Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 18, 1903, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Kr M Im.
Romanvon Rudolph A. M
(l2. Fortsetzung und Schluß.)
Langsam schwanden die Tage, und
noch oft in späteren Tagen gedachte sie
mit Schaudern an die Qualen, welche
jene Tage mit sich brachten. Sophie
den. welchen sie alle Tage begegnete. In
keinem einzigen Gesichte las sie auch
nur die geringste Spur einer Ahnung
der schrecklichen Katastrophen, womit
sie bedroht waren. Sie hatten ja nicht
die leiseste Ahnung, und ihr, Sophie,
war es versagt, sie zu warnen, ihnen
zuzurufen: „Hütet Euch! Nehmt Euch
in Acht, denn eine Bande wilder Fana
schworen!"
Der Dienstag war gekommen, und
es war Zeit, die Behörden in Plutopo
lis zu warnen. Sie schrieb deßhalb
den folgenden Brief auf dem Caligra
phen: „An den Bürgermeister von Pa
tropolis: Eine Bande Anarchisten hat
sich verschworen, morgen, den ersten
April, das Capitol Eurer Stadt >n
die Luft zu sprengen. Die Ausübung
der Schandthat ist auf die sechste
Stunde des Nachmittags festgesetzt,
und ich warne Euch bei Zeiten, die
Maschine geschrieben, und «ine Stunde
später trug der Schnellzug den Brief
der Hauptstadt zu. Der Brief an die
Obrigkeit von Plutopolis war ähnlich
abgefaßt, doch erwähnte sie nur des
Gerichtshauses und d«s Schatzamtes,
denn sie traute sich zu, Andrees Borha
ben selber vereiteln zu können und ob
hassen, konnte sie doch nicht die lange
und treuliche Brüderschaft vergesse»,
welche ihn mit Leo verband.
D«r Mittwoch brach an. Langsam
verging der Morgen; allein Sophie
nllgend zu sammeln, ihre gewöhnlichen
Arbeiten in der Office des „Excelsior"
zu verrichten. Mit dem Nachmittag
stieg ihre Aufregung und unruhig
Zeiger kriecht zur sieben ha! endlich!
Andree tritt aus der Thür des Rath
hauses, geht bis zu dessen Ende und
biegt in die Gasse zur Rechten. Jetzt
es in die Tasche und verläßt das Rath-
Die Office des „Excelsior" ist
nahe, und zu dieser Zufluchtsstätte
reicht, sinkt sie erschöpft in denselben
nieder. Horch! Jetzt schlägt die Glocke:
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs!
les bleibt still, die Krise ist vorbei, die
Es war hohe Zeit. Sophiens Kräf
te schwinden und eine Ohnmacht droht
sie zu erfassen. Sie ringt nach Fas
sung und es gelingt ihr, die Besinnung
zu bewahren; allein ihr Auge füllt sich
mit Thränen, und ehe sie weiß, was ihr
passirt, bricht sie in heftiges Schluch
zen aus. Fenton hört es. Besorgt er
hebt er sich, eilt an ihre Seite und
fragt: „Was ist's, Sophie? Was fehlt
Ihnen? Sind Sie krank?"
Dies« Wort« geben ihr die Fassung
wieder. Sie lächelt den Freund durch
Thränen an, schüttelt den Kopf und
sagt sodann: „Es ist nichts, Fenton.
D«r April ist der Monat der Schauer:
Dies war mein Aprilschauer."
Kapitel 33. Rache!
Am nächsten Morgen, als Sophie die
Zeitung entfaltete, erblickte sie in gro
ßer, flammender Schrift: Gefährliche
Verschwörung. Knappes Entrinnen.
Ei» zeitgemäßer Brief führt zur Ent
deckung. Das Capitol der Hauptstadt
«benfalls in Gefahr. Büchsen mit Dy
namit in den Kellerräumen des Ge
richtshauses und Schatzamtes. Die
Polizei aus der Spur der Verschwörer.
