Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 09, 1903, Page 6, Image 8

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    6 DaS Rheinländer Volkstheater.
Der Humor des Rheinlandes, der
Reiz seiner bis auf die heutige Zeit
erhaltenen Volkstypen des Rhein
länders Lebenskunst und Lebensart
Das ist das Kölner Volkstheater, frü
her als Kölner Hännesche bekannt.
Das Puppenspiel, das doch eigentlich
eine Methusalemrolle spielt, um die sie
könnte, hat sich bis auf die heutige Zeit
erhalten. ES ist fast so alt wie die
Aultur der Menschheit. Herodot er
zählt schon von Puppen, die durch Fä
die Zeit lm Mittelalter,
als die Schauspielkunst arg darnieder
»Bestevader". „Dä TünneS"
lag, wurde in den Schlössern, auf den
Messen und Märkten mit Marionetten
agirt.
Wir Deutsche sind von jeher Freunde
der Puppenspiele gewesen. Unsere ge
waltigste tiefernsteste Tragödie: Goe
thes „Faust" verdanken wir einem
grobzugeschnittenen, sogar theilweis
tomischen Marionettenspiel. Ohne
dieses Hanswurstspiel, dessen Scenerie
theilweise im Vorspiel zum erstenTheil
verwendet wurde, hätte Goethe nie den
Rahmen gefunden,in dem er sein wun
nettenschwärmer war, gibt im Wil
helm Meister und dem Jahrmarkt zu
Plundersweilen köstliche, von großer
Liebe und riesigem Interesse zeugende
»E t Bär be l" ,D ä Schä l".
volksthiimliche Figur. Führer, wenn
der Thespiskarren des alten Klotz, der
Meyer, Millowitsch und wie di« ersten
Zeit geheißen haben, kam, strömten alt
und jung, Adel und Bürgerschaft in
die Vorstellungen. Die lebensgroßen
d«m Leben kamen in jedem Stück vor.
Da war der Bestevader (Großvater),
der alte Kölner Bauer mit dem Faible
„Hännesche" .M ariezebill".
Zlloare. Die Bestcmoder (Marizebill
genannt), die resolute Bürgerfrau,
lende), daS ist der durchtriebene Betrü
ger, der Bösewicht, in den Puppen
stück«» durch sein schielendes Auge und
sein schleichendes, hinterlistiges Wesen
zum Kapitalverbrecher und Bösewicht
gestempelt. Di« prächtigen Figuren
der leichtlebigen, lieblichen Rheinlands
töchter sind durch das muntere Bärbel
-sech'e trefflich illustrirt. Fehlt noch
der Tünnes, die Kölner Sackträger
type, der sich stets als urwüchsiger der
ber Rhcinkadett entpuppt und durch
sein phänomenales Riechorgan d^n
Rheinländer kann sich rühmen tn sei-
Jahren die Puppenspiele durch Perso
„«ndarstellung ersetzt hat, das eiiuig
wahre Volkstheaier der Welt zu ve
sitzen. Kein Schliersee mit Bauern
spielern, nein direkt aus dem
Ar 7 und Wesen stereotyp sich gleichend,
wieder.
Direktor Job, der jetzt das erste
Kölner Volkstheater leitet, hat sich um
die Pflege des rheinischen Humors und
gemacht. Alle Fremden, die nach Köln
kommen, besuchen das Hännesche, und
unsere modernen Volksdichter könnten
mors viel lernen. Einige Typen des
rheinischen Volkslebens, die auf das
Volkstheater übergegangen sind, zeigen
Macht der Gewohnheit.
ich dankend ablehnen —' Sie kommen
zu spät nächste Woche Heirathe
ich!"
Reisender: „Schade, schade!. . . .
Aber könnte ich vielleicht später wieder
'mal anfragen?"
Zuviel!
Freundin?"
„Um Gotteswillen, nur heute kein
Geheimniß mehr das halte ich nicht
traut worden!"
Um jeden Preis.
Dame: „Denken Sie sich, gestern im
Wohlthätigkeitsbazar kostete jeder Kuß
Aelteres Fräulein: „Ach, so viel
troffen!"
