Leuthold setzte sein
„Wer sonst? —"
bloß Unsinn —"
gen nicht mag", spöttelte Beier. „Bis
zend —"
Korke nach dem Uersiimmten. „Phi.i
plötzlich. „Auf solche Weffe bin ich
d d d^'
g chS s H
Leuthold der ebenso rasch im
Entschluß, als zäh im Aussiihren
desselben war —erfaßte die passende
Martha kämpfte während des Va
ters bestimmt gegebener Eröffnung ein
an der jungen Frau gehangen, welch
tiefes Gefühl liebender Sorgfalt hatte
sie nun auf ihr Kind übertragen
vielleicht für immer zu entfremden! —
An was, an wen sollte sich künftig ihr
heimliches, treusorgendes Gedenken
knüpfen?
Und so voll rührender Selbstlosig
keit war ihr Herz, daß sie sich über die
se schmerzliche, innere Frage kaum Mi-
Was galt sie hierbei? Ihre Stütze
war die Arbeit, ihre Aussicht das Al
ter. Aber das Kind, das Kind, dem
das ganze Leben noch offen lag, durfte
einst nicht ebenso arm vor seiner Zu
kunft stehen! Froh mußte sie sein
froh.
„Es wird gut sein, so wie du es
meinst, Vater", stimmte sie ihm mit
der alten Ergebung bei. Und sie
lies zum wiederholtenmale nach der
Gartenthür und spähte nach dem
Schwesterchen aus.
Und wie sie so in die hereinbrechen
de Dämmerung hinein schauend, ge
duldig wartete, kam ein ruhevolles Er-
Jhr entsagungsreiches Leben, ihre
einförmig verflossene Jugend zogen
an ihrem Geist vorüber. Aermlich
waren die Freuden gewesen, die sie ge
nossen? Arbeit und immer wieder Ar
beit hatte den Inhalt ihrer Tage ge
bildet. Mitunter war ein heißer
Hunger nach irgend einem Glück über
richtet Aber sie hatte ihn stets
tapser niedergekämpft und es wurde
immer wieder friedlich in ihr. Und
der Frieden es war eigentlich nicht
viel mehr, als während der Arbeit ein
Scheinschlaf ihrer sonstigen^ Kräfte,
kung des vollgenießenden Ausruhen!
aber daS wußte sie ja nicht
lebte auch jetzt in ihr. Sie fühlte sich
innerlich dankbar, wunschlos zu sein.
Und sie dachte daran, wie begnadet sie
sei, daß eine starke, unsichtbare Hand
sie immerdar ihren Pflichten festgehal
ten und daß sie so voll äußeren und
inneren Rechts die Wohlthaten des
väterlichen Heims genießen durfte.
Ja, sie genoß.
das friedliche Alleinsein, die weh
müthigen Klänge einer Harmonik«
aus der Ferne, die verwilderte Schön
heit des Gartens und selbst das
Streifchen Mondlicht, das wie ver
träumt über den Sträuchen lag un>
anheimelnd ihre Füße umglänzte.
Und sie genoß dies alles andächtig
aufmerkend und -mit der Einfalt ei-
Für die Küchr.
Hühnersuppe mit Maila
rs ni. 1 bis 2 gut gereinigte, nicht
zu alt« Hühner bedeckt man mit 3
Quart Wasser, bringt sie zum Kochen,
fügt Sellerie, 1 Möhre, «twas Petersi
lienwurzel, von diesem allen nicht zu
viel, 1 Schalotte, etwas Muskatblüth«
hinzu, kocht sie gar und seiht die Brühe
aus «inen Porzellandurchschlag, über
gießt sie mit frischem Wasser und
schneidet sie in >/» Zoll lang« Stücke;
die Suppe locht man noch 12 bis 15
Minuten mit 2 Eßlöffel voll Mehl,
zieht sie dann mit 4 Eigelben, die man
mit 4 Eßlöffel voll süßem Rahm vcr
in Fett Alsdann quirlt man in
einem Topf soviel Milch mit Weißmehl
Milch-Gel ee. I Pints Milch
Milch gelöste Gelatine hinzu und alles
wird bis zum Erkalten gerührt.
Schließlich würzt man die Speise mit
2 Eßlöffel Maraschino und etwas Ci
tronen-Essenz ab und läßt sie erstar
ren.
Kalbsnierenschnitten. Die
in ihrem Fett gebraten« Niere wird
ganz fein gehackt. Da hinzu fügt man
ein ln kaltem Wasser aufgeweichtes
und stark ausgedrücktes Milchbrot, et
was gewiegte Petersilie, 2 Eigelbe,
Salz, Muskatnuß. Dann schneidet
man runde die vorher
vermischt wurdei und giebt auf jede
Semmelscheibe I—21 —2 Theelöffelchen
Farce, drückt dieselbe fest mittelst
sie in steigendem Bratensett und But
ter auf beiden Seiten goldgelb. Die
mit Farce bestrichene Seite kommt zu
erst in das Fett. Als Beilage zu fei
sing oder grünem Salat, eignen sie sich
vortrefflich.
Gedämpfte Kalbsk e u le.
Eine gut abgelegene Kalbskeule oder
über, füllt Pint Wasser nach, decki
Fleischbrühe zuschüttet und Acht giebt.