Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 09, 1903, Page 3, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Mir eine Wu.
Ronian von Rudolph Lcoiihart, A. M.
(2. Fortsetzung.)
„Es wäre Unrecht, Si« dergestalt
unnöthig zu bemühen. Mein Ent
schluß ist filsenfest. Ich liebe Si«
nicht, und wenn Sie zehnmal reicher
wären, und alle guten Eigenschaften
der Welt besäßen, meineAntwort wür
de dieselbe sein. Es thut mir leid, Sie
dieser Art beleidigen zu müssen; allein
seine Augen glühten vor Ingrimm.
„So, das ist Ihr« Antwort", rief
er mit wachsender Entrüstung. „Gut,
Tasche stecke. Ich sehe jetzt, was die
sehen, was die Feindschaft von Fritz
Malz zu bedeuten hat. Und dasselbe
sollen Sie und Ihre Eltern gleichfalls
ausfinden. Ich bin lang« genug Jh
ständig« Miethe und das Geld be-
Geld. Hoffentlich besserten sich seine
That ein« düster« Zukunft in's Gesicht.
die Tage dahin. Etwa zwei Wochen
nach Leo's Abreise brachte der Brief
träger eine Postkarte, welche den Post
stempel von St. Francisco trug, und
Theuerste Sophie:
an, und werde heute Nachmittag an
Bord des Dampfers gehen, welcher
zwischen hier und Uokahoma fährt.
chenen Brief mit leidlicher Geduld ab
zuwarten. Anfangs hatte si« beschlos
sen, die Eltern von der Scene zwi-
Endlich langte die ersehnte Botschaft
Aufschlüsse giebt: „Mein nächstes
Ziel", schrieb Leo, „ist die Stadt Ni-
Amurflusses gelegen ist. Es existirt
Nachmittag begebe ich mich an Bord
des.Schooners Al«rt, Eapitän Safe
right, welcher morgen nach Olslol ab-
Nachrichten hinsichtlich der Ankunft
jedock, kam die Krisis, und leider nur
zu früh, denn die Nachricht erwies sich
als eine wahre Hiobspost. Als So^
suchte^'fiel"ihr Blick Wort
Schrift: „der Schooner „Alert", mit
Allen an Bord. Die Ursach« unbe
kannt; doch vermuthet man «in Erd
4. Capit« l.
Der L«ser hat ohn« Zweifel von dem
bestrickenden Blicke der Klapperschlange
gehört, mit welchem si« den flatternden
Vogel, das zitternd« Kaninch«n näh«r
lockt. Er hat ferner von der Meduse
g«les«n, deren Blick das ahnungslos«
Opfer in Stein verwandelt. Di«
oben ang«führt« Ueberschrist besaß den
Zauber beider; denn Sophiens Blicke
waren widerstandslos an j«ne Wort«
gefesselt, und sie war gleichsam in
Stein verwandelt. Sie konnt« keinen
lange sie dort saß, den Blick auf die
grausig« Ueberschrift gerichtet, wußte
sie selber nicht. Sie wurde in diesem
Zustande von ihrer Mutter entdeckt,
welche eintrat, sie zum Frühstück zu
rus«n. Anfangs entdeckte sie nichts
al/ihre Aufforderung unbeachtet blieb,
belehrte ein schärferer Blick si«, daß
irgend etwas vorgefallen sein mußte.
fehlt Dir, Kind? Bist Du
krank?"
richtet war, als db irgend ein Gegen
stand sie dort unwiderstehlich fesselt«.
