Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 12, 1903, Page 2, Image 2

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Die Sünden der Bäter.
> »Lisbeth! Kind! Fix 'mal 'ran hier!
Wo steckst du denn?"
Der blonde Hausherr und Gebieter
stieß die Küchenthür aus. Da stand
sein Weib, die Aermel etivas oufge
nahm er sie um die Taille und sührte
sie in sein Zimmer. Nnapp, daß sie
dem Dienstmädchen noch die nothwen
den linken Aermel herab.
„Na, na," tröstete er halb lachend.
«ES ist noch kein Beinbruch."
Und plötzlich blieb er vor ihr stehen.
»Ich glaube, wir werden alt, Mut-
Brennen im Herzen. Wie alt ist Hev
wig?"
doch!"
Tochter angeschafft! Ich steh' -vorhin
Nichts Erhebliches! Der Briefträger
sche, schüttelt den Kopf. Mit einem
Hausflur.
„Ach Papa —" sagt sie und will
Vorbei.
„Was soll ich denn?" fragt sie. Und
das Ohrläppchen glüht.
„Mir Gesellschaft leisten, meinDöch
ting!"
Damit schieb' ich st« in mein Min
derte Harmlosigkeit. Ja, das Mädel
„Zehne für eine, mein Kind! Du
nen? Nicht? Hast du viele von der
Sorte?"
„Wie meinst du denn, Papa?" Und
maltraitirte den einen Zopf.
„Viele Freundiitien, mein' ich. Cor
erspondirst du mit ihnen?"
„Nur mit Lina Thiel!"
Jetzt können die Schleusen nur
mühsam noch die Thränen, die hervor
brechen wollen, halten.
„So. Dann ist der Brief in deiner
Tasche wohl auch von Lina Thiel,
he?"
Schluck schluck. „Ach. das
das —" Und mit einem letzten Ver
such, zu leugnen: „Ich weiß gar nicht
waS willst du denp, Papa?"
„Den Brief, mein Döchting. Du
hast doch eben einen Brief gekriegt."
Nun brach die Sintfluth los. Sie
wisse gar nicht, was das für ein dum
mer Brief sei und st« hätt' ihn un-
L-lesen in's Feuer stecken wollen
und in der Töchterschule machen sie alle
solchen Unsinn! Es war herzzerbre
chend. Aber als barbarischer Bater
ließ ich nicht locker, bis mir
>'»i'l»>« llplicti unter neuen Thräne,',
und Beschwörungen ausgeliefert war.
Die Adresse war großartig. .Pri
vatim!" Dreimal dick unterstrichen.
»Fräulein Hedwig Eysen. Hochwohlge
boren, hier!" Hochwohlgeboren —t, da
soll doch gleich 1
„Da muß ich dich sofort 'mal ge
nauer anschauen ein Hochwohlgebo
renes Fräulein. Und ich der glücklich«
Vater dieses Wunders!"
TaS Wunder sah mich mit einem
Blick an na, der des sterbenden
Fechters ist gar nicht? dagegen. Und
eS völlig,zusammen. Es war
Ja, theuerste Gattin, es war der erste
veritable Liebesbrief an deine Toch»
„Ach was!" Er lachte. „Hier ist der
Brief. Ich war erst fast so wüthend
beth! verzehrt. Ueber diesen Brief
fort hab' ich den Gegenstand der Sehn
hab' zum ersten Mal gleichsam in un
serem Kinde das selbstständige Wesen
gesehen, di« Jungfrau, das Weib. Das
ist ein seltsames Gefühl kein schö
schreibt: „Ist es Wirklichkeit, die mich
zum Glücklichsten der Sterblichen ma
daß Ihr Herz nicht fühlloS bleiben
kann!" WaS sagst du dazu, Lisbeth?
Zu diesem Aufschwung, den unser
ttleineS veranlaßt hat?" >
Frau Lisbeth jedoch hatte das
noch nicht. Wo steckt das Mädchen?'^
schrecklichen Tod fand. Sei still sie
des Fensters.
