Neues Kupferschatzlau». In den berühmten «ilberregionen der Anden. lVrobi Tinge im Werk, mii Nanlercapilal dahinter. Kupscr ist Peru» und Bolivias «nerschloNene Reichthümer. Große Zukunft kür Kohlenförderung. Hochmoderne l?r> Von d«n Landen, wo «inst di« Jn cas herrschten, hat man schon viele wirkliche und angebliche Wunderding« erzählt, und Dichter und Romanschrei ber können hier noch üppige Nahrung für phantastische Schöpfungen finden, in der dämmernd fernen Vergangen heit sowohl, wie in der Gegenwart, mit großartigen od«r grot«sk«n Natursce nerien als Hintergrund, welche so recht mit d«m Charalt«r der Volksüberliese- Es scheint ab«r, daß auch die Zu kunft dieser Gegenden unter dem Ein fluß ganz nüchternen modernen Ge schäfts - Unternehmungsgeistes sich in manchen Beziehungen wundervoll ge nug gestalt«« wird, ja daß erst unter seiner Führung di« Hauptschätze dieser Hochg«birgsregion«n werden g«hob«n werden, womit keineswegs vergra bene oder versenkte Schätze aus der Jncra - Zeit gemeint sein sollen. Aus letzter« legt man überhaupt in Kreisen kühl denkender Lands- und Geschichts kundiger heutzutage nicht mehr viel Gewicht? denn es erscheint sicher, daß der grausam« spanische Eroberer Pi zarro und seine Kumpane so ziemlich olles Silber und Gold wegschleppten, welches die Jncas gefördert hatten, diese aber waren die herrschende Klas se, und alles übrige Volk arbeitete ei gentlich nur für sie; da gab «s also wohl nicht gar viel« Schätze mehr zu Jedenfalls ist Alles, kvas man in zeln und im Ganzen nur von sehr be scheidener Bedeutung, und es ist, wie gesagt, recht fraglich, ob überhaupt märchenhafte Funde solchen Charak ters gemacht werden könnten. Anders aber ist es mit D«m, was unmitt«lbar dem Schooße der Natur noch entrissen und der civilisirten Welt auf neuen Veik«hrsw«gen zugeführt werden mag, nach besseren technischen Methoden, als je zuvor! Andengebirges ein Unternehmen in Gang gebracht, welches sich zu einer der wichtigsten Bergbau - Unterneh mungen auf der westlichen Erdhalblu gel zu gestalten verspricht, zumal wenn es, wie zu erwarten, mit anderen gro ßen amerikanischen Veranstaltungen daselbst in Verbindung tritt. Der Hauptzweck des Unternehmens besteht Pasco - Minen durch eine Gesellschaft gin, D. O. Mills, Henry C. Frick u, s. campirte, wo heute da? Städtchen Cerro de Pasco steht. Das ist über 14,000 Fuß über dem Meeresspiegel, macht« sich wohlweislich ein tüch tiges Feuer, ehe er sich schlafen legte. Als er am Morgen erwachte, machte er die erstaunliche Entdeckung, baß die Steine unier dem Feuer geschmolzen waren, und ein großer Klumpen rci ne» Silber lax an ihrer Stell». Gewiß ist, daß seit dem 17. Jahr hundert diese Minen Silber produzi ren. Man schätzt, daß im Ganzen sür mehr als 60 Millionen Dollars Silber aus Cerro de Pasco gefördert worden ist. Ein großer Theil davon ist nach Europa gesandt worden, aber meistens im Rohzustand«. Vor wenigen Jahren erst wurde «in Sqmelzwerk zu Eajapuica angelegt, etwa 25 Meilen von Cerro de Pasco, an einer Eisenbahn, und seitdem wur de das Silbererz auf den Rücken von Llamas hierher gebracht. Die Trans portkosten waren jedoch enorm! Be kanntlich ist das Llama ein äußerst hartnäckiges Thier, welches es mit sei ner Last sehr genau nimmt und unter keinen Umständen mehr als hundert Pfund trägt. Daher konnte überhaupt nur das