Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 26, 1903, Page 3, Image 3

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    Bine tapfere Arm.
111. Fortsetzung.)
Josua Cop« schämte sich, als er bei
d«m Geheimagenten eintrat. Von sei-
unerbittlichen Haß und seiner
Bosheit angespornt, hatte er gerade
Chudleigh gewählt, um seine Frau be
obachten zu lassen, da er ihr aus ge
radem Weg« nicht b«izuk°mmen ver
mochte. Er trug sich mit der Absicht,
guten Mann vom Anfang an fei
ne unverhohlene Verachtung fühlen zu
lassen; als er ihm aber von Angesicht
zu Angesicht gegenüberstand, die bis
In die Nieren dringenden scharfen, kal
te» Augen sah und die unverhohlene
Gier, aus dem Unglück des neuen
Klienten Gewinn zu ziehen, da bedau
erte Cope fast, ihn zu seinem Beicht
vater machen zu sollen. Sein Instinkt
Ivarnte ihn vor diesem Menschen, aber
sein Haß gegen Jsabella überwog die
Stimme der Vorsicht und «r fragte
rauh:
„Sie übernehmen doch den Uuftrag,
Jemanden überwachen zu lassen?"
„Jawohl. W«n wünsch«n Sie über
wachen zu lassen?"
„Meine Frau."
„Wollen Sie die Güte haben, mir
nähere Daten anzugeben, den Namen
»i. s. w.? .
Cope that es, dann trat «ine peinli
che Pause «in.
„Es handelt sich um einen ernsten
Fall, eh?" begann der Agent das Ge
spräch in einer Weis« anzuknüpfen, die
sein Beileid ausdrücken sollte. inWirk
lichkeit aber unverschämt war.
„Woher vermuthen Sie das?" frag
te Cope heiser.
„Ich habe «inen sicheren Blick für
solche Dinge und urtheile nach That-
Thatsachen?"
„Ja; Frau Cope ist mir nicht unbe
kannt." erklärte Chudleigh mit ge
heimnißvoller Miene.
Cope knurrt«, und der Agent fragte
»rmuthigt:
„Wünschen Si«, daß ich bald vor
gehe, d. h. Ihnen einfach berichte, was
ich sehe, oder wollen Sie mich näher
-einweihen und dann dementsprechend
planvolle Berichte erhalten?"
„Ich wünsch« Ihre Hilfe," sagte
Cope mit leicht erregter Stimme.
„Ganz recht, dann bitte ich um eini
ge Daten. Wen haben Sie im Ver
dacht?" Dabei fixirte er sein Opfer
scharf.
Cope zuckt« sichtlich zusammen, faß
te sich aber sofort und sagte bestimmt:
"Das ist merkwürdig! Morgen
werde ich aber wahrscheinlich schon in
der Lage sein, Ihnen
merkte d«r Geheimagent mit überle
genem Lächeln.
Im Stillen wundert« er sich dar
über, daß sich die meisl«n seiner
„Klienten" gleich blieben. Kaum die
Hälfte derselben wußten anzugeben,
mit wem sie ihr« Frauen «erdächtigen.
Ein unbestimmtes Eiferjuchtsgefühl
trieb sie zu Chudleigh, und fein«r
Spürnase ward es anheimgegeben,
den „Richtigen" auszuforschen. Daß
es in der Reg«l gar keinen „Richtigen"
gab. blieb sein Geheimniß. Nicht ei
ner von hundert rückte offen mit der
Farbe heraus; keiner wollte etwas
„Sicheres" wissen. Nachdem Josua
Cope nach langen Präliminarien er
klärt hatte, daß «r seine Frau Tag
und Nacht bewacht zu wissen wünsche,
ging Chudleigh aus den rein geschäft
lichen Theil der Unterredung über und
fragte, wie oft er die Berichte ein
schicken solle. Man einigte sich dahin,
daß ein Bote unter dem Namen
«Smith" täglich um 5 Uhr Nachmit
tags in dem Hause Copes zu erschei
nen und diesem persönlich die schrift
lichen Berichte zu übergeben hab«. Da
die Dame Tag und Nacht bewacht
werden sollte, verlangte d«r Agent
zwei Guineen pro Tag und Bezahlung
der nöthig«n Fahrten.
Josua Cope fühlte sich nicht ganz
Streich begangen, indem er seine
häuslichen ' Angelegenheiten solchen
Händen anvertraute. Aber er tröstete
sich damit, daß er die Spionage jeden
Augenblick einstellen könne, und em
pfand momentan jene Genugthuung,
die man fühlt, nachdem man in einem
Zornanfall das erstbeste Geschirr zur
Erde geworfen hat.