„Die ersten Blüthen," sagte er,
„müssen abfallen, und eS ist gut so, da
sirt"?st."" d>e mir pas
sechzehn, siebzehn J^hr,
Händen und >veit vorgeschoben« Man
schetten. Denn seit einem Monat
lieble ich. Meine gute Mutter wun
stiim. Wenn sie den Muss hob, als
wegen des Klavierspielens." Aber
mich nicht lü«. Es hat mich aewiß spä
ter tiefer gepackt, aber auch stiller. ES
mag die ganze entfesselte, zum ersten
d«t der eingebildete Kranke nicht ebenso
wie der wirtlich Kranke? Ist der nicht
unglücklich der sich unglücklich fühlt?
hab' ich aus jener Zeit, daß doch auch
viel Reinheit, Gläubigkeit, Idealismus
in der lächerlich iiberschwänglichen Um-
men: natürlich war ich mit
Träumen nicht zufrieden,. hatte viel-
Mittelpunkt dieser Welt sei. Ich wollt'
examen, mit achtundzwanzig allenfalls
Hochzeit. Also schießt Hedwig Körner
noch zwölf Jahr« in's Kraut!"
Wunsch, Hedwig Körner selbst zu
sprechen. Schließlich wollt' sie ei
nen Mediciner doch lieber oder einen
Juristen? Und als sie einst mich
WaS blieb übrig? Ihr schreiben!
flüsterte mir Gustav Fähnrich in de?
Klasse zu, daß das Problem gelöst sei.
Glas Bier in die Kneipe einladen.
Wenn dieses Glas Bier ein Tönnchen
war. um so besser!
Brief schrieb. Ach, in Gedanken hatte
Als Pan Baranowski, der Brieftrii
„Sch'lechtes Wetter, Postdirector
e'N "'ier?"
Un.> '.v das Wirih!«
„?-r Dienst junge Herren, der
königliche Dienst! Wenn ich auch erst
um sechs w.ieder auf dem Postamt sein
muß "
Da hatten wic Teufel diese Seele
schon. Wenige Minuten später saßen
wir in einer verräucherten Bude und
trug Alles. In heroischer Freundschaft
mittrinken! Er wollte sonst pariout
nicht mehr. Das war um fünf Uhr.
Um sechs hatten wir Brüderschaft ge
trunken und schwankten selig all« drei
Achren im Winde. Der Postdirector
erzählte Geschichten und verwickelte sich
dabei ewig; Gustav Fähnrich stand je
den Moment auf und schrie: Ein Pe
reat den Füchsen! (Damit meinte er die
Lehrer.) Und ich hab' immer nur
„Hedwig Hedwig Hedwig" ge
sagt.
Als sich Baranowski endlich zur
Post begab, um den Abendbestellgang
vorzubereiten und anzutreten, lag
mein Brief in seiner Tasch«.
„Mein Leben opfere ich für dich,
Freund," hatte er geschworen. „Noch
s heut' Abend hat Pani Hed —wig den
Brief. O, ich kenne die Pani Jad-wiga
viel Glück, Freundchen! Ö Jecku,
Jecku, die Weiber!"
schlecht.
»er'schen Hauses erwartete ich den
neuen Freund. Er kletterte sozusagen
noch immer die Leiter hoch. An den
Brief mußt' ich ihn erst erinnern.
Dann aber war er groß. „Ueber Lei
<iM geh' ich," donnerte er „nur der
Pani geb' ich den Brief!" Und triuni
phirend zog er in's Haus. Um mich
ober war Alles aschgrau. Das Herz
klopfte mir, daß ich zitterte.
Ich fühlte, daß das Verderben sei
nen Gang ging. Wie Alles kam. weiß
ich nicht mehr. Ganz genau hab' ich'S
nie erfahren. Natürlich machte Bara
nowsti in ungewohnter Unterneh-
Zeitung ab und zwinkerte dem Dienst
mädchen zu: Die Pani Hedwig solle
'mal kommen. Das Mädchen bestellte
das auch, aber leider war Körner Se
höchstselbst an die Thür; Baranowski
wollte sich drücken, aber der alte Herr
nahm ihn resolut an einem königlichen
Dienstknops. Es gab erregte Debatten,
in denen der Postdirector in edler Wal
lung von seinen Freunden sprach, den
vertheidigte wie Löwin ih^
lichkeit. „Sie sind nicht mein Freund,
Sie nicht!" schrie er mir draußen zu.
„Sie haben einen Bestechungsversuch
gemacht an einem Beamten!" Und im
Sturmschritt stieg er die Straße ent
lang, während hinter ihm mich asch
grau die Nacht verbarg.
