Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 21, 1904, Page 3, Image 3

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    Fetisch.
Roman von Margarelhr Böhme.
(4. Fortsetzung.)
aus?" flüsterte si«.
~Wi« denn —?"
„Eine Ohnmachtsanwandlung, wie
sie bleichsüchtig« junge Mädchen öfters
hal«n, Schatz... "
„Also wirtlich nichts Gefährliches?"
„Sicher nicht..." Er drückte sein
Gesicht gegen Gretchens Wange, um sie
nicht in seinen Augen die Lüge lesen
ihr die Wahrheit sagen können!
„Das ist gut. D«r Tod ist so
schauerlich. Und das Leben so
„Ja, aber weil das schöne Leb«n so
kurz ist, und wir k«ine Stunde sicher
sind, daß nicht plötzlich abgerufen
auf d«n Mund. „Hast du mich auch
wirklich noch lieb, Otto?"
das Schicksal ihr Alles versagt, selbst
di« Liebe der Mutter? Das blonde
math, vergötternde Liebe Alles, Al
les
fernen Theil des Parkes schluchzte eine
Nachtigall.
Trilli-li-ijo-tjo-ijo-lilli
Felicitas hörte das mühsame Ath
6.
Auf der Digue in Ostende fluthete
«in bunter Sirom internationalen Li'
lich.
Ueberseer —"
„Ach wo. hat sich was mit Ueber
seern. Wenn mir di« Kleine allein
man waschecht ist —"
„Na, na Wie Hochstapler
sehen die Leu!« nun doch gerade nicht
„Ich bin erstaunt über Ihren
Scharfblick, Grellstorff," mischte sich
der dritte der Herren, seinen kohl
lannt?"
Angeredeten machte sich ein Anflug von
„Ihr verstorbener Mann soll Major
lichkeit des Meeres. Und wie sie so in
im Winkel, zu puppenhafter Win-
„Wahrsch«inlich nicht. Vater ist lei
ten.
Weil d«r Herr Papa sich nichts aus
mutiere Sie! Sie werden sich amllsi
ren. Ich w«tte, daß Si« ein« der be
gehrtesten Tänzerinnen sein iverden.
Takt zuckten. Und der Vater würd«
Liesel stand der Mund auch nicht still.
vor: Gras Stuß, Baron Grellstorff,
Grellstorff und Leisten vorausging,
blieben Liesel und Graf Stuß zurück.
Sie gingen sehr langsam, und der Graf
gab all«rhand Dat«n aus seinem Leben
zum Best«n. Er hatte, trotzdem «r erst
vierunddr«ißig Jahre alt war, doch
sich. Er hatte als Officier seinen Ab
schied genommen, sein Besitzthum im
Badischen v«rkauft, um sich wissen
schaftlich«» Studi«n zu widmen. Und
um dieftr wissenschaftlichen Studien
willen hatte er die ganze W<slt bereist,
das dunkelst« Afrika durchstreift, sich
selbstverständlich«! Vorauss«tzung ge
stellten Frag«», ob sie seine bekannien
Büchel, „Weltwanderungen" und „Jn-
Dei Graf seufzte. „Ich denke ja.
Am liebsten heirathete ich und baute
wink«l ein trautes Nest —"
„Ja, warum thun Si« das denn
Liesbeth schwieg. Sie fühlt« die
schwarzen, blitzenden Aug«n des schö
nen Mannes mit einem eigenthümlich
und «in« seltsame B:!lommenh-it setzt«
sich ihr in der Brust fest. In ihrer
Verwirrung acht«!« sie nicht auf den
liebe!"
