Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 13, 1905, Image 3

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    Das alle Nied.
««man von Marie Tiert.
? (8. Fortsetzung.)
Als Wolf schließlich die Sache hier
doch so über wurde, daß er gehen
wollte, klingelt« draußen die Haus
glock«, und in's Zimmer kam mit
schmutzrespritzten Reitstiefeln, mit ei
nem lächelnden, leuchtend«» Guten
jungengtsicht, mit aufgesträubtem, ro
them Haar: Ulrich Egg«rs aus Holz-
bloß mal mich nach
Htrrn Pastor erkundigen —"
Es klang sehr verlegen und sehr un
wahr.
„O wie gut von Ihnen," sagte der
Pastor kürzlich. „Elschen, wir müs
sen w'ihl noch neuen Kaffee haben, ich
trinke auch gern noch ein Täßchen mit.
Wi« es mir geht? Seit gestern unver
ändert, lieber Herr Eggers."
Seit gestern —hm ach so
dacht- Wolf.
Elender Affe, was willst denn du
auch noch hier? Statt ihm die Hand
zu geben, wie es nöthig und schicklich
war, hätte er ihm mit Leichtigkeit di«
Kehle zudrücken mögen. Ihm und
dem vlellieben Veilchenblauen.
Er wollt« auch d«n neuen Kaffee
und die erneute Schmauserei nicht
mehr abwarten, überhaupt nicht die
Rückkchr von Else abwarten. Wozu
sich noch erst die Pönitenz auferlegen,
ElfenZ kleine Hand in der feinen zu
fühlen?
Wozu überhaupt dies« ganze Affen
komödie? Zwei Freier tanzten jetzt ja
glücklich um sie herum, da war ja der
ganze Apparat von Schuld und Reue,
den er um ihretwillen eingestellt hatte,
«in veraltetes, lächerliches Instrument.
Ach Gott im Himmel, als ob di«
Weiber sich nicht noch immer selbst
helfen könnten. Die Thränen, die ih
nen der eine auspreßt, muß ihnen der
andere abwischen um es nicht noch
„Adieu. Herr Pastor. Also das
Pulver Morgens vor d«m «rst«n Früh
stück in heißem Wasser. Sonst nur
Schonung."
„Am Sonntag nach Neujahr darf
.ich woh! noch nicht wieder predigen?"
fragte der alte Herr ganz zaghaft.
Natürlich! Allemal! Morgen schon!
hätt« Wolf am liebsten geschrieen.
klassisizirt werd«.
Ich bin und ich will!
Ich will, daß steine alt« Jungfer
lied.
Er i'örte es nicht. Er hatte nichi
Weib .!nd nicht Kind.
Der nächste Tag war ein Sonn
abend. Am Abend hatte er im Dorf
Klähnen zu thun, ein Tagelöhnerkind
Es lag durchaus kein Grund vor,
in's Pfarrhaus zu gehen, der Pastor
wußte, was er zu thun hatte, und sein
Zustand veränderlichen Bil
der. Wolf log es sich auch nicht vor,
daß er d«ö Pastors nxgen ging.
Semen Wagen hatte ex im Dorf ge
lassen. So stockfinster war der Weg.
daß «r auf übergefrorene Pfützen trat
und «in paarmal in der Glätte oder
über unverhoffte Steine beinah zu
Fall gekommen wäre.
In der Einfahrt blieb er stehen und
sah in die unverhangenen Fenster der
niedriggelegenen Parterrestube links,
der Swdirstube. Am Sophatisch sa
ßen der Pastor und Johannes Okeley,
beide emsig über «in Schriftstück g«-
bückt. Sich«r>ich sah der Alte sich
einmal die Predigt des Jungen für
morgen durch. Jetzt hoben sie die
Köpfe und schienen heftig zu disputi
ren.
Der schlimme Lausch«! drauß«n
lachte. Ihr Schattenhelden! dachte er.
