Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 10, 1904, Page 2, Image 2

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    2 Er soll drin Herr sein.
1.
S«ngend«s Sonnenlicht, versengt«
Mesa; seit vielen Stunden kein Laut
«iiißer dem Wind, der vo« fernen Ge
birge durch die Cottonwood - Bäume
an dem kleinen Strom entlang und
durch die welken Cactus - Stengel
suhr; und kein Zeichen menschlichen
Lebens außer ihren eigenen Schrit
ten, Elaine schauderte.
Sie war eine Tochter des Berg
bauer - Lagers und hatte ihr ganzes
junges Leben an solchen entlegenen
Plätzen verbracht. Aber dort war es
doch noch ein Bischen anders: Huf
schlag, Räderrollen, Burro - Geschrei
und die Besuche von Nachbarn den
Tag über: Abends das Geklimper der
Banjos, Singen und Johlen von ei
nem Zelt oder Blockhaus zum andern;
vielleicht auch das Getöse von Berg
bau - Maschinen. Doch hier auf der
Ranch? Es konnte nicht einsamer und
öder auf dem Meere sein.
Elaine haderte mit sich selbst, daß
sie so thöricht gewesen, die Einladung
von Hester Tvmson, ihrer ehemalig«»
Schulfreundin in Silver, anzuneh
men. ein paar Wochen bei ihr an die
ser Stätte zn verbringen. Jetzt war
Hester auch fort; frühmorgens war
«in Reiter in rasendem Galopp ange
langt und hatte sie benachrichtigt, daß
ihre verheirathete Schwester, dreißig
Meilen weiter in der Wildniß, plötz
lich schwer erlrankt sei, rind sie war
hastig zu ihr gefahren. Und der alte
Tomson selber, der war mit seinen
Mexicanern und dem Vieh irgendwo
weit weg, schon den ganzen Vormittag.
unter Larven die einzig fühlend«
Brust, und die' Zeit schlich träge wie
rine Schnecke dahin, während Elaine
nach der Veranda und wieder zurück
War dies« Nervosität nur ein Auf
bäumen ihres inneren Wesens gegen
die Einsamkeit, oder entsprang sie
auch «iner dunklen Ahnung dessen,
sten Stunden geschrieben war?
Plötzlich ein anderes Bild. Eine
große Staubwolke verdunkelt den
Landweg. Polterndes Getrampel ei
ner Masse Hornvieh, rascherer Huf
schlag von Pferden hinter ihm drein.
Peitschen- oder Lasso - Zischen durch
die Lust und Männergeschrei. Näher
wälzt« sich das Getöse. Einzelne
stieß die groß« Pforte, welche in das
eingehegte Tomfon'fche Feld führte,
weit auf, und im nächsten Augenblick
ergoß sich die tosende Masse herein.
Elaine klatschte entzückt in die Händ
chen. Das war doch «in anderes Le
i>«gt hatt«.
es ' 'b s d« ' ,
Wildrosen - Gesicht des Mädchens
gen.
Maine das Mahl und übertraf sich
selbst. Mit zitternden Fingern band
sie Sim, als er nachher um die Ei
nen, eine von Hester's Schürzen um,
und als er zwei Teller zerbrach, lach
ten sie Beide blos darüber.
«Ich komme bald wieder," sagte er,
als er sich auf den struppigen Zienner
schwang, „ich lomme auch oft nach
Silver, und es wird mir das größte
Vergnügen machen..„O ja, bitte."
Und er verehrte ihr noch einen großen
Türkis, den er kürzlich unfern der
Bergwerke von Santa Anita gefun
den.
2.
Gott Amor hatte zwei Meister
schüsse gethan, und die tiefverwunde
ten Herzen konnten nur durch einen
gemeinsamen Verband geheilt werden.
Elaine hatte schon ihr Ja - Wort
gegeben. In ihren gelegentlichen
Mädchenträumen von dem Künftigen
Ideal. Was aber irdische Güter an-
lylphenhaste Wesen als sein Weibchen
zen, mochten andere Mädchen
Der Tag der Glückseligkeit kam.
Ihr Wunsch war Befehl.
Paso das vollste Maß der Freude.
Dich, Kleine?"
Platz gehabt, wo ich Gesellschaft halten
Kinder. Jetzt kann ich aber die Mäd-
Meilen."^
Kamm beklemmende
war kalt, die Nähmaschine war be
deckt, und Alles sah so ungastlich wie
Schweren Herzens ging Elm auf
das Feld hinaus. Dort traf er den
Mexicaner. „Ach," klagte dieser, „die
Senora ist nach Silver zum Besuch ge
gangen, am Tag nachdem Sie wegge-
Erzürnt war Sim nicht. Und doch
lastete es schwer auf ihm. Er mußte
irgend etwas thun, um Elaine's Loos
zu verbessern, die ein Opfer für ihn
gebracht, das war klar.
