Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 11, 1904, Page 3, Image 3

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    GKHenckes Golck.
Roman von Marie Lescot. ,
(8. Fortsetzung.)
' „Sie besitzt mehr als vier Millionen.
Ich habe selbst mit dem Notar gespro
chen, bei dem das Testament des Vet
nicht minder wie den Aerzten; jene sind
Spitzbuben, diese Nichtskönner. Miß
traue auch vor allem den jungen Mäd
dacht."
Der junge Mann zuckte die Achseln.
„Dann verdammst Du mich also zu
ewigem Junggesellenthum?"
„Nein, ich' will nur, daß Du mir
Zeit läßt, die Sachlage zu prüfen. Ich
dem Notar sprechen, denn Du muht
Dir doch sagen, daß aus das Geschwätz
«ines Verliebten kein zu großer Werth
zu legen ist; dann werde ich mit Baron
von Rochedure Rücksprache pflegen.
Ich stelle durchaus nicht in Abrede, daß
«ine Million eine recht hübsche Aussicht
ist, aber sicher ist sicher."
Seit den sechs Monaten, daß Herr
von Grouillot dem Gedanken an eine
war, war Baronin Amalie nicht auf
Mosen gebettet. Sie sehnte sich danach,
die Zukunft ihres Kindes durch eine
Probe zu stellen. Während der Flit-
Der Vater Gontrans entschloß sich
endlich, selbst die nöthigen Erlundi
gungen einzuziehen; er begnügte sich
nicht damit, einen Nervenarzt zu fra-
Vier Jahre waren seitdem in's Land
gegangen.
Frau von Rochedure stellte sich im-
hätte.
Gräfin Bertha behauptete ihren
Platz als unbestrittene Herrscherin im
terlingsdasein; kaum hatte sie jedoch
den Fuß auf Nennyer Grund gesetzt, so
verwandelte sie sich in die um ihr Pa
der Unsern ist!" Vater Mahurets
keil; rührend sah es sich an, wenn der
Alte den kleinen Mann drillte und ihn
zu Ausdauer und Gewandtheit in^al
nen. Während der alte Zuave den
Muth des Kleinen durch Berichte über
Scharmützel und Gefechte anspornte,
Gräfin Bertha selbst; da sie es wäh-
Sohne ausgeworfen hatte, «inzustellen,
das Blut des Alten in den Adern und
mer «ine glückliche ist, und daß das
Sprichwort: Der Apfel fällt nicht weit
vom Stamm«, viel Wahres in sich hat;
an Arbeitslust.
Vernunft war. So bekundete sie ge
schäftlich eine staunenswerth« Klarheit.
Anstatt, wie sie es früher gethan hatte,
ihrem Bruder zu allem willenlos ihre
Unterschrift zu geben, ließ sie sich jetzt
genau den Inhalt eines jeden Schrift
erschreckt richtete sie sich auf und.
fragte: „Wo ist Tintin. ich seh' ihn
nickit!" Justine und Hanna bemühten
fast annehmen, der Heilungsproceß be
ginne. Die Natur, die Stille, die Ein
samkeit scheinen ihr mebr zu nützen, als
geistigen Mord begehe. In langen,
schlaflosen Nächten suchte sie vergeblich
nach Mitteln und Wegen, um das Un
heil, das sie angestellt, wieder gut zu
machen. Zuweilen faßte sie den muthi
gen Entschluß, bei der nächsten Ver
abzulegen, durch ihre Demuth das Ur
theil der Welt zu entwaffnen. Offen
wollte sie gestehen: „Das habe ich ge
than, weil ich nicht den hatte,
Sitzung reihte sich an die andere, ohne
daß die Baronin gesprochen hätte.
Feigheit...Selbstsucht und Mutterliebe
verschlossen ihr den Mund wie vom er
sten Tage an.
Frau Mahuret sah inzwischen mit
tiefinnerster Befriedigung, wie sich ihre
Schätze mehr und mehr häuften. Die
Freude über das Geld, das sie allmo
natlich holen ging, schwächte sich nie ab,
im Gegentheil, sie steigerte sich von
Jahr zu Jahr, und ihr Geiz wuchs.