beste, «rgiebigste Silbererz auf diese Weis« mit Vortheil nach der Schmelzhütt« befördert werden, und es muß sogar in d«n Abfallshauf«n jener Bergwerke noch sehr viel Silber liegen. Bereits ab«r hat das besagte am.rikanisch« Syndikat die Eisenbahn bis nach Cerr« d« Pasco selbst verlän gert, so daß jetzt dieses Silbererz auf dem Bahnwege nach der Schmelzhütte gesandt werden kann. Daneben aber dauert der Transport mit Llamas fort, und die Thiere gehen an der. Bahngeleisen entlang? auch sind die Preis« so ungefähr den Bahn-Fracht raten angepaßt worden, welche eben falls durchaus nicht niedrig sind. Außer den Silberschätzen sind auch die Goldlager der Nachbarregionen allem Anschein nach noch lange nicht erschöpft? aber jenes amerikanische Syndikat erwartet in erst«r Lini«, aus dem B«rgbauland« der Anden «ine Kup 112 e rschatzgrub« zu machen und, wie gesagt, eine der größten der W«lt. Das wird g«rad«zu eine neu« bergbau lich« Epoche für Südamerika bedeuten. Worauf beruht die Möglichkeit dieser Wandelung? Man hat allenthalben in den Cerro de Pasco - Minen, und auch in ande ren Silberbergwerken Perus und Bo livias, Kupferlager von großer Mäch tigkeit unter dem Silber gefunden. Das Erz. welches jetzt in diesen Berg werken gefördert wird, ist bereits eine Mischung von Silber und Kupfer, und je tiefer hinunter, desto m«hr tritt das Peru, und noch mehr in Bolivia, vie le unausgebeutete Lager von b«inah« reinem Kupfer. Unsere Zeit ist aber in starkem Maße ein Kupserz«italter. und die Kupfersiirtxrung r«ntirt sich gegenwärtig meistens besser, als die Silberförderung. Daher hat sie alle Aussicht, in den vorliegenden Gegen den die Oberhand zu gewinnen, wenn auch die sonstigen bergbaulichen Be triebe, Gold-, Silber-, Blei-, Zink-, als zwei Jahren die neue Gesellschaft etwa 5000 Tonnen Kupfer im Monat exportiren wird, oder 60,000 Tonnen per Jahr. Das ist fünfmal so viel, wie die gesammte Produktion von Chile beträgt, und ist mehr, als Spa nien und Portugal, die grohen Ku tion der Cerro de Pasco Co. einen Geldwerth von etwa 15 Millionen Dollars jedes Jahr haben. Und im Uebrigen nimmt die Gesellschaft noch alles Ander« mit, was si« kriegen lann. aber noch andere entgegen, die von nicht minder großem Interesse sind. Eine, ebenfalls irus amerikanischen Capitalisten bestehende Gesellschaft ha^ von Kohlengruben im Andengebirge und für die Erbauung entsprechender Eisenbahnen zur Beförderung der Kohle nach der Meeresküste erlangt, und sie hat auch einen Landstreifen nem der schiffbaren Zweigströme des Amazonenflusses erstreckt. Das ist «in hochwichtiges Gebiet für sich selbst und bisher der Mangel an guter einheimi scher Kohl«! Wohl giebt es im Süden von Chile, sten Qualität ist, so ist es kein Wun- Die Kohlenlager aber, ivelche die Pacific Co. so heißt die letztge nannte ausbeuten will, vorzüglich« Kohle enthalten, deren Be förderuna nach d« Seelüfte nicht vi«l losten wird, nachdem die geplanten Transportlinien sertig gestellt sind. Diese selbe Gesellschaft plant auch die Anlegung, r«fp. Verlängerung «in«r Bahnlinie ostwärts hinüber nach dem Ucayalifluß, dem, schon oben angedeu teten schiffbaren Zweigstrom des Amazonenflusses. Und weiterhin wird wahrscheinlich diese Bahnlinie mit je ner and«r«n in Verbindung gesetzt woran außer Peru und Bolivia noch Brasilien interessirt ist. Di«s« Gegend umfaßt