Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 19, 1903, Page 3, Image 3

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    Der goldene Mg.
Roman von Hau»! von Zabeltitz.
(7. Fortsetzung.)
Woldeggs bewohnten ein kleines
Palais in der Wilhelmstraße. Klei
ner eigentlich als die Villa, aber Hans
kam nie von ihnen ohne ein heimliches
Neidgesühl zurück. Er empfand ganz
deutlich, daß dort ein persönlicher Ge
schmack. bei ihm der freilich vor
treffliche Dekorateur gewaltet hatte.
Er fuhr dann wohl am nächsten Tage
zu den großen renommirten Geschäften
und wollte auch seinen persönlichen Ge
schmack dokumentiren, taufte hier ein
paar Bronzen, dort einig- schöne Por
tieren, ein altes Schränkchen, einen
Teppich von Eckmann, einige Sessel
von Riemerschinied aber wenn es
dann galt, sie daheim einzupassen, ge
lang es ihm selten. Und Ruth hatte
für die Einrichtung der Wohnung gar
lein Interesse. Er sagte einmal lachend
zu Ellinor: „Ruth hat nur für ein
Möbel Verständniß, für einen beque
men Stuhl!"
Ja Ellinor!
Eigentlich war es für Hans jedes
mal eine kleine Tortur, bei Woldeggs
zu sein. Denn er siirchtete sich selbst
immer vor dein Vergleich und mußte
immer wieder an die Worte des Für
sten denlen: „Sehen Sie, Hagelitz,
meine Frau h?t einen großen Vorzug,
sie ist sehr
solch Siumpibold, wie er visweilen
schien! Denn auch die Richtigteit des
anderen Wortes, das er damals am
Seepavillon gesprochen hatte, empfand
er mehr und mehr; „ja, hätten Sie
was gegenzufetzen, so etwa auch ein
Fürstenkrönchen —" Mit Ellinors
Klugheit und mit dem Fürstentitel
war es freilich leichter, sich eine gesell
schaftliche Position zu erringen. Viel
leicht spielte Ellinors Klugheit dabei
noch die größere Rolle. Ihre Klugheit,
ihr es war fast gleichbedeutend
ihr Takt.
Hans hatte sich angewöhnt, am
oder aus einer Gesellschaft nach Hause
Stündchen, eine Stunde wohl auch, bei
einem Glase Wein und einer Henry
Clay allein zu sitzen. Er schützte dann
immer eine unaufschiebbare dienstliche
Arbeit vor. Aber er sah über die
Blätter auf dem Schreibtisch hinweg
Ja Ellinor! Wie klug sie auch
ihre Stellung zu einander abgegrenzt
hatte! Immer die Liebenswürdigkeit
selbst, immer bereit, zu rathen
manchmal auch Ruth günstig zu beein
flussen! Und dabei stets die feste
Schranke, für ihn wie für ihre ande
ren Trabanten. Vielleicht selbst sür
ihren eigenen Mann. Er lachte dann
wohl bitter, wenn er an die armen
kleinen Schmetterlinge dachte, die sich
Heuer im Glanz dieser Schönheit ver
sengten. Der kleine Marquis La
borde von der französischen Gesandt
schaft und Graf Haßenfeld von den
Gardeducorps schienen diesmal die
Begünstigten. Pah begünstigt!
Gottlob, das wenigstens hatte er
überwunden. Manchmal war's ihm
verdankst ihr ja so viel alles!
„Oberstleutnant von Bruchstein und
Frau geben sich die Ehre,,... u. s. w...
Grundgütiger Himmel, war das ein
Debüt gewesen! Der Angstschweiß
perlte noch nachträglich aus seiner
Stirn, wenn er an diesen Abend
dachte. Er hatte das Unheil ja ei
gentlich kommen sehen. Aber daß es
so schlimm werden würde, hatte er doch
nicht gedacht.
„Saurer Mops" nun ja! Ja
doch! Er wußte es ja im voraus: in
stein nie und elegant auch nicht aber
gut gemeint, gerne gegeben in Erfül
lung einer nicht ganz leichten Pflicht.
