6 tkin Kinderschrei. Tagtäglich, seit die „Flandria" New Dort verlassen hat, sitzen William Doxton und seine Frau so auf Deck Glück. Stundenlang sehen sie aus das Meer hinaus und wechseln nur ab und zu einen Händedruck oder ein lei ses Wort. Schiff hält, liegt Frankreich. Mor gen um die Zeit ist er in Paris, das in seiner Einbildung einer Zauberstadt aus Tausend und einer Nacht gleicht. Und er, William Doxton, er, der Sohn des einfachen „Gainbusino^aus leben, wird genießen, was sie in so reichem Maße zu bieten vermag. Die junge Frau aber weilt mit ihren Gedanken bei dem, was die ver gangenen Jayre für sie waren. Genau fünf Jahre sind es her. daß sie als junge Lehrerin mit leichter Börse und mit schwerem Herzen drit ter Klasse die Reise gemacht, die sie nun in anderer Richtung und in erster Klasse zurücklegt. Die Eltern, ehrliche Dörfler in der Picardie, hatten sich gehörig quälen müssen, um ihre fünf Kinder durchzu brmgen und auf sie, die Aelteste, hat ten sie ihre ganze Hoffnung, all ihren Ehrgeiz oncentrirt. Sie soll die Klügste sein, wie sie ja auch unter all den Mädchen des Dor fes die Hübscheste war. Das ist unser „Fräulein", pflegte die Mutter mit Stolz von ihr zu fü gen. „Sie wird mal reich sein, wenn's Gott gefällt; denn so hübsch und klug wie sie ist kein zweites Mädchen im ganzen Kreis." , Als aber Luisens Studium beendet waren, da mußten die braven Men schen einsehen, daß alle Schönheit und alles Wissen noch keine Garantie für die Zukunft eines jungen Mädchens ist; Luise, die ihren Eltern nicht zur Last fallen wollte, mußte sich entschlie ßen, in's Ausland zu gehen und zwar nach Amerika, woselbst französische Lehrerinnen verlangt wurden. Die Stellenvermittlungsbureaux in New Uork boten der jungen Lehrerin nur Stellen im Centrum der Vereinig ten Staaten oder nach der Westgrenze zu: diese abzulehnen, wäre für Luise gleichbedeutend mit vollständigem Elend in dem fremden Land gewesen. So fügte das junge Mädchen sich denn und nach viertägiger ununterbrochener Reise kam sie mit der „South Vacisic Railway" eines Morgens in Tucson, im Staate Arizona, an. Die Hälfte der Weltkugel trennte sie somit von den Ihrigen. Wie schwer waren die ersten Wochen für die junge Erzieherin in dieser kah len Gegend! Wie Trauer ging es von den großen, steinigen Ebenen aus, deren ganze Vegetation in Riesentak teen und stachligen Juccas bestand. Oh! Ihre schöne Heimath, ihre Picardie mit den grünen Wiesen und den in rosigem Blüthenschnee prangen den Obstbäumen! Aber die Familie, in die sie ihr Be ruf geführt, war freundlich zu Luise ... und dann eines Tages lernte sie in dieser William, ihren Will, kennen. Der Vater ihrer Zöglinge war Minenbesitzer. Da er nicht überall zugleich sein konnte, so hatte er Wil liam Doxton sein Vertrauen geschenkt und William, aus Ariyvna gebürtig, abwechselnd Minengräber oder Land wirth, war Feuer und Flamme für das Interesse des Hausherrn. Immer zu Pferde durchjagte er die Wüste von einem Minenwert zum an dern, er beaufsichtigte die Gambusinos, die Minenarbeiter, und controllirte für den Besitzer, was aus der Tiefe der Erde gewonnen wurde. Wenn er dann die Runde gemacht hatte, lehrte er nach Tucson zurück, um Bericht ab zustatten. Als William zum erstenmal bei Tisch die neue Hausgenossin der Fa milie sah, da wußte er nicht recht, wie ihm geschah. Von dem Moment an sah er