Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 15, 1903, Page 3, Image 3

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    Ane KOre Wu.
(S. Fortsetzung.)
„Slipper, Eales' Schreiber, der die
wöchentliche Abrechnung gebracht hat."
Der Capitän n>ar durch diese Aus
kunft nicht gan, befriedigt. Der felt.
same Kauz erschien ihm verdächtig,
sein Verwandter in Gefahr «r nahm
sich vor, aufzupassen. Kaum war Che
riton hinter der Portiere verschwun
den. als er auf die großartige Idee
kam. ihm zu folgen. Vorsichtig lüftete
«r di« Portidre, öffnete ebenso vorsich
tig die massive Thür und betrat ein
großes Speisezimmer, dessen Wände
mit Oelgemälden behängt waren
«ber keine Spur von Cheriton. Ge
rade der Thür gegenüber hing ein le
bensgroßes Bild Karls d«s Ersten in
«inein schweren, etwa acht Fuß hohe.,
Goldrahmen, am anderen Ende der
Wand als Pendant die Königin Hen
riette und zwischen diesen beiden Bil
dern ein zwanzig Fuß langes Ge
mälde, „Die Gefangennahme d«r sieben
Bischöfe" darstellend. Eine imposante
Wanddecoration aber wo steckte
Cheriton? Hatte ihn die Erde ver
schlungen?
Dem tapferen Capitän lies ein«
Gänsehaut über den Rücken. In die
sem Hause schien es wirklich nicht mit
rechten Dingen zuzugehen. Er «ii!e
vn'S Fenster und blickte in einen schö
nen, gepflegten Garten, aber auch hier
keine Spur von Cheriton und nirgends
«ine Thür, hinter der er verschwunden
sein tonnte. Seine Unruhe wuchs von
Minute zu Minute. Plötzlich hörte ec
«in l«is«s Knirschen, er drehte sich hastig
in's Zimmer zurück und blieb vor
Schreck wie gelähmt stehen. Seine
Majestät König Karl der Erste be
wegte sich nämlich mitsammt dem Rah
men und im nächsten Augenblick stand
auch Cheriton vor dem halb erstarrten
Capitän und herrschte ihn zornig an:
„Was thun Sie hier? Welche Frech
heit, sich hier einzudrängen! Habe ich
Ihnen nicht gesagt, daß Sie im Vesti
bül warten sollten, bis ich Sie m«i»em
Hirrn melde?"
Krachend flog König Karl wieder an
seinen Platz zurück. Der sassungSlose
Joybell stammelte «ine Entschuldigunz
und Cheriton deutete nach der Thu«:.
Er begleitete den „zärtlichen Verwand
ten" nicht hinaus, wie es sich für einen
lein hinaustrollen, da er mit seinem
Rücken König Karl den Ersten oder
das dahinter steckende Geheimniß
schützen mußte.
Capitän Joybell verließ wi« ein gz
schlagener Hund das Speisezimm:r.
Ihm war ganz eigen zu Muthe; sein?
Erlebnisse drückten ihn förmlich nieder.
Er athmet« «rst erleichtert auf, als er
endlich auf der Straße stand. In die
ser Stimmung wollte er sich seiner bes
seren Hälfte nicht zeigen, er mußte sick
«twas B«wegung machen und über die
Situation nachdenken. Als er nach ei
ner Stunde zu Haufe eintraf, befano er
sich wieder in rosigster Laune.
. Unser Verwandter hat die beste
Aussicht, noch viele Jahre zu leben. Er
sieht prächtig aus, der excentrische, lau
nische und kräftige alte Herr!" b«rich
t«te er seiner Frau mit einer Sicher
hätte.
12.
