Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 20, 1905, Image 3

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    Das alte Nied.
»«man von Marie Tiert.
IS. Fortsetzung.)
Iveiß doch wohl immer am besten, waS
noth thut. Wenn das groß« stürmisch«
Glück an mir vorüberging, es war wohl
gut so. Ich hätt's neben dem andern
vielleicht gar nicht ertragen können, er
hätte mich ja zerbrochen. Und jetzt
und Leben! O Else, wenn ich dir je
etwas zu nahe thue aber ich thue dir
sei doch Mit halbem La
das erhitzte Gesicht.
In «iner Tagelöhnerlathe von Holz-
Hag«», so früh schon, daß noch Licht
Er hatt« «b«n «in kleines, an Croup
leidendes Kind durch eine Operation
vor dem Ersticken gerettet. Jetzt stand
,r und wusch sich in «iner zerbrochenen
Schüssel die Hände, während die Mut
lischte.
nicht? Na, so was! Und is doch der
leiblich- Bruder."
«Wenn ihr mich in der Nacht holt!"
sagte Wols unwirsch. „Guckt doch,
Ulrich waren ja schon längst auf.
Aber wozu? Es dünkt ihm so überflüs
sig, was hatte er denn noch zu fragen?
men?
eine B.'ichte ablegen? Oder nichts Es
Er sah sich nach seinem Wagen um.
den Feldern. Der Kutscher hatte die
Latern-n gelöscht, jetzt hielt er. daWols
Trittbrett.
IS.
Acht Tage später, da wohl die Zu
stimmung der Mutter vo.i der Riviera
ein, um die geschäftlichen Angelegen
heiten zwischen seinen Söhnen zu erle
dabei wehmüthig und bedrückt.
Man stellt sich das nicht vor, was eS
heißt, sein Lebenswerk zu verlassen,
bis es so weit ist. Dann steht solch al-
Mit solchen Augen sah der alte Eg
gleichen Abend passirte gar «in übles
Ding.
Otto Wedel hing sich an Ulrich.
„Komm heute Abend mit in unseren
selbstveriaßte Gedichte, hielt hochtö
statten.
Ulrich hatte keine Lust, aber aus
Es kitzelt: ihn, daß der Bruder seines
len."
hat!"
„Was—"
tet, erblaßt.
„Otto W?dc! weißt du denn
„Jch hoffe das —" sagte Ulrich be
über zur Rede stellen. Gute Nacht!"
.Gute Nacht, Herr Eggers. Es thut
Ulrich stand draußen. Es war eine
kalt«, mondhelle Nacht. In Schweigen
lagen die Straßen, nur aus den Fen
stern rechts und links blickte Licht.
Mit schweren Schritten, bebend vor
Zorn, ging er Wolfs Behausung zu.
Also so weit war es herum bis
den vergessend Aber all' der dunkle,
unterdrückte Neid und Haß und Zorn
auf feinen Bruder, der da gespielt hat-
Wuth und Verachtung in's Gesicht
gen, dich an ihm rächen daß ihm
dies ruchlose, leichtfertige Spiel ver
gehen joll einmal will ich seine bö-
fe'nen harten' Schritten klan
die Hausschelle erklang.
In ser offenen Thür des Wohnzim
mers stand Marianne. „Ach, du
bist's, Ulrich. Ich glaubte, Wolf käme
„Was? Ist er nicht zu Haus?"
„Ist Vcter drin b«i dir?"
„Ach ii«in." Sie lächelt«. „Vater
seine neue Wohnung treibt ihn herum
wie im Kreise. Wer weiß, in welchem
Stadttheil er jetzt auf der Such« ist."
„Aber zu dieser Stunde! Es ist ja
Es war wohl sehr heiß. Ist Otto
strich sich über das brennende Gesicht.
„Kommt Wols bald zurück?"
