Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 22, 1903, Page 3, Image 3

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    Olle lllMe IlllN.
(6. Fortsetzung.)
Eines Tages, lurz nach dem Em
pfang von Davids Epistel denn
Brief konnte man seine Zuschrift doch
nicht nennen äußerte Jfabella den
lebhaften Wunsch, einen Empfangs
abend zu veranstalten. Lady Arabella
setzte sich hin, schrieb an ihre Bekann
ten eine Unzahl Briefe, in denen sie
von der Schönheit, der Liebenswürdig
keit, dem Geist und dem Reichthum
hieben Frau Cope", nicht genug zu er
zählen wußie. Das amüsirte die „Ge
sellschaft", sie wurde aus diesen neuen
„Stern" neugierig, und Neugier ist
beim Weibe die Hauptiriebfed«r ihrer
Handlung«». „Man" beantwortete
die Einladung meist zustimmend, und
Arabella strahlte vor Freude. Jfa
bella fügie der Liste noch ein halbes
Dutzend Namen hinzu, darunter den
jenigen David Threshers; im Uebrigen
überließ sie das ganze Arrangement
ihre: „Freundin". Diese engagirte
«inen beliebten Bariton, sowie einen
französischen Tausendkünstler, der ge
rade durch seine Tricks in ganz London
von sich reden macht«, und gab dem
MajordSmus Geinter freie Hand be
züglich des Büffets; alles Uebrige
mußte man dem Zufall überlassen.
Und der Zufall wollte es, daß Cope
gerade seine schlimmsten Launen hatte,
denn seine Lag« begann ihm nachge
rade unerträglich zu werden. Er fand
sich von einer Reihe ihm nicht nur un
erwart«ter, sondern auch ganz neuer
Umstände umringt, die ihn der Raserei
nahe brachten. Er hatte gehofft, Jfa
bella den Meister zu zeigen, und
mußte nun wahrnehmen, daß ihm di«S
nicht gelingen sollte.
In der Hoffnung, sein Ziel bald zu
erreichen, hatte er sich herbeigelassen,
diesen Jalobs um sich zu dulden. Er
ließ ihn zwar oft genug seinen Haß
fühlen, indem er sich durch Flüche und
sogar Zärtlichkeiten Luft machte; aber
Jatcbs war nun einmal das einzige
Medium, durch das er von den Vor
gängen in dem Haushalte Kenntniß
erlangen konnte. In den ersten Tagen
v«rmocht« er nur schwer der Versu
chung zu widerstehen, diesen unaus
stehlich steifen und correcten Menschen
vor die Thür zu setzen, der ihn mit sei
nen zudringlichen Dienstleistungen um
seine Unabhängigkeit zu bringen droh
te, aber er widerstand sowohl dieser
Versuchung als auch der, sein altes
Wanderleben wieder aufzunehmen.
Josua Cope war gewöhnt, durchzu
setzen, was er sich vorgenommen hatte,
und wollte auch Jfabella gegenüber
nicht den Kürzeren ziehen. Er lauerte
nur auf eine possende Gelegenheit, um
seinen Trumpf ausspielen zu lönnen.
Freilich sah er bald ein, daß er es mit
einem ebenbürtigen Gegner zu thun
habe, aber vor den Augen der Welt
wollte er seine Niederlage nicht einge
stehen; deshalb blieb er im Hause und
ließ sich sogar ein Rauchzimmer ein
richten.
und auch, daß seine Frau einen Em
pfangsabend für Mittwoch, den 17.,
plane. Das gab ihm zu dcnlen. Er
zog sich in's Rauchzimmer zurück, kaute
an seinen Nägeln, paffte eine Cigarre
plante Böses. Die Stunde der Rache
hatte geschlagen. Mochte Jsabella auf
ihrem Schein beharren, er würde schon
Mittel und Wege finden, ihr das Le
ben ebenso zu verbittern, wie sie ihm.
Cope fähig war, wenn man ihn
reizte!
Am 17. Morgens bemerkte Jakobs
beim Ankleiden seines Herrn, daß die
ser ungewöhnlich guter Laune sei, über
Natur der Bestien nicht.
„Ist Frau Cope zu Hause?" fragte
Josua plötzlich.
..Ich glaube schon."
