Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 03, 1904, Page 2, Image 2

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Dte Sprache d«r Statur.
, Von K. v. Wolssberg.
Ter Torsintrigant.
An der linken Seite d«r Hauptstraße
des Dorfes, gerade da. wo jeder Wa-
Galtin bei. Wäbrend er sich der Re
teteii. und bei solchen Anlässen zeigt«
der Meister erst, was Geschäftsgeist zu
H«rcze'g hörte einmal ganz deutlich das
Wort H«irath. Er hatte die beiden
Wohl ertannt. ES war der Gutsv«?-
walkr und die Tochter de« Postmei
sters. Er blieb in Gedanken versunken
wieder auf den Beinen und überbrach
te dem Gutsbesitzer ein Paar Reitstie
fel. Der Besitzer der Stief«l, der mit
dem pfiffigen Schuster gern ein paar
thümlich.
„Von uns aus?" rief überrascht der
Gutsherr, „nanu, was ist denn los?"
Herczeg sah sich vorsichtig nach allen
Seiten um. „Ihr Verwalter hat an
scheinend die Absicht, von hier sortzu-
Sie den Verwalter festnageln wollen."
Ueberrascht trat der Gutsbesitzer ei
nen Schritt zurück. „Herczeg, Sie sind
Fast zur selben Zeit, da diese Un-
Marie. der Tochter des Postmeisters,
Mutter.
finden?"
mel in dicses Dorf geschickt. Ich ver
spreche Ihnen 100 Gulden, wenn Sie
nur einen braven, tüchtigen Mann be
schaffen."
„Na. es ist nicht gerade des Geldes
Frau Herczegs.
Nach den Besuchen des Schusters im
Herrschaftshause zu urtheilen, mußte
Dort bl'ib der Verwalter stehen und
klopfte Herczeg vertraulich auf die
Schulter. „Können Sie das Maul
„Mit welcher Marie?" fragte Herr
„Na, und? —"
und? —' . ,
„Ich liebe das Mäd«l, ich will eZ
Als Herczeg in seinen Laden treten
wollte, stieß er fast mit dem Postmei
ster zusammen: als höflicher Mann er
„Danke." brummte d«r Gefragte,
„O, ist das Fräulein krank?"
„Was weiß ich verrückt ist sie,"
war die mürrische Antwort.
„Was für eine Geschichte?" fuhr der
„Daß Fräulein Marie in den Ver
walter verliebt ist, und daß Ihre Frau
Gemahlin eine Heira!h nicht zugeben
will."
„Wie ich hörte, soll die Frau Ge-
stumm da.
„Herr Postmeister," rief plötzlich
Herczeg, „ich hab' mich meiner Treu
Wieder lachte Frau Herczeg. „Ich
habe ihm direkt gesagt, daß seine Ver
„Nun und er?"
„Mein Gott, leider scheint er wirk-
Immer nur ein klein bischen nachgeben,
immer thun, als ob Si« nicht sonder
lich erfreut darüber wäre, und wenn
Ihr Mann am Schluß dann sich in
Eifer geredet hat, na dann sagen Sie
mit einem Seufzer in Gottes Nam«n
ja."
Die Bekehrungsversuche des Herc
zegschen Ehepaares schienen von Erfolg
begleitet zu sein, denn schon in weni
gen Tagen tonnte der Meister dem
Postmeister mittheilen, daß er nun die
Sache aufs Tapet bringen dürfe, wäh
rend Frau Herczeg der Postmeisterin
die erfreulich« Thatsach« verkündete,
daß es ihr anscheinend gelungen sei,
ihn herumzukriegen. Und wirtlich fing
denselben Abend der Postmeister an,
über das Hkirathen im allgemeinen zu
erkennender Weise über den Verwalter
aus und meinte schließlich, daß der
Herr für Marie ein« sehr gute Partie
wär«.
Der Rathschläge Frau Herczegs ein
gedenk, begann die Postmeisterin
schüchtern zu opponiren. den Mahnun
gen des Schusters folgend, beherrschte
d«r Gemahl den aufsteigenden Grimm,
und das Ende der Unterredung war,
daß Frau Postmeister seufzend meinte,
wenn er glaube, daß Marie ihr Gluck
machen werde, wolle sie dem g«wiß
nicht im Wege flehen.