Er hatte Ruth vorzubereiten gesucht,
hatte sie gebeten: „Ruth, Liebste, zieh
dich ein wenig einfach an."
Dann war sie, zu seinem leisen Ent
setzen, in einem hocheleganten, hof
mäßig ausgeschnittenen weißen Sam
metkleide vor ihn hingetreten, mit gro
ßen Boutons in den rosigen Ohren und
mit Pa's berühmtem Collier um den
schneeigen Hals: „Bin ich schön,
6>>!»',-»t?" und hatte ihre verlieb
ten Augen gemacht. Und er hatte ge
seufzt: „Ja, Ruth, sehr schön!"
Man war wohl etwas befremdet ge
wesen, hatte sich aber bemüht, liebens
würdig zu sein dem neuen Mitglied
des engeren Kreises und doppelt, nach
altem deutschem Brauch, der Auslän
derin gegenüber. Auch ihre Schönheit
überraschte, machte Eindruck.
Aber Ruth saß wie ein Marmor
bild. Nur ihre großen Augen wan
derten so eigen mißachtend im Solon
umher, in diesem etwas künstlich auf
geputzten Salon mit der blauen
Hlüschgarnitur und dem vielen billi
gen li, >v-il-l»">t: auf Borten und
Simsen. So eigen mißachtend
schon aus der Treppe hatte sie gestöhnt:
„Immer noch höher hinauf?"
Sie war nicht geradezu unhöflich,
eber gänzlich unverbindlich. Bei Tisch
streifte sie den Handschuh nicht ab,
rührte Gabel und Messer kaum an.
wie das Gesicht der guten Frau von
Braunstein, die so stolz aus die Koch
kunst war, die eigene und die ihrer
Aber gerade, als er sich einen Stuhl
heranzog, sah er. wie Frau von Hager,
die Commandeuse, sich zu seiner Frau
„Nun, liebe Frau von Hagelitz, wie
leben Sie sich hier ein?"
„O ich danke."
war^für sie eine Art Pflicht. „Es geht
Ihnen gewiß wie uns allen, Sie
haben zu wenig von Ihrem Gemahl.
Der böse Dienst —"
Hans bemerkte, wie eine Spur Le
aus^der Stirn seiner Frau. Und dann
hörte er: „Ich weiß gar nicht, warum
mein Mann sich immer noch mit dem
„O nein! Warum denn? Hans
hätte das doch nicht nöthig. Und ich
mag es gar nicht."
Er wars sich schleunigst in die Bre
sche, suchte mit einigen Scherzworten
sort bereitwillig darauf ein. Aber
dann fiel Ruth, als ob sie alle Zwi
schensätze überhört hätte, plötzlich noch
Doch nun ließ Ruth nicht locker.
Eigensinnig erwiderte sie: „Ich ver
stehe das ganz gut. Ich will meinen
Mann sür mich haben. Und Pa ist
abgebrochen. Aber Hans sah im
Kreise der Damen auf allen Gesichtern
ein mühsam unterdrücktes Lächeln
Bald darauf wurde aufgebrochen.
Als sie im Coup,' saßen, faßte Hans
den Arm seiner Er vermochte
lich schwieg, meinte sie trotzköpfig:
„Ich habe doch nur die Wahrheit ge
sagt!"
Und dabei blieb sie. Schließlich
brach er ab und lehnte sich in eine Ecke
zurück. Was sollte er ihr entgegen
halten? Sie verstand ihn gar nicht.
Sie hatte ja wirtlich nicht das Be
wußtsein, daß ihre Worte ihm und ihr
selber schaden, sie beide lächerlich ma
wohl, der gute Pa nannte sie ja selbst
Großer Gott, wie sollte das werden!
Daß solch schöner Kopf nichts,
nichts in sich birgt als gerade das
Nothwendigste, was die übliche Pen
sionserziehung mühselig in ihn hinein
gezwungen hat! Unwillkürlich sah er
doch wieber einmal zu'ihr hin. Sie
hatte ihr kleines Batisttaschentuch zwi
schen den Zähnen und kicherte.
Eigentlich lachte sie selten; sie lä
chelte immer nur ein stereotypes Lä
cheln. Auch wohl so anerzogen ...
sast wie ein Tänzerinnenlächeln.