Wir ersparen uns die Wiedergabe
der Einzelnheiten, indem der Leser und
wir hinreichend mit denselben vertraut
sind. Es mag genügen, zu bemerlen,
daß das ganze Land eine volle Woche
hindurch in einer fieberhaften Aufre
gung begriffen war, ein seltenes Ereig
niß, indem unsere Bevölkerung be
kanntlich nur zu gern schnell aus einer
Sensation in eine andere stürzt. Uebri
xens erfüllte sich die anfängliche Er
wartung nicht, die Verschwörer zu ent-
Man »ar ziemlich gewiß, daß
es die Mitglieder desßundes der Rache
g«w«sen waren, welche dergestalt ver
sucht hatten, das Land in Trauer zu
stürzen; allein die Polizei verfehlte,
diese Mitglieder zu entdecken. Man
-fand zwar ihr Lokal im Ercelsior-Ge
der Präsident hatte, wie Leser
weiß, die Liste der Mitglieder in Si
klagte sich bitterlich über den geübten
Verrath und fragte Andree: „Wer ist
die Dame, welche mich einließ?"
„Wahrscheinlich Rosa, die Magd."
then."
hätte ihn beinahe vergessen. Hat er
vielleicht den Judas gespielt?"
Andree schüttelte den Kopf. „Auch
er weiß nichts von der Verschwörung,
und es wäre gefährlich, ihn draußen zu
lassen. Ich fordere Euch hiermit auf,
ihm mitzutheilen, daß seine Aufnahme
in den Bund zu dessen Sicherung noth
„Und wenn er sich weigert?"
„So muß er die Folgen tragen. Ihr
wißt, daß die Vorschriften des Bundes
keine Wahl in der Sache lassen. Ich
werde morgen früh herkommen, um zu
erfahren, was er sagen und thun
Seele stiegen neue Sorgen auf. Sie
fühlte instinktmäßig, daß Leo ablehnen
werde, und dann mußte er jeden Au-
Ruhe. Er störte ihre Arbeit in der Of
fice. er nahm ihr den Appetit bei den
Mahlzeiten, so daß sie nach dem
Abendessen einen plötzlichen Entschluß
faßte. Sophie war an das Fenster
getreten, wohin Leo ihr folgte. Er
nahm ihre Hand in die seine und sagte
liebevoll: Sophie, Du hast Dich ohne
Zweifel überarbeitet und es ist meine
Ansicht, daß Du Dir Ruhe gönnen
solltest. Was denkst Du von einer kur
zen Erholungsreise?"
„Ich war noch nicht ganz fertig,
Schatz. Ich wollte Dich fragen, was
Du dazu sagen würdest, wenn wir
»In diesem Falle —"
liebter."
schwand. Oh diese Nacht, diese Nacht!
Dolch in Leo's Busen stieß. Die Nacht
selber. Jetzt ist er oben; jetzt hört sie
Andree hatte den Auftrag angenom
men. denn ist nicht das Stillschweigen
eine Antwort?
Endlich hört« sie ihn fragen: „Und
wenn ich mich weigere?"
„Du kennst die Folgen, und es Ware
deshalb überflüssig, wollte ich dieselben
aussprechen."
„Welche Frist gibst Du mir?"
nen Auftrag vollzogen hast."
Der Würfel war gefallen! Es ließ
keine Ruhe mehr im Hause,
rastlos thätig und mit der Aufgabe be
schäftigt, den Geliebten zu schützen.
Als die Glocke zwölf schlug, war ihr
Entschluß gefaßt. Sich erhebend und
nutzen wollte, wehrte sie ihm von
Neuem. „DieS ist zu öffentlich. Leo.
Komm in eines der Hinteren Neben-
des kleinen Gemaches gegenüber
und bestellten die Mahlzeit, welche sie
unter fröhlichem Geplauder verzehrten,
Munterkeit ein wenig erzwungen war.
Als sie fertig waren, wollte Leo sich
erheben, doch Sophie hielt ihn zurück
Dich."
„Was ist'S, lieber Schutz? Du
„Sie zögerte ein wenig und sagte
dann: „Ich bitte Dich, heute Nachmit
tag meinen Willen getreulich und un-
Rathhauses fährt."
ten." '
Plutopolis."
Wieder bestiegen sie einen Wagen
und standen eine halbe Stunde später
Manne. Leo fühlte, daß eS nuii seine
Sache sei, den Zweck ihres Kommens
zu verrathen.
„Ah so," sagte der Pastor; „Sie ha
ben doch den nöthigen Schein?"
Statt aller Antwort zog Leo die Li
zens aus der Tasche und reichte sie ihm.