Eine Ahnung der Wahrheit, die Vor
lauter, ängstlicher Stimme ihren Gat
ten zu rufen. „Karl! Karl! Ge
schwind! Geschwind! Komm und sieh,
was Sophien f«hlt." Di« Thür öff
nete sich, und der Professor trat her
„Was fehlt Dir, lieber Schatz?" fragte
„Böse Nachrichten, Kind? Nachrichten
chen, und sie nickt« schwach mit d«m
Kopfe. Der Professor entnahm das
Blatt ihrer Hand und sei» Blick Über-
Ausgabe. Jetzt hat er die Ueberschrift
tief zu Gemüth zu führen, indem das
Benehmen der Gatten nur zu deutlich
bewies, daß si« d«n Verlust unersetzlich
pachteten. Uebrigens verknüpfte der
viel inniger, und die Ehrharts bestan
den darauf, daß Frau Stern ein Mit
glied d«r Familie werde, was diese an
nahm, unter der Bedingung, daß sie
ihren Antheil an den Unkosten der
Haushaltung tragen dürfe. Sophie
wurde ihr in Wahrheit ein« Tochter
und «rsetzte ihr in gewisser Weise den
verlorenen Sohn. So verschwand d«r
Winter, so das volle Jahr; allein als
ten sich Dinge, welche eine nähere Be
schreibung erfordern, weshalb wir
dies Capitel schließen.
5. Capitel.
Prüfungen.
Die Versicherung d«s Augenarztes,
daß Professor Ehrharts Augen sich
Gegentheil schVimmer, und eine spätere
Untersuchung entfaltet« den bedenkli
chen Umstand, daß Symptome von
Retinitis sich eingestellt hatten, mit der
fast sichern Aussicht aus baldige Er
blindung. Der Arzt rieth das Aus-
publik bleiben dem Mann«, welcher
6em Land« lange und treu gedient
hat, nur das Armenhaus oder das
Hungertuch, im Falle ihn «in Gebre-
Es versteht sich wohl von selbst, daß
die Erblindung des Vaters Sophiens
sich ihr zu gleicher Ziit die schwierige
Aufgab« darstellte, die Eltern vor
Gedanke hatte auf das Mädchen den
selben Einfluß wie das Nahen des
Cyclons auf den sorgenlosen Wan
derer. Der Sturm zwingt ihn, all«
sein« Kräfte, alle sein« Emrgi« und
Umsicht zusammenzuraffen, und den
ihm drohenden Gefahren zu entgehen.
Entweder oder, ist jetzt das Motto.
Beharrt er in seiner Lethargie, so ist
sein Untergang unvermeidlich. Der
Leser hegt ohne Zweifel die Ueberzeu
gung, daß Sophie die Hände nicht
muthlos in den Schloß wird sinlen
würden, und er hat Recht; allein der
bloß« Besitz vo» Muth und Energie
sichert leider nicht immer den erwünsch
als gewöhnlich« Bildung besaß. Sie
sprach Deutsch und Französisch mit
gleicher Fertigkeit; war musikalisch,
und besaß ziemlich« F«rtigkeit in der
Malerei; allein sie wußte, daß es nicht
leicht ist, diese Fertigkeiten an den
Mann zu bringen, und daß es Zeit
und Einfluß erfordert, ein Einkommen
aus denselben zu erziele». Für
Handarbeitin hatte si« nur nxnig Ge
schick; allein selbst wenn dies umge
kehrt gewestn wäre, so hätte das aus
Näh«r«i oder Stickerei erzielte Ein
kommen lang« nicht genügt, die Eltern
vor Mangel und Elend zu schützen.
Man braucht sich deshalb keineswegs
zu wundern, daß Sophie mit Sorgen
wachte. Was sollte sie thun? TM
konnte sie thun? Während si« von
diesen Gedanken gepeinigt wurde, trat
ihr plötzlich eine versührirische Ber-'
suchung entgegen. Wir haben in einem
früheren Capitel berichtet, wie Fritz
Malz um ihr« Hand anhielt und ent
tennenswerther Bescheidenheit.
verändert. Ihr Vater ist erblindet
und hat seine Stell«, das heißt sein
Gesicht. Weder Sie noch Ihre Mutter
Haus schließlich ihr« einzige Zuflucht.