Schlau.
Wie die Bierkathi ihrem schlechten
Tochter ivorlesend): „Wer daS Glück
Vater (Pantoffelheld): „Unsinn!
Wer das Unglück hat, den führt die
Braut heim!"
Tie Albula-Bahn.
Wo zwischen Oberrhein und Inn
das Graubündner Land mit seinen
erstreckt, da schien die Natur selbst dem
Wagemuth auch der kühnsten Inge
nieure ein Halt zu bieten. Schon hatte
man von der Hauptstadt des Grau
heranbringen wollte.
Das gesammte Gebiet St. Moritz
Die Müsteilbrücke bei Tie
fe n k a st e l.
bis Thusis, vom Inn bis zum Rhein,
wird von der Albula beherrscht. Die
oberste Thalstufe der Albula bildet
daS Vergün, eines der romantischsten
Alpengelände. Hier vereinigen sich
die beiden Thalbäche aus Val Tuors
und von Weißenstein zur Albula; auf
der spitzvortretenden Flußhalbinsel,
die sie bilden, liegt daS liebliche Ber
-7500 Fuß hoch der Albulapaß, der
von Thusis nach St. Moritz dürfte
etwa 25 Meilen betragen. Die Albu-
Die Solis - Brücke im Bau.
ner direkten Verbindung keine Rede;
steigt 2500 Fuß höher hinauf als die
ter Thusis. Man kann sich ein Bild
schwer, ein Fundament für den Brü
ckmimterbau bei der Montage zu ge
winnen. Ganz besondere Schwierig
hältnisse. Die Bahn steigt bis Filisur
mit 25 aufs Tausend, dann mit 33
Filisur und Vergüt an den 20,0<X>
langt die Bahn WS Engadin und er
reicht, der Ebene des Beversbaches fol
gend, Bevers, dann Samaden, Cele-
Da s Ge'r Lst f!lr de n an d
wasser-Biadukt.
rina, St. Moritz. Neben dem Albula
tunnel mußten auf der knapp 28 Mei
len langen Strecke zwischen Thusis
und dem Durchschlag der Giumels 36
Tunnels und 48 größere Viadukte er
baut werden, oberhalb Bergäu waren
große Schutzbauten gegen Lawinen
nothwendig, und da die Thalsohle hier
weit stärker steigt als die Bahn, muß
sich dieselbe in zahlreichen Schleifen
und Kehrtunnels entwickeln.
Von den bedeutenden Viadukt- und
Brückenbauten zeigen unsere Bilder
die noch im Bau begriffene Brücke bei
Solis, die, ISO Fuß weit und 300 Fuß
hoch, auf den Felsen deS Albula
schlundes fest gegründet, in kühnen
Bogen über dem wilden Bergwasser
schwebt, sowie das Gerüst und die über
200 Fuß hohen Pfeiler für den Land
wasser - Viadukt, der in sechs Bogen
über die jähe Felsenschlucht Schnut
tentobel führt.
Ihre Ansicht.
Luftballon! Und Leut' sitzen aa
Verlockende Perspektive.
Studiosus: „Ach, könnte ich doch
richtsverhandlung): „Herr Doctor, Sie
haben mich tüchtig herausgerissen!
Jetzt heißt es nur für Sie ein ordent
liches Honorar zusammenstehlen!"
Protest.
An.u Nagten, der aus
einer Küche einen Braten gestohlen
hat): „Wie konnten S» nur eines elen
send): „Bitte sehr, der Braten war
Wortspiel. „Essen Sie gern
Erbsensuppe?" „Ei ja, mein Bester,
'ne ErbSsupp' ist was Supperb's!"
gen!?"
Kochkunst und Estkaust.