„Ah, das freut mich aufrichtig. Ich
erinnere mich jetzt, Ihr Wiedererschei
nen in der Zeitung gelesen zu haben.
Zehn Minuten später waren unsere
Freunde Mann und Frau. Sie be
lohnten den Prediger anständig und
Kapitel 34. TreubiSin
d e n T o d.
Die Bewohner der Villa saßen ge
rade beim Frühstück, als Rosa eine te-
terhaltuiig lxim Frühstück und hun
verfucht. Die Ankunft der Depesche
erhöhte natürlich die Spannung, und
Frau Ehrhardt suchte eifrig nach ihrer
Brille, um den Inhalt der Sendung
zu entziffern. Als sie verfehlte, das
Gesucht« zu finden, sagte sie zu An
dree: „Monsieur Andree, wollen Sie
nicht finden."
Andree nahm bereitwillig das Pa
pier in die Hand und las die Depesche,
welch« wir Sophie am Abend zuvor in
Neustadt absenden sahen. Die Nach
richt erregte Erstaunen und groß«
Freude, in welche sich jedoch das Be
dauern mischte, daß es ihnen nicht ver
gönnt gewesen war, Zeugen eines so
lang und innig ersehnten Ereignisses
zu sein. Alle brachen in Ausdrücke
der Befriedigung aus, mit Ausnahme
von Andree. der den ganzen Morgen
wenig geredet hatte und auf dessen
Stirn sich eine Wolke der Schwer
muth gelagert hatte. Als das Früh
stück vorüber war. zog er sich auf sein
Zimmer zurück, und ging nachdenklich
eine halbe Stunde lang hin und wi
der. Dann setzte er sich an den
Tisch, nahm Papier und Feder und
schrieb wenige Zeilen. Dann faltete
er das Papier, steckte es in «in Cou
vert, welches er siegelte und auf
d«n offnen Secretär legte. Nachdem
er den Brief addressirt hatte, erhob er
sich wieder, ging an seine Kommode
und öffnete eine der Schubladen. Mit
schmerzlichem Lächeln nahm er dann
einen Revolver heraus und untersuchte
denselben, wahrscheinlich um sich zu
überzeugen, daß alles in Ordnung sei.
Es war derselbe Revolver, welchen die
Freund« in Tomskoi von dem Juden
gekauft hatten und Andree's träu
merische und nachdenklich« Miene zeig
te, daß seine Gedanken bei j«n«r
denkwürdigen Fahrt weilten. Plötz
lich richtete er sich entschlossen auf;
seine Augen nahmen einen strengen,
fast finsteren Ausdruck an. Dann er
hob er die Waffe rasch zur rechten
Schläfe und drückte los. Ein Schuß
krachte durch das Zimmer, Andree's
Gestalt schwankt« einige Augenblicke
hin und her, und fiel dann mit dum
pfen Schalle zum Fußboden nieder.
Frau Ehrhardt und Tante Mollie
hatten sich längst in da! Magazin
begeben, Rosa aber hatte sowohl den
Knall wie den Fall gehört und eilte
Schrecklichem die Treppe hinan. Was
sie sah, überstieg jedoch ihre bangsten
Erwartungen. Da lag Andree todt
auf dem Boden. In feiner Rechten
ruhte noch die Mordwaffe und aus
der Wunde in der Schläfe tröpfelte
noch das Blut und bildete einen klei
nen Pfuhl auf dem Fußboden. Rosa
stieß «inen durchdringenden Schrei
Magazin erreichte, sind noch heutigen
Im Magazin brachte ihr Zetergeschrei
bald Alles in Aufregung, allein es
dies jedoch der Fall, als sämmtliche
Insassen die Ausregung Rosa's theil
hin und wider, und wußten in der
Angst nicht, was sie beginn«» sollten.
Onlel Pat war der Einzige in der
Kinder", ermahnte er. „Macht nich!
so viel Wesen über «twas, das Ihr
nicht verhindern könnt. Bleibt nur
den Coroner und die Polizei in Kennt
niß gesetzt hab«. Ich komme zurück,
so bald ich kann."
mit dem eingebrachten Zeugnisse im
Einklang war. Am Nachmittag
würd« der Leichnam nach dem La
den eines Leichenbestatters gebracht,
welcher Anstalten zu einem anständi
gen Begräbnisse machte, da Frau Ehr
hart und Tant« Mollie sich verpflich
tet hatten, die damit verknüpften Un
kosten zu tragen. Am nächsten Mor
gen würd« Andree begraben, und die
beiden Frauen folgten ihm zu Grabe.