Nachdem sich Josef Eales von dem
Vcrschwinden seines Clienten üb:^-
seiner Schweigsamkeit verdankte er sei-
bei der Polizei. Tie
chen Bari, dem Anflug eines Schmcr
bäuchleinS und den gutmüthigen Au
gen, die so harmlos in die Welt blick
ten, eincn Detectiv vermuthet. Er de
saß weder oute Manieren, noch machte
cr den Eindruck besonderer Schneidig
keil. Man hielt ihn zumeist für einen
Handlungsreisenden oder einenFleiich
hauer. Selbst der geriebenste Verbre
cher hätte in dem behäbigen P.ter
Sl-ue leinen Deiectiv vermuthet.
Er körte dem Advokaten ausmcrl
sani zu, knüpfte dabei mechanisch den
e-indfaden zu einem Knoten, den er zu
iifsncn sich dann wieder bemüht-. Als
Eales seine Geschichte beendet katie.
sagte er in dem gleichgiltigsten Tone
der Welt:
„Eine seltsame Sache das, wie?"
Dabei gähnt« er und reckte sich. „Ich
habe schon gehört, daß man unmündige
Kwder entsührt oder schöne jung« Da
mcn; hier und da kommt es sogar vor,
daß man alte Jungfern, wenn sie
Geld haben, dieser Ehre theilhaftig
werden läßt; aber in meiner Praxis ist
es mir bisher noch nicht vorgekommen,
das; Jemand es der Mühe werth ge
sunden hätt«, einen ausgewachsenen
alten Herrn zu entführen. Wozu
auch?"
„Herr Louison ist Mitglied der Lon
doner Speicher - Tontinengesellschast.
Circa zwei Millionen Pfund fallen
dem Ueberlebenden zu. Sie müssen
wissen, daß nur mehr drei Mitglieder
Leben sind," erklärte Eales.
vermuthen also, daß die beiden
Undn«n nicht böse wären, wenn der
dritte, Herr Louison, um'S Lebe»
ls,!»r?"
„vd«r ihre Erben," sagte Eales.
,Hw. wer sind die Ueberlebenden?"
Brighton lebt, aber nie ihr Zimmer
verläßt, und Joshua Cope, ein alter
Schurke, der bald in diesem, bald in
jenem Hotel wohnt und viele Berbin
dungen hat. Er ist einer der Theilha
ber der Firma Schrieber Co. in dir
Minoriestraße, dann besitzt er Dünger-
Fabriken in Liverpool, Newcastle und
Glasgow, sowie eine große Nagel
schmiede in Halesowen. Er ist da und
dort und überall, trinkt viel Rum und
behauptet, daß er ewig zu leben ge
denke."
„Ein netter Mensch, dieser Cope!
Wessen Sie nichts Näheres über ihn?"
„Er kauft so viele crepirte Pferde
und sonstiges Gethier auf, als er nur
kann, verkauft aber kein Fleisch für
Katzen und Hunde, dagegen verschickt
er ganze Fässer halb gekochten Fleische»
nach London und wir wissen, daß die
rine Fleischconserven liefert."
„Sonst wissen Sie nichts über
Crve?"
„Nichts, als daß man ihn noch nie
bei einer Ungesetzlichkeit erwischen
tonnte. Er ist ein geriebener Fuchs."
Slade. „Wie steht'S mit den Erbent"
„Cope hat meines Wissens keine,
Fräulein Wiscomb dagegen einige
lehrt."
Auf der Fahrt nach Maida Lodge
erfuhr der Äetectiv alle Eigenthüm
lichkeiten des alten Herrn, soweit sie
Eales belannt waren, und auch, daß
der Advolat ihn nie persönlich gesehen
lung, di« Eales stutzig machte. AIS
Advolat mußte er sich sagen, daß sie
auch nicht unberechtigt sei, denn er ver
mochte durch gar nichts di« Existenz
seines Clienten zu beweisen. Was er
wußte, hatte er durch Cheriton er
„Jch stehe seit dem Tode meines Va
ters in lebhaftem brieflichen Verkehr
mit meinem Clienten," stammelte er.