Unter dem Titel „The PleasureS os
ihe Table" ist in London ein
höchst unterhaltend«s Buch erschienen,
nigin vorgesetzt werden kann,
liefert. Unter den ersten
ten Eier, Milch, Reis, Honig, Zwie
beln, Knoblauch, Weinblätter, Rettiche
und Mohrrüben vor. Kaffee wurde
sehr frühzeitig in Abessyien genossen,
war aber den Griechen und Römern
seit wenigstens 3000 Jahren in In
dien angebauten Gurken. Auch Mo
ses und die Israeliten kannten diese
Frucht; Fische, Gurken, Lauch und M
elonen werden als egyptische Leckerbissen
erwähnt. Das Backen im Ofen ist
schon alt? bei wenig civilisirten Rassen
wurde jedoch das Fleisch, das gebra
ten werden sollte, auf heiße Steine ge
legt und mit Asche bedeckt oder auf ei
nem Dreifuß von Stöcken über die
Flammen gehängt. Die Perser geben
da? erste Beispiel der lururiösen KU-
türlich« Neigung zum Wohlleben för
derte bei ihnen die Liebe zu Tafelfreu
den. Die ältesten uns bekannt gewor
sind berühmt in der Geschichte, ebenso
die Feste Nebukadnezars undßelsazars,
der tausend seiner Edlen, seine Frauen
erfinden würde, lausend Goldstücke
zum Lohn. „Eßt, trinkt und belustigt
Euch, alles Andere ist eitel!" lautete
sein Grundsatz.
Von Persien führt der Verfasser den
und z«igt, daß mit dem Verfall der
Republik während der Zeit von Pom
pejus, Cäsar und Lucullus die römi
sche Küche ihre größte Berühmtheit er
langte. Damals führten die großen
„Verwüster der Welt" ihre Köche mit
sich und wetteiferten miteinander, die
schmackhaftesten Gerichte der verschie
denen Länder vorzuführen. Antonius,
der mit seinem Kochkünstler einmal be
sonders zufrieden war.sandte beim De
ssert nach ihm und schenkte ihm eine
Stadt von 35.000 Einwohnern, ein
Beispiel, das Heinrich VIN. von Eng
land im Kleinen nachahmte, denn er
belohnte seinen Koch für die Herstellung
eines Puddings, indem er ihm ein
Schloß schenkte.
Bor 400 oder 500 Jahren hatte
lich, Frühstück um 7 Uhr. Mittag um
10, Abendbrot um 4 und Nachtmahl
um 8 Uhr. Von dieser Zeit an ist in
Enaland und Frankreich die Haupt
mahlzeit des Tages durch jede Stunde
von 10 Uhr Morgens bis' 10 Uhr
Abends vorgerückt. Im 13. Jahrhun
dert war in Frankreich die Mittags
stunde um 9 Uhr Morgens. Heinrich
Vll. speiste um 11. zu Cromwell's
.Zeiten war 1 Uhr. zu Addison's Zeit
2 die vornehme Mittagsstunde, die all
mählich bis 4 und 5 hinausgeschoben
würd«. Im zweiten Jahrzehnt deS vo
rigen Jahrhunderts wurde das Mit
tagessen immer später angesetzt, bis es
schließlich auf den Abend gerückt ist.
Der Verfasser erzählt in einem Kapitel
auch seine Anekdote von der gastrono
mischen Tapferkeit eines Schweizer
Gardisten, der im Dienst des Mar
schalls v. Billars stand: Eines Tages
sandte der Marschall, der von dem gro
ßen Appetit des Mannes gehört hatte,
nach ihm: ,
„Wie viele Beefsteaks können Sie es
sen?" fragte er.
„Und wieviele Hammelkeulen?"
„Hamelkeulen? Nicht viele sie
ben bis acht."
„Und Tauben?"
„Nicht viele, vierzig, vielleicht fünf
zig."
„Und Lerchen?"
„Lerchen, Monseigneur? Immer
fort!"
Merkwürdig« Reklame.