wachend und träumend ihre blaue Augen, die so melancholisch bli «ken konnten, sah er das seine Gold haar, das das Köpfchen wie mit einem scn, aber es verging noch mancher Monat, bevor er einGeständniß wagte; die junge Lehrerin fand dabei reichlich Gelegenheit, zu erlennen, welch biede rer, rechtschaffener Mensch William Doxton war. Eins Tages aber, da sagte er ihr: .Zwei Jahre erbitte ich mir als Frist, um Ihnen eine Existenz bieten zu kön nen und von Ihnen mein Glück zu er flehen. Wollen Sie auf mich war ten?" Und Luise reichte ihm die Hand und sprach mit bewegter Stimme: „Ich werde auf Sie warten. Will." Einige Zeit daraus verbreitete sich die Nachricht, daß ein kühner Minen gräber an den der Dieser tükne Mann war William. Nach zwei Jahren erschien er vor Luise, um sein Versprechen einzulösen. Kirche zu Saint-Jgnace getraat und am Tage daraus traten sie ir-re Hoch zeitsreise an. deren Ziel Frankreich. Luisens Heimath, war. Ganz nahe sind sie jetzt dem Ziele ihrer Wünsche und Luise siebt sich im Geist schon in dem kleinen, ärmlichen Elternhaus, in das sie nun Freude und Glück bringen kann. schwere Gewitternacht auf dem Meere. Das Deck ist menschenleer. Auch die jungen Ehezatten haben ihre ele gante Kabine aufgesucht. Alles ruht an Bord des großen Schisses, das sei nen Kurs durch die Dunkelheit ver- folgt; nur von Zeit zu Zeit wird «in schriller Pfiff der Sirene vernehmbar. Aber plötzlich erbebt das Schiff in allen seinen Planken, und fast im nämlichen Augenblick, wie von einem mächtigen Sturm getroffen, verlösch ten die Lichter an Bord. Einen Au genblick ist es, als wenn die „Flan dria" auf den Wellen tanze und dann, gleich darauf, neigt sie sich auf die eine Seite, wie ein verwundetes Thier, das Alle sind an Bord gestürzt: ein wil des Rufen und Schreien ertöni, eine grenzenlose Bestürzung hat sich der Passagiere bemächtigt ...; die Nacht, die tiefe Finshrniß erhöht noch die Verwirrung. 'Einige Passagiere be haupten, ganz deutlich ein großes Schiff gesehen zu haben, das sie anae rannt und nun dort in der Ferne sei nen Kurs ruhig fortsetzt ... Das Wasser ist in die Kesselräume der „Flandria" eingedrungen, die Ma schinen stehen, das Feuer ist ausge löscht; die elektrischen Drähte sind zerrissen; beim trüben Licht der Schiffslaternen und beim flackernden Schein von Fackeln mühen sich die Matrosen unter Auswendung aller Kräfte, das Wasser aus den Räumen zu pumpen. In Eile werden die Rettungsboote gelöst. „Wi11!... mein Wi11!... zu Hilfe! Luise schreit es verzweiflungsvoll: die Menschenmenge hat sie von der Seite des Gatten getrennt und ein Matrose hat sie krampfhaft ergriffen, um sie in das Rettungsboot zu brin gen. „Erst die Frauen und Kinder." hat der Schiffscapitän seinen Leuten be sohlen. Die kleinen Booten füllen sich mir schwachen, hilflosen Frauen und Kindern, die nach dem Gatten, dem Vater, den Kindern schrien ... Einige geben ihrer Erregung in verzweifelten Gebärden Ausdruck; an dere sitzen wie belaubt und weinen still vor sich hin. Kinder, die von ihren Müttern getrennt, schreien durchdrin gend. Luise zu Füßen liegt ein Kind, unbeweglich, ob es schläft, ohnmächtig oder todt ist. weiß Niemand, es küm mert sich auch Niemand darum. „Will! ... Will!" schallt schrill die Stimme des jungen Weibes, und der Gatte hat sie endlich gehört. Beim Fackelscheine sieht Luise, wie er sich über