„In brieflichem? Die meisten Men
schen können ja heutzutage schon schrei
ben," meinte Slade gähnend.
Eales fand ihn geradezu unaussteh
lich, diesen Diener der Hermandad, der
mit der dümmsten Miene den Nagel
auf den Kopf traf und ihn, den gewieg
ten Advokaten, in Verlegenheit setzte,
dabei lustige Gassenhauer summte, mit
dem Bindfaden spielte, gähnte, kurz,
sich benahm, als ob ihm die gleichgiltig-
Mission.
„Sie wollen doch nicht behaupten,
daß mein Client der Sage angehöre?"
fragt- er gereizt.
„Soweit Ihre eigene Kenntniß
reicht, existirt er nicht," lautete die
trockene Antwort. „Sie mögen Ihre
Gründe haben, zu glauben, daß eine
solche Person, wie Herr Louison, un-
Name mag sogar im Londoner Adreß
buch verzeichnet sein; von Angesicht zu
Angesicht haben Sie den Herrn aber
nie gesehen."
„Aber mein Vater hat ihn ge
sehen "
„Ja, vor zwanzig Jahren, wie Sie
mir selbst sagten. Nehmen wir an, er
sei mittlerweile gestorben, Jedermann
hätte die Korrespondenz mit Ihnen
fortführen und Louifons Revenuen
einstecken können. Weshalb nicht?
Wir dürfen uns nicht selbst täuschen
wollen, Herr Eales, sondern müssen
unsere Nachforschungen auf eine feste
Basis begründen. Erlauben Sie, daß
ich klingle und nicht unnütz die Zeit
vertrödle!"
„Noch einen Augenblick Geduld, Herr
Slade. Da Sie der Ansicht sind, daß
Louison zu einen, Mythos geworden
ist, ich aber das Gegentheil behaupte,
muß es Ihre erste Aufgabe sein, dies
festzustellen, und das können Sie nur
mit Hilfe Cheritons."
„Soll geschehen," sagte der Detectiv,
energisch die Klingel ziehend.
Frau Cheriton össnete, Eales nannte
einfach den Namen seines Begleiters,
der neugierig wie ein Weltreisender
seine Augen umher schweifen ließ, bald
dieses Möbelstück, bald jenes bewun
derte und aus den „Oh!" und „Ah!"
gar nicht herauskam. Es gehörte zu
den Gewohnheiten Slades, seine Mit
menschen glauben zu machen, daß er
etwas Anderes sei, als er in der That
war. Seine Naturphilosophie hatte
ihn auch gelehrt, daß Funken durch
Reibung entstehen, und Funken führen
die Leute gewöhnlich darauf, Feuer zu
entdecken. Seine Politik bestand da
rin, Funken zu erzeugen, um das Feu«i
zu finden.
Aus Eales' Fragt, wo sich ihr Mann
befinde, antwortete die würdige Haus
halterin, daß er sich von den Schrecken
der Nacht noch etwas angegriffen fühle
und unten in der Küche kräftige Bouil
lon zu sich nehme.
„Daran thut er wohl; scheint ein
kluger Mensch zu sein," bemerkte Slade
wchlgemuth. „Aber jetzt, Frauchen,
los mit der Schauergeschichte! was ist
heute Nacht in diesem Musterhause vor
gegangen?"
Frau Cheriton Gäste vor
faden und bat die Haushälterin, mit
ihrer Erzählung zu beginnen, was sie
denn auch that, ohne die geringste Ver
legenheit zu verrathen.
hielt ich genau Umschau und sah, daß
die Treppenteppiche «in wenig verscho
ben waren, daß jener Lehnstuhl, der
sonst in der Bibliothek des Herrn zu
stehen pslegte, in die Halle hinunterge
bracht worden war und daß auch die
Matte Nicht auf ihrem gewöhnlichen
Platze lag. Beunruhigt schloß ich die
Thür und begab mich in den ersten
Speisezimmer, denn Herr Louison hat
die strenge Vorschrift erlassen, daß
Niemand ohne Cheritons Begleitung
weiter als bis dahin gehen dürfe —"
„Wo war Ihr Mann damals?" un
terbrach sie Slade.