Erhitzt euch nur um erklügelte Proble
me, indes; der leibhaftig« Teufel euch
geruhig durch eure Hausthür kommt
Die Hausglocke schellte laut. Er
vier ging geraden Schrittet 7-.cht<»
Wolf hatte nur ganz flüchtig ge
klopft und gleich die Thür aufgemacht,
wie es seiner entfesselten Einbrecher
„Ach der Doktor!" rief Käthe
ganz entsetzt. Aergerlicher war er in
seinem ganzen Leben noch nicht be-
war nun doch nun also
doch! flüchtig «rröth«t, alxr si« b«-
nahm sich wie ein gesitteter Mensch.
.Sie kommen ja heut« so spät, Herr
Doktor. Soll ich Papa herüberho
len?"
„Nein. Ich hab« heut« nichts mit
ihm zu thun. Ich hab« den kleinen
Jen- behandelt und muß, ehe ich fort
fahre, noch einmal nach ihm sehen.
Kann ich unterdessen mein« müd«n
Füße ein wenig unter Ihren Tisch ste
cken?"
„Bitte sehr, natürlich. Soll ich Ih
nen ein bißchen The« mach«n?"
„Nein, dank«. Lesen Sie Ihren
herrlichen Frithjof nur weiter, Fräu
lein Käthe."
„Ach!" sagte d«r braunköpfig« Back
fisch ung«zogen, drehte sich mit verär
gert glühendem Gesicht herum, daß
ihr dicker Zopf ihr auf dem Rücken
tanzt«, legt« das Buch auf die Sopha
lehiie, steckt« di« Finger in die Ohren
und versucht« nun, sich auf dies« Weise
zu isoliren, um ihren so roh unter
brochenen Genuß fortzusetzen.
„Aber, Käthe!" sagt« Else, nutzlo
serweise, denn die kleine Schwester war
schon ihrem Bannkreis entrückt.
Wolf hatte sich neben Elfens Platz
gesetzt. Diese Situation war noch
nicht die schlechteste. Er sah dem Mäd
chen ernst in's Gesicht. „Ich muß ein
mal mit Ihnen über Sie selbst reden,"
sagte er. „Ihr Aussehen hat mich ver
folgt, Sie sind kränker, als Sie zuge
ben."
aber sie that es nicht. „Mir ist of!
recht schlecht," gab sie einfach zu, „aber
ich denk«, das gibt sich mit der Zeit.
Arzneien möchte ich dafür nicht neh-
„Nein,'' sagte er. „Vielleicht sind
die nicht nöthig. Erholung müssen
Sie haben, ein bißchen Erfrischung
und Fr«ud«!"
„Ja," sagte sie still, „aber das gibt's
doch nicht zu kaufen. Wenn Walter
besser wird ach, Herr Doktor —"
und ein Ausdruck kam ihr, wie er ihn
von früher kannte groß, lebendig,
leidenschaftlich „köniim Sie es mir
nicht sagen, ob er besser werden wird?"
.Ich weiß es nicht," gab er zur Ant
wort. „Ich habe ihn ja nicht unter
sucht."
„Nein. Das hätte Walter ja nie zu
gegeben damals —"
thet«. Ihr Blick senkte sich verwirrt.
Ueber ihr Gesichtchen, das er mehr ge
liebt hatte als alles auf der Welt, sah
wi« den Widerschein der wilden
Jagd alter Schmerzen, alten Glücks,
das ihr Herz durchstiirmt«.
Akr «in seltsames, fremdes Stau
nen durchrieselt« ihn. Muß dies erst
unmittelbar in dir geweckt werden?
Lebt es nicht mehr als erstes in dir? —>
Da sprang plötzlich Käthe auf,
rafft« ihr heiß verehrtes Buch zusam
men und lief in die Nebenstube. Ein
Streichholz knackte, flammte auf, ein«
Thür verstohlen angedrückt. So --
nun Ruhe in ihrem Heiligthum vor
diesen profanen, plaudersüchtigen Leu
'ch
„Ach —" Else war ganz beschämt.
„Es ist so sie ist sonst gar nicht so
ungezogen. Aber die ungewohnte
Freiheit, weil Mutter fort ist, und
ausstehen, Herr Doktor."
