Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 01, 1904, Page 3, Image 3

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    Fetisch»
«-man von Margarethe Böhme.
(10. Fortsetzung.,'
gen.
„Du bist so still, Gretel," sagt« er
leise.
-und schritt neben ihr weiter. Und wie
der hatte er das räths«lhaste Gefühl
wie in der Nacht, als sei das blüthen
diesblümchen ist. Und eine weiche,
klangvolle Altstimm« schwebt wie Glo
ckenton an seinem Ohr vorüber:
ihr!
chen! Ist dir kalt?"
Der Doktor blickte betroffen auf.
„Welche Frag«, Kind? Du bist doch
Gr«tch«n lächelte flüchtig. „Nicht ei-
die Mutter Wittlve. ihr« kurz« Eh«,
düstersten Kapitel ihres Lebens gestal
tete, und die Jahre des hart«n Ringens
Zum letzten Mal ging Martha Jm
gewohnten Gutcnmorgenkuß.
Morgen, Liebchen. Wir haben gleich
glücklich?"
Gretchen nickt.'. „Gewiß, Groß
drückte. Sie dachte gar nichts. Am
liebsten wäre sie noch einmal einge
schlafen. aber um neun Uhr ging schon
zweitenmal kam, erhob sie sich etwas
unlustig und kleidete sich an. Als sie
nach unten kam, war Otto schon da,
Brautpaar zusammen kommuniziren
wölken, stellten sich bald darauf ein.
Gretchen war angensck>einlich sehr
ergriffen. In ihrem wachsweißen
Gesichtchen schien kein Blutstropfen
mehr vorhanden, und ihre blauen Au^
sie am Ann ihres Verlobten den kur
zen Weg in die Kirche zurück.
Während der Messe beobachteten Ot^
chenalmösphäre. beeinflußt von der
erklärlichen Erregung, in der sie sich
befand, ohnmächtig werden könnte,
erfüllte sich zu seiner Erleichterung
nicht. Nachdem sie nach Hause zurück
getrunten hatte. lehrte die Farbe in
ihre Wangen zurück, ihre Augen aber
behielten das Matte. Verschleierte.
Glanzlose, die Aufregung des Zages
nahm sie sichtlich mehr mit, als ihrer
zarten Beschaffenheit zuträglich war.
Nach der standesamtlichen Trauung
um elf Uhr begann die Brauttoilette
zur kirchlichen Trauung, während der
Gretchen erst ein wenig aufthaute. Sie
war wunderbar schön in dem milch
lenden Schleier wie von einer Wolke
umhüllt, das Myrtenlränzchen wie ei
ne Krone in den blonden hochgesleckien
„Ist dir kalt. Liebes —"
senden Lieblichkeit. Als die Trau-
Hand seines jungen Weibes an die
Lippen.
„Nun bist du mein. Gretel. Keine
Hast du noch Angst, mein Frauchen?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.
Aber mir ist gar nicht wohl. Ich kann
sie sich dem Umsinken nahe und wollte
Wasser trinken. Otto folgte ihr. Sein
ärztlicher Scharfblick bemerkte mit
Luft - nur Luft ——"
Gretchen! Um Gotteslrillen —
sMchaft"
te sie, aus Gretchen zulaumelnd.
Die Aerzte wechselten einen Blick
des Einverständnisses, in den Zügen
Ungeheuerliche nicht fassen und dcch
sich und trat zu den Collegen. die sich
um seine junge Frau bemühten. Das
Entsetzliche lähmte momentan sein
Frau Martha Jmmenthal blickte
hinstarrt«. las sie die furchtbare Wahr
heit. Mit einem wilden Aufschrei
stürzte sie sich auf Gretchen zu. Und sie
stieß die Herren beiseite, umklammerte
„Gretel! Mein Einziges. Mein alles
War das ein Ereigniß in dem stillen
Einerlei des werktäglichen Kleinstadt
lebens! Windschnell hatte sich die
den ebenfalls gern gesehenen jungen
Arzt betroffen hatte, besprachen. Es
war ja entsetzlich und so grenzenlos
man die hold« junge Braut in anschei
nend blühendem Wohlsein und in
strahlender Lieblichkeit zum Altar
schreiten seh:«, und nun lag sie bereits
entseel-, sIS bleiche, szüe Todtc auf
dem Ruhebett. Das Hochzeiishaus
war urplötzlich durch die tragische Fü
gung und Vorsehung zum Sterbehaus
geworden, statt Festesfreude hatt« die
Majestät des düsteren Allbezwingers
Tod seinen Einzug in die geschmückt««
Räume gehalten, statt froher Stim
men lag ein« tief«, herzbeklemmend«
Stille in der Atmosphäre des Hauses.