„Ich w«iß es nicht. Man kann das
d" pst sL cht' d'
Plötzlich, wie aus weiter Fern« klan
gen Ottos berauschte Worte Ulrich im
Ohr: Geh und tröste meine Schwester,
die hat's auch nöthig, du Aushilfs
mann in allen Nöthen! Er sah sie
stutzend an.
tetwerden. Hastig, nach irgend einem
Gesprächstoff greisend, sagte sie: „Ul
rich, denke doch wir werden fort
ziehen."
„Fortziehen?!"
„Ja. Wolf sagte es mir vor einer
Erbtheil Vater verzinsen, dies selbst
„So. Das halt« ich für Wahn-
Geld ist auch fort. Ist er denn noch
Ihr Erstaunen machte ihn nur noch
wilder. Recht so! Ihr armen Frauen,
euch darf man nicht einmal tippen an
ter noch Kläger!
„Ja, laß mich reden!" rief er heftig.
„Denke du doch nicht, daß du ihn
kennst. Du kennst ihn nicht zur Hälfte.
Wenn er geliebt sein will, da zeigt er
natürlich nur seine best« Seite. Ich
Mariannens zerschlag«»« Seele nach.
Langsam, aus ihrer ausgerichteten
Stillung, sank sie wieder in den Stuhl
l er würde Ihn ausschütten, hier, vor ihr,
sie mußte alles hören
Ach, was konnte sie denn noch hören?
Was gab es überhaupt, das sie noch
treffen konnte nach di«f«r einen Er
kenntniß daß er si« gar nicht lieb
hatte und niemals lieb gehabt hatte.
Ulrich sah sie an.
Da war es ihm plötzlich, als ziehe
man ihm ein Brett vom Kopf« hinw«g.
Er Unhold, er Tölpel, was stellt« er da
eigentlich an? War er denn schon eben
so unzurechnungsfähig wie der be
trunkene Otto? Statt Mann gegen
Mann seinen Zorn auszulassen, be-
„Ach, ich bin ja solch «in Esel —"
murmelte «r in ganz verändertem Ton.
sollst du damit?"
und plötzlich wußte si« Bescheid.
Wie kommt solche Helligkeit dem be
fangenen, in seine eng« Bahn gesperr
ten Menschenkind? Solch «inVerstehen,
Wolf und Elfe
den dieser Bruder ging?
zähle mir doch nicht, wer Wolf ist! Ich
kenne ihn und habe ihn in dem
ihn an. Sie fragte nichts und sagte
nichts. Nur das Stehen wurde ihr
so schwer, sie ging und setzte
wäre Ir nur erst hier —"
„Was sollte das nützen?" fragt« die
schwache Stimme vom Ofen her. Und
nach einer kleinen Pause dumpfen
Nachdenkens: „Das nützt ja gar nichts,
Ulrich."
Er blieb stehen.
„Nützen? Nein. Aber er soll es ein
mal einmal nur anhören müssen,
mit dem Gesicht soll er darauf gestoßen
werden, was er gethan hat —"
„Was er gethan hat?" sprach sie
drei wir sind nicht einmal die beru
fenen Richter darüber, was er gethan
hat. Weil wir weil wir ihn alle
noch nicht einmal kennen."
Ulrich lachte hart auf. „Die alte
Geschichte. So sind die Frauen! Lie
ber unterdrücken sie ihr Urtheil, schla
gen den «ig«nen Verstand todt, ehe sie
über ihren Götzen di« Wahrheit hören
Da kein inmitten ihrer Herzensangst
ein Lacken in Mariannens Gemüth.
Welch Menschenkenner dieser Ulrich
war! Nicht einmal sie, die Frau, deren
Seele so einfach war, konnte er ver
ein allerzartestes Geheimniß rührt,
aber so voll Ruhe, daß es sie selbst wie
„Lieb gehabt! Ach, ivende dies Wort
Liebesliid.
vorgestellt. Eine Mitleidsthat?
Aber handelt ein Mensch wie Wolf
Eggers aus Mitleid so planlos?
