2 Ter Garnisonschre». petten von seinem Freunde Joachim Schletzow den Brief mit der bewußten Mittheilung erhalten, hatte er den der Bahn abholte, war sein erstes Wort der Begrüßung: „Das verstehe ich nicht." Und als sie ein paar Stun fressen, Joachim?" „Nee." pers. Pause. Schließlich fand Gra „Auch nicht." „Dann bin ich's!" schrie der Rath lose derart wüthend und unvermittelt, heran: „B'fehl'n?" des Kindes, heilig ist seine Ruh! Au scheinungen nie recht erkannt hast, Günther. Wenn der Barometer fällt, so schließest Du allerdings mit ziem veränderung; wenn Dich ein Hund beißt, so beurtheilst Du seineGemüths stimmung sehr richtig als eine un freundliche, und wenn Jemand Schnit tlauch ißt, wird es Dir begreiflich er scheinen, daß er eine Zeitlang danach «in Officier unter Anwendung aller nur möglichen Kniffe und Pfiffe es durchsetzt, vom 2. Garderegiment zu oder er ist verrückt oder aber er ist mit seinem Geld zu Ende, was ich mir jedoch bei Deinem sündhaften Vermö gen nicht vorstellen kann." bange und Möglichkeiten. Kannst Du Dir gar keine intimeren vorstel len?" „Nein." „Te —te—te —" Baron von Schletzow schüttelte den Kopf. Dann stärkte er sich aus seinem Glast und fragte, wie man ein begriffsstutziges Kind fragt: „Sag mal, Günther, ist Dir in der letzten Zeit in Deiner Gar nison nichts ausgefallen? So eine ge wisse Veränderung zu ihrem Vor theil?" „Veränderung allerdings. Der Chateau Lasitle im Casino ist wegen der gesegneten Blaubeerenernte des vergangenen Jahres um zwei Groschen die Flasche billiger geworden; Frau Hauptmann Valentin hat ein Baby be kommen, und Stadtrath Ebenhoch läßt seinen Zaun frisch anstreichen. Sie sind noch dabei." „Und weiter ist Dir nichts aufgefal len? Du hast nicht bemerkt, daß seit einigen Wochen alles viel schöner ge htrrlich scheint wie nirgend wo anders in der Welt selbst wenn es regnet? Daß über jedem Winkel und über allen er sagte: „Joachim, mein lieber alter Junge, das Ist ja furchtbar traurig. Deine armen Eltern! Was hat denn der Stabsarzt gejagt, als Du fort gingst?" Schletzow lieh diese Fragen wie auch die Hand, die vorsichtig nach seinem Pulse angelte, unbeachtet. Er schaut« verzückl durch das offene Verandasen jter auf den Markt, wo ein paar zer- tes Bettstück gesetzt; es krähte und zap ,,Welch eine reizende Idylle!" „Eigentlich ist es nur ein Bäcker. Aber Sonnabends werden auch Kuchen gebacken auf Vorrath; die Woche über werden sie nur frisch abgestaubt. mit der strahlenden Begeisterung eines Mekkapilgers, der zum ersten Male die Kaaba erschaut, nach dem Fenster chen hinüberspähte, an dem ein Plakat sogar „Gefrorenes" anzeigte. „Du mußt nämlich wissen, sie ißt leiden schaftlich gern Kuchen! Und nicht zu knapp. Durchschnittlich zwei Mohren köpfe und ein Baiser. Dabei macht sich sehen, wie die weißen Mausezähnchen das alles so wegknappern. Na über haupt, man muß blind oder ein Bar sen —" „ die beiden Grübchen oberhalb der Mundwinkel, die keck aufgesetzte Nase u. s. w. Am reizendsten aber Du mich wegen der kleinen Majors tochter auf die Folter spannst. Da sagt man doch einfach' ich bin verliebt, zum Donnerwetter nochma^! „Sei nicht so laut, Günther. Der Kellnerknabe ist schon w::der ausge „Das mußt Du können, mein Lie ber. Du mußt! Wenn Du das nicht kannst oder Dir sonst das Leiseste z» „Nichts zu thun?" heulte Granich blanle Knöpfe trägt, in Sorge und Unruhe. Der Mann sieht alles, und was er nicht sehen soll, sieht er doppelt. Er geht extra Abends spazieren, um den Leuten aufzulauern, die etwa nach Zapfenstreich kommen und deren scheue Eile auf den Mangel einer Urlaubs karte schließen läßt. Natürlich straft er nicht selbst. Dazu hat er kein Recht. Aber seinem Schicksal entgeht Nie mand. Die