Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 07, 1904, Page 3, Image 3

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    Fetisch.
Neman von Margarethe Böhme.
(2. Fortsetzung.)
„Ich bin Assistenzarzt auf Marien
den sich vorübergehen und
führte ihn durch eine Reihe großer,
lustiger, mit vornehm einfach«! Groß-
H«rr"Junker? Welch« Beschwerden ha
ben Sie d«nn?"
Der Kranke stöhnt«. „Die Brust,
Herr Doctor! Ich kann nicht ath-
Wein ein. Nichts wie die Wahrheit.
Muß ich sterben?"
Otto. 6sh .
nichts? Das gefällt mir —"
Otto betrachtete den Kranken nach
denklich, Die in's Grünlich« spielende
Gesichtsfarbe desselben gefiel ihm nicht,
aber anderseits war auch kein Anlaß
Katastrophe zu befürchten.
„Ich verschreib« Ihnen nichts. Ihr
Wärter —"
„Jim —"
„Ter Schwarze?"
„Freilich. Einen gewissenhafteren
Pfleger finde ich auf der Welt nicht —"
„Möglich. Aber «ine lind« Frauen
band waltet doch entschieden geschickter
am Krankenbett, >v«nn ich Ihnen eine
von unseren in der Krankenpflege vor
züglich geschulten Hospitalschwestern
schicken dürfte —"
„Um Himmelswillen, kein Weibs
bild! Und nun gar eine von den
schwarzen Nachteulen, die will ich nicht.
Jim genügt —"
„Wie Sie denken. Sie fahren also
mit den Prißnitzer Umschlägen fort,
geniesten außer leichten Speisen nur
warme, womöglich schleimige Getränke
und verhalten sich im Uebrigen ganz
ruhig. In «in paar Tagen werden Sie,
so Gott will, ganz hergestellt sein."
Otto erhob sich und gab dem Kran
ken die Hand, die dieser eine Minutc
lang festhielt. „Ihr Wort, Doctor.
Fortan kommen Sie und nicht der Alte.
Ei« haben etwas hm kurz, Sie
flößen mir Vertrauen ein und das soll
ja für den Kranken so gut wie Medicin
scin. Adieu. Auf Wiedersehn —"
„Auf Wiedersehn, H«rr Junker."
Otto ging allein zurück, durch die
großen, stillen Zimmer nach dem Aus
gang der Ailla. In jedem Raume
standen Palmen von einer Größe und
haften Reichthum des Besitzers.
„Armer Kerl! Was dem die Welt
traumhafte Idyll d«s still«» Gartens.
Palmengrü» schimmerten, über d«n
glitzernden Silberkies der W«g« husch
trn flinke, weißbeschuhte Füßchen schö
ner Kinder, und die hellen Sonnen-
Watteau'schen Bilde, dessen Mittel
2.
Jeden Sonntag Mittag fand sich
eine kleine Tischgesellschaft in Martha
Jmmenthals Haus« zusammen: Gret
seine Tochter Lisbeth und der Doctor
der Philosophie Reitzner.
Reitzner ward vor ein«m Jahre als
herüber, und sein erster Besuch in dem
kleinen Rheinstädtchen galt Frau Jm
menthal, d«r er einen Brief feines Ba-
der zu ihr gekommen wäre und nicht so
seinem Vaier geglichen hätte....
Hans Reitzner konnte sich anfangs
nicht recht in Neudorf «inletxn; seine
schüchterne, zurückhaltend« Art paßte
iich schwer dem sangesfrohen, lustigen
Heim der alt«n Frau, die so klug und
anregend zu plaudern verstand, die so
theilnehmend auf die Intentionen und
mit Lisbeth Junker bei, die er in Frau
Jmmenthals Hause machte. Das
war ein echtes Rheinländ'rlind, frisch-
Jugendlust und übermüthiger Lebens-
Martha Jmmenthal und Liesel selber
Geh allein " ,
te. erklärte Otto sich zur Mitfahrt b«-
r«it.
die Musik lustige Weisen über d«n
Taschentücher schwenkten. Dazwischen
die stolzen Dampfschiff« der Düsseldor
fer Gesellschaft und zahlreiche klein«
Fahrzeug«. Di« Rheinwogen brannten
in flimm«rndem Gold unter der
Alters, so daß die Arb«it und die Ver-
ner Hoffnung und strahlend«! in s«li-
Otto beobachtete die beide», sah Lisels
Mochte sich Jeder selber sein Bett mä-
Plätze leer,
mer weiter fort von dem Geräusch der
Musik und der schwirrenden Menschen-
stimmen, und d«r W«g würd« immer
einsamer und schmäler, so daß sie nur
dicht aneinander gedrängt nebeneinan
der gehen konnten. Zuletzt wurde es
ganz still um sie: durch di« grün« Däm
merung der Baumkronen fi«l«n ein
paar blutrothe Lichter auf die feuchte
Walderde, und von irgendwoher tönte
das süße Zwitschern eines Vogels.
