Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 11, 1905, Image 2

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    Die schwarze Kugel.
Die Luft war schwül und schwer zum
Ersticken. Ich verwünschte das Kli
treter der Firma L..., M... <k Co.
und kl-Nertcan
flammte es hell auf, und im Scheine
des Wetterleuchtens gewahrte ich Hans
Howald, mir gegenüber auf der Brust-
Ich sprang zu und packte ihn noch
zu rechter Zeit: anstatt in's Meer,
purzelte er auf die Deckplanken.
Veitstanz aufführt!"
„Mensch!" rief ich entsetzt. „Sie
wollten also absichtlich in's Meer stür
zen?"
Selbstmord gedacht. Ich weiß Ihnen
„Sie schwatzen Blödsinn," erwiderte
ich. „Die Hitze hat Ihnen zugesetzt,
und im Rauchzimmer haben wir heute
Er nickte.
Wahl."
zuckten. Es pfiff, es zischte, es heulte
Windstille folgte dem Sturme.
In dieser halben Stunde hatte
Howald gebeichtet, des Oesteren un
terbrochen durch den Lärm des Tor-
Natürlich war ein Weib der Angel
punkt der Tragödie.
ist's doch!" brauste ich auf. „Mich
das! Feig? Wieso feig? Jeder, der
sich balgen Schauer
„Verrückte Geschichte," warf ich ein.
„Gewiß, toll und verrückt, und ich
theoretisch sterben?"
„Haben Sie gehört, was ich sagte?"
„Ja, ich Hab's gehört. Was mei
nen Sie?"
Compromiß schließen müssen. Las
sen Sie Ihren Namen fallen, lösen
Sie alle und jede Verbindung mit
Todtenschein vorgelegt >v«rden muß.
Afrika ist neben uns und Afrika ist
groß, verschwinden Sie in der Wild
von sich hören. Sie können in den
tiefsten Tiefen des schwarzen Erdtheils
leben und Sie können sterben dort,
vielleicht bald schon, so oder so aber
gibt's noch einen Kampf um's Da
sein, das ist jedenfalls anregender und
fifchfutter machen.
Sinnend saß Howald mir gegen
über. „Sie wären der einzige, der
darum wüßte," sagte er endlich.
„Der einzige, und mir müssen Sie
Nachricht:
» « «
Nach zweijährigem Verweilen In
Loando hatte ich einen Sechsmonat
>rlau'> angetreten. Nur zu eilig ver
flog die schöne Zeit: ich mußte Euro-
mündung. Im Hause eines liebens
würdigen Dänen, Chefs des Lootsen
dienstes, fand ich gastfreie Aufnahme
di. In Matadi hikte ich, daß der,
den ich suchte, dort vor etwa Jahres
frist in einem französischen Dampfer
angekommen sei. Man hatte in ihm
alsbald den Mann von Bildung er
kannt und dem muthmaßlich daheim
in mißliche Verhältnisse Gerathenen
und unter angenommenem Namen
Auftretenden große Sympathie ent
gegengebracht. Etliche Monate war
er, zur höchsten Zufriedenheit seiner
Prinzipale, in einer Faktorei thätig
gewesen, dann aber hatte er eines Ta
ges jemand gesehen, den er daheim
gekannt, und sich dadurch veranlaßt
gefunden, seine Stelle aufzugeben und
in's Innere des Landes zu verschwin
den. Der, vor dem er geflohen, hatte
ihn übrigens gar nicht beachtet, und
niemandem kk Matadi war der Name
Hans Howald je zu Ohren gekommen.
Selbstverständlich hatte auch ich ihn
nirgends verlauten lassen.
Ich forschte und forschte, aber erst
nachdem ich die guten Leute davon
überzeugt hatte, daß ich nicht als
Sendling der Justitia hinter ihm her
sei, vertrauten sie mir an,- Paul
Schmidt, wie er sich genannt, sei in's
Land der Kassai gezogen mit der aus
gend einen Handel eigene Rech
nung zu eröffnen. Da feit seinem
Abgang keinerlei Nachricht von ihm
den Kannibalen erschlagen und auf
gefressen worden.
Mt einem so unbestimmten Bericht
durfte ich mich nicht begnügen. Ich
hatte Clara versprochen, der Sache auf
den Grund zu gehen, und so trat ich
denn mit Führern und Trägern den
beschwerlichen Marsch in's Innere an.