Strasseuche nahm derart überhand, daß das Regiment schon aufmerksam und von hinten herum Höheren Orts vorstellig geworden ist. Jetzt kommt er meist In Civil, und der Effekt ist noch schlimmer. Man erkennt den Garnisonschreck immer erst, wenn es zu spät ist. Kein Mensch ist mehr vor ihm sicher. Jochimke, ich sage Dir, bei Deinem goldenen Leichtsinn bist Du in vier Wochen geliefert: Wärst Du geblieben doch auf Deiner Dunn hätt'st Du nichts gewußt von all den Lei eiden!" Schletzow reichte dem Freunde die Hand über den Tisch und sagte la chend: .Deine wohlmeinende Absicht ist besser als Dein Gesana, mein Theurer. Jedenfalls danke ich Dir von Herzen. In zwei Punkten aber hegt Deine sor gende Seele irrig« Boraussetzungen: ich wäre gekommen, auch wenn ich alles gewußt hätt«. Daß mir hier nicht eitel Rosen blühen würden, habe ich Hermine von Rombeck angemerkt, als ich ihr mein Vorhaben in Berlin mit theilte. Sie hat die Nachricht mit ei nem jubtlnd glückseligen und einem gen Gardeleutnants eine gewisse, ?hr vollständig unerklärliche Abneigung habe. Ich bin also nach der Richtung einigermaßen vorbereitet. Zum an dern irrst Du Dich hinsichtlich meines Leichtsinns. Das war einmal. Ich fürchte euren Garnisonschreck nicht, weil ich gar nicht die Absicht hab«, mir etwas zu Schulden kommen zu lassen. Mir ist nicht nach Scherz und Spiel, mein Lieber, sondern wirklich ernst und feierlich zu Muthe, denn In diesem kleinen Neste soll sich mein Lebensglück entscheiden." Dies«"- bedeutungsvoll« Perspektive hinderte den Baron von Schletzow aber nicht, beim Ueberschreiten des Marktplatzes dem munteren kleinen Balg auch seinerseits den Zeigefinger »ntersKinn zu bohren und Du-Du-Du zu sagen. Schon die erste Vorstellung beim Major ließ keinen Zweifel, daß die Warnungen Granichstettens und das nasse Auge der Gelieblen ihre volle Be rechtigung hatten. Major von Rom beck machte aus seinem Herzen nicht einmal diejenige Mördergrube, die auch ganz gemüthlose Vorgesetzte einem Jüngling aus der Fremde gegenüber sonst zu beobachten Pflegen. Er äu ßerte unumwunden fein Urtheil über die „Herren von der Garde", die mit hohem Uniform kragen und starken Prätensionen in die Provinz abgeschoben werden. Und der arme Schletzow sah sich nicht einmal in der Lage, darauf hinzuweisen, daß er nicht gegangen worden, sondern selbst gegangen war. Das hätte den Ba taillonschef, der ohnehin ein leises Mißtrauen nach der bewußten Seite hin erkennen ließ wenigstens schien es dem Lieutenant so —, erst recht stutzig und dann wohl noch widerbor stiger gemacht. Deshalb schluckte der Baron tapfer hinunter, was er 'rein gewürgt bekam. Auch härtete Ihn die Hoffnung ab, daß er nun endlich die Geliebte wiedersehen würde, nach der er sich in den zwei Tagen seines Hier seins die Augen vergeblich ausgeschaut. Aber er schlug die Hacken bereits zum zweiten, Male zum Abschied zu sammen, und der Major machte im mer noch keine Anstalten, ihn der Fa milie zu präsentiren. Im Gegentheil, er verabschiedete ihn mit einem sauer Herr Lieutenant; ich hoffe, Sie werden sich einleben. Was ich dazu thun kann, um Sie sehr »bald mit den doch etwas veränderten Ansprüchen des Dienstes vertraut zu machen, wird geschehen. „Zu Befehl, Herr Major, ich hatte die Ehre." »Ihr Fräulein Schwester ist eine Pensionsfreundin meiner Tochter?" „Sehr wohl, Herr Major. Die Da ""^Zu „Ich will Ihnen Gelegenheit geben, Adieu. Aus Medersehen." konnte er noch viel früher in.die Wurst kommen, als Freund Granichstetten ihm prophezeit hatte. Frühsommerabend, als Leutnant von Schletzow die Feldbinde umlegte und den nun nicht mehr mit d«m Garde treten. So klein das Nest war, gab es doch «ine ganze Menge zu bewachen, theils aus Nothwendigkeit, theils