Er hatte sich hier keinem erklärt, vor
„Ach, ihr Leute!" rief sie mit ausge-
doch nicht so billig fort! Weil
„Ach so," sagt« Ulrich finster und
Wolf Eggers! Frauenlogit, liebe Ma
merdar eine Art Selbsthilfe!"
tung von Wolf. Auch der Alte wollte
zurückkam, ein wüster Kampf losbre
chen würde. Aber seltsamer Weis«
fürchtete sie sich nicht davor, weder um
Wolf, noch um Ulrich. Ihr kam das
Ganze nur wie ein buntes Schemgefecht
bist stolz und un/ich liebe
Nein! Mit Bitterkeit, mit Verkleine
kannst leiden warum sollte ich da
„Wie eS spät wird!" sagte Ulrich.
Und in dem gleichen Athem: „Da
In der Thür erschien Wolf, sein Ge
mit seinem Taschentuch den Schweiß
von der Stirn.
„Ich muh wieder fort, Marianne.
Bitte, lege dich zu Bett, es kann die
ganze Nacht dauern. Ich muß mir
noch einige Instrumente holen. Wenn
„Wer ist es denn, Wolf?"
und» ist mir dort auch lieb, er ist der
einzig Vernünftige im ganzen Hous.
Ich hoffe, den Mann für seine Familie
zu retten, aber es ist Gefahr. Ulrich,
nicht wahr, du fährst allein, damrt
Er sah seinen Bruder an. D'::Z
heute war freilich nicht der geeignete
Moment. Würde der aber je wieder«
Ach, wider Willen fühlte er, wie sein
zornbr-nnendes (Lefühl langsam nach-
Wolf," sagte er ernst. „Ich wünsche,
rief Wie er in diesem Augen
blick aussah: kühn und ehrlich, ganz
und gar selbst sich vergessend in seiner
hatte.
wandte sich ab.
Ach, weil er «in guter Arzt ist, dar
um wird es doch nun und nimmermehr
ausgelöscht, daß er ein schlechter Kerl
ist und ein haltloser Egoist.
16.
selbst schwer herzleidend. Als alle
freit.
in der That nicht. Was Wissenschaft
geleistet und konnte sich f«lbst freispre
chen. Doch den Blick seines Baters,
als sie beide miteinander von dem Tod-
Raum mit dem Lampenschein mischt«.
Was hatte es ihn gekostet, diesen
Kampf aufzugeben!
nem Gesicht stand! Der stolze Mensch
Meister alles
Aber das erste Gefühl leisen Unbe-
So blickt keine Zärtlichkeit, kein
spielerisches Kosen. In ihren großen,
ernsten Augen war «in Blick, d«r ihm
wohl that der ihn ehrte. Aber er
war zu müde, darüber nachzudenken.
N«ch dem Kaffee legte er sich auf
eine kleine Stunde nieder. Aber als
eben der erste ti«s« Schlaf seine schwere
Anspannung gelöst hatt«, siel Ma-
Wolf griff nach dem Blatt. „Ss
(Schluß folgt.)
deinen Mann?" „Ach, denk dir: Al»
Für die Küche.
La minfleisch gebacken auf
»sterreichische Art. Das
Brust- oder Rückenstück wird in gleich
mäßige, nicht zu große Stücke zer
schnitten, abgehäutet, mit der Messer
flache geklopft, mit Salz bestreut und
andere feine Gemüse, sowie auch Salat
dazu.
Hühnerknochensuppe. Der
Kops, Hals, die Beine und das Ge
rippe, hartgekochte Eigelb werden
etwas Hühnerfleisch angerichtet.
Rhabarber - Flammerie
(Pieplant). Eine Portion Rhabarber
fer Flüssigst wird mit etwa -/z
Pfund Zucker und einem Stückchen
Vanille oder statt dessen einem Päck-
Nun rührt man 4 Unzen Kornstärke
in ein klein wenig Wasser klar und
läßt es unter beständigem Umrühren
zum Sieden kommen und 3 Minuten
lang durchkochen. Dann» schüttet man
die Masse in eine mit kaltem Wasser
ausgespülte Form, läßt den Flammeri
erstarren und servirt ihn mit rohem
Rahm, den man sich reichlich selbst zu
gießt. Um dieser Speise ein schönes
Aeußeres zu verleihen, färbt man di«
Flüssigkeit mit ein wenig Speiseroth,
in guten Drogerien giftfrei zu haben.
