Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 11, 1905, Image 3

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    Der - die - das.
überhaupt aus der Welt ?"
„Das."
soweit an demselben auch das ewig
Weidliche Antheil halte. Da Herr Pri
mus nun aber auch in exklusiv männ-
sind.
Welt erblickt Haben? Tauche in's All
ähnlicher Jsolirung erfreuen wie
„das".
Perrücke war Herr» Primus ganz iremd.
Die Unterschrift I'. ?. I'. 7, uiiter wel
cher n durch die Haupl Expedition in
Das war ein schlimmer Kasus!
„Schickst Tu Dein Bild, so ist der
hübsche Roman, der sich hier anspinnt,
sosort zn Ende," dachte er bei sich selbst.
Was thun?
Er bat zunächst um Ausschub; „er
schon in der Schlacht bei Bornhövt IÄÄ7
gekämpft hatten", nnd endlich eine „lang
jährige Directriee" au» einem Breslau??
Putzgeschast „mit nicht unansehnlichem
Briese der Reihe nach durch.
Welcher Leihbibliotheks Roman hätte
und von so verschiedene» Weltanschauun
gen.
Freilich war diese sechssache Corre
alle Welt zu den „Stummen der Erde"
zählte. ll' ll h
voller NameuSuntcrlchrift zu unlerhal
len. Nur das I'. ?. 1. 7 blieb hart
näckig k>.l>. k>. 7.^
die letzten Briese ihres Anbeters in X.
mit dem rückhaltlosen Geständniß ihrer
Gegenliebe.
„Das" wurde erhört, „das" hatte süns
Bräute.
Die Briese lautete»:
„München, den K. Mai.
Lieber Primus!
ln der Hoffnung aus postweiiden
Elsa Vach.
München, Kmirrstr. 4 (im eigenen
tische Gleichung, die mich seit acht Tagen
vollständig in Anspruch nahm, glücklich
gelöst, als Ihre letzte Zuschrist einiraf,
Sen? Erstände mir schlecht an, in diesem
Falle die Zimperliche zu spielen und mich
zu ziere». Wohlan: ich nehme an, was
sie mir bieten, erwidere zunächst im
Geist Ihren Händedruck und hoffe bald
aus Ihr persönliches Erscheine» in Ber
lin, um Sie den Meinen als den Meinen
oorzustelle»! Alle» Uebrige dann! Die
Pflicht ruft: ich muß zu meinen Schüle
rinnen! Werde ich heute die nöthige
conjugiren zu lehren? Und doch! Es
muß sein, der kategorische Imperativ
befiehlt'S, sonst machte ich weit lieber aus
reiferen Menschenseele sich aufdrängen!
Ihr letztes Wort über unser Zusam
mentreffen in Berlin recht bald erwar-
Jhre allzeit getreue
Nachschrift: Wie alt wird Tante am
nächsten
Die Mittwochs-Correspondentin, das
Dresdener Stiefkind, ließ sich also aus:
„Werther Primus!
lingskind des Unglücks nur ein Traum?
Nein —es ist Wirklichkeit. Das sind
die lieben, schönen, kerzengeraden
Tamelicudamc" sollte sein), weil „sie
Zahnschmerzen habe"!!! Da haben Sie
iii einem Wort die ganze Tyrannei, un
/.'in- s>ch
also:
„Tem Muthigen gehört die Welt!
seien wir inuthig! Papa wird vielleicht
anderer Parti,ieen wegen nicht gleich zu
stimmen, aber das soll uns nicht zaghaft
machen! Nicht wahr, lieber Primus,
znch Sie sind lein Mann der bleichen
Ahnen, der Helden von Bornhövl, wird
mich stärken und führen! Also: die
Trommeln gerührt und avaneirt!
Ihre
Osfizier, "
s
letzte Zuschrist las und immer wieder
las!
Ach Primus! O Du!
Nimm mich denn hin mit Allem, was
späterhin auch »och zu Hause Hüte gar
niren und etwas Beihilfe ist das doch
immer! Ja, Du wirst mich sicherlich
zu ganz neuen Kombinationen begeistern!
Ich habe den ganzen heutigen Tag in
Emanuel Geibel'S Juniusleide» gelesen;
ganz mein Fall! Du kennst sie doch?