Die Gäste hatten erschüttert, meistens
weinend, das Haus verlassen. Martha
Jinmenthal war allein bei der Todten
zurückgeblieben. Die beiden College»
hatten den selb«r halb bewußtlosen
und unzurechnungsfähigen Gatten von
der Leiche feiner jungen Frau hinweg
geführt, vorläufig schien es das Best«,
die schwergeprüfte Greisin mit ihrer
herzzerreißenden Verzweiflung allein
zu lassen.
Der höchste Grad des Schmerzes hat
kein« erlösenden Thränen. Martha
Jmmenthal konnte nicht weinen. In
stummer, thrän«nlos«r Qual kniete sie
neben d«m starr«n Körper der vergöt
terten Enkelin, das Gesicht fest an die
kalte Wange der Todten gepreßt, beide
Arme krampfhaft um di« regungslos«
Gestalt geschlungen. Ein Fenster nach
dein Garten stand offen. Dahinein
„Gretchen . . . Mein alles . . . O
Gott, Wachaus ... Wach auf. ..!"
„Mein Gretchen Mein Liebling
jemand her«in und b«rührte sanft ihre
Schulter.
„Großmutter! Liebe Großmutter,"
flüsterte er erstickt.
.'zllie kam das?! so plötzlich!
r«itet war ich nicht. Gretchen hatte ein
fehler entsprang. Ihr Leben hing
von jeher an einem seid«nen Fädch«n.
t« "
keine Vorwürfe!" er legte die Hand
vor die Augen und stöhnte „ich
wollte Ihnen die Sorg«, die jede Mi
nute Ihr Leben vergällt hätte, erspa
ren Herzleiden ein hohes Alter errei
so jäh das schrecklich« Unglück treffen
Zutritt:
den Weg räumte der Sttin de-
Anstoßes ist beseitigt, die Thore Ihres
Paradieses öffnen sich Ihnen Gehen
.Mein Gr«tch«n Mein Gretchen
Tete, lächelte über Gretchens letzter Er
nkcht unter den Leidtragenden, die der
Todten das letzt« Geleit gaben. Der
neue schreckliche Schicksalsschlag hatte
Man war am Grabe angelangt. Otto
stand als der Nächste an der Gruft,
und wie der Sarg langsam hinabglitt
Reihe —? Liesel? - Und höre.
das gestohlene Geld bezahlt . . be
störte.
lingswelt würd« ich meinen Gram dop
pelt empfinden. Was soll mir das
Blühen und Lenzen! Für mich ist's auf
stig ihr letztes Stündlein und warten
Kind, dem die Welt offen stand, das s»
Sie brach kurz ab: ihre Hände stri
chen mit nervöser Hast über die schwar
ze wollene Schürze.
Der alte Reitzner nickte. „Ich kcmn
mich in Ihre Lag« hin« in »er setzen,
theure Frerrndiir. Wenn Gott mir
meinen einzigen Sohn genommen ljät
j«d«m wohlm«inenden Trostwort unzu
gänglich gewesen. Aber bei alledem soll
man sich nicht hinter seinem Schmerz
Wall verschanzen. Ein« Frau wie Sie
soll ihr reiches Innenleben nicht selbst
süchtiger Ursache wegen abschließen.
Wir sollten immer von dem Stand
punkt ausgehen, daß die Liebe des
Einzelnen am letzten Ende der Mensch
heit gehört, und daß es in der Welt
„Das spricht sich alles fo leicht/
den breiten Strom der Nächstenliebe zn
lenken..." Sie seufzte tief. „Ja, sa.