Daß es dem Schuster binnen Kur
zem gelang, Marie mit dem Verwalter
zu versöhnen, braucht wohl nicht erst
erwähnt zu iverden. noch weniger, daß
es einige Wochen später eine solenne
Zur selben Zeit, als das erste Hoch
auf das neuvermählte Paar vom Gut
sbesitzer ausgebracht wurde, faßen Herr
Herczeg und Gemahlin im Kämmerlein
und betrachteten eine Anzahl Schein«,
die alle in den Ecken die Zahl IVO tru
gen.
„Weißt Du?" sagte plötzlich der bie
der« Schuster, „ganz schlau haben wir
die Sache doch nicht angepackt, wir
hätt«n auch die gnädige Frau ins
Spiel ziehen sollen, sicher läge noch ein
Hunderter mehr da schade eine
solche Gelegenheit kommt nicht wieder."
„Ja, man lernt eben nie aus."
seufzte philosophisch die Dame und
schloß die Scheine in die Kasse ein.
Einige Tage nach der Hochzeit gin
gen seltsame Gerüchte im Dorfe herum.
Es hieß, zwei Unbekannte, die oben
drein noch Masken trugen, hätten den
Schuster bei Nacht überfallen und ihn
windelweich durchgeprügelt. Man zer
brach sich vergeblich den Kopf, wer ein
Interesse daran haben könnte, den Al
lerweltsretter Herczeg zu prügeln, und
gerieth bei diesen Kombinationen auf
den Doktor med. und den Thierarzt,
deren Gegnerschaft genügend bekannt
war.
Herr Herczeg aber lag im Bette, ge
treulich gepflegt von seiner Gattin und
meinte melancholisch: „Na, einen Trost
habe ich. die Prügel habe ich mir ehr
lich verdient."
Tie Mahlzeit im Wechsel.
teiner und mit ihm unser Magen!
Auck er ist über nichts so sehr erfreut,
wie über ständigen Wechsel in den für
ihn bestimmten Zufuhren. Brot und
Kartoffeln zwar läßt er sich infolge
eines jahrelangen Trainings täglich
gefallen, aber darüber hinaus hat er
wechselnd: Wünsche. Leider wird
auf diese Wünfcke im Allgemeinen
wenig Rücksicht genommen. Der Jung
geselle ebenso wie der Strohwittwer
giebt freilich seinen Lüsten nach. Nach
einer Reihe von gutwillig genossenen
halten. Er wird deshalb wild, fchei-
Rothkohl ebenfalls undenkbar ist. Der
fleisch, das als „Tafelspitz mit Essig-
ein Unrecht sein. Das Fleisch ist gut,
auch den Eemllsefreund kalt, und statt
daß jeder mit lebhafter Neugier zur
Speisekarte greift, um zu sehen, was
esSchönes zum Rindfleisch giebt, wird
dies Gericht von vornherein mit Ver
minn sie^Rindfleisch kochen will" meist
schon beim Einkauf. Dak ihr di,
Knochen unerwünscht scheinen, kann
man selbstverständlich finden; aber
etwas Fett sollte sie immer gern mit in
den Kauf nehmen. Die besten Fleisch
stiicke stehen immer im engsten Zusam-
Haussrau noch sagt, daß ein größeres
Stück Fleisch sich vortheilhafter kocht,
als ein kleines, und wenn sie deshalb
erkaltete Rindfleisch in dünne Schei
ben schneiden, mit Salz, Pfeffer.Senf,
Essig, Oel. gehackten Zwiebeln und
Petersilie einige Stunden beizen und
felsalat anrichten, so haben wir eine
Abendplatte, mit der wir oft kommen
dürfen. Ist dieser Kartoffelsalat vol
lends mit rothen Rüben oder mit den
schon erwähnen gekochten Suppenge
so haben wir eine Extraschllssel, die
durchaus nichts Resterhaftes an sich
hat.