Wir unsererseits wollen uns
nach Jankopolis begeben, wo wir
früh Morgens, am zweiten Tage nach
t«r Abreise unserer Freunde von
Plutopolis anlangen. Wir finden
die Namen im Register des Palace
Hotels verzeichnet u. wollen eben nach
ihnen fragen, als wir sie aus dem Eß
zimmer kommen sehen, wo sie ein fru
gales Frühstück eingenommen haben.
Wir sehen aus ihren Augen ei
nt Glückseligkeit strahlen, wie sie bei
hindert, sich mit dem nöthigenKleidcrn
zu versehen; allein ein Besuch in ei
nem sogenannten Departementsladen
hatte diesem Uebelstand« bald abge
holfen. Sophie setzte sich an's Fen
ster und sinnend auf den Park,
hungskraft, wenn sie von Deinen
Lippen fließen."
ich bezahle auf de: Stelle meine
Schuld."
„Solche Bußfertigkeit verdient An
nosse. g fch , s,"
der?! Oh, lies, Sophie, laß' mich
alles wissen."
Sie leistete Folge und las: „Am
Freitag Morgen beging Andree Mar-
Seite nieder und sagte dann be
schwichtigend: „Theurer Leo, ich kann
Dir Aufschluß über diese That geben.
Du wirst seltsame Dinge zu hören
bekommen; allein vergiß nicht, daß
t«: Ich wußte das, mein Schatz. „Du
wirst Dich erinnern", fuhr Sophie
fort, „daß ich die letzten Monate oft
sonderbar und launenhaft erschienen
sein. Doch höre. Du weißt, in we.ches
Entzücken mich Dein so unerwartetes
die Vereitelung der Absicht selbst zu
die Polizei dieser Städte bei Zeiten
mit eigener Hand den Draht, welcher
den elektrischen Funlen in die Mine
unter dem Rathhause führen sollte,
Leo war ihren Worten mit immer
wachsender Ausregung gefolgt. Jetzt
sprang er auf, durchschritt das Zim
mer und rief bewundernd aui:
„Wunderbar! Großartig! Welche
Ausdauer! Welcher Heldenmuth! Und
eine Frau führte dies Alles aus! Nur
Dann setzte «r sich wieder hin und
„Weiter, Theuerste, weiter!"
.Ach, jetzt kommt das Traurigste.
sich vor Wuth über den Verrath, denn
solchem schrieb «r das Fehlschlagen
seines Planes zu. Er beargwöhnt«
Dich und trug Andree auf, Dich zum
sofortigen Anschluß an den Bund auf
zufordern. Du weißt, daß Du Dich
allein Du weißt nicht, daß
aus Andrees Stillschweigen, daß
Mission, Dich zu tödten, übernahm.
Was sollte ich thun? Andree der
Obrigkeit überliefern? Das hätte die
Hunderte von Dolchen und Pistolen
nicht unschädlich gemacht, welche ich be
ständig auf Dich gerichtet sah, und
dann, Andree war kein Schurke, er
war ein geistig verwirrter Fanatite:
und Dein Freund und Genosse.
Nein, ich mußte Dich andere Weise
vor ihm retten. Czerny hatte ihm
vierundzwanzig Stunden Zeit gegeben,
das Urtheil zu vollstrecken, und so er
sann ich dann den Plan, den ich wäh
rend der letzten zwei Tage ausführte.
Verstehst Du nun den Selbstmord
Deines armen Freundes? Er opferte
fein Leben, weil er es nicht über sich ge
winnen konnte. Dir das Deine zu neh-
Von Neuem sprang Leo empor und
diesmal rang er die Hände, als er das
Zimmer durchwanderte. .Oh, Freund!
Oh, mein edler Freund! Wie kann ich
Dir diese edle Aufopferung je vergel
ten? Sophie," wandte er sich dann
mit flammenden Augen an seine Gat
tin, „kennst Du die Namen der Ver
schworenen?"