Chudleigh trixmphirte. Er sah im
Geiste eine endlos« Reihe von Guineen
in seine Tasch« fließen, und er trium
phirte noch mehr, als er in der kürze
sten Zeit die nützlichsten Entdeckungen
macht« und zwar durch feinen Com
pagnon Marks, der in einer anderen
Straße ein anscheinend ganz anderes
Detektivbureau besaß. Dieser Kniff
brachte verschieden« Vortheile mit sich,
und die beid«n sorgten schon dafür,
daß Niemand von ihrer Compagnie
schast erfahre. Sie besuchten einan
der unter keinerlei Vorwand in ihren
Geschästslokalen. und wenn sie sich
schrieben, so geschah dies in Geheim
schrift. Ihr« Privatbeziehungen da
gegen waren sehr innige. Sie wohn
ten in einem Hause, und wenn auch
jeder sein« eigene Wohnung hatte, so
speisten si« doch zusammen, und ihre
Abendconfereinen bildeten den wich
tigsten Theil ihrer G«schäftsunterneh-
Marks war der reinst« Gegensatz
von Chudleigh: gefetzt und ernst in
Wesen und Kleidung. Eine große
Nase bildete den Mittelpunkt seine!
breiten, aufgedunsenen Gesichtes, das
auf einem Stiernacken faß; die kleinen
dunklen Augen blickten immer neugie
rig forschend in die W«lt. Er ivar
ehemals Advokat, doch war ihm die
Ausübung der Advokatur entzogen
worden, weil er sich ein« Unzukömm-
ein Hauptzeuge gegen ihn plötzlich ver
schwunden wäre. Die böse Fama be
hauptet«, daß dieser mit Thudleigh
identisch war, doch konnte es nicht mit
Bestimmtheit nachgewiesen iverden.
Thatsache ist, daß Marls mit hündi
scher Ergebenheit an seinem Compag
non hing, und daß dieser einen großen
Einfluß auf ihn ausübt«. Alle ande
ren Menschen haßt« er, und es berei
tete ihm geradezu Vergnügen, sie zu
»«folgen und in Ungelegenheiten zu
versetzen. Als Maulwurf ergänzt« er
das Wiesel Chudleigh bei dem schmu
tzigen Geschäft vortrefflich.
Marls, in jeder Beziehung ein Pe
dant, kam auch an jenem Tag«, da
Cope Chudleigh aufgesucht hatte,
pünktlich nach Haus« und setzte sich an
den Schreibtisch, um wie gewöhnlich
seinen Geschäftsbericht
te ein Unikum an Geschmacklosigkeit.
Fast jedes Möbelstück war von anderer
Farbe und Form, aber die Compag
nons b«saß«n weder genug Geschmack,
noch auch die Mittel, um ihr« Woh
nung nach ästhetischen Grundsätzen
einzurichten. Chudleigh genügte es
vollständig, daß ein bequemer Divan
da war, auf dem er sich nach Belieben
ausstrecken konnte; Marks stellte nicht
einmal solche Anforderungen an d«n
Comsort seines Heims. Für ihn war
nur der Schreibtisch unerläßlich, da
er allabendlich stundenlang damit ver
brachte, Duplikate der den b«id«n Fir
men anvertrauten „Fälle" aufzusetzen,
sie in ein Register einzutragen und A
ltionspläne zu Papier zu bringen.
„Gute Geschäft« gemacht heute, Al
ter?" Mit diesen Worten trat Chud
leigh ins Gemach und warf sich auf
„Ich habe drei neu« Fäll« übernom
men," lautete die in monotoner Weise
geqeb«ne Antwort.
„Ah, das ist ja prächtig! Wer sind
denn Deine Klienten?" forschte Chud
leigh vergnügt.
„Ein« Frau Pilter, die seit einiger
Zeit mit anonymen Briefen geärgert
wird und ergründen möcht«, von wem
sie kommen, aber sie scheint nicht g«-
willt zu sein, sich die Auskunft viel
kosten zu lasten. Ein gewisser Bowd
ler will seinen Compagnon, dem er
nicht recht traut, iib«r>vach«n lassen;
da schaut schon m«hr heraus. Ein
Advokat Namens Eales will ein .Haus
in Maysaire bewachen lassen, um zu
erfahren, ob nicht Mich ander« es be
wachen. Ich soll ihm täglich berich
ten, was sich dork ereignet das ist
der bes!« Fall."