„Mich nicht? Was habe ich denn
dem verletzlichen Fräulein gethan? Ich
erinnere mich kaum, mit ihr geredet zu
E t d "ckt
beliebtes Veiivort. «Ja, was geht
an?"
Sie's nicht vorzeiiig verrathen wollen
Johannes ist unserer Käthe gut,
eigentlich schon, als sie noch ein Kind
„D«r?! Ab«r was ist sie denn
„O, sie ist achtzehn Jahre."
kommt's also herum. Das ist ja
Noch gestern hätte ihn diese Lösung
mit befrei«nd«m Lachen erfüllt. Wel
che dumm« Jd«e hatte er sich in den
Kopf gesetzt. Heute schien's ihm plötz-
Nicht Johannes, nicht Ulrich es
Es lam «in« Pause, rings war es
still. Niemand kam zu stören. In er
habener Ruh« stand d«r Weihnachts-
Hat:e d«nn das alles heut« noch ei
nen Sinn?
Ja, wenn du darauf wartetest,
nen Sinn
Er stand auf, das Strickknäuel legte
er vorsichtig in seinen Behälter zurück,
daß «s nicht vom Tisch roll«.
im Instinkt tiner Gefahr auf Tod und
auf Leben —hob den Kopf nicht, duck
te ihn leise athemlos.
Und er sah die goldig schimmernden
Härchen in ihrem Nacken.
Da fühlt« er: ich bin noch heute der
Herr über dich, über deinen Willen, du
chen.
Di« Gewalt hab« ich aber sie zer
rinnt mit dieser Stunde. Morgen bin
Jens sehen. Die Zeit ist um."
Da hob sie ihren Kops wieder und
blickte auf. Ein verlorenes, scheues
leisen Druck wie einen Dank.
Die Zeit ist um!
Er ging hinaus. Draußen sah er
ten.
hat —"
Es wurde Abend, und Wolf war
noch »'cht zurück. Aber Otto erfüllte
gang«n.
Rudi wachte auf und erhob sein tem
peramentvolles Gebrüll. Er hatte
ganz reckt damit, es war Zeit, daß er
bar«s Gesicht?
„Ich habe hier ein kleines, interes
santes Schriftstück," sagte er. „Hab«
mir die Mühe genommen, es auszukle
ben. Es hat für Dich nämlich Dauer
werth. Hast du Zeit, es zu lesen?"
Kind von der Brust fort. „Was hast
du da, Otto?"
»Komin nur in die andere Stube,
hier ist's nicht hell genug. Lege dein
Herzblatt in's Bett. Hier w«S ist
das Bild und die Unterschrift?"
Er hielt es ihr nur von Weitem hin,
Mannes erkannte. Do« Alles sagt«
ihr noch nichts. Aber Ottos höhnischer,
bedeutungsvoller, niederträchtiger Aus
di« Glieder.
.Was soll der Unsinn?" murmelt«
sie, wie sich selbst zum Trost.
Aber sie stand auf und legte das
Kind in's V«ttchen. Das, noch nicht
voll befriedigt, meckert« ein bischen,
aber schon waren die Aeuglein zu, und
es nahm als junger Philosoph sein
Däumchen als Ersatz.
Otto war ihr vorangegangen. Un
ter der h«llen Lampe des Eßtisches, d«r
gedeckt noch auf den Hausherrn warte
te, legte er den Papierstreifen, den er
kunstvoll und geschickt auf Papp« zu
sammengeklebt hatte, vor sein« Schwe-
Nach dem ersten Blick fühlt« sie jäh
„WaS soll dies bedeuten?" rief sie
erregt. „Wo hast du den Zettel gesun
den?"
„Im Papierkorb, Ma. Aber bitt«,
hast ou di« großen Augen her, du mein
verlassenes Kind?"
„Otto!" Aufschreiend riß sie das
Blatt an sich. Und was es war, und
was es sein mochte, er, Otto, hatt« es
ja schon gelesen studirt, auswendig
Sie sah darauf ni«der.