u. A. das vielgenannte Acre- Gebiet, das ein so bedenklicher Zank apfel war und vor Kurzem von Bott planten neuen Bahnverbindungen in teressirt, da dieselben im Fall von Krieg oder Revolution militärisch sehr nxrthvoll sein können! Zugleich kommt der Ausbau dieser Linien den Projek ten d«r pan-am«rikanischen Bahn wi«- derum ein schönes Stück entgegen. Welche großen Unzuträglichkeiten bisher der Mangel an guten, raschen Verbindungen auch im offiziellen Le ben südamerikanischer Staaten verur sacht hat, kann besonders ein Beispiel aus Peru deutlich veranschaulichen. Derjenig« Theil des peruanischen Ge bietes, welcher am östlichen Abhang der Anden liegt, war stets vom Regie rungssitz aus nur äußerst umständlich zu erreichen und daher schwer zu con trolliren. Wenn Beamte sich von Li ma nach Jquitos, in jenem östlichen Gebietstheil, begeben wollten (am Maranon, welcher einen Theil des Amazonenstromes bildet) so pflegten sie, erst die ganz« Westküste von Süd amerika hinunter, dann um die Ma gellanstraß« und weiterhin die Atlan tische Küste Südamerikas hinauf zu fahren, bis zur Mündung des Amazo nenstromes, und von da endlich weit landeinwärts den ganzen Strom hin aus bis nach Jquitos! Das war die reinst« Caricatur tiner W«ltr«ise. In neuerrr Zeit wird zu solchem Zweck mit Vorliebe der Weg über den Isthmus von Panama und dann den Amazo nenstrom binaus gewählt. Man kann auch die Oroya - Eisenbahn benutzen, soweit sie gebaut ist, und weiterhin auf einem Bergpfad nach dem Ucaya lifluß und von da mitßoot nach Jqui tos gelangen, doch selbst dies nimmt mehrere Wochen in Anspruch, und man kann in kürzerer Zeit von New Jork nach Jquitos gelangen, als von der peruanischen Hauptstadt aus! Die neuen oder verlängerten Bahn verbindungen aber werden auch diesen Krähwinleleien ein Ende machen und sowohl für d«n bergbaulichen und all gemeinen Güterverkehr, wie auch für den Personenverkehr eine neue Aera herbeiführen. Dies wird mehr zum Vortheil der Ver. Staaten als Euro pas fein? natürlich wird es seine Hauptbedeutung fürSüdamerika selbst haben, in politischer nicht minder, als in geschäftlicher Beziehung. So greifen die Räder des geschäftlichen Unterneh mungsgeistes auch in alles Andere ein. Die Bahn, welche jetzt bis nach dem silberüberzogenen Kupferfeld« von Cerro de Pasco geht, ist keine ander«, als die, welche der Californier Hen ry M «iggsvor etwa dreißig Jah ren mit enormen Kosten anlegte. Sie ist bis jetzt die höchste Gebirgsbahn d«r Welt? in einem Tage bringt sie den Passagier vom Stillen Ocean bis ganz hinauf nach dem höchsten Kamm der Anden und landet ihn auf der anderen Seite, mehr als drei Meilen über dem Meeresspiegel. Aber es war Meiggs nicht beschieden, die Silberminen von Cerro de Pasco mit dem Dampfroß zu erreichen? denn vorher ging ihm das Geld aus. Und obwohl das Werl nach seinem Tode fortgesetzt wurde, hat doch erst das neue amerikanisch« Millionärssyndikat di- Bahn wirklich bis nach Cerro de Pasco geführt und wird sie, wie erwähnt, noch weiter füh ren. So wird die Suche nach dem Kupfer immer größere Kreise ziehen und noch mancherlei andere Dinge im Gefolge haben. Ein- iupferfarbig« Rass« war «s, welch- «inst di«se Regio nen beherrschte, und einen stark kupfersarbcn«n Anflug scheint auch der Stempel der Zukunftsentwicklung dieses Kontinents zu -rhalt-n! Es lassen sich allerhand