aus lieber Gewohnheit. Ein alter Pulverthurm vor der Stadt enthielt zwar schon seit einige Heringstonnen und Bucklmgs kisten, die sein Pächter dort ausbe wahrte, aber er hatte immer noch einen Posten. Während Schletzow mit sei nen zwei Leuten dahinmarschirte, zweihundert Jahr« geschildert, ohne daß «in Mensch wußte, weshalb. Solche Veilchen blühen auch heute^noch. stetten, der ihm tiefbewegt die Hand drückte und fragte: „Wie geht es Dir, mein Herzchen? Nun merkst Du erst, liegt —" „Rondt!" Nachdem der Officier sich dem Po- Her, daß Jemand mit dem Posten ein Gespräch anknüpfte. Ein Gespräch, das Leutnant von Schletzow mit Oh „Und wer verbietet Ihnen das?" ' „MeineJnstruktion als Posten vorm Gewehr." „Ich darf nicht." „Es sieht doch Niemand!" „Ist egal." sich zunächst an den Posten: „Der Mann hat Ihnen Geld ange boten?" 5,Zu Befehl, Herr Leutnant." „Zu Befehl, Herr Leutnant!" Sie?" „Ich bin der General von Rombeck." „Das kann Jeder sagen.... Wacht habender!" „Herr Leutnant!" .Dieser sofort, unter Be „Wo bleibst Du denn, Großpapa?" „Sage dein Herrn Leutnant, wer ich bin, mein Kind. Er will mich hier festhalten." „Aber um Gottes willen, das ist doch Großpapa!" hauchte die Kleine entgeistert. Leutnant von Schletzow schlug die wohl ihm das Herz bis in den Hals schlug, behielt er Ernst und Ruhe. „Mein gnädiges Fräulein," sagte er Herzen leiten. Ich bin im Dienst und muh streng pflichtgemäß verfahren. Also vorwärts, zur Hauptwache!" lebhafteste, Excellenz. Aber Excellenz konnte!" Der General schwulte ihn von der Seite an und brummte etwas Unver ständliches in den Bart. Dann wandte er sich an seinen Sohn, dessen Gesichts melt." morgen noch einmal und richten Sie sich zu Tisch ein." Der Garnisonschreck ist nicht wieder gelommen, nicht einmal zur Hochzeit von Mine Rombeck mit Joachim von Schletzow. Die Frauen PcrsienS. Völler des Abendlandes gehabt. Aus wechseln. Ich will eine kurze Skizze des Le bens der Frau in Persien zu geben ver ausgebildet haben. Es liegt in der Natur der Sache, daß bei den letzteren niemals jene Abgeschlossenheit und Verhüllung von Gestalt und Gesicht fest ansässigen Bevölkerung, auch wo die Einehe Regel ist, allgemeine Sitte ist. Denn die Nomadin braucht ihre Die Nomaden stehen in dieser Bezie rung. ins bestrebt sind, ihn nach dem Ein tritt der Geschlechtsreife so bald als Gesicht. Figur und das Gesicht völlig verbtr lerischen Weibe vermittelten Stelldich ein zu gelangen und hat dies Folgen, so droht ihr das entsetzlichste Schicksal. Das Kind wird getödtet; sie selbst führt man, rückwärts auf einem Esel sobald sie sich Mutter fühlen, Hilfe bei einzugehen wünscht, und dem es an passender Bekanntschaft fehlt, und sie suchen die Eltern heirathssähiger Töch den Aufwand für die Erziehung der Tochter wenigstens zum Theil ersetzen. Zugleich wird dabei die Summe fest hat. Es giebt nämlich in Persien zwei Arten der Ehe, eine solche auf unbe auf Zeit, die zwischen 24 Stunden und S 9 Jahre dauern kann. Im ersteren Falle heißt die Frau Agdi, im zweiten Sighe. Beide Ehen sind gleich le^i- Die überraschend kurze Frist von 24 Stunden für eine solche Zeitehe hat ihren guten Grund. Der Perser, auch mehr als einen Tag in einem fremden Ort auf, so ist ihm die Möglichkeit des Abschlusses einer solchen Zeitehe gege ben. Nach Ablauf des Termins erhält die Sighe dann die festgesetzte Entschä digung. Sie ist aber von jetzt ab sechs Mo nate mit dem Eingehen einer neuen Ehe zu warten verpflichtet, bis festge stellt ist, ob die Ehe Falzen gehabt hat. Ist dies der Fall, so ist die Geburt des echten oder gefälschten Dokumenten Während der Ehe ist die persische ist besonders charakteristisch für sie, da, als der schamhafteste Theil des Weibes gilt. Stehen beispielsweise Wasch weiber am Flußufer nur mit einem Sull dor wo!