Fetisch. ««man von Margarethe Bödme. (S. Fortsetzung.) Felicitas träumte mit offenen Augen 'vor sich hin. Sie dachte in diesem Au genblick nicht an sich selber, nicht an ihr eigenes Schicksal, ihre Gedanken hoben sich wie immer in solchen ein samen Stunden zu einer höheren Per spektive. Ihr eigenes Leid war ja doch nur ein Moment, ein Atom, ein Stück des großen Leidens, das der Mensch heit von Anbeginn der Welt an als Kreuz und Krone zugleich mit auf den Weg gegeben ist. In jedem der großen und kleinen, d:r rothen und weißen Häuser im Thale spielte sich ein Stück Welt ab, in jedem Menden- Weltgeschichte. Und mochte dies Leben sich noch so schlicht und einfach ab wickeln, mochten aufregende Schicksale und ungewöhnliche Ereignisse auch darin fehlen, interessant in seiner Art Kar jedes. Denn in Wahrheit gibt es gar leine „Alltagsschicksale" wie ober flächliche Personen behaupten, auch das ereignißärmste Leben ist ein seines bun tes Mosaik von inneren und äußeren Erlebnissen, und die Augen der Sonn taglinder lesen oft reichere Geschichten in dem Feinmosaik eines solchen Durch schnittsschicksals, als in den schreien den Farbenconirasten abwechslungs reicher Lebensgeschichien. Wie ihre Blicke sich einmal zur Seite wandten, sah sie einen Mann aus dem Walde treten, in dem sie beim Nä herkommen Otto Junker erkannte. Er hastete eilig vorwärts und war in we ben ihr. „Ich sah Sie fortgehen und dachte mir, daß ich Sie hier finden würde," sagte er mit rasch.'m, ruckweisem Athem, „darf ich mich neben Sie setzen"... Felicitas nickte. Das rasche Stei gen hatte ihn scheinbar sehr angegrif fen, er schien vergebens nach Worten zu ringen. „Ich folgte Ihnen, weil ich Sie sprechen mußte... Weil mir vor al lem daran lag, Sie allein zu spre chen..." und nach einer Pause mit heiserer Dämpfung der Stimme: „Heut' hätte mein Hochzeitstag sein sollen... Mein Hochzeitstag ..." Er machte eine Pause, als würge er an etwas? Felicitas schwieg. Sie wußte nichts zu erwidern; um die Welt hätte sie jetzt keine Phrase sagen kön nen ... „Seit Wochen weiß ich kaum mehr: Bin ich noch ein Mensch, lebe ich oder hat sich ein Astralleib vom Körper ge trennt, laufe ich nur noch als seelenlose Maschine ich komme mir wie ein Verbrecher vor, der eine drei fache Schuld auf dem Gewissen hat gegen meine Braut, gegen Sie gegen mich selber... Ich kann Gretchen nicht heiraihen. Sie vertraut mir, ich aber betrüge sie, habe sie immer und mir meine Liebe vorredete. Seit dem ich Sie kenne, Felicitas, liegt mein Weg klar gezeichnet vor mir ... Ich weiß nicht, ob ich auf eine Erwiderung meiner Neigung von Ihrer Seite rech nen darf - aber so oder so —... ich Die einzelnen Worte und Sätze fie len in kurzen Stößen von seinen Lip pen. In seinen todblassen Zügen ar beitete eine große seelische Erregung, ein heftiger innerer Kamps. Und ehe ihre beiden Hände ergriffen und drückte sie abwechselnd an seine Lippen. „Fe licitas!... Sie reisen morgen... Lassen Sie mir nur ein Wort, nur ein einziges ... darf ich hoffen? ... Fe licitas du Süße, Einzige, Reine ich will nicht ohne dich leben ... Wo Tod.'..'