dankbare Betrachtungen darüber anstellen, wie in diesen, vom Sagen-Nimbus umwo benen Gegenden das romantische Al terthum und die modernste Neuzeit mir einander vertnllpft werden. Wer hätte ei sich noch vor wenigen Jahren träu men lassen, daß bald Fracht - Auto mobile nach der uralten Jnca-Haupt stadt Cuzco laufen und dieselbe mit der Eisenbahn verbinden würden, welche vom Stillen Ocean nach dem Titicaca- See hinauf und auf einer Zweiglinie schon bis nach Sicuani geht? Nicht lange mehr wird es dauern, bis das Dampfrotz die Touristen und Forscher bis unmittelbar an die Ruinen von Cuzco selbst bringt. Neben den Damp fbahnen bürgen sich auch eleltrifche Li nien allmählich auf diesen Altcrthums stälten ein, sogar in dem bisher so schläfrigen Bolivia. In Cuzco war es, wo Pizarro aus einein einzigen Tempel, welcher dem Sonnengott gewe'ht war, 40,000 Pfund Gold und 80.000 Pfund Sil ber genommen haben soll! Thatsache ist. daß er hier den weitaus größtes Theil seiner Beule an sich brach!« und am schrecklichsten hauste. Wenn wirk lich ein Theil der Jnca-Schätze im Titicaca-Se« versenkt wurde, so wird es mit der Hebung jedenfalls noch gute Weile haben. Cuzco hat nichts m«hr Wichtigktit früh«rer Tag«? es ist wo 20,(XX1 Einwohnern, mit bedeuten dem geschäftlichem Leben, und der Mittelpunkt einer reichhaltig«» Pro vinz. Nach Verwirklichung aller der neuen Bergbau- und Verkehrspläne wird wohl auch für diesen Platz «in and«r«s Lebenscapiiel beginnen; ohn« daß de» Zaub«rschimmcr der Vergan g«nh«it ganz schwindet. Nicht zu übersehen ist bei d«n n«uen kupfernen und sonstigen Unterneh mungen nüchtern berechnend«! Ameri kaner in den Anden auch di« Rückwir kung d«rselben auf den allgemeinen Handelsverkehr zwischen d«n Ver. Staaten und diesen Ländern. Nament lich der Handel mit Peru dürst« trotz «ller europäischen Genenbemühungen bedeutend steigen? ist er doch ohnedies s«it einigen Jahren schon beinahe auf das Dreifache gestitgtn und steigt un ausgesetzt, ohne daß die Amerikaner bisher viel für f«in« V«rgröß«rung ge than haben. Groß ist z. B. die Wei zenaussuhr von unseren Pacisic-Kü stenstaat«n nach Peru, wie auch der amerikanische Eisenwaaren- und Ma schinen«xport. Selbstverständlich wird auch d«r Ausbau des Panamacanals diesen Handel noch weiter fördern, aber die Kupf«rbergw«rlerei und die inneren Verkehrsvervolllommnungen unter amerikanischer Führung aber scheinen bestimmt, di« zwei ku pfernen Hauptpol« der Welt zu sein. Dir Heringsseele. Die Heringe hätten ja gar keine Seele! hältst Du mir entgegen und blätterst beinah« empört weiter. Hast Du ad«r eine Ahnung vom Menschen leben im Welttreife! Hast Du eine Ahnung von den Heringen, die wir in meiner Jugendzeit gegessen haben! Ich sage Dir, «ine Seele hatten die, so sichtbar und greifbar wie ihre Grä ten und Schuppen und mindestens so lang wie mein längster Finger. Dar um natürlich auch anzufassen, wirklich und wahrhaftig anzufassen, was ia sonst allerdings bei Seelen in der Re gel nicht der Fall ist. Utbi igens hab« ich gestern sestgestell^ Seelen haben, selbst die Berliner He ringe nicht ausgenommen. Als ich sie einem rühmlichst bekannten Professor der Naturwissenschaften zeigte, den ich eigen» zu diesem Zweck zu „Pellkartof feln mit Heringsschwanz" eingeladen hatte, meinte er mit einer impertinent überlegenen Miene: das wäre nichts