> noch Watt nah kam'» Ein drolliges Krieg« - Geschichtchen wird wie folgt erzählt: Während des Winterfeldzugei von 1870—71 er warb eines Tages die 1. Compagnie des Mecklenburgischen Jägerbataillons ein seistes Schwein, das Abends im Quartier geschlachtet, kunstgerecht zer geheizten Backofen entdeckt, und ball> brodelten Gans und Schwein hier friedlich nebeneinander. Die mecklen- Nachsehen. Der aus dem Backosen ausströmende Bratenduft hatte näm lich auch noch andere Gourmands an gelockt; denn als unser „Jägerloch" nach Vertheilung der für die Mann schaften bestimmten Portionen zun» Backofen zurückkehrte, um den Herren Offizieren zu ferviren, war der Schweinebraten verschwunden und von der Gans fand er nur das Skelett noch dessen Gästen von dem Geschehenen Meloung. Da gab's natürlich ein Donnerwetter. Die Jäger, welche in Verdacht kamen, ihren Hauptmann be stohlen zu habin, protestirten und lenk ten die Aufmerksamkeit aus die im Feldzuge berühmt gewordene mecklen burgische Batterie, welche auch in dem Ort einquartiert war; allein es gelang auch dem Scharfsinn des „Onkel Frehfe" nicht, die Feinschmecker unter seinen.Mannschasten festzustellen. Den Jägern war es jedoch auffällig, daß die Artilleristen sich auf den ferneren Kriegszügen immer theilnehmend nach den verschwundenen Braten erkundig ten. Vor einigen Tagen erschien bei unserem hiesigen ehemaligen „Jäger koch" ein auswärtiger Herr nebst Frau, um Einkäufe zu machen. Nach kurzer Zeit wurden Kriegserlebnisse ausge taufcht und der Fremde erzählte mit Begeisterung von den Thaten der Freh fe'schen Batterie. „Na," sagte unser alter Jäger, „dann haben Sie auch wohl meinem Hauptmann den Gänse- und den Schweinebraten ausgeführt!" „Ja," rief lachend die bessere Hälft» des früheren Artilleristen, „das ist mein Mann gewesen!" Dem alten Vaterlandsvertheidiger schlug da» Herz, als er sich nach 33 Jahren ent deckt sah, und er rief bestürzt: „Sull dor woll noch watt nah kam'n?" <?>» rufstschcr »rdfchafttroman. Aus Petersburg wird berichtet: Ein- Erbschastsroman, von dem man eher glauben würde, daß er in der Phanta sie eines Sensationsdichters entstan den ist, ruft in der Stadt Charkow lebhaftes Aufsehen hervor. Die Ge schichte ist zudem ein merkwürdige» Gegenspiel zu der Angelegenheit der Humberts. In den Eisenbahnwerk stätten von Charkow befindet sich un ter den Arbeitern ein junger Maschi nenschlosser Namens Doroschenko. der seine Lehrzeit in dieser Werkstatt in Sebastopol gelebt hatte, wieder hierhin zurückgekehrt war. Er verdient etwa 40 Rubel im Monat und ist damit außerordentlich zufrie den. Der bescheidene und ruhig« junge Mann war daher nicht wenig erstaunt, als eines Tages zwei Advokaten ihn aussucht«» und ihm mittheilten, daß «r Erbe von mehreren Millionen Ru bel wäre. Der einfache MilNonär ist ein Nachkomme des berühmten Het mans Doroschenko, der im 18. Jahr hundert lebte. Kurze Zeit vor seinem Tode hott« dieser in der Bank von England mehrere Millionen Rubel de ponirt und durch «in Testament be stimmt, daß dieses Geld 150 Jahre lang im Depot bleiben sollte und erst nach dieser Zeit mit den angesammel ten Zinzeszinsen den noch vorhande nen Nachkommen der Familie ausge händigt werden soll. Die festgesetzte Frist ist jetzt vorüber, und die Erb schaft, die di« r«spektabl« Summe von 62 Millionen Rubel erreicht hat, soll zwischen die sechs Nachkommen de» Du auf jede Bitte ein Autograph, liebe Rosa?" „Gewiß —sogar stets in der Moderne Welt. Mutter: „Jetzt bist Du bereits zum vierten Male verlobt, Olga, nun wird's aber bald Zeit, daß Du Dich nach ew«<» Manne umschaustl"
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