Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 01, 1903, Page 3, Image 3

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    LcimW Me-
Roman von Küthe van Becker.
nun mußte ja endlich die Erlösung
Ach. was soll 'ch lange bei diesen
qualvollen Augenblicke verweilen!
Es war alles er ian;!?
Die Feuerliüe flog trotz aller Bitten
ihres mittlerweile eingetroffenen
mir zusammen.
Er hat es mir nachher erzählt, daß
sie, die Zwanglosigkeit des Festes, die
der Welt°^
verletzte Eitelkeit. Gott sei Dank,
olles ganz berechtigt und der Sachlage
«ntsprechend. Ich konnte mich mit
keinem Wort vertheidigen, ihre Ent
rüstung war vollkommen am Platze.
Ich wußte auch auf all ihre Fragen
keine Erwiderung, da ich die einzig
konnte und wollte.
Al>o was that ich? Was kleine
Kinder thun, wenn sie sich nicht zu hel
„Du bist krank, ich sehe es. Natür
möglich. Nerven, selbstverständlich
Nerven. Ich will Dich jetzt auch nicht
auskommen.
„Rede heute kein Wort mehr, Lieb
chen, sondern schlafe gut aus. Ich
und die Vögel draußen ihre Morgen
lieder anstimmten, hielt es mich nicht
länger, ich mußte hinaus in die frische,
reine Morgenluft, in Wald und Feld,
um meine brennenden Schläfen zu
über den Hos fort, dem winkenden,
frischen Grün des Waldes zu. Wenn
mich
Ich weiß nicht, wie lange ich durch
schwankes Gras und feuchtes Moos
gewandert bin. Aus einmal stand ich
weißer Blüthe bot.
einer ernstni, Tanne
Ich sprang auf und wollte fliehen,
hinein in den bergenden Wald, fort
alles um mich im Kreise und ich
schwankte und bebte. Ich griff noch
angstvoll nach einem am Wege stehen
den Wacholderbusch, dann schwanden
meine Sinne, und ich wurde zum er-
del n'ch sh '
Welt laufen, da ist es kein Wunder,
Aber sie hat unrecht. Nerven und
Magen, wie profan! Ich weiß es
besser, der Geist der weißen Heide war
es, der mich nicht von sich lassen, son
machtlös in die Arme legte.
Ja, direkt dem Glück, denn als mir
gesangen.
als ich und ist sich seiner Liebe stets be
wlȧt gewesen.
Ich fragte ihn auf fein Gewissen,
ob er denn gewußt habe, daß ich ihn
liebe? Ja, manchmal hätt er es w»hl
gehofft, aber dieser Hollwitz dazu
in der Heide so energisch zugegriffen
hätte. Ich muß viel, viel Takt und
Liebe in Bereitschaft halten, um ihn
Gegentheil. Aber hübscher ist es so,
nem anderen in die Arme. Wo er,
der arme Junge, nicht tanzen durfte!
Ich kann es glicht leugnen, ich habe
wen/mein Mann für solch einen Fratz
Partei nimmt! Ich weiß ja nicht,
was er ihr gesagt hat, aber, nun denk'
stern mitgebracht hat, einen pracht
die Füße! Tyrannisiren ließe sie sich
nicht, und sie liebe ihn nicht, und er
sei hiermit frei. Ihre Koffer stünden
gepackt, sie ginge zur Mutter u. f. w.
Ich war dabei, ich kann Dir
eine Königin und Heldin, und er, wie
ein dummer Junge, hat verzweifelt
sich aus de^
„Ich weiß nicht. Mich hätte der
Partei nimmt! O, diese Männer!
Ilse, das wirst Du an HoLwitz nie er
leben, der ist darin viel charaktervoller
als mein Gatte. Ilse, sag' blos Kind,
her eine» reitenden Boten an ihn schi
cken? Wahrhastig, Jlschen, wir brau
chen wieder einmal etwas Angenehmes
ihr reinen Wein einschenken.
Meinen ganzen Muth zusammen
nehmend, sagte ich: „Trudel, Du
len lassen, ich werde Hollwitz niemals
Heirathen. Ich liebe einen ande
ren."
Trudels Augen erweiterten sich be
ängstigend, sie sprang auf, faßte mich
beim Arm und rief beinahe drohend:
„Ilse, es ist nicht wahr, treibe lei
nen Spaß mit mir! Es ist unmög
lich, was diese rothhaarige Hexe an
deutete, - Du kannst Dich nicht so
vergessen!"