„Das werde ich Ihnen sofort erzäh
len. Da er in Herrn Louifons Flügel
schläft und nie vor acht Uhr Morgens
sichtbar wird, wunderte ich mich nicht,
in einem der Zimmer hinter jener
Thür." Dabei deutete sie nach rechts
vom Eingang der Halle. „Als ich oben
nes kämen; ich eilte zu jener Thür und
klopfte aus Leibeskräften. Da ich
ich tonnte: „Cheriton, mach mir auf!
Was geht hier vor?" Wieder keine
Antwort. Mir wurde angst und bange,
regel. Vom Speisezimmer führt eine
Thür in die Bibliothek, ich drückte leise
auf den Knopf. Karl der Erste trat
zurück und ich schlüpfte hindurch, fand
Dieses hohe, geräumige Gemach bot ein
außergewöhnliches Interesse. Die
Wände waren sieben Fuß doch mit Bü
„Wieso kam Ihnen dieser sonderbare
Gedanke?" fragte Stade lächelnd. Er
lächelte immer, wenn er seinen Opfern
der Diener auf. „Ich kann nur nach
dem. was ich gesehen und gehört habe,
urtheilen, und ich weiß nichts mehr,
Hallunken eingestiegen sind."
„Ich möchte es auch sehen," sagte
Slade neugierig und die drei stiegen
führte, hinab. Am Treppenabsatz be
fand sich ein Fenster und auf dieses
machte er den Detectiv aufmerksam.
Eine der Fensterscheiben war kunstvoll
ausgeschnitten; sich hinauSbeugcnd,
den Schnitt genau, was ihm «in höhni
sches Grinsen entlockte.
„Wollen Sie nicht die Güte haben,
uns jetzt Ihre Bude ansehen zu lassen,"
sagte Slade mit ausgesuchter Höflich
keit.
Dies geschah und Cheriton legte sich
auf Ersuchen Slades auf's Bett, um
praktisch zu demonstrir«n, wie er die
Aufmerksamkeit seines Weibes auf sich
gelenkt habe. Alles stimmte mit den
Aussagen der würdigen Matrone
„Lassen Sie mich, bitte, Ihren Dia
dicsem Stück hi«r gemacht wurde?"
Cheriton sah sich den Scherben auf
merksam an, ehe er antwortete:
Und so war es auch in der That.
„Genial!" rief Slade ganz begeistert
aus und bat dann Eales um eine Pri
valunterredung, in der er seiner Mei
nung Ausdruck gab, daß der bisherige
Thatbestand ihn nur darin bekräftige,
den Verdacht aus das Ehepaar Cheri
ton zu lenken, da Alles, was in diesem
Hause vorgefallen sei, «benso gut von
den beiden Leutchen ausgeführt wor
den sein könne, wie von anderen Perso
nen. Der «rste Schnitt in der Fenster
scheibe sei wohl von außen ersolgt,
könne aber ebenso gut von Cheriton
„Was also ist JhreAnsicht?" forschte
Eales.
„Ich habe keine Jd«e," entgegnete
Slade, sich nachdenklich das Kinn rei
bend. „Man hat schon öfter Leute in
der Hoffnung auf Belohnung entführt.
Auch kann Cheriton seinen Herrn eben
so beseitigt haben, wie einer seiner
Tontinen - Genossenschaft. Vielleicht
Hat'S auch ein dritter, uns Unbekann
ter gethan. Wir wollen's einmal mit
einem Inserat versuchen."