.Wo hast du die großen Augen her,
Du mein verlassenes Kind?
Wird die Trennung denn so schwer?"
Ein jähes, körperliches Ueb«lb«fin
den quoll ihr in di« Kehle, schnitt ihr
die Luft ab. Trotzdem sah si« ohne
sichtliche Aufregung auf die Zeilen.
„Ein Gedicht —" sagte sie beinah«
gleichgültig.
„Sehr scharfsinnig beobachtet!"
spottete Otto. „An wen mag's wohl
sein? An dich, dächte ich schwerlich."
„Den mir Moral und Redlich
keit —'
.Otto, sag nochmal, wo hast du's
„Im Papierkorb. Ich habe nicht
etwa geschnüffelt, meine Liebe. Ich
Plötzlich kam etwas wie Besinnung
über sie, wi« «in krampfhaftes Verlan
gen, was «s auch fei, das hier auf sie
lau«r«, ihn, den Höhnischen, Schreckli
chen, de» gegen Wolf Feindlichen,
außerhalb dieser Sache zu stellen.
„Ja, aber, Otto, was willst du
eigentlich? Dies ist ein Gedicht, das ich
Wolf neulich vorlas und ihn bat, für
„So? Ach! Wi« reizend!" Otto
kennst du es, liebst «s sogar. Ach, Ma,
kl«in« Ma, wie schön du doch auch zu
lügen verstehst!"
Da wich ihr der Boden unter den
Füßen. Sie hatte keine Handhab« ge-
Aber Gott, was ist dies nur? Ach,
Dummes Herz, was hast du nur zu
klopfen? Das macht nur Otto mit sei
nem albernen Gethu«.
Schritts," an das dunkel brennende
Länwchen. Wolfs Handschrift war's
Da geht's sich schlecht allein —"
An wen war dies gerichtet?
Nichts gab Aufschluß. Keine Unter
schrift, teil. Nam« war daran zu f«h«n.
Zeilen, als lachten sie mit Ottos G«-
sicht. Kein Datum? N«in oixr
doch:
Boden fiel der Zett«l
„Den mir Moral und Redlich
keit —"
Wagenrvllen klang draußen, zu glei
cher Zeit klopfte es heftig und immer
heftiger.
,Ma, aber so mache doch auf. Ich
wollte dir nur sagen, du wirst doch
Wolf nicht klatschen, dag ich es war,
der dir den Zetlel brachte. Kannst ihn
ja allein gefunden haben. Auf Ehre,
er lag im Papierkorb, offen für Jeden.
Was hast du denn davon, mich mit in
eure Suppe zu tunken? Du, Ma. wenn
d» nichts sagst, versprechi ich dir, noch
heute Abend dir zu sagen, wer das ver
lassene Kind ist. Ich habe nämlich
meine Fährte. Aber Herrgott, Ma,
.Warum klopfst du so wüst, Otto?"
„Na nu!" Er hatte mindestens er
wartet, sie ganz verheult zu sehen.
.Wo :st der Zettel?" Sie hielt nichts in
„Ich habe keinen Zettel mehr. Ich
hören."
„Ach so, hm, hm. Na ja. Ich weiß
auch von keinem Zettel mehr. Das
schlug halb elf.
Mariannens Blick aber verkroch sich
in bitterer Scham in ihrem Teller, in
Athemholen eine Qual. Was wollte
sie, was sollte sie hier an seinem
Tisch?
So also sah die Lösung aller ihrer
Fragen, all«r ihrer Zweifel aus? O du
blinder Sinn, und du hast so viel ge
tastet, und auf das Einfachste konntest
du nicht kommen?
Flüchtig, in gramvoller Neugier hob
sie den Blick. Wie mag «r wohl aus
sehen, wenn er solche Worte spricht
Warum denn aber so, Wolf? Welche
Moral zwang dich zu mir? Warst du
mir verpflichtet?
Wolf oder bin doch nicht ich ge
meint? Hat vielleicht alles kein« Bezie
hung?!
„Hoffentlich geht heute die Nacht
glocke nicht," sagte Woif aufstehend.