Damit war das entscheidende Wor!
gefallen, mein Stolz und mein^Lietx
dieser Gehaßten zuerst an das Licht
und gleich in den Staub gezogen war!
Ich fiel Trudel in das Wort. „Halt,
Trudel, rede nicht weiter. Ich weiß
nicht, was Du meinst, aber ich will
eben erst Thatsache geworden ist, was
ich Dir also-nicht früher mittheilen
konnte? ich habe mich mit Herrn Wer-
Trudel mich von sich.
„Ilse, Du bist wahnsinnig! Das
kannst Du uns nicht anthun, so kannst
Inspektor —"
süh?t
Und das in meinem Hause! Blamirt
wärst !"
„Ich werde gehen," sagte ich, bis
in's tiefste Herz erkältet und empört.
gegen mich benahm, das ging doch ge
gen alle Erwartung! Es verletzte
mich in Erichs und in meiner Seele
Wischte. Sie hatte wohl etwas ge
ahnt, aber nicht zu hoffen gewagt, daß
ich den „richtigen" Weg einschlagen
würde. Nun faltete sie dankbar die
Als Erich aus Tante Mirandas Ruf
pfangen.
gleich er nicht mit einer Silbe oder
Miene die Form verletzte. Das
Schmalthierchen in die Familie aufzu
weit drefsirt hatte, daß sie weder mit
Wort, noch Gebärde die gesellschast-
Asch
könnten, die besser ungesprochen blie
ben. Meine Entschlüsse wären selbst
verständlich unabhängig von jeder Be-
Verhältniß zu Herrn von Reetz nicht
weiter regeln, es hatte sich alles so
unglaublich, so über alle Berechnung
gehend gestaltet.
Mein Liebster und ich waren dann
noch mit Tante Miranda in der
Kirche, unten auf dem Armensünder
bänkchen. Oben im Kirchenstuhl de>
Aristokratie saß das wieder versöhnte
Brautpaar mit Miele, und die Son
nenstrahlen wanderten zwischen uns
golden und strahlend hin und her,
ganz wie damals. Nur die Silber
stimme von drüben ertönte nicht. Lei
chenblaß und starr saß sie da, mit dem
Herzen, das nicht in das Gotteshaus
gehörte, weil es eigenwilliger und bös
artiger schlug als je, weil es auf irren
Wegen wandelte, mitten hinein in die
Gluth des Hasses, armes Ding!
Ich drückte meinem Liebsten die
Hand. Wie glücklich waren wir doch,
Gott und die Liebe im Herzen und vor
uns die Zukunft im rosigen Glanz!
Miele blieb sich bis zum letzten
Augenblick treu. Sie fing uns auf
dem Kirchhof ab, das Gesicht durch
leuchtet von Hohn, Hochmuth und
Neugierde.
eigniß," sagte sie. „Ja, stille Wasser
sind tief, und von modernen Mädchen
kann man ja alles erwarten! Ich
gratulire Ihnen beiden. Sie haben
ganz vernünftig gehandelt. Ihr Geld
wird ja nun auch gut angelegt, wenn
So paßt es viel besser. Unftreins ist
Das war mir denn doch ein bischen
zu bunt, wenngleich Erich lächelte. Ich
gleich in Waffen. Zwischen Mieke
Muih/"'"""
Bahn brachte. Aber das Glück saß
Da habe ich ihn ausgelacht.
„Mit Dir zusammen soll mir etwas
schwer werden? Was denkst Du?
wenn ich sie auf dem Gipfelpunkt ihrer
„Mitten in die Kartoffel- und Rü
mit Mieke hatte, den besten Stoff zu
sittlicher Entrüstung 'gefunden, da
mein Lchatz mich gerade stürmisch in
die Arme nahm und mir Mund und
Das ist nichts für alte Krähen-
Himmel schauen, und der hat's gethan.
Denn so hoch reicht der von der
stumpfsinnigen Heerde aufgewirbelte
Staub nicht, daß er zwei seligen Men
schenkindern den Ausblick in den Him
mel, und dem Himmel den gütigen
Niederblick in zwei selige Menschen
herzen verhüllen könnte.
(Ende.)
Benutzte Gelegenheit.