„John Jnglesant", der erste Roman
deS jetzt viel g«l«sen«n englischen
Schriftstellers Shorthouse, wurde von
gedruckt sehen, als seine Arbeit auf
eigene Kosten drucken zu lassen. Dies
that er denn auch, und ein Buchdru
cker inßirmingham druckte 500 Exe
mplare seines Werkes. Aber wenn er
gehofft hatte, daß nun s«in Ruhm be
gründet sei, so hatte er sich gründlich
geirrt, denn außer seinen Freunden,
an die er einige Dutzend Exemplar«
glücktes Unternehmen gewesen, wenn
sich nicht durch einen glücklichen Zu
fall Sucher in das Wart»-
Tages der Premierminister Gladstone,
um sich photographiren zu lassen. Der
Künstler photographirte den alten
Herrn, wie er in einem Sessel saß mit
einem Buch auf den Knieen. Das Bild
erwies sich als eines der besten, die
von Gladstone vorhanden sind, und
wurde äußerst populär. Es wurde in
allen illustrirten Zeitungen Englands
veröffentlicht, und Tausende von
Exemplaren wurden nebenbei noch ver
kauft. Zu gleicher Zeit wurde aber
auch bei allen Buchhändlern Eng
lands nach dem Buche „John Jngle
sant" gefragt. Zuerst vergebens, denn
keiner erinnerte sich, je etwas von ei
nem Werke dieses Titels gehört zu ha
ben. Aber als man fand, daß das
strn Photographie in der Hand hatte,
di«sen deutlich zu lesenden Titel trug,
war d«r Drucker und Autor des Wer
kes bald gefunden, und in künzester
Zeit waren nicht weniger als 300,000
Exemplare des Romans verkauft. Ein
Buch, das Gladstone, der „große alte
Mann", las, mußte ein gutes Buch
und am End da han's mi gar <ia' no'
photegraphirt zum Andenken!"
Das gestörte M! ttagsschläfchen.
D «rProtz. Parvenü (d«r sich
in d«r Schweiz ang«kauft hat. zu s«in«n
Gästen): „Ich hoff«, daß di« Herr
schaften bis zum Abend hierbleiben,
dann woll'n mer 'mal m«in« Alpen
glühen lass'n!"
Litbeserklärungeines Mathematik - Professor».
„Darf ich hoffen, daß Sie meine heiße Liebe ein wenig erwidern, Fräu
lein Rosa etwa im Verhältniß 1:10?"
—R « cht fatal. Leutnant (zu
«in«m Kameraden): „Es ist fatal, zu
Heirathen. Eine Schöne ohn« Geld
nicht. Ein« Schön« mit Geld erlaubt
ihr Vat«r nicht. Ein« Häßlich« ohn«
G«ld das ist überhaupt nicht er
laubt."
Der Försterssohn.
„Aber Karl, warum hast Tu vc?n das Examen wieder nicht gemacht?'
„Ja weißt Du, Vater, auf dem Weg dahin ist mir «in altes Weib be
gegnet und da bin ich lieber gleich weder umgekehrt!"
di« Rost und Motten fressen"! „Got!
Vertrauliche Aufklä
rung. Passant: „WaS bekommen
schaufeln?" Arbeiter: „Sakrische?
«Seitenstechen!'
—lm Eifer. Chef (zum Com
mie): „Ich habe Ihnen d.'ch gesagt,
wenn die Räthin nach dem Preise d«s
Seidenkleidet fragt, Sie sollen ihr
zehn — Sie werden
Nicht ganz unrichtig.
Lehrer: „In manchen G«g«nd«n herr
schen sehr häufig Seuchen. Karlchen,
was sind Seuchen?" Karlchen (her
ausplatzend): ~Kl«in« Schweinchen,
H«rr Lehrer."
Aus dem Hausball. Ver-
Mißverstanden. On!«l
t«t, Karl?" N«ss«: „Ja, auf das
Jmin«r Th«at«rdirec
tor. „Ihre Tochter, die schon vor
Jahren einmal verlobt war, h«irathet
jetzt, Herr Direktor?" „Ja, mit ganz.
—B «im Heirathsvermitt
ler. „Dieses Fräulein Meyer gefällt
mir außerordentlich gut nur
schwarz müßte die Dame sein!" „O.
damit kann ich dienen ich habe auch
«in Fräulein Meyer in schwarz!"