Ach, wenn inir's doch ein Gott gegeben
dem herrlichen Sänger! Aber ist ein
neues Hulmodell schließlich nicht auch
eine Art von Gedicht ? Es ist mein Gr
dicht! Das Gedicht Deines bescheidenen,
aber treuen Veilchens, das sich mit All
'
„Was wird daraus werden?" dachte
Herr Ichicktanz, als er diese Briese den
Korrespondenz - Mappen einverleibte,
„Siehst du, mein Junge, so weit wärest
du mit der Zuuge niemals gekommen:
deine Zeder war doch wohl ein wenig zu
vorschnell! Wir waren mit den Korre
spondenzen so schön im Zuge und nun
aus einmal heißt es plötzlich: Schluß
folgt und der Roman ist am Ende.
Er überlas noch einmal seine letzten
fünf Bries-, welche die obigen Erklärun
gen hervorgerufen hatten und mußte sich
gestehen, daß er allerdings „ein wenig
stark in's Zeug gegangen sei." Insbe
sondere schien es im jetzt etwas uniiber
1.-qt, daß er in denselben seinem bewußten
Hoffnungsstern aus Hinterpommern eine
viel stärkere Leuchtkraft verliehen habe.
P. P, P. 7 schrieb:
abendlich unter uns etadlirlen! In
Ihrem letzten Briese aber lüstcn Zie die
MaSke, gestalten mir, anstatt wie bisher
harmlos über Andere und AndereZ zu
plaudern, einen Einblick in Ihr Herz
und illuminiren Ihre „ernste Absichten"
durch den Leuchtthurm einer Erb
chen sein, das eine derartige Wendung
mit Entgegnungen begrüßt, welche Sie
zu weiterer Fortsetzung solcher Korre
spondenz ermuthigen? Ich sür meinen
Theil bedaure nicht nnr jedes Mitglied
inc:»eS Geschlechts, das dessen sähig ist,
sondern auch Sie, der Sie eine so nie
drige Meinung von demselben haben.
ein Ende, Ohne Ihre letzte Zuschrist
würde ich „leider" hinzusügen,
P. P. P. 7."
' .
Herr Schicktanz machte ein ziemlich
grünes Gesicht, als er diesen Bries zu
Ende gelesen; er snhr zwei oder drei
Mal mit der Hand durch den blonden
sich hin:
„Als ehrlicher Kerl muß ich bekennen,
daß sie eigenllich recht hat! Wie so ganz
anders stehen jetzt mit einem Male die
süns Anderen vor mir da! Schade!"
Er blickte nachdenklich vor sich hin und
eindeckte jetzt erst, daß ihm der Briesbote
mit diesem Briese auch noch eine andcre
Zuschrist aus den sophatisch gelegt hatte.
Sie enthielt eine Nachricht, welche Herrn
Schicktanz sür die nächsten Stunden aus
ein Bries seiner Tante, der
ihm kurzweg meldete, daß die gute Dame
plötzlich an einem Herzschlag verstorben
sei und daß er als Universalerbe bald
möglichst sich an Ott und Stelle einfinden
möge. Da die Erbschmt viel größer sei,
<-»-> er , Pnmus) iu Fol" der sehr be
scheidenen seit >erigen Unterstützungen der
Seines Abschied als Diätar erhielt
Zukunft! Jetzt Sie Ihr
wenn ich so rede! Befolgen Sie meinen
NM! Gott befohlen!"
Ohne eine Antwort des jungen Man
ien!
lich zuckte durch sein Herz die Frage: ob
P. P P. 7 jetzt wohl auch so Dich an
Ach P. P. P. 7!
(Fortsetzung solgt.)
Maß st a b.
Die Fabrikation von Perlkette».
Perlketten, wenigstens solche aui
echten Perlen, die aus den bekannten
Perlmuscheln stammen, sind ein sehr
seltener und kostspieliger Schmuck.
Denn echte Perlen, die auf dem Wege
südlichen Oceane (Persien, Ceylon,
Amerika und Australien), zum Theil
auch in Flüssen gewonnen werden, fin
sehr begüterten Leuten zugänglich sind.
Nun sind aber gerade Perlketten ein
schon seit alter Zeit äußerst beliebter
Schmuckgegenstand unserer Damen,
verzweigte Industrie, die sich schon im
Mittelalter mächtig hob und heutzu
tage «inen großen Umfang angenom
men hat. Sie stellt künstliche Perlen
auf verschiedenen Wegen her, und die
gangbarsten Artikel sind zurzeit die
Perlen auS Wachs, Glas und Holz.
füllt; sie wiegen sehr leicht. Es wird
interessiren, zu hören, daß die Perlen
essenz da« Destillat der Schuppen ei
nes Fisches, des Ukeleis, ist. Sie ver
leiht den Perlen eine täuschende Ähn
lichkeit mit natürlichen Perlen, und je
nach dem Grade dieser Ähnlichkeit be
mißt sich auch der oft recht hohe Preis
der Wachsperlen, auch Fischperlen und
Bourguignons genannt. Ihre Erfin
dung durch Jaquin datirt um 1656.