„Ich möchte sie gern sprechen. Doch
nein lieber nicht. Sie werden ihr
nach dem Frühstück eine Botschaft über
bringen. Sie frühstückt doch wie ge
„Zu Befehl, Herr Cope."
ten, daß ich sie grüßen lasse und sie ge
gen drei Uhr zu einer längeren Spa
zierfahrt abholen werde. Zum Diner
habe ich heute zwei Freunde eingeladen.
Berstanden?"
„Jawohl!" entgegnete Jakobs ruhig.
Die beunruhigende Botschaft hatte nur
ein leises Zitwrn seines linken Lippen
„Wiederholen Sie die Botschaft!"
befahl Cope, der das bemerkt Halle,
boshaft.
Jakobs that, wie ihm befohlen wor
den. Er wußte, daß eine Katastrophe
im Anzüge sei, und war höchlich er
staunt über die Gleichgiltigkeit, mit der
Jsabella die Nachricht aufnahm. Sie
horte ihn ruhig an und bat ihn, seinem
Herrn zu sagen, daß sie sowohl zur
Ausfahrt, wie zum Empfang seiner
Gäste bereit sein werde. Kaum hatte
sich die Thür hinter ihm geschlossen, als
die beiden Damen Kriegsrath hielten.
Lady Arabella verstand anfangs die
Situation nicht und ärgerte sich blos
über die Rücksichtslosigkeit Copes. Jsa
bella klärte sie jedoch bald aus:
„Meine Liebe, die Sache ist ernster,
als Sie glauben. Die .beiden
Freunde" scheinen mir sehr verdächtig,
denn ich fürchte, daß e» sich da nicht um
wirkliche Gentlemen handelt und mein
Mann uns nur blamiren will. Er muß
von meinem EmpfangSabend gehört
hairk."
„WaS gedenken Sie also zu thun?"
fragte Lady Arabella ernst.
.Ich weiß nicht, denn ich fische ja im
Dunleln. Um sich leiner Blamage
auszusetzen, wird es am besten sein,
all' de» Eingeladenen sofort zu tele
graphiren, daß ich plötzlich ernstlich er
tranlt sei und heute nicht empfangen
lönne."
„Da weiß ich besseren Rath Sie
empfangen einfach in einem anderen
Hause. Wir wollen Ihren Mann
übertrumpfen," entgegnete Lady Ara
bella.
„Wie wäre das möglich?" rief die
unerfahrene Jfabella.
„Wollen Sie mir freie Hand lassen?
Sie sollen sehen, daß ich Alles bestens
Jfabella nickte. Lady Arabella klin
gelte und befahl dem eintretenden Die
ner, den Wagen so rasch als möglich
vorfahren zu lassen. Wie ein Streit
roh durchmaß sie das Boudoir, um
ihren Kriegsplan auszuhecken.
„Jetzt ist's halb elf. bis ein Uhr
werden alle meine Freunde telegra
phisch verständigt sein, daß Sie in
folge eines geplatzten Gasrohres heute
nicht in ihrem Salon empfangen kön
nen, sondern Assheton Square No. 2.
Das ist nämlich das Haus meiner
Cousine Lady Pomfrey, die momentan
am Nordtap weilt und mich ermächtigt
hat, in ihrer Abwesenheit ihr Haus als
das meinig« zu betrachten."
„Vortrefflich! Lady Arabella. Sie
sind ein Engel!" rief Frau Cope er
freut und begleitete sie zu dem Wagen,
ihr gern alle Anordnungen für den
Abend überlassend.
Während Lady Arabella in Asshe
ton Square ein Heer von dazu aufge
nommenen Dienern, Blumenhändlern
und Dekorateuren in Bewegung setzte,
fuhr Frau Cope mit ihrem Mann, aus
dessen Augen Kobolde der Schaden
freude blitzten, in den Regents Part.
Die Ausfahrt dauerte zwei Stunden.
Als sie wieder zu Hause anlangte,
fragte Jfabella mit erheuchelter Gleich
giltigleit: ,
„Wer sind die Freunde, die heute bei
uns diniren sollen?"
„Tonls und Shorter."
„Wer und was ist Herr Tonls?"
„Mein alter Freund."
„Und Herr Shorter?"
„Ein zweiter Freund."
„Ich werde die Herren im Salon
empfangen; sollten sie mir aber nicht
gefallen, dann werden sie mich schon
entschuldigen, wenn ich mich zurück
ziehe. Ich bin gewöhnt, in meinem
Verlehr wählerisch zu sein."