Ueberlegen Sie dies Alles wohl, ehe
Sie entscheid«». Ich bieti Sie Wohl
stand mit seinen Genüssen. Ich biete
Sie außerdem meine herzliche Liebt,
Sophie war das Opfer widerstrei
tender Gefühle. Sie wußte, daß Malz
Recht hatte, und das großes Elend sie
von allen Seiten anstarrte. Ihre Liebe
lag im Meeresgrund« begraben, und
sie hätt« deshalb ohne Gewissensbisse
ein« neu« Verbindung eingehen kön
nen; allein sie fühlte auch, daß dieser
Mann sie anekelt«, und daß es «in un-
Aus der einen Seit« erblickte sie Ar
tin schwaches Mädchen eine solche Prü
fung bestandtn, und zu Zeiten schien
es ihr, als müsse sie erliegen. Schließ
„Herr Malz, ich danke Ihnen für Ihre
Rücksicht, und wenn ich die^Nngung
„Gut," erwiderte Malz. „Ich füge
den. Ade, Fräulein Sophie."
Während des Rachmittags war das
arme Mädchen «in Opfer der wider
schien di« kindlich« Pflicht und stellte
habe, Meineid zu begehen, wenn sie
schwört, Fritz Malz zu litben und zu
achten. Gegen Abend war sie gänzlich
Kraft, welche nöthig ist, «in schweres
Opfer zu bring«n. „Ich kann «s nicht,
ichlannes nicht!" rief sie schluchzend
aus und eilte an ihren Schreibtisch, ein
sie die Miethe für sechs Monat schuldig
Herrn Ehrhart an Malz senior ausge
stellten Schuldschein im Betrag« von
dreihundert Dollars besitze, in welchem
Ehrhart aller Rechte entsage und ihn
berechtig«, di« Möbel zu verkaufen.
Sophie hatt«, wi« wir wissen, «ine
lein Frau Ehrhort war derselbe etwas
Neues, und erfüllte sie natürlich mit
Bangigkeit.
„Wie vi«l schulden wir Malz für
Miethe, Mama?" fragt« Sophie.
PILO, Kind, und ich s«h« nicht recht
ein, wo und wie wir diese Summe auf
treiben soll«»."
„Etwas muß geschehen, Mama.
Gib mir eine Stunde Zeit, und ich will
sollte sie thun? Was konnte sie
thun? Sie erinnerte sich jetzt einer
Handschrift, welch« si« während des
Jammerjahres verfaßt hatte, und
welch« «in triues Abbild des Kum
mers bildet«, dessen Opf«r si« fortwäh
rend gew«s«n war. Krnnte sie diese
Handschrift an den Mann bringen?
Der Muth sank ihr bei dem Gedanken;
denn si« wußt«, wi« groß di« Concur
renz im Felde der Litteratur ist, und
wie viele bedeutenden Geister für die
Press« und d«n Buchhandel arbeiteten.
Nichtsdestoweniger muhte der Versuch
gemacht w«rd«n, und je eher dies ge
schah, d«sto besser. Rasch entschlossen
erhob sie sich, holt« die Handschrift aus
ihrem Schreibtisch« und wollte schon
das Haus verlassen, als ihr Blick auf
ein Oelbild fiel, welches sie erst kürzlich
vollendet hatte. Dasselbe hielt die
Mitte zwischen einer Landschaft und
einem Genrebild«, indem im Vorder
grund« mehrere Figuren zu sehen wa
ren. Dieses Bild hüllte st« in ein«
Zeitung, und bestieg dann einen Stra
ßenbahnwagen, u»i nach dem Ge
schäststheile der Stadt zu fahren.
Dort angelangt, betrat sie einen Bil
derladen, und erkundigte sich, ob der
Eigenthum«? anwesend sei. Als der
selbe darauf erschien, reichte sie ihm
das Gemälde und fragte, ob er so ge
fällig sein wolle, dasselbe in seinem
Fenster zur Schau zu stellen.
„Ei, gewiß," war die Antwort.
„Was verlangen Si« für das Bild?"
„Ich weiß wirklich nicht," erwidert«
sie zögernd. Was..."
„Nun, wir werden ja sehen. Ich
will das Bild zur Schau stellen, Sie
können dann in ein paar Tagen wie
fahren."
Sophi« versprach dies zu thun und
verließ dann den Laden, um die Of
fice eines populären Magazins zu be
suche» und ihr Manuscript anzubieten.
Zitternd betrat sie das Gemach des
Redakteurs, setzte sich dann auf sein«
Einladung auf «inen Sessel und fetzte
ihn von d«m Zwecke ihres Kommens
in Kenntniß.
