6 DaS Rheinländer Volkstheater. Der Humor des Rheinlandes, der Reiz seiner bis auf die heutige Zeit erhaltenen Volkstypen des Rhein länders Lebenskunst und Lebensart Das ist das Kölner Volkstheater, frü her als Kölner Hännesche bekannt. Das Puppenspiel, das doch eigentlich eine Methusalemrolle spielt, um die sie könnte, hat sich bis auf die heutige Zeit erhalten. ES ist fast so alt wie die Aultur der Menschheit. Herodot er zählt schon von Puppen, die durch Fä die Zeit lm Mittelalter, als die Schauspielkunst arg darnieder »Bestevader". „Dä TünneS" lag, wurde in den Schlössern, auf den Messen und Märkten mit Marionetten agirt. Wir Deutsche sind von jeher Freunde der Puppenspiele gewesen. Unsere ge waltigste tiefernsteste Tragödie: Goe thes „Faust" verdanken wir einem grobzugeschnittenen, sogar theilweis tomischen Marionettenspiel. Ohne dieses Hanswurstspiel, dessen Scenerie theilweise im Vorspiel zum erstenTheil verwendet wurde, hätte Goethe nie den Rahmen gefunden,in dem er sein wun nettenschwärmer war, gibt im Wil helm Meister und dem Jahrmarkt zu Plundersweilen köstliche, von großer Liebe und riesigem Interesse zeugende »E t Bär be l" ,D ä Schä l". volksthiimliche Figur. Führer, wenn der Thespiskarren des alten Klotz, der Meyer, Millowitsch und wie di« ersten Zeit geheißen haben, kam, strömten alt und jung, Adel und Bürgerschaft in die Vorstellungen. Die lebensgroßen d«m Leben kamen in jedem Stück vor. Da war der Bestevader (Großvater), der alte Kölner Bauer mit dem Faible „Hännesche" .M ariezebill". Zlloare. Die Bestcmoder (Marizebill genannt), die resolute Bürgerfrau, lende), daS ist der durchtriebene Betrü ger, der Bösewicht, in den Puppen stück«» durch sein schielendes Auge und sein schleichendes, hinterlistiges Wesen zum Kapitalverbrecher und Bösewicht gestempelt. Di« prächtigen Figuren der leichtlebigen, lieblichen Rheinlands töchter sind durch das muntere Bärbel -sech'e trefflich illustrirt. Fehlt noch der Tünnes, die Kölner Sackträger type, der sich stets als urwüchsiger der ber Rhcinkadett entpuppt und durch sein phänomenales Riechorgan d^n Rheinländer kann sich rühmen tn sei- Jahren die Puppenspiele durch Perso „«ndarstellung ersetzt hat, das eiiuig wahre Volkstheaier der Welt zu ve sitzen. Kein Schliersee mit Bauern spielern, nein direkt aus dem Ar 7 und Wesen stereotyp sich gleichend, wieder. Direktor Job, der jetzt das erste Kölner Volkstheater leitet, hat sich um die Pflege des rheinischen Humors und gemacht. Alle Fremden, die nach Köln kommen, besuchen das Hännesche, und unsere modernen Volksdichter könnten mors viel lernen. Einige Typen des rheinischen Volkslebens, die auf das Volkstheater übergegangen sind, zeigen Macht der Gewohnheit. ich dankend ablehnen —' Sie kommen zu spät nächste Woche Heirathe ich!" Reisender: „Schade, schade!. . . . Aber könnte ich vielleicht später wieder 'mal anfragen?" Zuviel! Freundin?" „Um Gotteswillen, nur heute kein Geheimniß mehr das halte ich nicht traut worden!" Um jeden Preis. Dame: „Denken Sie sich, gestern im Wohlthätigkeitsbazar kostete jeder Kuß Aelteres Fräulein: „Ach, so viel troffen!" Schlau. Wie die Bierkathi ihrem schlechten Tochter ivorlesend): „Wer daS Glück Vater (Pantoffelheld): „Unsinn! Wer das Unglück hat, den führt die Braut heim!" Tie Albula-Bahn. Wo zwischen Oberrhein und Inn das Graubündner Land mit seinen erstreckt, da schien die Natur selbst dem Wagemuth auch der kühnsten Inge nieure ein Halt