„Ich bin todinüd«."
Als «r an ihr vorüberging, sah si«
ihm nach. Ist txnn wirklich zwischen
uns eine Kluft so weit und tief, daß ich
zu thun?
Sie stand auf, aber die Knie zitter
ten ihr. War nicht diese Erkenntniß
ihrer Fremdheit allein schon die Ant
wort auf all« tröstenden Zweifel?
Einen Moment packte es sie wie
Wahnsinn. Ihm nachstürzen, ihm zu
Füßen stürzen: Hab mich lieb! O sei
sein Lieben herbeigeweint hatte!
Otto kam herein und sah sich vorsich
tig in der Stub« um. „Ist er hin
aus?"
Da richtete sich Marianne auf. Ein
wilder Abscheu schüttelte sie, Feuerfun
ken sprühten ihr vor den Augen.
.Fort mit dir! Ich will dich nicht
sehen! Was bist du, und was ist er!
Noch ein Wort von dir in dieser Sach«,
und ich sage ihm, daß er dich aus sei
nem Hause weist. Zwischen ihm und
mir ist kein Platz für dich!"
,Na nu, na nu!" sagte Otto. Ganz
entgeistert sah er ihr nach, wie si« hin
ausging.
Albernes Gehabe! Und er hatte so
interessante Nachrichten für sie. Wie
fein hatte er es, ohne auffallend zu
Abendstunde im Pfarrhaus gewesen
sei. Und daß Else Bärenwender im
Spiel war, hatte er ja als hellhöriger
Aber mit der verdrehten Ma war in
diese: Hinsicht nicht gut umgehen.
hören wollte, durfte man es ihr auch
nicht zu Gehör bringen, sonst gab's
""Schede d' sch" Gl het d
ger eins auszuwischen, ging ihm nun
so glatt durch die Finger. Ja, rechne
nur einer auf die W«ib«r, wenn sie ver
liebt sind!
Wolf schlief ein, kaum daß er den
Kopf in's Kissen gelegt hatte.
und hörte seine Athemzüge und die
Athemzüge des Buben.
.Ja, du hast recht: nach sel'gem Spiel
Da geht sich's schlecht allein —"
Allein! Warst du allein, Wolf
O, wer nahm diese Verse aus ihrem
armen, kranken Gehirn? Wo war das
Feu:r, das sie verzehren konnte, wie
das zusammengestückt« und ausgeklebte
Rezeptformular im Ofen verzehrt wor
den war?
14.
Noch war dai alt« Jahr nicht her
um, da kam Ulrich Eggers nach Kläh
nen, aber nicht geritten wie gewöhnlich,
sonder» zu Wagen in seinem allerbe
sten Anzug. So etwas hatte er im
Gefühl: man thut allen Werktagsstaub
von sich ab, man wäscht sich die Hände
als ginge man zur Kirche wenn
man seines Lebens größten Gang vor
sich Hai. d'fch« f'
Glück geholt hätte. Er dachte so recht
Alte an? Der bleibt sein Lebtag außer-
halb stehen, während unser die Thatest
tägszeit zu erwählen, in der er den
Pastor schlafend wußte. Auch zu Haus
hatte er nichts gesagt oder weniger alt
nichts: er hatte «twas von «in«r Ein
ladung g«logen, um seinen Sonntags-
Als Else ihn eintreten sah, wußt« sie,
als was er kam, und was für sie kam.
Er schickt« ohne langes Komplimente
machen ihre kleinen Geschwister hinaus
und trat zu ihr. Si« stand am Eßtisch
in ihrer großen Schürze und legte eben
das Tischtuch zusammen. Es roch
noch etwas nach Mittag, obwohl «in
Luftfenslerchen geöffnet war.
So allein mit ihr er hatte sich
diesen Moment hundertmal vorgestellt
in Träumen und in Wachen und
Sie aber war sehr blaß geworden.
Mit ihren verarbeiteten Händen legt«
sie das Tischtuch zusammen und noch
.Ich habe Si« li«b, Fräulein Els«
t«n —" stammelte der arme Jung«.