„Was gibt's denn eigentlich zu
lachen?" fragte er schroff.
„Nein, Hans diese Toiletten! Da
„Ach Unsinn."
weilig in euren Gesellschaften?"
Er hatte eine bestige Entgegnung
auf der Zunge. Sie sprach von lang
weilig unglaublich! Aber er warf
ihr nur ein scharfes, spöttisches „Ja"
hin. „Immer jedenfalls nichts für
dich!" Und da hielt der Wagen vor
der Villa.
Der alte Störck stand selbst in der
Vorhalle, in der Hand eine silberne
Tablette: „Ein Telegramm für den
Herrn Varon."
Er riß es hastig auf: „Unser alter
Heckstein heut früh plötzlich sanft ent
schlafen. Beerdigung übermorgen.
Erwarten dich. - Mama."
Es stand sofort bei ihm fest, daß er
reisen müsse. Ein warmes Empfin
den quoll in ihm empor. Der alte
Mann hatte ihn getauft, consirmirt.
war immer der beste Freund seines
Elternlv-ises gewesen. Tinas Vater.
Es griff ihm in's Herz. Eine
von Erinnerungen brach über
und still/ Dann hastete er hinter
Ruth her, die gleichmüthig die Treppe
hinausstieg. Telegramme beunruhig
„Ruth! Unser alter guter Pastor
Heckstein ist gestorben ... heut früh..."
Sie blieb stehen „So? Er war
recht alt schon!" und schritt weiter.
Er begriff gar nicht, wie sie die
Nachricht so gleichgültig aufnehmen
„Aber, Ruth! Der alte Freund
reise natürlich morgen." Dabei durch
kreuzte seinen Gedankengang plötzlich
Muß ja erst Urlaub nehmen ... Der
dumme Dienst!"
Nun blieb Ruth plötzlich stehen.
Dies Wort intercssirte sie. „Siehst
du! Der dumme Dienst!" sagte sie.
für dies Lachen. Ihm in's Gesicht^zu
Thorheit, Einfalt, Albernheit?!
Uebrigens schien ihr doch selbst
etwas wie ein dunkles Empfinden zu
kommen, daß sie ihn verletzt hatte.
Vielleicht war's auch wirklich ange
borene Gutmiithigkeit. Sie sagte:
„Der alte Mann. Er war ein sehr
guter Mann. Nicht Hans?"
„Ja!" brachte er mühsam heraus.
„Er war sehr gut." Und dann ging er
schnell an ihr vorüber, in sein Arbeits-
Gegen ihre Gewohnheit kam Ruth,
nachdem sie ihr Gesellschaftskleid abge
legt hatte, noch einmal Als
ab, scheinbar ohne sie zu beachten.
Plötzlich lief sie auf ihn zu, schlang
ihre Arme fest um seinen Hals, küßte
ihn, wie sie es liebte, auf Augen,
Stirn, Lippen.
Im Augenblick empfand er diese
stürmischen Liebkosungen fast wie ei
nen Ueberfall. Er hatte in letzter Zeit
Fast heftig wehrte er sie ab. Da
sagte sie: „Aber ich will ja mit dir rei
aus der Kaserne kam, hatte sich das
Bild völlig verschoben. Ruth lag auf
der Chaiselongue, fühlte sich angeblich
ten Schneefall draußen:
sei nicht böse! Es ist so kalt heute.
Ich habe auch eine Anprobe, die sich
schlecht verschieben läßt. Wenn es dir
recht ist ... ich bleibe doch besser
hier!"
siegt! Aber er hütete sich, zu lachen.
„Jawohl, Ruth! Es ist ganz verstän
dig von dir. Das Weiter ist wirklich
bei dem Wetter! Weißt du, sie ist
anderes Thema anzuschneiden: „Wo
steckt denn eigentlich Malwine?"
„Im Trauerhause, Hans!" Die
Mutter schöpfte tiefer Athem, blickte
etwas befangen zu dem Sohne hin-
Wenigstens aß Hans ruhig weiter,
trank dann seinen Thee aus: „Bitte,
liebe Mama, noch ein Täßchen. Und
die Rumslasche... so! Ja. unser gu
ter alter Heckstein. Er war ja schon
recht gebrechlich. Aber daß es so
schnell kommen würde, hätt' ich doch
nicht gedacht. Wie trägt's denn Groß
mutti?"