Sie freute sich darauf, die Sardinen
büchfe, in die sie die ersten Goldstücke
gelegt hatte, damit vollgepfropft zu se
hen und lebte in steter Angst, daß man
kommen und ihr Augustin wieder neh
men könne. Gerne würde sie auch die
fünfhundert Franken, die die Gräfin
ihr alljährlich gab. zu dem Gelde, das
sie im Geheimen erhielt, gelegt haben,
damit die Summe rascher anwachse.
Aber ihr Mann, der darauf bestanden
hatte, den Unterhalt Tintins und sei
ner geliebten Dogge von seiner Pension
zu bestreiten, setzt« auch hier seinen
Willen durch und legte „Tintins Geld"
nach und nach in Kartoffelfeldern,
Weinbergen und Bieh an. die einst des
Pathenkindes Erbtheil sein sollten.
So zählte das Ehepaar jetzt zu den
Begütertsten im Dorfe. Die schweig
same Zurückhaltung, die die Feldhüter
srau an den Tag zu legen Pflegt«, er
höht« den Zauber, den sie um sich zu
verbreiten verstand, und das Ansehen,
dessen sie sich allseitig erfreute. Man
nannte sie stolz, aber jetzt, wo sie zu
den Besitzenden gehörte, wunderte man
sich nicht mehr darüber. Geld erllärt
und entschuldigt alles!
XIV.
Es war ein strenger Winter; schnei
dender Wind peitschte die Luft, und
überall lag dichter Schnee. Seit meh
reren Wochen schon war Frau Ma
huret durch eine heftige Bronchitis
an's Haus gefesselt, so daß sie darauf
verzichten mußte, ihre Eier und Butter
auf den Markt zu tragen. Als aber
der Januar zu Ende ging, bemächtigte
sich ihrer eine große Unruhe. Was
wurde aus dem Gelde, wenn sie es nicht
am zweiten Februar abhob? Diese
Befürchtung verfolgte sie unausgesetzt,
so daß sie beschloß, um jeden Preis in
die Stadt zu gehen, angeblich, um wie
immer Kaffee" und Lebensmittel ein
zulaufen. Sie war ja eine kräftige
Natur, was sollte ein Weg von ein und
einer halben Stunde ihr Weiler scha
den? Als sie aber Mahuret von ihrem
Entschlüsse Mittheilung machte, prote
stirte er lebhaft, so daß sie zu einer an
deren Lüge ihre Zuflucht nehm-n
mußte.
„Es handelt sich nicht so sehr um
den Kasfee, ich mochte gerne den Dok
tor wegen der Schwindelanfälle, denen
ich mitunter ausgesetzt bin, zu Rathe
ziehen." Ein wenig in seinem Wider
stand erschüttert, entgegnet er: „Frei
lich, aber wie wäre es, wenn wir den
Arzt kommen ließen?"
„Nein, nein." rief sie lebhaft, die
Größe der Gefahr sofort begreifend,
„morgen fährt ja der Postwagen in die
Stadt, ich nehme mir einen Platz, das
als wenn wir den Arzt kommen las
sen." Er fügte sich dieser Vorstellung,
und am nächsten Morgen stieg Frau
Mahuret, in ein warmes, von Gräsin
Bertha stammendes Wolltuch gehüllt,
in die Postkutsche. So hieß ein alter
Karren, der überall undicht war, und
trotz des Wolltuches klapperte Frau
Maburet „lch hätte die
liatte.
Nachdem sie das Postbereau verlas
sen, begab sie sich zum Krämer, um
ihre Einkäufe zu machen. Und der
Doktor? Ah, sie war doch nicht so
einfältig, ihr sauer verdientes Geld Je
mandem zu geben, der sicherlich nicht
derlegen, ein GlaS Grog. Herr Ma
huret weiß schon, wie er damit umzu
gehen hat."
„Und wie viel kostet die Flasche?"