Die sparende Hausfrau wird hier
vielleicht einwerfen, daß eine doppelte
Portion Fleisch auch zwei warme
Hauptmahlzeiten geben müsse auch
ihr kann geholfen werben, ohne daß
sie das Kochfleisch wärmt. Um nur
ein Beispiel anzuführen, so hilft uns
hier eine braune Zwiebelsauce (bei der
etwas übriggebliebene Bratenjus gute
Dienste thut, und die ebenso würzig
wie gesund ist) mit dem in Scheiben
geschnittenen Rindfleisch schichtweise
angerichtet, mit geriebenem Käse über
streut und im Ofen überbacken zu einer
schönen, warmen Platte, zu der schon
eine frisch gekochte Kartoffel als Bei
lage genügt.
Aber auch diese Karioffelbeilage
möchten wir etwas verpönen. Sieben
mal in d:r Woche Salzkartoffeln und
einmal ein paar Bratkartoffeln, das
ist etwas eintönig. Wenn unsere
Hausfrauen an Stelle dessen beson
ders zu den Gerichten, die mit einer
Sauce aufgetragen werden, mitunter
eine Handvoll Reis nach Art des ita
lienischen Risott» ausquellen oder von
einem einzigen Ei Butternudeln berei
ten wollten «einfache Rezepte zu beiden
giebt jedes Kochbuch), so würden sie
gewiß in ihren Kreisen ein dankbares
Publikum finden und hätten warme
Beilagen zum Fleische, die das Stehen
und Warten viel besser vertragen als
die immer unzuverlässige und em
pfindliche Kartoffel. Wer aber schon
aus seiner Haut nicht heraus und von
der Kartoffel nicht lassen kann, der
versuche wenigstens seinen kulinari
schen Ehrgeiz an ihr. Als Mus und
als Auflauf, gebücken, geröstet und
gebraten, als Salat in mannigfachen
Variationen, lang und rund geschnit
ten, ausgestochen und zu Locken ge
dreht. kurz in Hunderten von schön
aussehenden, stets wohlschmeckenden
und immer billigen Gerichten fügt sie
sich willig unseren Absichten in stets
anderer Form. Abwechslung stärkt
d-n Appetit. Und so möge denn der
Nicht schadet der Wechsel in Kllchen
sragen.
Es beharret im ein guter
Die VoritUanslZilUe.
Nirgends erzielt das antik« Porzel
lan so hohe Preise wie in Tokio, be
man tausend Den (4«XX> M.), so daß
es nichts Erstaunliches ist, wenn die
gen.
Sato hatte im Verlauf von vielen
Jahren mit großer Mühe laum neun
Aen durch den Handel in einer kleinen
Bude in Toti» zusammengespart? di«
Mißerfolge der letzten Zeit, das allge
meine Stocken im Sandel bewirkten.
daß auch Sato, wie'di« übrigen Händ
ler. das ihn erwartend« Schicksal zum
Nachd«nk«n brachte. „Lohnt es zu einer
solchen Zeit zu handeln?" dachte er.
„Besser ist es, di« Bude zu schließen,
Tokio zu verlassen und das Glück in
und da lächelte ihm mit einem Male
das Glück zu. In dieser Hütte, wo er
abstieg, sah er im Winkel auf dem
„Kiti, Kiti, Kater!"
diesen Kater." ...
„Sato scherzt!" sagte er. „Das ist
ein ganz gewöhnlicher Dorfkater. Wir
Kopf.
„Zwei Yen. Nun?"
D«r Wirth machte eine Bewegung
mit der Hand und wandte sich ab.
„Welchen Nutzen habt Ihr, Wirth,
wenn Ihr diesen Kater behaltet?"
fragte Sato. „Nun, ich werde Euch
noch ein Viertel Jen zugeben. Zwei
und dreiviertel Den. Das ist sehr, sehr
viel. Für dieses Geld könnt Ihr Euch
einen Arbeiter für ein ganzes Jahr
miethen."
Aber der Wirth schwieg hartnäckig.
„Nun, ich gebe drei Den."
„Sprich mit meiner Frau," redete
der Wirth heraus. „Der Kater ist ihr
Liebling.
Uen das ist doch Geld!"...
Geld. Der Wirth und die Wirthm
schale."