„Ich bringe heute nur einen „Fall",
aber der wird sich lohnen, mein Al
ter." rief Chudleigh. „Willst Du «ine
Cigareit«? Nicht? Dann erlaube,
.daß ich mir eine anstecke." That'S
und fuhr in bester Laune fort: „Jo
fua Cope scheint eisersüchtig zu sein,
denn er hat mich beauftragt, seine
Frau Tag und Nacht zu bewachen und
ihm allabendlich über ihr Thun und
Lassen zu berichten."
Marks notirte sofort alle Detai.S
über den „Fall Cope". Als er damit
fertig war. sagte er in seinem glechmü
thigen Tone:
„Ich kann Dir sofort den ersten Be
richt aufsetzen. Die Dame hat gestern
Nachmittag in Maida-Lodge vorge
sprochen."
„Das ist ja das HauS, welches
mein Client Eales bewachen läßt. Seit
gestern 1 Uhr Morgens steht einer un
ferer Spinone auf Posten. Wart-,
ich werde Dir meine heutige Buchung
vorlesen:
„Maida - Lodge, Haus d«s Walter
Louison, wird von der Polizei aus zwei
Gründen bewacht. Es wird behauptet,
daß Louison entführt worden sei; aber
die Polizei glaubt den Unsinn nicht
und beachtet das Haus seit einer Wo
che, weil sie die Rückkehr des Vermiß
ten erwartet und auch weil sie David
Thresher, den Neffen LouifonS, d»
eines Doppelmordes verdächtigt wird,
hier zu «rwifchen chofft. Motive von
Threshers That: Er ist der nächste
Verwandte und wahrscheinlichste Erbe
seines Onkels und würde durch den
Tod des Fräulein Wiscomb rascher an
sein Ziel gelangen. . ."
„Was hat Frau Cope damit zu
thun?" unterbrach ihn Chudleigh un
geduldig.
„Nichts, das geht aber die Polizei
an. nicht mich. Meine bezügliche No-iz
an Eales lautet: „Eine Dame in tiefer
Trauer sprach heute Nachmittag in
Maida - Lodge vor, unterhielt sich län
dann von unserem Spion bis in die
Parkstraße verfolgt, bis zu d«m Haus!,
das Herr und Frau Cope bewohnen,
die es möblirt gemiethet haben."
„Wie hängt die Geschichte nun zu
sammen. Alter?"
sen", brummte Marls.
„Wir sollten schon'heute etwas thun
und das Eisen schmieden, so lange ,S
heiß ist. Cope ist rasend vor Wuth,
Auftrag, einen Bericht schicken kann,
„Warum ich?" knurrte Marks", das
ist ja Dein „Fall"."
»Unsinn, die Berichte sind Deine
Sache, darin bist Du genial, vor
wärts!"
„Ich schreib« schon." Dabei warf er
terordnen mußte, einen fo giftigen
Blick, daß Chudleigh erschrocken wär«,
wenn er ihn bemerkt hätt«.
Der Bericht war kurz und bündig
und enthielt ungefähr folgendes:
leigh u. Co. über den Fall No. 68.-
574. Unsere Bevollmächtigt«» haben
Trauer vierundzwanzig Stunden, be
vor Sie Ihre Angelegenheit in unser«
Hände legten, das Haus eines gewissen
ihre Wohnung begeben hat; wir ver
muthen, daß es Ihr« Frau gewesen sei.
Louison ist David Threshers Onkel,
geklagten Thresher erkundigt hat."
„Ah, das wird packen!" rief Chud
leigh begeistert. „Ich seh« schon die
Guineen fließen; freu' Dich, alt»
Gauner mit dem Hirschgeweih! Die
ser Bericht muß sofort abgeschickt wer
den."
Marks klingelte, und Slammer, der
Gatte der gemeinsamen Haushälterin,
stolperte ins Zimmer. Er diente den
beiden als Diener, Botte und Vertrau
ter und war nicht wenig stolz darauf,
„Ja wohl."
„Sie müssen sich sofort nach dieser
Adresse begeben, dort nach Herrn Copc
sen.
„Ja wohl. Wie sieht Herr Cope
aus?"
„Ein kleines, häßliches, alteSMän.i
chen mit dem Blick eines Tigers und
„Was hast Du Eales berichtet?"
forschte Chudleigh, als sie wieder allein
waren.
„So ziemlich dasselbe, denn ich glau
be, er interessirt sich für Threjher",
brummte Marks verdrießlich.
