Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 20, 1905, Image 3

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    Die Mi-Mit.
Noman von Ernst Zahlt.
(11. Fortsetzung.)
Hintergrund, der wie ein Schlupfwinkel
war. Dort ließen sie sich auf den
Strohsack nieder, der in d-rWärine des
Herdes lag, hockten ein paar Minuten
nahe beieinander und schnauften nicht
recht frei. Endlich legte der Bub den
Arm um die Schulter der Claudi.
„Komm, kannst da schlafen." So zog
er sie «n sich, daß ihr Kopf an sein«
Brust zu liege» kam. Sie sperrte sich
ein wenig, aber weil sie in seinen Ar-
Hansi.
Der Werner Jacki lag seit Wochen
begraben. Unten im Thal saßen der
len lastete eine dumpfe Schwere. Jeder
stehen? Der Nachbar traute der Mei
eckigen Lidern sie angeblitzt und ge
herrscht hatte: „Hätten wir das erste
Mal den Muth gehabt, zu sagen, daß
Roththal, die Mordthat, so lebte er
nen an, der sie überholt«, während sie
schwerfällig des Weges stieg, trug das
schwarz« Tuch überm Arm und den
wurde, tuschelten ein paar Jsengrunder
zusammen: „Die hilft ihnen heraus,
denen vom Roththal, auch diesmal, di«
Clari - Marie!"
Allein, wie sie gegangen war, kam
die Clari - Marie zurück. Jetzt hatte
sie ihr Tuch umgenommen -, denn es war
funden."
Da stand d«r Jacki still, der inmit
ten eines Haufens von Männern ging.
holten Grolls. Mit den schweren Ar-
R»um, sein ganzes knochiges Gesicht
Manroth vor Entrüstung. „Und wenn
Den Jacki sahen sie jetzt plötzlich
just schmerzhaft stechen. .Weißt,"
schuld, daß er tod! ist, der Bub."
Roththal, Clari-Marie."
ganz.
über dem Jfengrund, daß die zwei
Morde ungefühnt blieben. .Auf den
Dorfgass- fegender Windstoß das Ge
das ihr mir anthut?"
Die Clari - Marie sah aus der Thür
ihrer Werkstatt, als er vorbei ging.
Ihre Blicke trafen sich flüchtig; dann
feste Gesicht. Sie wußte, daß der fast
Kehle - GiSler. Entschädigt hatten sie
Die Clari - Marie, während der
Kehle - GiSler vorUberstieg, hatte kei
nen Gedanken, dah si« ihm Unrecht ge-
Wie eine Wolke hing es über dem
Jfengrund. Zwei Morde waren ge-
Es schien so. So plötzlich, wie sie das
neu entdeckt« Bergthal bevölkert hatten,
blieben die Fremden w«g. Mitten im
Sommer stand der große Gasthof
plötzlich leer.
.Wißt ihr? Jetzt ist keiner mehr da,
Aerdienst hatten, fuhren auf. „Was?
Schweigen soll sie, die Clari - Marie!
hat sie, dem Löwenwirth
TöÄ, der Schreiner, eines frühen Mor
gens in der Wohnstube der Clari-Ma
rie, hielt sich an einem Stuhle fest und
war fahl im zusammengefchnurrten
Gesicht. „Beim Eid, Frau," sagte er
mit unsicherer Stimme zur Clari-Ma
rie, die mit ihm beim Morgenbrod ge
sessen hatte, „heute lann ich nicht hin
über in die Werlstatt, in den Knien
habe ich es so und im Koos, ganz wirr
ist mir." Dabei schob den uralten
Filz vom Kopfe, als ob ihm h«iß s«j.
„Es wird der Uebergang sein," sagte
die Clari« - Marie, .weil es Winter
wird jetzt. Setz dich an den Ofen oder
geh wieder in's Bett. ES wird schon
besser werden bis morgen." Aber als
ihr Blick bei den Worten zufällig den
Alten streifte, wunderte sie sich schier.
Sie hatte noch nie beobachtet, daß dem
leuchtete.