zu bieten. Schon hatte man von der Hauptstadt des Grau heranbringen wollte. Das gesammte Gebiet St. Moritz Die Müsteilbrücke bei Tie fe n k a st e l. bis Thusis, vom Inn bis zum Rhein, wird von der Albula beherrscht. Die oberste Thalstufe der Albula bildet daS Vergün, eines der romantischsten Alpengelände. Hier vereinigen sich die beiden Thalbäche aus Val Tuors und von Weißenstein zur Albula; auf der spitzvortretenden Flußhalbinsel, die sie bilden, liegt daS liebliche Ber -7500 Fuß hoch der Albulapaß, der von Thusis nach St. Moritz dürfte etwa 25 Meilen betragen. Die Albu- Die Solis - Brücke im Bau. ner direkten Verbindung keine Rede; steigt 2500 Fuß höher hinauf als die ter Thusis. Man kann sich ein Bild schwer, ein Fundament für den Brü ckmimterbau bei der Montage zu ge winnen. Ganz besondere Schwierig hältnisse. Die Bahn steigt bis Filisur mit 25 aufs Tausend, dann mit 33 Filisur und Vergüt an den 20,0 langt die Bahn WS Engadin und er reicht, der Ebene des Beversbaches fol gend, Bevers, dann Samaden, Cele- Da s Ge'r Lst f!lr de n an d wasser-Biadukt. rina, St. Moritz. Neben dem Albula tunnel mußten auf der knapp 28 Mei len langen Strecke zwischen Thusis und dem Durchschlag der Giumels 36 Tunnels und 48 größere Viadukte er baut werden, oberhalb Bergäu waren große Schutzbauten gegen Lawinen nothwendig, und da die Thalsohle hier weit stärker steigt als die Bahn, muß sich dieselbe in zahlreichen Schleifen und Kehrtunnels entwickeln. Von den bedeutenden Viadukt- und Brückenbauten zeigen unsere Bilder die noch im Bau begriffene Brücke bei Solis, die, ISO Fuß weit und 300 Fuß hoch, auf den Felsen deS Albula schlundes fest gegründet, in kühnen Bogen über dem wilden Bergwasser schwebt, sowie das Gerüst und die über 200 Fuß hohen Pfeiler für den Land wasser - Viadukt, der in sechs Bogen über die jähe Felsenschlucht Schnut tentobel führt. Ihre Ansicht. Luftballon! Und Leut' sitzen aa Verlockende Perspektive. Studiosus: „Ach, könnte ich doch richtsverhandlung): „Herr Doctor, Sie haben mich tüchtig herausgerissen! Jetzt heißt es nur für Sie ein ordent liches Honorar zusammenstehlen!" Protest. An.u Nagten, der aus einer Küche einen Braten gestohlen hat): „Wie konnten S» nur eines elen send): „Bitte sehr, der Braten war Wortspiel. „Essen Sie gern Erbsensuppe?" „Ei ja, mein Bester, 'ne ErbSsupp' ist was Supperb's!" gen!?" Kochkunst und Estkaust. Unter dem Titel „The PleasureS os ihe Table" ist in London ein höchst unterhaltend«s Buch erschienen, nigin vorgesetzt werden kann, liefert. Unter den ersten ten Eier, Milch, Reis, Honig, Zwie beln, Knoblauch, Weinblätter, Rettiche und Mohrrüben vor. Kaffee wurde sehr frühzeitig in Abessyien genossen, war aber den Griechen und Römern seit wenigstens 3000 Jahren in In dien angebauten Gurken. Auch Mo ses und die Israeliten kannten diese Frucht; Fische, Gurken, Lauch und M elonen werden als egyptische Leckerbissen erwähnt. Das Backen im Ofen ist schon alt? bei wenig civilisirten Rassen wurde jedoch das Fleisch, das gebra ten werden sollte, auf heiße Steine ge legt und mit Asche bedeckt oder auf ei nem Dreifuß von Stöcken über die Flammen gehängt. Die Perser geben da? erste Beispiel der lururiösen KU- türlich« Neigung zum Wohlleben för derte bei ihnen die Liebe zu Tafelfreu den. Die ältesten uns bekannt gewor sind berühmt in der Geschichte, ebenso die Feste Nebukadnezars undßelsazars, der tausend seiner Edlen, seine Frauen erfinden würde, lausend