Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 31, 1904, Page 3, Image 3

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    Stürme»
Roman von Ludwig Habicht.
(S. Fortsetzung.)
Waltrud hatte nicht Zeit, trüben Ge-
Krieg gebracht!" setzte er in seiner
lebhaften Weise hinzu.
Arnulf dagegen fragte sogleich nach
Bruder noch immer am Stock gehen
müsse und wohl niemals den vollen Ge
l/rauch seiner Kräfte wiedererlangen
Antlitz Arnulfs «in düsterer Schatten,
und «r sagt« in tiefer Bewegung: „O,
das ist traurig! Und wir dagegen keh
„Jst er noch nicht hier?" fragt« Ar
nulf.
glücklich wieder heim."
„O mein Gott, mein Gott! das
Gliick! das Glück!" mehr vermochte
die sonst so redegewandte Frau nicht
hervorzubringen, ihre Thränen flössen
immer reichlicher und dann zog sie
selbst noch einmal den Liebling an
ihre Brust, als müsse sie sich Überzeu
„Nun komm, mein« liebe, gute
Alte!" sagt Arnulf und ihre Hand er
-greif«nd, stieg er an ihrer Seite, in leb
haftem Geplauder, die Treppe hinauf.
Der Baron hatte Waltrud den Arm
geboten, während Edwin jetzt sein«
Mutter führte.
spiegelte, möcht« di« Baronin bemerkt
"haben, denn sie sagt« jetzt zu dessen
Erklärung: ..Katharina war die Amme
Verhältniß."
Waltrud batt« das spöttisch« Lächeln
ob sie nicht sein« Amme, sondern s«ine
Mutt«r sei! Ihr Stolz bäumte sich ge
gen ein solches Benehmen auf; ihr blieb
di« Gedanken der Comtess« wurden
bald abgelenkt, sie betrat ja zum ersten
mal das Schloß, das auf sie, im Ver
gleich zu dem väterlichen Besitz, einen
bedeutenden Eindruck machte.
Di« EhrenfelS waren nicht, wie die
Bredows, nur darauf bedacht genxfen,
sich große, bequem« Räum« zu schaffen,
die ganze Anlage bewies, daß hier ein
altes, vornehmes Geschlecht sich «inen
Waltrud hatt« das im gothischen
Stil aufgeführte G«bäude nur imm«r
aus txr Entfernung gesehen, seine vie
rade in dieser flachen noch
trotziger und herrschlustiger emporzu-
Auch das Innere des Schlosses be
wies, daß hier di« nüchterne Rücksicht
auf Bequemlichkeit weit weniger vor
gewaltet, als di« Laune des Baumei
sters, etwas Besonderes zu schaffen.
Die breite, heute mit Blumentöpfen
eingefaßte Treppe führt« auf «inen
Flur, d«r nach beiden S«iten in zwei
die Hand drückend, schaut« er ihm teil
nahmsvoll in's Antlitz; «r wollt« spre
schon manchmal nichtswürdig gefuchst!
Desritt b«i Mars la Tour! Davon
werden noch die spätesten Geschlechter
Der Graf hatte ausdrücklich ge
wünscht, daß di« Verlobung im engsten
Familienkreise gefeiert werden solle,
und nun war auch dieser Kreis noch
kleiner geworden, als man erwartet
hatte.
D«r Speisesaal war «igentlich für
eine weit größere Zahl von Gästen be
rechnet, aber die Baronin hatt« doch
mit Hilfe Kathens dafür gesorgt, daß
der iveite Raum leinen unbehaglichen
Eindruck machte. Das Treibhaus war
geplündert worden; überall standen
hohe Blattpflanzen, und di« sonst ziem
lich dunllen Wände waren durch Blu
mengewinde freundlich verhüllt.
Die Tafel selbst zeigt« leinen über
triebenen Prunk, wohl aber den fein
sten Geschmack. Auch hi«r hatte Käthe
durch Aufstellung von prächtigen Blu
mensträußen dafür gesorgt, daß alles
einen freundlichen, gefälligen Eindruck
macht«. Die jetzt aufgetragenen Spei
m«r nach rheinischer Art, die sich mit
der französischen zu messen vermag, ge
führt, auch d«r alte Rheinwein war
und doch wollte sich bei d«n Anwesen
den die rechte festlich« Stimmung nicht
s'.nden. Unwillkürlich schiveifte der
leeren Gedecken, die daran erinnerten,
daß derjenige ausgeblieben, der dem
Feste doch erst die rechte W«ih« g«g«b«n,
gerad«, weil er die V«rsöhnung zwi
sch«n den beiden lo lang« getrennt ge
bliebenen Familien besiegelt hätte.