„Schon recht," erwidert« er, und
legte die Handschrift auf seinen
Schreibtisch. „Ich bin augenblicklich
sehr beschäftigt, werde jedoch Muße
finden, Ihre Arbeit zu prüfen, und
wenn Sie in einem Monat wieder
Ein leichter Ruf des Schreckens ent
wich ihren Lippen und erregte di« Auf
das Mädchen jetzt schärfer in'Z Auge
faßt«. „So spät?" stammelt« si« zö
gernd; könnten Si« nichts möglicher
srageii, mit wem ich die Ehre habe?"
„Mein Name ist Sophi« Ehrhart,
und ich wohne 1010 Malz Straße."
„Das ist Professor Ehrharts Woh
ihm?"
„Seine Tochter."
„Es freut mich, Ihre werthe Be
kanntschaft zu machen. Bitte grüße»
Si« Ihren Vater, und sagen Sie ihm,
daß ich nächstens persönlich vorspre-
Erblindung ausdrück«» w«rd«. Leben
Sie wohl, Fräulein Ehrhart, ich
Sie binnen Kurzem von dem Resultat
meiner Prüfung in Kenntniß setzen."
Sophie vcr.ieß die Office. S'.e
hatte den erste» Zusammenstoß mit
der großen Welt bestanden; allein sie
nahm leine großen Hoffnungen mit
sich nach Hause. Sie hatte ihre eigne
Kraft noch nicht im Kampf« mit andern
Kräften i«nne» gelernt und war ge
neigt, dieselbe eher zu unter- als zu
übetschätzen. Der Dünkel gleicht der
Seifenblase: je größer dieselbe, desto
größer ist di« Gefahr des Platzens.
Zu Hause angelangt übernahm So
phie wieder die alten Pflichten, unter
sie tauchten immer wieder von Neuem
auf und als Tag um Tag verging,
ohne «in« Botschaft von d«m R«datteur
Besorgnisse nahm«» immer größtre
Verhältnisse an. Eine Woche war ver
gangen, ohne Nachrichten betreffs ih
eines Morgens der R!jf „Post!" sich
ein Brief vom Träger entsandt halb
die Treppe empor flog. Geschwind
folgn
Office, Excelsior Magazin. >
Fräulein Sophie Ehrhart!
statten, indem ich mit Ihnen hinsicht
lich Ihres Manuskriptes zu reden
habe. Achtungsvoll
Eduard Fenton.
Was konnte das bedeuten? Hatt«
Ihr Manuscript wirklich Gnade vor
seinen Augen gefunden, oder hatte er
sie nur beschieden, um ihr die Arbeit
einzuhändigen? Dies war unwahr
wartung. Fenton empfing sie mit al
len Zeichen der Achtung und bat sie
höflich, Platz zu nehmen. Dann ergriff
er das vor ihm liegende Manuscript,
warf einen prüfenden Blick auf das
Mädchen und sagt«: „Wenn ich nicht
terte er die Handschrift und bemerkte
deshalb erst beim etwas späteren Aus
blick di« Wirkung seiner Worte. So
hinabzustehlen. „Fräulein Ehrhart!"
ri«f «r erschreckt. „Ich bitte tausend
Mal um Verzeihung. Ich habe Si«
Si« dieselben."
Fenton schüttelte den Kopf. „Ich
hätte mir d«nk«n können, daß die Er
blindung Ihres Vaters Sie stark er
st« Bedingungen' Ihne» conveniren."
„Und diese sind?"
„Wir zahlen Ihnen Zl<X> für diese
mata?"
„Sind Ihn«» übeilassen. Müssen
Betrage Ihres Guthabens."
„Allerdings, das heißt, wenn der
Preis Ihnen ansteht."
„51VV, Madame."
„Und Ihre Commission?"
„Zehn Procent."
„Ich bin damit zufrieden, Herr
Goupil."
„Gut, hier ist das Gelb. Haben Sie
sonst noch Bilder an der Hand?"
„Mehrere kleinere, welche Ihnen
alle zur Beifügung stehen."
„Ich bin bereit, si« zu «mpfangen,
und h«g« keimn Zw«if«l, daß es mir
gelingen werde, dieselben zu verkaufen.