Der Alte saß nachher den ganzen
Tag fröstelich am Lsen. Am Abend
er war immer ein Frommer gewesen
meinte er zur Clari - Marie: „Mit dem
Pfarrer möchte ich reden einmal; es ist
mir doch nicht so recht."
Die Clari - Marie horchte auf, sah
ihn scharf an und erschrak. Der Töni
war manchmal ein Brummiger gewe
sen, hatte auch «in paarmal, früher be
sonders, vom Fortgehen gesprochen,
aber er gehört« doch fest zum Haus; und
auf einer langen, die keinen Rückweg
hatte. Di« Clari - Marie sah scharf,
Zeichen standen in des Tönis Gesicht!
„Geh, hol den Pfarrer," befahl sie
der Severina draußen im Hausflur.
Der Pfarrer betrat ihr Haus sonst
nicht mehr, weil er wußte, daß er nicht
Als er nach einer Stunde kam, ließ
sich di« Clari - Marie nicht sehen. „Für
sagte sie zur Severina, als dies« zu ru
fen kam. Der Töni war inzwischen
vom Ofenstuhl weg und in s Bett ge
buntgezogenen Kissen. .Ihr hättet das
heilige Oel mitbringen sollen, Pfarr
herr," stammelt« er, als der Hochwür-
Stunde noch einmal zurück, im Ornat
diesmal und mit dem Sigristen zusam
men, der ihm das Rauchfaß trug.
nis Bett gesessen hatte. Die schlanke
Severina stand dem Psarrh«rrn Rede.
Der Töni war schläfrig, so schläfrig,
daß er unsäglich mühsam die Augen
d«ck«l ausriß, als der Pfarrherr ein
trat, wie im Traum »achstammelte,
was der ihm vorbetete, und über dem
„Nur Schlaf hat er," sagte der
Pfarrherr nachher im Weggehen zur
Severina, „am Sterben ist er noch
Die Clari - Marie wußte es anders.
Die stand in der Werkstatt und wählt«
schöne iveiße Bretter aus und maß und
kerbte «in und legte sich Werkzeug zu
recht. Als der Pfarrherr fort war,
ging sie zum Töni zurück. Der lag
und schlief und athmete so leis.wie ein
Neugeborenes.
Als Schlafensstunde war, hieß die
Clari - Marie die Severina sich legen.
über Mitternacht hinaus war darin,
wenn einer scharf lauschte, der Kinder
athem des alten Menschen zu hören.
Als der neue Tag begonnen hatte, war
das klein« Auf und Ab des Ath«ms
M M- t '.h d
die Thür herein, gerade hin zum B«tt.
Sie lauscht« nicht, si« sah nur das wei
ße, spitze Alteleutegesicht an und fuhr
zweimal über des Tönis Augen. Dann
Was sie da that, schien ihr wie das erste
Pflichtgebot, schien ihr der sürnehms!«
Liebesdienst, den sie dem alten Knecht
schuldet«. Sie begann den Sarg zu
zimmern.
Und da, während di« Säge pfeifend
in's Holz schnitt, schnitt ihr selber et
was in's Herz: „Der auch ist weniger,
Clari - Marie, der auch noch!" Und
plötzlich mußte sie die Arbeit lassen und
in's Haus hinüber gehen und in die
stand die hartsinnige Frau an der
Thür, durch die sie leise «ingetreten
war, und sah die schlafende Severina
an und zwang sich, still zu sein und ste
hen zu bleiben, obwohl eine Gier sie
hinriß an's Bett, daß sie sich darüber
werft und der dort, dem Kind, dem
23.
letzte Reise that. Me Clari-Marie
und dieselben Hände, die das Haus ge
nau gefügt, daß Brett an Br«tt sich
scharf und glatt legt«, faßten den Tod
ten sicher mit knappem Griff und bet
teten ihn ein. Es sielen keine Thränen
in den Sarg, kein rührfameS Jammern
rechte Weib, das ihm die letzten Wohl
thaten that, hatt« in all' seinem lurz«n,
entschlossenen Wesen eine Art Feierlich
keit, so daß dem Töni Ehre geschah, wie
kaum j« «inem im Jfengrund g«sch«h«n
war. Zur Stunde, da der fertige Sarg
aus der Werkstatt in die Stube hinüber
genommen wurde, schloß die Clari-
Marie die Werkstattthüre ab und ver
wahrte den Schlüssel in ihrer Schlaf
stube. Einen Buben, der wenig« Tag«
nach des Tönis Begräbniß ihr Arbeit
bracht«, wies sie an den Zurfluh-Felix,
den jungen Schreiner, der seit «inem
Jahre im Dorfe saß. „Ich lasse es gel
ten jetzt, mit der Schreinerei."