Kastellan eines alten Schlosses (zu sei
nem Söhnchen, dem die Nase blutet):
„Geh' schnell oben ins Thurmgemach,
Schwiegermutter erdolcht hat die
Blutflecken hätten schon längst erneu
ert werden müssen!"
spruch. (Freund im Maleratelier.)
.Wann pflegen Sie Ihre Mahlzeit
einzunehmen?" „Nach der Mal»
Geschmückt.
Der junge Gutsbesitzer Adolf Reinke
schließlich, als der Pflichtvergessene
Da hatte der jähzornige Bursche in
sinnloser Wuth nach dem Messer ge
griffen und seinem bisherigen Brot
herrn mit der haarscharfen Klinge
blitzschnell die linke Wange aufgc
sckMt. ch> Gl"ck s
Strich zog. „Scheußlich, wie ich aus
sehe. Entstellt bin ich sürs ganze Le
ben. Kann ich mich so überhaupt noch
unter anständigen Menschen blicken
lassen? Und was wird meine Braut da
zu sagen."
ten. Zaghaft, im Gefühle seines G--
einer Ecke Platz.
ten?"
Dienstfertig nahte ein Kellner.
„Was oefehlen der Herr Doktor?"
Doktor? Hatte Reinke recht gehört?
Kein Zweifel, der Ganymed wiederhol
ior, jawohl, Herr Doktor."
Und nun vernahm des Gutsbesitzers
scharfes Ohr vom Nebentische her, an
welchem zwei Studenten saßen, deut
lich die Worte: „Da, sieh mal, Leib
fuchs, dort die prachtvolle Horizontale.
Ich stand zwanzigmal auf der Mensur
und niemals hatte ich das Gluck, einen
solchen herrlichen Renommirfchmiß da
vonzutragen. Hundert Mark gäbe ich
auf der Stelle dafür!"
Reinke glaubte feinen Ohren nicht
trauen zu dürfen. Also beneidet wur
de er noch um seine aufgeschlitzte Wan
ge? Da wich seine deprimirte Ge
müthsverfassung. Stolz erhobenen
Hauptes verließ er das Lokal, gefolgt
Studenten.
Auf der Straße traf er mehrere Be
kannte. Noch nie zuvor hat man ihn
so respektvoll begrüßt wie heute. Ei
nige machten Andeutungen wie „Eh
renhändel", „schweres Säbelduell" und
gratulirten ihn zu dem guten Aus
gang. Alle aber betrachteten in ehr
fürchtiger Scheu die mächtige
staurant, welches wegen der Nähe des
Landgerichts Stammlokal der Juri
sten war, mit „Herr Assessor" angere
det wurde, dachte er nicht mehr daran,
den Messerhelden anzuzeigen.
Er hatte ursprünglich auch geglaubt,
mit der frischen Narbe seiner am Orte
wohnenden Braut nicht unter die Au
gen treten zu dürfen. Jetzt aber befuchie
er ohne Bedenken die Erwählte seines
Herzens.
Nachdem sich ihr erstes Erstaunen
gelegt und sie wahrheitsgemäße Auf
klärung über den Ursprung des
„Schmisses" erhalten, Naschte sie fröh
lich in die Hände:
„Ach, Adolf, jetzt wird alle Welt
denken, daß ich einen studirten Zukünf
tigen hätte. Ist das nicht reizend?"
Tic «cshichtc ci»«» Nildcö.
Ein Bild, das man vor ein paar
Monaten vielleicht für ein paar Pfund
hätte kaufen können, wurde dieser Tage
in London für P 48.375 verlauft. Es
handelt sich um ein „Porträt einer jun
gen Dame" von Gainsborough. Im
Jahre 1833 starb in Hemel Hempstead
ein Käsehändler Namens George
Mowser. In seinem Nachlaß befand
sich das besagte Gemälde. Mowser
hatte es vor vielen Jahren von einem
Vetter zum Geschenk erhalten. Das
Bild war von Freunden häufig be
wundert worden, aber Niemand ahnte
auch nur entfernt seinen wirklichen
Werth. Im vorigen Jahre zogen die
drei Töchter des Verstorbenen von
Hewel Hempstead nach Worthing.
Dort wurde von ihnen einmal ein Arzt
gerufen, der zufällig bei seinen Besu
chen im Hause das Bild im Gange
ahnte. Endlich wurde sein Wunsch,
Besitzer des Bildes zu werden, so rege,
daß vor sechs Wochen eine der Schwe
wollte man es kaum glauben und
sragie erst noch telegraphisch um die
Bestätigung an.