den Rand des Schiffes neigt. Mit seinen scharfen Augen, die ge wöhnt sind, in den Gründen zu sehen, forscht er in die dunkle Wasserfläche. „Luise! ... Muth! ... ich komme!" Und Luise sieht, wie er kerzengerade auf dem Schiffsrand steht ... ein Schatten huscht rasch an ihren Auaen vorbei... William ist in's Meer ge sprungen, um sie zu erreichen. Aber das Boot entfernt sich von dem sinkenden Schiff ... Bitten, Flehen, nichts kann die Matrosen bewegen, noch einmal dem sinkenden Fahrzeug zu nahen, um den Schwimmer aufzu nehmen. Das Boot ist auch übervoll, eine Person mehr alle Insassen in Lebensgesahr bringe«. Und mächtige Wellen treiben die Schiffbrüchigen noch weiter vom Da begreift die junge Frau, daß das Entsetzliche geschehen ist, daß ihr William in den Wellen seinen Tod ge sunden ... Hat sie ihn nicht retten hat sie sich über den Rand des Bootes geneigt und will sich in das Wasser stürzen, da fühlt sie sich zurückgehalten ... eine Hand hat sich in ihre Kleider gekrallt. Und in demselben Augen blick hört sie eine Kinderstimme, ein „Mama! .. . Mama!" in die Arme. Sie streichelt es, bedeckt es mit Küssen und heißen Thränen. Und das Muttergesühl, das in jedem weiblichen Wesen im tiefsten Herzen Der Schrei eines Kindes zeigt der jungen Frau, daß das Leben noch Pflichten für sie hat. pser Schließlich aufgenommen hat, in Havre ankamen, betrat Luise schmerz gebeugt die Landungsbrllcke und hielt kam: „Luise!" „William!" Und William war es wirklich. Mit seiner colossalen Muskelkraft, unter Mannes Liebe erfreut. Als Luise, thränenden Auges, den Gatten fragt: „William, soll sie unsere Tichter fein?" da schließt er statt aller Ant- <Zin » and. Mutter: Wollt Ihr gleich still sein, Kinder; der Onkel ist auf Besuch da und soll seine Ruh' haben Fritz: Dem Onkel feine Kinder werden daheim auch Spektakel machen. Mama, und Du hast ihm doch versprochen, er soll's hier haben, als wenn er zu Hause wär! n t schul d i - „Von Ihnen mein Fräulein, habe huldigen und diese armen Vögel auf „Machen Sie sich mit Ihrer Se^i- Die forfcheMinna. „Was muß ich sehen, Minna: Sie reiten mir das Pferd zu?" „Jawoll doch, Madamken, ist bin ja doch ooch als Meechen for Alles Der große Mund. Ziminerwirthin (ihr neues Dienst madchen anweisend): „. . .Beim Zim merherrn auf Nummer sechs dürfen S' net erschrecken, wenn S' ihm in der Früh 'n Kaffee bringen: er schläft nämlich mit offenem Mund; ich hab' anfangs auch 'glaubt, 's Bett hätt' a' Loch!" Ein Festtag. A.: „Warum ist denn der Herr Meier heute so fidel?" B.: „Seine Frau ist mit dem Buch halter nach Amerika durchgegangen versehen!" Verunglücktes Lob. Junger Autor: Nun, gnädiges Fräu- gut, ich habe das Buch mit gelegt. Glück im Ung ck. A.: lehnt?" B: „I, wo werd' ich denn?" Es hat doch in der Abtheilung für Löschpapier gebrannt." . Ablehnung. „Wenn Sie sich nicht auf Ihr Alter besinnen können, so sagen Sie mir wenigstens Ihren Geburtstag." „Gott, Herr Richter, Sie schenken mir doch nichts!" Subjektives Gef iihl. „Tateleben, was heißt das, ä pein liche Reinlichkeit?" „Nu, ä Reinlichkeit überhaupt, die ist immer peinlich." Erster Gedanke. auf, der da vor Ihren Augen stiehlt, Herr Gensdarm?" „Ach, wenn ich den jedesmal aufschreiben wollte; der also quasi im Abonnement?" Gleiches mit Gleichem. „. . .Was, einen imitirten Schmuck giebst Du mir? Das kann denn doch nicht Dein Ernst