Cope verneigte sich tief, wie am Tage
seiner Werbung. Dieses Weib athmete
eineWiirde, der-man sich beugen mußte.
Die Geschichte ging nicht nach seinem
wunderliche alte Theerjacke mit einem
Stelzfuß. Er schien sich durch die Ein
ladung sehr geschmeichelt zu fühlen,
denn er hatte sich extrafein herausge
putzt. Ein sauberes Flanellhemd, eine
blau- und weiß-gestreifte Weste, eine
Lodenjacke und ein grellroiher Shlips
bildeten seine Gesellschaststoiletie.
Sein sonnenverbranntes, gutmüthiges
IHesicht strahlte förmlich vor Freude.
' „Da bin ich, alter Knabe!" gröhlte
Stich, auf ihn lannst Du Dich verlas-'
sen. Wir haben nicht vergebens fünf
zig Jahre an derselben Leine gezogen.
Kamerad!"
Im Salon wurde der lebhafte Kauz
mit ruhigem Ernst von Jfabella, die
sofort sein Herz eroberte, empfangen.
„Ich freue mich, Sie lcnnen zu ler
nen, Mylady!" sagte Tonls salutirend
mit gedämpfter Stimme.
„Ich heiße Sie willkommen, Herr
Tonls, und hoffe, daß Herr Cope Ih
nen bereits gesagt hat, daß ich heute
verhindert bin, mit den Herren zu
speisen."
„Nein, meine Dame, er hat mir
nichts gesagt und es thut mir sehr leid,
Sie nicht bei Tische zu sehen, sehr leid,"
fügte er mit einer tiefen Verbeugung
haftem Grinsen vorgestellt hatte, da er
sich viel Vergnügen von dem Entsetzen
feiner Frau versprach, wurde sehr
mißvergnügt, als er sah. mit welchem
Talt sie sich aus der Affaire zog, und
wie sehr sie Tonis imponirte.
„Ich bin bei einer Freundin einge
laden," wandte sie sich an Cope, der
sich wiederum verneigte. Aergerlich
kam er zu dem Bewußtsein, daß er sich
zu viel verbeuge, Jfahella gegenüber
imnier inehr an Halt verliere und von
ihr in den Hintergrund gedrängt
werde. Er, der gewöhnt war, seinen
Willen um jeden Preis durchzusetzen,
mußte sich dem dieses merkwürdigen
Weibes, dessen Kräfte er unterschätzt
Hatte, fügen. Das war eine für ihn
entschuldigen."
Ohne sich weiter um die Gesellschaft
zu kümmern, verließ sie den Salon
Toilette vor dem Spiegel stand, und
lächelte zum ersten Male feit ihrer
Verheirathung mit Cope. Sie war
Mittlerweile führte Cope seine Gäste
die Bedienung tadellos, aber die
Freunde Copes fühlten sich nichts
weniger als behaglich. Die Zahl der
Gänge und die vielen Weingläser und
Bestecke verwirrten sie. Auch waren
sich Tonks und Shorter gegenseitig
unsympathisch, woraus der erstere kein
Hehl machte und es den letzleren deut
lich fühlen ließ, indem er erklärte, daß
er es nicht leiden lönne, wenn Leute,
deren Lebenslauf kein besonders mora
lischer sei, durch priesterhafte Kleidung
und heuchlerische Mienen ihre Mit
menschen glauben machen wollen, daß
sie Tugendbolde seien. Diese scharfe
und anzügliche Kritik lähmte Shorter?
Zunge.
„Ja, ein Haifisch soll ein Haifisch
sein und nicht die Hülle eines Weiß
fifchchens annehmen. Pfui über solche
Heuchler!"
Im Laufe der Mahlzeit, nachdem er
bereits verschiedene Sorten Weins
hinter die Kravatte gegossen, begann
Tonks von früheren lustigen Zeiten zu
sprechen, da er und sein „lieber Genosse
Cope" zusammen Schmuggel trieben,
wovon auch die rothe Narbe in Josuas
Antlitz Zeugniß ablege.