!" , tig und doch von dem Bewußtsein eines unermeßlichen, ihr plötzlich zugefloge nen Glückes durchschauert, litt sie seine Mann plötzlich die Besinnung zurück gab. Eine Minute lang schwiegen beide. Felicitas schüttelte den Kops. „Ich? „Wir werden uns nie wiedersehen?" wiederholte Otto leidenschaftlich. „Das sagst du mir in demselben Moment, wo Felicitas überlieft ihm willig ihre kalte Hand. Das vertraute „Du" glitt so selbstverständlich und sicher über ihre terlichen Entschlusses: „Du selber sag der Hochzeit seinen Irrthum einsieht unt> zurücktritt. Peinlich ist's ja. Aber besser ein lurzes Leid, als ein Leiden malischen Werth meiner Errungen schaft in Gleichen erkannt: Da wußte ich schon, daß sie keineswegs die Frau ist, die ich als Lebensgefährtin brauche. Gretchen ist keine so tiefe Natur, daß die Enttäuschung sehr lange in ihr Statt der Antwort entzog sie ihm ihre Hand, und schüttelte den Kopf. „Felicitas!" nicht sah, fühlte sie gleichfalls das Be her als alles in der Welt steht die Abart der Nächstenliebe. Würdest du Liebe. —" Wesens. Mit etwas Rul>e, Geduld, viel Liebe und Güte wird es dir leicht sein, die kleinen scharfen Stellen in ih rem Charakter abzuschleifeii und zu zu z»ht:i^— —" „Weil du es willst... Und auf „Und das soll jetzt ein Abschied auf Wort des Abschieds, schritt er eilig, wie die die Aussicht das aus fernen Wttsengründen brodelten milchweiße Nebelwolken. Auf der Höhe, wo Felicitas stand, lag noch 7. Gleichen erholte sich langsam. Sie war im Gegensatz zu früheren Zeiten merkwürdig still und sanft während ih war, seine Züge waren schärfer gewor den, um den Mund zog sich eine harte Linie, die dem Gesicht eine charakteri stische Prägung gab, und die Augen oft den künftigen Gatten ihrer Enkelin. Sie war die einzige, der die Veränderung ausfiel, ohne daß auch ihre Launenhaftigleit gänzlich ein gestellt zu haben schien, trübte kein Wölkchen den Himmel ihres Einver- Otto hatte sich in letzter Zeit beson» ders innig an Hans Reitzner geschlos sen. Die beiden Freunde streiften i? ihren Freistunden oft in den Bergen umher. Auf diesen langen einsamen Spaziergängen tauschten sie ihre An sichten, die in den springenden Punkten übereinstimmten und sie einander im schah es freilich auch wohl, daß sie ohne ein Wort zu sprechen, jeder in sei nen eignen trüben Gedanken einge sponnen. Wo immer sie still standen, suchten Ottos Blick- jenen Höhepunkt, auf dem er von Felicitas Abschied ge nommen hatte, wenn er starr hinsah, meinte er sie noch zu sehen und dann war es ihm, als höre er wieder ihre weiche Stimme die süßen traurigen Worte dieser letzten Stunde sprechen, und ein eigenes Gemisch von brennen dem Schmerz und wehmüthiger Ge nugthuung erfüllte feine Seele... Ja, er hatte längst eingesehen, daß sie jenes richtige psychologische Feingefühl be faß. das mit untrüglicher Sicherheit das Rechte vom Unrechten unterschei det, auch wenn das letzte sich noch so malerisch in die Toga von Sophismen und täuschenden, beschönigenden Scheingriinden zu drapiren versteht. „Nichts in der Welt isNo stark im Mit'den Augen jener Güte hatte er Gretchen in letzter Zeit betrachtet, und viel lieblicher, kindlicher, so viel besser ihm alles seitdem an ihr erschien, wie ihre lieben Eigenschaften, durch diese Lupe betrachtet so viel deutlicher her vortraten und die kleinen unschönen Züge