Die beiden sprachen kein Wort, aber
„Liesele! Mein goldiges, herzliebes
Liefele! Bist mir wirklich ein biss«rl
gut, mein Mädel. ..."
Lieb«sglück, daß si« All«Z um sich v«r-
süßes Geheimniß—?"
Es
Bis über hinaus stand
Otto vor dem oss«n«n F«nster seines
Zimmers und schaut« stumm in den
Park hinab; die Lust war schwül, dun-
3.
täubk von der plötzlichen Peripetie sei
nes Geschickes. Am Nachmittag wa
ren d«r Justizrath, der Bürg«rm«ister
und der Amtsrichter bei ihm gewesen
und hatten ihn auf sein« Pflicht, die
Repräsentation bei d«r Beerdigung sei
nes Brudes zu llbernehm«n und den
Nachlaß desselben für sich zu proklami
ren, nachdrücklich aufmerksam gemacht.
Als die Herren fort waren, litt es Jun
ker nicht mehr im Haufe, sein erst«r
Gang war zu seiner Freundin Martha
Jmmenthal, um ihr sein volles Herz
auszuschütten. Er war kreid«wtiß,
und als Martha, di« inzwischen auch
die große Neuigkeit erfahren hatte, ihm
beide Hände entgegenstreckte und ihn zu
der Erbschaft beglückwünschte, konnte
er sich nicht länger beherrschen. Es
war zu viel gewesen. Die große Auf
regung drängte nach einem Ausweg,
und die Hand vor die Aug«n drück«nd,
fing er plötzlich an zu weinen.
Martha ließ ihn gewähren. »Ja, ja,
ja. Magister," sagte sie nach ein«r
Weile, „so geht es im Leben. Di« Erd«
ist rund und dreht sich, heute arm, mor
gen reich, doch am End« bleibt Alles
gleich. Das hätten wir freilich gestern
Ziele Ihrer Wünsche stand«n. Na. kom
men Sie zu sich, lieber Freund.
Rrichthum in der rechten, warmen
Menschenhand, kann zu einem großen
Segen werden. Und das Beste, was ich
Ihnen wünschen kann, ist, daß Sie nie
mit Wehmuth an die vergangenen
Jahre zurückdenken mög«n. Soll schon
Manchen gegeben haben, der die Stun
de, in der Fortuna ihm ihr Geld in den
Schooß schüttete, später verfluchte
davor behüt« Sie Gott. Möcht« das
Geld Ihnen und den Kind«rn Glück
„Ja, es wird Glück bringen." Jun
ker verschluckte seine Ergriffenheit und
wischte sich die Thränen aus den Au
gen. „Ach ach —, daß ich das er
leben muß! Ich werde fortan frei sein,
ich brauche nie mehr mit dem Kopf ge
gen di« eindämmenden Pallisaden un
erträglicher Verhältnisse zu rennen,
meine alten Tage Werden frei von
kleinlichen Sorgen se>» ich
kann mich endlich einmal nach Gefallen
ausleben, reisen, fremde Länder seh:»,
die Villa „Hölle" bewegten. Alles,
kaum mehr sagen können, was er an
dem Todten gehaßt hatte. An dersel
ben Stelle, wo Haß und Zorn vorhin
führte den Srben zu d:r in einem Zim
mer des Erdgeschosses vor der feierli
chen Einsargung provisorisch aufge
bahrten Leich«.
Junier kniete neben dem Todten
nieder, um ein kurzes Sterbegebet zu
verrichten. Aber ein so frommer ka
tholischer Christ er sonst zu allen Zei
ten war, heute bewegten sich sein« Lip
pen nur mechanisch und seine Gedanken
den Inhalt des Gebet«». S«in« Augen
oder Absicht, daß du keinen schriftlichen
l«tzt«n Willen niederlegtest
hätte ich mich getäuscht, war dein
Todten aber blieb stumm, und wie er
spöttisches Lächeln.
Nach einer Weile «rhob sich Junker,
nahm einen Rundgang durch sein neues
Besitzthum.
Fast die ganz« Stadt betheiligt« sich
fiel die tiefe Erschütterung des' alten
Junker während der Feierlichk«it auf.
Man mochte so skeptisch sein, wie man
wollte, aber 112 o konnte Niemand schau
spielern, am allerwenigsten der ein
fach« alte Lehrer! kein Zweifel konnte
obwalten: der zur Schau getragene
Schmerz des greisen Mannes war «cht,
s«ine Trauer um den Bruder überwog
die Freude üb«r die Erbschaft. Das
hinlänglich b«kannt war, daß die Brü
der bei Lebzeit«» des Jüngeren nie zu
sammen verkehrt und nicht gut mit
einander gestanden hatten. Man fand
diesen Zug an dem Erben des großen
Vermögens sympathisch.