„Von jedem anderen verlange ich
drei Franlen, Ihnen will ich sie für
vierzig Centimes lassen."
übrig.
Da faßte sie den schnellen Ent
schluß, zu Fuß nach Hause zurückzu
kehren. Wenn Mahuret «ine Bemer
kung machen sollte, so würde sie ihm
sagen, daß der Arzt ihr empfohlen
habe, zu gehen, weil es ihr bei der
Fahrt so kalt geworden sei. Seit sie
einmal von dem Weg der Wahrheit ab
gewichen war, kam es ihr ja aus eine
Lüge mehr oder weniger nicht an.
Nun machte sie sich auf den Heim
weg. Anfangs schritt sie rasch dahin,
sie hatte sogar das Gefühl, als ob die
kalte Luft ihr gut thue. Der Krämer
hatte die Flasch« entkorkt und ihr ge
sagt, daß sie nur einen tüchtigen
Schluck nehmen solle, falls ihr unter
wegs schwach würde; es werde sie er
wärmen und kräftigen. Zweimal folgte
sie seinem Rath und hatte schon die
Hälfte des Weges hinter sich, als sie
eine Begegnung hatte, die ihr leinen
schlechten Schreck einjagte.
Ein zerlumpter hagerer Mann, der
auf einem Kilometerstein gesessen hatte,
erhob sich bei ihrem Näherkommen und
trat auf sie zu.
„Eine kleine Unterstützung für einen
armen Reifenden, der hungert und
friert, gute Frau!"
Wenn auch die Worte bescheiden
klangen, so war doch seine ganze Haf
tung so drohend, als wollte er sagen:
„Die Börse oder das Leben!"
sie, „sonst würde ich nicht bei
dieser Kälte den Weg zu Fuße machen,
aber das Geld, das ich bei mir habe,
will ich gerne mit Ihnen theilen."
Sie nabm die Börse aus der Tasche,
die er ihr sofort entriß, und als sie sich
zur Wehre setzte, bemerkte er auch ihren
Einkaufskorb. „Teufel, das ist schon
besser, das theilen wir auch!" Er setzte
die Rumflasche an den Mund und
nahm einen tiefen Zug. „So, nun
thun die Füße weh!"
Er hing sich an den Arm der er
schrockenen Frau, nahm
Sie treffen ließ, liebe Frau!"
stöhnte er erschöpft. „Ich glaubte
schon, ich müßte auf der Chaussee ver
so..!'"
len? Wieso?"
Gesellschaft aus Altien war. Ich ver
die Parlmauern, ehe ich mich einzulre
leerte die Flasche bis zur „Oh,
suchte mit Mühe seine Worte. „Als
„Wie hieß doch die Mutter? Und
„Allmächtiger Gott," rief der Feld
hüter entsetzt, „was ist denn Dir pas
„Oh, ich hatte ein gräßliches Aben-
Soldaten das Werk eines Augenblicks,
und trotz des lebhaften Protestes seiner
Maburet der Rücklehr ihres Mannes.
Obfchon Fieberschauer sie schüttel-
Goldstllcke au» ihrer geheimen Tasche
Freude. Das sollten also die letzten
lich anlangte, wär es finstere Nacht.
„Da hast Du Dein Tuch!" sagte er
und wärs es auf den Tisch. „Der
Gesicht, daß sie erschrak.
Maburet?"
denn geschehen?"
Er erzählte di« Geschichte mit ge
wohnter Gründlichkeit.
beide am Boden.
„Wenn Du wüßtes, was für Mühe
es mich gekostet hat, Tutan von sei
der sonst so gutmüthig ist, war wild
wie ein Tiger. Jedenfalls witterte er
Dein Tuch."
todn"^°""
todN°^' ""f
forschte Frau Mahuret.
todt war. Aber die Geschichte hat Dich
erschreckt. Du bist ganz blaß!"
„Ja," gestand sie zu, „man erschrickt
morgen früh zeitig aufstehen."
Der plötzliche Tod des Wegelagerers
hatte einen tiefen Eindruck auf sie ge-
XV.