„Das waren andere Zeiten, was,
Freundchen? Wir Achtundvierziger,
wir wissen, was leben heißt! Wir
hatten noch Courage, es mit dem Teu
fel aufzunehmen. Die heutigen Men
schen haben Buttermilch statt Blut in
Strohpuppen, Schufte mit scheinheili
gen Masken! Pfui, wie ich diese
Bande hasse!" rief er mit einem be
zeichnenden Blick auf Shorter, der in
sich zusammensank und es nicht wagie,
von seinem Teller aufzusehen. Diese
Feigheit brachte die aufbrausende
Theerjacke vollends aus dem Häuschen,
und er stieß heftig mit seinem Holzsuß
auf den Boden und brüllte, krebsroth
„Was wissen Sie von dem wilden
Jahre 48? Solche Leute hätte man
einfach zu Brei zerstampft. Oder
wissen Sie vielleicht, wer Shorrocks
war? Woher sollten Sie das wissen?
Aber ich und mein Freund Cope, wir
sind andere Kerle, wir haben dem Teu
sort:
Wctte Rum und hüllte sich in dichte
Um diese Zeit ging es in Assheton
Prinzessin von Geblüt aussah. Man
zu glänzen.
David Thresher lam sehr spät. Die
Einladung hatte ihn beunruhigt; sie
vor. Die wenigen Zeilen, die ihm
Arthur als Antwort Jsabellas üb«»
endlich, ihrer Einladung Folge zu lei
sten. Im Laufe des Abends näherte
cken. Ein Glück, daß sich Lady Ära»
that. Als Thresher Jsabella die Hand
reichte, stieg ihr eine heiße Blutwelle
in's Gesicht und sie zitterte am ganzen
Schmerz, Elend und Verzweiflung
waren vergessen und im Moment
dachte Thresher gar nicht daran, daß
ein unüberwindliches Hinderniß sie
trennte.' Er fühlte sich unaussprech
lich glücklich, von ihr eingeladen und so
begrüßt worden zu sein, wie er früher
nie begrüßt worden war. Sie hatte
zwar nur wenige Worte gesprochen,
aber der Ton macht ja die Musik.
„Ich muß Sie sprechen, bevor Sie
gehen, warten Sie in der Nähe," flü
sterte sie ihm rasch zu, ehe Lady
bella, die sie beobachtete, sich ihr nähern
konnte. Thresher verbeugte sich und
schloß sich dann einer in der Nähe ste
henden Gruppe an.
„Wer ist der Herr, mit dem Sie so
eben sprachen, meine Liebe?" flüsterte
jetzt Lady Arabella. „Ein merkwür
dig interessanter Kovf! Sie glauben
gar nicht, wie unschätzbar es ist, solche
Freunde zu besitzen. Wollen Sie mich
nicht dem Herrn vorstellen?"
Jsabella winkte David herbei und
stellte ihn ihrer „Gönnerin" vor, diese
machte aber ein so ernstes Gesicht und
verbeugte sich so steif und kühl, daß er
nicht ahnen konnte, wie nett sie sich
vorhin über ihn ausgesprochen. Er
sagte einige Gemeinplätze und wollte
sich wieder zurückziehen, aber Lady
Arabella fragte ihn, ob er die „liebe
Frau Cope" nicht in den kleinen Saal
führen wolle, wo sich gerade der fran
zösische Zauberkünstler produzire.
Arabella war eine gewandte Dame
und wußte immer, was sie that und
sprach. So oft Jemand sie fragte,
welches eigentlich Herr Cope sei, ant
wortete sie schlagfertig:
„Er ist gar nicht hier, denn er liebt
die Gesclligl-it nicht; er denkt nur an
feine Geldsäcke, wie die meisten Kauf
leute heutzutage."
Der französische Zauberkünstler er
regte die qjlgemeine Aufmerksamkeit,
qur Jsabella und David, die sich in
eine stille Ecke zurückgezogen hatten,
sahen nicht, was auf der Bühne vor
kling.
„Erlauben Sie mir, Frau Cope,
Ihnen zu versichern, daß ich Sie aus
tiefster Seele bedaure und daß Sie in
jeder Beziehung über mich verfügen
lönnen," flüsterte David.
„Jetzt bin ich davon überzeugt.
Morgen fahre ich mit meiner Mutter
zu längerem Aufenthalt nach Brighton
und werde täglich während des Con
certs auf dem Pier spazieren gehen....