Nun war Alles vorüber. Da sich
keine anderweitige Verfügung d«s Erb-
Ab«r di« Erbschaft des Vaters es
Mannes. Wie «in Wink des Schick-
Kauf abgeschlossen. Der Antritt sollte
städtischer Geschäfte ungezählte Best«l
d'as ihn den erfahrenen Nervenarzt
„Fühlst du dich nicht wohl, Vater?"
so! Was sollte mir fehlen! Man wird
„Du solltest verreisen! Eine Lust-
Hochgebirge "
„Ganz recht, ganz recht," fiel Junker
eifrig ein. „Ja. reisen! Das wollte ich
Schwarze bei seinem neuen Herrn das
selbe unbeschränkte Vertrauen wie bei
d«m Verstorben«».
! "V, (Fortsetzung fclgt.)
Für dir Küche.
"s?-?- .
Gefüllte Pfannkuchen. A
Quart Milch. 5 Eigelb, 2 Löffel Mehl.
Vü Theelöffel Salz und 1 Eßlöffel
Zucker. Von diesen Bestandtheilen
wird ein Teig angerührt, von dem man
dünne Pfannkuchen backt. Jeder der
selben wird mit „Jam" oder Gelee be
strichen, zusammengerollt und mit
Gedämpftes Rindfleisch
mit Sellerie. 2 Pfund mürbes,
saftiges Rindfleisch werden nebst drei
geschälten und scheibig geschnittenen
Selleriestauden und zwei zerschnittenen
Zwiebeln in eine Kasserolle gelegt, mit
bis U Quartßrühe Übergossen, mit
Pfeffer und Salz gewürzt und Fleisch
und Sellerie zusammen weich ge
mit Psesser, Muskatnuß und einer
Messerspitze Cayenne, legt die Sellerie
scheiben um das traaichirte Fleisch,
Fleischk/öße. Das gekochte
sie in Butter auf beiden S«it«n schön
Neue Eierkuchen. Ein Ach
tel Quart Sahne koche man mit einem
Theelöffel voll Fleischextrakt auf.
fortlassen, so kann man dieselbe Ome
lette auch mit drei Eßlöffeln voll gerie
benem Parmesan- oder Schweizerläse
R in d s l e i sch sup p e mit
Schwemmklößen. Man zer
läßt in einer Kasserolle 16<Z Gramm
Butter,-gießt ein halbes Quart Milch
hinzu, nimmt eben so viel feines Wei
zenmehl. thut es durch ein Sieb unter
bestndigem Rühren in die kochende
Milch, bis es sich von derKasserollc löst
und einen großen Kloß bildet. Man
nimmt es vom Feuer und läßt es er
kalten. rührt dann vier ganze Eier und
zwei Eigelb daran. Muskatenblume,
Salz und etwas Zucker. Mit einem
Lössel steckt man den gut durchgerühr
ten Teig in die kochende Brühe und
läßt die Klößchen 3 bis 4 Minuten
Weißfisch. Weakfifchoder
Hecht. Man gibt Milch oder Sahn«,
gehackte Petersilie, -in« kleine, feinge
schnittene Zwiebel, eine Prise Pfeffer,
Muskatnuß (geriebene), Salz, geriebe
ne Crackers, genug, um die Sauce dick
lich zu machen, Butter, etwas Citro
nenscheibe, wovon die Schale abgi
schnitt«n ist, thut dieses in eine Brat
pfanne, die Fische hinein, legt brau
nes Papier darüber, setzt sie in den
Ofen und bäckt sie gar; sie müssen auch
umgewendet weiden und dürfen nicht
zu s«hr braten. Man kann auch »och
ein Glas Weißwein zur Sauce thun,
die Fische können auch kalt gegessen
Citronensaft, Petersilie, Psesser und
Salz, schwitzt hieraus gehackte Cham
pignons, sowie gehackte seine Kräuter
in Butter, dämpft in derselben die
Fischstücke unter fleißigem Wenden 10
Minuten, fügt die Hälfte der Mari
nade und etwas aufgelösten
Fleischextrakt hinzu und dämpft den
Fisch völlig gar. Dann gießt man die
Sauce durch ein Sieb, macht sie mit
Kornstärke sämig, würzt sie mit Pfef
fer, zieht sie mit zwei Eigelb ab und
gießt sie über den Fisch.
Hackbraten. Vermische 1 Psund
feingehacktes Kalbfleisch mit 1 Pzund
feingebackt«m Schweinefleisch und 2
Eiern, gebe 2 geriebene Semmel. Salz.
Gewürz und eine in Butter geröstet«
feingeschnittene Zwiebel dazu und ver
arbeite den Teig tüchtig, form« ihn zn
einem länglichen Braten und backe ihn
in Schmalz auf beiden Seiten hell
braun, gieße etwas Fleischbrühe und
1 Kelchglas voll Weißivein dazu und
lasse diese Sauce etwas aufkochen.
Man kann diesen Braten mit Mehl
oder gestoßenen Semmeln bestreuen,
Ein Dämpfer. „In meiner
Küche." erzählt ein Wirth, „sind alle
Nationalitäten vertreten, ich habe ei
nen französischen Koch, zwei englische
Lehrsräuleins, einen Küchenjungen
aus Australien und..." »Jtdea
falls eine Menge Schwaben." unter
bricht ein Gast, .denn hier schwimm»»
lckoa uvti in der Suvve herum!" . 3