Bestimmtheit. „Ich habe Dolly Mul
lins, die kluge Kröte, als Trödlerin
nach Park Lane geschickt, wo sie von
Ich kann es Dir zeigen, wenn Du
willst; da ist es." Siegesbewußt nahm
er eine Photographie aus seiner Brust
tasche und reichte sie dem verblüfften
Chudleigh, der im Stillen die Ueber
legenheit seines Compagnons anerkea
„Warum rückstDu mit diesem Schl
ager erst jetzt heraus, Alter? UebrigenZ
ein verteufelt schönes Weibsbild das!"
rief er, die Photographie bewundernd.
„O, dieses Gesicht ivricht Bände! Da
Marks! Doch laß uns endlich zu Tisch
mung, aber man merkte es ihr '..i,
daß sie ein bestimmtes Ziel verfolgt.
Die Polnei jubelte, sie glaubte.
haben.
Marks hatte seinem Clienten Eales
am nächsten Tage gar seltsame Dinge
Sektionen zu theilen, von denen jede
acht Stunden aus Posten stehen mußte.
Zu den Pflichten d«r letzten gehörte e',
persönlich über dir Ereignisse des Ta
ges Bericht zu erstatten. Aber in je
ner Nackit war etwas so unerklärliches
und räthselhsfies xassirt.daß sich außer
dem Führer der letzten auch der der
vorletzten Sektion zum Rapport bei
Marks meldete.
Pike und Larney, zwei Antipoden in
ihrem Aeußern. wie in ihren Neigun
gen, aber beide Auswürfe der Mensch
heit, traten gleich verstört bei ihre:»
Chef ein, der verdrießlich fragte:
„Was will denn Pite heute hier?"
„Das hat seinen guten Grüns", ent
gegnete der muthigere Larney heraus
fordernd. „Wir haben heute was son
derbares erlebt, ganz sonderbar, grad'
als ich Pike ablösen kam. Und'damit
Sie inir'ji gla.iben, hab' ich Pike mit
mißirauischer Natur und hielt alle
Menschen für Lügner, Heuchler und
Betrüger. Daher tauchte bei ihm so
fort der Verdacht auf, daß die beiden
trotz des Verbots ein Gläschen über
den Durst getrunken, dabei ihre Pflicht
vernachlässigt hatten und ihm jetzt ei
nen Bären aufbinden wollten. Des
halb herrscht« er sie an:
„Heraus mit der Spreche, w,is habt
Ihr denn so sonderbares erlebt?!"
„Ich habe Pike, mit Erlaubniß, an
«er Ecke gefunden, wo ich ihn ablösen
rer, sich in Positur stellend. „Es war
übersehen kann. Mit Erlaubniß,
es war damals gerade zwei Minuten
vor zwei. Wir haben nicht einmal
Zeit gehabt, ein paar Worte zu reden,
als Pike, der so dastand, daß er Vi«
ganze Straße hat übersehen können,
mir sagte: „Larneh", sagte er, sieh dort
die zwei Gestalten, die vom Ende der
Straße kommen." Ich drehe mich um
und sage: „Ja. da kommen zwei Män
ner, und winke Pike, in den Schatten
eines Thores zu treten, aber kaum hi
„Larney, sie sind verschwunden", und
so wahr, als ich jetzt hier stehe, si« wa
ren verschwunden. In der kurzen Zeit,
die ich und Pike gebraucht haben, >m
fchlungen hätte. „Wo zum Teufel sind
sie hin", fragte ich Pike, und er sieht
mich an, wie wenn er einen Geist gese
hen hätt«, und sagt: „Fort sind sie!"
und fort waren sie."
„Ist in der Gartenmauer keine Sei
tenthür?" fragte Marks stirnrunzelnd.
Er glaubte kein Wort von der Erzäh
lung.
„Nein, auch nicht das kleinste Psört-
Steinmauer finden, die das Haus um
giebt. In dem Seitengäßchen ist der
Stall und dort ist auch eine kleine
Thür in der sieben Fuß hohen 3'^'
than. Ich sag' Ihnen, Herr Marks, s:e
sag ich, was tarnet,
„Und Ihr beide habt das gesehen
od«r vielmehr nicht gesehen?" höhnte
Marks.
„Es war stockfinster, Herr Marks",
der Mutterbrust," versicherte Pike.
und Mütze", fügte Pike geheimnißooll
hinzu. d P '>'
trat, fand er Marks bei der Arbeit,
stcindlichteit ausspritzte. fragte Chud
leigh:
„Nun. Alter, wie stehen die Sachen
heute? Blüht unser Weizen?"