ES gelang ihm, seine Geschäft« so
einzurichten, daß er am nächsten Tag
«ine Besorgung in Silver zu machen
hatte, und nach drei Tagen hatte er
sein Weibch«n glücklich wieder daheim.
Einig« Zeit darauf, bei «wem gro
ßen Vieh - Auftrieb, wiederholt« sich
dasselbe Stückchen. Diesmal hatte
Sim dafür gesorgt, daß Elaine nicht
ohne Gesellschaft sein sollte. Er hatt«
ihre älteste Schwester und ihre Cousine
eingeladen, sie zu besuchen, und für
ihre Reise in dem Omnibus bezahlt,
der zwischen Silver und den fernsten
Punlten des Weideftldes verkehrte.
Doch Elaine wollte lieber besuchen,
als besucht werden, und als Sim voll
Ungeduld heimgeritten kam, sand er
wieder ein leeres Haus vor.
Am Küchen - Vorhang steckt« ein
Zettel: Elaine's Schwester sei unwohl
geworden stand darauf und alle
Drei seien nach Silver zurückgekehrt,
damit si« ordentliche ärztliche Pflege
habe. Das war schon vor beinahe ei-
Schwarze Schatten huschten über
Sim's Gemüth. Würde er im Stande
sein, Elaine's Liebe zu behalten? Dies
war das einzige groß« Fragezeichen,
das vor ihm stand, als er am nächsten
Tage nach Silver sprengte.
Nach Einbruch der Dunkelheit lang
te er dort an. Elaine, ihre wunderbar
genesene Schwester und ihre Cousine
waren zur Zeit sehr geschäftig auf ei
nem Bazar, der zum Besten eines
neuen Hospitals abgehalten wurde und
Musik schallte durch den Raum.
Mit einigem Murren lehrte Elaine
mit ihm zurück. Er hatte eine Ueber
raschung für sie. Einen bedeutenden
gespart hatte, händigte er ihr ein, da
mit sie sich ein Klavier anschaffe. Sie
umschlang ihn mit aufrichtiger Zärt
lichl«it.
„Das wird Dir Gesellschaft leisten,
wenn ich weg sein muß," sagte er.
„O, ich werde Dir die lustigsten
Stückchen spielen," jubelte sie. „Ich
habe zwei Jahre im Kloster Klavier-
Unterricht gehabt. Und o, Sim, wir
werden die Einzigen auf dem Weide
den Wallers."
Die neue Saite, welche Sim in
Elaine's Herz angeschlagen hatte,
klang wirklich lebhast genug. Einen
Monat lang zeigte sie großes Interesse
an ihrer Häuslichleit. Sie bearbeitete
Nach vier oder fünf Monaten aber
begann sie wieder, sich zu „mopsen."
Das Klavier blieb oft mehrere Tage
hinter einander ungeöffnet. Schließ-
Sim blickte sie ernst an. Ihr
die Verlörperung seiner Ideale. Einen
Augenblick wollten sich seine Hände
ballen, aber sie sanken wieder schlaff
si "ckk ht t 112 '
der Ranch um hier Farm-
Zweifelvoll blickte sie ihn einen Mo
len wirklich lebhaften Platz?"
Als sie aber das Innere des Hauses
musterte, war sie ganz entzückt. „Ta-
Du bist ein Juwel!" Und sie küßte ihn
4.
Gesellschaft den Ruf zu einer Conse
Abendbrot, das er sich selbst bereitete,
-HS'lv El 's
Elaine's Mutt«r seinen Gesichts-Aus-
„Bah!" versetzte die älteste Schwe
scholl, plötzlich um, da blickte sie un
mittelbar ui das Gesicht ihres Gatten,
aber s o hatte sie es noch niemals gese
llber seine linke Schulter aus das Po
ny, sprang selbst auf und galoppirte
im Vorstadt - Gebiet.
Sim," flüsterte sie, seinen
Arm fassend, „Du glaubst doch nicht,
daß daß ich etwas Unrechtes zu
Dir gethan habe?"
ten.
aber noch nie war sie so stolz auf ihn
„Ich war bis jetzt Dein Sklave,
nicht wahr?" hub er in tiefem Brust-
Blockhaus der C-C. Ich habe wieder
weit es nicht verkauft ist. Dort wirst
Du bleiben und Deine Pflichten als
meine Gattin thun. Du wirst Dich
Besuch dort haben, thust Du es, so
Dein letztes Stündlein hat geschlagen!