anderes als die gewöhnliche Schwimm blase des Fisches. Gewöhnliche Schwimmblase! So'n Professor! Ab«: ich bleib« bei meinem Jugend glauben, ich bleibe dabei, daß es die Seele des Herings ist. So ein«m Prof«ssor der Naturwis senschaften ist ja nichts Geheimnihvol l«s mehr heilig, und eine sichtbareSeele erlennr er überhaupt nicht mehr an, ge schweige nun gar «ine Heringsseele, di« zu greifen ist. Also glaub's oder glaub's nicht ich lasse mir die Seele des Herings nicht rauben, ich bleibe bei m«in:m Jugendglauben. Di« Heimath der Seel« ab«r ist der Himmel; und wenn sie nicht von selbst hinausfliegt, muh man sie hinauf „sliclern", dachten wir in meiner zwi schen Harz und Hohenhagen in tiefem Grunde gelegenen Dorfhcimalh. Denn wir waren gutgläubige und gutmü thige Ltut« und sind's heute theilweis« noch, wie dies Exempel zeigt. Da wir bis zum wirtlichen Himmel, der doch weit über den Wollen ist. nicht „sliclern" lonnlen, wohin ja eine He ringsseele auch nicht gehört, so na, so warfen wir sie unter die weitzge tünchte Stubendecke. Nicht etwa, dah nur wir Kinder es gethan hätten, Alten thun sahen. Und so lonnt« man denn in meinem Dorfe kaum «ine Stube sehen, deren Decke nicht fröhlich belebt war von jungen und alten Heringsseelen, hier noch frisch glitzernd, zumeist aber schon bedenklich dürr und trocken, so dah sie nur noch einem grauen Faden glichen. len darüber, ob dies das Seelenleben überhaupt fei; habe mich dann aber an der Lösung dieser philosophischen Frage nicht weiter versucht. Um so mehr hat Herr Fritz H, „ufe Schaulmester". an verschiedenen Win tertagen über die Heiingss«el«n unter der Decke der Schulstube grübeln und ! jetzt^ gerade wieder die Zeit, da die Geschichte sich jährt, und so muh ich sie auch erzählen. Ihr mögt sie hö- Wir waren unser zwölfe. Zwölf Jühnder Jungens von 12 uno 14 Jahren. Auserlesen vor anderen, denn es war ein hoh«s und heiliges Wer», auf das wir uns vorzubereiten hatten. Das neue Jahr mußten wir sitzen. „Ach. wie lausen doch die Jahre, Wii rnschwindet doch dieweil" usw. Natürlich mußte das erst gehörig geübt werden. Sechs Wochen vor Weihnachten fingen wir an, und jede Woche zweimal kam«» wir zufammtn, entweder in der Schule, oder im Hause des Obersten, der die Singübungen zu leiten hatte. Das war d«r Konfir mand, der den obersten Platz in der Schule inne hatte, was dazumal noch nicht nothwendigerweise eine Conse quenz der Fähigkeiten und Tugenden zu sein braucht«. Ich war der Oberst« trotzdem nicht, wie ich nur gleich geste hen will, und so brauch« ich wohl auch da geschahen. Es war der erste Winter meines Sinzens. „Bormanns Wilhelm up'n Barge" war der Oberste, mithin mußte er auch die Singstube stellen. W«nn Bornemanns aber Spinnegäste erwar teten od«r backen wollten, hieß es Mor gens m der Schul«: »Hüt« Ob'nd in der Schaul«!" Dann fanden wir zwölf uns pünkt lich sieben Uhr Abends in der Schul stub« ein und sangen, daß die Wände dröhnten. Der »beste Sänger" sang Reihe nach jeder einzeln singen, worauf die ganze Chor loslegte: „Ach, wi« laufen doch die Jahre, Wie verschwindet doch di« Zeit" Und über dem Allen waltet« der straffstrengi Ernst des Obersten. Wehe dem Lacher, wehe dem Widersetzlichen! Entweder mußte er einen Vers noch war, oder er wurde mit zwei Pfenni gen angekreidet, die bei der Vertheilung des Singegeldes zu Neujahr in Abzug