„Wi? viele Leute müssen Deiner
drei Centner Rindfleisch und ein Du
tzend Nieren bringt?" lautete die et
was dunkle Frage.
„Wie kommst Du auf diese confuse
Frage. Alter?" rief Cbudleigh lachend.
„Wo hast Du das geseben?"
„Das ist ganz nebensächlich," ant
wortete Marls ungeduldig. „Antworte
mir, denn die Antwort ist wichtig."
„Ich bin zwar kein Koch, aber ich
glaube doch, daß wenigstens fünfzig
Menschen auf einmal damit gesättigt
Dienstboten verzehren könnten, nicht
wahr? Ich glaube, daß sogar mehr
als ein Dutzend Leute eine Woche
als ein Pfund Fleisch täglich braucht
„Das ist klar", pnterbrach ihnChud
leigh.der vor Erstaunen seine Cigoretie
hatte ausgehen lassen; „nun erklärt«
Dich aber endlich näher. Was beweist
ein halbes Schaf und drei Centner
Rindfleisch?"
„Nichts! Du vergissest die Nieren",
belehrte ihn Marks überlegen.
„WaS beweisen dies«? In welchem
..Fall"?"
„Maida Lodge. All diese Dinge
wurden durch die Hinterthür nach
Maida Lodge gebracht. Begreifst Du
nua?"
„WaS Du sagst!"
gen des HauseS Rauch aufstieg. Da»
bedeutet, daß ein gewisser Jemand end
lich zurückgekehrt ist und auch zu Hause
zu bleiben gedenkt."
„Wer ist dieser Jemand?"
„Weiß nicht!"
„Haben Deine Spione ihn verpaßt? '
fragte Chudleigh rauh.
„Meine Spione sind trefflich abge
richtete Leute und verpassen nie je
mand", entgegnete Marks energisch.
Der einzige Mensch, der heute durch
die Hauptthiir eingetreten ist, war
sen beherbergt Herrn Louison uno
seine Neffen."
„Wie kommst Du darauf?"
Nun erzählte Marks, was er henk«
von Larney erfahren, und daß er
selbst d«n Schauplatz genau untersucht
habe, aber in der Mauer auch nicht das
kleinst« Pförtchen hab« entdecken kön
nen. Es sei übrigens gleichgiltig, wie
die Herren ins Haus gekommen sein;
die Thatsache genüge, daß sie da seien.
„Angenommen, daß Du recht hast,
was sollen wir aus all dem machen?
Wird das Haus noch immer polizeilich
überwacht?"
„Ja, aber die offiziellen Geheimvo
lizisten haben von diesen Vorkommnis
sen keine Ahnung, und wir werden si«
dazu ausnützen, um Frau Cope zu ver
anlassen, Maida Lodge noch einmal
aufzusuchen, das wird Deinen Client«n
rasend machen, nicht?"
„Wir haben aber gar keine Verbin
dung mit der guten Dame", warf
Chudleigh kleinlaut ein.
„O doch! Sie hat heute mein«»
Clienten Eales besucht", erklärte
Marks mit überlegener Miene.
Es machte ihm stets Freude, seinen
daß die Firma nur seiner, Marks,
Schneidigkeit den guten Ruf ver
danke.
„Was Du sagst!" rief Chudleigh.
„Während Du Deine Zeit in den
Theatern vergeudest, nütze ich sie >u
Gunsten unseres Geschäfts aus,
me war gestern bei Eales und wird
wieder hingehen. Mein heutiger Be
richt an den Advokaten wird sie hin
bringen, und dann hast Du wieder eine
interessante Nachricht für Cope. Ihren
heutigenßesuch melde lieber noch nicht.
Man muß den Kerl ein bischen zap
peln lassen; sage einfach, daß sie heute
Einkäufe besorgt hat."
Marks theilt« seinem Clienten Eales
mit, was er von Larney gehört, und
leigh nachdem Marks ihm den Bericht
„Was weißt Du, ob es gut ist!" ?r
-klärte Marks verächtlich. Die gönner
hafte Art seines Partners sing nach
gerade an, ihm unerträglich zu werden.
„Fall" und kannst ihn daher auch gar
nicht beurtheilen!"
„Meinst Du?" gab Chudleigh höh
nisch zur Antwort.