Goldstücke zum Lohn. „Eßt, trinkt und belustigt Euch, alles Andere ist eitel!" lautete sein Grundsatz. Von Persien führt der Verfasser den und z«igt, daß mit dem Verfall der Republik während der Zeit von Pom pejus, Cäsar und Lucullus die römi sche Küche ihre größte Berühmtheit er langte. Damals führten die großen „Verwüster der Welt" ihre Köche mit sich und wetteiferten miteinander, die schmackhaftesten Gerichte der verschie denen Länder vorzuführen. Antonius, der mit seinem Kochkünstler einmal be sonders zufrieden war.sandte beim De ssert nach ihm und schenkte ihm eine Stadt von 35.000 Einwohnern, ein Beispiel, das Heinrich VIN. von Eng land im Kleinen nachahmte, denn er belohnte seinen Koch für die Herstellung eines Puddings, indem er ihm ein Schloß schenkte. Bor 400 oder 500 Jahren hatte lich, Frühstück um 7 Uhr. Mittag um 10, Abendbrot um 4 und Nachtmahl um 8 Uhr. Von dieser Zeit an ist in Enaland und Frankreich die Haupt mahlzeit des Tages durch jede Stunde von 10 Uhr Morgens bis' 10 Uhr Abends vorgerückt. Im 13. Jahrhun dert war in Frankreich die Mittags stunde um 9 Uhr Morgens. Heinrich Vll. speiste um 11. zu Cromwell's .Zeiten war 1 Uhr. zu Addison's Zeit 2 die vornehme Mittagsstunde, die all mählich bis 4 und 5 hinausgeschoben würd«. Im zweiten Jahrzehnt deS vo rigen Jahrhunderts wurde das Mit tagessen immer später angesetzt, bis es schließlich auf den Abend gerückt ist. Der Verfasser erzählt in einem Kapitel auch seine Anekdote von der gastrono mischen Tapferkeit eines Schweizer Gardisten, der im Dienst des Mar schalls v. Billars stand: Eines Tages sandte der Marschall, der von dem gro ßen Appetit des Mannes gehört hatte, nach ihm: , „Wie viele Beefsteaks können Sie es sen?" fragte er. „Und wieviele Hammelkeulen?" „Hamelkeulen? Nicht viele sie ben bis acht." „Und Tauben?" „Nicht viele, vierzig, vielleicht fünf zig." „Und Lerchen?" „Lerchen, Monseigneur? Immer fort!" Merkwürdig« Reklame. „John Jnglesant", der erste Roman deS jetzt viel g«l«sen«n englischen Schriftstellers Shorthouse, wurde von gedruckt sehen, als seine Arbeit auf eigene Kosten drucken zu lassen. Dies that er denn auch, und ein Buchdru cker inßirmingham druckte 500 Exe mplare seines Werkes. Aber wenn er gehofft hatte, daß nun s«in Ruhm be gründet sei, so hatte er sich gründlich geirrt, denn außer seinen Freunden, an die er einige Dutzend Exemplar« glücktes Unternehmen gewesen, wenn sich nicht durch einen glücklichen Zu fall Sucher in das Wart»- Tages der Premierminister Gladstone, um sich photographiren zu lassen. Der Künstler photographirte den alten Herrn, wie er in einem Sessel saß mit einem Buch auf den Knieen. Das Bild erwies sich als eines der besten, die von Gladstone vorhanden sind, und wurde äußerst populär. Es wurde in allen illustrirten Zeitungen Englands veröffentlicht, und Tausende von Exemplaren wurden nebenbei noch ver kauft. Zu gleicher Zeit wurde aber auch bei allen Buchhändlern Eng lands nach dem Buche „John Jngle sant" gefragt. Zuerst vergebens, denn keiner erinnerte sich, je etwas von ei nem Werke dieses Titels gehört zu ha ben. Aber als man fand, daß das strn Photographie in der Hand hatte, di«sen deutlich zu lesenden Titel trug, war d«r Drucker und Autor des Wer kes bald gefunden, und in künzester Zeit waren nicht weniger als 300,000 Exemplare des Romans verkauft. Ein Buch, das Gladstone, der „große alte Mann", las, mußte ein gutes Buch und am End da han's mi gar