Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 17, 1905, Image 3

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    ' Die Wildkatze.
Roman von Ida PciZktr.
LZ. Fortsetzen?.)
schlags den ihr angewiesenen Raum.
Nicht ihr Vorsatz, noch etwa Beden
ken an ihres Freundes Willfährigteil
ihr zu helfen, begannen ihr Furcht ein
zuflößen wohl aber peinigte sie die
Wahl des Ortes. Sie bewegte sich
unslät in dem kleinen, halbleeren Ge
zarte Gestalt streckte sich. Gewiß!
Haftes Roth das unbelebte Weiß ihres
I Sr
Züge,?
„Was ist geschehen, Frau Leut
hold?"
helfen
sie leidenschaftlich.
.Armes thörichtes Kind," dacht:
Herr von Götze, und „was soll das
werden?"
Er sammelte sich schnell. „Ich weiß
nicht, was vorgegangen ist", meinte er
nachsichtig, „doch Sie hätten sich
nicht so furchtbar erregen lassen sol-
Morgen schon werden Sie lächeln über
Ihren Vorsatz. Ihr gewagtes Hierher
kommen."
das schmale Antlitz schimmerte vor Er
regung, noch hingen zitternde Regen
tropfen in dem mattteuchtenden Haar,
stehlicher Bitte.
d-l:e. ,
res Zurückweichen vor ihr. Und da
fühlte sie ihren Muth und ihre Kraft
das machte sie zaghaft.
„Tadeln Sie mich, schelten Sit
mich", bat sie demüthig, „aber versa
bestchen forschte er scharf.
möglich gemacht haben."
Eine EifeSkühle mußte durch ihre
Glieder rinnen: er fühlte das an dem
ab.
Macht zu gewähren stand," fuhr er
eindringlich weiter fort. „Das Ver
langte darf ich nicht erfüllen um
Ihretwillen nicht. Ebensogut könnte
hält. Sie halten mich für grausam
ich bin es, weil ich es sein muß!
Arme, liebe Freundin, zeigen Sie,
vorgefallen sein mag seien Sie grö
ßer als Ihr Geschick: vergeben und
immer weiter und weiter
von ihm gewichen. Nun stand sie,
halb von ihm abgekehrt, an einem
rauhen Platte fest, daß diese ächzte.
Ihre Gestalt war zusammengesunken,
als trüge sie Centnerlasten.
hen?" rief er erschüttert. „Bei Gott,
Sie nickte mechanisch dazu, als sähe
auch sie die Unerfüllbarkeit ihrer For
derung ein. „Ja und so gehen
Sie", klang es tonlos von ihren blas
sen Lippen.
„Ich verlasse Sie in dem Zustande
nicht", widersprach er fest, „ich geleite
Sie zurück."
Sie lachte schrill auf. Ihr ganzer
Körper schüttelte sich wie im Fie
ber.
Tiefes Mitleid wollte ihn über
mannen und abermals kam die Ver
suchung, ihr zu helfen, über ihn. Ihr
verzweifeltes Lachen schnitt ihm in die
Seele. Er wollte sie zu beruhigen su-
Besinnung!" Die Angst um sie, um ein
Uebcrraschtwerden in solcher seelischen
Verfassung und an solchem Ort, mach-
Bewußtsein, wie gefährdeter mit jeder
Minute der gute Ruf der jungen Frau
neben ihm war.
entgegenstrecken, unterließ es aber auf
halbem Wege, als er sah, daß sie ihre
Arme eng an sich Preßte und ihre Fin
ger sich krampfhaft schlössen.
scn! Allein in die Nacht hinaus!
An H«im, Kind, Gatten dachte sie
nicht.
Wild sah sie sich um. Fort, nur
fort! Ach, es mußte jetzt etwas kom
men, das mitleidiger war, als die, von
konnte und wären es die Wasser
des Stadtgrabens.
Sie stieß die Thür auf, die dem
Ausgang zuführte.
Es war fast dunkel hier: unsicher
kam sk vorwärts. Da fühlte sie sich
am Arm gefaßt.
von vorhin sie belauscht hatte, ließ sie
gleichgültig. Die Menschen wa
ren alle so hart niemand würde
So sagte sie denn auch seltsam ru
hig! »In das Nichts", als er seine
Frage wiederholte.
trat ihr den Weg.
„Was wollen Sie von mir?" stieß
sie geängstigt hervor.