Kater unterwegs füttern, bis wir nach
Hause gelangt sind. Behaltet die neue
Schale für euch und gebt mir die alte,
Die Leute gaben nicht nach.
„Nein, die alte geben wir nicht!
Nimm eine neue."
Ihre Hartnäckigkeit brachte Sato
außer sich.
„Was für Thoren seid ihr!" fing
er an zu schreien. .Ihr bewabrt ir
gend eine Schale auf, die entschieden
nichts werth ist!"
„Für dich, Sato," sprach der
Wirth höflich, „hat sie. vielleicht, in
der That leinen Werth... Ich weiß
es nicht warum, jedenfalls uns bringt
sie entschieden Glück: wir verkaufen
unseren Gästen schon den siebenten
Kater, der aus dieser Schale frißtl"
Ihre Nuffaffuiig.
In die Wohnung einer Familie war
ein Dieb eingebrochen, wurde aber in
feinem verbrecherischen Treiben schnell
gestört und entsloh mit einer silbernen
Zuckerdose, die gerade zum Putzen auf
den Tisch gestellt worden war. Der
Diebstahl wurde in der Familie be
sprochen! plötzlich fragt die siebenjäh
rige Tochter des Hauses: „Aber
Mama, was wollte dinn Dieb mit
Zucker drin?"
Verschnapp t. Richter: „Der
Angeklagte wollte Sie also mit einer
„Na, Du bist aber heute 'mal gut auf
gelegt!" Dichterling: „Denk' Dir
nur, in dem Blatt hier wurde aus
dlit»!"" m,r abge-
TaS Nitdrigschrauben der Petro
leumlampe.
vollständig gleiche Mnge Petroleunr
selbstverständlich. Die Menge des im
Daß sich in der Flamme tvirllich feste
Kohlentheilchen finden, durch die, wie
gesagt, die Leuchtkraft der Flamme be
iiberzeugen, indem man mit einem
Vlättchen Papier durch die Flamme
fährt. Ein schwarzer Fleck wird auf
dem Papier zurückbleiben. Er besteht
aus feinen Kohlentheilchen, sogenann
tem Ruß, den man mit dem Finger
di? Kohlentheilchen nicht, wie es sonst
hätte sein müssen, zur Verbrennung,
sondern als Nuß auf dem
zu hoch geschraubter überhaupt nicht
zur Verbrennung, sie füllen die Luft
unseres Zimmers, und nir athmen sie
in unsere Lungen ein.
Dadurch werden aber unsere Lun
gen geschwächt, und ihre Widerstands
fähigkeit gegen eindringende Krank
heiten. wie z. B. die Tuberkulose, wird
herabgesetzt. Und solchen Schädigun
gen setzt man sich völlig grundlos aus,
der Lampe keineswegs bewirkt wird.
Darum lasse man die Lampe hell
brennen, oder, wenn man sie nicht
braucht, lösche man sie aus. Das Nie
drigschrauben meide man im Interesse
S<l,la. fertig.
Daß Kinder mitunter schon recht
schlagfertig sein können, beweis! fol
gender Fall, der von einer Leserin mit
getheilt wird.
Das jüngste Kind einer größeren
deutschen Familie war ein lebhaftes
kleines Mädchen von fünf Jahren, das
in jeder Beziehung „schlagfertig" war.
Eines Tages wurde sie bei Tisch von
ihrer Großmutter, einer ernsten und
etwas strengen Dame, wegen irgend ei
ner Unart zurechtgewiesen. In der
ersten Erregung über diese Zurechtwei
sung vergaß sich das Kind so weit, der
würdigen alten Dame einen feilen
(Fliege)"
Ä u ch'e i n Gru n d. Toto, der
schon in die Schult geht, befragt fei
die Muttersprache und nicht die Vater
sprache?" —„Wahrscheinlich deshalb,"
antwortet der Vater, „weil die Frauen
viel mehr sprechen, als di« Männer!"
O Unschuld! „Um wie viel
ist Ihr Fräulein Schwester älter als
Sie?" „Ich weiß es nicht, mein
Herr. In dem Maße, wie ich älter
werde, wird sie jünger, und so glaube
--Ehe-Streit. „Nun gut!
'«scher: „Welche denn?"