Die Beiden machten sich daran, ein
packendes Inserat auszusetzen, aber
schon nach den ersten Worten blieben
sie stecken, denn keiner von ihnen hatte
eine Ahnung davon, wie dieser ent
führte Louison aussehen mochte, da sie
ihn nie geseh«n hatten. Und wieder
mußte Cheriton aushelfen. Er er
klärte, daß der Vermißte in aufrechter
Haltung 5 Fuß 11 Zoll maß, dichtes,
grauesttopshaar besaß und gewöhnlich
sehr zurückhaltend und schweigsam ge
wesen sei. Er trug immer einen
schwarzen Gehrock, einen Cylinderhut
und eine goldene Brille.
Slade hielt den „Fall" für hoff
nungslos, wenn sich nicht unerwartete
Ereignisse einstellen sollten. Cheriton
stimmte ihm vollständig bei und er
klärte dem Advokaten unter vier Au
gen, daß er den Detectiv für unfähig
halte, das Geheimniß aufzudecken.
„Ich werde selbst hinterher sein,
denn dieser Esel glaubt ja gar nicht,
daß mein Herr je gelebt habe, und hält
das Ganz« offenbar für eine Komö
die!"
13.
Die Entführung seines Onkels ließ
David Thresher ganz kalt. Was ging
ihn momentan der alte sonderbare
Mann an, den er nie gekannt? Sein
Kops und sein Herz waren von wichti
aeren und schmerzlicheren Dingen er
füllt. Nach mehreren ernsten Unterre
dungen mit Arthur, nach einer ebenso
ernsten Einkehr in sich selbst, und nach
dem sich sein maßloser Zorn ein wenig
aelegt, griff er zur Feder und warf
Folgendes zu Papier, ohne Aufschrist
und ohne Ansprache:
„In der ersten Bitterkeit meiner
Seele wollte ich Ihnen nicht schreiben,
ich aus der Asche meiner Liebe stehe.
Ich will Sie nicht einer Handlung an
t-agen, von der Viele sagen, daß Sie
ren ich mich hinterher hätte schämen
müssen. Jetzt erfüllt mich nur Erstau
nen, ein bis zur Krankhaftigkeit gestei
gertes Erstaunen. Ich kann ob Ihrer
Handlungsweise mit Ihnen nicht rech
ten, weil ich Sie nicht versteh«. Ge
stern noch sagte ich mir: Si« >var einer
echten, wahren, alle Hindernisse beseiti
genden, aufopfernden, reinen Liebe
denn? Ist's nicht besser für mich, daß
sich mir die brutale Wahrheit geoffen
bart hat, ehe es zu spät war und ich
meine Freiheit, das kostbarste Gut der
Menschen, für immer verloren habe?
Heute sage ich: Ich weiß es nicht! Ich
weiß eS nicht, weil ich nicht glauben
inir ja nie Jhr Wort gegeben, waren
also zu nichts verpflichtet. Ich habe
kein Recht, Ihnen Vorwürfe zu ma
chen oder auch nur zu schreiben; aber
im Namen Gottes, der uns Alle er
zeugt hat, im Namen der Liebe, der all
gewaltigen, beseligenden Liebe, die Sie
mir eingeslößt haben, im Namen der
allgemeinen Menschlichkeit, die nach
den höchsten Idealen strebt, frage ich
Warum haben Sie mein Idol
nerften umsponnen hat? Warum habe»
Sie mir alle meine Illusionen geraubt,
mich zum elendesten Geschöpf auf Got
tes Erde gemacht, indem Si« einen
Schritt thaten, den die Welt mit den
häßlichst«« Namen brandmarkt und
der mich an eine trostlose Zukunft, Sie
ab«r an ein« v«rabsch«uinSwerlhe Crea
tur kettet? Ich würde eine Zurückwei
sung ertragen haben, wenn Sie einen
Würdigeren als mich mit Ihrer Hand
beglückt hätten; aber wegen eines Cope
zurückgewiesen zu werden, das demü
thigt mich, das erfüllt mich mit gerech
ter Entrüstung und erschüttert die
Grundvesten meines Seins! Ich muß
trachten, Sie zu vergessen zu ver
gessen, was Sie mir gewesen sind! Sie
aus meinen Gedanken zu verbannen,
wi« Sie jetzt sind, wäre mir ein Leich
tes. Aber ein unbeflecktes Ideal zu
vergessen, das ich mit der edelsten
Weiblichkeit ausgestattet habe, ist un
möglich. Ich will eS auch nicht ver
gessen, sondern die Erinnerung an die
Huldgestalt, die mich mit ehrfürchti
gen Hoffnungen, mit einer unsterbli
chen Liebe und mit der Vorstellung ei
nes erhabenen Geistes erfüllt hat, im
mer wach erhalten, sie soll mir das
werthlose Leben erträglich g«stalten.