Du besitzest keinen Funken Combina
tionstalent!" rief Marks gereizt und
lief im Zimmer auf und ab. Dann
blieb er plötzlich vor seinem Compag
non stehen und sagte mitNachdruct:
„Entree: Geröstete Nieren mit Weiß
brod! Tis ist das Menu von Sybci ri
ten und nicht von Bediensteten! Folg
lich muß der Herr des Hauses da sein
und Gäste mitgebracht haben. Ohne
die Nieren wäre meine Schlußfolge
rung keinen Pfifferling werth. Die
Nieren erklärten aber alles, und ich
danke Gott, daß ich sie gesehen habe."
24.
David Thresher war sehr empfind
mer Natur, und der Zedanke marterte
ihn, daß vielleicht doch einer seiner Be
kannten auf die Idee kommen könnte,
ihn für schuldig zu halten, weil er sei
nen Ausenthaltsort so streng verheim
liche und Eales Rath, sich gegen den
Verdacht des Doppelmordes energisch
zu verwahren, unbesolgt ließ. ES
kommt im Leben häufig genug vor,
daß Unschuldig« eines Verbrechens an
geklagt werden und nach ihrer Frei
sprechung aus Furcht, daß bei ihren
Mitmenschen doch noch ein Funken von
Verdacht urückgeblieben sein könne,
mehr leiden als ein wirtlicher Verbre
cher während seiner ganzen Strafzeit.
Thresher theilte dieses Gefühl und be
dauerte lebhaft, sich dem Wunsch« fei
nes Onkels gefügt zu haben, ihn nach
Maida Lodge zu begleiten, statt sich,
wie es seinem ehrlichen, offenen Wesen
entsprochen hätte, freiwillig bei der
Polizei zu melden. Die zärtliche Be
forgniß des alten Herrn, seinen Nef
fen vor unberufenen Augen zu verfle
nen Mitmenschen und den Dienern de:
Berechtigt«! zu verstecken? Mußte das
nicht erst recht Verdacht erregen? S«it
seiner geheimnisvollen Einkehr in di^
sein Verbergen nach sich ziehen könne
Nach dem Gabelfrühstück begaben
sich die beiden Herren in die Bibliothek.
Cheriton athmete erleichtert auf, als er
seinen Gebieter hinter dem BildeKarlS
de! Großen wußte, wo er ihn vor al-
len Gefahren sicher wähnte. David
nahm ein Buch von einem der Regal«,
setzte sich in den nächsten Lehnstuhl und
begann darin zu blättern. Doch schien
Lektüre konzentriren zu können; das
war ein Theil seines wohldurchdach
ten Planes zui-Flucht aus Maida
Lodge.
Sein Onkel beobachtete jede seiner
Bewegungen mit lebhaftem Interesse
und freute sich, daß sein Neffe zum Le
sen Lust habe. Doch sollte diese Freuve
bald gestört werden, denn er schlug
schwer seufzend das Buch zu und
stöhnt« vor sich hin:
„Wie soll das enden?"
„Mit Deiner Freiheit natürlich!"
entgegnete der Onkel etwas ungedul
dig.
„Wie kann ich mich bei diesem Ber
steckspiel frei fühlen? Muh mich die
Außenwelt nicht für schuldig halten,
wenn ich meinen Aufenthaltsort ver
heimlicht?"
„Das heißt doch nicht sich verstecken,
w«nn man sich in dem Hause seines
Onkels aufhält!"
gen ersehe ich, daß di« Polizei mich
sucht, ich hätt« demnach die Pflicht,
mich freiwillig zu stillen, da ich mir
meiner Unschuld bewußt bin. Du
sagst, daß ich mich nicht verstecke; darf
ich also ausgehen?" fragte er,
rief der Alte entsetzt. „Das Haus
zei bewacht."
„Dann mußt Du zugeben, daß ich
mich feige verstecke!" sagt« Thresh-r
mit zitternden Lippen. Jeder Bluts
chen. „Ich werde von der Polizei be
wacht und halte mich vor ihr verbor
gen. Thut das ein Unschuldiger?
Nein! Ich muß also annehmen, daß
Du im Grunde Deines Herzens doch
fürchtest, ich sei schuldig und mich zu
retten wünschest."
„Nein, nein, mein Junge, das ist
wirtlich nicht der Fall. Wir wollen
heute Nacht, wie wir gekommen sind,
aus die Dacht zurückkehren. Dort
sind wir ganz sicher."
„Daß die Polizei mich auf der Dacht
nicht suchen wird, begreife ich durchaus
nicht, aber dies Versteckspielen kann
nicht ewig dauern und ich bin fest ent
schlossen. mich der Polizei zu stellen.