Ah. sehen Sie doch, das ist ein geschick
tes Kunststück! Wie entzückt die Gäste
alle scheinen!"
Sie hatte keine Ahnung, was der
Zauberkünstler dort oben machte, aber
sie freute sich, daß er die Aufmerksam
keit der Gesellschaft auf sich lenkte.
abend zufrieden sein. Es war schon
sehr spät, als sich die letzten Gäste enl
den Brief gelesen. Auf welche Ideen
ihm fest. Eine Stunde nach Em
pfang ihres Briefes befand er sich be
reits auf dem Wege nach seiner Na
-IS.
stenstaub und Feuerhitze geschwächten
Augen. Nur die Nacht, die sonst so
gefürchtete Nacht, war ihre Freundin,
der Jemand den Herrn zeigen zu kön
nen und bei den Nagelschmieden seine
eine überwältigende Macht kennen
Verfall und Tod. Bom Tage ihrer
Geburt an ist ihr Leben nichts als ein
ger und Kälte ankämpfen müssen,
nichts als das krasseste Elend in allen
seinen Gestalten kennen lernen und
nicht wissen, was Glück ist? WaS darf
Ihr höchstes Ideal ist Ruhe und satter
dieses „Ideal."
Copes Nagelschmiede war ein düste
res Gebäude. Vor langer, langer
Zeit mochte es vielleicht ein freundlicher
Farmhof gewesen sein, heute aber war
es eine Hölle mit all ihrem Qualm.
In der Nähe befanden sich noch einige
verfallene Hütten die Wohnungen
der Arbeiter. Ueberall Schmutz und
Ruß!
Josua Corpe stand in der Thür ei
nes schmalen, niedrigen, langen Ar
beilssaales, rauchend, die Hände in den
Taschen vergraben, und sah einem
alten Mann zu, wie er Nägel in die
Ebenezer Warp machte einen eigen
thümlichen Eindruck. Sein runzeli
ges Gesicht war wachsgilb; seine lan
gen Locken wären wohl weiß gewesen,
wenn sie es in dieser Umgebung von
Schmutz und Eisenstaub hätten werden
können; seine Augen gaben zu denken.
Man hätte sie farblos nennen lönnen,
wenn nicht hie und da aus ihrem uner
meßlichen Tiefen Funlen gesprüht hät
ten. Sein vom Alter und Rheuma
tismus gebeugter Körper bewegte sich
nur mühsam, mußte aber einst recht
stattlich gewesen sein. Er trug ein
dunkles dünnes Hemd, die Aermel bis
über die Ellbogen aufgerollt, geflickte
Beinkleider, deren ursprünglich« Farb^
einen alten, zerfetzten Sack als Schürze.
Die Füße stickten in schweren Leder
„Niemand beraubt Sie hier, Herr
Cope," sagte er mit zitternder, schwa
cher Stimme. „Ich bin nur ein dum
mer Mensch, der leider nichts gelernt
hat, aber ich bin ein ehrlicher Mensch,
der die Nägel genau abwiegen und den
Preis machen lann."
„Und lügen," lautete die teuflische
Antwort.
„Nein, Herr Cope, das kann ich
nicht!" rief der Alte aufschnellend und
feinen Peiniger mit einem vernichten
den Blick messend. Im nächsten Au
genblick fiel er wieder in sich zusam
men und sein Auge blickte stumpf und
ausdruckslos in's Leere wie vorhin.
Mit den gleichmäßigen Bewegungen
eines Grubengauls fuhr er fort, die
Säcke mit fertigen Nägeln zu füllen.
Cope rauchte gemüthlich weiter; eS
machte ihm Spaß, den alten Mann zu
quälen.
„Ich höre, daß eine neue Nagel
schmiede hier errichtet werden soll,"
begann er nach einer Weile.
„Keine Nagelschmiede, sondern eine
große Fabril, wo die Leute ihre Arbeit
gut genug bezahlt bekommen werden,
um ihre Familien zu erhalten," ant
wortete Ebenezer erregt.
„Das wird sich erst zeigen,"
brummte Cope.
„Eine Fabrik, die so gut und geräu
mig erbaut wird, daß die Arbeiter,
ohne ihre Sesundheil zu schädigen, sich
den ganzen Tag darin aufhalten kön
nen und wo sie auch für ihre Familie
ein Heim bekommen," fuhr der Alte
eifrig fort.