„Ich besitze eine Liste der Beamten,
welche ich aus Andrees Kommode ent-
„Leo," sagte sie beschwichtigend,
„überlege, ehe Du handelst. Bedenke,
diese Verschworenen jnw Schur-
Menschheit halten. Bedenke, daß Du
Gefühle theiltest und an der Ausfüh
rung ihrer Pläne theilzunehmen ge
dachtest. Wenn Du in blinder Wuth
Rache übst, so werden wir während des
dachte einige Augenblicke nach, dann
sagte er:
„Du hast Recht, Sophie, jetzt wis
vor einem großen Fehler bewahrt hast.
Doch was schlägst Du vor, Theuerste?
Wir können es unmöglich dulden, daß
Plan ist dieser: Wir besitzen
sie benachrichtigend, daß ihre Nvmcn
nach Ablauf dieser Frist der Polizei
werden überliefert werden. Befolgen
sie die Mahnung nicht, nun, dann sind
sie selber an ihrem Schicksal Schuld."
„Du hast wiederum Recht, Sophie.
Wo ist die Listig
zwanzig Mal auf einem Calligraphen
„Herr N. Wir haben entdeckt, daß
Sie Ihr Theil an dem kllrzlichen Com
plotte halten. Die schlagendsten Be
weise sind in unserem Besitze; allein,
da wir Euer Verderben nicht wünschen,
so geben wir Euch vierundzwanzig
Stunden Zeit, dieses Land zu ver
lassen. Nach Ablauf dieser Frist wer
den wir Euren Namen der Polizei
überliefern. Habt also Acht.
Am Abend desselben Tages traten
die Gatten die Rückreise nach Plutopo
lis an und erreichten diese Stadt bei
Tagesanbruch. Nachdem sie die Briefe
an die Verschworenen aus die Post ge
geben hatten, eilten sie nach der Villa,
wo ihre Ankunft natürlich große Auf
regung und noch größeren Jubel er
regte. Nachdem der erste Sturm sich
gelegt hatte, begaben sich die Gatten in
d»s Gemach, welches vor Kurzem die
Scene edler Aufopferung gewesen ivar.
Auf dem offenen Secretär lag noch der
an Leo adrefsirte Brief. Unser
Freund erbrach ihn und las mit um
florten Augen:
.Lieber Leo. Ein finsteres Geschick
erzwingt eine Trennung von Dir und
die Lösung von Banden, welche ge
meinsam getragene Leiden gewoben
und persönliche Achtung und Liebe ge
festigt hatten. Gelübde, die ich nicht
brechen. Fesseln, die ich nicht zerreißen
kann, gebieten nicht nur diese Tren
nung. sondern die Vollziehung eines
Urtheils, welches mich zwingt, zwischen
Deinem und meinem Tode zu wählen.
Menschliche Schwäch« veranlaßte mich,
eine Weile zu schwanken? allein diese
Schwäche ist nun überwunden und ich
sterbt, weil ich nicht mit Dir leben
kann. Lebe wohl für immer.
Dein Andree."
„Friede seiner Asche," ivar alles,
was Leo sagte, und die Galten verlie
ßen dann das Gemach, überwältigt
von Gefühlen, welche unter den'Um
(E n d «.) .
Für die Küch?
Gulasch (echt ungarisch). Mai»
schneidet gleiche Theile von Speck und
von durchwachsenem Schinken und
ebenso viel Zwiebel in große Würfel.
Dann bratet man zuerst den Speck in
steigender Butter und thut alsdann den
Schinken und zuletzt die Zwiebeln hin
ein. Sind die Zwiebeln glasig gewor
den, so thut man das vorher geklopfte,
ebenfalls großwiirfelig geschnittene
beste Rindfleisch aus der Kugel, sowie
Kalbfleisch, ebenfalls aus der Kugel,
das vorher entsehnt ist, in diese scharf
bratende Masse. Man muß genau so
viel Kalbfleisch habcn, als man Rind
fleisch hat. Man läßt das Fleisch in
obigem Fett Stunde lang braten
und thut dann nach und nach Folgen
des hinzu: ein kleines Weinglas voll
besten Cognac oder Arrac (aber keinen
Rum oder Whiskey), ein Weinglas
Madeira, Sherry oder sehr guten,
selbst gekelterten Obstwein, läßt es gar
dünsten, thut dann etwa eine Messer
spitze voll Paprika hinzu, verdickt
schließlich die ganze Masse mit Pint
ganz dicker saurer Sahne und gießt
sonst nichts Anderes an. Nich unga
rischem Geschmacke muß ein Paprika
fast roth sein, für gewöhnlich wird we
niger genommen. Man kann Pfeffer-
oder Salzgurken hinzuthun.