Ihre Bilder besitzen «im g«wiss« Fri
sch« und Originalität, welch« Aussehen
erregen. Darf ich die Bilder holen
lassen?" dlsi d d'
Straße erreicht«, fühlte Sie sich zufrie
dener als zu iraend einer Zeit seit dem
schrecklichen Augenblick«, den sie ni« vir
gissen konnte. Dust Zufriedenheit
entsprang dem Gefühle des «ignen in
nern Werthes, dem Bewußtsein, daß
sie von nun an fördernd und hebend
auf di« M«nfchh«it einwirken konnte.
Sie entsprang ferner der frohen Ge
wißheit, daß nun das Schicksal der
th«uren Eltern gesich«rt war und zwar
durch sie und ihren Gewerbsltiß. Bei
ihrer Ankunft im «lttrlichtn Haust
nahm sie die Muttir b«i Seit« und
sagt«: „Mama, ich hab« j«tzt das nö
thig« Geld, die rückständig» Miethe zu
entrichten, wi« viel war es doch?"
„tzlSO, m» eliere. Ab«r Kind,
wie kommst Du d«nn zu d«m vielen
Gelde?"
Sophi« erzählt« nun ihrer vor
Freude strahlenden Mutter von den
b«reits g«habt«n Erfolgen und von ih
ren Aussichten, welche ihn«n die Zu
kunft nun im rosigerem Licht« erschei
nen ließ: „Hier ist das Geld, Mama,
willst du es hintragen?" bat si«.
„Wenn Du nicht selber g«hen willst."
„Nein, Mutter, ich will das heißt,
ich möchte nicht gern mit Herrn Malz
in näher« Berührung kommen. Sag«
6. Capitel.
Die Lamp« flackert und er
löscht.
sechs Wochen später der gefährlich«
Schuldschein «ing«löst war. D«r L«s«r
sieht, daß das Lebensschiss unserer Hel
din, wenn nicht aus «in Meer der
Glückseligkeit, so doch auf eins ver
hältnißmäßiger Ruhe und Zufrieden
heit «ingelaufen war, und wenn diese
Ruhe und Zufriedenheit eine dauernde
gewesen wäre, so würde ihre Bio
graphie wahrscheinlich niemals ge
schrieben worden sein. Es ist ein un
widerlegbarer Grundsatz, daß Leiden
entweder läutern und verklären, oder
zerstören. Was die starke Eiche kräf
tigt, vernichtet die schwächer« Tanne
oder Erl«. Sophie's Erzählung im
Excelsior Magazin war ein entschiede
ner und rascher Erfolg. Si« erschien
nur unter dem nom <!»> plumo Agnes
Nemo, und Niemand ahnte, daß diese
Agnes und Sophi« Ehrhart «in und
dieselbe Person seien. Ihr Ruf wuchs
mit jedem neuen Artikel und Sophie
entdeckte bald, daß die Bedingung
ausschließlich«» Mitwirkens für das
„Excelsior" ei» schlauer Staatsstreich
Fentons gewesen war, indem Sophie
ihr« Arbeiten zu lohnenden Preisen an
ein Dutz«nd Buchhändler hätte verkau
fen können. Doch müssen wir anderer
seits zu Fentons Credit bemerken, daß
diese Bedingung Sophien keinen pe
kuniären Schaden bracht«, indem Fen»
ton ihr Gehalt im Verhältniß zu ih
rem wachsenden Rufe erhöhte. Er
überwachte und leitete Sophiens litera
rische Laufbahn überdies mit Geschick
und Gut«. Sie hatte von Anfang an
einen sehr günstigen Eindruck auf ihn
gemacht, und kaum waren drei Mo
nate seit ihrem «rsten Erschtinen in der
Office v«rfloss«n, als er sich nicht lä»
ger verhehl«» konnt«, daß ihn «ine
starke Lieb« zu dem liebenswürdigen
Mädchen erfaßt hatte. Fenton war
indessen beträchtlich älter als Sophie
indem er das vierzigste Jahr erreicht
hatte. Er besaß deshalb nicht länger