Ich werde jetzt meine Pflicht zu Dir
thun, ich bin Dein Gatte und" er
stehst Du?"'
„
hol' Deine Sachen zusammen und
sende sie nach Wilson'! Pferch, wo der
Wagen für uns bereit steht. Dann
komme wieder hierher. Halte Dich
Ablauf der halben Stunde zurück.
„Ich bin fertig, wenn Du es bist,"
sagte sie.
Ein leiser Seufzer stahl sich von sei
nen Lippen, —um das ätherisch
gleich umbringen."
Er blickte auf seine Sllavin, strah
lend in Rosa, Weiß und Gold, wie an
an sich und küßte ibr die Furcht aus
den Augen. Eine Göttin hatte er nicht
mehr, aber ein liebendes Weib hatte
noch besser in diesem Erdenthal.
„Wir werden eine kleine Ferienzeit
haben, ehe es zur Arbeit zurückgeht,"
Vnkcl Tipple» «acht.
Philipp Tipple in Timbretown hatt«
nicht etwa einen Spleen. Nur ein«
Leidenschaft, die ihn völlig beherrschte,
die ihn abstumpfte für alle anderen
Genüsse des Lebens: das Rauchen. Er
schlief mit d«r Cigarre zwischen den
Zähnen ein und lutschte noch wollüstig
daran, wenn er erwachte. Die Cigarre
steckte in seinem Munde bei jeder seiner
spärlichen Beschäftigungen. Wenn er
aß, würzte er sich jeden Happen, wenn
e: trank, jeden Schluck durch einen
kräftigen Zug. Er lebte in stetem
Qualm, und'jeden, der diese stickige
Atmosphäre durch irgend welche Vor
haltungen über die Schädlichkeit dieses
Zustandes zu klären versuchte und die
Cigarre schmähte, betrachtete «r als
seinen persönlichen Feind.
Philipp Tipple hatte nur eine ein
zige Verwandte. Seine Nichte Edith,
die bereits bis dicht an den Abgrund
der Vierzig herangereiste wirkliche
Jungfrau. Er hätte sie geliebt, diese
Edith, geliebt wie man eine Tochter
liebt, wenn sie sich nicht unglücklicher
weise in die Reihen seiner Widersacher
gestellt haben würde... Edith Smith
war nämlich eine enragirte Gegnerin
des Rauchens und zudem eine sehr
kampfeslustige Jungfrau, die es sich
zur Ausgabe gemacht hatte, ihren Haß
wider das Rauchen in alle Welt hinaus
zu predigen. Da kam es denn, so oft
Onkel Tipple bei seiner Nichte, die in
kärglichen Verhältnissen lebte und stch
mübselig durch Handdrbeitsunterricht
ernährte, einmal vorsprach, zu lebhaf
ten Zusammenstößen. Sie wollte ihn
bekehren, sie erlahmt« nicht in ihrem
Bestreben, ihn von der Schädlichkeit
und Absch-ulichkit seines „Lasters" zu
überzeugen, und er vertheidigt« sich mit
gleich«? Leidenschaft. So endete jedes
Beisammensein mit einem furchtbaren
Krach und dem gegenseitigen Schwur,
niemals wieder Gemeinschaft mitein
ander zu haben ein Schwur, der sich
zwar hinterher regelmäßig als Mein
eid entpuppte, aber doch immer wieder
ließÄnlel Tipple sich einmal zu der
schrecklichen Drohung hinreißen: „Höre,
Edith! Wenn du dich nicht von dei
nem verbohrten Rauchhaß betehrst,
bleibt mir nichts anderes übrig als
Sie erschrak heftig. Aber bekehren
ließ sie sich aus schnödem Eigennutz
nicht. War si- doch eine stolze Britin!
Sie blieb auch unter den also erschwe
renden Umständen ihrer Ueberzeugung
treu. Ja. sie nahm sogar mit doppel
tem Eiser ihre Belehrungsversuche an
dem armen Alten auf. Er tobte, er
raste. Das Leben wurde ihm unerträg
lich. Indessen —er qualmte weiter,
so wie sie sortsuhr, gegen das Qualmen
mit Wort und That zu kämpfen.
Eines Tages erlag Philipp Tipple
seiner Nikotinvergiftung. Edith war
tief bekümmert und sah mit Herz
klopfen der Eröffnung des Testamentes
entgegen. Sollte der verblendete Greis
seine Drohung wahr gemacht haben?