Es waren die trübseligen Reste einer
schönen Rede, die er noch im Wagen so
Elses Hände hört«n plötzlich auf,
das Tischtuch zu str«ich«n. Die Färb«
verging ii> ihrem Gesicht. Erstarrte si«
unter seinen tollkühnen Worten?
Ihm war, als drehe sich alles um
es es hat Sie wohl ver
sagte sie nur leise und schüttelte den
Kopf. Wie sie ihn anblickte, ward ihr
plötzlich so still zu Sinn. Ein lindes,
erlösendes Vertrauen kam in ihr er
schöpftes Herz.
„Ich habt Ihnen auch nicht viel zu
bieten," sagte sie mit schwer«! Stimme.
„Ich weiß ja alles," gab er still zur
Antwort. .Ich iveiß auch, daß ich
nicht viel bedeute, gegen —"
Es siel kein Nam«. Er konnt« nicht
fallen zwischen diesen beiden oder
ihre Scham wäre ohne End« gewesen.
Aber in diesen von Erleben überschwe
ren Minuten stand alles, was er, der
hatte, noch einmal wie ein« unüber
steigliche Schicksalsmacht zwischen
ihnen.
Lautlos, in athemloser Bangigkeit
verstrichen di« Minuten. Da kam das
arme Scelchen wieder zu sich.
.Es ist ja gar nichts —" sagte sie
mit einem verlorenen Lächeln, das ihm
das Herz zerriß. „Das ist ja alles
schon so lange, schrecklich lange vorbei.
„Ja ja —" sagt« er nur, weil er
fühlte, ihr zu Hilfe kommen zu müssen,
und nicht wußte, welche Worte sie jetzt
gebraucht hätte, d« ihr aufhalf«», ohn«
weh zu thu».
„Daß Walter so krank wurde da
habe ich alles vergessen. Da kam mir
der liebe Gott zu Hilfe. Ach nein, so
will ich nicht sagen! Das klingt ja fast,
als sähe ich es für gut an, daß es fo
kam. Nein, nein! Ich meinte nur
ach, wir wollen nicht mehr darüber re
den. Ich meine nur noch das: viel bin
ich jetzt wohl nicht mehr!"
.O für mich sind Sie noch im
mer zu gut," sagt« Ulrich. Er drückt«
sich eben so aus, wie es in seinem
Vermögen stand. Else sah ihn an und
mußte plötzlich lächeln. Es war, alt
guck« ihr alter kleiner Schalk schon so
ein bisch«» wi«der um die Ecke.
„Und wie es in Holzhagen ist, das
wissen Sie ja auch," sagte er eifrig.
„Vater läßt mir das Gut, ivenn ich
Heirathe, das hat «r gesagt. Meinen
Bruder muß ich dann wohl auszahlen,
aber es ist in den letzten Jahren gut
mit uns gegangen. Sonst hätte ich es
Ihnen auch gar nicht so angeboten.
Und viel arbeiten haben Sie gar nicht
nöthig, Mama hat's nie gethan."
,O, natürlich arb«ite ich!" sagt«
Else. „Was denken Sie sonst? Ich
Langweile."
„Nun wie Sie es mögen —'
sagt« er ganz gehalten. Ihre Antwort
entzückte ihn, aber doch nahm «r sich
fest vor, ihr nur ein ganz kleines Feld
einzuräumen. Sie sollte eben auch ver
wöhnt werden. Karl Eggers, der Alt«,
spulte doch noch bei seinem Jungen im
Blut.
,JPs nun abgemacht?" fragte «r
ganz schüchtern, als stünde ein Eon
trakt in Frag«, der doch allzu sehr nur
zu f«in«n Gunsten liege.
„Ich denke ja," sagte Else zwischen
Weinen und Lachen.
einander und zog das Mädchen leise an
sich heran, und sie ließ sich ohne Wider
stand von ihm iüssen. Er machte et
auch behutsam genug, denn ihm war
„Guter, lieber Mensch!' dachte sie.
still an UlnchS breiter Äq-/!t«r
. Fortsetzung folgt.)