Jetzt nahm das Brautpaar di«
Ehrenplätze ein, di« für d«n Graf«n
und sein« Gattin bestimmt gewesen wa-
ren. Waltrud saß zwischen dem Ba
ron und Arnulf, während ihr gegen
d«n; >ixn hatt«n wir d«nn noch er
wartet?" mit dieser l«is«n Frage
wandt« sich Edwin während des ersten
Gang«s zu seiner Mutter, und als
diese ebenso leise darauf Antwort gab,
rief er ganz laut und in großer Ueber
rafchung: „Unser Oheim ist plötzlich
hier aufgetaucht?! Ah, nun begreif ich
alles!" und sein« Blicke schweift«» da
bei über die nicht besetzten Stühle hiN-
Weg. H j,ZU z d«
big Auskunft gab, wie wenig das un
erwartete Erscheinen des Majorats
herrn gerad« in diesem Augenblick will
kommen sein konnte.
„Das ist freilich eine seltsam« Ueber
rcschung!" sagt« Arnulf, „und wo ist
Oheim?"
di« beiden zusammentreffen," antwor
tete Kurt.
„Sei ohne Sorge," suchte ihn Wal
trud sogleich zu beschwichtigen. „Du
kennst ja den Vater, er wird sich gar
nicht erst sprechen lassen, und du ver
gißest die Mutter, die schon jeden
„Ja, sie ist die einzige, die über un
sern Vater etwas vermag."
„Und doch hat sie niemals eine Ver
söhnung der Nachbarn herbeigeführt,"
bemerkte die Comtess« nicht ohne eine
gewisse Bitterkeit; sie konnte nun ein
mal dieser „Diplomatin", wie sie die
selbe stets heimlich nannt«, keine Ge
rechtigkeit widerfahren lassen.
„Sie mag es wohl aber
zuweichen," fügte Waltrud hinzu, und
um ihre stolzen Lippen spielte jetzt «in
Zug von Geringschätzung.
„Und das erfahre ich erst heute? O
diese Frauen!" rief der Baron mit ko
genossene Wein, der an den Ufern jenes
Landes gewachsen war. das er noch im
mer nicht vergessen konnte, mochte ihm
doch etwas von der fröhlichen Laune in
die Adern gegossen haben, die dort die
Menschenherzen bewegt.
„Ich werd« di«s Gäng«lband mehr
und blickte dabei voll überquellender
Zärtlichkeit in das Antlitz des theuren
Mäch«ns. das ihm bald für immer an
gehören sollte, dann schaut« «r mit
einer gewissen Ungeduld auf den Ba
ron. Man war bereit? beim
Schwiegervater nicht daran, die Ver
lobung zu verkünden.
Der Baron mochte wohl die Gedan
ken des jungen Grasen errathen, denn
er sah nach seiner Uhr und sagte dann:
„Ich möchte doch die Rückkehr meines
Bruders abwarten; vielleicht —" Er
vollendete nicht, denn er wagte nun
doch nicht die Hoffnung auszusprechen,
die er an diese Rückkehr knüpste. Ei
gentlich begriff er sich selbst nicht; aber
er trug heute ein förmliches Verlan
gen, den Druck ein wenig abzuschüt
teln. der auf seiner Seele ruhte; er
wollte sich auch einmal eine frohe
Stunde gönnen und deshalb glauben,
daß sich alles freundlich gestalten und
es dem Bruder gelingen werde, seinen
alten Feind versöhnlich zu stimmen.