Die Hoffnungen haben sich zwar nicht
erfüllt, die Liebe ist ertödtet und die
Vorstellung hat sich als falsch erwiesen,
aber ich will mich doch an sie klam
mern, denn sie haben mir ja eine Zeit
lang das Leben lebenswerth gemacht
und jetzt retten sie mich vor der Ver
zweiflung. Das muß ich Ihnen alles
sagen. Leben Sie wohl."
„So, jetzt ist mir leichter, ich kann
wieder Mensch sein," rief Thresher,
während er diese Epistel zusammensal-
Jsabella Cope adressirte.
Arthur, mit dem ihn ein seltsames
als Freundschaft, ja selbst als die Liebe
Dich so wohl aussehend zu finden.
Weißt Du, ich fürchtete, Dich kreuzun
glücklich zu sehen."
Situation llberein, sie sah ihn daher
„Weißt Du, Jsa, mir wirst Du nicht
>?«isi»achen, dag Du diesen dieien
melte er, unter ihren Blicken erröthend.
„Du Du weißt nicht» Bestimm
tes? Und Du wagst, mir das zu sa
gen!" zürnte sie.
„Ich verstehe Dich wahrhaftig nicht,
Schwester! Säße ich jetzt hier, wenn ich
etwas wüßte?"
„Besinne Dich, Arthur! Hat Dir
Gefahr, die Dir fragt« si«
„Mir hat keinerlei Unannehmlichkeit
oder Gefahr gedroht, die mit Dir in
Zusammenhang gebracht werden könn
te. Ich habe erst von Milton am
Tage nach Deiner Hochzeit gehört, daß
Du g«heirathet hast und wen. Eigent
lich ist es gar nicht hübsch von Dir, daß
Du Deinen einzigen Bruder nicht ver
ständigt hast. Ich kann Dich v«rsich«rn,
daß ich bei der Nachricht vor Wuth fast
gerast und mich an Papa beinahe ver
griffen habe."
Jsabella war starr und griff sich
nach der Stirn, faßt« sich aber bald
und fragte dumpf:
„Stecktest Du nicht in ernstlichen
Geldverlegenheiten?"
„Wenig« denn je, denn ich habe ei
nen guten Schnitt gemacht; auf eigen«
Faust, weißt Du, 75.000 Pfund!"
Jsabella blickte grübelnd vor sich hin.
Irgendwo lauerte Verrath. Entweder
spielte ihr Bruder Komödie oder
diesen Gedanken wollt« sie gar nicht
ausdenken.
„Der langen Rede kurzer Sinn ist
der," unterbrach Arthur die ihm pein
liche Pause, „ich versteh« weder das
Wie, noch das Warum, noch auch, wie
auch ich meine Hand in dem schmutzi
gen Spiele gehabt hab«. Das Eine
kann ich Dir bestimmt sagen, Papa
hat sich in Dinge gemengt, die ihn ab
dann auch sofort aus der Brufttasch«
?,Jch habe Thresher versprochen. Dir
«s durch unser ausregendes Gespräch
fast vergessen. Hier hajt Du ihn."