Gespickter Kalbsrücken.
Der Rücken, oder ein Stück davon,
wird leicht gewaschen, enthäutet, alle
lappigen, sehnigen Theile unterwärts
abgeschnitten und der Rücken schön mit
recht egal geschnittenen Speckstreifen
gespickt und mit Salz bestreut. In
die Pfanne giebt man etwas wiirslich
geschnittenes Niexenfett, eine gelbe
Rübe, etwas rohen Schinken, legt den
Rücken hinein, übergießt ihn mit brau
ner Butter, stellt ihn 12 Minuten in
den ziemlich heißen Osen, begießt ihn
dabei recht oft, gießt daraus etwas ko
chendes Wasser in die Pfanne und läßt
den Rücken unter Begießen
letzten Viertelstunde gießt man nach
und nach Quart süßen Rahm oder
Milch darüber. Beim Anrichten ver
ziert man den Braten mit Brunnen
kresse, die Sauce wird entfettet, unter
Abrühren des Bratensatzes von Rand
und Boden der Psanne. mit etwas
Braunmehl oder Kornstärke und eini
gen Tropsen kalten Wassers verrührt.
" r tosfel - Schnee. Meh
lige Kartoffeln werden gewa
schen, mit Wasser und euvas Satz zu
gesetzt und langsam ziemlich weich ge
kocht; dann gießt man das Wasser a»
und läßt die Partosfeln noch lo lange
im Ofen stehen, bis sie in Stücke zer
sallen. Man reibt sie nun durch ein
Drahtsieb in eine gewärmte Schüssel,
so daß sie eine ganz leichte, slockige
Masse bilden, berührt sie nicht weiter,
sondern bringt sie - sogleich zu Tisch;
als Beigabe zu Braten und allerlei
Saucengerichten sind sie vortresflich.
Gefüllte Kohlblätter. Ein
Kohlkopf wird abgebrüht und kaltge
stellt! hierauf werden abgekocht« Pilze
fein gehackt, ebenso Bratenr«ste. Dann
bereit«! man aus denselb«» mit der ent
sprechenden Menge Butter und saurer
Sahne. Salz und etwas Pfeffer eine
wohlschmeckend« Farce, zu der man
auch etwas weichgekochten Reis legen
kann; diese Füllung wird nun in Kohl
blätter gelegt, recht sorgfältig einge
wickelt und fest verbunden und dann in
Salzwasser abgekocht. Zur Sauce
nimmt man saure Sahne, Butter, et
was Mehl und einen tleinenZusatz von
Frauenseite
Epigramm von Hühnern.
Von lungen, gut gereinigten Hühnern
werden die Brüste abgelöst, enthäutet
und sauber gespickt. Dann bratet man
sie in Butter mit einigen TrüsseWck
räucherte Rindszunge ab. Bon der
Zunge schneidet manScheiben, die man
richtet dann beides im Kranz« an, in
dem man immer eine Zung«nscheib«
und eine Hühnerbrust abwechseln läßt.
In die l«r« Mitt« füllt man Tomaten^
tröpfelt über alles die Bratenjus der
Hühnerbrüste. Oben in die Mitt« auf
den Reis oder das Ragout legt man
noch eine blanchirte, schön gespickt« und
in steigender Butter gar gebraten«
Kalbsmilch, die gleichsam wie «ine
Krone oder ein Thurmknopf auf d«m
Berg aus dick gehaltenem Ragout oder
Reis liegen muß. Die Keulen der
Hühner werden wie Kotelette panirt
und geben als Hühnerkotelette mit jun
gen Gemüsen, um einen Berg von Sar
dellenbutter angerichtet, ein« zweite,
äußerst schmackhafte und beliebt«
Schüssel. Aus den Gerippen wird eine
gute Suppe gelocht.