„Was ist ein Heim. Neb?" fragte
Cope erbost.
„Ein Heim ist ein Platz, wo man die
Neugeborenen warten und pflegen
ben, ihren Kopf in Ruhe niederlegen
können. Ein Heim ist ein Platz, wo
ein Christenmensch christlich leben
Ofen hat," sagte der Alle. Dabei
schössen Blicke auS feinen Augen. Man
hätte sich in diesem Moment »vi ihm
fürchten können.
fleißigen Ebenezer wendend, der ihm
wie ein Gespenst dünkte. Plötzlich
stieß er einen wilden Fluch aus, denn
Mittheilung des Arbeiters ein Vor
wurf und eine Kritik heraus geklun
beite hier Jahr um Jahr, Tag um
Tag, als Jüngling, als Mann und als
Greis, aber das ist lein Leben für ei»
„Nehmen Sie sich in Acht, Jofua
Cope, daß Ihr Maß nicht überläuft,
voll, übervoll muß es schon sein, und
Sie zeugen und all die Geknechtelen
und Ausgesaugten. Gute Nacht,
Josua Cope! Der Tag des Gerichts
wird kommen, muß kommen; ich bin
Genick sitzt, mir können Sie nichts
mehr anhaben ulid deshalb warne ich
Sie. Hören Sie auf meine Stimme,
der Tag des Gerichts ist näher als Sie
glauben!"
Mit seinem zerfetzten Rock unter
dem Arm entfernte sich der Greis.
tele.
Spät m der Nacht pilgerte Josun
Cope zu der weit außerhalb des OrtS
fparniß errichtete große Etablissement
in aller Ruhe ansehen. Zu seiner
Wuth bemerkte er, daß all die für die
Waschkabine mit mehreren Lavoirs,
so daß die Arbeiter sich vor dem Essen
Hände und Gesicht waschen konnten.
in einem Matrosenanzug fast in die
Arme. Cope folgerte, daß dies Spitzer
sein müsse und fand die Stunde der
seitens des Eigenthümers der Fabrik.
Und er hatte sich nicht geirrt. In
Spitzers Begleitung befand sich ein.
16.
wäre zwar am liebsten
nur mit ihrer Mutter allein dahin ge
fahren, aber Lady Arabella verstand eS,
ihr begreiflich zu machen, daß eine jung
verheirathete Dame, die ohne ihren
Gatten reife, vorsichtig sein müsse, um
den Leuten keine Veranlassung zum
Gerede zu geben. Da Frau Foyle nur
selten das Zimmer verlassen könne,
müsse Frau Cope eine Begleiterin ha.
ben, wenn sie sich nicht wie eine Nonne
von aller Welt abschließen wolle.
(Fortsetzung folgt.)
Sie: ,O, Alfred Alfred Alfted!
l«n?" Er: „Aber Kind dasselbe
lönnte ich doch auch Dich fragen!"
Sie: „Eben drum!" ,
Gut gemeinte War
ivas hat denn der Angeklagt« verbro
chen?" Stedtherr: „D«r Hai ftemd«
Handschriften nachgemacht!" Bauer
(zu seinem Sohn): „Siehst, Töffel,
was es mit dem Lesen und Schreibe»
für 'in g'fährlich« Sach'ii it."
Für die KScht.
Grüne saure Bohnen. Die
Bohnen werden abgezogen, in Stücke
gebrochen und in Salzwasser weich ge
kocht. Indessen brät man j Pfund in
Würfel geschnittenen fetten Speck aus,
stellt die Grieben bei Seite, röstet i«
dem Speckfett einen Löffel Mehl, einen
Löffel feingehackte Zwiebeln und einen
Löffel feingehaste Petersilie gar, fügt
und soviel Essig .daß das Ganze einen
angenehm säuerlichen Geschmack be
kommt, giebt die Bohnen hinein,
dämpft sie noch ein Weilchen darin
durch und streut beim Anrichten die
Speckwürfel darüber.