Sie erröthete und nahm den Brief
nicht ohne Zögern in Empfang. Sollte
sie ihn öffnen, sogleich öfsnen oder
nicht? Ja; Niemand sollte sie schwach
gesehen haben. Hastig riß sie die Hülle
ab, las aber nur di« ersten zwei Sätze,
dann sprang sie auf, bat Arthur, zu
ivarten, und stürzte^ausüben, Boudoir.
Herzens geschrieben und ein
Aufschrei nach Aufklärung und Recht
fertigung war, fühlte sie doch aus jeder
Silb« die Vorwürfe einer gemarterten,
leidenschaftlichen Se«le, einer Seele,
die an sie glaubte, und die sich betrogen
wähnte! Sie fühlt« sich dem Wahnsinn
nah«. Daß sie unbewußt gefehlt hatt«,
kam jetzt nicht in Betracht, daß sie sich
für ein Nichts geopfert, that ihr weh;
daß sie überlijtet worden war, von
ihrem eigenen Vater überlistet, drohte
ihr das Herz zu brech«n und den Ver
stand zu rauben. Und gerade jetzt zu
diesem furchtbaren Bewußtsein zu
kommen jetzt, wo ihr durch den herz
zerreißenden Brief Davids klar wurde,
was sie an ihm verloren! Ihr Herz
klopfte zum Zerspringen, und bei jedem
Schlag brauste es ihr in den Ohren:
Du liebst ihn, liebst ihn, ebenso heiß
wie er Dich jetzt weißt Du's erst!
Btas nun beginnen? Ihr Groll war
rück. 3 sch
Arthur erschrak. War dieses bleiche,
gebrochen« Weib seine stolze, selbstbe
wußte Schwester?
„Gib dies.David Thresher und laß
mich jetzt allein, ich bitte Dich. Ich
habe uv-. Uieles^chzudenken.
Gesellschaft eingeführt fein. Es
Wohlerzogenen nicht forschen und die
d«n Klatschbasen Gelegenheit zu bos
haften Bemerkungen geben. Bös«
mittelt wurde. Wie dem auch sei, Lady
Arabella erwies sich thatsächlich als
s«hr nützlich und lootste ihre Freundin,
„die liebe Frau Cope", in den Hasen
der vornehmsten Gesellschaft. Die
edle Lady war weder jung noch schön,
sehr beliebt.
(Fortsetzung folgt.)
Jnßehandlung, Feldwe
bel: „Rekrut Dunkel, Si« Rhinozeros,
Sie Rindvieh, Sie Heupferd Sie
Aber wai nutzt bei Ihnen die bk,>
dtkdste Dialektik!"
Für die Äüche.
Zahme Ente als Wilden
te. Eine ältere Ente reibt man in
wendig mit einer zerdrückten Sardelle,
außen mit Salz, Pfeffer und gestoße
nen Wachholderbeeren ein; dann läßt
man sie einige Tage abliegen. Hieraus
giebt man sie in eine heiße Beize, welche
aus j Quart Wasser, j Quart Essiz
mit etwas rothem Wein, Wurzelwerk,
Zwiebeln und Gewürz nach Ge
schmack bereitet wurde. Nach einigen
Tagen dünstet man die Ente, mit Fett,
Beize und etwas saurem Rahm be
gossen, gut weich, wozu sämmtliche
Beize verwendet wird, die man zuletzt
mit den Wurzeln kurz eingehen läßt,
um sie dann geseiht über die Ente zu
geben.
Wintersalat. Man nimmt
j Pfd. Makkaroni, kocht sie in Salz
wasser recht weich und thut dieselben
auf ein Sieb. 2 dicke Knollen Selle
rie und 2 rothe Rüben werden gar
gekocht, welche zu schälen und darauf
in dünne Scheibchen zu schneiden sind.