„Ich lasse Sie jetzt nicht hinaui,
das ist sicher."
den —"
„Dai soll er auch nicht." Sie
fühlte von neuem ihre Hand ergriffen
Sie."
Apathisch folgte sie ihm.
Einen Augenblick fühlte sie die
Höh-'d
fangen dastand, auf einen Sitz.
„Ich heiße Hans Kaspar und bin
aus Passion bei der Truppe", gab er
und ich hasse die Leute. Aber mein
lauschte ich Sie aus Interesse. Ich
will Ihnen helfen."
Er wartete auf irgend ein zustiin
mllsse sie sich auf etwas besinnen. Ihre
Mutter fiel ihr ein und das Vertiefen
in märchenhaste Zustände und Umge
bungen mit ihr. Daß die greifbare
Wirklichkeit um sie jetzt eines ihrer
schimmernden Phantasiegebilde aus
der Kindheit zu verkörpern schien, zer
statt deS abstoßend häßlichen Mannes
scheinung vor sie getreten und hätte
tröltend gesaat: „Armes Kind, du hast
schlimm geträumt Jabre hindurch
gewiß natürlich-r gefunden als die
brutale Wabrheit der letzten durchleb-
Er lachte spöttisch. „Mein Gesicht
sie. hbe k '
nes."
Er hatte recht. An das Da
heim, welches sie so zu nennen be
dacht.^
thige Aussprechen dieser Voraussetzung
flößte ihr Schaudern ein vor solcher
ur"ck
man Ihr nächtliches Fortlaufen schon
'-einerkt hat. Auch werden Sie gut da-
RUclsicht Ihres Mannes noch ein we-
Leidenschaftlich wehrte sie seiner
Ihr Kopf sank tief herab. Schnei
dender als vorher durchzitterte sie
flüsterte sie in ihrem Jammer.
„Wer weiß Ort und Gelegenheit
einen sich mitunter wunderlich", mein
te Hans Kaspar geheimnißvoll. „Blei
ben Sie hier", forderte er vm!
mochte und Sie stehen so allein.
Vergessen Sie, waS ich der Natur für
ihre Laune zum Fratzenhaften danke
und trauen Sie mir. Ist mein
H«im nicht besser wie daS „Nichts",von
dem man gar nicht einmal weiß, ob
eS existirt? —"
Frau, als lausche sie der Stimme ei
nes Versuchers. Ein keckes Kinder
köpschen mit trotzigen, suchenden Au
gen tauchte vor ihr auf ihr Herz
klopfte schmerzhaft. Aber auch die
Worte Leutholds klangen plötzlich in
ihr nach: Sie ist nach meinem Blute
geartet!
Wenn sie sich bezwang, wenn sie zu-
Ueber das häßliche Gesicht des Al-
Und sie blieb.
Wirkung der Aufregungen des vorigen
Abends lähmend über ihr. Ihr stil
les, trauriges Gesicht schien in der
Fenster aufstieß, fiel ihr Bück
flüsterte Martin.
B d' "
braune Decke über das Ledersofa und
suchte ihr durch nachdrückliches Glatt
streichen wenigstens eine gute Seite
schwere Schritte klangen im Haus
flur, die geöffnet
Vater polternd in der Remis« und d«n
Ställen wirthschaften. Das bedeutet«
nichts Gutes.
Sie lief hastig, um Gertrud zu we
keine Geschäftsfahrt.
stieß an irgend einen Gegenstand.
Daraufhin öffnete sich rasch die Thür,
die in daS Schlafgemach der Eltern
führte. „Mama!" rief Elses Kinder
stimme halblaut in die Dunkelheit hin
aus. Trotz aller Aengstlichkeit und
Ungewißheit klang in dem Ruf ein«
Art jubelnder Erlösung nach.
Martha war im Nu bei der Klei
nen. „Ist Mama schon auf und un
ten?" fragte sie bestürzt. Aber das
Elf« stieß einen schluchzenden Ton
aus.
Noch die kleine Lampe,
gesicht. '
„Hast du die Mama wirklich noch
nicht geschehen?" fragte Klsinelfe, die
Händchen ineinander ringend. „Dann
„Wann ist die Mutter fort?"
„Gestern Abend schon. Ich habe die
ganz« Nacht gewartet und der Vater
Wer weiß, wo sie die Nacht hat schla
fen müssen —" brach ihr kindlicher
Kummer rührend aus.