dagegen zusammenschrumpf ten. Felicitas hatte einmal an Frau Jm menthal geschrieben, für die gastfreund liche Aufnahme in ihrem Haufe ge dankt und gebeten, ihr ein wohlwol lendes Andenken zu bewahren. Wei ter hatte man nichts mehr von ihr er fahren. Frau Jmmenthal brachte öf ter das Gespräch aus die junge Ham burgerin, die ihr so gut gefallen hatte, und auch Gretchen sich geni wenn man daran rührte, und er mußte sich ihr Bild erst vollkommen vergegen wärtigen. um den milden versöhnenden Zauber ihrer ganzen Persönlichkeit an sich zu spüren. Unterdessen war es Herbst geworden. Ein paar stürmische Tage richteten eine gewaltige Verheerung an. rissen die losen bunten Blätter von den Bäumen, knickten die letzten Blumenstauden in den Gärten und drückten dem wider- Todtenfarbe, mit Maler Herbst die zieht. Frau Jmmenthal hatte schon heizen lassen. Gewaltige Holzscheite prassel ten in dem eisernen Mantelofen und plaudernd den runden Salontisch um ringten, saß Frau Martha in der Wohnstube am Fenster, gegen dessen welter stapfte der alte Junker triefend vor Nässe in die Stube. „Ein Hundeivetter," knurrte er. „Guten Tag, Tantchen Jmmenthal... Donnerwetter, ist das ein Hunde wetter ..." Frau Jmmenthal bemerkte sofort, daß ihr alter Freund und ehemaliger Nachbar sich in hochgradiger Erregung befand. Aufstehend rückte sie ihm den ledergepolsterten Ohrensessel zurecht und schloß die Thür zu dem anstoßen den Zimmer. „Nehmen Sie Platz, Magister... drüben haust das junge Volk, die sind lieber unter sich und froh, w«nn man sie nicht stört. Ja, das in der That schauder- Opfer." s ch „Ach was, Opfer... Ich hab' was auf dem Herzen, Base Jmmenthal... ich muß mich mal aussprechen... ich bin nämlich in einer schauderösen Ge müthsverfassung. Da bringt mir die Post beute Morgen drei Briefe in s Haus... ich sage Ihnen, einer erfri schender als der andere... Epistel, an ... Es ist um aus der Haut zu fah ren Der alte Herr sprang auf und Nef nervös hin und her durch's Erfahrungen sammeln, Verstandsreife erlangen, ehe er sich seßhaft macht." „Ganz meine Meinung natürlich. thel den Most holt. Schreibe ihm heute Abend noch einen Brief, den er nicht hinter den Spiegel steckt... hm, schließ lich ist das noch das geringste Uebel. Da hört die Weltgeschichte aus —" Im Gegentheil, dünkt mich, eine ganz erfreuliche Nachricht. Das Alter hat er ja und fein Brot auch. Warum Um Gottes heiligen Willen Ich noch eine Schauspielerin vom Deut vom Uebcrbrettl so 'ne Art Cabaret, ein bischen verfeinerter Tingel-Tangel, gen..." halt, der Beruf adelt nicht den Men schen, sondern die Menschen adeln den Berus. Lernen Sie Ihre künftige „Will ich, will ich. Jim ist schon Ein Mann wie mein Sohn, Inhaber rechlsetzen, vielleicht läßt sich die Ge- Bries?" „Aon Liesel..Junker hielt inne. Reise los?" „Bestimmt. Ich wünsch' mir nur besseres Reisewetter.. Frau Jmmenthal nickte. Im Ne sreier Platz an der Wand Raum für ein Bild, dort fehlten auf dem Kamin sims od.'r den Paneelen noch ein paar täuscht: Sie hatte sich ihr „gräfliches Heim" anders vorgestellt, von dem „sinnverwirrenden Luxus", den sie so oft in Romanen beschrieben gefunden, war jedenfalls in der hübschen, ele ganten, aber schließlich doch nur gut