Daß ich in dieser Nacht einschlief,
daran war das Trankopser es w a r
kam, sagte mein Vater: „Ist es Wirk-
Da saß ich auf den Trümmern von
Karthago. Ich bin Abends fortgegan
gen und wollte nie wieder nach Hause
AlleS das malte ich mir aus. Aber
wieder: ich war dabei ganz ehrlich und
eigene Liebe eS ist der schrecklichst«
Tod. Und Alles kam daher, weil wir
den Moloch Baranowski gar zu gut ge
meine Frau statt meiner Tochter Hed
wig hieße.
Siehst du, Lisbeth daran dachte
Missethäter bis aufs Blut beschämen?
Ich sagte schon: es steckt in der lächer
doch oft so viel Reinheit, Gläubigkeit,
BegeisterungSkrast, Idealismus. Und
jene todtschlägt, in der jungen Seele
auch diese mit trifft. Deshalb nichts
von Anzeige! Nur dem Briefträger
gestellt ist. Was meinst du, Lisbeth?"
sich zertheilt.
du immer Recht haben, Fe
lix?" sagte sie. Und dann lachend: „So
".Nur daß unsere Hedwig noch
nicht das Dunkelblaue mit Krimmer
trägt," nickte er. .ES müßt' ihr gut
stehen. Ach, an den Kindern zählt
man seine Jahre. Und nun such' das
Mädel 'mal auf. Das Mädel schämt
und grämt sich und ist vielleicht so heil
los unglücklich, wie ich es war. Geh'
zu ihr; wer weiß, ob sich in dieser
Stunde nicht eure ganze spätere Stel
lung zueinander entscheidet. Hilf ihr
über das Grämen und Schämen fort.
Ich glaube, wenn du bis jetzt Mutter
warst, mußt du heute zum ersten Mal
Mutter und Freundin sein."
Aber das Alles fühlte sie längst bes
„Freundin," sprach sie halb für sich.
Nach einer Weil«: „D-r sechzehnjähri
gen Tochter. Bin ich nicht schon zu alt
dazu, Felix?"
Da bog er die Arme zurück, als
wollt' er sie umfangen und hochheben.
„O du!" Gerad', daß sie noch la
chend den rechten A«rmel auch hinun
terziehen und ausweichen konnte. Aber
ehe sie die Thür öffnete, sagte sie:
„Es ist d och gut, daß Baranowski
den Auftrag so schlecht ausführte. Und
der Junge
Eigentlich bist du noch immer der
Junge von damals geblieben, Felix!"
Ei» kaiserliches Lagdrcvier.
Dieser Tage war der deutsche Kai
ser mit seinen Jagdgästen im Sau
ne Hofjagd stattfand. Diese kaiserli
chen Jagden finden alle zwei Jahre in
den wildreichen Revieren daselbst
statt und erstrecken sich zumeist auf ei
nige Jagen auf Schwarz- und Dam
wild.
Wenn man von Hannover auf d-r
Altenbeken» Eisenbahn in der Rich
tung nach Hameln fährt, erreicht man
nach kaum einstiindiger Fahrt die Sta
tion Springe. Von der kleinen Stadt
sagt ein alter Volkswitz, daß sie au
ßerhalb der Welt liegt, da bereits in
der Bibel steht: „Lobsinge. Welt, und
springe (Springe)!" Kurz vor der
Station passirt der Zug die kaiserliche
Haltestelle Saupark. Hier halten nur
die Hofzüge, welche alle zwei Jahre
den Kaiser und seine Gäste in die
Jagdreviere des Sauparks befördern.
An diesen Tagen ist die geräumige
BahnhosShalle mit frischem Grün ge
schmückt, und die. Mitglieder der Krie
gervereine aus den Orten des Land-
und Fahnen hier ihren obersten
Kriegsherrn. Eine schnurgerade Allee
führt von der Haltestelle in kaum 2V
Minuten nach dem Jagdschloß Sau
park, jenem einfachen Jagdhause un
terhalb des schwach bewaldeten Berg-
Jn diesem Schlosse pflegt der Kai
aus dem Jahre 1839 —40, der im
Jahre 1878 eine Erweiterung durch
den Anbau eines Speisesaals und 1888
durch Ausbau eines zweiten Stockwerks
erfahren hat. Das aus weite? Fern
sichtbare Schloß liegt frei vor dem
Walde, rechts von ihm das Kavalier
haus, links die Forstmeisterei. Im
Parterre des Schlosses liegt der wen!