„Nein, mein Vater läßt sich gewiß
nicht zur Nachgiebigkeit bewegen, und
wir können schon froh sein, wenn dies
Zusammenprallen der beiden Gegner
friedlich abläuft", bemerkte Kurt; sein
eben noch glückstrahlendes Gesicht er-
Da wurde schon unten auf dem
Schloßhof Pferdegetrapp gehört, und
obwohl alle mehr oder weniger Lber
rons. Wenige Augenblicke später
stürzte derselbe in höchster Aufregung
staubbedeckt, mit glühendem Antlitz
R>U
chen. Wohl wußten sie sich auf die
Persönlichkeit des Mannes durchaus
nicht mehr zu besinnen, denn sie hat
ten ihn nur flüchtig gesehen, und dar
über waren mehr als achtzehn Jahre
mer sehr voll klingenden Stimme rief:
„Ah, da seid ihr schon! Wie freue ich
mich, euch zu sehen!" und er schloß ei
nen nach dem anderen auf das Herz
lichste in seine Arme. „Wie stolz könnt
ihr sein", fügte er muriner feurigen^
iveg.^
Trotzdem der Majorathsherr die
deutsche Art des Essens gerühmt hatte,
sprach er jetzt doch den aufgetragenen
Epeisen einer Hast zu. am
Essens begann er in seiner lebhaften,
hastigen Weise von der Erfolglosigkeit
seines Ausrittes zu erzählen. „Ja,
lieber Graf", wandte er sich zunächst
zu diesem: „Ihr Vater ist wirklich,
nehmen Sie mir's nicht gelmde
hatte die Stiefmutter doch wieder mit
Komtesse Waltrud hatte jetzt erst
Der ganze Streit sollte, wie man ihr
erzählt hatte, wegen eines Mädchens
sterblich verliebt. Ja,und jetzt noch
bekannte der Baron mit lachendem
Munde, daß die Frauen in sein Da
sein stets verhängnißvoll eingegriffen
hätten. Sie hatte von dem ehemaligen
Nachbar ihres Bater! niemals eine
günstige Vorstellung haben können;
auch ihr erschien seine Flucht feig
und tadelnswerth, nun lernte sie den
von ihrem Vater so grimmig gehaßten
Mann persönlich kennen und wenn sie
auch weiter kein Vorurtheil gegen ihn
hegen mochte, er wollte ihr doch nicht
recht gefallen. Wohl schimmerte noch
etwas von der guten Lebensart hin
durch, die den Mann von Adel und
den ehemaligen Ossicier kennzeichnete;
aber der langeAufenthalt in dem frem
den Lande hatte doch feine deutlichen
Spuren zurückgelassen. Etwas Unru
higes, Fahriges, ein Ueberspringen der
feinen Formen machte sich nur zu rasch
bemerkbar: seine Sprechweise war
nicht immer gewählt, eS entschlüpften
ihm im weiteren Verlaufe der Unter
haltung Ausdrücke, die in der guten
Gesellschaft nicht üblich sind, und je
lebhafter er zuletzt dem Weine zu
sprach, je mehr kam ein „Sichgehen
lassen" zum Vorschein, das am deut
lichsten bewies, wie selten sich der
Mann seit seiner Flucht in besseren
Kreisen bewegt haben mochte.
Festtag doch erst die richtige Weihe ge
geben hätte, sein Vater.
Eine fröhliche Stimmung wurde
zuweilen schon die Grenzen überschritt.
Auch Arnulf hatte dieselbe Empfin
dung wie seine Nachbarin, die Kom
tesse; er fühlte sich von dem Oheim
mehr abgestoßen als angezogen, und
er wurde die Vorstellung nicht los,
daß der plötzlich Heimgekehrte hier
nur Störung hervorbringen konnte.
Nun, sein Aufenthalt sollte ja nicht
von langer Dauer sein, das hatte der
Baron im Laufe der Unterhaltung
auch heute wieder erklärt und so war
seine Gegenwart schon zu ertragen,
dennoch vernwchte der junge Mann die
Herzlichkeit nicht ganz zu erwidern,
die dieser ihm entgegentrug.
Der Oheim hatte sich zu viel in der
Welt herumgetummelt und war in
dieser Hinsicht zu scharfäugig, um
nicht bald herauszufinden, daß es mit
fammenklingen wollte. Warum? wuß
te er selbst nicht. Um so mehr fühlte
er sich von angezogen, —da
schlägt, während Arnulf schon
mehr verstand, sich im Zügel zu hal
ten, obwohl auch bei ihm noch das
Baron Heinrich fühlte bei dem jun
gen Neffen das Wahlverwandte f«i-
wie eben jetzt, wo er es an toller Lau
ne noch mit Jedem aufnahm. War
es ih>n doch als ob dieser Neffe
ftrudelköpfige, alte Herr hörte feinem
Neffen mit größter Aufmerksamkeit
zu, er bewies damit, wie sehr ihn diese
Mittheilungen fesseln mochten.