Für die Kiichr.
Gebratener Käs«. Recht tro
cken ausgepreßt«! Weichkäse (Quark)
wird ungesalzen in einem tiefen Tell«r
od«i in «in«i Schüss«! in die Küch« ge
stellt, w«il «r im Warmen schneller
schmierig wird. Ist dies geschehen/so
Dessertkäse gleich.
Ge spick t e Kalbs l e b e r mit
und Salz und Pfeffer. Man richtet
fene Leber in der Mitte der Schüssel
Fleischbrühe zuschüttet und Acht gibt,
nein, grünem Gemüse dazu.
KalbSnierenschnitten.
Die in ihrem Fett gebratene Niere wird
mit einem Stückchen gekochten Schin
ken und einer Scheibe Kalbsbraten
ganz fein gehackt. Da hinzu fügt man
ein in kaltem Wasser aufgeweichtes
und stark ausgedrücktes Milchbrot,
etwas gewiegte Petersilie, 2 Eigelbe,
Salz, Muskatnuß. Dan i schneidet
man runde Semin«l, die vorher ein
legt diese einige Augenblicke in kalte
Milch, welche init den beiden Eiweißen
vermischt wurde, und giebt auf jede
Semmelscheibe I—2 Theelöffelchen
Farce, drückt dieselbe fest mittelst
tackt in steigendem Bratensett und
Butter auf beiden Seiten goldgelb.
Die mit Farce bestrichene Seite kommt
zuerst in das Fett. Als Beilage zu
feinen Gemüsen, wie Spinat, auch
Wirsing oder grünem Salat, eignen
sie sich vortrefflich.
Kalbsbratenauflauf.
Man schneidet in der Schale gelochte
und abgezogene Kartoffeln in Schei
ben, hackt Ueberreste eines Kalbsbra
tens und etwas rohen Schinken ziem
lich klein, reibt Parmesankäse hinzu
und mischt es untereinander. Die
Hälfte dieser Masse füllt man in ein«
Form und übergießt sie mit folgender
Sauce: In Butter gebräunte, kleinge
schnittene Zwiebel, Salz, saure Sahn«
und übrig gebliebene Kalbsbraten
sauce. Dann wird der Rest der Masse
eingefüllt, mit Paniermehl bestreut
und mit zerpflückter Butter belegt.
Dreiviertel Stunden in mäßiger Hitze
zu bocken. Das Ganze wird dann in
daraus vorgelegt.
Rührei in Coquillenscha
len zu vier Schalen. K Eier, 1 Eß
löffel Milch. 2 Eßlöffel Sahne. I>/5
Unze Butter, 2 Eßlöffel gehackt«
Champignons oder Morcheln, 1 Unz«
gekochter gehackter Schinken, 2 Sar
dellen, etwas Salz. Von 6 Eiern. 1
Eßlöffel Milch und etwas Salz wird
mit der Hälfte Butter ein Rührei be-
Morcheli? gedämpft, 2 EßlöffelSahne,
mit vermischt. Diese Mischung wird
abwechselnd mit dem Rührei in die
erwärmten Coquillenschalen gefüllt,
genebeniSemmel wird darüber gesiebt
Paprikafleisch mit Reit.
Ein junges Huhn wird zerlegt oder
ein derbes Stück Kalbfleisch in hüb
sche Stücke geschnitten. Jetzt pflückt
man in eine Kasserolle Butter klein,
legt die Fleischstücken darauf, salzt sie,
und streut eine Messerspitze Paprika
darauf, ja nicht zu viel. Nun legt
man nochmals ein paar Stücke Butter
aus, daß das Fleisch knapp bedeckt ist,
und läßt es, fest zugedeckt,.halb weich
dunsten. Dann verquirlt man saure
Sahne mit Mehl und einer Kleinig
keit Zucker, gießt dies an das Fleisch
und läßt ei noch etwa bis V,
Stunde dünsten, wobei man öfter
schüttelt, daß es nicht anhängt. Dozll
wird derb gekochter Wasserreis servirt.