Ger prunkvoll als gediegen ausgestatte
zimmer. Die Wohnräume des Kai
sers liegen ebenfalls im Parterre, und
zwar ein Empfangszimmer, das Ar
beitszimmer und das Schlaf- und An -
kleidezimmer. Die Räume sind nur
einfach ausgestattet und zum Theil mit
Jagdtrophäen geschmückt. In einer
Nische befindet sich ein mächtiger, aus
gestopfter Keiler, den der Kaiser 1891
im Saupark erlegte. Der lange Cor
det sich noch eine Wohnung für den er
sten Jagdgast des Kaisers; diese 'si
elegant und stillvoll eingerichtet. Ti
nnen Theil der Dienerschaft.
Der etwa 1450 liu große Hoch
wald wurde in den Jahren 1834 und
1835 als Wild- und Saupark ange
legt und in den Jahren 1836 bis
1839 mit einer gegen 2j Meter hohen
Steinmauer, die rund 22 Kilometer
lang ist, eingeschlossen. Mehrere
Chausseen durchziehen den Wald, und
wo diese ihn verlassen, sind eiserne
Thore und Forsthäuser gebaut, in de-
Wildsiitterungen stattfinden. Der
Wildbestand beträgt zur Zeit gegen
2(X> Stück Damwild, darunter viele
starke Schaufler uxd MV
dete. Vor jener Zeit wurden dort all
jährlich etwa 25 starke Rothhirsche
schössen. Bei den alle zwei Jahre im
Saupark stattfindenden Hofjagden
kommt knapp oie Hälfte des Wildes
zur Strecke. In diesem Jahre wird
fönst.
Der Saupark ist forstfiskalische!
Eigenthum. Sämmtliche Einnahmen
aus dem Wildstande bezieht der Forst
fiskus, während der Kaiser die Kosten
der Jagden und der Unterhaltung des
Wildgeheges, einschließlich der Fütie
rungskosten, aus seiner Privatschatulle
bezahlt. Interessant ist die Körnung
Saupark, besonders im Herbst, wenn
der Wald sich in malerischer Farben
pracht zeigt, wenn die schlanken Bu
chen auf dem „Hallermundslopse" ihre
rothgelben Blätter im Scheine der
Sonne glitzern lassen und die schroffen
Felspartien des Drakensberyes dem
landschaftlich so schönen Bilde, mit
dem Jagdschlösse im Vordergrunde,
einen wunderbaren Reiz verleihen,
wenn der Schall der Kirchenglocken aus
den Ortschaften der Umgegend zum
Walde herübertönt, kein Arbeiter im
Walde haut und hämmert und das
Damwild in Rudeln in den Gräben an
den breiten Fahrstraßen zur Aesunz
zieht. Prachtvolle Bilder aus dem
Wald- und Thierleben!
Lohnend ist eine Wanderung durch
diese königlichen Jagdgefilde. Schöne,
feste Fahrstraßen durchziehen das Ge
hege bis hinauf zu den etwa 18<X) Fuß
hohen Berggipfeln. Und welch präch
tige Forst, welch schöner BaumwuchS!
Ueberall bemerkt man die regsame
Hand des rührigen Forstmannes.
Forstmeister Zimmer, der seit mehre
ren Jahren dem Saupark vorsteht, ist
ei» ausgezeichneter Forst- und Weid
mann.
Selten hat die Natur «in geeignete
res Gebiet für die Schwarz- und
Damwildjagden geschaffen, als der
Saupark es bietet. Kein Wunder, daß
diese Jagdgefilde seit vielen Jahren
von Königen und Fürsten gern aufge
sucht werden. Während zu hannover
scher Zeit englische, russische, österrei
chische und deutsche Herrscher, Fürsten
und Staatsmänner dort häufig Ein-
Rothhirsch zur Strecke brachten, haben
seit dem Jahre 1867 auf Veranlassung
deS preußischen Hosei fast alljährlich
bezw. alle zwei Jahre im Saupark
größere Jagden stattgefunden. Prinz
Friedrich Karl von Preußen hat hier
Pirschfahrten erlegt. Kaiser Wilhelm
I. hat seit dem Jahre 1876 siebenmal
Wilhelm 11. besuchte als Kaiser den
Saupark im Winter 1889 zum er
sten Mal, und zwar in Begleitung des
damaligen russischen Thronfolgers, deS
jetzigen Zaren Nikolaus 11.