jene unüberlegte Heftigkeit, welche sich
auf der Stelle erklärt, ohne di« Aus
sichten des Erfolges zu erwägen. Er
war überdies ein Menscherkenner und
hatte schon nach wenigen Wochen ihrer
Bitanntschaft «ingesehen, daß irgend
«in böser Sturm die Blüthe ihres jun
gen Lebens geknickt hatte, und daß die
Aussicht auf «ine ernstliche Wieder
belebung ihres Herzens nicht gerade
vielvtrsprechend war. Er hatte bald
nach gemachter Bekanntschaft den ver
sprochenen Besuch im Ehrhart'schen
Hause gemacht und seit jen«r Zeit seine
Besuche häufig wiederholt; doch müs
sen wir gestehe», daß nicht der Vater,
sondern die Tochter di« Anziehung
Der Leser erinnert sich, daß Frau
Ehrhart ihrer Tochter nach einem Aus
flug« in di« untere Stadt mitgetheilt
hatte, daß ihr Gatte an heftigem
Kopfweh leide. Dieses Kopfweh aber,
anstatt vorüberg«h«nd 'zu s«in, hatte
sich zu einem chronischen Leiden ausge
bildet, welches schließlich di« Frauen
dergestalt beunruhigt«, daß sie die be
sten Aerzte der Stadt zu Rathe zogen.
Die Aerzt« aber zuckten die Achseln,
als si« mit d«n Frau«» all«i» waren,
und th«ilten denselben mit, daß alle
Symptome auf «in« Gehirnerweichung
deuteten, «in U«bel, gänzlich außerhalb
dem Bereiche menschlicher Hülfe.
Die Folg« z«igt«, daß si« nur zu recht
gehabt hatt«», d«n» Ehrharts Zustand
v«rschliminerte sich von Tag zu Tag,
und »och vor Ablauf einer Woche war
Beschreibung. Als der Kranle fchließ-
Tochler Seufzer des Schmerzes aber
auch der Erleichterung, nicht ihre!-,
sondern seinetwegen, indem seine letz
diese Gelegenheit zur Erlangung von
heißesten Wunsches seines Lebens
bringen werde.
(Fortsetzung folgt.)
Ein galanter Ungar.
Ach so! „Ich habe gehört, Du
hast Dich verlobt?" „Ja, der Krieg
ist erklärt!"
Derßuhestörer. Währen!
einer langweiligen Vorstellung ist im
wecken >a das ganz« Pub, kum
Für die Küche.
Gericht von Makkaronk,
Tomaten und Braten. Die Makkaro
ni werden ziemlich klein zerschnitten,
der Braten in Scheibchen getheilt, die
wieder in etwa halbdollargroße Stücke
geschnitten werden. In eine Pudding»
form legt man abwechselnd Makkaroni,
Braten und etwas Toinalenpüree,
dies kann aber auch wegbleiben, wen»
es nicht vorhanden ist, und Butter
flöckchen. Auch brät man, wenn mair
den Geschmack liebt, einige Zwiebeln in
Butter hochgelb und gibt sie dazwi
schen. IstdieForm gefüllt, wobei oben
auf Makkaroni kommen, so schließ»
man sie und kocht sie im Wasserbade
zwei Stunden, stürzt sie und servirt sie
mit Salzkartoffeln. Als Sauce gibt
man entweder die übrig gebliebene,
heiß gemachte Bratensauce oder eine
braune Mehlsauce mit etwas Essig
Krautstrudel. Kleines festes
Häuptelkraut wiezt man ohne die Rip
pen und Strünke recht fein, salzt es,
läßt es eine Stunde zutzedeckt; dann
preßt man das Krautwasser mit dem
Händen aus, röstet das Kraut ohne
Wasserzusatz in reichlich Fett und gibt
einen Kaffeelöffel Zucker und eine
Prise Pfeffer daran. Erkaltet be
streicht man den ausgezogenen Stru
delteig mit der Fülle und backt ihn wie
andere Strudel im Backofen braun.
Auflauf von Tomaten.