„Warum fragt er nicht: wie trägt's
denn Tina?" sagte sich Frau von Ha
gelitz. Aber es war wohl besser 50...
jawohl... je wen?ger von Tina ge
sprochen wurde, desto besser. So er
widerte sie sofort: „Ja, Hans, Groß
mutter ist doch nun 'mal eine wunder
liche Person... so manchmal. Denke
dir, sie ist ganz ruhig. Sie war die
Ruhigste von uns allen. Hat auch an
alles gedacht. Als ich sehr weinte,
schalt sie sogar mit mir. „Ihm ist
doch wohl", sagte sie."
Hans nickte. Es war ein kurzes
Schweigen zwischen ihnen. Dann
schob er seinen Teller zurück, zündete
sich eine Cigarre an, fragte nachher
zerstreut: „Ich darf doch rauchen,
Mama?" stand auf und begann im
Zimmer aus- und abzugehen. Erst
nach einer Weile begann er wieder:
„Wo hast du mich denn einlögirt,
Mama?"
„Jn Pompeji, Kind. Alwine hat
gleich heut' früh ordentlich eingeka
chelt." Ml h' d
her, goß sich in den Rest seines Thees
sehr viel Rum, trank ihn aus, trat
vor den Nebentisch und zündete seinen
Leuchter an: „Es ist wohl Zeit in die
Klappe zu steigen."
Aber er ging noch nicht. Er blieb
vielmehr sinnend stehen, und dann
sagte er plötzlich: „Nennenswerthes
Vermögen wird der gute alte Heckstein
sicher nicht hinterlassen haben, Mama.
Und ich habe da doch als Patron
solch' eine gewisse Verpflichtung
ich möchte in irgend einer Art diskret
und recht anständig für Tina's Zu
kunft sorgen. Es wird nicht leicht sein,
aber du wirst das wohl am besten
arrangiren, Mama. Etwa eine reich
liche Jahresrente... oder 50..."
siel dem Sohne um den Hals. „Daß
du daran denkst! Ach, es ist doch ein
Segen, wenn man geben, helfen
Hans machte sich leise frei. „Gute
Nacht, Mama!" Er sprach es sehr
hastig, untres ein wenig^ unfu
lich.
leichtcrung in's Bett. Ja, Mutters
mit!
Aber als er das Licht ausgelöscht
hatte, wollte trotz allem der Schlaf
doch allen Grund, mit feinem Loose
zufrieden zu fein. Ein Kreuz trug
am Ende jeder!
Schließlich machte er wieder Licht,
holte sich aus der Paletotlasche ein
paar Zeitungen, die er auf der Bahn
getauft hatte, las einige gleichgültige
Seiten. Aber es hals nichts. Dann
stand er auf, lief durch das Zimürer
ganz gewiß, dies dumme alte
Thier, die Alwine, hatte zu sehr ein
gekachelt —, zog den Paletot über,
riß das Fenster auf.
Es schneite nicht mehr, aber es
war sehr dunkel. Seine Augen such
ten drüben das Pfarrhaus. Nichtig!
Da schimmert- ein Lichtchen. Sie
hielten vielleicht nach altem Brauch
Todtenwache... Arme Tina...
Er schloß hastig das Fenster. Ihn
fröstelte, er legte sich hin, löschte das
Licht und grub sich tief in die Kissen.