Die Fabrikation war lange Zeit Ge
heimniß, ihr Hauptsitz ist jetzt in Pa
ris, Straßburg, Schwäbisch-Gemünd,
Wien und Venedig.
mit Kalk und Kohle geschliffen. Be
rühmt sind die großen Glasperlenfa
briken des kleinen Marktfleckens Mu
von Venedig, deren kunstvolle Fabri
kate auch einen angemessenen Preis ha
ben. Die Herstellung der Glasperlen
der Industrie Nordböhmens, und hier
sind z. B. in der Gegend von Gablonz
an der Neiße sehr viel Arbeitskräfte
der Hausindustrie und des genossen
schaftlichen Kleinbetriebes damit be
schäftigt, Perlen aus theils irisiren
dem, theils farbigem und theils
schwarzem Glas anzufertigen und zu
bearbeiten. Zum Betrieb der Schleif
maschinen benutzt man in der Regel
Sehr viel getragen werden jetzt auch
große schwarze Perlen aus Holz, die
man mit Hilfe der Drehbank anfertigt
und deren Hauptherstellungsgebiet der
französische Jura, zum Theil ader
auch schon eut
in Berlin angefertigt und die Fabri
kanten dieser Ketten beziehen ihr ge
sammtes Material aus oben erwähn
ten Gegenden. Auf Fäden aus Zwirn,
Seide oder Baumwolle reiht man die
Perlen je nach Geschmack aneinander.
Bei besseren Ketten, vornehmlich aus
schwarzen Perlen, verwendet man sei
deneSchniire, auch verknotet man solche
an besseren Sachen hinter jeder einzel
nen Perle, damit bei einem etwaigen
Reißen der Schnur nicht sämmtliche
Perlen abfallen. Die Phantasie des
Fabrikanten bei der Herstellung der
Kettenmuster ist nach Natur der Sache
ganz unbeschränkt und gewährt den
weitesten Spielraum, so daß man that
sächlich Ketten in allen Variationen zu
Gesicht bekommt. Die Länge der Ket
ten richtet sich nach ihrer Bestimmung,
ob Hals-, Uhr-, Fächer- oder Muff
ketten. Es werden da u. a. gefertigt
kurze Halsketten, sogenannte Colliers.
Seit langer Zeit sind bekannt und be
liebt ein- und mehrreihige Colliers aus
Wachsperlen, die zu jeder Saison pas
sen. Neuerdings werden solche Colliers
auch aus irisirenden und schwar
zen Glasperlen, verziert mit di
versen Steindekorativnen, getragen,
desgleichen finden jetzt sehr gern lange
Ketten bis zu 10 Fuß Verwendung,
besonders solche aus schwarzen Per
len. die theils als Uhrketten mit Ka
rabiner geschlossei, theils aber auch
offen und mit Quasten versehen als
Zierketten bestimmt sind. Weiter gibt
es.lange Ketten, die den doppelten
Zweck- ein- und mehrreihiger Halsket
ten und Uhrketten in sich vereinigen.
Fächerketten fertigt man in den ver
schiedensten Genres meist aus farbigen
Glasperlen, versieht sie an dem ei
nen Ende mit Karabiner, am andern
mit Schleife, durch welch letztere sie
dann gezogen werden.
Als Concurrenzartikel gelten die
Hornketten, nach Art der bekannten
Metallketten Schake um Schake anein
ander gereiht. Indessen stellt sich ihr
Preis im Verhältniß zu den Perllet
ten theurer. Früher war auch Jet
(eine schwarze, sehr politurfähige
Braunkohle) ein sehr beliebtes Mate
rial zur Herstellung von Perlen, in
dessen ist es gegenwärtig nicht mehr so
an der Mode. Auch die Fabrikation
von Perlketten ist mehr Gegenstand
der Hausindustrie, in welcher aus
schiedenster Stände sich beschäftigen.
Bezeichnend. ,Du hast doch
meine Gebirgsgedichte gelesen? Wel
chen Titel empfiehlst Du mir?"
.Alpdrücken."