Meine Unschuld muß an den Tag
kommen und ich hoffe, daß der gegen
mich schwebende Verdacht schwinden
wird, ohne daß es überhaupt zu einem
formellen Prozeß kommt."
Vergeblich waren die Vorstellungen
verrannt habe und alles aufbieten wer
de, um den Verdächtigen zu überfüh
ren; vergebens bemühte er sich, ihm die
Thatsache vor Augen zu führen, daß
es leichter für ihn sei. so lange er sich
der Freiheit erfreue, den wirklich
Schuldigen aufzuspüren sein Neffe
wollte den Vorstellungen des Alten
kein Gehör schenken.
„Ich bin fest entschlossen, mich noch
heute der Polizei zu stellen, um dersel
ben dadurch zu beweisen, daß ich lei
nen Grund habe, mich verborgen zu
halten", lautete seine letzte Entschei-
Und diesen Entschluß ließ er als
bald die Ausführung folgen. -—^
Der im Haupt - Polizeigebäude
Dienst thuende Inspektor war nicht
wenig überrascht, als ihm ein elegant
gekleideter Herr gemeldet würd«, der
'über die Mordaffäre, die so gewaltiges
Aufsehen hervorgerufen hatte, Mit
theilungen machen zu können vorgege
ben hatte. Anfänglich glaubt« «r, «s
mit einem Amateur -Detectiv zu
thun zu haben, der sich aus Sensa
tionssucht einen Namen zu machen
wünschte, allein dies«, Annahme ließ
er beim Eintreten des Fremden sofort
fallen.
„Ich bin der von Ihnen gesuchte
David Thresher selbst und ich stelle
mich im Bewußtsein meiner Unschuld
an dem mir zur Last gelegten Verbre
chen Ihnen zur Verfügung, in der
werden in der Ermittelung des
Mit diesen Worten trat David vor
den Polizei - Gewaltigen.
Es vergingen mehrere Minuten, bis
sich der also Angeredete von seiner
Ueberrsschung erholen konnte.
„Also David Thresher, den meine
besten Spürhunde nicht finden konn
ten, sind Sie und unschuldig", rief er
in einem Tone aus, der erkennen ließ,
daß er an David's Unschulds - Be
theuerungen nicht glaubte. Zugleich
feste Constabler.
„Dieser feine Herr ist Thresher, der
chen, daß er unschuldig ist; wirklich
eine Unverschämtheit sonder Gleichen,
angesichts der gegen ihn vorliegenden
Beweise. Führen Sie ihn ab, denn
ich habe weder Zeit noch Lust, seine
In brutalem Tone richtet« d«r Poli
zei - Jnspector diese Worte an seine
Untergebenen. Vergebens versuchte
Thresher Protest zu erheben. Ein
weiterer Wink des Gewaltigen und der
junge Mann, der sich im Vertrauen
auf sein« gute Sache in die Höhle dei
Löwen gewagt hatte, würd« abgeführt.
(Fortsetzung folgt.)
Aufgesessen. A.: „Du,
ich habe lvos für Dich. Du bist ja Be
richterstatter des
Also, gestern sah ich, wie sich ein Rad
fahrer selbst über den Bauch fuhr. B,:
Wie? Ein Radfahrer fuhr üch selbst
über den Bauch? Unmöglich' A.:
Doch mit de: Hand!
Für die Küche.
Szekely - Gulasch mit
Sauerkraut. Eine feingeschnit
tene Zwiebel röstet man in Butter, gibt
dann 2 Pfund in Würfel geschnitten«»
Schweinefleisch hinzu und läßt es an
bräune». Hierauf thut man j Pfund
Sauerkraut sowie eineTasse voll Rahm
(Sahne), die mit «inem Eßlöffel Mehl
angequirlt ist, dazu, salzt und Pfeffert
und läßt das Ganze 2 —3 Stunden
langsam dünsten. Bor dem Anrichten
kräftigt man das Gericht mit einem
Theelöffel Fleischeztract im Ge
schmack.
Saurer Kalbsbraten. Ge
richt für 6 Personen. Zubereitungs
zeit 3 bis 4 Stunden. Die altgeschlach
tete, abgezogene und gut zurecht ge
machte Keule wird mit grob gehacktem
Gewürz eingerieben, dann für 48
Stunden in eine Beize von halb Essig,
halb Wasser mit zwei Lorbeerblättern
und einigen in Scheiben geschnittenen
Zwiebeln gelegt und öfters umgewen
det. Nachdem dann das Fleisch abge
spült und abgetrocknet worden ist, wird
es fein gespickt und im Bratofen in
zerlassener Butter unter fleißigem Be
gießen schön braun und gar gebraten.