Baron Heinrich begann dann sei
nerseits das Leben und Treiben in
Amerika zu schildern; er hatte sich eine
neue Flasche Wein geben lassen. Beide
rauchten und tranken, und
hatte.
sobald sie in seine Nähe kam, und sie
erschien nur zu oft. um sich nach den
Wünschen ihres Lieblings zu erkundi
gen; schien sie doch nur für ihn zu den
nehm und bequem wie möglich zu ma
chen. Arnulf hatte Mühe, ihre allzu
zärtliche und wirklich übertriebene
Sorge ein wenig abzuwehren; aber
er that es doch mit einer Freundlich
keit, die am besten bewies, wie sehr
sie sah, wie innig noch das
Verhältniß war, das zwischen ihrem
Sohne und ehemaligen Amme
mögen. Ein Herz ,das ihr einmal ent
gegenschlug, mußte ihr ganz allein ge
hören, und sie war fest entschlossen, die
heimliche Neigung, die bereits in ih
rer Brust für Arnulf zu keimen be
dach, daß sie die Willenskraft besaß,
ihrem Herzen Schweigen zu gebieten.
Und während Arnulf sich nicht
(Fortsetzung folgt.)
Ausgewichen. Aeltliche
Jungfrau (bei einer Kahnfahrt):
Würden Sie mich retten, wenn ich
ins Wasser fiele?" Herr: „O. ich lasse
Sie gar n.cht ins Wasser fa?en!"
schrecklich ist meine Frau, sie kocht
ausgezeichnet, aber was ich gern esse,
Leibspeisen darf ich schon gar nicht er
wähnen, gleich kocht sie mir die
aber wie?!"
Für die Küche.
Wasser. Dann läßt man einen ge
häuften Kochlöffel Mehl in einem
Stückchen Butter blaßgelb anrösten,
Bratwürstchen.
Delikater Krautsalat.
Von einem schönen Weißen Krautkopf
Krautkopf !/, Stunde in kaltes Was
kommt 1 gehäufter Theelöffel Mehl
Tafelsenf, 1 Theelöffel Salz, > Thee
löffel Pfeffer, Tasse Essig, der
der. Nun giebt man den gelben Eier
die Brodscheibeii fällt.
Ente mit Rheinwein. Die
junge Ente wird, nachdem sie gehörig
läßt l2 bis 15 Minuten da-
Man reibt
von 2 Pfund Semmel di« Rinde ab,
schneid«! die Krume in Würfel, thut sie
in eine Schüssel, feuchtet sie mit Milch
an, so daß «s kaum sichtbar ist, thut S
ganze Eier nebst etwas Salz und «ine
Hand voll Mehl dazu, mischt dies Al
les gut durcheinander, macht von d«r
Mass« 6 große Klöße, thut sie mit et-
Butter in einer Saurier« dazu. Dies«
Klöße sind zu Obst wie zu Braten
gleich vorzüglich.
Fleischllopfe mit Kräu
tern. Von N Pfund gehacktem
Rindfleisch wird nebst 2 Eiern, 2 m
zerschnittene hat man unter
dessen in Butter gelb werden lassen,
verkocht diese mit einer oder zwei
Tassen Brühe, legt die Klöße in diese
Sauce, läßt sie auf gelindem Feuer
eingerührt, damit sie nicht dick, aber
sämig wird. Die Klopse werden in
der Sauce angerichtet zu Tisch gege
bis es schön braun ist. Vor dem Ser
in's Fleisch und streicht Butter, Citro
nensaft und «in wenig Pfeffer hinein.
und rund gebratenen Kartoffeln.
Nach dem Concert. „Ein
infamer Mensch, d«r Kritik«! Frech
dachs! Gestern Abend nach meinem
Concert hat er zu mir gesagt, er wün
sch« mir für jeden falschen Ton «in
gesundes Lebensjahr! Ich werd' dem
Kerl meinen Sekundanten schicken!"
„Ach, Unsinn! Sträuben Sie sich doch
nicht gegen so 'nen guten Wunsch! Waz
meinen Sie, wie lange Sie da lebend 3