Der verhängnißvolle Tag, der diese
bange Zulunstssrage der Jungfrau lö
sen "sollte, brachte ihr eine unerwartete
Ueberraschung. Enterbt hatte sie On
kel Tipple nicht, aber seine Bestim
mung, sie zur Universalerbin seines
beträchtlichen Vermögens zu mack>en,
enthielt eine furchtbare Bedingung,
eine Klausel, die man nur als boshaf
ten Racheakt des dahingeschiedenen al
ten Rauchers bezeichnen konnte.
Onkel Tipple vermachte seiner nicme
zunächst nichts anderes als ein Ci
garrengeschäft. Es war bereits ge
kauft' und stand fix und fertig zur
Verfügung. Und das Testament be
stimmie in sorgfältig detaillirten Pa
ragraphen, daß Edith das Geschäft
allein und selbständig zu führen habe
Unterstützung. Nur eine „Bedienung"
für Küche und Haushalt durfte sie
nehmen, im Laden hatte sie persönlich
zu amtiren, vom frühen Morgen bis
und Tabalvertäuserin. Ein volles
Jahr hindurch. Onkel Tipple hatte
angenommen, daß dann das Geschäft
Einflüsse und Rathschläge machten sich
geltend. Und dann —so hielt Rechts
anwalt Snobb ihr vor wenn sie
Verhalten zum Laden ytnauszugrau
len und jedem Käufer den Genuß des
Rauchens nach Möglichkeit zu ver-
Piinltlich am festgesetzten Termin
übernahm Edith den Cigarrenladen,
und am Mittag des fünfzehnten D»-
cember sah man sie in d«r Thür ihr«s
Geschäfts stehen. Lang ausgeschossen,
dürr, mit strohgelbem Haar, in ein ab
sichtlich aschgrau gewähltes Costüin ge
kleidet. eine tiksschwarz« Schürze vor
gebunden und mit finsteren Blicken die
enge Straße musternd, als wollte si«
jedem Passanten zurufen:
„Wage nicht, hier einzutreten und
Cigarren von mir zu verlangen!"
Die ersten Tage Verliese» still und
regungslos. Wenige Käufer kamen,
und jedem hielt Edith mit hinreißender
Eindringlichkeit eine Rede gegen den
Tabalgenuß. Aber die Herren lachten
und lauften. Ja, noch mehr sie ka
men wieder. Denn erstens hatte der
schlaue Onkel Tipple für ein Lager
wahrhaft mustergültiger Cigarren ge
sorgt und zweitens machte den
Einige verstiegen sich sogar dazu, der
merkwürdigen Geschäftsinhaberin
Komplimente zu sagen, daß sie er
röthete bis unter die Haarwurzeln.
Und es wurde ihr dieser Liebenswür
digkeit und guten Laune gegenüber oft
genug schwer, ihrem Borsatz treu zu
bleiben und den Käufern ihre Waare
gehörig zu verleiden...
Eines Tages kam ein findiger Re
porter zu der lustigen Geschichte und
erzählte sie in seinem Blatt den braven
Mitbürgern. So wurde Miß Edith
der Gesprächsstoff des an Unterhal
tung so armen Timbretown. Von die
sem Tage an hob sich die Frequenz des
Cigarrenzeschästes in unerhörter
Weise, und seine Kundschaft wuchs von
Tag zu Tag, von Woche zu Woche.
Alle männlichen Einwohner der Stadt
wollten das seltsame und interessante
Weib kennen lernen, das unter Hinten
ansetzung des eigenen Vortheils Ideale
verfocht. So etwas war im ganzen
Königreich noch nicht vorgekommen, so
gar in Irland oder bei den Schotten
kaum!... Ja, es ereignete sich häufig,
daß Nichtraucher sich in das Lokal ein
schlichen und einen Einkauf machten,
nur um Miß Edith zu sehen und einige
ihrer Argumente wider das scheußliche
Kraut, das sie mit bitterem Lächeln
feilbot, zu hören oder die Plakate zu
bewundern, die am Eingang und an
verfchiedrnen Stellen des Cigarren
ladens prangten und in Lapidarschrift
„Rauchen höflichst verbeten!"