Fünf Wochen war ich unterwegs
durch den Urwald, da endlich fand ich
ihn. Mir hatte das Fieber arg mit
gespielt, und als ich in meiner Hänge
matte in Howald's Dorf getragen
wurde, war ich mehr todt als leben
dig.
Dank meiner guten Constitution
und d«r sorgsamen Pflegt, die mir
zutheil wurde, erholte ich mich rasch,
und als in meinem Kopfe wieder voll
kommene Klarheit herrschte, entledigte
ich mich des übernommenen Auftrages.
„Der bloße Wunsch, Sie zu begrü
ßen, Howald," begann ich, „hat mich
nicht in diese Wildniß gebischt."
„So viel habe ich schon Jhr«n im
Delirium gehaltenen Reden entnom
men." entgegnete er. ..Ihre Gedan
ken haben sich fast ausschließlich mit
Clara Kayser beschäftigt: als Abge
sandter dieser Dame haben Sie mich
ausgesucht, scheint's. Weiß sie um
das Compromiß, das ich mit meinem
Ehrgefühl geschlossen?"
„Ich habe Sie nicht verrathen. Von
verschiedenen Seiten bin ich gefragt
worden, ob ich etwas von Ihnen gese
habe ich geantwortet, Sie seien spur
los in Afrika verschollen."
„Und wie sind Sie denn dazu ge
fprechen: Sie kannten doch, soviel kh
weiß, die Kaysers gar nicht?"
„Nein? damals als Sie und ich
ren, kannte ich die Familie nicht, aber
vor einem halben Jahre bin ich zu
fällig mit ihr in der Schweiz zusam-
und es ist mir gar nicht in den Sinn
gekommen, diese Clara Kayser könne
das Mädchen sein, das zwischen Ih
nen und Hartmann gestanden. That
sächlich erfuhr ich das erst, nachdem
ich ihr einen Heirathsantrag gemacht
hatte."
Aufregung und frug in ruhigem
ne: „Was hat Clara Ihnen gesagt?"
ter tragischen Umständen gegebenen
Thal streichenden Windhauche. Wei
dem Abfallhaufen scharrten und pick
ten Hühner. Aus den Waldesti^en
da habe ich «inen harten Kampf ge
kämpft, schließlich aber mir zugeschwo
ren, das Wort, das ich dem Lebenden
gegeben, auch dem Todten zu holten,
wenigstens in dem Umfangt, wie ich's
bis anhin gethan. Später habe ich
manchmal daran gedacht, die über-
Nl-mmene Ehrenpflicht einzulösen voll
und ganz, aber jetzt habe ich hier ein
neues Lebensinteresse gefunden: den
Schwarzen, die zu mir ausschauen,
Kraft widmen, bis der Schickfalslen
ker mich abruft von diesem Posten.
Für meine Verwandten und meine
Freunde, für die Kulturwelt im All
gemeinen bin ich gestorben und bleibe
ich gestorben. Sobald Sie mit Afri
ka fertig sind, reisen Sie h«im. Ma<
Er reichte mir seine Rechte, wir
tauschten einen warmen Händedruck
formell mit der Vergangenheit bre
chen. Auch über das, was sich hier
vor Ihren Augen abspielen wird, mö
ge» Sie Klara Mittheilung machen,
«ber außer uns dreien soll niemand
in Mitwissenschaft gezogen werden,
solange ich lebe. Dringt früher oder
daß Sie dann meine Familie inKennt-
Jch habe das bestimmte Gefühl, daß
mir keine allzulange Frist mehr be-
Howald.
„So, so! Die wievielte Ihrer afri
kanischen Frauen ist das?" frug ich
s h
ÄbsiMuß."
zu werden, erreichte ich glücklich mit
meinen Leuten Matadi, und einen
Monat später war ich auf meinem
Posten in Loando.
Ich berichtete eingehend an Klara,
aber noch ehe Antwort von ihr einlief,
erhielt ich die Anzeige, Paul Schmidt
sei gestorben. Er hatte mit drei Eng
ländern. die des Jagdsportes wegen
ins Kassailand eingedrungen war«n,
einen Streifzug unternommen und
Jene afrikanischen Erlebnisse liegen
heute schon etliche Jahre in der Ver
gangenheit zurück, aber mein ältester
Bube, dem wir den Rufnamen Hans
gegeben haben, sorgt dafür, daß die
Erinnerungen nicht verblassen: er
schwärmt für den dunklen Erdtheil
und will dort, wenn er groß geworden,
Löwen, Elephanten und Nashörner
schieben.