Tcltslniic Parfüms.
Zu den beliebtesten Parfüms gehö
ren gegenwärtig.GemüjeparsumS. Sie
Wohlgerüch« in populärem Sinne zu
sein, ihr Geruch ist zwar recht erfri
schend, aber ihm fehlt es anLieblichkeit,
außerdem berauschen sie auch leicht.
Schon aus diesem Grunde sind sie mei
stens nur im Freien zu benützen. Dies
trifft im höchsten Maße für Apfelpar
fllm zu,, das starl a» Chloroform erin
nert. Man könnte sich damit bis zur
Besinnungslosigkeit narkotisiren, und
die Dame, welche eS im Ballsaal auf
Taschentuch und Schultern gießen
wollte, würde wenig Takt beweisen.
Diese GemllseparfümS werden auch
niemals aus Fruchten, respektive Ge
müsen hergestellt, vielmehr setzt man
sich Weißkrautgeist, Lauch-, Petersilie-,
Sportskreisen Anklang finden. Eines
der „distinguirtesten" Stallparfüms ist
das stqrt riechende „KorrlopsiS".
Manche von diesen werden mit Pat
schouli versetzt. Ein sehr theures gibt
es auch, welches nach Juchten und tür
kischem Tabak zugleich riecht; dies gilt,
wenngleich man sich lieblichere Düste
Wohlgerüch« bilden di« Haar
parfüms. Sic sind in der Regel auf
Spiritus abgezogen, mit Chinarinde
abkochung vermischt und überaus
scharf duftend. Die feineren haben ei
geblich aus Haaren hergestellt wird. Je
kostspieliger sie sind, desto mehr tritt
derselbe hervor und desto weniger ist
rer Tos «» »er «»«erarur.
Zur guten alten Biedermeierzeit
endeten Lustspiel«, sowie große und
mit einer Verlobung over Hochzeit.
Unser heutiges Schriftstellergeschlecht
findet diesen Schluß langweilig und
Gelegenheit zu einem stimmungsvollen
Abschluß bildete. Sie sterben wie die
Fliegen dahin, auf hohen Bergen und
chenen Herzen, an ganz unmöglichen
Krankheiten, an Gift, am Revolver,
am langsamen sich zu Tode Seufzen,
fam, unerbittlich, im Keller, auf dem
Schiff, in der einsamen Studirstube,
im Wald, im Sumpf und auf anderen
Plätzen, die noch diel unappetitlicher
sind. Eine große Todessehnsucht
Icheint demnach in den Herzen unserer
modernen Schriftsteller zu schlum-
Tircus): „Immer und immer wieder
diese dressirten Elephanten! Ich sage
Dir, lieber Freund, diese Elephanten
hängen mir schon zum Halse 'raus!"
Die Hutnadel.
Reichlich viel SarkaSmuS, aber
auch manches Körnchen Wahrheit liegt
in der folgenden Philippika eines Mo
dekritikers über die Hutnadel: Wenn
unsereins ein Feind des weiblichen
Geschlechts wäre, und im Hinblick auf
all das Unrecht, das den Männern
von den Frauen seit Eva Her, geschehen
ist, wünschen würde, daß diese Unbill
gerächt würde, er müßte sich kindisch
über die Hutnadel freuen. Haar- und
Lockennadeln, Spangen und Agraffen.
Kämme und wer weiß was noch alles
belasten, so sollt« man meinen, das
Haargebäude einer Dame genug, aber
nein, sie muß noch einen Riesenhut
ausstülpen, und da dieser Windsänger
natürlich nicht hält, so wird er mit
zwei bis drei Hutnadeln befestigt und
dem Kopf wird damit ein Gewicht auf
gebürdet, gegen das ein Cylinder oder
„Chapeau claque" «in« Flaumfed«r ist.
Wo sind die hübschen Kapottehütch«n
mit ihren „Bindebändern" hingekom
men? Ich will mich nicht mal aus die
Kapottefa».'on versteifen, aber die prak
tischen Bindebänder, wo sind sie? Die
konnte man sich gefallen lassen, aber
seitdem eine wahnsinnige Mode jene
Rembrandthiite geschaffen hat, die
aussehen wie die Radrennbahnen, jene
Hüte, die so groß sind, wie ein
Schirm, und seitdem jede Dame, ob
groß oder klein, sich verpflichtet glaubt,
so ein Ungethüm aufzusetzen, sind die
Hutnadeln an""hre Stelle getreten.