Kopf Weißkohl recht fein gehobelt ist.
Ueber diese Masse wird eine Tassc
Himbeersaft und ein Theelöffel Senf
geschüttet. Zucker (etwa ein Eßlöffel
voll), Salz. Oel und Essig tann ganz
nach Belieben zugegeben werden. Vor
Pfeffernüsse, j Unzs Ge
sirt, 1j Pfd. Farin, d. ist Kochzucker,
3 Unzen Citronat, 3 bis 4 Löffel Ro-
Potwsche lj Pfd. Mehl gut ver-
W e i ß e b k u ch 2
stoßene Nelken und 2 Pfund feines
Mehl darunter. Man läßt den Teig
Veef-Stew. Zu diesem sehr
Suppenfleisch und Schmorbratenreste
verwerthen. Das Fleisch ist in j
Zoll dicke und 1 Zoll lange Streifchen »
zu schneiden. Man rechnet auf einen
Suppenteller voll Fleisch ein und einen
halben Suppenteller ebenso geschnitte
ein Eidick Butter oder halb Butter,
halb gutes Bratenfett und läßt dies in
ciner Pfanne mit zwei gehäuften Eß
zwischen werden in einem passenden
Topf recht reichlichZwiebeln mitßutter
geschwitzt. Das braune Mehl wird
dazu gegeben und mit Bouillon zu ei»
Pfeffer. Salz und Muskatnuß wird
und Kirnen befreite Tomaten und zu
letzt eine Tasse Sahne oder Milch hin
zu, läßt alles noch einigt Minuten ko
chen und giebt das Fleisch und die
Kartoffeln hinzu. Der Topf wird an
eine Stelle des Herdes, wo das Ge
richt mehr zieht als kocht, gestellt und
von Zeit zu Zeit vorsichtig umge
rührt.
Saurer Kalbsbraten. Die
abgeschlachtete, abgezogene und gut
gehacktem Gewürz eingerieben, dann
für 48 Stunden in eine Beize von
halb Essig, halb Wasser mtt M-i Lor
worden ist, wird es fein gespickt und
im Bratofen in zerlassener Butler un
ter fleißigem Begießen schön braun
und gar gebraten. Beim Braten muh
öfter etwas Brüh« und ab und zu ein
Löffel von Beize nachgefüllt werden.
Sobald der Braten gar ist, wird die
Sauce gut losgekocht, nach Belieben
noch durch ein Sieb gerührt, mit etwaZ
Braunmehl seimig gekocht, mit einem
oder zwei Löffeln Weißwein und einem
halben Theelöffel Maggiwürz« verfei
nert und in einer Sauciere neben dem
Braten gereicht.
Gebratene Leber mit M a
deirasauce. Man schneidet eine
Kalbsleber in fingerdicke Scheiben, be
streut sie mit Salz und Pfeffer und
wendet sie in Mehl um. In einer sehr
sauberen Bratpfanne macht man reich
lich Butter heiß und braun, brät die
Leberscheiben darin recht kroß und
richtet sie auf einer erwärmten Schüs
sel an. In der Butter rührt man ei
nen Lössel Mehl klar, giebt kalteiWas
ser hinzu, und so daß das Angesetzte
gut aufkocht, und läßt es einig« Mi
nuten kochen. Dann passirt man die
Sauce durch ein Sieb und giebt ein
Glas Madeira hinzu, worauf man sie
noch einmal aufkochen läßt. Zuletzt
giebt man ein nußgroßes Stück frisch»
Butter darunter und reicht die Sauce,
die sehr gebunden sein muß, in ein:»
erwärmten Sauciere z» der Leb«».
Die theuerste Camera de»
Welt kürzlich der Sultan von
Auslösen des
stimmt« Knopf ist mit «in«m prächtig
Diamant«» v«rzi«rt. Der Apparat
itet über s5OOO. 3