Semmelspei f. emitPslau
me n. 3 Weißbrödchen werden in
Scheiben geschnitten und in Milch ein
geweicht, noch ganz herausgehoben, in
eine gebutterte Form gethan, darauf
eine Lage, aus ihrer Saftbrühe her
ausgenommene wieder
Pikantes Rinderfilet.
stücke, begießt es mit zwei Unzen brau
ner Butter und setzt das Fleisch in den
Ofen. Nachdem das Filet von allen
Seiten braun angebraten ist, begießt
man es mit einem viertel Quart Roth
wein und legt drei Eßlöffel voll einge
machter Ingwer in die Sauce. Der
Ingwer ist vorher in kleine Würfel zu
schneiden, damit er besser zerkocht.
Nachdem der Braten gar geworden ist,
wird er herausgenommen und ange
richtet. Die Sauce wird vollständig
entfettet, mit etwas Rothwein und
Mehl sämig gerührt und durch ein
Haarsieb getrieben.
Gekochter Schinken schmeckt
ausgezeichnet, wenn man dem Wasser
einige Eßlöffel Syrup hinzufügt. Den
Schinken wäscht man tüchtig ab, legt
ihn Abends in kaltes Wasser und stellt
ihn am nächsten Morgen auf ein ra
sches Feuer. Sobald er kocht, wird der
Topf zur Seite gerückt und der Schin
ken ganz langsam gar gekocht. Man
rechnet auf das Pfund eine Viertel
stunde Zeit, und wenn der Schinken
groß ist, eine halbe Stunde über die
Zeit. Dann läßt man ihn in der
Brühe erkalten, entfernt das ausge
kochte Fett und schneidet den Schinken
in ansehnliche Scheiben. Das Fett
kocht man in einem kleinen Gefäß, bis
alle wässerigen Theile ausgeschieden
sind, dann bewahrt man es auf und ge
braucht es zum Braten der Kartoffeln
oder zum Kochen aller Arten Rüben
und Kohl.
Eier- Suppe. Für
6 Personen quirlt man in Pint
alter Milch 4 ganze Eier, etwas Salz
und geriebene Muskatnuß, stellt den
zugedeckten Topf mit dieser Masse in
ein Kasserol mit kochendem Wasser
und läßt letzteres an der Seite lang
sam eine halbe Stunde kochen, bis die
Masse zu einem geworden ist.
Dann zerschneidet man es in hübsch«
Stückchen und legt es in fertige Bouil
etwas Blumenkohl oder Spargel geben
Hühner -Rahmsuppe. Man
theilt ein altes Huhn von 4—5 Pfund
in Viertel und gibt es in den Suppen
tops mit einer Zwiebel und 3 Quart
kaltem Wasser. Man bringt dies lang
sam zum gelinden Kochen und läßt es
so lange langsam kochen, bis ein Drit
tel der Flüssigkeit verdampft ist. Dann
fügt man eine Handvoll Reis hinzu
und ein kleines Bündel Petersilie, eben
so eine kleine Mohrrübe. Wenn der
Reis gar ist, gibt man 2 Tassen Milch
dazu und läßt es eben aufkochen.
Schweinefleisch mit brau
ner Weinsauce. 2>/4 Pfund
Schweinefleisch werden in dicke Wür
fel geschnitten und mit Salz und Pa
prika tüchtig eingerieben. In einem
eisernen Schmortopf läßt man etwa»
Speck und eine große Zwiebel, beides
würfelig geschnitten,- anbräunen, giebt
Mebl an und füllt Quart kochende«
Wasser darüber. Man würzt die
Speise mit einigen Nelken und Wach»
bolderbeeren. einem Lorbeerblatt,
Thymian und läßt sie 1
nimmt man die Würfel aus dem
einem halben Glase Rothwein durch
und giebt sie durch ein Haarsieb übn
d-Z Fleisch.
Säcksches Rhädsel.
Was ist das?
Das Erschde is e See,
Das Zweede is e Fee?
Brauchd mer das Ganze, ach herrjeb. 3