Herr Doktor, ich Hab's mir wohl ge
„Nicht doch die Geschichte, die ich
ten?"
des Weibes Hinterlist. „Was fragst du,
Wort« weiter, bring' mir mein«
Söhne..
Sie aber drang weiter in ihn: Muß
ich? Muß ich wirklich Es kommt
mir gar hart an."
Für die Küche.
Gebackene Macearoni. Vie?
Unzen Butter werden zu Sahne ge
rührt, mit sechs Eiern, Unzen ge-
Pika n I e K albss ch ni tze l.—
chen und g,eßt ~e dann uder d.e
Gefülltes, gedämpftes
fein gehackt und mit einer Handvoll
in Milch erweichtem Weißbrot, ein
wenig Salz, gestoßenem Pfeffer und
fünf bis sechs feinen Schalotten in
eine Kasserole, gießt so viel gesalzene
und gepfefferte, kräftige Bouillon da
einer leichten Buttersauce vermischt.
Diese Sauce wird kalt gestellt mit
vier Eidottern, einer halben Tasse fri
schem Nahm und einem Kaffeelöffel
voll fem gehackten Estragonblättern
Wasserbad gestellt. Vor dem Serviren
fügt man der Sauce noch zwei Kaffee
löffel Estragonsenf und den Rest des
in einer Schale separat zu Tische.
Das Hohn wird selbstverständlich
reitet: Auf jede Person rechnet man
einen Eierbrecher voll Olivenöl, auf je
zwei Personen ein Eigelb und eine gu
te Prise Salz. Essig auf jede Person
etwa 1 Löffel voll nebst etwas Citro
nensaft und einigen Tropfen frischen
Wassers. In einer Schüssel mit en
gem Boden, auch Tasse etc. verrührt
man sehr vorsichtig das Salz mit dem
Eigelb, was die Bindung des Eigelb
beschleunigen hilft. Man rühre be
ständig nach rechts und gieße das Lel
nem festen Klumpen gebracht, dann
darf das Oel rascher zugegossen wer
den, weil dadurch die Gefahr des Ge
rinnens beseitigt ist. Ist alles Oel
aufgebraucht, so wird der Essig nebst
Citronensaft und Wasser sorgfältig
mit der Masse verrührt. Nun probirt
man sie und ergänzt nach Belieben
Essig Salz. Man stellt die
Sauce bis zum Gebrauch recht kalt,
bedeckt sie mit einem feuchte» Tuche
Gespickter Fisch. Irgend ei
nem guten Fisch, am besten Hecht,
zieht man in dreisingerbreiten Ttrn
die abgehäuteten Stellen mit Sardel
len oder Speck, reibt Salz und Pfef
fer ein, stellt ihn auf Sardellenbut
ter und mit Zwiebeln in die Brat
rein Rahm.
Franzosische Suppe. Z>»
dieser kräftigen Suppe setzt man al
lerhand Fleischabfälle, einigt Gesliigel
gerippe und Pfund Rindfleisch mit
so viel Wasser, als man Suppe
eine kleine Unterkohlrübe. einen klei
nen Kopf Wirsing-, einen kleinen Kopf
Blumenkohl, eine Sellerieknolle, dr«
Gemüseeinlage in diese Suppe. Man
putzt alle GiNlüse, schneidet sie in zier
liche Stückchen und kocht sie, je nach
der Zeitdauer, die sie zum Garwerben
und die Wurzeln, dann den Wirsinz
und die Sellerieknolle und zuletzt Blu
menkohl und Kartoffeln hinein.
Wenn alle Gemüse weich sind, sie dür
die Suppe, nachdem Fleischabfälle
und Gerippe entfernt sind, mit Fleisch
extrakt und würzt sie mit wenig Mus
lie.
JnderWeinkneipe. Er-
Wirth da vorgesetzt hat, ist halb Was
ser und halb Wein!" Zweiter Gast:
Wasser und ein Drittel Wein!" Wirth
inisten in der Welt!" 3