kamen. angestrengter, als in der großen Schulstube am Abend wie am Morgen unausgesetzt eine jämmerliche Kälte herrschte, so daß uns die Zähne im Munde klapperten, wenn wir uns Es gab aber noch ein Mittel, uns warm zu machen, das war der Geist des bösen Beispiels, Wenn die Dorf gemeinde ihre Weiden köpfte oder <mf Bruch und Anger „Multhucken" <Maulwurfshaufen) streute, oder wenn sie „bönreinigte", d> h. gemein- Da nun kleine Mäuse auch Schwänze haben, so dürft Ihr es gar nicht für so ungeheuerlich ansehen, daß wir in der großen kalten Schulstube nach der Väter Weise auf die Idee verfielen, mal zusammenzulegen. Ihr der Schule lagen und sich im Dorfe immer eines lebhaften Zuspruchs er freuten. nichts hatte, was er „zusammenlegen" konn'e, so trat „Jlsens Lui" für ihn ein, der einzige, der schon in der Schul: ein regelrechtes Portemonnaie drin hatte. Zwei gute Groschen für ei nen, wenn auch nicht gerade guten, so sens" gehörten zu den großen Leuten, die's „hatten". Wenn nun die Mehr zahl der Apostel noch je zwei Pfennige dazu gaben, erhielt man schon mehr Branntwein, als die Mehrzabl von zwölf dummen Jungens vertrugen noch nicht so verdorben, daß wir nicht das Essen dem Trinken vorgezogen hätten. Wir begnügten uns darum und kein mußte, wurden di« Heringe von ihm so vertheilt, daß jeder Apostel ein Sliick bekam, der eine nicht weniger und nicht mehr als der andere, mochte er gu: fingen oder schlecht. Doch ehe diese Vertheilung vor sich ging, wurden die Heringsseelen sorgfältig nach der 'Mütter Weise feierlich herausgelöst und unter den „Ballen" „geslickert". Nach solcher Atzung ging das Sin gen, wie man sich denlen kann, noch dreimal so gut. Eines Morgens nun, als „uft Schaulmester" gerade mit dem Ad .Und Zeiche/geschehen an der Sonne und Mond und Sternen" häl! er ganz plötzlich inne und guckt starr unter den Ballen. Ich denle, es handelt sich um Sonne, Mond und Sterne und gucke auch binauf, merle aber d<ild. daß es die blitzernden He ringsseelen sind, die das Aug« des strengen Mannes fesseln. Sein Ge sicht röthet sich ein wenig, er sagt je doch nichts Besonderes, sondern fährt nach «iner starlen Pause mit starler Stimme fort: „Und auf Erden wird den Leuten bange sein und werden za gen, und oas Meer und die Wasserwo gen lv-rden brausen. Und die Men- und vor Warten der Dinge, die da kommen sollen aus Erden —" verlor auch jetzt kein Wort darübec, ober die rasch« Röthe seines Gesichts war um einen Ton dunkler geworden. Und wieder hieß es eines Tages: »Hüte Ob'nd in der Schaul«!" Und wieder wurden zwei oder drei Herings seelen unter den Ballen geslick«rt, aber di«smal ehe das Licht brannt«, d^in beschränkt«! Natur sei. Wir wollten uns also das Recht, die H«ringsseelen lieber iin Dunkeln ab. Doch stand uns allen deutlich das Gesicht vor Augen, das Herr H. wieder machen würd«, cherns um so weniger enthalten, als es unter uns Zwölfen Witzbolde genuq gab, die ihr Licht um so Heller leuchten ließen, je dunkler es in der Schulstube war. Als wir dann die Zillarlompe (Solaröl), die unter dem Balken hing, rower nach 'n Fritzpäen un lange welke." len Umständen vor ihm hatten, nicht öfter zuließ. Benjamin, der sich nicht mucksen mit den Swewelsticken die Nachricht, daß der „Schaulmester" nicht zu Hause sei, wie die „Schaulmestersche" ihm gesagt hätte. Holla hoch! Die Katze nicht zu Hause, da