Fleischpudding. Man nimmt
2 Pfund feingehacktes Kalbfleisch un»
vermengt es mit 1 Pfund zartem
Schweinefleisch, welches ebenfalls fein
gehackt wird. Dann rührt man ein
viertel Pfund Butter zuSchaum. giebt
nach und nach 6 Eier hinzu, für S
CtS. ohne braune Rinde geriebenes
Weißbrot, Salz, Pfeffer und Muskat
nuß, und vermengt das gehackteFleisch
gut damit. Der Pudding wird in einer
ausgestrichenen Form zwei Stunden
gelocht, wie ein süßer Pudding. Der
gargelochte Fleischpudding wird auf
eine Schüssel gestürzt und die Sardel
lensoße nebenher gereicht.
~B oe u 112 ü l a mo d e". 4 K
Pfd. abgehangenes Ochsenfleisch vom
Schwanzstück wird gespickt und mit
Bindfaden geschnürt, damit dasFleisch
dicht beisammen und dadurch saftiger
bleibe. Dann belegt man den Boden
einer tiefen Kasserolle mit Speckschei
ben und geschnittenem Wurzelwerl.legt
das Fleisch darauf, gießt halb Wein,
halb Fleischbrühe darüber, deckt es fest
zu und läßt es 4—S Stunden lang»
sam dämpfen, indem man es öfters»
umwendet und begießt. Kurz vor dem
Anrichten, wenn das Fleisch weich ist.
nimmt man es aus der Brühe verdick»
dieselbe mit etwas in Butter geschwitz,
t-m Mehl, thut etwas Würze
daran und gießt die Soße durch
ein Sieb über das in gefällige Stücke
zertheilte Fleisch.
Schweinskotleletten mit
Kräutern. 2 Pfund Schweinslo
letien werden sauber hergerichtet, ge
klopft, gesalzen, in Mehl umgewendet
und in steigender Butter schön hell
braun gebraten. Dann fügt man fein
gehackte Champignons, Zwiebeln und
Petersilie hinzu, läßt gut andünsten,
gießt hierauf etwas Fleisch,
brühe dazu und dämpft. Fleisch
und Pilze, Zwiebeln und Petersilie
noch ein Weilchen darin durch. Nach
dem das Fleisch herauk nommen.wir»
die Sauce nach Salz und Pfeffer ab
geschmeckt und über den Ccteletten an
gerichtet.
Nußkräpfchen. 7 Unzen But
ter werden eine Viertelstunde abgetrie
ben und dann mit 2i Unzen Zucker,
einem ganzen Ei und'lo Unzen Mehl
vermengt. Der Teig wird gut verarbei
ten, federkiel dick ausgewalkt und mit
einem kleinen runden AuSstechm ausge
stochen. Dann werden die Scheiben auf
einem mit Wachs ausgestrichenen Blech
langsam "ebacken. Wenn sie erkaltet
sind, wird die Hälfte der Scheiben mit
einer in folgenderWeise bereiteten Fülle
bestrichen! In j Pint lochend? Milch
gibt man so viel geriebene Nüsse, als
die Flüssigkeit annimmt, läßt dies ver
lochen und dann auskühlen, worauf
man die Masse nach Geschmack zuckert.
Sobald die Hälfte der Scheiben mit
dieser Fülle bestrichen ist, werden dil
"I llustr i r t e Gurte n" sind
Gurken zuletzt init kleinen, niedliche»
Gebackene Hühnchen. Die
in vier Theile zerschnittenen Hühnchen
werden eine Stunde lang in Salzwas
ser gelegt, abgetrocknet, in Mehl her
umgewälzt, dann in zerquirltet Ci ein
getaucht und dick mit geriebener Sem
mel bestreut, hierauf in ganz heißem
Schmalz oderSchweinefett schnell aus
gebacken. Mit ebenfall» m siedendeir
Fett auSgebackener Petersilie und Ci
tronenscheiben ausgeputzt, reicht man
sie mit jung?» Gemüsen oder mit neu?»
Englischer Dattelpud
ding. Man entkerne j Pfund Dat
teln, hacke sie fein und vermische sie mit
teln mit einem geschlagenen Ei dazu.
Man gießt die Masse in eine gekai.
terte Form und kocht sie im Wasser
bade 2 Stunden.
Verlorene Liebesmüh.
Fremder: Sagt mal, warum beffenJhr
das Dach nicht aus? ES regnet ja
herein! Ländlicher Wirth: Heute kann
man'S doch net ausbessern, bei dem
Welter! Fremder: Ihr könnt ei aber
,-epariren, wenn's schön ist. Wirth:
Wenn'S schön iS. ii' nimm« nöti'! 3