Ein heftiges Fieber hatte sie befallen;
Stiche in der Brust. „Es ist nichts,
krank?"
tor!"
den Kissen und stammelte:
~Aber, Herr Doktor, vor sechs Ta
gen war ich doch bei Ihnen, erinnern
die Unwahrheit redete und widersprach
siebenten Tag! Die Krankheit Jb^er
„Rücke mir die Kissen zurecht, Ma
huret, geh' nicht fort!"
„Bleiben Sie bei ihr und widerspre
chen Sie ihr in nichts! Aufre
weifung, die sie sich um jeden PreiZ
auszahlen lassen müsse.
„Ich
ihr nie ein grobes Wort gesaat hatte.
Wie war es mrr denkbar, daß sie ihn
in so unwürdiger Weife betrügen
Wuthschrei aus.
öffnete sie, und fünf blanke LouisdorS
jedes Mitleid, jede ärztliche Verord
nimg vergessen! Sie sollte, sie mußie
(Fortsetzung folgt.) "
Für die Küche.
Schottische Suppe. Zwei
Sellerieknolle, Blätter und Stengel
einer solchen, Salz und Pfeffer hinzu,
gießt noch soviel Wasser nach, als man
gibi sie " "'chs'
fleisch wird noch ein Weilchen zum
Durchziehen mit hineingelegt.
wird auf
zwei Arten gemacht: Helles oder dunke
les. Zu ersterem wiro das Huhn wie
zur Suppe gekocht. Dann läßt man
etwas Mehl in Butter und kleinen
Zwiebelchen anziehen, füllt mit der
hinein und läßt vor dem Anrichten ei
ne Untertasse schwach voll gehackter
Petersilie Zum dunklen
läßt sie etnxis mit anziehen, füllt dann
Wasser nach, deckt zu und läßt das
Huhn schmoren, immer nachfüllend.
Vor dem Anrichten wird die Sauce
entfettet und mit angerührtem Mehl
etwas sämig gemacht. Siv'inuß gold-
Kohlpastete. Von 3 Pfund
Rindfleisch und >/g Pfund Ninderfett
Milchbrot und fünf Löffeln Milch
formt man kleine Fleischklößchen und
brat«t sie braun. Dann stricht man
eine Form mit Butter aus, bestreut sie
mit Reibbrot, legt eine Lage gehobel
ten, weißen frischen Kohl hinein, dar
auf die Klößchen, Sahne. Salz, Bouil
lon, wieder Kohl usw., bis die Form
voll ist. Man deckt die Pastete mit ei
nem Butterteig zu (zwei Löffel But
ter, zwei Löffel Sahne, Pfund
Mehl), bestreicht sie mit Ei und bäckt
P o l n i s ch e B e e 112 st e a I s. Man
schneidet schöne Beefsteaks, klopft in
gießt man in" den Topf >,4 Quart
Bouillon und Ouart leichten Weiß
wein (auf sechs Beafsteaks), giebt eng-
Zwiebel daran, läßt die Beefsteaks
zwanzig Minuten darin dämpfen und
giebt etwas Mehl, das man mit Was
ser klar gerührt hat, daran; nachdem
man die Beefsteaks auf «ine heiße
Schüssel gegeben Hat, giebt man die
stehen läßt, dann gut abtrocknet, in
geschmolzener Butter, geschlagenem Ei
uno geriebener, fein gesiebter Semmel
d«n Schinken auf eine mit Petersilie
garnirt« Schüssel. Wenn man dem
Wasser, worin der Schinken gekocht
wird, 7 Tasse Snruv zusetzt, so wird
der Geschmack des Fleisches dadurch
sehr verfeinert.
—Glüalich» Ehe. A.: „WaS
machen denn die jungen Eheleute?"
B.: „O, die sollen sehr glücklich >.hne
Moderne Kinder. Onkel:
Warum hat der Fritz das Gesicht so
zerkratzt? Lieschen: Ach, wir spielten
Mann und Frau, und da wollte er
immer nicht scheide» lassen. 3