Martha ließ die Stirn auf die
Schulter der Kleinen sinken. Eine
KindiZ nicht vergessen! O
Und Martha richtet sich wieder
heit daraus wie verlöscht.
„Wenn der Vater nur das Blatt
nicht gelesen hätte", meinte Else zag
haft.
.Welches Blatt. Kind?"
„Aus das die Mama geschrieben hat.
Wie er es las, hat er so schlimm ge
than o so schlimm!" Die Angst
bei der Rückerinnerung erstickte dem
die ganze Nacht vor Vater gefürchtet.
Er hat mich gar nicht gefehen: er
ging immer in der Stube bin und ber
Weinen auszubrechen. Ihr Glaube an
die Rückkunit der jungen Frau sank
wieder tief. tief.
Else an der Hand und sie verließen
Im Korridor zog sie die kleine Ge
stalt eng an sich. Ihr war, als wäre
ihr mit der Sorge um das Kind «in
heiliges Vermächtniß übertragen wor
ihr nie viel Muße gelassen, sich mit
dem wilden Schwesterchen zu beschäfti
gen. Sit wollte es fürderhin thun in
mehr im elterlichen Hause weilen wür
de, dachte sie nicht.
.Martha! Gertrud!" schallte
Leutholds Stimme von unten zornig
um die
Unten entfernte sich Leuthold schon
wieder durch eine Thür: sie flog hin
ter ihm zu, daß das Haus schüttelt«.
Martha sorgte Zuerst, über
che.
„Was ist denn eigentlich los? Ein
Geschmetter mit den Thüren ist im
Hause —" ihr Blick fiel auf Else, die
Suppentellerchen saß, „na, Wildkatze,
was heißt denn das?" rief sie erstaunt.
Martha trat neben sie. „Ach, Tru-
Ton zu heucheln „wir sind allein —
die Mutter hat uns verlassen. Wir
müssen zum Vater halten und hoffen,
„Was -—? Was!" stammelte das
arme Ding hier" Marthas rauhe
„So was!" Gertrud holte tief
Athem von dem Schrecks Doch schien
so schlecht in die Wirthschaft."
Martha sagte sich zum Trost, daß die
er besaß ein großes Jagdterrain
im nächsten Dorfe. Zur Essenszeit
einen Schuß gethan zu haben, denn'
Wägelchen und Tasche waren leer. Ge
fahren mußte er sein wie toll; da»
Pferd dampfte und zitterte vor
Schweiß und Anstrengung. An der
kleinen Tafel saß er dann beängstigend
finster und aß die Speisen hinab ohne
Wahl und Verständniß dafür. Kei
nes sprach ein Wort, bis das jungt
Mädchen behutsam fragte: „Vater,
soll etwa Martha oder ich einmal zu
Bruns gehen, oder zu Wagners,
oder —"
„Weshalb?" wurde sie heftig von
„Ich wollt's ihr nicht rathen —"
seinen Mund umzog ein erschreckend
grausamer Zug und in seinem starkge
zeichneten Gesicht zuckte es.
„Wo ist sie denn dann hin?" be
harrte Gertrud.
Leuthold stieß sein Bierglas auf,
daß es barst.
„Fort! Davongelaufen! wenn
das besser klingt!" In den mit Wuth
und Groll getränkten Worten lag ge
nug, um das fragend« Mädchen ver
stummen zu machen. Schweigend wur
de das Mahl vollends verzehrt.
Es vergingen mehrere Tage. Mar
sucht nach der jungen Frau halb
krank. Aber kaum, daß jemand etwa»
davon gewahrte. Ihre Augen
sanfte, schöne, lichtgraue Sterne, die
in einem lachenderen, reizvolleren Ge
ficht sich jedes Herz zugezwungen hätten
sanken immer tiefer ein und ihr
hageres Gesicht wurde immer schmaler.
Immer häßlicher, a^ltjungfernhafter
stifchen Stolzgefühl ihrer aufblühen
den Jugend.
Gertrud erregte das vergebliche
Harren auf die Wiederkunft der Ver
lorenen auch, doch verbarg sich dahin
ter weit mehr Neugier an der künfti
gen Gestaltung des Familienlebens,
als echt« Theilnahme mit der Unglück
lichen. Wenn sich, wie eS jetzt oft ge
schah, die Arbeit übermäßig häufte,
begann sie lebhaft zu klagen und schalt
über daS kopflose Davonlaufen und
-bleiben der Mutter. Sie machte als
dann ihrem Herzen gründlich Luft.