Gut gequellter, in Fleischbrühe gar,
aber nicht zu weich gekochter Reis wird
in eine Auflaufform gestrichen, so daß
er sie etwa 14 hoch füllt. Mehrere
ganze Eier werden darüber geschlagen;
dann legt man wieder eine seineSchicht
Reis und auf diese eine Schicht dick
eingekochtes Tomatomus. Den Schluß
bildet Reis, der dick mit Parmesam
käse bestreut und mit zerlassener But
ter übergössen wird und dann im
Ofen j Stunde zu schöner Falb«
backen muß.
sie auch noch nicht durchaus „reif" sind.
Herings - Auslauf. Einen
pikanten Herings-Auflauf stellt man
wie folgt her: Zwei Heringe werden
sauber gewaschen, gehäutet, ausgegrä
tet und in Würfel geschnitten. In
eine mit Butter bestrichene Form legt
man zuerst gekochte Kartoffelfcheiben,
dann Hering, dann wieder Kartoffeln,
immer einige reichliche Butterstückchen
darauf; die oberste Schicht muß auS
Kartosselscheiben bestehen. Darüber
gießt man einige mit saurer Sahne
verklopfte Eier, gibt noch etwas Butter
dazu und bäckt das Ganze goldgelb.
Falls die Heringe zuvor lange gewäs
sert haben, ist zu empfehlen, die Kar
toffeln zu salzen.
Fischcoteletten. Bestand
theile: 1 Pfund roh gehackter Fisch,
ein viertel Pfund Weißbrot, «in fünf
tel Pfund Butter, ein Ei. Der Fisch
wird nebst dem eingeweichten und fest
ausgedrückten Weißbrot in eine tiefe
Schüssel gethan, die zerlassene Butter
und das Ei darüber gegeben, die Masse
tüchtig durchgeknetet, gesalzen und mit
Citronensast überträufelt. Nun be
streut man ein Holzbrett mit Mehl,
streicht die Masse fingerdick daraus,
formt sie zu Koteletten und läßt diese
einmal in sprudelndem, leicht gesalze
nem Wasser auskochen. Dann nimmt
man si- heraus, giebt sie zum vollstän
digen Erkalten aus eine Platte, wc.ldet
sie in zerklopftem Ei und Paniermehl
und bäckt sie langsam in Butter oder
gutem Backfett.
Käse-Auflauf. 1 Tasse
Milch wird mit 6 Eidottern über dem
Feuer angerührt, bis es sich vom Topf
löst. Dann einige Löffel (ungefähr
vier bis fünf) Schnxizer- und Parme
san - Käse vazugerührt, und die Ei
dotter zu Schnee geschlagen hinzuge
than. Hierauf wird Alles in «ine mit
Butter ausgestrichene Form gethan
und zwanzig Minuten in heißem Osen
gebacken. Es ist dies «in sehr schmack
haftes. leichtes Zwischengericht.
Hasen-Ragout. Eine Hand
voll vorbereitet« Champignons werden
in Scheibchen geschnitten und in einem
Geschirr mit dem Saft von einer Ci
trone und 2 Unzen Butter weich gedün
stet. In 2 Unzen Butter werden einige
seingewiegte Schalotten geschwitzt, 2
Eßlöffel voll Mehl dazugethan un>»
Beides gelblich geröstet. Mit i Quart
kräftiger Fleischbrühe aufgefüllt, gibt
man 1 Glas Moselwein, 1 Eßlössel
Estragon - Essig, 1 Theelöffel engli
sches Senfmehl, ebenso viel gestoßene»
Zucker dazu und verlocht dies kurze
Zeit zu ein«r dickflüssig«» Sauce. In
diese gibt man die gedünsteten Cham
pignons und di« in feine Scheiben ge
schnittenen Ueberreste «in«s Hasenbra»
tens. Ist das Fleisch, ohne zu kochen.
Schüssel geformten Rand an und über»
streut es mit Kapern.
Phrenologisches. „Sagen
Sie, Herr Doktor, was bedeutet ei
gentlich diese Erhöhung gerade hinter
Baby's Ohr?" „So viel ich mich
noch aus Gall's „Schädellehre" cntsia»
Liebe zur Häuslichkeit." „Nun,
ist ja auch meistens ein und dasselbe.- 3