Liesleth batt« ein« schlechte Nacht.
schmeichelndem Wohlklang in ihr Ohr.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Ob
es wirklich keine Täuschung gewesen?
ibre Bettdecke ——- Elisabeth, Gräfin
leises Schuldbewußtsein rankte sich in
ken nach Neudorf zu Hans Reitzn«r zu
zwingen war die Erinnerung an
ihren Bräutigam plötzlich wunderlich
abgeflaut, das Bild des blonden stillen
Mannes verblaßte neben der schneidi
d«r Bater sich nicht wohl fühlt«? Ab«r
auf Liesb«ths Zrit, in«ist«ns holte sie sie
sen. Sehr oft gesellten Grellstorff und
Natur überhaupt lieben konnte; und
trotz der Seichtheit ihres Gefühlslebens
empfand sie doch die Größe des Unrech-
Macht auf sie aus, der sie sich nicht ent-
Selbstsucht und Pflichtgefühl führten
Lieslxth stand auf dem Punkt«, sich
traute Liesel Frau von Kloßmann ihr«
Absicht an. Die schöne Wittw« war
augenscheinlich sehr bestürzt von der
der kann mir wirklich leid thun —"
„Ich bitte Sie. gnädige Frau! D«m
Herrn Grasen wird es wohl ganz
gleichgiltig sein, ob ich hier bin oder
nicht —"
„O, ich bitte Sie, verstellen Si« sich
doch nicht so," ri«f Frau von Kloß
iiiann, „als ob Sie nicht sellxr wüß
ten, daß Stuß Sie liebt! Und ich hatte
so sicher geglaubt, daß Sie ihm auch
zuneigten, ich iveiß bestimmt, daß
er stch selb«r mit Hoffnungen und Vor
aussetzungen trägt. Mein Gott, «s
ist ja auch kaum zu glauben, daß ein so
ein junges Mädchen machen sollt«
Liesel s«ufzt«. Und da si« vor sich
hinsah, bemerkte sie nicht den lauernden
Blick d«r Wittw«. Aber «s war ihr
plötzlich «in Bedürfniß, sich der Freun
din anzuvertrauen, das, was sie be
wegte und erfüllt«, auszusprechen.
Agnes von Kloßmann hatte ihr in ver
schwiegene! Stunde mit manchen inti
men Details ihies verflossen«» Ehele
bens ausg«waitit deshalb durfte sie
auch wohl skrupellos aussprechen, was
ihr das H«rz beschwerte. Behutsam be
gann sie auszukramen. Von ihrem
beimilchen Verspruch mit dem Doctor
der Philologie der. wie sie jetzt bei
nah« annehmen mußte, doch wohl über
eilt gewesen war. erzählte sie und
daß sie auf der Flucht vor sich selbst
war, weil sie nicht vor sich selber als
eine Ehrlose, Meineidige dastehen
Frau von Kloßmanns Züg« erhell
ten sich zusehends. „Ja, liebes Herz,
in diesem Fallt gch«:i Sie aber von fal
schen Voraussetzungen aus," sagte sie
lächelnd, „die höchste moralische Pflicht
einer Frau besieht immer darin, ihrem
Herzen rückhaltlos zu folgen. Im Ge
gentheil: Sie würden eine große Sünde
begehen, wenn Sie Wider Ihre bessere
Erkenntniß dem Mann, dem Sie sich
Geist der Lieb«. d«r sich Ihnen noch in
«lfter Stunde offenbart«. Ich will Sie
nicht beeinflussen, sondern sag« Ihnen
gens ist Gras Stuß nicht der Mann,
Sand und über das bläulich schwarze
Meer. In den salzwürzig«n Odem d«s
Meeres floß der süß« Duft der Rosen,
Ostende sie wollten schon am näch
sten Abend abreisen lastet« schwer
auf ihrer Seele. Es war doch schön gc-
Ein Schatten fiel über d«n nxißen
Weg. den sie ging, und «ine wohlbe
kannte Stimm-, deren Klang ihr das
Blut in die Wangen jagte, ertönt« dicht
neb«n ihr:
„Gut«n Abend, gnädiges Fräulein!
Gestatten Sie. daß ich mich Ihnen ein
Stück Wegs anschließe —"
„Gewiß, H«rr Graf! Fr«ilich «s
ist schon spät ich werde bald wieder
hinein müssen —"
„Nicht zu spät für das, was ich Ih
nen sagen will —"
Sie sah und hörte nichts. Das H«rz
hämmerte ihr in rasendem Tempo ge
gen di« Brust....
S«ite an Seite schritten sie weiter.