Beim Braten muß öfter etwas Brühe
und ab und zu ein Löffel von der Bei
ze nachgefüllt werden. Sobald der
Braten gar ist, wird die Sauce gut
losgekocht, nach Belieben noch durch
ein Sieb gerührt, mit etwas Braun
mehl seimig gekocht, mit einem oder
zwei Löffeln Weißwein und einem hal,
ben Theelöffel Maggiwürze verfeinert
und in einer Sauciere neben dem Bra
ten gereicht.
Kalbsfrikassee. Einige
Pfund Kalbfleisch von der Brust oder
dem Rippenstück zerlegt man in Stücke,
wie man sie zu einem Frikassee braucht,
blanchirt si- auf dem Feuer und
schmort sie alsdann auf folgende Art:
j Pfund Butter läßt man mit eini
gen zerschnittenen Zwiebeln dämpfen,
bis die Zwiebeln gelblich zu werden
anfangen, dann thut man das Fleisch
hinein, füllt einen Tassenkopf Wasser
oder Bouillon darauf, thut das nöthi
ge Salz, Gewürz- und Pfefferkörner,
«in paar Schalotten, in die man 6 bis
8 Nelken gesteckt hat, 1 Lorbeerblatt.
Majoran und Basilikum, dazu iint»
läßt es kurz schmoren, bis das Fleisch
gar ist. Dann nimmt man es vorsich
die Brühe durch ein Sieb? kocht mit
einer weißen Mehlschwitze auf. schwenkt
die Sauce, die dicklich sein muß, mit
Gedämpfte Kalbsleber.
dem Anrichte» deckt man die Leber auf,
läßt sie auf heißer Stell« unter fleißi
gem Begießen braun werden und würzt
mit ein paar Wachholderbeeren oder,
wo dieferGeschmack nicht beliebt ist, mit
Citron«nsaft.
Heringe in Marinade.
Mehrere Milchnerhering« legt man für
2 bis 3 Tag« in mehrmals gewechselte»
Wasser, dann nimmt man sie aus,
putzt und zerschneid«! sie in fingerbreite
Stücke, danach setzt man die Fische wie
längliche Schüssel. Die Heringsmilch
treibt man durch ein Haarsieb, rührt si«
mit O«l, etwas Zucker und einigen ge
schälten, geriebenen Aepfeln und gerie
benen Nüssen ab, verdünnt die Mi
schung mit gutem Weinessig und gießt
sie über die Heringe. Zum Verzieren
schneidet man eine Citrone in dünne
Scheibchen. belegt damit den Rand der
Schüssel, dazwischen griinenSalat und
rothe Radieschen. Aus jede Citronen
fcheibe kommt eine halbe gerollte Sar
delle ober einig« Kapern. '
Ungarisch« Hühner. Zwei
oder drei junge Hühner werden, nach
dem sie sauber geputzt, ausgenommen
»nd in Stück« zerlegt sind, mit Salz
bestreut und «ine halbe Stunde fortge»
stellt. Nach 20 Minuten läßt man j
Pfd. Butter in einer Bratpfanne oder
Kasserolle hellbraun werden, röstet «ine
große od«r zwti kleine würfelig ge
scknittene Zwiebeln darin gelb, streut
eine Messerspitze Paprika darüber, legt
die Hühnerstücke hinein und dämpft sie,
man die öfter leise schüttelt,
um ein Ansetzen zu verhüten. Sobald
die Hühner weich sind, streut man einen
b.-.lben Eßlöffel Mehl darüber, gießt
j bis Z Quart Fleischbrühe und einige
Löffel Sahne dazu, läßt die Sau«
noch 10 bis 12 Minuten langsam ko
chen, schmeckt ab und gibt alles zu
sammen auf.
Ge wi tz i g t. Si«: „Du glaubst
also, lieber Mann, daß wir zu unserer
heutigen Partie schönes W«tter behal
ten?" Er (Professor der Meteorolo
gie): „Sicher, sicher, liebes Kind, hab:
iu auch meine Prognose für heute in
diesem Sinne aufgestellt." Sie
(zum Dienstmädchen): „Leni drin
gen Sie mir doch lieber mein alte» Lo
dentleid und d«n Regenschirm!" > 3