tanzen natürlich die Mäuse auf den Tischen. Hurrah, es lebe der „Fritzpae"! Als dann aber der „Swewelsticken" aufflammte, reckte sich beim Ofen etwas Riesiges in die Höhe, daß uns der Fuß auf dem Pulte und die Zunge im Munde erstarrte. Und als das „Zil« larlicht" durch den ganzen Raum leuchtete, kam „use Schaulmester", die kalt gewordene lange Pfeife quer in der Hand, vom Ofen her und ging und ging auf dem kürzesten Wege durch die Stube und zur Stubenthür hin aus. OhiX ein Wort und ohne uns «inen einzigen Blick zuzuwenden! Da bewahrheitete sich das Woldes auf Erden wird denLeuxn bange sein" sollen." Doch die Dinge, die wir so bänglich erwarteten sie nahmen in unserem Geiste nnwilllürlich die Gestalt mehre der zu singen an, aber mit so kleinlau ten Stimmen, daß sich nicht einmal das Spinngewebe droben in der Ecke rührte. Auch am anderen Tage kamen die Dinge nicht, die wir immer noch mit Herzklopfen erwarteten. Es verging eine Woche, und sie kamen überhaupt nicht. Aber auch die Heringsse-len ka men nicht wieder unter den Ballen. Ja, es hätte uns einer 'n ganzen Tha- So sehr war an diesem Abend unser Respett vor dem Lehrer infolge seines seltsamen, unheimlichen Schweigens Noch manchmal, wenn ich seither das alte Jahr zu Ende geben sah, hab« ich an die seine Pädaaogik denlen müssen, die der nun längit Verblichene in diesem Falle gegen uns anwandte. War es die Pädagogik des schweigen den Abwartens, der bedingten Verur teilung ? Auf jeden Fall empfehle ick' sie, denn kein Anderer hätte bei nnS Jungens einen solchen Erfolg aehabt Also ich empfehle sie, namentlich wenn es sich um so harmlose Seelen handelt, wie die waren, die ich mit diesem Er innerungsstücklein vor der Vergessen heit ben-ahren wollte. AusderJnftruktions stunde. Leutnant: „Warum f«ll der Soldat nicht spielen?" Infanterist: rum soll er nicht spielen?" Das Wunderlind. Kri tiker: „Könnte ich den Ileinen beruhn?' Impresario: „Bedauere der hat will!" hoffentlich?" „Ja ?00,00!) davon gehört Dir doch die Hälfte?" „Nein! Mir gehört blos „die besser« Hälft«"!" Erziehung zur körperliche» Schönheit. In einer Welt voll von Arbeit, Enttäuschungen und Schwierigkeiten, so schreibt eine deutsche Frau in einem deutschländischen Blatte, ist es durch aus nothwendig, die Körperausbil- dung in jeder Weise zu Pflegen, um dem Nervensystem den Halt, die Wi standsfähigkeit zu Heben, die unser unruhig-nervöses Zeitalter in so ho hem Maße erfordert. Zu allen Zei ten, in jeder nationalen Gemeinschaft ist die leibliche Stärke und Gewandt heit in gewissem Maße gepflegt wor den. Selbstzweck wurde die Leibes übung immer erst dann, wenn die Le bens- und Bildungsverhältnisse der Völker oder einzelner Gesellschafts klassen die Geistesbildung in den Vor dergrund gestellt hatten, und es galt, die gestörte Einheit der menschlichen Entwicklung wieder herzustellen. In Griechenland wurde die Leibes übung zuerst zur selbstständigen Kunst, der Gymnastik, erhoben, später kamen die gymnastischen olympischen Spiele hinzu. Die Wasfentänze der Germanen, die' Turniere des Mittel alters, auf die ein großer Theil unse rer heutigen Sport- und Leibesübun gen zurückzuführen ist, zeigen uns des weiteren, in welcher zielbe wußten Weise die Leibesübungen ge pflegt wurden. Unter Gymnastik verstehen wir alle die Uebungen und Spiele, die die physischen Kräfte entwickeln und