Wohnungswechsel.
Ja, gekündigt hatten sie. Herr Rib
bel hatte es zwar nicht gewollt, aber
Frau Ribbel wollte es doch nun einmal
also geschah «s.^
Kanzleiraths neuerdings Klavierun
terricht b«kam, und weil e« über Frau
Ribbels Kräfte ging, sechsmal am Tage
je zehn Minuten lang das kindliche
hören.
Das naheliegende Mittel, Kanzlei
raths um ein« weniger freigebige Ver
theilung der Uebungszeiten zu bitten,
war ausgeschloss«n, d«nn Frau Ribbel
und Frau Kanzleirath Krause „stan-
F tt b s
Herr Ribbel schwieg, aber er hatte
seinen Plan. Mitte März kam er ein
mal mit einem wehleidigen Gesicht nach
„Ach, Rosel, wi« mir das l«id thut!"
„Um Gotteswillen, was ist denn ge
schehen? Hat sich Moppel etwa —"
„Nein, nein, nichts mit Moppel. Es
ist wegen d«r Wohnung."
„Ja. Wir können am Ersten nicht
„Warum nicht? Wieso?"
. „Weil der Inhaber schwer krank
b«n!'Rosel!"°"" Augenblick ster
„Ster den?" stottert« Rosel, die
den Tod hatte. „Was fehlt ihm
denn?"
„Stabiolosis höchstes Sta
„Um Gotteswillen! Was ist denn
das für eine neue Krankheit? Ist sie
ansteckend?"
„Aber das ist ja gräßlich! Wo sollen
ain Fünfzehnten oder gar erst am er
sten Mai hier einzieht. Ihm ist das
ganz egal, denn als glücklicher Hausbe
„Si«h mal, Rosel, es ist doch besser,
des kindlichen Liedes: „Al —le Vö —gel
Möbelwagen abbestellt, Ribbel?"
»Selbstverständlich! Wird alles bo-
sorgt, liebes Herz. Du brauchst Dich
um nichts zu kümmern."
Mißtrauisch sah Frau Ribbel ihren
Krankheit mit dem kuriosen Namen
bekam? Oder sie selbst? Oder gar
Moppel, der Augapfel? Das war ja
Das musikalisch« Kind eine Trepp«
Am 1. April rollte am frühen Mor
„Ribbel!" rief Frau Rof«l in athem
mal, eine Oktave höher: „Ribbel!"
Der Rentier Ribbel lachte in feine
Kissen hinein, darauf sagte er aber wi«
„Vi —m —h? Was ist denn?"
Thür!"
„M—m? Was geht das mich an?"
„Ribbel! So wach doch endlich aus!
Jetzt richtete sich Ribbel im Bett auf
Frau. 'd« d' 'bl'ch
„Ribbel, quassele nicht! Was hat
„Na und? Mein Möbelwagen ist
„Wa —as? Wessen denn sonst?"
Da ward Herrn Ribbels Antlitz
„Was? Und hast es mir nicht ge
sagt? O, Du gräßlicher, abscheuli
cher —"
„Schimpfe nicht! Als ich es erfuhr,
da hatten wir längst gekündigt."
Gör mit seinem Klimperkasten fort ist,
falls fort! Nein, so was! Hättest Du
„Al —l« Vö —gel sind schon da!"
„Ribbel," sagte Frau Rose schwach.
Nun hatt« es Herr Ribbel leicht. Er
Der rechte Vogel. Alte
Männer schimpft?
—Am Telephon. „Herr
Meyer, unser Haus brennt." .Ist
das Feuer sehr groß?" „Sehr groß,
gerettet?" „Jawohl, Herr Meyer,
~. Na, also endlich haben Sie sich
entschlossen, die reiche Bankierstochter
„Gnä' Herr, eS war Jemand da, der
Sie sprechen wollte!"
„Hat er seine Karte hier gelassen?"
gepappt!"
Erkannt. Musikkritiker (zu
»iihn.
chen!"
Wenig st ensetwas. Gnä
dige: „Mina, wirbeln Sie beim Zim
merfegen doch nicht solche Staubwol
ken auf!" Mina- „Ich hab' mir ge
dacht, das wär' vielleicht 'n kleiner Er
satz für Sie, weil Ihnen der gnädige
Herr das Automobil verweigert hat."
Adkühlmi».
„Hatte heute kolossalen Erfolg bei
Paffender Vergleich.
stieß, für «inen Rangirbahnhof zu hal
len!"