Aber je mehr die Kundschaft des Ge
schäftes wuchs, desto weniger kamen die
Neugierigen auf ihre Rechnung. Miß
Edith wurde immer stiller, immer zu
rückhaltender, ihre Reden wurden im
mer kürzer und einige Käufer behaup
teten sogar, daß die strenge Dame
gelächelt habe. Und es kam der Tag,
da plötzlich die Plakate mit dem
Rauchverbot aus dem Laden und über
dem Eingang spurlos verschwunden
waren. Und als einer der Kunden,
verblüfft und überrascht, die Sache auf
die Spitze treiben wollte, eine Ziind
holzschachtel herausnahm, ein Zünd
hölzchen in Brand setzte, die Spitze sei
ner Cigarre abbiß und erwartungsvoll
fragte: „Gestatten Sie?" —da ant
wortete Edith still und ohne Groll:
„Bitte sehr wie's beliebt." ... Am
darauffolgenden Tage aber prangte
ein zierlicher Apparat zur Entzündung
der Cigarren auf dem Ladentisch und
daneben alles, was dazu gehört...
Diese Thatsache brachte dem Ge
schäft einen neuen Aufschwung. Von
dieser Wandlung wollte sich jeder selbst
überzeugen und alle Welt rühmt« die
stille Liebenswürdigkeit, die gemessene
Zuvorkommenheit der Besitzerin...
Nach einigen Monaten interviewte sie
der Reporter. Er fühlte sich seinen
Lesern gegenüber verpflichtet, das
Wunder aufzuklären. Anfangs sträub
te sich Edith, dann aber kam sie muthiz
mit der Erklärung heraus.
„Ich habe mich überzeugt," sagte sie,
„welch' ein Schatz in einem Geschäfte
steckt. Man darf heutzutage doch das
Geld nicht unterschätzen und eine Ein
richtung, die so reichen Segen bringt,
darf einiger schädlicher Nebenwirkun
den. Geschäft ist Geschäft! Außer
dem hat mich die Praxis überzeugt
und meine Kunden beweisen mir, daß
weg liebenswürdige, angenehme Leute,
erstaunlich viel gesunde, lebenskräftige
Naturen gibt, die beweisen, daß die
schädlichen Wirkungen des Tabaks nur
in Ausnahmefällen zu constatiren sind,
Führer (im Mu-
Jahre im Meerwasser gelegen
denken Sie sich, wie gesalzen die ge
worden ist!"
Gewitzigt. Frau (zum
Dienstmädchen): „Anna, der Doktor
kommt! Ziehen Sie rasch die Jalousie
in die Höhe, sonst bringt er wieder ei
nen Nachtbesuch in Anrechnung!"
Eine vornehme englische Hochzeit.
schen Gesellschaft fand kürzlich in Mar
wick statt. Alle Kirchenglocken von
Marwick läuteten, und alle Leute auf
der Straße ri«fen Hurrah, als zu Mit
tag Lady Marjori« Greville, Lord
Warwick's Tochter, nach der Kirche
fuhr, um dort mit Discount Helmsley
getraut zu werden. Die Kirche war ge
drängt voll von Hochzeitsgästen. Der
kam. Sie sah sehr gut aus in dem wei
ßen duftigen Kleid aus Chiffon und
Spitze, das eine Pariser „Schöpfung"
Zoll breite Falbel aus Mechelner
schleppten. Darüber lag eine ent
zückende Hofschleppe aus Mechelner
Spitzen, die schon die alte Frau War
gearbeitet und nicht mit Blumen be
setzt. Von der linken Seit« des Leib
chens dagegen fielen Blumen herab,
zum Theil bis auf den Gürtel, der in
«iner Spitz« wi« zu Louis XV. Z«iten
auslief. Die Taille war nicht ausge
schnitten, war ab«r durch die eingesetzte
klare Spitz« sehr duftig. Die weiten
Aermel waren bis zum Ellbogen meh
rere Male gezogen, und von dort gin
unter das Volk. Nach dem Frühstück
tigen Schirme gemacht werden, ist ein
Geheimniß des Erfinders. Die
Schirme sehen wie Glas aus. sind
jedoch nicht ganz so durchsichtig. Sie
ähneln in der Farbe dem Elfenbein
Kurz« Hoffnung. „Max,
pump' mir nochmal zehn Marl!"
„Ist mir heute leider unmöglich:
mit Vergnügen!" „Kann ich mich
d'rauf verlassen?" „Gewiß! Du
hast ja verfprochen, mir morgen die
zugeben!"
Gerechte Entrüstun g,—
Zahnarzt (beim Glatteis zu seinem
Hausherrn): „Verllagen werde ich Sie
ausgefallen, den er sich gerade bei mir
ziehen lassen wollte!"
Notarielle Bestäti
gung. Tourist: „Sind die Eier auch
frisch?" Wirth (bei dem ein Notar aus
der Stadt als Sommerfrischler
wohnt): „Jawohl! Der Herr' Notar
war persönlich zugegen!"