Aber gleich stürmten die Gedanien
wieder aus ihn ein. Anders als vor
hin. Er hätte über sich selbst lachen
mögen: solch' ein junger, gesunder
Mann zwanzigstes Jahrhundert
und sich fürchten! Aber es war schon
so. AU' die alten thörichten Kinder
mären sielen ihm ein. Er hörte drau
ßen auf dem Boden die Raschelschritte,
vor denen er sich als Kind so gefürch
tet, hörte an der Thür ktinlen. In
der Obstkaminer nebenan war es auch
lebendig. Mäuse natürlich! Aber
so unbeschreiblich unheimlich. Was
hatte der Peter Woldegg doch neulich
gesagt: „Das. was deine Großmutter
von unserm grauen Männchen erzähl
te. stimmt schon. Ich hab' es auch
gesehen. In der Nacht, als mein Va
ter starb, und dann noch einmal..."
bloß der vermaledeite Kachelofen und
der starke Thee! Das reine Schwitz
bad. Und überhaupt: besser sind mei
ne Nerven nicht geworden in den letz
ten Monaten. Den Deubel auch...
nein!
stalt... Nun blieb der alte Mann ste
hen... Hans riß sich gewaltsam em
nichts! Der große Tisch in der Mitte,
Licht huschte durch'SFenster und spielte
Endlich schlief er wirklich ein.
Schlief, bis die alte Alwine die Treppe
schon mit 'n Kaffeh!"
Es war Heller, lichter Tag. Die
Wintersonne schien zum Fenster hin-
Mutter am Friihstllckstisch. Als er der
abmachen."
Das Frühstück wurde sehr schnell
Tischler, die im Saal Parkett legten
und die Wände mit Holzgetäfel be-
Plenshagener, den Oberamtmann
Dobeneck, den Grafen Ducker. Dabei
kam zum ersten Male eine leichte Be-
ihr schien an den Lippen be
greifen Predigers zu hängen, der so
beredt von ihrem Vater sprach, mit so
herzlicher Anerkennung, mit so viel
inniger Verehrung.
Wie sie sich doch verändert hatte in
nur das Leid der letzten Tage, das vas
frische kecke Knabengesicht in das Ant
litz eines reifen, ganzen Menschen ge
wandelt hatte? So ernst sah sie aus
und so schön! Feingerundet das
Oval. Die Wangen blaß. Die dunk
len Augen unter den langen Wimpern
, Hans! Gieb' Großmama den Arm."
Wahrhaftig, es war Zeit! Unten
hoben die Kirchenältesten den Sarg an
Zuerst nur sie, dann erst erkannte er
Gallweg.
Gallweg! Wie kam der hierher? E5
war nicht viel mehr als eine Erschei
bestreut hatte. Unter der alten Linde,
deren enilauble Aeste sich scharf vom
blauen Himmel abhoben, lag das
Grab. Die dunkle Grube, das Häuf
lein gefrorener Erdschollen dicht da-
fest zwischen den gefalteten Händen,
vor der Gruft. Wieder zwischen
Großmutter und Mutter, aber nun
auch kaum zwei Schritte entfernt von
Tina. So dicht bei ihr, daß ihm
nicht das leichte Vibriren der feinen
Nasenflügel entgehen tonnte, und w:e
sich bisweilen, auf Bruchtheile einer
Sekunde, die Augenlider nervös
schlössen. Ihr schnelles Athmen
meinte er zu fühlen, ihren Pulsschlag
zählen zu können. Trauerhut und
ein glatter Streif sichtbar, und an den
Schläfen stahlen sich einige krause
Härchen hervor und schimmerten in
Sonnenstrahlen, die hoffnunglündend
in die duntle Gi;uft leuchteten. Und
nun senkten sie den Sarg hinab.
Ein kurzes, jähes Aufschluchzen.
So recht aus tiefstem Menschenher
zcn. Wollte er nicht hinzuspringen?
Grube, hinüber zum Psarrhause jen
seits der Straße, auf das Fenster sei
ner Arbeitsstube, vor dem er so oft
läuten. Leise tönte der Orgelklang
aus der Kirche. Das letzte Gebet
und dann die drei Hände Erde in die
dazwischen mit ihren kleinen Jmmor
tellensträußchen, den bunten großen
Taschentüchern in den Händen und
Was wollte nur Gallioeg hier?
Und nun mußte er selbst ,a zu Ti
na herantreten, mußte ihre Hand neh
men. mußte ein Wori des Beileids
sprechen.
fürchtete sich vor dem nächsten Augen
blick. Aber es mußte ja sein... muß
te... Hastig ging er auf die kleine
Gruppe zu. Er war so befangen, daß
es vor feinen Augen schillerte. Oder
war's vom Schneeglanz, und thränten
ihm wirklich die Wimpern?
ne innigste Theilnahme..."