Für die Küche.
Gefüllte Kuchen. 1 Pint
süße Milch wird erwärmt, 1 Tasse
Butter legt man stückweise in die
Milch, die mit derselben weich wird,
doch darf die Butter nicht schmelzen.
Nachdem man Butter und Milch so
gut als möglich verrührt hat, werden
tiefen Schüssel siebt man V 2 Pfund
Mehl, gibt nach und nach Eier, But
ter und Milch dazu und stellt durch
ebenfalls in einem heißen Ofen kleine
Kuchen backt. Man füllt dieselbe?»
nach dem Erkalten entweder mit Jelly
oder mit geschlagenem versüßten
Rahm.
Zwei Lammherzen werden blätterar
tig aufgeschnitten, aber so, daß d>«
einzelnen Scheiben zusammenhängend
recht mit Salz und Psef
umwickelt und mit Zwirn verbünde»?.
Dann läßt man ein StUckchen Butter
zergehen, dünstet darin etwas zerschnit
tenes Wurzelwerl und eine Zwiebel
mit etwas Wasser, rührt sie durch ein
Sieb, würzt sie mit sechs Tropfen
Maggis-Würze und gießt sie über die
nun vollständig aufgeschnittenen
Fleischscheiben.
Braune Klopse klaLuise.
(Sehr schmackhaft.) Man nimmt I>H
Pfund gehacktes Rindfleisch, vermengt
es mit 2 Eßlöffeln voll zerlassenem
Rindsfett, einem ganzen Ei, gewiegter
r.es halben Handtellers, und von et
wa 1 Zoll Dicke. Diese kerbt man mit
einem Messer kreuzweise ein und kocht
Essig ab, kocht die Klopfe schnell da-
Anrichten I—2 Eßlöffel voll kleiner
Klopsen.
Gebratene Tomaten. Hier
schmackhaste Zugabe zum Frühstück.
Klops mitSardellensan
ce. Aus 2 Unzen und einem Löffel
Mehl macht man eine hellbraune Ein
zahl Klopse aus ><2 Pfund Rind- und
1/2 Pfund Schweinefleisch, 3 Unzen
nem Dotter, nebst ein wenig Salz nnd
Pfeffer, Alles gut vermischt und M
Ragout fin en cognrlleZ.
2 Kalbsinilchen, 1 Kalbsgehirn und l
Kalbszunge werden in Salzwasser
weich gekocht, sodann nach sorgsälti
nigen Sardellen und Kapern fein ge-
Paar Eßlöffel voll Mehl abgerührt,
mit Kalbsbrühe aufgefüllt und auf
gekocht, endlich das Gewiegte hineinge
than, nebst geriebenem Parmesankäse
und Essig, besser Ertronensaft nach
Geschmack. Wenn dieses alles zuiam
man die Masse in Muscheln, bestreut
diese mit Käse, legt auch wohl ein
Stück Krebs- oder Sardellenbutter auf
jede Muschel und läßt sie in der Brai-
Kalsleber mit feinen
Kräutern. Die Leber wird, nach-
Haut und Sehnen befreit und mit fei
nen Speckfädchen durchspickt. Nun
legt man sie in eine Kasserole, fiigl
scheibig geschnittene Zwiebeln, Sup
penlraut, Lorbeerblatt, Citronenschei
ben, Thymian, Majoran, Gewürzkör»
ner und Salz dazu, legt dünne Sveck»
scheiden darüber und begießt mit Brü
he, schiebt die Kasserole in den Brat-
Hitze bekommt) und dämpft sie 40—
60 Minuten, je nach Größe. Nachdem
die Leber herausgenommen ist, wird
die Brühe entfettet, abgeschmeckt, mit
einem Löffel Madeira aufgekocht und
mit etwas Sardellenbutter lind Ei»
tet.Sch' 2S L g ch»
Scharfblick. Weiberstimme
(in die Wirthsstube hereinrufend):
„Ob d' herkommst, Tropf, elendiger!"
Ein Gast: „Sie, Herr Wirth, wem ruft
'nausschau'n. Wenn nix lommt —>
war ihr Dackl g'meint, und wenn wer
tommt ihr Mann!" 3