Nachher ging es wie ein Lauffeu«r
durch's Dorf: „Die Clari -Marie gibt
die Werkstatt auf!"
Der Russi, ein achtzigjähriger Bauer,
Clari-Marie?"
d/si ss' > h d ch
lange nicht am Tode. So blieb di«
Wertstatt geschlossen, und die vom
Jfengrund gewöhnten sich daran, zum
Häge, Bäch« und Hütten, alles weiß,
und daß alles still war, das Wasser
rauschen und das Hin und Her der
auf Gäste gehabt hatte. Wie di«
Ab«r die Cill« hatte die Einsamkeit lieb
Amtsblatt gestanden hatten! Jetzt Hau
der Jaun und di« Cille hausten, gut
sein. Die Base Cille wußte nicht, was
alles si« ansangen sollte, dem Jaun die
Gedanken, und hielt in Gedanken die
Hand fest, weiß Gott wie lang! Aber
viel mußte der Jaun Im Kopfe haben!
Winter. .Mußt denn Hausen. Mut
— weil es so still war im Haus und di«
Base Clari - Marie so weit von einem
weg war, selbst wenn sie in der Stube
bei Vater und Mutter! Ja, die
Mutter! Nicht heim durften sie! Sie
Abenden lag. Die Severina hatte eine
Arbeit zur Hand; anfangs stichelte sie
tapfer, aber dann bedrängte sie die
Stille wi«d«r, das Heimweh packte si«
nach denen, die fort waren. Die Thrä
nen traten ihr in die Augen; immer
mehr füllten sich diese. Nun hingen
groß« Tropfen an ihren Wimpern. Di«
Clari - Marie sah es ganz zufällig,
als sie einmal hinüberblickte.
.Was hast?" fragte sie und klappte
aber sie schluchzte leise auf, während sie
die Thränen abwischte. Die Clari-
Marie legte die festen Arme auf den
Tisch und sah das Mädchen an.
die Tischplatte. Jetzt sprach das Mäd
chen. „Sp still ist es seit seit sie
all« fort sind!"
.Ja, ja, es ist still," sprach di« Clari-
Marie ihr nach. .Geh halt auch zur
nicht, was denkt Ihr auch?"
Die Clari - Marie stand jetzt auf,
Sie ging hinaus und kam wieder. Die
sinns Herr. „Ihr Base," sagte sie
(Fortsetzung folgt.)
Mitwisserin. Freundin:
.Das Dienstmädchen haben Sie noch
gehorcht, wie wir unser Kaffeekränz
chen hatten... deshalb muß ich si» be
halten!"
F»r die Kichr.
Junge Gans mit Apfel
sauce. Die dazu zu verwendende
riebene Schalotten, etwas Salz und
Pfeffer und läßt es verdeckt einig«
Stunden darin liegen. Alsdann rührt
Schälott«, Salz, Pfeffer und Zucker
Sockel aus Aspic her. Man löst Ig
Fon d u e - Paste t che n. Flache
Butter- oder Blätterteig aus. Jndes
reichlich Butter mit ein paar Eßlöffel
voll Mehl, löst sie mit etwas Sahne
Masse kalt ist, auch der Schnee des Ei
scheArt. Eine schöne Kalbslun
rinade über Nacht liegen. Beim Ge
mit 2 oder 3 Kochlöffel Mehl eine helle
gout zu Tisch.
Gedünstet« Gänseleber.
Mit etwa» Butter wird di« von Haut
tene Fett wird abgegossen, die Leber
mit wenig Mehl bestreut, eine mit Nel
ken besteckte Zwiebel dazu gethan und
s-ft und richtet die Leber mit der sei«
Schüssel an.