stär ken, einschließlich Lausen, Springen, Reiten, Fechten, Schwimmen, Rudern, Tanzen, Schlittschuhlaufen, Turnen. Die erste Aufgabe der Gymnastik ist es, das Gehirn und alle eingeengten Organe zu erleichtern und sie zu den von der Natur ihnen zugewiesenen Funktionen zurückzuführen. Haben wir unfern Körper in seinen Funktio nen gut in der Gewalt, so sind wir Ermüdungen weniger ausgesetzt als früher, können Anstrengungen leichter ertragen, Schmerzen schneller über winden. Aeußerlich und innerlich geht eine vortheilhaste Veränderung mit uns vor. Der innere Prozeß, den be stimmte Muskelübungen erzeugen, ist noch immer nicht genau erforscht? aber man weiß, daß eine Art innerlicher Verbrennung stattfindet und somit der Körper von überflüssigen oder krankhaften Stoffen befreit wird? da zu werden die Vlutcirculation und die Athmung gefördert, Herz und Lunge zu gesunder Thätigkeit angeregt, um zweckentsprechend verbrauchte Stosse auszuscheiden und neue dem Körper Für die Knaben gilt nun die Phy sische Ausbildung wohl längst als selbstverständlich, wenngleich sie keines wegs überall die gleiche, einheitliche, energisch durchgeführte ist. Bei der Mädchenerziehung begegnen wir aber leider noch recht vielen, veralteten, schädigenden und engherzigen Vorur theilen. Dazu ist das Verständniß für das Jde«l der Körperschönheit vielfach ganz verloren gegangen. Mit den Leibesübungen soll in der Kinderstube angesang:n werden, kein Alter ist zu früh dazu. Bei den Mäd chen hat man noch ganz besondere Rücksicht auf die Entwicklung von Grazie und Anmuth in Haltung und Bewegung zu nehmen, Eigenschaften, die den Frauen mancher Himmelsstri niinstige systematische Körpererziehung nachdieserßichtung hin erreichen,befan den entsprechenden Uebungen beginnt. In Amerika und England sind diese Uebungen schon längst ein fester Be standtheil der Mädchenerziehung. Ih ren Ursprung haben wir auch im alten Griechenland zu suchen. Bilden beim Turnen Krastleistungen, Gewandtheit, Ausdauer das HaupNiel, so sollen hierbei durch eine höhere, veredelte Form der Gymnastik Grazie, Anmuth, Leichtigkeit in allen Bewegungen er zielt werden. Tanzen spielt eine wich tige Rolle dabei, nicht im Sinne des heutigen Gesellschaftstanzes, sondern als gesunde. Schönheit heischende Be wegung. Die Musik gehört bei solchen Uebun gen ausnahmslos zu jeder Bewegung. Strikteste rhythmische Ausführung ist untrennbar von schönen Bewegungen? ruhig-heitere Weisen unterstützen die Ausbildung vortheilhast. Gewöhnlich bilden die „Uebungen in Grazie und Anmuth" die erste Hälf te jeder Lektion, die zweite wird durch Tanzen ausgefüllt. Kraftleistungen, Bravourstücke werden bei den Uebun gen nicht gefordert, vielmehr Ruhe und vornehme Gelassenheit in den Bewe gungen, was aber nicht etwa mit gleichgültigem Phlegma zu verwechseln ist. Trotzdem werden alle Muskeln in ganz ungeahnter Weise gestärtk und gestählt. Das Uebungsmaterial ist einfach und leicht zu beschaffen: Stä be, die gewöhnlich an ihren Enden mit Kugeln versehen sind, Hanteln aus Holz, Keulin, Bälle und ähnliche ein fache Apparate. Rache. »Sagen Sie Ange klagter, wie sind Sie d«nn dazu gekom men. diesen Herrn so jämmerlich zu verprügeln?" „Ich habe erfahren, daß er der Verfasser vom Liebesbri«fst«ller ist, durch den ich m«in« Frau bekam, inen!"
Significant historical Pennsylvania newspapers