Darum hielt sie sich auch für bedeutend
antheilnehmender. als ihre schweigend
leidende Schwester.
Leuthold war viel abwesend. Kam
er dann nach Hause, lag allemal bei
seinem Eintreten eine stumme, heftige
Frage in seinem forschenden Blick.
Martha glaubte ihn zu verstehen und
ihr Herz zog sich stets schmerzhaft zu
sammen, daß sie dem Vereinsamten
nicht entgegenrufen konnte, was er er
hoffte, ohne es sich auch einzugestehen.
Sie wußte, was die junge Frau hier
erwartete, wenn sie zurückkam: maßlose
Vorwürfe, Härte und Hohn. Ach, aber
Erlösung kommen.
(Fortsetzung folgt.)
Auskunft. „Tateleben, was
is' das, a Kavitt-lverbrechen?" —>
„Wenn De auSleibk» a Kapital sich«
Prozentche, wo De kannst krieg',
acht!"
ler?" Vater vieler Töchter: „Selbst-
Fiir dir Küche.
Englische Tomatensuppe.
Einig« St«ng«l englischer S«ll«rie, im
Nothfall eine halbe deutsche Sellerie
staude, ein« groß« Zwiebel, zwei bis
drei Karotten und zwei weiße Rüben
werden in Stücke geschnitten, mit
Pfund mageren Speck und anderhalb
Unz«n Butter über gelindem Feuer
Stunde unter beständigem Umrühren
durchdUnstit; dazu fügt man 2>H
Quarts leichte Brühe oder Wasser und
acht reife, gut abgeriebene Tomaten,
läßt alles zusammen Stunden
langsam kochen, streicht die Suppe
durch «in Sieb, giebt nach Geschmack
Salz und Pfeffer dazu, läßt sie noch
mals aufkochen und richtet sie üb«r
Pfund in Wasser dick ausgequellten
Reis an.
Gebratener Lochs. Man
schuppt und salzt ein Fischstück von
2—3 Pfund, am besten aus der dicken
Mitt«, trocknet es nach einer Stunde
ab, inarinirt es wieder eine Stunde
mit Löffel Olivenöl und dem
Saft einer Citrone, sowie etwas ge
hackter Petersilie, umbindet dann das
Stück mit einem Bindfaden, damit es
nicht zerfällt, und brät es langsam
unter öfterem Begießen mit der Ma
rinade über gelindem Feuer auf d«m
Rost oder in der Pfanne. Man giebt
Kapernsauce oder Paradiesäpfelsauce
dazu.
Genius« - Pastet« auf nie
dersächsische Art. Hierzu
braucht man verschieden« Sorten Ge
müse: je einen kleinen Teller voll Erb
sen, Karotten, Kohlrabi und Bohn«n,
sowi« einen Kopf Blumenkohl. Die
gut geputzten Karotten und Erbsen
werden, jedes Gemüse für sich, in But
ter g«schmort, Blumenkohl, Bohnen
und Kohlrabischeiben kocht man ein
zeln in Salzwasser gar. Man mischt
die fertig gekochten Gemüse vorsichtig
durcheinander, stäubt 1 Theelöffel
Mehl darüber, füllt so viel Blumen
kohlwasser dazu, daß es eine gebundene
Sauce wird, und mischt 1 Eßlöffel
feingehackte grüne Kräuter und das
nöthigt Salz hinein. Das Gemüse
wird in ein« große offene Blätterteig
pastete gefüllt. Jnzwische«-5.?t man 2
Pfund mittelgroße Aale enthäutet, in
dreht und in Butter rasch auf beiden
Aalstücke werden in der Mitte der Pa
stete auf dem eingefüllten Gemüse zier-
G es p i ck t e K a l b s l e b e r mit
Salz und Pfeffer. Man richtet di«
zerschnittene, mit der Sauce begossen-
Leber in der Mitte der Schüssel an
Kalbsragout. Gekochtes
Kalbfleisch wird in einem Rest Fleisch
brühe erhitzt und dann so viel heißes
was Citroncnfaft, Salz, Pfeffer, Ge
wässerte gelbe Erbsen werden in der
Seite, thut Salz und Pfeffer dazu.