bürgerlichen Einrichtung nichts vor handen. Da war die Marmorvilla doch noch eine andere Sache. Sie lonn zeigt, aber vor der Hand'war die Rück kehr nach Neudorf doch noch etwas Peinlich. Graf Stuß quittirte die An spielungen seiner Frau aus ihre frühe unverständliche Bemerkungen in den Bart, die nicht eben sehr schmeichelhaft klangen .... die Flitterwochen waren gewesen.... Lisbeth war längst über die Thai sache im Klaren. Die Liebesbeweise ersten Wochen sehr abgeebbt: statt sei gleichgültiges und oftmals so mürri sches Wesen zur Schau, daß in der jungen Frau allmählich ein erstickendes Angstgefühl aufstieg und ihr mehr und mehr das Bewußtsein, mit dieser Hei rath einen argen Mißgriff gethan zu gelehnt, die Zeitung lesend, und um dieses malerisch« Mittelstück der schwe re Rahmen der behaglichen Eichenmö- Es klopfte, das Mädchen trat her beth. Ihr Mann zuckte die Achseln. „Mei gesehen?" (Fortsetzung folgt.) Für die Küche. Gebratener Kapaun mit Erdbecrsalat. Man gebe in de» Leib die Leber, ein «großes Stück Butter, Salz und ein Petersilien sträußckcn, und binde auf Brust und Nucken eine Spcckscheibe. Lege ihn nun, die Brust nach oben, in die Casse rolle, übergieße ihn mit Pfund ko chende: Butter und brate ihn unter vielem Begießen in der Röhre. Kurz vor dem Anrichten nimmt man die Speckscheiben ab und läßt die Brust ein wenig bräunen. Die Sauce wird wie gewöhnlich zusammengerührt, ab gefettet, durch ein Sieb in die Sau» ciere gegeben und nebst Erdbeersalat zu dem Braten gerichtet, den man aber auch, wo dies nicht beliebt wäre, über Nußtorte. Unzen Nüsse. 2Vz Unzrn geschälte Mandeln werdsir mit etwas süßemßahm gestoßen, dann mit 7 Unzen Mucker, 10 Eidottern, et was Salz, dem Schnee von 6 Eiwei ßen und 3 Unzen seinem Mehl eine reichliche halbe Stunde verrührt und die Masse in 2 Tortenreifen bei ziem licher H:z. gebacken. Dann werden lic beiden Tortenboden mit geschlage nem Rahm, welchen man mit Vanille zucker und fein gestoßenen Nüssen ver mischt, zusammengesetzt, mit Vanille zlasur überzogen und mit in Bruchzu cker candl'ten Nußlernen verziert. Mohrrüben mit Fleisch brühe. Die geputzten, gewaschenen und in «liste geschnittenen werden in lochende Rind- oder Ham- N'-lfleischbrühe gegeben und langsam unter ösitrem Schütteln der Kasserole gar gelochl. Dann macht man das Gemüse Tut hellnn Schwitzmehl sei» mi.i, würzt mit fein gehackter Peter silie uns schmeckt noch mit Zucker und Salz ab. Saure Eier. Man bratet dünne Sp.'ckfcheiben in flacher Pfanne aus, schlägt acht Eier darauf, würzt mit Pfeffer und Salz, legt sie auf eine erwärmte Schüssel, läßt in dem siedenden Speckfett zwei bis drei Löf fel guten Essig aufkochen und gießt ganzen Ei bereitet für «ine Tischgesell- Ichaft von 10 Personen. Die Leber häutet man, wiegt sie ganz fein, ver sprengt und mit weißem, gestoßenem Pfeffer gewürzt. Grün abgekochte junge Schnittbohnen werden abge tropft, mit Oel, Essig, fein gewiegten läßt man 2 Unzen Butter und 2 Un- Frasche Herings, T-^iz Ein Mißverständnis. Ein frecher Junge schreit: „Ein leerer auch nicht!" Lehrer: „Wie kannst d>» so dreist sein, solchen Unsinn zu sa gen?" Junge: .Ich meine Lehrer mit zwei S!" 3
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