Daß die Damenmode mitunter gräß
liche Erfindungen aufbringt ist so be
kannt, daß man nicht nöthig hat, da
rüber zu reden, die Hutnadel ist aber
der schlimmsten ein. Hm mit dem ge
ringsten anzufangen, sie ruinirt auf
die Dauer jeden Hut, er wird durch
löchert wie ein Sieb. Zweitens, und
das ist wirklich bedenklich, sie schadet
dem Haarwuchs. Oder glaubt eine
Dame wirklich, daß ihre Flechten das
ewige Zerren und Stoßen und Stechen
aushalten. Das wäre eine unerlaubte
Naivetät. Das dritte und schlimmste
ist, daß jede Hutnadel eine Gefahr
für die Nebenmenschen der Trägerin
ist. Wehe dem Manne, der nicht ängst
lich eine gewisse Distance von einer
Dame innehält, er kann zufrieden sein,.
kommt und nicht ein Auge einbüßt.
Was macht aber so ein arm«,r Teufel
im Straßenbahnwagen, der zwischen
zwei Frauen oder Jungfräulein sitzt?
Er muß den Kopf starr und gerade
und unbeweglich halten, sonst ists um
ihn geschehen, er wird angespießt, wie
ein Schmetterling. Auch ein Muthi
ger zittert in einer Garderobe, wenn
im dichten Gewühl die Damen umher
laufen, die eine Nadel einstecken und
die zweite und dritte im Munde halten
Dorn röschen. Und dabei, und
das ist der Humor davon, taugen die
Dinger nichts. So wie ein leiser
Wintnug sich erhebt, schwanken die
Hüte hin und her. drohen davon,»flie
gen und die Nadeln haben nur die
Wirkung, dak die mühsam aufgebaute
Frisur inii flöten geht. Schade, daß
man so einer Mondaine nickt zeigen
kann, was für eine Figur sie macht,
wenn sie mit einer Hand das Kleid
rafft und mit der anderen den Hut
feNhält, da vier Nadeln nicht genügen.
Sie würde vielleicht die Hutna
del Pensioniren. Vielleicht, aber nicht
wahrscheinlich, und da die Bänder
schwerlich sobald wieder das Feld er
obern, die Riesenhüte es schwerlich so
Erfindung zur Befestigung deS Hutes.
Der Mann, der sie bringt, verdient
Millionen und wird sie verdienen.
«si» «bttttcucr'in^Pcntlucla.
Ein englischer Parlamentarier, der
vor geraumer Zeit Venezuela bereiste,
weiß über ein bezeichnendes Aben
teuer. daS er in Caracas hatte, zu be
richten. Es wurde ihm die Auszeich
nung zu Theil, mehrere oenezolanische
Staatsmänner interviewen zu dürfen.
Einer lud ihn schließlich nebst mehrere.,
andern Herren zu einem Besuch in sei
ner Villa ein. Man dinirte und ging
erst spät Der En^län
zu übernachten, womit e/ sich gern ein
verstanden erklärte. E5 mochte wohl
eine Stunde geschlafen haben, als er
durch ein Geräusch in dem zur ebenen
Erde gelegenen Zimmer erwachte und
jemanden durch das Fenster verschwin
den sah. Er sah sofort nach seinen
Sachen und bemerkte, daß außer Uhr
und Kette, goldenem Cigarren-Etui
auch die Börse fehlte. Am nächsten
Morgen begab sich der Bestohlene so
fort in das Regierungsgebäude, um
seine Beschwerde zu erheben und dem
betreffenden Minister auf seine
nach dem Aussehen des Diebe- , u er
widern, daß er eine merlwürdige
Ähnlichkeit mii ihm (dem Minister)
selbst ausweise. „Sehr merkwürdig!"
sagte dieser, „ich kenne niemanden, der
mir ähnlich sähe!". „Um so leichter
sollte es Ihnen fallen", erwiderte oer
Engländer, „die gestohlenen Sachen
wieder herbeizuschaffen." Und das ge
geschah, denn schon nach dem Verlauf
einer halben Stunde hatte der Herr
s«n Eigenthum wieder.
ten> Hosenträger " „lch
aus?' hab' mich schön gehütet.
Das Wasser hat keine Ballen."