sein!" „Aber Rosa, war Deine Ohnmacht l Imitation!!" " .Was ist denn das für ein eigenarti ges Gericht, mein Schatz?" „Ach. Hans, ich hatte das Kochbuch verlegt, und da hab' ich ein Gericht zubereitet, daß ich in der Beschreibung einerßeife durch Jnnerafrika erwähnt fand." Das Wichtigsie. Feuerwehrmann (der mit einem verhüllten Packet aus den Flamme? kommt, jubelnd): Gerettet! Die Zuschauer: Um Gotteswu.en, Feuerwehrman: Nein: ein Fäßchen Bier, das noch im Killer lag! D i e n st b o t e n st o l z. Nein, weißte, Milli, heutzutage, wo die Herrschaft schon dieselben Rechte haben will wie wir, ist es kein Ver gnügen mehr, Dienstbote zu sein. Bei Staatsanwalts. „Männchen, nächste Woche hat mein Bruder, der Schriftsteller, Geburts tag; dem könntest Du doch auch eine kleine Freude bereiten!" „Na, schön ich werde seinen letz ten Gedichtsband konfisziren lassen!" Kleine Gefälligkeit. (In der Sommerfrische.) „Nu, er is losgebroche'!. . . Wenn Se 'n sollte' seh n, sin' Se doch so gut un' laufe Se mit Jhr'm rothe' Pa raplui vorne he« in mein' Stall!" Zarte Anspielung. „.. .Also, wie sind der Herr Baron zufrieden mit dem Pferd, was ich Ih nen hab' verkauft vorige Woch?" „Ganz gut nur den Kopf sollte es höher halten!" „Wird es schon, Herr Baron wenn eS ij> beßaahlt!" Bos haft. Kommerzienrathstochter (reich und häßlich): „Dein s.;:i7.t das Schuldenmachen nicht lassen zu können?!" erzeugt?" „Nein!" „Wollen Sie „Auf keinen Fall!" „Na, sehen Sie, fen!^" Die Ber liebte. Junge Braut (zu dem Freunde ihres Bräutigams): „Nun, sehe ich so aus, wie mich mein Bräutigam Ihnen beschrieben hat?" „Doch nicht ganz, dazu fehlen Ihnen noch ein Paar Flügel!" noch? Werthvolle Gäste. Kasernen-Weisheit. Unteroffizier: „Sie, Müller, was darf zum Beispiel beim Militär nie vor kommen?" Müller schweigt. Unter offizier: „Die Hintere Patronentasche, Sie Wallroß!" Entrüstung. Hausfrau (in die Küche kommend, in welcher der Maler beschäftigt ist): „Nanu, was soll denn das heißen? Sie sollen doch die Wände streichen und nicht die Ba- «inhoffnungsvoller Jüngling. Dame: .Ihr bestes Zeugniß ist wohl das Jmpfzeugniß?" Student: „Wieso, gnä' Frau?" Dame: ,J, Nun, es ist das einzige, das den Bermerl trägt: .Mit El' foli"." Schon in der Bibel steht: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei! Dame: Das ist sehr weise und des halb sollten Sie auch zu Ihrer Frau Mama gehen. Zeitgemäß. „Also weil Du Dich gestern mit mir im Restau rant so verspätet, hattest Du solchen Verdruß mit Deiner Frau? Du, als Advokat, solltest Dich doch vertheidi gen können!" „Was will ich denn viel machen meine Frau hat auch Jus studirt und wenn ich anfange, mich zu vertheidigen, fängt sie an, de» Vortrags -Blüthe. „Bon allen Obstsorten, mögen sie nun aus Europa oder den Tropenländern stam men. schießt doch in hygienischer Be ziehung unser heimischer Apfel ent schieden den Vogel ab!" UnterFreundinnen. „Ich weiß nicht, was Du gegen den neuen Bczirksarzt hast, ich fand ihn ganz nett." „Aeltlichen Personen gegenüber soll er allerdings die Zuvor- Ehrliches Bekenntnis, (einer Tirolergesellschaft): „Ich könii. Herausgeplatzt. Kran ker Papagei (zum eintretenden Thier arzt): „Dummkopf, Pfuscher!" Thier arzt (verblüfft, zum Besitzer des Vo gels): „Nanu, habe ich denn das Thier schon früher einmal behan delt?"
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