Ganz umsonst hatte er sich gefürch
tet... Es verdroß ihn, erkältete ihn,
daß er so umsonst sich gesorgt hatte,
daß sie ihm so ganz ruhig ihre Hand
ließ und sagte schlicht und herzlich,
schmettertes „lch danke Ihnen,
ganz gut so! sill l lbl
schritten. „Du hier, Spatz! Das ist
Hörte Gallweg die kaum verhaltene
Bitterkeit im Ton nicht? Oder wollte
er sie nicht hören?
„Heute früh, Hans! Ich erhielt erst
gegangen, dann zur Akademie."
(Fortsetzung folgt.)
lich für ISO Millionen Dollars Kul-
Für die Kiiche.
kochendes Wasser oder schwache Brühe
will. Mit Essig und Zucker wird die
Hamin e l keu l e mi t feinen
Pilze*n und Weißwein. Die
Keule wird von allem Fett sorgfältig
Prinzeßka r t o 112 112 e l n. Mit
mit Zwiebeln gewiegt, in halb Fleisch
brühe, halb Milch oder SSHne aufge
kocht und etwas Pfeffer hinzugefügt.
In eine flache Blech- oder Porzellan
form thut man dann Butter und eine
Schicht Kartoffeln, gießt von der
Brühe darauf, wieder Butter und so
fort, bis die Form voll ist und bäckt
die Kartoffeln 1 — Stunden.
Gebackener Reis mitTo
maten und Schinken. Ein
halbes Pfund Reis wird in Salzwas
ser, dem ein gutes Stück Butter beige
fügt ist, ausgequvllen. Ein halbes
Pfund Tomaten werden mit Butter
und etwas Salz und sehr wenig Was
ser emgekocht, durch ein Sieb gestri
chen und nebst einem Viertel Pfund
gekochten, gewiegten Schinken unter
den nun fertigen Reis gemischt, welcher
in die vorbereite Form gefüllt, mit
Gedämpfte Ente mit wei
ße nßüb e n. Eine starke geschlach
tete Ente wird ausgenommen, sauber
gemacht, in kochende Butter gelegt und
auf allen Seiten gebräunt. Dazu
gießt man dünne Brühe oder Wasser,
fügt Salz, etwas Porree, grüne Selle
silie dazu (wenn man es liebt, auch
etwas Mustatblüthe) und läßt aus ge
lindem Feuer gleichmäßig gar lochen.
Unterdessen hat man 2 Psund kleine
weiße, sauber geputzte und heiß abge
lassen. einer Kasserolle bräunt
man ein Stückchen Butter, schüttet die
Rüben hinein, läßt sie unter fortwäh
rendem Schütteln Farbe nehmen, thut
sammen gut durchdünsten, schmeckt ab,
schneidet die Ente in Stücke und rich
tet alles zusammen an.
Pikante Rinderschnitzel.
geklopft, mit Pfeffer, Salz und wenig
Mehl bestreut und in :cch! beißer Äm
ter auf beiden Seiten rasch angebra
hackte grüne Petersilie, sowie die
Schale von Eitrone. legt die gebra
tenen Schnitzel darauf, dämpft sie
Tasse Zucker, 4 Eier, Weisses und Dot
ter separat geschlagen, 1 Pint Milch,
2 Eßlöffel Kornstärke, den Saft und
die abgeriebene Schale von 2 Citronen.
ten unter beständigem Rühren lochen.
Man entfernt die Milch vom Feuer,
fügt 1 Eßlöffel Butter hinzu, und läßt
es abkühlen. Zucker und Dotter wer
den gut geschlagen und dann der Milch
und Saft langsam hineingerührt.
Man backt den Pudding in einer Form,
die inwendig mit Butter bestrichen ist.
UnterSchmierenkomö
d! an ten. „Da drüben geht unser
neuengagirter Liebhaber was sür
ein vcrgullgtes Gesicht der macht!"
„Wahrscheinlich meint er, weil sein Ge
halt so lächerlich gering ist, wird er es
am Ersten ausgezahlt bekommen." 3