Ganz langsam. Der Graf hatte sich
ihrer Hand bemächtigt und hielt sie fest
umschlossen in der seinen. Und mit ge
dämpft«!. vibrirendtr Stimme redet«
er zu ihr nieder von seiner großen,
unbezwingbaren Neigung für si«, wie
er sie auf den ersten Augenblick als dir
„Eine", „Rechte" für sich erkannt habe,
und daß er ihr bis an's Ende der Welt
folge» und nicht aufhören werd«, um si«
zu kämpfen und zu werben, bis sie
sein sei....
Liesbeth ging wie im Traume neben
ihm. Wie «in Schwind«! «rfaßt« es sie.
Das war eine andere Liebrswerbung
hatte sie so heiße, berauschende Worte
vernommen. In diesem Moment
wurde es ihr erst bewußt, daß ihre N«i-
Widerstandslos litt sie es, daß der
Noch am selben Abend vertraute si«
Junker schüttelt« den Kopf. Die
Sache ging ihm Wider den Strich.
in Unschuld. Ick denk« nur, was Mar
diese Geschichte erfährt. Die wird dich
schön angucken, und mich auch, daß
che»? Jeder ist seines Glückes Schmied,
und die Eh« ist kein Kinderspiel. Da
In Wirklichkeit fürchtet« sich Lies-
(Fortsetzung folgt.)
Praktisch. Ich habe ein«
Wochen. Na
Wenn er dich länger kennen würd«,
würd« «r doch nicht um dich anhalt«n.
Für die Küche.
Kalbfleisch in Gelee. Ei«
Stück Kalbfleisch und etwas Knochen
wird mit Salz und auch «iner Prise
legt. Man thut Pfefferkörner, «in
Lorbeerblatt, geschnitten« Zwiebel und
Petersilie hinzu. Nach mehreren Ta
gen kocht man es tüchtig, muß aber
Wasser oder Fl ischbriihe zugießen, so
daß es zwei Finger breit über dem
Fleische steht. Das Fleisch muß recht
zeitig herausgenommen und in Stücke
geschnitten werden. Es wird mit Gur
ken, Sardellen, Kapern u. s. w. in
klärt, entfettet und so auf ihre Eonsi
stenz geprüft. Ist sie nicht steif genug,
so muß mit «in m Blatte Gelatine
nachgeholfen werden. Der Rand wird
erhitzt und so über di« Fleischstllcke ge-
Erdbeer - Auflauf.
schlägt 10 —12 Eiweiß zu s-stein
gleichmäßig runde Scheiben, brükt sie
holt dies, bis die Schüssel fast gefüllt
R«is auf spanische Art.
in reichlich siedendem Salzwasser mit
etwas Butter oder in leichter Fleisch
brühe gar gedünstet, abgegossen und
dünstet All«s zusammen durch, indem
man die Masse mit zwei langzinkigei»
Gab«ln gehörig mischt, und servirt das
Gericht sofort. Als Beilage dient
Schinken oder geräuchertes Fleisch.
v-infacheFifch-SUlz«. Die
zum kalten Abendlisch passende Fisch-
Sülze läßt sich sehr schnell bereiten
und ist nicht allzu theuer. Man kann
dazu die meisten Fluß- oder Seefische
nehmen: dies« schneidet man in passen
de Stücke, salzt sie ein,iib«rgießt sie mit.
heißein Essig und läßt sie stehen. In
dessen kocht man von leichtem, weißem
Wein, «twas Essig, einigen Citronen
scheibeii, Nelken, Lorbeerblatt. Mus
aus und besprengt sie mit etwas Ci
tronensaft. Die möglichst kurz und
kräftig «ingekochte Brühe gießt man
ruchloses Batisttuch und mißt sie,
rechnet auf jede Tasse (ungefähr
Pint) 3 bis S Gr. Gelatine, die man
mit «twas heißem Wasser und Essig
auflöst und zu der Brühe rührt. Di«
Fischstiicke ordnet man, in zierliche
Scheiben oder Würfel geschnitten, in,
eine Form oder Glasschale, gießt die
2 gestoßene Muskatblüthe. Salz,
Ein guter Wirth. Gast:
Sie, Frau Wirthin, mit Ihrer Bier-
Wirthschaft scheinen Sie aus keinen
grünen Zweig zu kommen?! Wirthin:
Ist auch kein Wunder! Schau'ns, 3